Der Autor
Stefan Niggemeier ist Gründer von Übermedien und „BILDblog“. Seit vielen Jahren Autor, Blogger und freier Medienkritiker, früher unter anderem bei der FAS und beim „Spiegel“.
Wenn man das Internet ganz dicht ans Ohr hält, kann man manchmal das Rauschen der Brandung hören. Das sind die Abermillionen Nutzerinnen und Nutzer, die an die Bezahlmauern der Online-Medien gespült werden, von dort abprallen und wieder im weiten Meer verschwinden.
Bei der „Sächsischen Zeitung“ (SZ) sind es 150.000 bis 200.000 Besucher pro Tag, die an die Paywall stoßen. „Daraus generieren wir an guten Tagen 30 Abos – an weniger guten zehn“, sagt Ludwig Zeumer, Leiter Digitale Geschäfte. „Das ist das Dilemma. Viele kehren sofort um und sagen: Das hätte mich interessiert, aber ich bin nicht bereit zu zahlen.“
Für die Leser ist das eine frustrierende Erfahrung; für viele Verlage auch. Aber ein Verzicht auf Bezahlschranken ist für die meisten Medien keine Lösung: Nur mit Werbeeinnahmen lässt sich guter Journalismus selten finanzieren.
Ein neues Unternehmen verspricht einen Ausweg aus diesem Dilemma: „Snaque“ will es Medien ermöglichen, Besuchern Schlupflöcher durch ihre Bezahlmauern anzubieten, ohne die Mauern selbst einreißen zu müssen.
Bei sächsische.de, dem Online-Auftritt der „Sächsischen Zeitung“, testen sie es seit Juli. Ein Teil der Besucher bekommt dort bei kostenpflichtigen Artikeln zusätzlich zur üblichen Aufforderung, sich einzuloggen oder ein Abo abzuschließen, das Angebot, den Artikel kostenlos weiterzulesen – ohne Abo:
Wer sich darauf einlässt, sieht ein spezielles interaktives Anzeigenformat und hinterher den gewünschten Artikel.
Heute geht „Snaque“ größer an die Öffentlichkeit und veröffentlicht erste Erfahrungen, die die „Sächsische Zeitung“ gemacht hat.
Digitale Abos sind in den vergangenen Jahren für viele Medien zu einer entscheidenden Einnahmequelle geworden: Vor allem große überregionale Marken wie „Spiegel“, „Zeit“, FAZ und SZ haben es geschafft, zigtausende Abos zu verkaufen. Für sie ist eine undurchlässige Paywall ein wichtiger Teil dieses Erfolges. Der Frust, wenn ein Nutzer wieder und wieder vor einem Artikel steht, der ihn interessiert, den er aber nicht lesen kann, ist durchaus gewollt: Wenn ihm das oft genug passiert, so die Hoffnung, schließt er irgendwann zähneknirschend ein Abo ab.
Stefan Niggemeier ist Gründer von Übermedien und „BILDblog“. Seit vielen Jahren Autor, Blogger und freier Medienkritiker, früher unter anderem bei der FAS und beim „Spiegel“.
Doch in vielen Situationen greift diese Logik nicht. Immer wieder stoßen Menschen zum Beispiel über soziale Medien auf Artikel, die sie interessant finden, aber für die sie nie ein Abo abschließen würden – zum Beispiel weil sie in einer fernen Lokalzeitung erschienen sind. Eine unüberwindliche Paywall verhindert hier nicht nur, dass der Leser glücklich wird, sondern auch, dass das Medium mit ihm Geld verdient.
Das Versprechen von „Snaque“: für diese Gruppe der „Casual Reader“ (haben kein Abo, werden niemals Abonnent) eine Lösung zu bieten. Auch sogenannte „Loyal Casual Reader“ (haben kein Abo, könnten aber Abonnent werden) sollen so einen Blick hinter die Paywall werfen können – und möglicherweise in Zukunft leichter zu Abonnenten werden.
Gegründet wurde die Snaque GmbH von Katja Waldor und Henning Tillmann. Waldor war vorher Chefin einer PR-Agentur, Tillmann ist Softwareentwickler. „Abos können nicht die einzige Antwort auf die Frage nach der Finanzierung von Journalismus sein“, sagt Tillmann. „Wir ermöglichen, dass ein Dritter die Artikel bezahlt“ – ein Werbekunde.
Der Leser zahlt dadurch, dass er sich mit der Werbebotschaft beschäftigt. Und darf zur Belohnung den eigentlich kostenpflichtigen Artikel „snaquen“, wie es unvermeidlich heißt.
Auf Seiten des Publikums sieht Tillmann eine große Nachfrage: „Die Leserinnen und Leser warten alle auf eine Lösung für das Problem, einzelne Artikel lesen zu wollen, ohne immer ein Abo abschließen zu müssen.“ Die Frage ist, wie groß die Offenheit auf Seiten der Verlage ist: „Unsere Sorge ist, dass Verlage nur noch auf ein Pferd setzen: Digital-Abos, und darüber ihr Werbegeschäft vernachlässigen“, sagt seine Kollegin Waldor. „Man hört auch immer wieder: ‚Werbung ist tot.‘ Wir glauben das nicht. Es bedarf nur neuer Formate.“
Die Verlage können „Snaque“ auf ihre Bedürfnisse anpassen: Sie können entscheiden, welchen Lesern die Möglichkeit zum Artikel-Freischalten angeboten wird, wie oft sie davon Gebrauch machen können und bei welchen Artikeln es überhaupt möglich ist. Auf diese Weise kann der Druck auf häufigere Leser reguliert werden, sich doch dazu veranlasst zu sehen, ein Abo abzuschließen.
Das ist die große Sorge vieler Verlage: Dass das neue Angebot die Abo-Strategie gefährdet. Fragt man Ludwig Zeumer, ob er keine Kannibalisierungseffekte fürchtet, lacht er: „Ich bin bei uns sowohl für Vermarktung als auch für Vertrieb zuständig, insofern kann ich das direkt mit mir ausmachen.“
Die „Sächsische Zeitung“ hat bei ihrem Test mit „Snaque“ ein paar Erwartungen am Anfang runterschrauben müssen: zum Beispiel, wie viele Leute überhaupt das Angebot nutzen, einen Artikel freizuschalten. „Unsere erste Annahme war viel zu optimistisch: Ich hatte mit 30 oder 50 Prozent gerechnet. Es stellte sich aber heraus, dass viele Menschen, sobald sie die Optik sehen mit dem ausgeblendeten Text, sofort wieder weg sind – ganz egal, was für Optionen dann angeboten werden. Die lesen das im Zweifel gar nicht mehr.“
Zeumer sagt, anfangs seien es bei der „Sächsischen“ eher vier bis sechs Prozent gewesen, die „Snaque“ genutzt haben. „Inzwischen haben wir viel mit verschiedenen Designs und Texten probiert und konnten die Click-Through-Rate auf 11 bis 12 Prozent steigern.“
Henning Tillmann meint, das sei halt gelernt, „dass Leute, wenn sie eine Paywall erahnen, glauben: Da brauche ich gar nicht weiterzumachen. Das wird sich vielleicht langsam ändern. Wir sehen bei der ‚Sächsischen’, dass die Klickrate steigt. Dazu kommt aber auch, dass die Zeitung das Angebot von ‚Snaque’ noch nicht aktiv kommuniziert. Auch das wird helfen.“
Die Werbung, die die Leute auf „Snaque“ sehen, ist besonders; die Macher nennen sie eine „Playwall“. Nacheinander erscheinen verschiedene Karten, die nach links oder rechts gewischt werden können. Ein Möbelhaus fragt so, ob man sich eher für Sofas oder für Sessel interessiert und eher für Stoff oder für Leder – um am Ende ein passendes Angebot zu machen. Ein Reiseveranstalter kann nach Vorlieben bei der Art des Urlaubs fragen.
Das lässt sich natürlich auch einfach blind wegwischen, um möglichst schnell zum Ziel zu kommen. Die „Sächsische Zeitung“ hat aber deutlich höhere Klickraten zu den Werbekunden als üblich gemessen. Die Platzierung sei so exklusiv und interaktiv, dass man die Werbeplätze von Anfang an „als hochpreisiges Produkt“ vermarktet habe, sagt Zeumer.
„Leser, Medien und Werbekunden – alle drei profitieren“, meint Katja Waldor. „Werbekunden haben ja das Problem, dass es oft nur noch wenig Interaktionen mit ihren Botschaften gibt und man eine Ad Fatigue, eine Anzeigenmüdigkeit, feststellen kann.“
Ob sich die Tinder-hafte Entscheidungslogik für jeden Werbekunden eignet, ist allerdings fraglich: Will der regionale Metzger wirklich fragen, ob der Leser lieber vegetarisch oder Schwein sucht? Auf den Werbeflächen sind aber auch andere Anzeigenformen denkbar, angefangen beim freundlichen Hinweis: „Diesen Artikel schenkt Ihnen Unternehmen XY.“
„Snaque“ wirbt noch mit einem anderen Effekt für sich: Von denen, die auf diese Weise bei der „Sächsischen Zeitung“ einen Artikel freigeschaltet haben, wurden später bis zu siebenmal so viele zu Abonnenten wie von denen, die nur die normale Paywall sahen. Diese extrem positiv klingende Zahl relativiert sich aber dadurch, dass nur ein kleiner Prozentsatz von dem „Snaque“-Angebot Gebrauch macht. Insgesamt sank bei der Gruppe, die die Freischaltung angeboten bekam, im Vergleich zu denen, die nur ein Abo abschließen konnten, die Zahl der Abo-Abschlüsse. „Wir verkaufen etwas weniger Abos“, räumt Zeumer ein, „aber wir haben auch 20.000 Euro Umsatz mit Werbung in den ersten sechs Wochen gemacht.“
Ob und wie sich das unterm Strich rechnet, ist also noch eine offene Frage, die von vielen Unbekannten abhängt. Bei der „Sächsischen“ will man noch viele Möglichkeiten ausprobieren. „Wir könnten anbieten, dass man, wenn man sich registriert, zehn ‚Snaques‘ gewinnt. Man könnte in Zukunft auch einen Counter einblenden, wie viele Artikel sich noch freischalten lassen. Und dann schleicht man das langsam aus – wie ein Medikament.“
Gut sei, so Zeumer, „dass wir so der Redaktion zeigen, dass wir ihre Inhalte nicht einfach wieder verschenken, wie es Medien früher im großen Stil gemacht haben, sondern gewissermaßen verkaufen.“
Für eine Regionalzeitung wie die „Sächsische Zeitung“ ist es noch ein ungelöstes Problem, ob und wie es ihr gelingt, in der Online-Welt genügend dauerhaft zahlende Leser zu gewinnen. „Es wird schwer werden für uns und viele regionale Tageszeitungen, die nötige Zahl an Digital-Abonnenten zu gewinnen – und das in Zeiten, in denen Menschen sogar ihre Netflix-Abos kündigen, um Geld zu sparen“, sagt Zeumer. „Wir müssen einfach experimentieren und probieren.“
Vermutlich sind es eher solche kleineren Verlage, die sich auf ein „Snaque“-Experiment einlassen: „Bei großen Medien sind die Leute eher bereit, für die Inhalte zu zahlen“, sagt Katja Waldor. „Kleine tun sich schwerer, Abonnenten länger zu halten. Bei denen ist der Nutzen von ‚Snaque‘ noch größer.“
Mit einer Handvoll Regionalverlage sei man schon in konkreten Gesprächen, richtig durchstarten will „Snaque“ erst von heute an. Für den Herbst ist eine Finanzierungsrunde geplant; bislang haben die beiden Gründer nur einen Angestellten. Gefördert wird die Firma im Rahmen des Media Founders Program; das ist ein gemeinsames Förderprogramms des Medieninnovationszentrums Babelsberg (MIZ) und des MediaTech Hub Accelerators Babelsberg. Die Verlagsgruppe DDVG, die der SPD gehört und an der „Sächsischen Zeitung“ beteiligt ist, unterstützt die Firma mit einem Wandeldarlehen.
Sie haben große Pläne, auch die Expansion ins Ausland gehört dazu. Aber zunächst einmal müssen Verlage hierzulande überzeugt werden. Je mehr mitmachen, umso größer die Chance, dass „Snaque“ nicht nur ein nettes Gimmick ist, sondern tatsächlich einen Unterschied bei der Finanzierung von Medien machen könnte, meint Ludwig Zeumer von der „Sächsischen Zeitung“: „Mit dem richtigen Set-Up und einer breiten Akzeptanz im Leser-Markt, zum Beispiel durch eine Vielzahl teilnehmender Verlage, hat es Potenzial, zum Must-Have für Vermarktung und Vertrieb zu werden.“
Für „Snaque“-Geschäftsführer Tillmann, der sich im digitalpolitischen Thinktank D64 engagiert, hat sein Projekt in einer Welt voller Paywalls auch eine gesellschaftliche Funktion: „Eine Möglichkeit zu entwickeln, wie die breite Masse Zugang zu hochwertigen Informationen bekommen kann – das hat auch einen demokratischen Aspekt.“
Da ist auch unabhängig von „Snaque“ kein abwegiger Gedanke. Er könnte noch ein Grund sein für Verlage, nach den Jahren, in denen sie erfolgreich Bezahlmauern um ihre Inhalte hochgezogen haben, über neue Möglichkeiten nachzudenken, wie man gelegentlich durch sie hindurchkommt.
Finde ich eine gute Lösung. Zum einen ist die Werbung dann auch erst einmal „hochwertiger“, also nicht die Trojaner Bude, zum anderen bieten Lokal- und Regionalmedien ja auch durchaus Artikel, die es anderswo nicht oder nur schlechter gibt. Wenn mir so ein Artikel über ein social verlinkt würde, würde ich die Werbung wohl über mich ergehen lassen – während im weiten Web schon aus Schutzgründen so viel wie möglich geblockt wird.
Generell: gute Idee, bin gespannt, wie sich das entwickelt.
Aber: Gab es das nicht exakt so schon mal? Ich erinnere mich an ein Startup, das mit mehreren Verlagen experimentiert hat. Auch dort bekam man einen Artikel in der der Paywall nach Betrachten einer Anzeige freigeschaltet. Und diese Anzeige konnte aus einer Auswahl selektiert werden. Hat da jemand ein besseres Gedächtnis als ich?
#2: Womöglich war das welect?
Habe für mich persönlich festgestellt: Die Anzeige, mit der ich genervt werde, selbst auswählen zu müssen, macht mich ungleich viel wütender, als einfach eine zufällige Anzeige gezeigt zu bekommen.
Mir geht es wie #3.
Gibt es Informationen dazu, warum es nicht funktionieren könnte, dass man einmalig kleine Summen pro Artikel zahlt? Also von mir aus zwischen 0,50 und 2,00 Euro, je nach Umfang? Das wäre was, wozu ich bereit wäre. Aber vielleicht zu viele andere Lesende nicht…
Werbung auf Informations- und Nachrichtenseiten im Internet ist so eine Sache. Meiner Meinung nach gibt es dort viel zu viel Werbung, und die ist offensichtlich zu billig, technisch häufig katastrophal schlecht gemacht, nicht zielgerichtet – passt weder zum Leser, noch zum Artikel oder Medium, wenn ich mir gerade ein paar Sneaker gekauft habe, bekomme ich Sneaker-Werbung bis es nicht mehr schön ist – und super nervig. Automatisch loslaufende Videos, gern such mit Ton habe ich vergessen, das unterdrücken ja glücklicherweise die meisten Browser. Ein gern von mir gelesenes Fachmagazin blendet seit neuestem Werbung in Bildunterschriften ein. Nicht zwischen Absätzen oder Sätzen, mitten in Worte.
Ich stelle mir immer vor, was passiert wäre, wenn beim Blättern im Spiegel immer der Text, den ich gerade lese, durch das Einfügen von Absätzen oder Seiten nach unten/hinten geschoben worden wäre. Oder immer auf den Titel zurückgeblättert würde, wenn ich unten im Inhaltsverzeichnis weiterlesen möchte.
John Gruber von daringfireball.net macht das super, ausgewählte „Sponsoren“, die für seine Leser wahrscheinlich interessant sind, jede Woche genau einer, ein Artikel und das Logo auf der Seite, alles kommt von seiner Domain, nichts wird nachgeladen. Ja, das würde bei der Zeit in der Form wahrscheinlich nicht ausreichen, aber den zugrunde liegenden Geist, den Leser zu respektieren und ihn unobstruktiv stilß und sinnvoll zu „umwerben“!
Ich habe verschieden Abos, teilweise Papier und digital (beispielsweise heise), teilweise nur digital (hier über Steady), teilweise nur auf Papier (die Heimatzeitung). Das digital Benutzererlebnis ist ok, aber nicht wirklich großartig. Ich muss mich auf meinen Endgeräten (ein iPhone, ein iPad und ein Laptop) ziemlich häufig wieder anmelden. Viel häufiger, als bei Netflix (alle paar Wochen), Apple Music (selten) oder meinem WLAN-Passwort (einmal und nie wieder).
Eine Flatrate oder Micropayments wäre ein viel bessere Lösung, finde ich. Apple News – was ja nicht in Deutschland erhältlich ist – würde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nutzen. Oder für den Artikel ein paar Cent zahlen, sofort, und dann lesen.
Was noch erschwerend hinzukommt, was hinter den Bezahlschranken zu Tage kommt. Zwei Zeilen Text mit bloßen Behauptungen, veraltete Informationen, reine DPA-Meldungen oder andere unbefriedigende Inhaltssimulationen.
Früher konnte man bei der FAZ „Artikel“ für ich glaube 2,50 € je Stück digital „kaufen“. Das habe ich einmal gemacht, über dieses Benutzererlebnis könnte ich einen noch viel längeren Rant schreiben.
Ich frage mich häufig, warum es nicht möglich ist, einzelne Artikel oder wenigstens einen tageweisen Zugang (so in etwa wie in der analogen Welt am Kiosk) zu erwerben*? Ist da der Verwaltungsaufwand zu hoch? Lohnt es sich nicht, weil die Transaktionskosten zu hoch sind? Was sind denn da die Gründe?
Ich bin sehr bereit, für guten Journalismus zu zahlen. Aber ich möchte keine fünf Abos abschließen (immerhin zwei Tageszeitungen habe ich abonniert).
*Gut, dafür gäbe es eine App. Aber dort lassen sich nur ePaper der Tagesausgaben kaufen. Da kann man halt wiederum nicht sicher sein, darin den Artikel zu finden, den man online hinter einer Paywall gefunden hat und gern abo- aber nicht partout kostenfrei lesen möchte.
Ich stimme #3 und #4 zu. Ich schaue mir ungern Werbung an. Um dem Geflackere zu entgehen, gibt es ja durchaus Presseangebote, die das gegen kleines Geld unterbinden (z.B. Zeit, Spiegel).
Snaque ohne Werbung -alternativ- mit einem kleinen Obolus, fände ich prima.
Die Möglichkeiten der Platform, Nutzer*innen nicht von einem Abschluss eines Abos abzuhalten, sind begrüßenswert. Rosinenpicken ist sicherlich nicht der Weg.
Mich haben Mikro-Transaktionen als Kunden immer sehr zufrieden gemacht, „pay-as-you-go“ quasi. Und was bei Spielen sehr profitabel ist, sollte es auch bei anderen Medien sein.
Plus: Wer sich aktiv gegen die Mikrotransaktion für die maßgeschneiderte Werbung entscheidet, entwickelt dadurch weniger Frust als #3,#4 beschreiben.
#6
Die meisten „Probe-Abos“ für digitale News-Plattformen kosten eh nur 99 Cent. Damit kann man dann DEN EINEN Artikel lesen, der einen jetzt gerade interessiert, und einen ganzen Monat alle weiteren. Für die Verlage ist das die Möglichkeit, dem/der interessierten User:in das gesamte Angebot und nicht nur einen einzigen Artikel zu zeigen. Tagespässe, Einzelkauf, die alle wegen der hohen Transaktionskosten ja nicht noch günstiger als diese 99 Cent sein könnten, haben sich einfach nicht bewährt.
Was ist denn eigentlich mit Blendle los? So eine gute Idee, aber leider scheint die eher mittelmäßige App nicht weiter entwickelt zu werden?
Grosse Aufregung, viel Tamtam, am Ende dann doch wieder: Werbung und komplizierte Mechanismen. Ich verstehe ja dass die Verlage Geld verdienen wollen.. aber warum muss es denn unbedingt ein Abo sein? Ich finde einen Artikel interessant, klicke, und kann halt einfach schnell per Paypal nen Euro ueberweisen zum freischalten. Kein Heckmeck, keine Adressdaten, kein Account.
Wie #11. Auf genau diese Weise wäre ich auch bereit, für Inhalte zu zahlen, denn das bietet mir die größtmögliche Flexibilität und ich muss mich nicht auf eine kleine Anzahl an Abos festlegen.
Ich sehe, trotz der kreativen Idee, dahinter immer noch das selbe Problem: Journalismus wird durch Werbung finanziert.
Der Wunsch meiner Vorredner- Mikrotransaktionen – hat Blendle versucht, ist aber irgendwie dran gescheitert (obwohl sie es noch gibt, allerdings ist die Vielfalt eher eingeschränkt).
Ich persönlich träume von einer Plattform, in der alle (oder sehr viele) journalistische Inhalte zu finden sind. Ich bezahle einen Beitrag im Monat und darf dann Anzahl x Artikel lesen. Danach muss ich einzelne Artikel zahlen. Blendle hätte das vielleicht werden können, scheitert aber an das „Handling“ und der begrenzten Vielfalt. Wahrscheinlich muss so eine Plattform von einem Zusammenschluss der Verlage selbst kommen. Das wäre eine komplizierte Verhandlungssache.
Ich würde mir mehr Zusammenarbeit unter den Verlagen wünschen. Wenn ich etwa ein Zeitabo habe, geht ein Teil der Gebühr in eine Art Fond. Möchte ich jetzt bei der Taz was lesen, kann ich das, ohne gleich ein Abo abzuschließen, indem ich den Fond bediene.
Das habe ich – seit der Digitalisierung – bis heute nicht verstanden, dass es bei Tages- und Wochenzeitungen kein Geschäftsmodell zu sein scheint, Artikel einzeln kaufen zu können.
Anfänglich hatte z.B. die FAZ Tagesabos angeboten -heute gibt’s das leider nicht mehr. Selbst der Heise-Verlag macht sowas nicht. Bei den anderen kenne ich mich nicht aus.
Vorbei sind die Zeiten, als man bei Bahnfahrten eine liegengebliebene Zeitung durchblättern konnte.
Einzig und alleine die TAZ ist frei zugänglich – und man gibt, was es
einem Wert ist. Ein Modell, das ich favorisiere und entsprechend honoriere.
Noch ein Tipp: als registrierter Bibliotheksbenutzer hat man online Zugang zu zahlreichen Presseerzeugnissen. Wer zum Beispiel in Berlin oder Umgebung wohnt, kann sich für zehn Euro pro Jahr beim Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) registrieren und hat dann u. a. Zugriff auf Spiegel, die Genios-Zeitschriften-Datenbank, PressReader, und zwar sowohl auf einzelne Artikel als auch auf die ganze Zeitung oder Zeitschrift als pdf.
Die von vielen Kommentatoren (und auch von mir) gewünschte Möglichkeit, einzelne Artikel zu kaufen, dürfte doch auch für die Verlage sinnvoller als die bislang übliche Praxis sein. Wer bisher einen einzelnen Text lesen will, aber kein Dauer-Abo haben möchte, kann oft für 1 Euro ein Probe-Monatsabo abschließen und kündigt es danach wieder. Das macht nicht nur dem Leser Arbeit, sondern auch dem Verlag. Für dasselbe Geld könnte man doch den einzelnen Artikel zum Kauf anbieten, und keiner der Beteiligten müsste sich noch zusätzlich mit dem Bestellen und Kündigen eines Probe-Abos herumschlagen.
Schließe mich einigen Vorredner:innen an: Frage mich, wieso das Modell des Kaufs einzelner Artikel komplett verschwunden ist. Bis vor wenigen Jahren gabs das noch recht häufig, und ich habe es begeistert genutzt.
Ich fürchte, die kurze Antwort ist einfach, dass sich das für die Verlage nicht gelohnt hat.
Aber wieso lohnt es sich für die Verlage mehr, den Aufwand mit 1-Euro-Probeabos auf sich zu nehmen, obwohl die doch vermutlich überwiegend nach einem Monat wieder gekündigt werden?
Weil selbst eine kleinere Zahl von Abos, die man so gewinnt, auf Dauer mehr Einnahmen generieren als die Einzelkäufe. (Die Rechnung wird bei jedem Medium anders ausfallen, aber das ist bei uns auch so.)
(Okay, genau gesagt, weiß ich nicht, wie viel wir mit Einzelverkäufen einnehmen würden, aber es spricht alles dafür. Und die Nebenkosten fressen einen großen Teil von solchen Mikropayments schon auf. Paypal verdient gut daran.)