Nun ist sie also abgetreten: als ARD-Vorsitzende und, nach Zögern, auch als Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb). Die Vorwürfe an Patricia Schlesinger und die rbb-Geschäftsführung sind zahlreich. Es geht um Filz und Verschwendung, um große Dienstwagen, lukrative Beraterverträge, zweifelhafte Essensabrechnungen, teure Bauvorhaben. Inzwischen ermittelt sogar die Berliner Staatsanwaltschaft. Und: Was kommt noch alles raus?
Die ganze Affäre schadet letztlich nicht nur dem Sender und der ARD insgesamt – es trifft auch die (freien) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des rbb. Sie habe „selten so viel Frust, Wut, Empörung, Bestürzung, Fassungslosigkeit erlebt“ wie auf der Belegschaftsversammlung am Dienstag, sagt die rbb-Freienvertreterin Dagmar Bednarek im Übermedien-Podcast. Es habe auch offene Rücktrittsforderungen an Teile der Geschäftsführung gegeben.
Aber wie geht es nun weiter? Was macht der Skandal in der Chefetage mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die für das Programm zuständig sind und draußen bei den Menschen sind? Was kriegen sie zu hören? Wie wirkt sich die Sache auf die laufenden Tarifverhandlungen aus? Und, vor allem: Wie können die Journalisten im rbb selbst über den Fall recherchieren.
Darüber spricht Dagmar Bednarek mit unserem Podcast-Host Holger Klein, der selbst lange Mitarbeiter des rbb war und auch heute noch frei für den rbb arbeitet. Den ganzen Podcast hören Sie hier:
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Dagmar Bednarek ist seit 2014 Freienvertreterin beim rbb. Sie hat Germanistik und Spanisch studiert und startete ihre journalistische Laufbahn als Hörfunk-Reporterin beim Sender Freies Berlin (SFB), der 2003 mit dem Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg zum rbb fusionierte. Seit 2005 arbeitet sie für die „Abendschau“, lange Zeit mit dem Schwerpunkt Bildung und aktuell als Nachrichtenredakteurin.
Hallo Dagmar!
Danke für Deine erfrischend, klaren und positiven Statements im Podcast (danke Holger für das gute Gespräch).
Ich war rund 20 Jahre Freier beim NDR und kenne das System ARD. Mein Fazit: Geklüngelt wurde immer und besonders in den Chefetagen und ganz besonders ab 7-stelligen Summen: Für Technik, für Gebäude, bei Produktionsdeals, bei Rechten…. bei festen Stellen.
Möglich war und ist das mit Konstellationen, den „Friends & Family-Clubs“ auf Direktorenebene, die jede Anstalt hat, wie es beim SchlesingerGATE nun klassisch aufgeflogen ist. Und auch gilt, dass es nicht IMMER und überall in der ARD so ist. Es hängt in den Anstalten von den handelnden Personen ab.
Ich verfolge nun mit Spannung die Entwicklung. Wird es Euch gelingen, die Nomenklatura aus Politik und Senderfürsten zu sprengen? Ich denke, nur wenn sich ARD-Freie auch bundesweit organisieren und eine politische Kampagne öffentlich durchgezogen wird.
Nur wenn Ihr ALLE (politisch) Verantwortlichen namentlich zu Stellungnahmen bewegt und zu Reformen „verhaftet“, bewegt es sich. Dies Reformen sind übrigens auch beim ZDF überfällig.
Startet eine Petition, die alle unterschreiben können und sich damit verpflichten, in einem realistischen Zeitraum etwas zu bewegen. Denkt bitte an die „KIKA-Skandälchen“ vor ein paar Jahren. Hat sich dort oder beim MDR substanziell etwas geändert? Es fliegen immer nur die auf, die es hemmungslos übertreiben. Die Nachfolger*innen machen dann (etwas vorsichtiger) einfach weiter.
Dass Intendant*innen häufig mehr verdienen, als unser Bundeskanzler, ist wohl die 0,5% Spitze des Eisberges, der nun diesen Titanic-Sumpf zum Sinken bringen könnte.
Ich kann auch nur grob schätzen, dass von den 8 Milliarden Rundfunkgebühren jährlich durch scheinkontrollierte Abrechnungen und diese Zustände mindestens eine Milliarde vergeudet wird.
Wer hat denn Business-Insider die ganzen Original-Abrechnungen gemailt? Muss doch jemand aus der RBB-Buchhaltung gewesen sein ;-). Bitte mehr davon. Danke.
Nein, nicht um das System zu vernichten. Hier ist dir richtige Plattform, um das zu retten, was beim ö.r. Rundfunk gut und wertvoll ist, um endlich die zu stärken, die die Arbeit tagtäglich professionell und sehr verantwortungsbewusst leisten.
Sie ist wichtiger, denn je.
Ich drücke Euch die Daumen – jetzt könnte viel bewegt werden.