Kevin Kühnerts Rücktritt als SPD-Generalsekretär löst angeberische Exklusiv-Meldungen von Journalisten aus. Dabei war die Nachricht so exklusiv wie ein Schnupfen im Oktober.
Er mischt vermutete Vorurteile der Leser mit pittoresken Alltags-Beschreibungen und fügt ihnen ein paar Tupfer gefühliger Interpretationen hinzu. Eine überfällige Personenbeschreibung aus aktuellen Anlässen.
Der Juso-Chef spricht in einem Interview ausdrücklich nicht von einer Verstaatlichung von Unternehmen wie BMW, aber das ahnt man nicht, wenn man nur die Berichterstattung darüber verfolgt. Über reflexhafte Reaktionen und das Bestreben, eine Aussage bewusst verkürzt verstehen zu wollen.
Der „Bild“-Chefredakteur sagt, die gefälschten Mails seien nachrichtenrelevant geworden, als die SPD ankündigte, juristisch gegen sie vorzugehen. Das ist, wenn man sich die genauen Abläufe ansieht, nicht haltbar.
Seit zwei Monaten ist Juso-Chef und Groko-Gegner Kevin Kühnert im Auge eines Medienorkans. Ein Gespräch über journalistische Grenzüberschreitungen, Klein-Kevin-Puppen, Rucksäcke und Hoodies – und den Vorteil einer gewissen ironischen Distanz.