US-Wahl

Und jetzt schalten wir live zu unseren Korrespondenten vor Ort, wo nichts passiert

Es war ein echter Wahlkrimi. Nicht so sehr die Frage, wer der nächste Präsident der Vereinigten Staaten würde, da zeichnete sich in der Nacht viel früher als von vielen erwartet ab, dass es wohl auf Donald Trump hinauslief. Aber wann würde der sich seinen Anhängern zeigen? Und wann Kamala Harris? Und ob überhaupt? Und wie wäre die Stimmung dabei? Und wie an anderen Orten im Land, wo Menschen sich zum Feiern versammelten oder jedenfalls versammeln wollten oder vielleicht mal versammelt hatten?

Zum Glück hat die ARD noch die Ressourcen und scheute keinen Aufwand, das deutsche Publikum gründlich über diese Fragen zu informieren. „Natürlich hat das Studio Washington alle Korrespondentinnen und Korrespondenten an die wichtigsten Orte hier im Land geschickt, um dort direkt vor Ort den Puls zu fühlen“, sagte die Studioleiterin Gudrun Engel, die selbst mit Blick auf das Weiße Haus stand, „das Objekt der Begierde“, wie sie es nannte, „der prestigeträchtige Amtssitz des neuen US-Präsidenten.“

Viele Stunden lang berichtete das „Morgenmagazin“ in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in einer Spezialausgabe über die Wahl und ihren Ausgang. Mit Anna Planken und Sven Lorig, die dem nachrichtlichen Ereignis eine morgenmagazinige Sofahaftigkeit gaben. Sie lachten mit dem Wettermann Donald Becker, dass er ja angemessen trübe Vorhersagen mitgebracht habe, und mit dem Sportmann Peter Großmann, dass er ja als einziger schon Endergebnisse habe. Sie leiteten gackernd dazu über, dass man sich in Deutschland und Europa ja gar nicht vorstellen könne, einen solchen Wahlkampf zu haben, in dem es so wenig um „Sachthemen“ gebe, und analysierten: „Egal, wer ins Weiße Haus einzieht, austeilen kann er oder sie.“ Eine kleine Abordnung von Infratest-Dimap-Leuten versorgte Jörg Schönenborn im Studio mit Zahlen. Der weigerte sich standhaft, einen Swing State auf seiner Karte der einen oder anderen Partei zuzuordnen, solange das nicht die offiziellen Datenpartner in den USA getan hatten.

In den ARD-Studios in Berlin und Brüssel wurden Interviews mit Politikern geführt, aber auf dem Moma-Teppich in Köln war man für ausdauernde Launigkeit zuständig – und vor allem dafür, immer wieder zu den Reporterinnen und Reportern in den Vereinigten Staaten zu schalten, aus deren Bekleidung auf die Vor-Ort-Temperaturen zu schließen, sich mit „lieben Grüßen“ am Ende jeder Schalte von ihnen zu verabschieden und vor allem immer und immer wieder zu gucken, ob Donald Trump sich vielleicht schon gezeigt hatte.

Es war beeindruckend, wie gut das technisch und von den Abläufen her klappte, vor allem aber: wie sinnlos das war. Es ist ein bleibendes Dokument, mit wieviel professioneller Frühstücksfernsehroutine man Sendezeit fast ohne jeden Informationsgewinn füllen kann.

Sehen Sie es hier in von uns komprimierter Form:

Schnitt: Stefan Niggemeier
Quelle: ARD-„Morgenmagazin“, 6. November 2024

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