Neulich hat in Düsseldorf ein „Brautmoden-Shooting“ stattgefunden, an dem fünf „Promi-Damen“ teilnahmen, von denen einige schon geheiratet haben, andere noch heiraten werden und eine beides. Anlass war die bevorstehende Eröffnung eines Brautmoden-Geschäftes durch eine der fünf „Promi-Damen“, die Schauspielerin Vivien Wulf, die sich damit, wie die „Bild“-Zeitung berichtete, einen Traum erfüllt.

Ein Traum ist es natürlich auch, wenn man das neue Geschäft gleich mit einem großen, üppig bebilderten Artikel in der „Bild”-Zeitung bewerben kann. In diesem Fall war es allerdings vermutlich nicht so schwer, diesen Traum in Erfüllung gehen zu lassen, denn Vivien Wulf ist privat und geschäftlich eng mit Nena Brockhaus verbunden, die nicht nur eine weitere der fünf „Promi-Damen“ ist, sondern auch für „Bild“ arbeitet.

Über die geschäftliche Beziehung der beiden erfuhr man in „Bild“ allerdings nichts, bis wir dort nachfragten, ob man das nicht für einen Interessenkonflikt hält.

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Vivien Wulf kennt man vielleicht aus „Das Traumschiff“ oder „Alarm für Cobra 11“. Oder von „Viertel nach acht“, der „Bild“-TV-Talkshow, die Nena Brockhaus moderiert. Dort war Wulf schon mehrfach Gast.

Was man über die beiden wissen sollte: Wulf und Brockhaus haben gemeinsam ein „Bestseller“-Buch geschrieben, betreiben ausweislich ihrer gemeinsamen Website die gemeinsame Gesellschaft bürgerlichen Rechts „Wulf & Schink Relations GbR“ ¹⁾Schink ist Nena Brockhaus Mädchenname und veranstalten gemeinsam die Veranstaltungsreihe „Woman on Top“, bei der es Preise gibt, die die „Brockhaus Group“ beziehungsweise Nena Brockhaus‘ Ehemann Caspar finanziert.

Transparenz, Schmansparenz

Im „Bild“-Artikel steht all das nicht. Dort wird Brockhaus als eine von „fünf Promis bei einem Brautmoden-Shooting in Düsseldorf“ zwar kurz als „BILD-Moderatorin“ angetextet, das war es dann aber auch mit der Transparenz. Dafür erfährt man den, ähäm, Anlass für den Artikel. Vorgeblich geht es darum, wie die fünf in Brautkleidern abgelichteten Promi-Frauen schonmal geheiratet haben oder heiraten werden. „Zwei von ihnen werden in diesem Jahr sogar selbst heiraten!“ verrät der Artikel, eine davon ist Vivien Wulf selbst. „Bestseller-Autorin Nena Brockhaus“, so steht es da außerdem, „wird voraussichtlich 2024 Jahr heiraten – und zwar noch mal!“ Der Grund: „Ehemann Caspar Brockhaus kannte das Kleid für die standesamtliche Trauung vor dem Jawort – und so wird es auch bei Kleid Nummer zwei vor der großen Hochzeit sein. Vielleicht wird es sogar das Brautkleid, das Nena Brockhaus auf den Fotos trägt“…

… und das natürlich eines aus der Wulf-Kollektion ist.

Die Werbe-Aktion für das Geschäft, das Wulf mit ihrer Geschäftspartnerin Anja Sadler im Mai eröffnen will, verbrämt „Bild“ zum „romantischen Foto-Termin“.

Aber tatsächlich wurde er schon Tage vor dem „Bild“-Artikel mit vielen Herzchen gefeiert – auf dem Instagram-Kanal von Nena Brockhaus. Dort zeigte sie nicht nur das „vielleicht“-Brautkleid, sondern schrieb, sie „durfte“ für ihre „wundervolle Freundin“, die sie genauso wie die Instagram-Seite des Ladens verlinkt, deren „einzigartige Brautkollektion“ tragen. „Ich bin so unglaublich stolz auf dich, Frau Wulf!“

 

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Wulf bedankte sich, natürlich: „DANKE ❤️❤️❤️❤️ Team!! ❤️❤️ du siehst so wunderschön aus 🥺🥺❤️“.

Jaha, „Team“. Auch der Account des Ladens betrommelt das Shooting und die „Presse“ bei „Bild“.

Selbst das Aufmacher-Foto des „Bild“-Artikels fand sich schon einen Tag vor Erscheinen des Artikels bei Instagram, ebenfalls in Nena Brockhaus‘ Profil.

Auch in diesem Post verlinkte die „Bild“-Moderatorin den Account ihrer Freundin Wulf und ihres Ladens. „You will always have my back“ schrieb sie – und Wulf bestätigte nochmal:

„Für IMMER ein TEAM!!! ❤️❤️❤️ love you!!!! ❤️❤️❤️“

In einem anderen für ihren Laden werbenden Post schrieb Wulf:

„Meine Freundin @nena_brockhaus nennt mich schon lange ‚Vivien, die Romantikexpertin'“

Brockhaus kommentierte:

„So so unglaublich stolz auf dich!!!!!❤️❤️❤️❤️“

Die Liste ließe sich fortsetzen, aber das Bild, das die beiden vermitteln, ist längst klar: Wulf und Brockhaus pflegen eine enge private und eben auch geschäftliche Beziehung, die den beiden unbenommen ist.

 

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Nun heißt es in den Leitlinien der journalistischen Unabhängigkeit bei Axel Springer allerdings, dass deren Journalisten ihre Berichterstattung nicht nutzen, „um sich oder anderen Vorteile zu verschaffen“:

„Die Verantwortung der Journalisten und unseres Unternehmens gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter […] oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Redakteure beeinflusst werden.“

„Übliche bunte Geschichte“

Wie lässt sich das mit dem Artikel über das neue Geschäft von Vivien Wulf vereinbaren, einer Geschäftspartnerin von „Bild“-Journalistin Nena Brockhaus? Warum werden die Geschäftsbeziehungen nicht offengelegt?

„Bild“ teilt uns auf Nachfrage mit: „Einen Interessenskonflikt daraus […] abzuleiten, wäre gewollt.“ Schreibt aber auch:

„Vielen Dank für den sehr richtigen Hinweis. Wir haben inzwischen in dem Artikel eine Transparenzinformation über die Geschäftsbeziehung von Vivien Wulf und Nena Brockhaus mit einer gemeinsamen Agentur ergänzt.“

Der Hinweis ist, wenn auch knapp gehalten, prominent in den Artikel eingebaut worden:

„Transparenzhinweis der Redaktion: Nena Brockhaus und Vivien Wulf betreiben zusammen eine Agentur“

Aber wieso stand er da nicht von Anfang an? Es kann nicht daran gelegen haben, dass die Autorin des Artikels Mariella Mandurino die Verflechtungen von Wulf und Brockhaus nicht kannte. Sie berichtete bereits über das „Woman on Top“-Event von Wulf, Brockhaus und „Welt“-Kollegin Franca Lehfeldt (mit der Brockhaus ebenfalls ein Buch geschrieben hat) im März. Das Event war „Bild“ zufolge „ein öffentliches Ereignis, über das BUNTE, Gala, RTL etc. berichtet haben wie BILD auch.“ Der Bericht sei wie auch der Artikel über die Brautkleider „journalistisch unabhängig entstanden“.

Den aktuellen Artikel begründet „Bild“ damit, dass es sich dabei um „eine übliche bunte Geschichte um verschiedene bekannte junge Frauen aus dem Showbiz, die auch von anderen Medien so gecovert wird“, handele.

„Vivien Wulf ist Schauspielerin („Traumschiff“) und erfindet sich gerade neu als Besitzerin einer Brautmoden-Boutique. Das würden wir auch genauso berichten, wenn es sich um eine andere Prominente handeln würde.“

Das mag man glauben oder nicht. Laut „Bild“ ginge es aber eigentlich um etwas ganz anderes:

„Im Fokus steht die RTL-Moderatorin Jana Azizi. Sie und ebenfalls Vivien Wulf werden dieses Jahr heiraten, ebenso plant Nena Brockhaus ihre kirchliche Trauung. […] Die drei sind Freundinnen, was unter TV-Kolleginnen öfter vorkommt.“

Tatsächlich ist Azizi eine der Frauen, um die es im Artikel geht, aber sie steht mitnichten „im Fokus“. Sie wird dreimal abgebildet, zweimal davon in Wulfs Brautmoden. Genauso oft wie Brockhaus. Viermal ist Vivien Wulf zu sehen, dreimal davon in Brautkleidern.

Co-Autorin der Bestseller-Autorin

Bemerkenswert ist auch, wie Vivien Wulff von ihrer Freundin, Geschäftspartnerin und Co-Autorin vorgestellt wurde, wenn sie in ihrer Sendung „Viertel nach acht“ war.

 

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Brockhaus stellt in der Talkshow jeden ihrer Gäste für das Publikum vor, so auch Wulf. Anstatt Transparenz zu schaffen, verschleierte sie ihre Beziehung zu Wulf aber kunstvoll. Am 7. September 2021 etwa sagte sie:

„Schauspielerin Viven Wulf, Sie kennen sie vermutlich aus ‚Traumschiff‘, ‚Rosamunde Pilcher‘ und vielen anderen Produktionen. Vivien hat nämlich schon im Alter von zwölf Jahren an der Seite von Heiner Lauterbach ihre erste Rolle gespielt und wurde mit 27 Jahren ‚Spiegel‘-Bestsellerautorin“

… und zwar mit Brockhaus und dem gemeinsamen Buch „Pretty Happy“.

Wenige Tage später, am 14. September 2021, wurde Wulf von ihrer Co-Autorin wieder so vorgestellt:

„Schauspielerin Vivien Wulf, die sie vermutlich schon aus den Reihen ‚Rosamunde Pilcher‘ oder ‚Traumschiff‘ kennen. Sie wurde auch mit 27 Jahren ‚Spiegel‘-Bestsellerautorin.“

Auch im Juni 2022 hieß es nur „Schauspielerin und ‚Spiegel‘-Bestsellerautorin Vivien Wulf“.

Wohlgemerkt: Wulf hat in ihrem Leben genau ein Buch veröffentlicht. Da ist eigentlich kein Zentimeter Raum für Spitzfindigkeiten. Aber genau den sucht der „Bild“-Sprecher, wenn er in seiner Antwort darauf verweist, dass ja Brockhaus (!) „schon vor ihrem Buch mit Vivien Wulf“ Bestsellerautorin gewesen sei.

Die Frage, wie und wo die Beziehung der beiden bei „Viertel nach acht“ transparent gemacht wurde, lässt „Bild“ unbeantwortet.