Wie lässt sich der politische Diskurs auf sozialen Plattformen retten?
Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck will Kanzler werden und ist seit kurzem wieder bei X. Er wolle diesen Ort nicht den „Schreihälsen und Populisten“ überlassen, schrieb er vergangene Woche als Begründung für seine Rückkehr. Doch kann eine Plattform wie X, gerade in Hinblick auf den anstehenden Wahlkampf in Deutschland, wieder zu einem Ort des gesitteten politischen Diskurses werden, wenn die zurückkehren, die sich für die Anständigen halten?
Ingo Dachwitz, Redakteur bei netzpolitik.org, findet diese Position „naiv“. Er ist diese Woche zu Gast bei Holger Klein im Übermedien-Podcast und sagt, Habeck ignoriere, „dass die Algorithmen der Plattformen genau die Inhalte belohnen, denen er widersprechen möchte: die lauten, die lügenden, die spaltenden.“ Man habe im US-Wahlkampf wieder gesehen, „dass es eine ganz schlechte Idee ist, die Foren, in denen wir unsere politischen Debatten abhalten, der Willkür von Konzernen zu überlassen“.
Wie sehr könnte X-Eigner Elon Musk auch im deutschen Wahlkampf mitmischen? Welchen Einfluss haben die großen Plattformen und Desinformation überhaupt? Inwiefern unterscheidet sich die politische Öffentlichkeit in USA von der in Deutschland? Und wie müssten Plattformen konzipiert sein, auf denen Wut und Hass nicht mit Reichweite belohnt werden?
Darüber sprechen Holger Kleiner und Ingo Dachwitz in der neuen Folge „Holger ruft an…“:
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Viele richtige und wichtige Punkte, allerdings „müssen“ Politiker dorthin, wo sich ihre (potenziellen) Wähler befinden. Oder eben zumindest dorthin, wo ein gewisses Medienecho erzeugt werden kann. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass hier X für Robert Habeck irgendeinen Vorteil bringen könnte. Mit „naiv“ ist das m.E. treffend beschrieben. Aber es gab wenigstens ein wenig Medienecho…
Leicht abweichender Meinung bin ich allerdings bei den Alternativen bluesky und insbesondere Mastodon. Dort „trifft“ man halt seine (potenziellen) Wähler auch nicht an, oder zumindest viel zu wenige davon. Medienecho? Fehlanzeige! Mastodon hat nicht nur diesen merkwürdigen Namen, sondern ist für die Masse potenzieller Nutzer auch viel zu kompliziert. Allein die Einstiegshürde dürfte unbedarfte Nutzer:innen abhalten, sich dort anzumelden. Ganz davon zu schweigen, dass man dort kaum jemanden antrifft. Da ist man nach ein paar Tagen gleich wieder weg. Kurz: total unattraktiv. Da kann es noch so vernünftig aufgebaut sein und viele rationale Gründe mögen für eine solche föderierte Plattform sprechen, es bleibt ein nerdiges Nischenprodukt.