„Nationalistische Tendenzen“

Die Pegidahaftigkeit des Vereins Deutsche Sprache

Walter Krämer ist auch ein „Lügenpresse“-Rufer. Er brüllt es den Journalisten nicht bei Demonstrationen entgegen, zumindest weiß man nichts davon. Er schreibt es in die „Sprachnachrichten“. Darin wettert er etwa gegen den „aktuellen Meinungsterror unserer weitgehend linksgestrickten Lügenmedien“ und die „Unterwerfung der Medien unter eine obrigkeitsstaatliche Einheits-Sichtweise der Dinge“ und gibt bekannt, dass er aufgehört habe, Zeitungen zu lesen.

Walter Krämer
Walter Krämer Foto: Wikipedia

Walter Krämer ist Statistik-Professor an der Technischen Universität Dortmund und erster Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache (VDS). Die „Sprachnachrichten“ sind dessen vierteljährlich erscheinendes Vereinsblatt.

Die Medien nehmen ihm seine Verachtung nicht übel. Sie sprechen gern mit ihm, lassen sich von ihm „Statistiklügen“ erklären und behandeln ihn wie einen Experten für die deutsche Sprache. Sie stellen sich in den Dienst der PR für seinen Verein und berichten ausführlich darüber, über welche Formulierungen sich dessen Mitglieder so sehr ärgern, dass sie sie als „Sprachpanscher des Jahres“ auszeichnen wollen.

Krämer liest die Zeitungen vielleicht nicht mehr, aber sie drucken ihn noch.

Eine Gruppe von Germanisten hat jetzt darauf hingewiesen, dass die Haltung des Vereins „ein Musterbeispiel für einen intoleranten, unaufgeklärten Sprachpurismus“ sei und der VDS „immer wieder nationalistische Tendenzen bedient“.

Man fragt deutsch

Krämer und seine Verein sind eine Art Sprach-Pegida: Mit heiligem Ernst versuchen sie, die deutsche Sprache gegen den Ansturm fremder Wörter zu verteidigen. Sie kämpfen gegen die Durchmischung der Sprachen und den scheinbar unaufhaltsamen Vormarsch des Englischen, der die eigene Kultur zu vernichten drohe. Den größten Feind sehen sie in den eigenen Landsleuten, die tödliche Gefahr nicht nur nicht zu sehen scheinen, sondern sogar bereitwillig vor ihr kapitulieren.

Als die Europäische Kommission in ihrem Pressesaal die Beschriftung an der Wand änderte und ihren Name dort nur noch auf Englisch und Französisch hinschrieb, war das für den VDS ein ungeheuerlicher Affront und eine Missachtung der kulturellen Identität der Deutschen – und uferte in einen jahrelangen Beschwerdevorgang aus. Umgekehrt ist der frühere FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle ein Held des VDS, weil er einen auf englisch fragenden Journalisten der BBC zurechtwies.

VDS-Mitglieder sind stolz darauf, immer noch so zu schreiben, wie sie es in der „einstigen Volksschule“ gelernt haben („das erste Jahr noch Sütterlin“). Sie verzweifeln, dass die Menschen zum Geburtstag „Happy Birthday“ singen. Ihr Vorsitzender ist schon auf der Palme, wenn er in der Lokalzeitung eine Todesanzeige für einen Hund entdeckt, in der es heißt: „Fuzzy is dead“. („Nun, vielleicht kam Fuzzy aus England und wollte in seiner Muttersprache begraben werden, das glaube ich aber nicht.“)

Andererseits ist auch Krämer selbst vor schlimmsten Sprachvergehen nicht gefeit. In einem Text im vergangenen Jahr hat er das Wort „subkutan“ benutzt. „Ich habe diesen Begriff im Lexikon nachschlagen müssen, obwohl ich Abitur habe“, beklagte sich daraufhin ein Leser. „Es ist ein großer Fehler unseres Vorsitzenden, ein solches Fremdwort aus dem Lateinischen zu benutzen, und ich hoffe, dass so etwas nicht mehr vorkommt.“

Diese braunen Menschen

Überhaupt, die Leserbriefseiten. Kostprobe:

Vor einiger Zeit hat sich eine Germanistin in einer Leserzuschrift beschwert, daß noch niemand ein deutsches Wort für Whistleblower erfunden hat. Ich meine, daß das Wort seit mindestens 100 Jahren existiert. Es heißt „Nestbeschmutzer“ und beschreibt den Sachverhalt wie üblich sehr viel genauer.

Oder auch:

„Ni****“ klingt abwertend. Aber unser in Deutschland gebräuchliches Wort „Ne***“ war und ist nie eine Diskriminierung dieser braunen Menschen. Ich rede hier als Deutscher, und braun ist nun mal eine Farbe. In Kanada sprach meine Frau und mich ein tiefschwarzer Ne*** aus Angola an. Er besaß einen deutschen Reisepass und sprach fließend Deutsch. Ihm war bekannt, daß „Ne***“ in Deutschland kein Schimpfwort ist.

(Im Original sind die N-Wörter ausgeschrieben.)

Andererseits findet sich hier auch Kritik am Kurs des VDS. Er scheine ihm „zu einer nationalkonservativen und AfD-nahen ‚Fruchtbringenden Gesellschaft‘ zu mutieren“, schreibt ein Leser.

Wider das Amigedudel

Der Verein hat immer schon mit einer unheimlichen Verbissenheit für das prinzipiell ehrenwerte Ziel gekämpft, die deutsche Sprache vor Übergriffen möchtegernanglophiler Angeber und Werbefuzzis zu bewahren. Er kämpfte nicht nur für einheimische Wörter, sondern zum Beispiel auch gegen fremde Bräuche wie Halloween: Kinder sollen im Herbst gefälligst Dinge mit Laternen machen statt mit Kürbissen.

Der VDS hält in deutscher Sprache gesungene Lieder prinzipiell den „Tonkonserven aus den USA“ überlegen (obwohl die „durchaus nicht alle schlecht sein müssen“, wie Krämer offenherzig einräumt: „Ich habe selbst einen ganzen Stapel in meinem Regal“). Als das deutsche Publikum im vergangenen Jahr einen englischsprachigen Beitrag zum Eurovision Song Contest schickte, feierten die „Sprachnachrichten“ dessen letzten Platz, sprachen von „Amigedudel“ und einem „Amiliedchen“ und nannten die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten „Erfüllungsgehilfen des angelsächsischen Kulturimperialismus“.

In diesen Monaten scheint die Politisierung und Pegidisierung des Vereins besondere Ausmaße zu erreichen. Die „Sprachnachrichten“ lesen sich in weiten Teilen wie ein AfD-Blatt. Sie wettern gegen „Genderideologen“ und den „Genderwahn“. Sie prangern an, dass „das Wissen über ’sexuelle Vielfalt'“ in den Schulen wichtiger geworden sei „als Orthographie oder eine leserliche Handschrift“.

Der Kampf gegen „gegenderte Sprache“ hängt für den VDS irgendwie unmittelbar mit dem gegen die Ausländer zusammen. Eine Kolumne, die sich ausschließlich mit „Gendersprache“ befasst, endet unvermittelt mit folgendem Absatz:

Verschonen wir die Sprache, wir brauchen sie in bester Verfassung zur Behandlung völlig ungelöster Probleme, zum Beispiel: Wie geht es weiter, wenn in Arabien und Afrika das Grundwasser erschöpft ist? Streben dann die überlebenden fünfhundert Millionen in das gemäßigte Klima zu uns?

Einen Antrag der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, „über die Rechtschreibfähigkeit der Schüler an Thüringer Schulen Bericht zu erstatten“, veröffentlicht das Blatt kommentarlos im Wortlaut.

„Konsequente Wahrheits-Verschleierungsrhetorik“

Anders als in der deutschen Presse sei „in den angelsächsischen Medien konsequent von ‚migrants‘ und nicht von ‚refugees‘ die Rede“, behaupten die „Sprachnachrichten“ (was sich leicht widerlegen lässt). Bei vielen deutschen Medien, „mit den öffentlich-rechtlichen an erster Stelle“, stellt der VDS hingegen eine „konsequente Wahrheits-Verschleierungsrhetorik“ fest. Der Begriff „Einwanderer“ sei „über alle Medien hinweg nun tabuisiert“, stellt Dietrich von der Oelsnitz Anfang des Jahres fest und behauptet: „kein Politiker, keine TV-Moderatorin hat diesen früher gebräuchlichen Begriff in den letzten Monaten je verwendet.“ Keiner, je.

Die EU werde von Menschen von auswärts „überschwemmt“, meint der VDS; Walter Krämer nennt in seinem Editorial die „aktuelle Völkerwanderung“ ein „regierungsamtliches Großexperiment“. Immerhin habe die „aktuelle Verunsicherung durch die ungeregelte Masseneinwanderung nach Deutschland“ aber auch „ihr Gutes“: „Denn jetzt wird auch dem letzten Multi-Kulti-Fahnenschwenker klar, wie wichtig die deutsche Sprache für das Gelingen dieses einmaligen soziologischen Groß-Experimentes ist.“

VDS-Autor Reiner Pogarell macht in einem Beitrag womöglich gut gemeinte Vorschläge, wie Immigranten in Deutschland ihre Kinder nennen sollen, nämlich zum Beispiel:

Adam, Mikail, Selma, Hanna, Sara, Sofia, Kamilla, Maria.

Das seien Namen, die zwar zum arabisch-muslimischen Kulturkreis gehören, aber neutral wirken:

Kinder mit einem neutralen Namen müssen sich nicht innerhalb ihrer Familien für einen fremden Namen rechtfertigen, sie tragen einen Namen aus ihrem ursprünglichen Kulturraum. Sie werden des aber auch im Einwanderungsland nicht so schwer haben. Auch wenn Nachnamen und Aussehen eine fremde Herkunft nahe legen, so bietet der Vorname eine ausgestreckte Hand an, die in aller Regel gerne ergriffen wird.

Der Gedanke, dass fremde Namen gar nicht fremd bleiben müssen und ein Name (und ein Gesicht!), dass uns heute fremd vorkommt, irgendwann einmal ganz selbstverständlich, normal und, ja: deutsch erscheinen könnte, ist in dieser VDS-Welt abwegig.

Dass die zentrale VDS-Forderung, die deutsche Sprache ins Grundgesetz aufzunehmen, noch nicht erfüllt wurde, habe Folgen:

Nur so ist die Nachlässigkeit unserer staatlichen Organe, aber auch unserer Politiker, unserer Lehrer und Pädagogen unserer Sprache gegenüber zu erklären.

Nur so können wir das Wissen um wahrscheinlich Millionen Menschen ohne akzeptable Deutschkenntnisse und damit ohne Integrationsperspektiven in unserem Land ertragen.

Nur so konnten die aufgegebenen Stadtviertel entstehen, die Gettos, in denen unsere Sprache ein kümmerliches Dasein spielt.

(Hervorhebungen im Original)

Nichts davon wäre möglich gewesen, behauptet also Reiner Pogarell, Betriebslinguist und leitendes VDS-Mitglied, wenn nur deutsch als Landessprache im Grundgesetz verankert wäre.

Matussek, Steinbach, Kerkeling, Lippe, Paderborn

Nun kann so ein Verein natürlich so pegidahaft sein, wie er will. Erstaunlich ist aber, dass seine Radikalität und Pegidahaftigkeit öffentlich kaum wahrgenommen wird. Der Verein hat diverse prominente Mitglieder, darunter nicht nur Matthias Matussek, Erika Steinbach, Wolf Schneider, Bastian Sick und Dieter Thomas Heck, sondern auch Hape Kerkeling, Dieter Hallervorden, Ottmar Hitzfeld, Jürgen von der Lippe, Christian Quadflieg, Nina Ruge und Dietmar Wischmeyer. Sogar ganze Städte sind dem Verein beigetreten, darunter Gotha, Landshut, Paderborn, Rastatt und Wunstorf.

Die 36 Linguistinnen und Linguisten, die den Verein nun kritisieren, schreiben in einem offenen Brief an den Präsidenten des Deutschen Hochschulverbandes (DHV):

Um seine Ziele zu propagieren, ist der VDS in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich. Wie LinguistInnen mehrfach gezeigt haben, ist die Haltung dieses Vereins ein Musterbeispiel für einen intoleranten, unaufgeklärten Sprachpurismus. Dass der VdS ganz nebenbei auch immer wieder nationalistische Tendenzen bedient, zeigt sich übrigens auch in der aktuellen Ausgabe der SPRACHNACHRICHTEN. Die provokanten und teils politisch gefährlichen Thesen des Vereins haben wenig bis nichts mit (Sprach-)Wissenschaft zu tun. Im Gegenteil: Sie widersprechen größtenteils den Erkenntnissen der Linguistik.

Anlass für diese Wortmeldung ist, dass die aktuelle Ausgabe der „Sprachnachrichten“ der Zeitschrift „Forschung & Lehre“ (F&L) beilag, die der Deutsche Hochschulverband herausgibt. Einer der Unterzeichner des Briefs, Henning Lobin, Professor für Angewandte Sprachwissenschaft und Computerlinguistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen, schreibt in seinem Blog:

Von so einem Verein etwas in der DHV-Zeitschrift beigelegt zu bekommen läuft ungefähr auf das gleiche hinaus, wie wenn die Zeitschrift „Das Parlament“ einer ihrer Ausgaben einen Pegida-Flyer beifügen würde oder der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger seinem Mitgliederblatt eine Info-Broschüre der AfD.

Er nennt den Verein „wissenschaftsfeindlich“ und urteilt:

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich der VDS ausgehend von relativ harmlosen, durchaus breite Zustimmung aufweisenden Positionen in ähnlicher Weise radikalisiert, wie es in den letzten Jahren auf der politischen Bühne die AfD vorgemacht hat.

Walter Krämer spricht angesichts dessen von einer „großen Verleumdungskampagne“.

Die von ihm als „Lügenpresse“ verunglimpften Medien werden in den nächsten Wochen aber sicher wieder wohlwollend und unkritisch über den von ihm geführten Verein und dessen Wahl des „Sprachpanschers 2016“ berichten.

Anmerkung, 1. November 2022. Ich habe die N-Wörter in einem Zitat nachträglich unkenntlich gemacht.

122 Kommentare

  1. Sehr guter und wichtiger Beitrag, vielen Dank! Nur ein Hinweis: Die Unterzeichner des offenen Briefs sind nicht alle Linguisten, sondern z.T. auch Literaturwissenschaftler (z.B. Martin Huber und Stefan Neuhaus).

  2. Als ich so um 2005 anfing, vom VDS zu hören (der damals schon Bildblog-Aufmerksamkeit auf sich zog), habe ich angefangen, im Privaten englisch in meine deutschen Sätze einzubauen, einfach nur, um es mit „Quer“ zu sagen „Um die Leute zu ärgern, die sowas ärgert“. Heute ist das spontane Wechseln in meinem Bekanntenkreis einfach die übliche Methode.

    Ich kann nur hoffen, dass dieser Jugendtrend bei dem Verein ankommt. Wir machen das nicht nur for the lulz, sondern speziell, um den VDS zu dissen.

  3. Ich finde den Beitrag auch durchaus treffend, aber diese vielen Andeutungen, dass die Medien doch endlich mal anfangen sollen, beleidigt zu sein, weil Krämer sie dauernd beschimpft, halte ich für unnötig.
    Spielt es eine Rolle dafür, wie Medien über jemanden berichten sollten, ob er unfreundlich über sie redet oder nicht?

  4. @Muriel: Ich finde es schon seltsam, wie unterschiedlich mit „Lügenpresse“-Rufern umgegangen wird. Vor allem aber wünsche ich mir grundsätzlich einen kritischeren, distanzierteren Umgang mit diesem Verein.

  5. Zumal Krämer ja die Presse, die er so beschimpft, gerne als Plattform nutzt, seine Propaganda durchzubringen.
    Mich schockiert immer, wie zuverlässig Filterblasen inzwischen wirken und wie einfach man sich darauf verlassen kann. Krämer kann einfach behaupten, angelsächsische Medien schrieben nur noch „migrants“, nachprüfen wird es aus seinem Publikum niemand, glauben werden sie es aber alle gerne. Leute wie Krämer, Steinbach oder die ganze AfD haben dasNeuegeileinternet viel besser verstanden als der Rest von uns.

  6. Wenn sie doch einfach Deutschkurse für Flüchtlinge anbieten würden! Aber so schöne Komposita wie „Wahrheitsverschleierungsrhetorik“ gibt es im Englischen nicht. Vielleicht im Ki-suaheli.

    Wobei ich jetzt finde, dass die, die die Unterschiede zwischen „Migranten“ und „Flüchtlingen“ auf die Goldwaage legen, es auch etwas übertreiben. Ich lese noch Zeitung und finde gelegentlich, dass „Teer“ und „Asphalt“ bzw. „Gemälde“ und „Kupferstich“ synonym verwendet werden, obwohl der Unterschied klarer definiert und leichter recherchierbar ist. Darüber regen sich Sprachkritiker irgendwie nie auf.

  7. Wenn sie doch einfach Deutschkurse für Flüchtlinge anbieten würden! Aber so schöne Komposita wie „Wahrheitsverschleierungsrhetorik“ gibt es im Englischen nicht. Vielleicht im Ki-suaheli.

    Wobei ich jetzt finde, dass die, die die Unterschiede zwischen „Migranten“ und „Flüchtlingen“ auf die Goldwaage legen, es auch etwas übertreiben. Ich lese noch Zeitung und finde gelegentlich, dass „Teer“ und „Asphalt“ bzw. „Gemälde“ und „Kupferstich“ synonym verwendet werden, obwohl der Unterschied klarer definiert und leichter recherchierbar ist. Darüber regen sich Sprachkritiker irgendwie nie auf.

  8. Schon witzig, wie die Fluechtlinge quasi unter Laborbedingungen beleuchtet werden, und die deutsche Sprache noch dazu. Statt die realen Herausforderungen anzugehen. Sowas gibt es nur in Merkel-Schland.

  9. Danke für den Beitrag!
    Ich wusste zwar von dem Verein (durch Berichte und herangezogene „Expertenmeinungen“), aber habe mich mit diesem nicht näher beschäftigt.
    Umso erschrockener bin ich.
    Was ich für mich noch nicht ganz verstanden habe: Fehlt es jetzt hier an journalistischer Sorgfalt oder ziehen die Medien den Verein in einer Art Kompromissbereitschaft heran (Quit pro quo)? Oder ist es gar beides?
    Es ist gerade schwer für mich nachvollziehbar, warum sich damit nicht kritischer auseinander gesetzt wird.

    @9. Jessica: Thema verfehlt. Atmen Sie drei mal tief durch, aktivieren Sie Ihr Denkorgan (darum bitte ich inständig) und lesen Sie den Beitrag nochmal. Aber vielleicht gibt es sowas nicht im NfDAP-Wunderland…

  10. Ich wußte gar nicht, dass Achim Mentzel einen Zwillingsbruder hatte, der Walter Krämer heißt! Bei der Geburt getrennt?

  11. …weis jetzt nicht, ob das hierhin passt. Fällt mir aber gerade so ein:
    Neulich beim Kuför, irgendwo in der Türkei.
    Zehn ältere Herren beim Tee:
    Einer davon hat sich bei Blohm u. Voss seinen Rücken zerstört, spricht Hamburgisch.
    Der nächste hat es mit der Lunge, weil in Kamp-Lintfort unter Tage malocht.
    Dann kommt der aus Mannheim, Dialekt unverkennbar, ebenso wie der aus Sindelfingen vom Daimler, der auf den Brotzeit-Wagen wartet wie sein Landsmann aus Dingolfing, der den aus Hamburg nicht versteht, wegen des Dialekts.
    Den Kollegen aus Rotterdam, Brückenkrahnfahrer, lass ich jetzt mal weg.
    Alle wissen genau: Türkei gut; Erdowahn gut.
    Und dann mein Liebling: Er versteht nix, kehrt aber für 80€ im Monat die Haare zusammen. Und denkt: Spinnen die?
    Ich glaube tatsächlich, das die Türkei ein Problem hat…

  12. Ich bin entsetzt über diesen blanken Hass Menschen gegenüber, die sich für ihre Sprache und die sprachliche Vielfalt einsetzen. Andere Vorwürfe sind uns gegenüber nicht zu machen, wir haben rund 20.000 ausländische Mitglieder aller Hautfarben und Religionen. Meine Bemerkungen zu den Themen Deutsch ins Grundgesetz und Vornamen bei Immigranten beruhen auf meinem engsten Kontakt mit Ausländern und Einwanderern, die meine Thesen ausdrücklich unterstützen. Wie in der Zukunft über bestimmte Namen gedacht wird, kann ich mangels einer Glaskugel tatsächlich nicht sagen.

  13. @13 Reiner Pogarell

    Von blankem Hass kann ich meines Erachtens nicht viel erkennen. Aber natürlich kann ich mich auch nun auch täuschen, ich dachte bisher immer ganz gut den Unterschied zwischen Hass und Kritik zu erkennen.

    Allerdings stellt sich mir auch die Frage, ob Sie sich als Verfechter der Deutschen Sprache auch der Tragweite Ihrer Worte bewusst sind und sich mit dieser auseinandersetzen.

    Denn es hinterlässt bei mir schon zumindest einen sehr bitteren Beigeschmack, wenn ich seitens des VDS Sätze lese, die sich erschreckend mit denen der rechtsgerichteten Parteien und Vereinigungen gleichen.
    Parteien und Vereinigungen die definitiv Hass schüren und verbreiten.

    Und wenn ich lese „Aber unser in Deutschland gebräuchliches Wort „Neger“ war und ist nie eine Diskriminierung dieser braunen Menschen.“, dann muss ich mich ernsthaft fragen, inwiefern über diese Tragweite nachgedacht wird.
    Und vom „tiefschwarzen Neger aus Angola“ fange ich jetzt gar nicht erst an. Denn das finde ich schlichtweg respektlos und hochgradig abwertend.

  14. Pegasus
    1) Können die Kritiker nicht gucken? Sehen sie nicht, dass einflussreiche Milieus aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medien, die an der Globalisierung gut verdienen, einer Sprachgemeinschaft in ihrem eigenen Sprachraum buchstäblich die Wörter aus dem Mund nehmen und durch englische ersetzen? Alles, was in der Gesellschaft als bemerkenswert dargestellt werden soll, wird mit englischen Wörtern bestückt.
    2) Was wollen die Rufer aus der Germanistik eigentlich? Sie streuen Zitate und wollen uns einreden, es sei einfach unanständig, die Amerikanisierung der Sprache nicht gut zu finden. Wieso sind sie darauf so erpicht ? Vermutlich, weil sie den deutschsprachigen Ländern – langsam, aber sicher – eine US-amerikanische Denkweise und Identität verpassen und sie damit in ihrem Sinne politisch gefügig machen wollen. Deshalb bügeln sie den Widerstand dagegen mit wüsten Verdächtigungen nieder. Versuchen es wenigstens, denn 30 Hochschullehrer sind unter Tausenden eigentlich nicht so furchteinflößend! Oder?

  15. Als ich Krämer um das Jahr 2000 herum in dessen Büro in Dortmund für ein Interview besuchte, fiel mir zuerst eine überdimensionierte Deutschland-Flagge auf. Sie prangte einschüchternd, fast Angst einflößend an der Wand hinter seinem Schreibtisch. Das passte ebenso ins Bild wie seine deutschtümelnden Ansichten. Mich gruselt es noch heute bei der Erinnerung. Heute bin ich sicher, dass es Krämer schon immer um viel mehr als die Bewahrung der deutschen Sprache ging. Es geht ihm um den reinen deutschen Geist, was immer das auch sein mag.

  16. @Reiner Pogarell, #13
    Von „Hass“ kann meinerseits auch keine Rede sein, manche Ihrer Positionen kann ich teilen, manche nicht. Wenn Sie persönlich z.B. kein Problem damit haben, „Neger“ genannt zu werden, gut. Manche haben damit ein Problem und präferieren das (urdeutsche) Wort „Schwarzer“. U.a., weil es auch „Weißer“ heißt, und nicht „Albus“.
    Problematisch wird es für mich, wenn vom sprachlichen aufs Politische gewechselt wird. Wenn irgendwer seine Kinder lieber „Josef“ und „Maria“ statt „Jussuf“ und „Maryam“ nennen will, sollen die jeweiligen Eltern das gerne tun, aber sowas per Verordnung zu regeln, ist Bevormundung, also dass, was sonst den geschlechtergerechten-Sprache-Befürwortern vorgeworfen wird. Sie haben mit denen gemein, dass Sie die Wirkmächtigkeit der Sprache etwas überschätzen, mMn. Und selbst, wenn Sprache eine derartig starke pädagogische Wirkung hätte, würde diese Wirkung verfliegen, sobald klar wird, dass das pädagogisch, also bevormundend, gemeint ist.

  17. @Reiner Pogarell, #13
    Von „Hass“ kann meinerseits auch keine Rede sein, manche Ihrer Positionen kann ich teilen, manche nicht. Wenn Sie persönlich z.B. kein Problem damit haben, „Neger“ genannt zu werden, gut. Manche haben damit ein Problem und präferieren das (urdeutsche) Wort „Schwarzer“. U.a., weil es auch „Weißer“ heißt, und nicht „Albus“.
    Problematisch wird es für mich, wenn vom sprachlichen aufs Politische gewechselt wird. Wenn irgendwer seine Kinder lieber „Josef“ und „Maria“ statt „Jussuf“ und „Maryam“ nennen will, sollen die jeweiligen Eltern das gerne tun, aber sowas per Verordnung zu regeln, ist Bevormundung, also dass, was sonst den geschlechtergerechten-Sprache-Befürwortern vorgeworfen wird. Sie haben mit denen gemein, dass Sie die Wirkmächtigkeit der Sprache etwas überschätzen, mMn. Und selbst, wenn Sprache eine derartig starke pädagogische Wirkung hätte, würde diese Wirkung verfliegen, sobald klar wird, dass das pädagogisch, also bevormundend, gemeint ist.

  18. @ Kurt Gawlitta („Vermutlich, weil sie den deutschsprachigen Ländern – langsam, aber sicher – eine US-amerikanische Denkweise und Identität verpassen und sie damit in ihrem Sinne politisch gefügig machen wollen.“)

    Besser konnten Sie ihren Verein nicht demaskieren. Chapeau.

  19. @Kurt #16
    „Vermutlich, weil sie den deutschsprachigen Ländern – langsam, aber sicher – eine US-amerikanische Denkweise und Identität verpassen und sie damit in ihrem Sinne politisch gefügig machen wollen.“

    Aber nicht doch! Sie wollen den deutschsprachigen Ländern (die sich bekanntermaßen überhaupt nicht in ihrer Ausdrucksweise unterscheiden) eine UK-britische Denkweise verpassen.
    Vielleicht auch eine irische. Welches Irland, das dürfen Sie sich sogar aussuchen.
    Oder eine australische, neuseeländische, kanadische…

    Ihnen scheint wirklich nicht klar zu sein, dass Formen des Englischen nicht nur den den verhassten USA gesprochen werden. Au weia.

    Wenn ich so drüber nachdenke…wenn den Deutschen tatsächlich eine amerikanische Denkweise zu eigen wäre – wie „gefügig“ wären die denn? Mir fallen viele Eigenschaften und Klischees zur amerikanischen Denkweise ein, „gefügig“ gehört nicht dazu.

  20. @all: Mein Beitrag war eher satirisch gemeint. So hat SN das wohl auch begriffen, sonst wäre er längst im Orkus.
    Ruhig bleiben, die Zeiten sind hektisch genug…

  21. Naja, Amerikaner scheinen teilweise sehr patriotisch, aka US-freundlich zu sein, wären dann Deutsche mit amerikanischer Mentalität auch sehr patriotisch oder eher sehr US-freundlich? Wenn ersteres, wäre das nicht Pegida-pro? Ich meine, dafür stünde das „P“ in Pegida.
    Briten sind andrerseits eher EU-skeptisch, wie wir gemerkt haben. Dann müsste eine „Britifizierung“ doch sehr den hiesigen Euro-Skeptikern gelegen kommen.
    Das „Schlimme“ an der „Anglizismenschwemme“ ist mMn, dass das das neue Latein ist: manche Menschen schmücken sich mit „cool“ bzw. „hip“ klingenden Wörtern und Satzbausteinen, um intelligenter zu wirken, als sie in Wahrheit sind.

    Das Thema ist nicht neu. In der Schule sollten wir mal Anglizismen in einem Roman suchen; ich gewann mit „In Front des“ (Hauses, in dem die Geschichte beginnt), offenbar die dt. Version von „vor“ für „in front of“.
    Kringeln sich da nicht die Zehennägel? Das Buch ist von 1894, heißt „Effie Briest“ und ist von Fontane. Dieser spezielle Anglizismus hat sich offenbar trotzdem nicht durchsetzen können.

  22. Ich halte von einer Politisierung von Sprache nichts . Das gilt sowohl für kleingeistig-konservative Versuche wie beim VDS als auch für sprachverhunzende Gendergerechtigkeitsfanatiker. Letzere stehen mir politisch näher und wirken gerade darum in ihren absurden Vorschlägen um so peinlicher, da ist es dann doch gut, auf der anderen Seite des Spektrums ein nicht minder peinliches Gegenstück zu wissen: den VDS.

  23. @Lars: Ich würde ja behaupten, dass Sprache als das notwendigerweise so ziemlich einzige Medium für politische Kommunikation bereits so politisiert ist (ganz abgesehen davon, dass ja sowieso irgendwie alles politisch ist, einschließlich natürlich der Auffassung, es sei anders), dass ich den Begriff der Politisierung hier für potentiell irreführend halte. Natürlich muss man nicht jeden Vorschlag für angemessenere Sprache toll finden, aber die These, man könnte unpolitisch sprechen oder als sei Sprache in ihrer jetzt gerade aktuell üblichen Form unpolitisch, finde ich nicht haltbar.

  24. @Muriel, #25:
    Hier geht es anscheinend über das „Durchschnittspolitische“ hinaus. Die Entscheidung bspw., ob man (von ’45 bis ’89) „Deutschland“ oder „BRD“ sagte, wenn man „Westdeutschland“ meinte, hatte meistens schon mit der jeweiligen politischen Anschauung zu tun, für die man jeweils kritisiert werden konnte.
    Jemanden einen politischen Strick daraus zu drehen, welche Kindernamen oder Pluralformen oder Anglizismen oder Teutonismen oder welche von einem halben Dutzend Alternativ-Wörtern im Thesaurus die jeweilige Person benutzt, weil alle Wörter ja Konnotationen haben, hebt die Politisierung der Sprache auf eine ganz andere Ebene.
    Und da gebe ich Lars recht. Es ist peinlich. Oder es nervt.

  25. @Mycroft: Das ist wie bei allem im Leben: Es kommt drauf an, wie mans macht. Denn natürlich ist die Wortwahl Ausdruck der dahinterliegenden Einstellung, und ich finde es nicht grundsätzlich unangemessen, das zu diskutieren und zu kritisieren. Das ist nicht per se peinlich und nervig, sondern nur dann, wenn mans peinlich und nervig macht.
    Wie bei allem halt.
    Insofern finde ich, dass man gerne konkret bezeichnen kann, dass man – was weiß ich? – in Bezug auf die Reform der StVO im Hinblick auf inklusivere Sprache den Aufwand für zu hoch hält im Verhältnis zum Ergebnis.
    Wenn man aber pauschal die Politisierung von Sprache oder „Gendergerechtigkeitsfanatiker“ für peinlich erklärt, liegt man meines Erachtens erstens daneben und stärkt zweitens die Position von denen, die eh schon immer wussten, dass das doch alles Käse ist. Na gut, vielleicht sind das gar keine zwei Punkte, sondern nur einer. Aber ich finds jedenfalls wichtig.

  26. #10 C.S. Na diese Tipps und Komplimente kann ich Ihnen zurueckgeben. :) Sie haben es aber versaeumt, uns zu erzaehlen, was denn ein „NfDAP-Wunderland“ ist.

  27. @Muriel
    Konnotationen sind nicht unangefochten allgemeingültig; etwa durch den „terminological tangle“ (siehe Hayakawa: http://www.blocksclass.com/TOK/LISTENING.pdf) kann das gleiche Wort definitiv mehrere Reaktionen beim Adressaten hervorrufen – auch ungewollt. Einen Menschen NUR nach seiner Wortwahl zu kategorisieren, stellt daher quasi eine Oktroyierung der eigenen Glaubenssätze und, ja, Konnotationen dar.

    Dennoch transportieren Worte zweifelsfrei auch Botschaften; fragt sich nur, ob beide Seiten der Nachricht die gleiche Interpretation teilen. Man sieht das gerade gut bei Trump in den USA.

    Danke für das spannende Thema, Übermedien!

  28. @Gawlitta, angeblich Dr.

    “ Sehen sie nicht, dass einflussreiche Milieus aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medien, die an der Globalisierung gut verdienen, einer Sprachgemeinschaft in ihrem eigenen Sprachraum buchstäblich die Wörter aus dem Mund nehmen und durch englische ersetzen? Alles, was in der Gesellschaft als bemerkenswert dargestellt werden soll, wird mit englischen Wörtern bestückt.“

    Sauber, die NsdAfD-Bevölkerungsaustauschthese gibt es jetzt auch schon für die deutsche Sprache.
    Wie ist das eigentlich, wenn die Bevölkerung doch durch diese gleichen „einflussreichen Milieus“ (übrigens urdeutsches Wort, for sure), – Ostküste darfste ja nicht mehr sagen – vollständig mit Muselmanen ausgetauscht wird, warum wird dann die Sprache von den „Milieus“ mit Englisch und nicht Arabisch ausgetauscht?
    Fragen über Fragen…
    Shalömschen, Douche ;-)

  29. Ein wenig vermisse ich die Auseinandersetzung mit dem simplen Fakt, dass Sprache immer einer Entwicklung unterliegt und sich konsequent verändert.
    Von „Ik gehorta dat seggen…“ über „Mich deucht, eine Mär wird verkündet…“ bis zu „Man munkelt…“ hat sich doch einiges getan. Die stetige Entwicklung der Sprache ist möglicherweise nicht jedermann gefällig, aber dass sie nicht aufgehalten werden kann, sollten Linguisten eigentlich wissen. Der Duden von heute ist im Vergleich zu dem von 1968 um zahlreiche Eindeutschungen reicher. Das haben aber nicht die Linguisten erreicht, gleich welcher Gesinnung sie anhängen. Das hat eine Umgangsprache verursacht, in der sich Wörter immer dann durchsetzen, wenn sie von einem erheblichen Teil der Muttersprachler verwendet werden und natürlich nicht nur vorübergehend einem kurzem Trend folgend. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass Interessengruppierungen überhaupt in der Lage sind, Sprache wirklich nachhaltig zu beeinflussen. Dass wir hier kein Althochdeutsch mehr reden, ist doch nicht irgendeinem kaiserlichen Erlass zu verdanken, sondern einer Entwicklung durch zahlreiche komplexe Einflüsse.

  30. @R. Flex
    Ganz beliebig sind Konnotationen aber nicht. Auch Sprachaussagen sind Aussagen über die Mehrheit. Wenn ich sage: Köter ist negativer konnotiert als Hund, dann werden das nicht alle Menschen so teilen. Aber die Mehrzahl wird das und die, die es nicht teilen, werden zumindest davon gehört haben, dass dem so ist.
    Konnotationen kommen auch nicht von irgendwo her. Sie entstehen durch die Verwendung, durch Bezeichnungs- und Umgebungs-Kontext. In der Nähe von „Köter“ wird man häufiger das Wort „mieser“ lesen. So kommt die negative Konnotation zustande, auch für die, die Köter nicht (so) negativ konnotiert meinen wie „der Rest“.
    Das Ganze ist eher ein Ausdruck der Vagheit unserer Sprache. Begriffe sind nicht – wie in manchen Wissenschaftssprachen – punktgenau definiert. Aber sie sind so weit übereinkommend „definiert“, dass wir uns, ohne uns ständig fragend anzugucken, gegenseitig verstehen. Und das, meine These, ist bei der Bedeutung ebenso der Fall wie bei den Wertungen, die in einem Wort mitschwingen.

  31. Ist denn wirklich ernsthaft zu bestreiten, dass die neoliberalen Eliten ihre raubtierkapitalistische Ideologie auch über die Sprache transportieren (wollen)?
    Das sind nicht „die“ Amerikaner, aber eben in sehr starkem Maße amerikanische Eliten.

    Oder sind es – nur als Beispiel – etwa die Russen (Ironie), die uns über CETA ausnehmen wollen wie eine Weihnachtsgans (keine Ironie).

    Oder bin ich – als anderes Beispiel – jetzt Pegida, wenn ich Hausmeister sage, statt Facility Manager?

    Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe ist, was das alles mit dunkelhäutigen Einwanderern zu tun haben soll. Mein lieber Herr Gesangs Sprachverein …

  32. @#29: Sterne sind massereiche, selbstleuchtende Himmelskörper aus sehr heißem Gas und Plasma, ähnlich der Sonne.
    Oder direkter formuliert: Ich verstehe nicht den Zusammenhang zwischen Ihrem Kommentar und meinem. Damit kann ich leben, aber ich fürchte, wenn Sie noch gerne eine profundere Antwort von mir hoffen als ein schulterzuckendes „Joa, in der Tat.“, brauche ich noch eine Erläuterung.
    Oder meinten Sie mich gar nicht?

  33. „Streben dann die überlegenden fünfhundert Millionen in das gemäßigte Klima zu uns?“ Haben die im Original wirklich „überlegenden“ statt „überlebenden“ geschrieben?

  34. @Lars # 24
    „Ich halte von einer Politisierung von Sprache nichts .“

    „Gendergerechtigkeitsfanatiker“.
    Ja, merkt man. Total unpolitisch… ;)

    @RB
    Lassen Sie Ihren „menno, man ist immer sofort…“-Strohmann ruhig zu Hause.
    Ob der Facility Manager ein Hausmeister ist, bliebe herauszufinden, die Begriffe können aber müssen sich nicht überschneiden. Ich würde Ihnen empfehlen, Berufsbezeichnungen nicht willkürlich durch Ihnen genehme auszutauschen. Kann unhöflich rüberkommen.

  35. @ Dr. Gawlitta, Kurt – # 16:

    Wenn Sie da jetzt noch Chemtrails einbauen, ist die Verschwörungstheorie komplett…

  36. @Muriel, #27;
    Ok, „pauschal nervig“ muss es nicht sein, für mich wird’s nervig, wenn aus: „Ich und viele andere Menschen haben bei dem und dem Wort, was Sie da verwendet haben, die und die Konnotation; diese ist mMn im konkreten Kontext/in den meisten Fällen/grundsätzlich unangemessen, weil…“ „Dieses Wort ist falsch, und wer es verwendet, kann sich nicht rechtfertigen.“ wird.
    Auf ersteres kann man verschieden antworten:
    – „Oh, sorry, das war nicht meine Absicht!“
    – „Ja, genau, das war meine Absicht.“
    – „Ich habe bei dem Wort zwar ganz andere Konnotationen, aber um nicht missverstanden zu werden, formuliere ich meine Aussage um wie folgt…“
    Auf letzteres kann man auch so antworten, aber weil die andere Partei das Ergebnis der Diskussion quasi vorwegnimmt, kommuniziert sie die Botschaft, keine Diskussion zu wünschen. Was ist wohl peinlicher?

    Nervig wird es auch, wenn Aussagen nicht für ihren Inhalt kritisiert werden, sondern für ihre Wortwahl.
    „Der Satz ist zwar richtig, aber es heißt ‚Hausmeister‘, nicht ‚facility manager‘!“ – „Der Satz ist zwar richtig, aber es heißt ‚PoC‘, nicht ‚Schwarze/r‘.“
    Persönlich bin ich auch der Ansicht, dass rassistische/sexistische Konnotationen einerseits und Anglizismen andrerseits, wenn überhaupt, die Folgen von Rassismus, Sexismus und bzw. der politischen Dominanz der USA sind, _nicht_ ihre Ursache, und beide Seiten hier von daher an den Symptomen herumdoktorn statt an den Problemen, aber was soll’s.

  37. @Mycroft: Grundsätzlich sehe ich das ähnlich. Aber wie immer im Leben gibt es irgendwo eine Grenze. Wenn ein Mensch einen anderen als Nigger bezeichnet (und es besser wissen müsste…), kann man ihm meines Erachtens je nach Kontext durchaus durchaus klar sagen, dass das inakzeptabel ist.
    Und so ist das eben bei all diesen Sachen.
    Und was den Schluss angeht: Es mag ja deine Ansicht sein, dass diese Konnotationen ein Sympton sind und keine Ursache, aber erstens heißt das ja nicht, dass es völlig okay ist, sie zu benutzen, und zweitens gibt es meines Wissens für einige Aspekte davon (Gender zum Beispiel) Erkenntnisse aus den einschlägigen Fachbereichen, die dafür sprechen, dass Sprache natürlich umgekehrt auch wieder die Wahrnehmung beeinflusst. Wenn ich immer nur von Ärzten und Putzfrauen und Managern und Sekretärinnen lese und höre, beeinflusst das meine Wahrnehmung und mein Weltbild. Natürlich ist das ein Symptom von strukturellem Sexismus, aber umgekehrt kann es auch eine Maßnahme zum Aufbrechen dieses Sexismus‘ sein, auch mal von Managerinnen und ihren Sekretären zu schreiben, wenn man eine abstrakte Gruppe meint.
    Ich weiß nicht, inwieweit wir da überhaupt verschiedener Meinung sind, aber ich hielt es zumindest für sinnvoll, das noch konkreter auszuführen.

  38. @Muriel

    Ihrer Aussage „(….) natürlich ist die Wortwahl Ausdruck der dahinterliegenden Einstellung, und ich finde es nicht grundsätzlich unangemessen, das zu diskutieren und zu kritisieren. Das ist nicht per se peinlich und nervig, sondern nur dann, wenn mans peinlich und nervig macht“ stimme ich eben nur halb zu. Ein Reflektionsprozess über den Sprachgebrauch muss beiderseitig von statten gehen und kann nicht nur über andere urteilend geschehen; daher mein Einwand, dass man sich nicht zur alleinigen Sprachautorität aufschwingen kann (auch bezogen auf den Verein Deutsche Sprache).

    Solange noch ein Dialogprozess zwischen beiden Seiten geschieht, ist das mithin förderlich für die Erkenntnis des eigenen Sprachgebrauchs. Gefährlich wird es ab der (Vor-)Verurteilung. Mycroft hat es in #40 auch gut ausgeführt.

  39. @R.Flex: Eigentlich sind wir uns da aber komplett einig. Ich sehe nicht, welche Hälfte meiner Aussage dem widerspricht, was Sie schreiben. „Diskutieren“ ist für mich eigentlich kein einseitiger Urteilsprozess, sondern ein Austausch zur Wahrheitsfindung. Wo Sie die Sprachautoritäten hernehmen, und dann auch noch die alleinige weiß ich auch nicht. Müsste eine solche mit irgendwem noch diskutieren?
    Ich will nicht unnötig empfindlich sein, aber ich finde, so ein bisschen tun Sie meinem Kommentar Unrecht, weil ich die Dinge, die Sie kritisieren, beim besten Willen nicht drin finde.

  40. Dass „Nigger“ _sehr_ abwertend ist, steht mWn in jedem Wörterbuch, das das Wort überhaupt aufführt (und jetzt nicht gerade aus dem 19. Jhrd. stammt). Über diese Konnotation herrscht offenbar weitgehend Konsens.
    Die „Nervigkeit“ betrifft eher die strittigen Fälle.

    Und ich habe eigentlich nichts dagegen, „Putzkräfte“, „Schreibkräfte“ oder „Management“ zu sagen/schreiben, wenn’s abstrakt sein soll. Oder „Erzieher“ und „Grundschullehrer“. Aber ich bin eigentlich nicht dafür zuständig, meine Mitmenschen durch meine Wortwahl zu unsexistischen Menschen zu erziehen. Nebenbei halte ich auch wenig von Menschen, die derartig leicht zu manipulieren sind.

  41. Der VDS verbreitet AfD-nahe Thesen und druckt deren Landtags-Antrag kommentarlos ab? Warum bin ich nicht überrascht – hier wächst doch nur zusammen, was zusammen gehört.

    Die gesamte Denkweise des VDS deckt sich passgenau mit der von AfD/Pegida bzgl. der „Überfremdung Deutschlands“:

    In beiden Fällen wird „deutsch sein“ bzw. „deutsch sprechen“ ebenso willkürlich wie unhinterfragt als das angenommen, was vor einigen Jahrzehnten (also typischerweise ungefähr zur Zeit der eigenen Kindheit) üblich war.

    In beiden Fällen wird eine Veränderung dieses status quo (bzw. status-vor-xx-Jahren) nicht als normale Entwicklung wahrgenommen, sondern als „feindliche Übernahme“.

    In beiden Fällen wird dies von extremeren Vertretern gar als „von denen da oben“ gezielt geplanter/angeordneter Verdrängungsvorgang verstanden – die deutsche Sprache/Bevölkerung soll planmäßig durch das Fremde ausgetauscht werden.

    In beiden Fällen wird der/die/das Deutsche an sich als irgendwie schöner/besser und in seiner reinen Form als unbedingt zu bewahren empfunden (ungeachtet dessen, dass die hochgehaltene „reine Form“ ihrerseits bereits unzählige „fremdländische“ Einflüsse in sich trägt).

    Kurz: VDS + AfD/Pegida passt einfach wie Arsch auf Eimer.

  42. @Mycroft: Ach so. Na gut, damit dürfte das dann ja geklärt sein. Ich halte auch wenig von Menschen, wir sind uns in dieser Hinsicht also einig und können in Harmonie auseinandergehen.

  43. @Earoinn (38). Es ist politisch, solche Abstrusitäten wie z.B. wandernde Unterstriche, Asterixe oder gar die Endung „-x“ tatsächlich ernsthaft vorzuschlagen oder gar vorschreiben zu wollen. Solchen Unsinn abzulehnen, ist es sicher auch. Aber wer betreibt da die Politisierung der Sprache?

  44. @Lars: *schnipps, schnipps* Ich weiß, ich weiß: Immer die Seite, der man nicht zustimmt. *stolz umguck*
    Aber im Ernst, finden Sie es nicht ein bisschen kurz gedacht, denen, die eine Änderung vorschlagen, Politisierung vorzuwerfen? Der Status quo ist ja nicht per se unpolitisch. Unreflektiert oft, aber das ist ja wieder was Anderes.

  45. @Lars
    Eigentlich wollte ich mit meinem Post bloß darauf hinweisen, dass Sie einerseits von der „Politisierung von Sprache nichts halten“, aber selbst kein Problem damit haben, „Gendergerechtigkeitsfanatiker“ zu schreiben, was wohl kaum ein unpolitischer Sprachbegriff ist.

    Ob da Unterstriche nun die beste Methode sind, darüber kann man natürlich reden, aber bis Sie eine bessere Idee haben, wäre zumindest etwas Respekt vor dem ersten Schritt in die Richtung angebracht. (@all Ist das nun „typisch deutsch“, „ein Zeichen unserer Zeit“ oder war das schon immer so, dass neue Vorschläge damit abgekanzelt wurden, dass sie die nonplusultra-Lösung darstellen sondern nur erste Gehversuche sind?)

    Ansonsten: what Muriel said.

  46. @Andreas Müller: Nee, da haben Sie was durcheinander gebracht. Der logische nächste Schritt ist doch, dass jetzt erst mal Leute ihre Haustiere heiraten, dann erst beginnen wir mit der Verfolgung der schweigenden Mehrheit.
    Außerdem ist der Plan noch geheim, also pssssssss.

  47. Kleiner Hinweis am Rande: Die Attributierung des Fotos als „Foto: Wikipedia“ ist nicht ganz korrekt. Hier sollte die Urheberin stehen sowie die Lizenz (CC-BY-SA).

  48. In dem Verein war ich von 1978 bis 1981 Mitglied, die hatten eine lesenswerte Monatszeitung zur deutschen Sprache. Ich habe viel über Etymologie gelernt.
    1982 bin ich ausgetreten, als ich entdeckte, dass sich dort Kleingeister zwanghaft gegen jede Veränderung stemmen. Rechthaber, wie man sie heute in SpOn-Foren und bei Medienkritik-Kommentarspalten findet.
    Danach habe ich meine Libido Arno Schmidt und James Joyce zugewandt (die Wollschläger-Übersetzung! Sie hat mir die Augen geöffnet, wie schlecht die Goyert-Übersetzung war!). Diese Phase hat etwas länger gedauert, war aber auch 1986 zu Ende.
    Seitdem trauere ich manchmal sehr um die Zeit, als ich noch Orientierung hatte.

  49. Oh! Er hat -Jehova- Affront geschrieben!
    Ob Galizismen auch so missmutig beäugt werden?

    Gegen „Happy Birthday“ gibt es allerdings einen guten Grund.
    Man verletzt jedes Mal damit Urheberrechte. Und bei sowas neige ich schon es zu meiden. Obwohl ich gar keine Creative Commons Alternativen kenne. ;)

  50. @54
    „Rechthaber, wie man sie heute in SpOn-Foren und bei Medienkritik-Kommentarspalten findet“
    Sprach er und warf den überdimensionierten Stein mit voller Wucht von Innen durch das Glashaus.

    „Seitdem trauere ich manchmal sehr um die Zeit, als ich noch Orientierung hatte.“
    Damals war halt Alles besser. Weiß „man“ doch.

    Oh mann.

  51. @Earonn 38:
    Ihr Kommentar zu den Bedenken RB ist großmäulig und unsachlich.

    Wenn Sie einmal in einer Firma wie DHL (allein der Firmenname ist ein Witz) das „Pseudo-Englisch“ beruflich vorgeschrieben bekommen haben und es Ihnen durch Anweisungen, Ermahnungen, Anpassung an Gewohnheiten und die Neigung, ihren Lebensunterhalt bestreiten zu wollen, in Fleisch und Blut übergegangen ist, werden sie eventuell verstehen, was mit Kulturimperialismus gemeint ist. Die Welt besteht aus mehr als einer offen politischen Ebene.

    Was die hier verschiedentlich geäußerten Vorstellungen von der geringen Wirkung von Sprache und Sprachbildern angeht, empfehle ich dringend einige sozialpsychologische Studien ernst zu nehmen und die schleichende Wirkung von sprachlichen Einflüssen nicht zu unterschätzen: Primär-/Rezenzeffekt, Framing, Priming etc. sind nicht nur in Experimenten erwiesen, sondern werden auch tagtäglich angewandt, sowohl in Politik als auch in der Wirtschaft.

    Die Anstalt hat das politische Framing ja durchaus treffend auf die Schippe genommen: „Flüchtlingsflut“, weil man eine Flut nur als Bedrohung empfinden kann oder nicht der „Luxusdampfer“, sondern „das Boot ist voll“, obwohl ersteres das Wohlstandsland Deutschland besser trifft. Immerhin ein Land, in dem man den Sperrmüll bewacht, damit er wirklich weggeworfen wird, Automobile nur dann versicherbar sind, wenn sie eigentlich nicht benutzt werden, sondern vornehmlich gut geputzt vor dem Eigenheim stehen und die meisten Bürger ihre Füße unterhalb des Bauchs vor Dekaden zum letzten Mal gesehen haben,

    Und ja, Vorschriften sind „doppel-minus-gut“, d. h. bringen wenig. Finde es freilich spannend, dass man wieder den alten Franco-Hasen mit den christlichen Vornamen aus dem Hut zieht.

    Kleiner Tipp liebe Hüter der Deutschen Sprache: Christus ist nicht 40 Tage durch einen deutschen Eichenhain gewandelt… – es war eine Wüste! Und aus der Ecke, in der Wüsten häufiger vorkommen, ist ein Großteil unserer Namen, ganz gleich ob jüdisch oder christlich, importiert.
    Ergo: die Kinder wieder Gunther und Helmfried nennen – da freuen sich die Mitschüler.

  52. Dieser Beitrag hat mit Sprachwissenschaft bzw. dem „Englisch-Übergewicht“ im deutschen Sprachraum nichts zu tun, abgesehen von einigen Stellungnahmen von VDS-Mitgliedern bzw. -Sympathisanten und einiger ganz weniger Experten. Dies gilt auch für die meisten Postings.
    Der VDS wird hier sehr aggressiv mit Pegida, AfD usw. verglichen. Sachlich setzt man sich mit seinen Vorstellungen und Zielen aber nicht auseinander, sondern man erhebt empört den Zeigefinger – worüber denn? Die Kritik am VDS ist darüber hinaus moralisierend und auch unwissenschaftlich. Darüber sollte man nachdenken und nicht jedes Engagement für die deutsche Sprache als „rückwärtsgewandt“ oder „nationalistisch“ bezeichnen.

  53. @Heinz-Dieter Pohl: Hier wird nicht jeder Einsatz (ich hab das französische Wort „Engagement“ mal weggelassen) für die deutsche Sprache als „rückswärtsgewandt“ oder „nationalistisch“ bezeichnet. Hier wird ganz konkret die Art, wie der VDS agiert, kritisiert.

    Können Sie mir erklären, warum man jemanden, der zum Beispiel die „Lügenpresse“-Rufe von Pegida übernimmt und in seinem Vereinsblatt unkommentiert eine AfD-Pressemitteilung veröffentlicht, nicht mit Pegida oder der AfD vergleichen sollte?

  54. @Thomas
    Wie lustig – genau für DHL habe ich einige Zeit gearbeitet. Die Kölner Kollegen sind sehr nett. :p
    Dort habe ich kaum mehr englische Begriffe verwenden müssen, als es in einem internationalen Unternehmen zu erwarten ist. Und komischerweise haben die Kollegen aus anderen Ländern oder Kontinenten trotzdem ihre jeweils spezifischen Arbeitsweisen gehabt. Wo bleibt denn da nur die Gleichschaltung?

    Satz mit x…

  55. @Daniel, #32

    In der Nähe von „Köter“ wird man häufiger das Wort „mieser“ lesen. So kommt die negative Konnotation zustande,

    Köter kommt von Kot, es bezeichnet einen Kotmacher. Die Hauptbedeutung ist also das, was die negative Wertung transponiert – Hund ist hier die Nebenbedeutung des Wortes.

  56. @STEFAN NIGGEMEIER: Danke erst einmal für den Artikel. Auch wenn ich mich als VDS-Mitglied natürlich in einen Topf geworfen sehe, in den ich nicht geworfen werden möchte. Aber das ging mir bei einigen Kommentaren im Blog von Herrn Lobin schon ähnlich. Sehr erhellend.

    Kleiner Hinweis: Krämer und seine Verein -> Krämer und sein Verein

    »Einen Antrag der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, „über die Rechtschreibfähigkeit der Schüler an Thüringer Schulen Bericht zu erstatten“, veröffentlicht das Blatt kommentarlos im Wortlaut.«

    Wenn ich also jetzt einen Ihnen unliebigen Menschen ein Fischbrötchen verspeisen sähe, Herr Niggemeier, und Sie danach womöglich auch eines verspeisen sähe. Dürfte ich Sie dann ideologisch in einen Topf mit dem Ihnen unliebigen Menschen werfen?

    Schauen Sie, die Beweggründe der AfD-Fraktion mögen andere sein als meine und möglicherweise wiederum andere als die des VDS, aber mich würde das Ergebnis auch interessieren.

    Einfach einen Antrag von einer Partei die nicht Teil der großen Koalition ist im Wortlaut veröffentlichen (Sprachnachrichten 2015/02), geht ja überhaupt nicht. Der Thüringer Landtag ist nicht der Bundestag, aber ich fand die Anfragen der Partei DIE LINKE (und die Antworten) oft schon sehr erhellend. Die werden sogar von der „Lügenpresse“ oft zitiert, was Ihnen als aufmerksamem Medienbeobachter unmöglich entgangen sein kann. Da ich auch (noch) VDS-Mitglied bin, und damit nach Ihrer Lesart eindeutig rechts zu verorten wäre, frage ich mich gerade ob ich jetzt ein rechtsdrehender Linker oder ein linksdrehender Rechter bin. Bitte helfen Sie mir!

    Unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen, wäre natürlich die Sichtweise, daß ich als jemand der fast ein Jahrzehnt im (Nicht-EU-)Ausland lebte und damit auch Außenansicht der deutschen Sprache bekam, viele der vor allem in Werbung und Medien verwendeten Fremdworte und darunter insbesondere Anglizismen seltsam finde. Aber das ist natürlich relativ unwahrscheinlich. Vermutlich wettere ich als linksdrehender Rechter oder rechtsdrehender Linker ohnehin am Stammtisch gegen Ausländer, mir der Ironie nicht bewußt werdend, daß ich selbst einer war. Bewußtlos, geradezu. Schließlich bin ich als VDS-Mitglied ein kompromißloser Sprachpurist, nicht etwa jemand der einen unbeschwerten Umgang mit einer sich natürlich entwickelnden Umgangssprache will. Unbeschwert auch von absolut sinnfreien Anglizismen an Stellen an denen es keinen anderen Grund für deren Einsatz als die Verschleierung von Fakten geben kann: Produktwerbung.

    Ich arbeite in einem Beruf in dem ich um die Nutzung des Englischen nicht herumkomme. Allein die Welt der Literatur die sich mir durch meine Englischkenntnisse erschließt, möchte ich nicht mehr missen. Ich spreche und schreibe Englisch fließend und beherrsche eine handvoll anderer indoeuropäischer Sprachen mehr oder weniger gut, lerne aktuell eine nichtindoeuropäische Sprache, und plane dies weiter auszuweiten.

    @MYCROFT (7/8): finde schon, daß es einen Unterschied zwischen Migrant und Flüchtling gibt. Der Flüchtling ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Migrant, aber nicht jeder Migrant ein Flüchtling. Beim Flüchtling steckt eben die Flucht als Notlage bereits im Wort.

    @C.S. (10): Ja, wir sind allesamt heimliche AfD-Anhänger und Pegidisten im VDS. Auch ist es so, daß wir alle in allem einer Meinung sind. Wenn Herr Krämer spricht, spricht er also immer für uns alle. Das kennt man bereits aus der Politik. Wenn Frau Merkel spricht, spricht sie ja auch im Namen aller Deutschen. Eine eigene – gar gegensätzliche – Meinung ist uns per Satzung untersagt.

    Die Bezugnahme auf „Neger“ in einem Leserbrief ist kein offizieller Standpunkt des VDS. Auch Herr Lobin hat exakt null offizielle Standpunkte aufzählen können, die nicht nur Einzelautoren oder -lesern der Sprachnachrichten, sondern dem Verein als ganzes zugeschrieben werden können. Da hat Herr Niggemeier doch etwas bessere Recherchearbeit geleistet (Zitate von Reiner Pogarell als leitendem Mitglied). Chapeau!

    Auch finde ich es verfehlt wenn hier vom Leser ein Wort propagiert wird, welches dem Portugiesischen entlehnt ist und in dem allein aus dem Ursprung der Entlehnung etwas abwertendes mitschwingt. Das entsprechende deutsche Wort tut es auch und hat nicht diese Konnotation.

    @FRANK REICHELT (11): Wer keine anderen Argumente hat, dem bleibt noch immer das argumentum ad hominem, gell?

    @JULLE (15): Mensch, da haben Sie sich aber viel Mühe gegeben möglichst viele Fremdworte unterzubringen. Respekt.

    Aber keine Angst. Auch im VDS gibt es tatsächlich verschiedene Ansichten. Man mag es kaum glauben. Es gibt beispielsweise Leute, welche diverse Übersetzungen im Index (http://vds-ev.de/index) allen Ernstes als sinnvolle Alternativen zu den jeweiligen englischen Begriffen, teils Fachbegriffen, sehen. Ich bin da pragmatischer. Es beschwert sich kaum jemand, daß Mediziner griechische und lateinische Fachbegriffe verwenden. Warum sollten sich deutsche Muttersprachler also gegen die Übernahme von englischen Fachbegriffen in das Fachgebiet der EDV sträuben? Das Ende vom Lied wäre dann wohl eine rein deutsche Programmiersprache (wie Fjölnir eine isländische ist).

    Etwas anders sehe ich das in der Umgangssprache. Wenn ich „d’accord“ statt „okay“ oder „einverstanden“ verwende, gibt das dem gesprochenen Wort oder Text möglicherweise einen anderen Schliff. Hier wird es also zum Stilmittel. Dabei kommt es aber auch darauf an, ob ich dem Publikum überhaupt zutrauen kann zu wissen was d’accord bedeutet.

    Das erklärt aber nicht, warum es neuerdings weitgehend nur noch Kaffee aus „Togo“ in den Cafés, pardon coffee shops, gibt. Ich fand den aus Äthiopien auch nicht schlecht und die Espressos aus Südamerika auch nicht. Nicht daß ich etwas gegen Togo hätte, mein SOS-Kinderdorf-Pate ist seit über zehn Jahren ein Kind in Togo, aber es ist befremdlich und nervig im normalen Umgang vielerorts schlechtes Englisch als Ersatz für deutsche Worte vorzufinden.

    Das belustigende daran ist, daß die meisten Leute welche sich entblöden das Englische in dieser Form zu benutzen, nicht einmal in der Lage wären einen einfachen Satz auf Englisch fehlerfrei zu sprechen, geschweige denn zu schreiben. Schlimmer geht es dann höchstens noch den Generationen meiner Eltern oder Großeltern, die nur noch Woksal, pardon „train station“, verstehen.

    Es ist nun einmal aber etwas anderes ob ein türkischstämmiger Ladenbesitzer bei seinen Kunden auf Deutsch und Türkisch wirbt, oder ein russischstämmiger auf Deutsch und Russisch, oder ob ein deutschstämmiger Ladenbesitzer in einer deutschen Kleinstadt – in welche sich nur alle paar Jahrzehnte überhaupt ein ausländischer Tourist verirrt – bei seinen Kunden den „coffee to go“ oder den „orange juice“ anpreist, statt „Kaffee zum Mitnehmen“ oder „Orangensaft“. Auch der Sinn hinter Bauschildern mit der Aufschrift „Modern Living“ in deutschen Städten entzieht sich mir.

    In Großstädten sehe ich zumindest Zweisprachigkeit jedoch entspannter. Ich lebe selbst in der deutschen Großstadt mit dem wohl höchsten Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, Frankfurt, und finde das bunte Treiben eher bereichernd. Und auch wenn es in den Bahnen hier englische Beschriftungen gibt, so gibt es auch immer eine deutsche Beschriftung dazu. Wobei die englischen Übersetzungen manchmal haarsträubend schlecht sind – zum Teil gänzlich falsch (aber dann wenigstens oft noch sehr lustig).

    @JÜRGEN MAYER (17): In Sachen Patriotismus halte ich es mit Schopenhauer.

    Und es ist interessant Ihren Bericht zu lesen. Aber wenn die Fahne „fast Angst einflößend“ dort hing, warum haben Sie nicht Herrn Krämer frei heraus nach seinen finstren Absichten gefragt? So könnten Sie uns heute darüber berichten, anstatt nur mutmaßen zu müssen.

    @MYCROFT (18/19): Da bin ich einer Meinung mit Ihnen. Ich finde auch, daß es keiner speziellen Verordnungen bedarf. Aber die deutsche Sprache als Landessprache ins Grundgesetz aufzunehmen wäre möglicherweise so falsch nicht, wenn man sich öffentlich finanzierte sprachliche Auswüchse wie den „Girls Day“ ansieht, oder die Umbenennung des Spartensenders „einslive“ in „One“.

    @THEO (20): Sie sehen also allen Ernstes keinen Unterschied in der Denkweise der US-Amerikaner und der Europäer? Dann sind wohl alle Widerständler gegen CETA und TTIP bei Ihnen auch rechte Horden, weil die auch einen solchen Unterschied sehen können (unbesehen der Tatsache, daß sich nur einige wenige selbst dort verorten würden)?

    @EARONN (21): Wann ich den letzten Film aus Kanada gesehen hab, wüßte ich noch. Bei Neuseeland wird es schon schwerer, bei Irland wüßte ich es nicht einmal mehr und an einen australischen Film kann ich mich nicht erinnern. Bei Filmen oder Serien aus den USA hingegen, fielen sie mir sofort im Dutzend ein. Und die meisten davon habe ich auch in Originalton gesehen. Nur bei den Briten wäre hier die Lage ähnlich, weil ich Blackadder, Doctor Who, Ruddy Hell und andere Produktionen nicht mehr missen möchte.

    Daß US-Amerikaner gemeinhin nicht als „gefügig“ zu bezeichnen sind, ist jedem hier klar. Mir fielen zum Beispiel ein paar Eigenschaften und Klischees ein. Nur sind einige zu und andere überhaupt nicht schmeichelhaft. Was nun?

    Vielleicht bezog sich Herr Gawlitta ja auch auf den „American exceptionalism“, der rein ideologisch betrachtet vom Herrenmenschendenken aus den tausend Jahren zwischen 1933 und 1945 in Deutschland nicht soooo weit entfernt ist?! Man weiß es nicht. Aber das würde zumindest die US-Denkweise von den anderen von Ihnen genannten Ländern deutlich abgrenzen.

    Aber mit einem klaren Weltbild hat der Tag Struktur, weiß nicht nur Volker Pispers ;o)

    @MYCROFT (23): Die versteckten Anglizismen finde ich auch zum Teil nervig. Sinn machen, beispielsweise.

    @R. FLEX (29): Sie ist doch aber so ungemein bequem, diese Oktroyierung.

    @JUB 68 (31): Vielleicht ist das Problem, daß dann auffallen würde, daß die Meinungen innerhalb des VDS auseinandergehen wie sprachpuristisch es denn nun sein soll? Das würde dann aber nicht mehr in das schöne schwarz-weiße Bild passen, welches vom Verein gezeichnet werden soll.

    Daß Interessengruppierungen nicht in der Lage wären die Sprachentwicklung zu beeinflussen, kann man einfach widerlegen. Sie tun es bereits sehr erfolgreich. Das Interesse ist in diesem Fall vermutlich nicht die Sprachentwicklung in die eine oder andere Richtung, sondern viel mehr Profit. Es handelt sich um die Werbeindustrie. Auch die Rechtschreibreformen und -reförmchen haben die (Schrift-)Sprache ebenfalls beeinflußt.

    Nicht zu verkennen ist auch die Tatsache, daß sich aufgrund der schnelleren und zum Teil besseren Kommunikation die Sprachentwicklungen auch beschleunigen. Und da haben jene die Sprache produzieren und verbreiten, kurzum die Medien, einen riesigen Einfluß im Vergleich zu den Konsumenten oder jenen die Sprache ohne besondere Reichweite produzieren.

    @R. FLEX (42): Vielen Dank für die Blumen, aber ich denke mit einer Mitgliederzahl die noch im Rahmen einer Kleinstadt liegt, schwingt sich der VDS nicht zu einer – zumal alleinigen – Sprachautorität auf. Können Sie das auch mit Fakten untermauern, oder belassen Sie es beim behaupten?

    Ich finde übrigens daß die Gleichstellung des VDS mit Pegida so wenig dem Dialog dient wie die Verteufelung von Pegida und AfD als Pack durch den Herrn der kurz darauf den gesellschaftlichen Zusammenhalt als Kernkompetenz der SPD bezeichnete ohne dabei rot zu werden oder eine lange Nase zu bekommen.

    @ANDREAS MÜLLER (51): Wo haben Sie diese Zeichnung von mir her?! ;-)

    @CHRISTOPH KAPPES (54): Ich schätze die Mitgliedsnummer ist im negativen Bereich, fast zwanzig Jahre vor der eigentlichen Gründung des VDS 1997?!

    @FABIAN (55): Kommt auf den Zusammenhang an. Wenn es der Verständigung dient hat wohl kaum etwas dagegen. Auch wenn ein französischer Laden eine Filiale aufmacht und den Laden und Produkte mit französischen Wörtern und Wendungen anpreist ist dagegen kaum etwas einzuwenden.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Happy_Birthday_to_You#Urheberrechtsschutz

    Heute kann es regnen, stürmen oder schnei’n,
    Denn du strahlst ja selber wie der Sonnenschein,
    heut‘ ist dein Geburtstag, darum feiern wir […]

    @UNGLÄUBIGER THOMAS (57): Bei der Namenswahl für unsere Tochter war das bei uns ein Kriterium. Ebenso wie Wohlklang, daß es für eine gestandene Frau und nicht nur für ein süßes kleines Mädchen paßt und daß einer der Vornamen international aussprechbar sein sollte.

    @STEFAN NIGGEMEIER (59): Sehen Sie, wir sind weniger dogmatisch als manch Außenstehender (siehe Engagement). Und nein, Sie kritisieren hauptsächlich nicht wie _der_ VDS agiert, sondern wie einzelne Mitglieder, Autoren und Leser der Sprachnachrichten argumentieren. Bei den offiziellen Standpunkten wird es schon dünn (aber noch immer nicht so dünn wie bei Herrn Lobin).

    Auf welche Pressemitteilung beziehen Sie sich denn? Den Antrag im Thüringischen Landtag, oder einen anderen Text?

    Den Antrag könnten Sie ja mal verlinken. Ich mußte erst suchen um ihn in den Sprachnachrichten 2015/02 zu finden.

    Zu beanstanden finde ich den Wortlaut übrigens nicht. Würden Sie uns vielleicht erklären inwieweit der Abdruck im Wortlaut aus Ihrer Sicht zu beanstanden ist? Oder ist hier das Problem allein, daß der Urheber eben die AfD-Fraktion war und nicht die Parteien der großen Koalition auf Bundesebene?

  57. @Hans-Dieter Pohl

    Bitte lesen Sie den Kommentar Nummer 31 von „JUB 68“.

    Die Haltung vom VDS ist komplett unwissenschaftlich. Sprache unterliegt auf mehreren Ebenen (phonetisch-phonologisch, graphematisch, morphologisch, syntaktisch, lexikalisch und semantisch) permanenten Veränderungsprozessen. Das ist wissenschaftlicher Konsens. Seriöse Sprachwissenschaftler bewerten Diachronie (nach de Saussure) übrigens auch nicht qualitativ – insofern ist Ihr Hinweis auf ein vermeintliches „Englisch-Übergewicht“ auch ziemlicher Blödsinn.

    Falls Sie mir nicht glauben wollen, dann werfen Sie doch einfach mal einen Blick auf das Hildebrandslied und versuchen zu erklären, wo die Unterschiede zum Neuhochdeutschen liegen und welches die zugrundeliegenden Prinzipien des Sprachwandels sein könnten.

  58. @Gunnar 63
    Danke für die Belehrung – aber als Linguist weiß ich dies schon lange. Siehe http://members.chello.at/heinz.pohl/Gedanken_zum_Fremden.htm und http://members.chello.at/heinz.pohl/Englisch.htm.
    Hier geht es um ganz etwas anderes: es geht um die Stellung der deutschen Sprache im deutschen Sprachraum, die zu Gunsten des Englischen zurückgedrängt wird, sowohl als Modeerscheinung in der täglichen Umgangssprache als auch als Sprache der Wissenschaft und sogar z.T. als Unterrichtssprache in der Schule und an Universitäten. Dagegen wendet sich der VDS und ergreift Partei für die deutsche Sprache (die in Österreich übrigens schon seit Gründung der Republik Verfassungsrang hat). Dies hat nichts mit (Sprach-) Wissenschaft im engeren Sinne zu tun, sondern mit Sprachpflege. Und mit PEGIDA usw. hat dies gar nichts zu tun.

  59. @Niggemeier 59
    Bitte lesen Sie zunächst Nr. 64.
    Zu Ihrer Frage zu den „Lügenpresse“-Rufen von Pegida: der Gebrauch dieses Wortes auch seitens des VDS und dessen Vorsitzenden ist unklug, aber allein deshalb dem VDS Pegida-Nähe zu unterstellen, geht eindeutig zu weit.
    „[Er hat] … in seinem Vereinsblatt unkommentiert eine AfD-Pressemitteilung veröffentlicht“: ist das so schlimm? Darin steht nichts Problematisches. Würden Sie sich auch aufregen, wenn dies von der „Linken“ oder der CSU käme?
    Mehr will ich hier nicht schreiben, da ich mich politischer Äußerungen in solchen „Blogs“ grundsätzlich enthalte.

  60. @Heinz-Dieter Pohl, 64

    Seit Jahren verorten führende Mitglieder des VDS eines der Grundübel der teutschen Sprache und Kultur im Westen. Wunderbar anschaulich hier in dieser Kommentarspalte in #16 festgehalten. Argumente, die auf „einflussreiche Milieus aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medien, […] die Wörter aus dem Mund nehmen und durch englische ersetzen“ – nebst us-amerikanisierung von Denkweisen und Identität (hach, ich freue mich wieder auf Hal­lo­ween) – fußen, haben mit Sprachpflege indes dann aber auch wenig zu tun. Da muss man sich über die Nähe zur Deutschtümelei nun wahrlich nicht wundern.

  61. @Heinz-Dieter Pohl: Ich mag, wie man die spitzen Finger lesen kann, mit denen Sie „solchen ‚Blogs'“ getippt haben. Ich kann Sie beruhigen: Das hier ist kein Blog, schon gar kein solches.

    Ja, ich fände es auch merkwürdig, wenn in einem Vereinsblatt unvermittelt und unkommentiert die Pressemitteilung einer anderen Partei abgedruckt würde. Es ist ja nicht so, dass in den „Sprachnachrichten“ haufenweise Pressemitteilungen abgedruckt würden (in den Ausgaben, die ich durchgeblättert habe, gab es sonst keine einzige), da ragt die Sonderbehandlung der AfD schon heraus.

    Und wenn man als Verein seit vielen Jahren gegen den Vorwurf ankämpft, eine zu große Nähe zu rechten und sehr rechten Parteien und Menschen zu pflegen, dann ist es schon erstaunlich, so eine Herausstellung einer Partei für eine gute Idee zu halten.

  62. @Heinz-Dieter Pohl

    Entschuldigen Sie die Belehrung. Allerdings haben Sie Ihren linguistischen Hintergrund aufgrund Ihrer Ausführungen sehr gut kaschiert.

    Ich freue mich, dass ich es mir sparen kann, die wissenschaftlichen Arbeitstechniken eines Linguisten genauer zu erläutern. Vor diesem Hintergrund ist es allerdings umso verwunderlicher, dass Sie einerseits den VDS verteidigen, der ja nun ganz offensichtlich nichts mit Sprachwissenschaft zu tun hat, und andererseits die Kritik am VDS als unwissenschaftlich brandmarken, freilich ohne dies auch zu begründen.

  63. @GUNNAR (68): Weder der VDS als Verein, noch die Sprachnachrichten beanspruchen für sich Wissenschaftlichkeit. Veranschaulichend möchte ich das Beispiel aus den Kommentaren von Herrn Lobins Artikel anbringen: Biologenverband (DHV) und Beilage einer Broschüre eines Artenschutzverbandes (F&L). Es liegt nahe, daß sich mancher Biologe (Linguist) sich für Sprache auch im Sinne der Sprachpflege interessieren könnte. Muß nicht sein, wie wir gesehen haben. Kann aber.

    Übrigens, als Laie (Nicht-Linguist) hätte ich noch ein paar unwissenschaftliche Argumente zum Thema. So sind viele behauptete Anglizismen meiner Meinung nach keine. Denn die Benutzung von Englisch im Alltag übersteigt deutlich jene in der EDV welche zu Benutzung eingedeutschter Fachbegriffe führt. Fügen Sie mir „coffee to go“ bitte einmal in einen sinnvollen deutschen Satz ein ohne es einfach zu zitieren und erklären mir, wie ein deutscher Muttersprachler ohne Englischkenntnisse die Bedeutung, sowie die korrekte Aussprache erfassen soll?! Gerade Englisch strotzt von Beispielen bei denen die Schreibung unregelmäßig von der Aussprache abweicht (und über die verschiedenen regionalen Aussprachen haben wir da noch nicht geredet). Beispiel gefällig? „Steak“ und „jeans“ oder „weak“. Oder hören Sie sich mal die Aussprache von „schedule“ von verschiedenen Muttersprachlern an, beispielhaft von Briten und US-Amerikanern. Da handelt man sich schon ein anderes Problem beim Eindeutschen ein als bei Gallizismen. Weshalb man scheinbar den Schritt der Eindeutschung (also den Prozeß ein Wort einer Fremdsprache zu einem Lehnwort zu machen) überspringt. Das wiederum führt zu englischen Wendungen und Wörtern die einfach nur unschön aus dem Satz hervorstechen, statt zu solchen die sich in den Satz einfügen.

    Gut, auch die Ausspracheregeln von „Portemonnaie“ und „Engagement“ unterscheiden sich von denen für ursprünglich deutsche Worte. Aber zumindest gibt es da eine handvoll eindeutige Regeln.

    Daß die Entwicklung der Sprache kaum aufzuhalten ist, ist hoffentlich allen Beteiligten bewußt. Aber hier findet meines Erachtens weniger eine Entwicklung mithilfe einer Entlehnung statt (wie in der EDV) als ein glatt Austausch statt. Deshalb bin ich auch gegen eine verallgemeinernde Verteufelung von Anglizismen im Deutschen und habe das auch bereits zum Ausdruck gebracht.

  64. @VIÐARR (69): Der Vergleich mit dem Artenschutzverein (VDS) und dem Biologenverband (DHV) hinkt: Es müsste sich um einen Artenschutzverein handeln, der auf die akademische Biologie wegen ihrer weltfernen Wissenschaftlichkeit schimpft, ihr vorwirft, sich nur mit Klassifikationsfragen zu befassen, ohne sich für das angeblich bedrohte Ökosystem zu interessieren, und dies unter Verweis auf Arten zu belegen versucht, deren objektive Bedrohung sich empirisch nicht nachweisen lässt.

  65. @69: „Gut, auch die Ausspracheregeln von „Portemonnaie“ und „Engagement“ unterscheiden sich von denen für ursprünglich deutsche Worte. Aber zumindest gibt es da eine handvoll eindeutige Regeln.“

    Das heißt wir sollten Wörter und Wendungen aus dem Englischen (ob eingedeutscht oder unverändert übernommen) deshalb vermeiden, weil englisch so unangenehm unregelmäßige Ausspracheregeln hat? Oder was war da jetzt Ihr Kerngedanke?

  66. Vidarr # 62
    Ehrlich gesagt ist mir nicht klar, was Filme mit dem Thema zu tun haben.
    Mir ging es darum, dass @Kurt #16 englischen Fremd- oder Lehnwörtern automatisch eine „Amerikanisierungswirkung“ zusprach, als ob Englisch nur in den USA gesprochen würde.

  67. @Viðarr, #69

    „[…],“coffee to go“ […] und erklären mir, wie ein deutscher Muttersprachler ohne Englischkenntnisse die Bedeutung, sowie die korrekte Aussprache erfassen soll?!“

    Irrer Vorschlag: Mit offenen Augen und Ohren durch die Gegend spazieren. Alltagssprache fällt doch nicht plötzlich vom Himmel. Engstirnigkeit gegenüber der einen umgebenden Umwelt könnte natürlich etwas hinderlich sein.

  68. @VIÐARR, #62:
    Sicher gibt es einen Unterschied zwischen „Migrant“ und „Flüchtling“; ich las aber verschiedentlich die Argumentation, dass man „Flüchtlinge“ besser nicht „Migranten“ nennen solle, weil das die Flucht verharmlose. Und außerdem, weil Wörter auf „-ant“ für gewöhnlich ein abwertende Konnotation haben, und das man deshalb noch besser „Geflüchtete“ sagen solle, weil „-ing“ auch meist für negative Konnotationen sorge. Und „Asylant“ ist eh‘ „verbrannt“. Das Wort jetzt.
    Und da denke ich, dass das viel zu pingelig ist, um für etwas gut zu sein.
    Erstens, selbst wenn morgen alle Medien nur noch „Geflüchtete“ verwenden würden, hört Pegida ja nicht einfach auf, weil das sicher ein „durchschaubarer Erziehungsversuch der von links-grün versifften Gutmenschen gleichgeschalteten Systempresse“ wäre.
    Zweitens sind die Medien gar nicht gleichgeschaltet, also wird immer jemand „Flüchtlinge“ oder gar „Migranten“ schreiben.
    Drittens sind das dieselben Medien, die gelegentlich „Asphalt“ und „Teer“ synonym verwenden, oder „Kupferstich“ und „Gemälde“, oder „Träger“ und „Stütze“. Wer da alles auf die Goldwaage legt, ist eh‘ zu naiv (sorry, Herr Niggemeier und andere mitlesende Medienschaffende, wenn das etwas medienfeindlich klingt).
    Die letzten Filme aus Neuseeland, an die ich mich erinnere, waren die Hobbit-Trilogie.
    Zum Thema dämliche Anglizimen und deren Aussprache könnte ich auch noch referieren, aber ich habe im RL (richtigem Leben) noch einiges auf meiner Tu-Du-Liste. ;-)

  69. @ Heinz-Dieter Pohl: „Hier geht es um ganz etwas anderes: es geht um die Stellung der deutschen Sprache im deutschen Sprachraum, die zu Gunsten des Englischen zurückgedrängt wird, sowohl als Modeerscheinung in der täglichen Umgangssprache als auch als Sprache der Wissenschaft und sogar z.T. als Unterrichtssprache in der Schule und an Universitäten.“
    Nein, darum geht es nicht. Jedenfalls nicht nach meinem Textverständnis. Aber als Nichtlinguistin mag ich mich da natürlich irren.

  70. @Henning Lobin (70): So ähnlich. Ich hätte sicher andere Worte benutzt, aber so schlimm ist Ihre Wortwahl ja nun auch wieder nicht. Und so aus der Luft gegriffen wäre das Beispiel auch nicht, wie man an kürzlichen Rangeleien zwischen Greenpeace und Genetikern sehen konnte (Stichwort Wissenschaftlichkeit).

    Übrigens kommen die von Ihnen immer wieder zitierten Angriffe auf die Wissenschaftlichkeit von einzelnen Mitgliedern und sind keine offiziellen Standpunkte des Vereins. Auch die Wiederholung der Behauptung ändert daran nichts. Den Gegenbeweis sind Sie (leider!) auch in Ihrer Replik schuldig geblieben.

    Allerdings sind die vermeintlichen Angriffe auf die Wissenschaftlichkeit _seitens_ Greenpeace ja auch eher das Ignorieren bestimmter Erkenntnisse im Sinne des Vereinsziels, dennoch kam es zu Rangeleien.

    Ich fragte mich übrigens kürzlich, ob der Grund warum Sie und Ihre Kollegen den Einfluß des Englischen _in_ der deutschen Sprache deshalb nicht sehen können und wollen, weil viele der Nutzungsformen des Englischen eben nicht innerhalb der deutschen Sprache stattfinden, sondern ala „coffee to go“ außerhalb stehen? Das wäre interessant zu wissen, denn ich sehe schon einen qualitativen Unterschied zwischen dieser Benutzung des Englischen und eingedeutschten Anglizismen.

    @ÜberFall (71): Gerade nicht. Es gibt ja auch ordentlich eingedeutschte aus dem Englischen entlehnte Wörter. Und in der EDV kommen gefühlt jährlich mehrere dutzend neue hinzu. Die fügen sich dann aber auch in einen deutschen Satz ein. So kann ich ohne weiteres eine Anzahl von Servern pflegen, Tools oder Serversoftware auf denen einspielen und updaten (oder aktualisieren) oder als Softwareentwickler ein Programm schreiben oder pflegen oder mir die Sourcen (oder eben Quelltexte) von anderen Programmen zu Gemüte führen. Softwareentwickler finde ich ein besonders schönes Beispiel, weil hier auch die aus dem Englischen entlehnte Software mit dem Entwickler ganz nach den Regeln deutscher Wortbildung verwächst.

    Also vielleicht nochmal durchlesen was ich schrieb. Ich bin nicht halb so verbohrt wie hier scheinbar alle VDS-Mitglieder hingestellt werden sollen.

    Übrigens habe ich auch versucht den Vereinsfreunden klarzumachen, daß die K(r)ampfübersetzung von „abandonware“ als Verwurfsprogramm für einen EDVler reichlich sinnfrei daherkommt. War auch nicht die einzige, aber die erste welche mir extrem negativ auffiel. Erstens zeigt die Übersetzung, daß der Übersetzer den Sinn des ursprünglichen Wortes nicht wirklich erfaßt hat und zweitens, daß ein Wort auch dann als gefährdet eingestuft werden kann, wenn es nirgendwo außer auf dem Index des VDS zu finden ist. Peinlich peinlich …

    @Earonn (72): Dann kann ich Ihnen leider nicht helfen. Denn Filme transportieren ohne Frage Denkweisen, welche sich ab und an auch bei den Konsumenten der Filme festsetzen können. Kurzum: steter Tropfen höhlt den Stein. Kommt sicher auch darauf an ob der Medienkonsument aktiv oder passiv konsumiert.

    Aber die Berieselung mit Hollywoodkrachern stellt sicher eine – nur ungleich größere – Filterblase dar, wie der tägliche Genuß der „Nachrichten“ auf Fox News. Das sieht man auch sehr schön an den Bösewichten und deren Herkunft (bspw. Deutsche nach dem zweiten Weltkrieg).

    Der kulturelle Einfluß welchen die USA im Vergleich zu den anderen von Ihnen genannten Ländern ausüben, ist ungleich größer. Filme sind da in der Tat nur eine Facette. Aber den Spieß umzudrehen und zu versuchen zu behaupten die Einflüsse kämen hauptsächlich aus anderen englischsprachigen Ländern ist einfach absurd.

    @Zet (73): Ohne offene Augen und Ohren würden mir die vielen unsinnigen Beispiele der englischen Sprache im deutschen Alltag ja überhaupt nicht auffallen. Merken Sie etwas? Ich schreibe absichtlich englische Sprache, weil für mich ordentlich eingedeutschte englischstämmige Wörter nämlich zur deutschen Sprache gehören. Auch wenn ich besagte Suchmaschine aus Datenschutzgründen fast nie benutze, kann ich dennoch einen Suchbegriff googeln. Hier handelt es sich um ein eingedeutschtes Wort. Ich bin mir sicher sie finden VDS-Mitglieder die auch dies nicht mögen. Bei mir sind sie da aber an der falschen Adresse.

    Schauen Sie doch einmal mit offenen Augen (und Ohren) einen Werbeblock im deutschen Fernsehen. Manchmal mutet es geradezu grotesk an wie krampfhaft englische Begriffe oder Redewendungen in Produktwerbung untergebracht werden.

    Zugegeben, es gibt auch viele Produkte, wo ein englischer Begriff als Gattungsbezeichnung quasi unabdingbar ist. So kaufe ich mir auch meinen Ei-Pi-Äh (India Pale Ale) und genieße diesen sehr gern in nicht zu großen Mengen und nicht zu kühl. Aber das zwingt mich noch lange nicht vom Craftbeer zu reden, wenn doch die Bezeichnung handwerkliches Bier den Sinn besser herüberbringt. Denn auch hier habe ich mehr als einmal deutsche Muttersprachler erwischt wie sie sich vom False Friend Craft == „Kraft“ zu falschen Schlußfolgerungen verleiten ließen.

    @Mycroft (74): Habe das Gefühl wir sind weitgehend einer Meinung.

    @inga (75): Die VDS-Mitglieder in dieser Diskussion kommen vermutlich hauptsächlich durch die Verlinkung Herrn Lobins aus seinem Blogbeitrag mit ähnlichem Tenor (ist zurück verlinkt von Herrn Lobins Kommentar und im Hauptartikel). Der hiesige Artikel enthält aber auch derlei Bemerkungen. Einfach mal die Seitensuche auf die Zeichenfolge „engli“ ansetzen ;o)

    Ich wurde jedenfalls schnell fündig. Oder hat Herr Niggemeier sich hier einen Scherz erlaubt und verändert Textbausteine dynamisch via Javascript?

  71. Ich freue mich immer wieder, wenn der VdS für die deutsche Sprache in Deutschland eintritt. Ich halte es für ganz selbstverständlich als Deutscher in Deutschland sprechen und schreiben zu können – und wenn ich Ihre Haltung sehe, noch zu dürfen! So wie die Bürger aller anderen Nationen der Welt Ihrer Sprache fröhnen. Mit Pegida und Nationalismus hat dies wie der VdS nicht zu tun – intolerant, unaufgeklärt, puristisch, politisch gefährlich ist dies auch nicht.
    Es freut sich nicht jeder über Anglismen, die nichts aussagen – geht auf Deutsch präzisier und kürzer, die sogenannte „geschlechtergerechte“ Sprache, political correctness als neue Form der Zensur ( mit US-amerikanischem Kulturhintergrund ) und was sonst noch alles als Sprach(verwirrungs)verbesserung ausgekaspert wird (ernst nehmen kann man dies nicht mehr).
    Ich fasse mich an den Kopf, dass die Deutschen heute jeden Sprach-Blödsinn mitmachen sollen – und wenn vom VdS dagegen polemisiert wird – munter wieder die altbekannte „Nazi-Keule“ geschwungen wird.
    Wenn ich Ihre Artikel lesen, muss ich an die Dieter Hallervorden Sketche der 70er Jahre denken – es gibt halt immer wieder Leute die „Zumsel“ kaufen wollen…
    PS: Die heutige Jugend kann meistens nur noch ein Stümmeldeutsch – so wie die Jugendlichen aus englischspachigen Ländern sich amerikanischem Gangsterslang ( aus den US-Filmen) bedienen.
    Ein gutes Missveständnis wünsche M. Maier

  72. Sie wollen mir sagen, dass diese Leute nicht merken, dass sie einen ganz anderen Artikel kommentieren als denjenigen unter dem sie kommentieren? Und nebenbei: „Der Artikel enthält Bemerkungen zum Thema X“ ist nun nicht unbedingt identisch mit „In dem Artikel geht es um X“. Ist das etwa neu für Sie?

  73. @Michael Maier Nr. 77
    Danke für die klaren Worte!
    @Inga Nr. 78/75
    Ihre Sichtweise zeigt, dass Sie das eigentliche Thema nicht sehen wollen.

  74. @Michael Maier
    „PS: Die heutige Jugend kann meistens nur noch ein Stümmeldeutsch.“

    Unsinn. Erstens gibt es „die Jugend“ nicht und zweitens sollten Sie endlich zur Kenntnis nehmen, dass Sprache kein statisches Gebilde ist, sondern sich permanent verändert. Ich würde Ihnen hierzu ein Einführungswerk in die deutsche Sprachgeschichte empfehlen.

    Allerdings: Man kann die Welt natürlich auch durch eine reaktionäre, nationalistische Brille betrachten und moderne Sprachwissenschaften als Humbug bezeichnen. Da ist es dann verständlich, dass man durch jede kleine Veränderung verängstigt wird. Entspannt leben lässt es sich mit dieser Engstirnigkeit sicherlich nicht…

  75. Ihr Kommentar zeigt, dass Sie anderen Ihre Herzensthemen überstülpen möchten, auch wenn sie gerade gar nicht zum Diskussionsthema passen. Ich finde das ziemlich narzisstisch, Sie nicht?

  76. @Viðarr, #76

    „Merken Sie etwas?“

    Ohja. Zum Beispiel, dass ich nur auf eine recht konkrete, wenn auch arg abstrakte Fragestellung von Ihnen (#69) antwortete. Es ging mir also garnicht um Ihre eigenen offenen Augen und Ohren. Merken Sie das auch? :)

    Jeder sollte seine Sprache bewußt gebrauchen – mit oder ohne Anglizismen, Gallizismen oder wasweißich. Wer bin ich, dass ich anderen ihren Sprachgebrauch vorschreiben will?

    Dennoch halte ich den (nicht-wissenschaftlichen) sprachpflegerischen Eifer des VDS für verfehlt, allein schon da Traditionspflege immer einen festgehaltenen IST-Zustand bzw. einen idealisierten SOLL-Zustand als Ziel der Pflege enthalten muss. Die eigentümliche Vermischung dieses Eifers mit Deutschtümelei und Geschwätz über us-amerikanisierung der teutschen Kultur und Identität (*) – die gewählten Sprachpanscher des Jahres der letzten Jahre sind doch fürchterlich -, ist dann im besten Falle nur noch befremdlich.

    (* Nebenbei bemerkt: Ich mag Events ala Halloween oder Valentins Tag oder X-MAS oder Karneval oder … . Solche „Feste“ zeigen mir, dass ich in einer freien, prosperierenden Gesellschaft lebe, in der solcher ausschweifender Konsum überhaupt erst möglich ist. Inwieweit ich dann daran partizipiere oder mich verweigere, ist doch ganz allein meine Entscheidung. Oder?)

  77. @Vidarr #76
    *seufz*
    Ich versuch’s noch mal.
    Meine ursprüngliche Bemerkung bezog sich auf @Kurt #16. Hier das Zitat:
    „Vermutlich, weil sie den deutschsprachigen Ländern – langsam, aber sicher – eine US-amerikanische Denkweise und Identität verpassen und sie damit in ihrem Sinne politisch gefügig machen wollen.“

    Kurt (und auch andere) implizierte, dass die Verwendung des Englischen allein eine „US-amerikanische Denkweise und Identität verpasse(n)“.
    Mein Gegenargument: Englisch ist nicht gleich USA. Wieso wird durche einen Begriff, der in den USA, in Kanada, in Australien oder im UK benutzt wird, ausgerechnet die amerikanische, nicht aber die australische Denkweise vermittelt?
    Darauf kam bisher keine Antwort.

    Wenn Sie nun Filme ansprechen, sollten Sie das woanders tun. Zum einen, weil diese zumeist synchronisiert sind. Zum anderen, weil im Film nicht allein die Sprache eine Denkweise transportiert, sondern ebenso Handlungsverlauf, Symbolik, Plot, Charaktere, Setting – einfach alles (denn das gehört zum Geschichtenerzählen und deshalb auch zum Filmemachen dazu).
    Wenn Sie also befürchten, die Deutschen würden amerikanisiert, weil amerikanische Filme gezeigt werden, unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieser Vermutung, sollten Sie die Sendung dieser Filme gänzlich unterbinden wollen.

    Das hat dann nur nichts mehr mit meiner Aussage zu tun, Sie können sich also die Nennung meines Namens im Zusammenhang damit schenken.

    @ Michael Maier Nr. 77 & Heinz-Dieter Pohl # 79
    Dass Ihnen beiden „political correctness“, also der generelle Versuch, Sprache höflicher auch für Minderheiten zu gestalten, als Zensur erscheint, sagt weitaus mehr über Sie als über den Zustand der deutschen Sprache aus.
    Und kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit „Auswüchsen“. Es werden verschiedene Ansätze ausprobiert, manche funktionieren, manche sind zu schwach, andere zu stark. Wenn Sie nicht mit Ausprobieren und daraus Lernen leben könnten, sollten Sie die Finger vom Radfahren, Schwimmen oder Arbeiten lassen. Sie würden nur bitterlich enttäuscht.

  78. @77:
    Ihre Argumentation beruht auf subjektiven Eindrücken, nicht auf Fakten.

    Wem helfen solche Sätze?
    „Ich fasse mich an den Kopf, dass die Deutschen heute jeden Sprach-Blödsinn mitmachen sollen“

    Welche unsichtbare Weltexekutive zwingt mich oder Sie denn dazu, „dabei mit machen (zu) sollen“?

    Ich zitiere hierzu einen Artikel zum Thema Verschwörungstheorien:
    „Die Idee von geheimen Mächten wird als Ursache für das Elend auf der Welt herangezogen. Verschwörungstheorien drücken eine kindlich-naive Sehnsucht nach der heilen Welt aus und haben gleichzeitig eine gefährliche politische Wirkung.“

    Von hier:
    http://blog.tagesanzeiger.ch/hugostamm/index.php/33683/naehrboden-fuer-verschwoerungstheorien/

  79. „Wer * und _ und Binnen-I benutzt, zerstört nicht nur die deutsche Sprache und Identität, sondern ist außerdem noch ein Nazi und ein Zensor, und außerdem gehts ja wohl niemanden was an, wie andere Leute reden und schreiben! Sprache ist schließlich nur Sprache, man darf da nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Mein Gott, manche Leute tun so, als ob man nur durch das Benutzen bestimmter Worte irgendwas erreichen könnte. Dabei weiß man doch, dass die das nur sagen, weil sie uns durch ihre Anglizismen gefügig machen und Onkel Sams niederträchtigem Diktat unterwerfen wollen.“

  80. @86 Muriel
    „Wer * und _ und Binnen-I benutzt, zerstört nicht nur die deutsche Sprache und Identität, sondern ist außerdem noch ein Nazi und ein Zensor, und außerdem gehts ja wohl niemanden was an, wie andere Leute reden und schreiben!
    **facepalm**
    Also, wer ‚*‘, ‚_‘ und Binnen-I verwendet zerstört also die deutsche Sprache und damit gleich noch die Identität. So, so. Wie diese Zerstörung der Sprache und Identität vonstatten gehen soll, verrätst Du uns aber nicht.

    Mal abgesehen davon, dass das (und das Folgende) absoluter Schwachsinn ist, bringt man damit die Forderung eines Verbotes zum Ausdruck. (Denn wer das macht, bringt Schaden über unsere Gesellschaft, weshalb es verboten gehört.)
    Gleichzeitig regst Du dich darüber auf, dass andere sich (vermeintlich) in die Sprech- und Schreibweisen anderer einmischen. (Was nicht passiert. Egal wie ich schreibe, es ist nicht gleichsam eine Vorschrift wie Du zuschreiben hast.) Die Ironie merkst Du wirklich nicht, oder?

    Vielleicht sollte sich jemand, mit einem angelsächsischen Namen sich etwas zurückhalten, wenn es um die „reine deutsche Identität“ geht.

    Gruß
    Fabian

  81. @Fabian: Nee, die Ironie wäre mir tatsächlich nie im Leben aufgefallen, wenn ich dich nicht hätte.
    Aber trotzdem sollte sich vielleicht jemand mit dem gleichen Vornamen wie ich etwas zurückhalten, wenn es um Kritik an meinen Kommentaren geht.

  82. @ Inga 81/82
    Ihre Bemerkung „Ihr Kommentar zeigt, dass Sie anderen Ihre Herzensthemen überstülpen möchten, auch wenn sie gerade gar nicht zum Diskussionsthema passen“ zeigt ganz deutlich, dass Sie das Thema nicht begreifen (wollen). Ihre Bemerkung „Ich finde das ziemlich narzisstisch“ sagt alles.
    Zu Ihrer Kenntnis: Sprachvereine gibt es seit dem 17. Jhdt. (u.a. „Fruchtbringende Gesellschaft“), in der Nazi-Zeit wurden sie eher behindert und gar nicht gefördert. Damals wollte man auch eine sehr weitgehende Rechtschreibreform, zu der es nicht mehr kam, aber diese lebte nach 1945 in manchen K öpfen weiter (z.B. Kleinschreibbung der Substantiva). Daher es ist es absurd, dem VDS irgendetwas Pegida- oder AfD-haftes zuzuschreiben.
    Weiters erheitert mich Ihre Bemerkung, ich sei „narzisstisch“ – dann waren z.B. die slowenischen oder tschechischen Sprachvereine des 19. Jhdts. auch „narzisstisch“ – sie wehrten sich gegen den dominanten Einfluss des Deutschen im alten Österreich. Gott sei Dank gab es diese, denn ohne diese beiden Sprachen gäbe es zwei europäische Kultursprachen weniger (gilt auch für andere Sprachen, man denke an die Schewtschenko-Gesellschaft, die die ukrainische Sprache gefördert hat). In Kärnten (Österreich) war die slowenische Sprache jahrzehntelang gefährdet – in meinen wissenschaftlichen Arbeiten habe ich immer die Rolle dieser Sprache gewürdigt und sie als zweite Landessprache bezeichnet, ohne die Kärnten nicht so wäre, wie wir es kennen (namenkundlich und dialektologisch). Ich freue mich, dass diese Sprache in Kärnten heute als selbstverständlich anerkannt ist. Bin ich deshalb ein „Narziss“?
    Dies war mein letztes „Posting“ hier, denn das hier zum Ausdruck kommende Niveau ist nicht meines …

  83. @H.P. Pohl #89
    “ in meinen wissenschaftlichen Arbeiten habe ich immer die Rolle dieser Sprache gewürdigt und sie als zweite Landessprache bezeichnet, ohne die Kärnten nicht so wäre, wie wir es kennen (namenkundlich und dialektologisch)“

    Hm, wann ist eine zweite Sprache im Land eine Bereicherung und wann verändert sie die erste Sprache auf nicht hinnehmbare Weise?

  84. @Heinz-Dieter Pohl

    Ihre Logik ist bestechend: Weil es früher schon gute Sprachvereine gab, kann infolgedessen ein heutiger Verein gar nicht schlecht sein.

  85. @Niggemeier Nr. 92
    Ein „Posting“ ist ein „Diskussionsbeitrag in einem Forum“. Es ehrt mich, dass Sie mein „Posting“ als „Kommentar“ bezeichnen.
    Und jetzt ist endgültig Schluss, auf Nr. 90 u. 91 antworte ich nicht, auch auf weitere nicht.

  86. @Heinz-Dieter Pohl: Eh ich Ihnen jetzt erkläre, dass das hier streng genommen auch kein Forum ist – über dem Feld, in das Sie Ihre Wortmeldungen hier eingeben, steht wörtlich: „Einen Kommentar schreiben“. Was, wenn Ihre VDS-Freunde mitkriegen, dass Sie das einfach „Posting“ nennen!

  87. Lieber Herr Pohl: Vielen Dank für Ihren Beitrag zur Erhöhung meiner Kentnisse über wasauchimmer. Aber mal nebenbei bemerkt: Ist Ihnen eigentlich aufgefallen, dass ich hier an keiner Stelle irgendeine inhaltliche Diskussion geführt habe, Sie also gar nicht wissen können, ob ich die im Artikel dargelegte Sichtweise teile oder nicht? Warum stülpen Sie mir dann eine Diskussion über? (Nur mal so nebenbei: Ich mag auch keine blöden Anglizismen). Sehen Sie, _das_ empfinde ich als narzisstisch. Zu glauben, die eigene Meinung sei so enorm wichtig, dass man sie irgendwo in großer Ausführlichkeit ausbreiten muss, egal ob es überhaupt passt und egal, ob einem überhaupt jemand antwortet. Womöglich haben Sie aber Recht, und das ist gar nicht Ihrem Narzissmus geschuldet sondern Ihrem mangelnden Textverständnis. Aber das würde mich schon wundern bei jemandem, der sich erklärter Weise so gerne mit Sprache beschäftigt wie Sie.

  88. @Gunnar, #92

    Holperig empfinde ich ja auch, dass sich die Situation eines slowenischen oder tschechischen Sprachvereins im alten Österreich oder dezent anders darstellt / darstellen könnte, als die eines deutschen Sprachvereins in einem deutschen Staat.

  89. @all
    Mir ist beim Grübeln über Zweit- und Drittsprachen (bei mir hat’s zwei Sprachen plus einen Dialekt der schon als eigene Sprache durchgehen könnte) aufgefallen, dass es im Deutschen praktisch keine türkischen Lehnworte gibt.
    Oder überseh ich da was?

    Das würde mich wundern, da meines Wissens türkischsprachige Menschen eine sehr große und bedeutsame Gruppe in DE darstellen. Und normalerweise werden doch Lehnworte von „eingemeindeten“ Gruppen übernommen, oder?

    Gibt’s hier Fachleute, die mir dazu was sagen können? Ist die Situation wirklich so wie es mir vorkommt? Und wenn ja, ist das normal oder ungewöhnlich?

  90. Danke, Muriel. Köstlicher Text.
    Es wird wohl nur an meinem vorgerückten, ach was, ehrwürdigen Alter liegen, dass mir dieses Wort bislang nicht unterkam. ;)

  91. So ich bin wohl etwas spät dran hier, aber nach relativ vollständigem Durcharbeiten der Komentare, möche ich doch ein paar Gedanken beisteuern:

    @Vidarr und andere
    Es sind mit den Ausführungen von Niggemeiers Text nicht alle Mitglieder des VDS gemeint, sondern Diejenigen, die besonders öffentlichkeitswirksam agieren, d.h. vor allem prominente Mitglieder und der Vortstand. Nicht Pars pro toto. Herr Niggemeier hätte das eventuell deutlicher darstellen können, aber anderseits ist es eigentlich offensichtlich, dass Mitglieder des Vereins, die sich nicht derartig geäußert haben, schlicht nicht gemeint sind. Sie als Mitglied sollten intern also eventuell auf bzw. gegen diese Außenwirkung einwirken.

    @alle
    Warum wird in Kulturfragen eigentlich immer gleich das Dammbruchargument(oder für die, die es eher aus dem Ensglischen kennen, slippery slope argument) ausgepackt. Nur weil vermehrt Angilizismen ins Deutsche integriert werden, stirbt nicht direkt die ganze Sprache. Sprache dient der Kommunikation und ist deshalb zwangsläufig einem gewissen Pragmatismus unterworfen. Wenn die Leute nun vermehrt Englisch und Deutsch mischen und es ihr Umfeld ebenso macht, dann ist das eine organische Transformation der Sprache. Das wird man kaum mit strengen Regeln und dem Beschwören von Goethe, Schiller und co. aufhalten. Sprache folgt aber immer auch der breiten Akzeptanz, dies ist imho der Grund, warum sich gegenderte Formulierungen noch nicht wirklich flächendeckend etablieren konnten. Den Leuten gefällt es halt nicht, vielleicht auch noch nicht. Wir verlieren nicht über Nacht „unser schönes Deutsch“, es ist eine Umwandlung und wir alle sind ein Teil davon.

    @alle Sprach- und Kulturverteidiger
    Vorweg, Ich schätze die deutsche Kultur, Gesellschaft und Sprache. Aber woher nehmen Sie die Überzeugung, dass diese so viel schützenswerter, reiner, wertvoller, etc. als andere wären? Deutsch erlaubt es auschweifend und präzise zu formulieren, die unzähligen Dialekte und Spracheinflüsse der Vergangenheit haben allerdings viele, komplizierte Unregelmäßigkeiten hinterlassen. Versuchen Sie mal jemandem den richtigen Gebrauch der Artikel beizubringen.
    Englisch ist einfach zu lernen und sehr formbar, gerade in der Alltagssprache, dafür hat es, zum Beispiel, eine hohe Anzahl von homophonen Wörtern(hole – whole, two – too, meat – meet, etc.) und somit eien gewisse inherente Mehrdeutigkeit.
    Beide und andere Sprachen haben ihr Für und Wider, haben sich immer schon verändert und werden dies auch weiterhin tun. Dasselbe gilt für die jeweilige Kultur. Wo ist also diese eine herausragende, ach so schützenswerte Qualität, die gerade unsere Kultur und Sprache von allem anderen abhebt?

  92. @Earonn 98
    Direkt Türkisch sind einige Namen, der mit den Osmanen nach Europa gekommene Alltagsgegenstände:

    Diwan – heute aber kaum noch gebräuchlich (das Türkische scheint bedroht zu sein)
    Kaffee – stammt ursprünglich aus dem arabischen qahwa, ist über das türkische kahve nach Europa gelangt
    Bei Teppich – sind die Einflüsse aus dem Orientalischen Raum bei der Entstehung des griech. Wortes „tápe(-)tos“, Quelle für unser Teppich – wahrscheinlich.
    Ich nehme an, im Pferde-Sport gibt es noch einige ehemals türkische oder arabische Einflüsse, die mir aber nicht einfallen.

    Zudem stannen es aus dem arabischen Raum einige Jahrhundertealte Begriffe, die man einem älteren viel zu oft zu sehenden, älteren Herrn, mit – dem Namen nach – sarazenischer Abstammung, eigentlich einprügeln müsste:

    Alabaster, Alchemie, Algebra, Algorithmus, Almanach, die Zahl 0 (als indische Zahl aus dem arabischen Raum wie alle unsere Zahlen) – AlQwasirim sei Dank. – Hat etwas mit der spanisch-arabischen Bildungsblüte des Mittelalters (sowohl in der Mathematik wie auch in der Medizin) und den aus dem maurischen Spanien stammenden Übersetzungen der antiken Bildungsklassiker zu tun.

    Die aktuellen türkischen Einflüsse sind eher Jugendjargon und Unterschichtensprache (hat was mit dem sozialen Stand ehemaliger Ruhrpott- und VW-Gastarbeiter-Familien zu tun, diese stammen zudem meist aus ländlichen Regionen der Türkei, was wohl der entscheidendere Einfluss auf die Sozialisation der älteren Generation war). Eine gegenseitige soziale Abgrenzung hat m. E. zu einer ähnlichen Entwicklung wie bei der Ghetto-Sprache in den USA geführt. Im Sinne: „Wenn ihr uns schon ausgrenzt und verachtet, machen wir hier die coole Gegen-/Jugendkultur auf.“
    Deshalb wissen heute die Babos, wer der Chabbo ist und die Jugend findet‘s krass, weil die Eltern sich aufregen.

  93. Las gerade MKaysen.
    Stimme vollends zu.

    @Heinz-Dieter Pohl
    Kenne tatsächlich jemanden, der seine Kinder nach römisch-deutschen Königen benannt hat, und beim Kaffee zum Wegrennen prinzipiell den Namen einer ehemaligen Kolonie gelesen hat. – empfinde ich als witzig-freche Reaktion.

    @all und @Heinz-Dieter Pohl
    Eigentlich tut es gut, wenn man einige Gegenmeinungen im Forum hat, solange man auf argumentativer Ebene vernünftig miteinander umgeht.
    Man sollte evtl. etwas sachlicher auf Kritiker reagieren, die sich überhaupt in ein fremdes Meinungsfeld wagen und sie nicht gezielt vertreiben.
    Das erlebe ich oft genug, bei unseren ach so zensur-fernen „besorgten Bürgern“ mit dem nur leicht braun angehauchten Vokabular. Von denen sollte man sich unterscheiden!

    Auch deshalb hätte ich mich bei Herrn Maier ganz sicher nicht bedankt. Bei diesem schwingt eine „früher-war-alles-besser-und-unsere-Eltern-fanden-unsere-Sprache-ganz-toll“ und „ich-werde-täglich-gezwungen-gender-korrekt-zu-sprechen-und-kann-Vorurteile-nur-noch-in-der-Bild-Spiegeltv-und-der-Welt-finden“-Denken mit. Ich kann Menschen deren Weltbild und Vorurteile (wissenschaftlich betrachtet sind es solche) tagtäglich von den verkaufsstärksten deutschen Medien genährt werden, nur in geringem Ausmaß bemitleiden.

    Man sollte einfach mal eine Zeitung aus der Zeit um 1850, 1900 oder 1950 lesen und einmal zusammenstellen, was da so über die Jugend und die Sprache geäußert wurde.
    Hören sie sich einfach mal eine Rede eines x-beliebigen Politikers der SPD nach 1945 an – da merkt man, welche zeitgenössischen Einflüsse, die wir heute nicht mehr so mögen, ganz selbstverständlich waren. Inklusive gerolltem R.

    Nur mal so als Realitätshilfe: Rein historisch-statistisch gesehen, waren diese Zeiten erheblich schlimmer.

  94. @Muriel
    Ökonomisch und Politisch hatte ich relativ viel Glück hierhin geboren worden zu sein, damit geht es mir besser als einem Großteil der Welt.
    Salopp gesagt mag ich wie es hier ist, aber Sie haben schon recht, es ist nicht einfach genau zu definieren, was diese deutsche Kultur eigentlich ist: Es wurden, bedingt durch zentrale Lage, immer schon Einflüsse von allen Seiten aufgenommen. Deswegen wundert mich ja auch diese Angst vor Veränderung und Einflüssen von außen. Gerade dies halte ich für ein Charakteristikum der „deutschen“ Kultur.

  95. @MKaysen: Danke für die Erläuterung. Es ist natürlich auch irgendwie eine Frage des Vergleichs. Klar, es geht Menschen in Deutschland besser als in vielen anderen Ländern.
    Aber ich finde, dass es auch bei uns noch zu viel Schlimmes gibt, als dass ich pauschal sagen würde, dass ich die deutsche Kultur schätze, sogar wenn wir uns irgendwie darauf einigen könnten, was genau die ist, und was nicht.

  96. Kleine Beobachtung, die das Problem der marketing-getriebenen Sprachexperimente und ihrer Wirkung illustriert:

    Unlängst durfte ich bei einer Stadtrundfahrt erleben, wie der Stadtführer, der gerade von abgedrehten Geschmacksrichtungen (Leberwurst-Sauerkraut) und Streuseln einer Eisbude schwafelte, von einigen Zugereisten (aus dem deutschen Abendland) korrigiert wurde: „Das heißt „topping“ und „flavor“!

    Von wo kommt mir das jetzt nur bekannt vor und welche Wirkung hat diese – nennen wir es mal – „Korrektur“ wohl auf den Stadtführer?
    (Kleiner Tipp: Branchenersten suchen)
    Tut mir leid, aber ich halte diese Leute nach wie vor für so dumm, dass sie nicht einmal mehr merken, dass ihnen jemand marketingmäßig ins Hirn geschissen hat.

    Leider kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass viele in den hiesigen Kommentaren, die möglicherweise nur über eine zu konservative Reaktion aufregen, die ganze Sache etwas zu oberflächlich angehen und hier schon öfter gerufen haben:
    Das heißt „topping“ und das ist so, weil das so ist.

    Oder um es mit Marx zu sagen:
    Was wir in der Verbreitung des zum Teil fiktiven „Denglisch“ (Handy, Togo-Kaffee etc.) sehen, ist eine Reflektion der Produktionsmacht auf einem Sektor des Überbaus: nämlich jenem der Kultur und Sprache.
    Man muss das nicht unbedingt super finden. Und man sollte sich fragen, warum man pseudohippen Marketing-Nonsens hier auch noch verteidigt.

  97. @Earonn60:
    Was ihre Einlassung zu DHL angeht, kann ich versichern, ich kenne genügend Menschen am größten deutschen DHL-Nachtdrehkreuz, die nicht verstehen, warum sie für eine der Deutschen Post „parcels“ und anderes in Englisch klingenden Größenkategorien (meiner Erinnerung nach war es kein Englisch) verpacken, auch wenn es sich um innerdeutsches Alltagsgeschäft handelt.

    Wenn Sie das gerne machen und sich bei einer deutschen Firmentochter nicht wundern, ist das i. O., aber sie sollten ihre Offenheit nicht allen, die mit dem „Denglisch“ nicht klarkommen – und ich kenne einige – oktruieren.

    Ich kann das genauer und mit Beispielen ausführen, falls Interesse besteht.

  98. @ungläubiger Thomas: Ich verteidige diesen pseudohippen Marketing-Nonsens nicht. Ich würde auch sagen, dass ich theoretisch viele Ziele des VDS teile. Die Engstirnigkeit und die Besessenheit schreckt mich aber regelmäßig ab.

    Ein gutes Beispiel ist Halloween. Ich finde diesen Brauch total affig und ärgere mich immer wieder, mit welcher Wucht der hier aufgeschlagen ist. Aber so sehr ich mich auch in Rage reden und denken kann, was diesen ganzen Kürbisquatsch angeht (vom „Süßes-sonst-Saures“-Wahn ganz zu schweigen) – noch mehr stößt mich ab, mit welcher Ernsthaftigkeit der VDS das bekämpft. (Ich hab das hier mal aufgeschrieben.)

    Anderes Beispiel: Ich habe gar nichts dagegen, wenn Leute sich für deutsch gesungene Musik einsetzen. (Ich glaube, dass es daran seit einiger Zeit gar keinen Mangel gibt, aber das ist ja Geschmackssache.) Aber spätestens in dem Moment, wo daraus ein Kampf gegen das „Amigedudel“ [sic!] wird, bin ich raus. Da geht es dann auch nicht mehr um Sprache, sondern um Nationalismen.

  99. @109:
    „warum sie für eine der Deutschen Post „parcels“ und anderes in Englisch klingenden Größenkategorien (meiner Erinnerung nach war es kein Englisch) verpacken, auch wenn es sich um innerdeutsches Alltagsgeschäft handelt. “

    Weil DHL ein internationales Unternehmen ist, in welchem es internationale Kommunikationsstandards gibt.
    Ist das so schwer zu verstehen oder will man das nicht verstehen?
    Sollen die Abteilungen alternativ jeweils noch ein Kontingent Übersetzer anstellen?
    Weniger Sprachen = Weniger Aufwand = Weniger Kosten = Gewinnmaximierung.
    Versuchen Sie mal als Amazon-Händler, deutschsprachigen Support zu bekommen ;)

    Tipp: Ihr innerdeutsches Päckchen kommt übrigens tatsächlich an, wenn Sie „petit paquet“ daruf Schreiben, statt „Päckchen“.
    Wenn das so weiter geht, werden wir franzosisiert! /ironie

  100. Nachtrag:
    Was soll dieses rückwärtsgewndte und weltfremde Lamentieren über Sprachreinheit eigentlich?

    Englisch ist im Welthandel nun mal die Universalsprache.
    Dank Englisch können deutsche Unternehmen direkt und schnell mit Zulieferern in Fernost kommunizieren. Mit Logistikdienstleistern, mit Marketingagenturen und Endkunden rund um die Welt. Alle Programmiersprachen basieren auf Englisch, zumindest die Grundbefehle wie AND, OR, NAND, NOR, etc.
    Google Translate übersetzt meist von Ausgangssprache in Englisch und dann erst in die Zielspache. Jegliche Software wird erst auf Englisch entwickelt und dann erst internationalisiert, mittlerweile sogar in Fernost.
    Eine universelle Sprache bringt ganz einfach ökonomische Vorteile für alle Beteiligten.
    Klar wäre es auch für mich einfacher, wenn dies deutsch wäre.
    Ist aber halt nicht so – Egal wieviel man darüber lamentiert!

    Gehen Sie lieber mit der Zeit, sonst gehen Sie mit der Zeit.
    (Platitüde)

  101. Deutsche Kultur:
    Kant, Beethoven, Schiller, Kästner, Weihnachtsmarkt, Potthucke (ok, westfälische), Föderale Staatsform (gibt’s anderswo auch, und der Name kommt aus dem Latein, aber dessenungeachtet), hohe Theaterdichte.

    Ein internationales Unternehmen ist selbst dann offensichtlich nicht Teil der dt. Kultur, wenn man sonst keine Ahnung hat, was die sein soll.

    Viele Anglizismen sind albern und dienen nur dazu, dass sich jemand von der altmodischen Plebs absetzen kann, nur dass „Plebs“ today ja doppelplusuncool ist. Manche sind Fachsprache. Manche sind tatsächlich sinnvoll und im Alltag angekommen.
    Die am besten eingeführten Anglizismen sind mMn die, die so gut in der dt. Sprache integriert sind, dass anglophone Muttersprachler und Vatersprachlerinnen sich wundern, ähh… fragen, was gemeint ist, wenn sie sie hören. Oldtimer, Handy, Public Viewing, usw. ;-)

  102. @Fabian, #115:
    Ja, eben deshalb! Gerade weil das andere Wörter oder teils sogar andere Wort_arten_ sind, erkennen anglophone Muttersprachler und Vatersprachlerinnen sie nicht wieder. Ein weiterer Erfolg für die adaptive Assimilation durch den dt. Volkskörper!

    Hat irgendwer behauptet, Anglizismen dienten der Völkerverständigung?

  103. Ich bin kein Mitglied des VDS-Verlags, doch ich finde den Anglizsmen-Index wirklich praktisch. Auch bin kein Mitglied einer Partei, noch habe ich etwas mit dem Kopp-Verlag zu tun.

    Thematisch geht mir der Artikel von Niggemeier nicht genug in die Tiefe. Es wurden beispielsweise Pointen von Leserbriefen rausgepickt um den VDS in eine fundamental-nationalistische Ecke zu fokussiert.

    Ich fände es besser, wenn Ängste zu einer sprachlichen Entfremdung ernst genommen und fachbezogen behandelt werden, als diese politisch zu pauschalisieren und somit zu diffamieren.

    Auch wenn den sicher sprachlich Gebildeten und sehr wortgewandten Niggemeier dies zu niedrig oder zu unwissenschaftlich erscheinen mag, die Auseinandersetzung auf dieser Ebene ist kontraproduktiv. Im Volksmund wird das auch als hochnäsig bezeichnet.

    Mag auch sein, dass der VDS angesichts der aktuellen Flüchtlingsströme nach Deutschland stärker ins „rechte politische Lager“ driftet, doch das hätte man intelligenter kommunizieren können.

    Es wird auch keine Alternative zum Verein oder Instutitionen zur Auseinandersetzung mit der Veränderung der deutschen Sprache aufgeführt: die Alternative aus Niggemeiers Sicht ist also ein Studium an der Universität und die Diskussion unter Seinesgleichen?

    Wohl wegen fehlender alternativer oder vergleichbarer Vereine und seiner Beständigkeit neben den Hochschulen und Universitäten, nehmen die Medien die Thematik auf:
    Ich finde das wirklich nachvollziehbar und auch OK.

  104. https://de.wikinews.org/wiki/Institut_f%C3%BCr_Niederdeutsche_Sprache_ist_bedroht

    Was haben die Artikel miteinander zu tun?
    ———————————————————————
    Der VDS schafft es in die Medien und ist von staatlichen Stellen unabhängig. Hingegen der Untergang eines ehemals staatlich geförderten Sprachinstituts INS (Artikel oben) scheint (die Medien) kaum zu interessieren und ist aufgrund Abhängigkeit der Förderung offenbar kaum abwendbar.

  105. @111 Niggemeier:
    Sehe ich genauso!

    @114 Mycroft
    Ich versuche mal zu übersehen, dass sie mir Unwissen über die sogenannte „deutsche“ Kultur unterstellen. Da kennen Sie mich evtl. nicht gut genug, um sich dieses Urteil zu erlauben.
    Sehe sonst vieles ganz ähnlich. Also Doppel-Bindestrich-Neutral. Zum internationalen Unternehmen aus Bonn mit 40% deutschen Mitarbeitern s. u.

    @112/113 Anderer Max:
    Die Frage, die ich stelle ist nicht: Warum man nur eine Sprache in einem internationalen Unternehmen verwendet, sondern warum man meint, dass es Englisch sein muss.
    Die DHL-Post Gruppe hat ihren Hauptsitz in Bonn.
    Dies liegt wohl darin begründet, dass 2002 die Deutsche Post-AG die kleinere amerikanische DHL geschluckt hat. DHL ist nun ein Subkonzern der umbenannten Post. (Wieso muss ich für Sie googeln? https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Post_AG)

    Manchmal ist diese Fachsprache nötig und sinnvoll, manchmal dient sie nur der Abgrenzung und manchmal ist irgendein CEO-Hirny der Ansicht gewesen, dass „Deutsche Post“ mit ihrer 500 Jährigen Geschichte (damals übrigens von einem später geadelten Italiener gegründet) ein ganz mies-spießig, provinzmäßig klingender Name sei. Ein no-go für das Marketing.
    Und man müsse unbedingt international-amerikanischen Charm verkörpern und den Namen des Post-Zukaufs DHL und deren Substruktur für den gesamten Frachtbereich übernehmen. Ich habe den Eindruck es wäre anders herum auch gegangen und hätte mehr Profil gehabt (einfach mal Jägermeister fragen).

    Seitdem gibt es tolle „Upstairs-/GoTeach-/Teach-For-All- und GoGreen-“ Programme und die HumanResources gewinnen regelmäßig Preise trotz diverser „OutSourcing“-Skandale. Selbst das Inhouse-Consulting von DHL-Deutsche Post Group ist der Renner. (Alles von der deutschen Internetseite: https://de.dpdhl.jobs/wir-als-arbeitgeber).

    Wer es jetzt noch nicht rafft: das Känguru ist im Erklären besser als ich http://www.youtube.com/watch?v=8J0nNdvK730

    Natürlich muss man sich für ein großes internationales Unternehmen auf eine lingua-franca einigen, damit man sich verständigen kann. Aber warum ist diese dann automatisch Business-Englisch. Bei einem englischsprachigen Konzern i. O., aber bei einem deutschen Unternehmen (Stammsitz Bonn) und 40 % der deutschen Mitarbeitern? (Zum Vergleich 16% in Amerika, 15 % in Asien, 26 % im restlichen zum Teil auch deutschsprachigen Europa?)
    (http://www.dpdhl.com/reports/2010/geschaeftsbericht/konzernlagebericht/mitarbeiter.html)

    Es geht hier nicht darum eine Filiale in Jerusalem aufzumachen. Dort gibt es freilich Animositäten – wenn „schnell, schnell“ ein „Eilpacket“ herausgebracht werden sollte.
    Es geht eher darum, dass auch die 40% deutschsprachigen Mitarbeiter für Arbeitsverträge zum HumanResources-Manager rennen müssen und die New-Year-Speach ihres CEO nur bruchstückhaft verstehen. Ich kenne auch Menschen, die derartige englische CEO-Mails direkt löschen. Bisher ohne jegliche Folgen.

    Das ist natürlich keine Verschwörung, sondern eine Folge von vielseitigen Aushandlungsprozessen, bei denen sich offensichtlich die Machtressource „Geld“ als entscheidend erweist.

    (By the way: „Du bist ein Verschwörungstheoretiker“ ist das dämlichste Todschlagargument, das von sehr ahnungslosen Logikfeinden gebraucht wird – einfach Mal die Ursache für den Spanisch-Amerikanischen Krieg googeln oder die ehemals verbotene Folge der Anstalt schauen).

  106. @116 Mycraft und
    @115 Fabian
    Noch einmal zur Frage Framing und den Aushandlungsprozessen von Sprache. Hatte dazu einige Beobachtungen zu Marketing-Begriffen zusammengefasst, die jetzt zum Teil schon angebracht worden sind:

    Es gibt auch Firmen, die heute keine Lampen mehr verkaufen, sondern „Licht“ – das ist auch Marketing und m. E. genauso bescheuert, wie Anglizismen von denen niemand außerhalb der CEO-Ebene mehr glaubt, dass sie hipp sind. –
    Man wird sehen, ob sich das durchsetzt.

    Das Handy ist ein schönes Beispiel für die m. E. schleichenden Einfluss sinnloser Anglizismen, die auf den Markt geworfen worden sind, weil irgendjemand glaubte, dass „Handy“ (= mobile) cooler und voll krass-mega hipper wäre als Mobiltelefon. Alle glauben es sei der tolle englische Name für dieses neue Ding und wollen mit dazugehören, zur neuen, viel besseren Welt. Seitdem haben wir das Handy.

    Man nutzt den Effekt, dass Menschen nach Möglichkeiten suchen, sich abzugrenzen, sei es von den spießigen Eltern, sei es von der prolligen Unterschicht, den braunen Nazi-Kameraden oder der „linksversifften“ 80%-Minderheit, also suchen sie nach einem Sprachcode für ihre Gruppe. (So kann man auch relativ schnell die Freunde von Pegida erkennen: „gendermainstreaming, linksversifft, Volksverräter, sogenannte Flüchtlinge und Lügenpresse“.)

    Das Marketing tausender Unternehmen sucht zeitgleich nach Möglichkeiten die Kundschaft zu framen, mit Begriffen zu fluten, die sich unterbewusst einschleichen und mit dem Produkt verbinden, im besten Fall sogar das Bewusstsein beeinflussen.

    Manchmal klappt es, manchmal nicht.
    Wenn es klappt ist Raffaelo schneeweiß, wie eine Nobelparty am Strand und
    das alte deutsche Wort Jägermeister hipp, wie ne freizügige Party
    (schauen sie sich einfach die Verkaufszahlen an).

    Bevor wieder jemand fragt, wie das denn gehen soll und behauptet, es sei ihm noch nie passiert: Lesen Sie einfach eine Einführung in die Sozialpsychologie. – Es geht!
    (https://explorable.com/de/sozialpsychologische-experimente)

  107. Whistle blower ist auf keinen Fall aus meiner Sicht ein „Nestbeschmutzer“. Im Gegenteil! Diese Leute weisen auf Dreck hin. Und wenn man dann solch eine Person Nestbeschmutzer bezeichnet ist das vorsichtig formuliert eine Frechheit und Unterdrückung. Bsp.: Commerzbank Geldhinterziehung, cum-ex Geschäfte.

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