Martin Rücker ist freier Journalist in Berlin. Im vergangenen Jahr hat er im Econ-Verlag sein Buch „Ihr macht uns krank“ über deutsche Ernährungspolitik veröffentlicht. Rücker war bis Anfang 2021 Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch, er schreibt unter anderem regelmäßig für die „Frankfurter Rundschau“ – und beißt hin und wieder in eine Currywurst.
Wenn aus der Currywurst eine Ente gemacht wird
Kulinarische Themen sind für „Bild“ oft ein großes Vergnügen. Abspecken mit der „Kartoffel-Diät“? Aber hallo! Und wem das nicht hilft, für den hat „Bild“ ja noch die „Milch-Diät“, die „Schoki-Diät“, die „Bier-Diät“ – und die „Ghetto-Diät mit Döner und Pommes“. Irgendein Experte findet sich immer, der das irgendwie begründen kann, manchmal hat er zufällig gerade sogar ein Buch zum Thema geschrieben. Je skurriler die Idee, umso gewisser die Schlagzeile. Und wo noch eine Lücke klafft, lässt „Bild“ zur Not eine „Eis-Diät“ mal eben selbst „exklusiv“ entwickeln. Ein bisschen Spaß muss sein.
Schluss mit lustig ist für „Bild“ allerdings, wenn uns jemand lieb gewonnene Nahrungsmittel – vorzugsweise: alles mit Fleisch – wegnehmen möchte. Wird es dazu gerade auch noch ein bisschen warm draußen, wie am vergangenen Wochenende („Bild“-Wettervorhersage: „Millionen Deutsche freuen sich aufs Grillen!“), ist es noch nicht einmal vonnöten, dass „uns“ jemand uns das Fleisch so richtig „wegnehmen“ will. Es reicht bereits, etwas zu tun, was sich so drehen lässt, also könnte weniger Fleisch eine Folge davon sein.
Also, theoretisch.
Dieses Mal war dieser Jemand die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. „Nur noch eine Wurst pro Monat für jeden!“, titelte Bild.de am Pfingstsamstag – und schob die bange Frage hinterher:
„Wird Currywurst bald endgültig aus den Kantinen verbannt?“
Die Antwort darauf natürlich: Nein. Womit eigentlich schon alles gesagt wäre. Doch weil „Bild“, wenn es ums Essen geht, im Kulturkampf ist, lohnt ein näherer Blick auf die Details der Geschichte – und auf das, was aus der Meldung wurde.
Heizen ohne Gas und Grillen ohne Wurst?
Die vom Bundesernährungsministerium (BMEL) geförderte DGE überarbeitet gerade ihre „lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen“. Laut „Bild“ will sie „den Bundesbürgern einen radikalen Fleischverzicht nahelegen“ – so stehe das in den „Auszügen“ eines „internen Dokuments“, denen zufolge die DGE eine „Höchstgrenze von gerade einmal zehn Gramm Fleisch pro Tag“ festlegen möchte. Was umgerechnet bedeute:
„Pro Bürger wäre nur noch eine Currywurst pro Monat drin!“
Und das alles, weil die DGE ihre Empfehlungen nicht mehr nur an der menschlichen Gesundheit, sondern auch an Umweltaspekten ausrichte.
Das ist in dieser Zuspitzung natürlich Quatsch. Auf Anfrage erklärt die DGE, es gebe derzeit weder eine neue Empfehlung noch einen Entwurf dafür. In einem Konsultationsprozess habe man Fachkreisen und Wirtschaftsverbänden (wie sie auch im Bild.de-Text ausführlich zitiert wurden) verschiedene wissenschaftliche Methoden zur Errechnung der Ernährungsempfehlungen vorgestellt, die gesundheitliche und ökologische Aspekte vereinen. Eines der Rechenmodelle habe dabei tatsächlich zehn Gramm Fleisch pro Tag ergeben. Doch eine „Empfehlung“ ist das noch lange nicht. Bisher hat sich die DGE nach eigenen Angaben noch nicht einmal auf eine Methodik festgelegt.
In einer Twitter-Diskussion macht die Fachgesellschaft gar keinen Hehl daraus, dass sie künftig wahrscheinlich ein höheren Anteil pflanzlicher Nahrungsmittel empfehlen wird als bisher. Ernsthaft überraschen kann das niemanden: In der Wissenschaft besteht ein breiter Konsens, dass eine Ernährung, die gleichermaßen gesund für uns und für den Planeten ist, mit deutlich weniger Fleisch auskommt. Dass sich die DGE auch um Nachhaltigkeitsaspekte kümmert, ist ebenfalls keineswegs neu.
Aber weil das Bundesernährungsministerium gerade von den konstant unter Ideologie-Verdacht stehenden Grünen geführt wird, passt es eben so schön ins narrative Konzept: Robert Habeck, der uns die Gasheizung rausreißt oder gleich ganz das Heizen verbietet – und Cem Özdemir, der uns die Currywurst vom Teller nimmt.
„Brisant“ findet „Bild“ den ganzen Vorgang in ihrer Fleischeslust denn auch vor allem aus einem Grund: Weil die DGE-Empfehlungen „noch in diesem Jahr in die neue Ernährungsstrategie“ Özdemirs einfließen und damit „quasi amtlich werden“ sollen. Zwar räumt der „Bild“-Text ein, dass „sich per se keiner an die Richtlinie [gemeint ist: Empfehlung] halten“ müsse – „doch Kantinenbetreiber könnten dazu faktisch gezwungen werden, wenn sie ihr DGE-Zertifikat behalten wollen“.
„Quasi amtlich“
Spätestens an dieser Stelle ist die „Bild“-Geschichte arg frei konstruiert, um überhaupt eine Geschichte zu sein. Offenbar soll alles nach viel mehr klingen („quasi amtlich“), als es ist.
Denn dass sich Politik nach wissenschaftlichen Empfehlungen richten will, wie Özdemir in seinem Eckpunktepapier zur Ernährungsstrategie ankündigt, ist eher trivial denn brisant. In die Zusammenarbeit zwischen DGE und BMEL lässt auch nicht allzu viel hineingeheimnissen: Ja, das Ministerium gehört zu den Finanziers der Fachgesellschaft und hat laut Satzung Stimmrechte in den Gremien der DGE – die ihre Positionen jedoch nach transparenten wissenschaftlichen Daten erarbeiten muss. Was auch für die „lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen“ gilt, deren stete Überarbeitung das Ministerium unter Özdemir genauso fördert wie bereits unter den – nicht-grünen! – Özdemir-Vorgänger:innen, zuletzt unter Julia Klöckner von der CDU.
Vor allem aber bleiben die Empfehlungen immer noch eines: „Empfehlungen“. Solche gibt es schon lange – ohne, dass sie irgendjemanden groß gestört hätten. Bisher liegt die DGE-Empfehlung bei „nicht mehr als 300 bis 600 g [Fleisch] pro Woche“. Obwohl der tatsächlich Fleischkonsum im vergangenen Jahr so niedrig war wie seit Jahrzehnten nicht, lag er immer noch bei fast einem Kilogramm pro Woche. Was die DGE aus wissenschaftlichen Gründen rät, ist eben nur das eine Ende der Wurst. Was die Menschen damit machen, ein ganz anderes.
Daran ändert auch die Sache mit den Kantinen („faktischer Zwang“) nichts. Was „Bild“ nicht erwähnt: Bisher tragen nach DGE-Angaben bundesweit gerade einmal lächerliche 172 Betriebskantinen das Zertifikat der Fachgesellschaft. Auch für „Bild“ dürfte es gar nicht so einfach sein, eine solche ausfindig zu machen.
Die Kantinen von Axel Springer – „mehrfach ausgezeichnet“ und mit einem hohen veganen/vegetarischen Anteil, wie ein Verlagssprecher auf Anfrage mitteilt – sind jedenfalls „nicht DGE-zertifiziert“. Auch all jene Kantinen, die bereits heute, aus freien Stücken, keine Currywurst auf ihren Speiseplan schreiben, tragen mit größter Wahrscheinlichkeit kein DGE-Siegel und haben sich völlig frei von „faktischen Zwängen“ so entschieden. Umgekehrt könnten sie das Zertifikat jedoch auch dann bekommen, wenn sie Currywurst anbieten, solange das Angebot nur insgesamt ausgewogen ist – heute wie in Zukunft. Das zu ändern, ist nicht geplant.
Mit dem konstruierten Kantinen-Dreh und wegen des Seitenhiebs auf die Grünen aber schaffte es die verquere „Bild“-Meldung, die Runde zu machen. Schon auf Bild.de zeigt sich die Hauptgeschäftsführerin des Fleischverbands überraschenderweise „entsetzt“, und der „CDU-Ernährungsexperte Albert Stegemann“ (der, was unerwähnt bleibt, Landwirt und Viehvermarkter ist) warnt, die DGE dürfe nicht „für eine bevormundende Ernährungspolitik eingespannt“ werden. „Focus Online“ kaute die „Bild“-Gesichte ebenso nach wie die „Berliner Zeitung“, der Journalist Boris Reitschuster natürlich auch, er schreibt:
„Schon wieder eine Bevormundung geplant.“
Stille-Post-mäßig setzen viele Medien noch einen drauf. Das Portal News.de fabuliert etwas von „Fleisch-Rationierung“, beim Ippen-Digital-Angebot „Merkur“ heißt es falsch, dass Kantinen an die DGE-Empfehlungen gebunden wären („Kantinen müssten Fleischangebot reduzieren“) – und das alles, obwohl die Currywurst doch ein „sehr wichtiger Bestandteil deutscher Essenskultur“ sei. In der Bildunterschrift fragt das Portal: „Kommt jetzt ein Currywurst-Verbot?“ Und der „Express“ macht aus allem gar einen „Regierungsplan“.
Im Insekten-Lager, totalüberwacht
So entsteht eine Melange aus Clickbait- und politischen Kampfartikeln, mit denen Medien sich zum Teil eines politischen Lagers machen, das seine Gegner bekämpft. Auf eine gemeinsame Faktenbasis kann man sich da kaum noch verständigen, jeder glaubt einfach an seine eigene Wahrheit; wie an das Narrativ der übergriffigen Grünen, die alles verbieten wollen, was Spaß macht. Dass es kein Grüner, sondern eine Fachgesellschaft ist, die wissenschaftliche Empfehlungen vorbereitet: pfffft.
Spätestens mit den politischen Reaktionen verselbständigt sich dieses Narrativ.
„Warum soll immer alles verboten werden?“, kommentierte CSU-Chef Markus Söder auf Twitter die Meldung, die nichts mit einem Verbot zu tun hat, aber: „Was die Menschen essen, sollen sie selber bestimmen. Wir leben in einer Demokratie.“ Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger setzte noch einen drauf: „Bald dann noch 1 Gramm = 1 Mehlwurm, verabreicht mit den Tabletten gegen Mangelernährung“, twitterte er, offenbar bei der Verarbeitung seiner Insektenphobie noch nicht weit fortgeschritten. (Die Phobie rührte von einer EU-Zulassung für Insektenprodukte her, was bereitwillig dahingehend fehlinterpretiert wurde, dass uns Insekten ohne Kennzeichnung sogar in veganen Lebensmitteln untergemischt werden dürften – auch das natürlich eine Ente.)
Und wenn man denkt, wurstiger geht’s nicht mehr, bekommt von irgendwoher auch noch Tichy seinen „Einblick“ in die grüne Seite der Macht. „Fleischverzicht wird offizielle Richtlinie“, heißt es in dem rechtspopulistischen Magazin auf Basis der „Bild“-Meldung: „Nur noch EINE Scheibe Wurst pro Tag – dafür mehr Insekten“. Wobei man sich nicht einmal die Mühe macht, das mit den Insekten herzuleiten – es steht da einfach wie ein Fakt.
Am Ende jedenfalls droht bei Tichy der „grüne Totalüberwachungsstaat“, denn: „Es geht wohl wie beim Wärmepumpengebot und Verbrennerverbot hauptsächlich um den Machtanspruch einer grünen Elite: Die Bürger sollen auf allen Ebenen ihrer Entscheidungsfreiheit beraubt werden. Was sie essen, wie sie heizen, wie und wohin sie fahren – der Staat entscheidet, kontrolliert und überwacht jede, aber auch jede Lebensäußerung. Freiheit wird zu einem theoretischen Konstrukt.“
Und wer weiß, vielleicht wird auch die Currywurst in den Kantinen eines fernen Tages wirklich nur noch ein theoretisches Konstrukt sein. Enten werden dann wohl die einzigen Tiere sein, die uns ganz sicher auch dann noch reichlich aufgetischt werden.
Das ist ja wie während der Pandemie. Aus Empfehlungen werden von den genannten Medien Verbote gemacht. Das ist so plump, funktioniert ja anscheinend immer wieder. Selbst meine Mutter hat sich aufgeregt, dass älteren Leuten eine Impfung gegen Gürtelrose empfohlen wird und empfindet das als Zwang. Wirklich erstaunlich.
Aber wem nutzt das denn, wenn Angst gemacht wird vor etwas, das gar nicht kommt? Offenbar reicht ja die reale Politik nicht, so dass man was erfinden muss.
#2
Der #Kulturkampf ist eine Strategie, die von der Alt-Right, Bannon und Co im rechten Spektrum der USA etabliert und danach in die Welt exportiert wurde. Die Strategie resultiert zu einem großen Teil aus der Adaption der These von der „kulturellen Hegemonie“ des italienischen Marxisten Gramsci.
https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Rechte#Gramscismus
Mittlerweile wird die Fackel auch von Konservativen und Liberalen weitergetragen, wobei sich die Frage stellt, ob den Akteuren überhaupt klar ist, was sie da anrichten.
Merz, angetreten um die AfD angeblich „zu halbieren“, liefert Steilvorlage um Steilvorlage für diese.
„Ernährungsempfehlungen […], die gesundheitliche und ökologische Aspekte vereinen.“
Würde mich interessieren, wie das läuft, denn gesund und ökologisch sind ja keineswegs dasselbe. Wer zum Beispiel in unseren Breiten den ganzen Winter hindurch frisches Obst und Gemüse isst, lebt sicher gesund – aber die Sachen werden entweder um den halben Globus verschifft oder mit hohem Energieaufwand in Gewächshäusern gezüchtet.
Auch vegane Ernährung kann die Umwelt belasten, wenn die Produkte viel Soja oder Palmfett enthalten. Gleichzeitig muss Fleisch ökologisch nicht unbedingt problematisch sein: Schweine und Rinder, die mit Industriefutter gemästet werden, sind es; Wildschweine, die sich aus dem Wald ernährt haben, nicht.
Bin gespannt, ob die DGE solche Aspekte mit einfließen lässt. Das kann ja sehr detailliert werden: „Wenn Sie keine Gelegenheit haben, Äpfel einzulagern, sollte der Vitamin C-Bedarf im Winter mit selbstfermentiertem Sauerkraut gedeckt werden“, oder so ähnlich…
Das Wort Gürtelrose lernte ich als Teen in den 70ern bei Tantenbesuchen kennen. Die alten Damen (meine Oma, ihre Schwester und ihre Nichte) hatten damit“* 1a Gesprächsstoff. *
Auch mit anderen Krankheiten. Beliebt: Krebsarzt Dr. Issels – und was die Yellowpress sonst noch für Sauereien durch die Dörfer trieb. Eine Impfung verhindert leider Krankheiten, bedroht also die Gesprächskultur.
@Kritischer Kritiker
Ja, das berühmte Wildschwein, welches sich nur von Eicheln und Wurzeln abgestorbener Bäume ernährt hat.
Wer kennt es nicht in der Aldi-Kühltheke?
„3,5 Millionen Rinder pro Jahr geschlachtet, zudem mehr als 55 Millionen Schweine und etwa 703 Millionen Stück Geflügel (in Deutschland).[…]Insgesamt werden etwa 4,5 Mio. Tonnen Sojaschrot an die Tiere in Deutschland verfüttert.“ [WWF/2019]
Die meisten Hersteller veganer Produkte in Deutschland beziehen ihr Tofu bereits aus europäischem Anbau oder stellen gerade um. Mastfutter wird aus diesen Quellen eher nicht hergestellt.
Beispiele: Taifun, DM, Rügenwalder Mühle bereits vollständig europ. Soja, aber auch Garden Gourmet von Nestle ( sic! ) stellt gerade um.
Lässt sich leicht erklären: Käufer veganer Produkte sind extrem kritisch und lesen Inhaltsstoff und Herkunft eher ganz genau auf den Verpackungen. Das wissen die Hersteller.
Zum Obst im Winter: Birnen, Äpfel, Kohl, Rüben …
Und selbst wenn der Apfel mit dem Schiff aus Neuseeland kommt, dann ist der CO2 Foodprint gegen ein Schnitzel fast blütenweiss. 96g Tofu Futter pro 100g Schweinefleisch allein, gerne aus gerodeten Waldgebieten am Amazonas, und da fängt es erst an.
Ich glaube nicht, dass die DEG in Erklärungsnot kommt.
Es gibt Gegenden auf der Welt, da macht Viehzucht und Fleischernährung mehr Sinn, weil der Boden so beschaffen-, und das Land dünn besiedelt ist.
Aber nicht in Mitteleuropa oder Nordamerika.
@Frank Gemein (#6):
Grundsätzlich kein Widerspruch, aber die Frage nach der _Identität_ von gesund und ökologisch bleibt:
„Beispiele: Taifun, DM, Rügenwalder Mühle bereits vollständig europ. Soja, aber auch Garden Gourmet von Nestle ( sic! ) stellt gerade um.“
Europäisches Soja, insofern ökologisch in Ordnung, aber auch mehrfach verarbeitete Produkte, von denen Ernährungsexperten ja eigentlich abraten. Empfiehlt die DGE also Rügenwalder Veggie-Wurst für die Umwelt – oder doch nicht, da gesundheitlich suboptimal?
(Ich bin hier übrigens nicht im Kulturkampf-Modus, sondern finde die Frage wirklich interessant. Bin Hobbykoch, der Fertigprodukte meidet, und Fleischesser mit schlechtem Gewissen. Ergebnis der Bemühungen ist dann z.B. eine Bolognese mit einem Pfund Hack vom regionalen Biohof, das auf sechs Portionen gestreckt wird – also gut 80 Gramm Fleisch pro Mahlzeit. Womit ich von den 10 Gramm am Tag weit entfernt bin, von dem durchschnittlichen Kilo pro Woche aber auch.)
Das heißt, die BILD macht aus einer Mücke einen Elefanten.
Das hat nun wirklich keinen Neuigkeitswert.
Neu -und verstörend- ist, wie sehr andere, angeblich seriöse, Medien das nun wieder verschlimmern
und dass Spitzenpolitiker offenbar überhaupt niemanden mehr haben, der eine Presserecherche für sie macht (und sie nicht einfach dem Schlagzeilen-Lotto überlässt).
Ich erkenne da eine klare Strategie: Verbote sollen unmöglich gemacht werden. BILD behauptet, es gäbe ein Verbot, die Richtigsteller auch hier bei Übermedien sagen es gibt kein Verbot, immer auch mit der Verteidigung: das will ja niemand oder sogar, dass das niemand wollen könne. Auch Söder wird hier zitiert und nicht für seine Ablehnung von Verboten sondern für die Fake News von BILD kritisiert. Am Ende bleibt: BILD macht Kampagnenjournalismus und verbreitet Lügen (das wussten wir alle schon) und niemand hat die Absicht etwas zu verbieten. Letzteres ist der eigentliche Zweck des ganzen und das progressive Lager schränkt sich damit freiwillig die politischen Handlungsoptionen ein.
Denn natürlich braucht es Verbote. Es hat immer Verbote gebraucht, das Strafgesetzbuch ist voller Gebote, die Straßenverkehrsordnung auch usw. Wenn wir überhaupt noch eine Chance haben wollen, auf die Klimakatastrophe zu reagieren, dann brauchen wir weitere Verbote. Auch Übergewinne gehören verboten, Datenschutzverletzungen gehören verfolgt. Die Fossilindustrie, die zu großen Teilen Springer finanziert, aber auch andere Reiche und wirtschaftlich mächtige Institutionen wollen ein Weiter-So auf dem Rücken aller Menschen und unserer planetarer Lebensgrundlagen. Das gehört verboten!
Insofern hoffe ich, dass hier und anderswo zukünftig nicht BILD im Grundsatz recht gegeben wird, dass Verbote schlecht seien. Das ist die eigentliche Message und die gehört kritisiert.
Da braucht es doch nichtmal eine Recherche.
Die können mir auch nicht weismachen, sie hätten keine Berater oder ähnliches welche bei sowas nicht sofort dazwischengrätschen.
Ebenso wenig möchte ich glauben, dass sie es selbst nicht wissen dass man der Bild nicht nachplappert.
Ich sehe da leider nur eiskaltes Kalkül gepaart mit gelegentlicher Dummheit.
Die andere Option ist beinahe noch schlimmer.
Die haben ihre Hetze und ihre Lügen schon so oft wiederholt dass sie es mittlerweile selbst glauben. (Rein psychologischer Effekt, wiederhole Sachen nur oft genug und sie werden als Wahrheiten anerkannt)
Und gerade deswegen sind Artikel wie dieser auch so wichtig. Immer wieder aufzeigen was diese Menschen wirklich tun. Es muss sich auch in die Köpfe einbrennen, sodass es immer wenn es um solche Themen geht irgendwer sagen kann: Dass hat die … schon wieder erfunden, gedreht usw.
Und daher wieder Vielen Dank für den Artikel.
@KK
In Ihrem Kommentar ging es aber um „Umweltbelastung“ der Ersatzprodukte. Dass es mitunter bessere Lebensmittel gibt ist klar.
@MT
Wenn ich den Scheuer Besuch bei DeSantis und die parallel in Bayern laufende Replikation der Anti-Trans Kampagne so anschaue, kann ich beim besten Willen nicht so tun, als sei das nicht geplant und konzertiert.
Im Namen der Freiheit werden in Florida immer mehr Bücher aus den Bibliotheken und dem Schulunterricht verbannt, „Don’t say gay“ nennen sie die gesetzliche Grundlage dafür, es dürfen keine Werke über „critical racism“ im Unterricht gelesen werden, und doch ist all das nur der Anfang.
Rede- und Arbeitsverbote betreffen um ein Vielfaches häufiger „marginalisierte“ und/oder „linke“ Meinungen, und dennoch herrscht das Narrativ vor, es seien die „woken“, die das Land mit Verboten und Canceln überzögen.
@Frank Gemein
Den Scheuer habe ich immer nur mit Dummheit und Arroganz betitelt.
Aber ich befürchte sie haben recht.
Aber dabei wird, bei mir mittlerweile aus Sorge Angst. Die Tendenz nach Rechts wird auf der gesamten Welt immer stärker. Und in D marschiert Bild vorneweg mit solchen Schlagzeilen. (Gerade noch die Kurve zum Thema zurückbekommen)
Vitamine gibt’s auch in Pillenform.
Wenn die Grünen Fleisch nicht verbieten wollen, sollen oder müssen sie es durch Steuern o.ä. teurer machen. Analoges für Produkte aus abgeholzten Regenwäldern.
Irgendwann ist „Bio“-Fleisch in derselben Preisklasse wie das „Billig“zeug. (Wird die BILD nicht gut finden, aber kein Verbot ist kein Verbot. Außerdem, was die BILD gut findet, kann ja kein Maßstab sein, egal worum es geht.)
Ansonsten: s. ErwinZK. Irgendwas wird man verbieten müssen. Persönlich halte ich die Frage nach gesund und klimafreundlich (und sonstwie umweltfreundlich und arbeitsschutzfreundlich, wenn man schon dabei ist) auch unnötig kompliziert.