Wissenschaftskommunikation

Journalismus ist kein Übersetzungs-Dienstleister

Maske auf: Virologe Christian Drosten Foto: Imago / Emmanuele Contini

Christian Drosten macht Schluss: Der Pandemie-Erklärer und Lieblings-Podcaster vieler Deutscher hat sich Anfang März vorerst von seinem Publikum verabschiedet. „Die Forschung hat geliefert“, sagte Drosten, jetzt „wird das alles an die Politik übergeben.“ Eigentlich sei das schon im Herbst der Fall gewesen, aber Omikron habe das Ganze dann noch einmal verlängert. Nun gebe es „eigentlich nicht mehr diesen Grund, Informationen zu liefern, die man sich sonst schwer erschließen kann“, denn die Informationslage sei gut genug.

Mit diesem Abschied geht ein Paradigmenwechsel einher: Schon in den vergangenen Monaten hatte Drosten immer wieder deutlich gemacht, dass Corona mit den Impfungen und der enormen Übertragbarkeit der Omikron-Variante langsam in einen endemischen Zustand der Erkrankung übergeht. Was virologisch gilt, trifft auch politisch und journalistisch zu. Das Tauziehen um die Impfpflicht mag weitergehen, doch spätestens der Ukraine-Krieg hat die Pandemie als Nachrichtenthema Nummer Eins geradezu hinweggefegt.

Am Ende der vorerst letzten regulären Podcast-Folge lobte Moderatorin Korinna Hennig noch einmal „die großen Wissenschaftsredaktionen, die viel geleistet haben in der Pandemie“, die ihre Arbeit ja jetzt auch nicht einstellen würden. Offen erscheint, ob das ein Versprechen ist oder eine Hoffnung, was zukünftige Budgets und Ausstattung angeht.

Eine gute Gelegenheit also, erneut darauf zu blicken, was der Wissenschaftsjournalismus geleistet hat – und was möglicherweise nicht. Als ich im Juni vergangenen Jahres über die meiner Ansicht nach „blinden Flecken“ des Wissenschaftsjournalismus schrieb, fiel die Reaktion des offiziellen Verbandes heftig aus.

Praktisch sämtliche Kritik wurde zurückgewiesen, zudem ein zugegebenermaßen dummer Fehler (siehe Korrektur unter dem o.a. Link), der aus einem verschobenen Textbaustein resultierte, zur Blaupause der Qualität meiner Arbeit erhoben und davon geredet, „dass Reisin es weder mit der Recherche sehr genau nimmt, noch über jenes wissenschaftliche Fachwissen verfügt, dass es ihm erlauben würde, sich derart über die extrem herausfordernde Arbeit der wissenschaftsjournalistischen Szene im Weltereignis Pandemie zu erheben.“

Dabei ging es mir gar nicht um die gesamte Arbeit „der wissenschaftsjournalistischen Szene“, sondern eben um „blinde Flecken“. Und vor allem geht es mir keinesfalls um eine Privatfehde, sondern um einen eklatanten Widerspruch, der den Vertreter:innen eines Wissenschaftsjournalismus eigentlich selbst auffallen müsste: Obwohl man so viel geleistet hat, wird gleichzeitig allenthalben ein Scheitern der sogenannten Wissenschaftskommunikation beklagt.

Drostens düstere Medienkritik

Hören wir dazu noch einmal Christian Drosten, der seinen Frust mit der Rolle der Medien immer wieder artikulierte. Kurz vor Weihnachten sagte er der „Süddeutschen Zeitung“, es habe „eine Kontinuität von verharmlosender Berichterstattung gegeben aus einer ganzen Ecke der Medien. Und das hat natürlich dazu beigetragen, dass das Vertrauen erodiert ist in die leider schmerzhaften politischen Maßnahmen, die man nun einmal ergreifen musste. Ich bin mir sicher, dass auch unsere schlechte Impfquote daher kommt.“

Auf Nachfrage, wen er genau meine, blieb Drosten ebenso undurchsichtig wie düster:

„Es geht mir vor allem um diejenigen, die systematisch und subtil vorgehen, die ständig sticheln. Sie finden freie Journalisten, Kommentatoren, auch im Fernsehen, die immer und immer wieder zur Verharmlosung beitrugen. Da gibt es eine ganze Reihe von Formaten, die ich hier im Blick habe. Interessant ist, dass es dort gerade wieder stiller wird. So wie immer, wenn sich die Intensivstationen füllen.“

Wen auch immer Drosten hier vor Augen hat – sowohl der Vorwurf als auch seine Sprecherposition sind ungeheuerlich: Hier wird nichts weniger formuliert als eine medialer Schuld an Kranken und Toten.
Natürlich kann man sich denken, wen er in etwa im Visier hat: Vor allem die „Bild“, die immer wieder Lockerungen forderte, wissenschaftlichen Randmeinungen breiten Raum bot – und schließlich im Dezember 2021 sogar Modellierer als „Lockdown-Macher“ verunglimpfte. Natürlich gab und gibt es auch andere Medien und Artikel, die sich eher durch Verharmlosung des Virus und Maßnahmen-Kritik auszeichnen, als durch die Vermittlung des jeweilige Wissensstandes.

Doch immerhin spricht hier jemand mit beachtlichem Einfluss, der Politikberater auf höchster Ebene ist und dem rund eine Million Menschen auf Twitter folgen. Was also soll die verschwörerisch anmutende These vom „Schweigen, wenn sich die Intensivstationen füllen“? Wo sind die Belege für eine Schuld der Medien an der schlechten Impfquote? Was hat denn die unendlich langsame STIKO mit ihrer Hü-Hott-Taktik dazu beigetragen? Inklusive eines Vorsitzenden Thomas Mertens, der ein ums andere Mal bestimmte Impfstoffe in der Öffentlichkeit schlecht redete und verkündete, er würde seine Enkel nicht impfen lassen? Und das ist nur ein Beispiel für gescheiterte Kommunikation bei den Impfstoffen. Vom anfänglichen Beschaffungs- und späteren Verteilungsdesaster, vom Ausbleiben einer Impfkampagne, die den Namen verdient hätte, ganz zu schweigen.

Drosten macht es sich hier denkbar leicht: Die Wissenschaft hat geliefert und die Medien sind die Hauptschuldigen. Nur die Wissenschaftsredaktionen nimmt er aus, diese hätten gute Arbeit geleistet. Der Wissenschaftsjournalismus rühmt sich der besonderen Nähe zur Wissenschaft, und Wissenschaftler:innen geben dieses Kompliment gerne zurück.

Dabei wird ausgeblendet, dass keineswegs alle Maßnahmen auf wissenschaftlichem Fundament ruhten, dass es Gerichte gab, die Verbote kippten, dass es im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland eine starke Fokussierung auf virologische Modellierungen und weniger auf epidemiologische Public-Health-Ansätze gab, dass die Wirkung der Schulschließungen retrospektiv umstritten ist, und nachweislich ohnehin benachteiligten Kindern massiv geschadet haben und vieles andere mehr. Ein gesamter gesellschaftlicher Aushandlungsprozess wird verkürzt auf ein vermeintliches Primat „der Wissenschaft“, das „die Medien“ (jenseits des Wissenschaftsjournalismus) nicht vermittelt hätten.

Was will „die Wissenschaft“ vom Journalismus?

Als „Bild“ die Physiker:innen Dirk Brockmann und Viola Priesemann sowie den Immunologen Michael Meyer-Hermann als „Lockdown-Macher“ inkriminierte, folgte eine massive Kritik von wissenschaftlichen Institutionen und von Teilen der Öffentlichkeit. Verschiedene Forschungsgesellschaften nannten die Berichterstattung „diffamierend“ und warnten vor einem Beitrag zu einem gesellschaftlichen Klima, das zu psychischer und physischer Gewalt führe. Die Humboldt-Universität Berlin bezeichnete die Berichterstattung als „gefährlich“ und „verantwortungslos“. Das Urteil des Presserates aufgrund zahlreicher Beschwerden steht noch aus. Er entscheidet am 24. März.

Bei einem öffentlichen Gespräch im Januar nannte „Bild“-Chefredakteur Johannes Boie den Artikel „absolut unglücklich“ und sagte, er „würde ihn so nicht noch einmal drucken“. Das Gespräch selbst verlief allerdings recht unergiebig: Die Wissenschaftler:innen formulierten Wünsche an „Bild“, den Boulevard und den Journalismus im Allgemeinen. Die konkreteste Forderung, der sich die anderen Wissenschaftler:innen in Teilen anschlossen, formulierte Meyer-Hermann, der eine „neutrale Wissenschaftsseite“ in der „Bild“ einforderte, auf der Expert:innen eigene Texte veröffentlichen sollten. Dazu sei er dann auch bereit. Boie erteilte dem zwar unter Berufung auf die Wissenschaftsjournalist:innen im eigenen Haus eine Absage, versprach aber: „mehr Wissenschaft bei ‚Bild‘, da bin ich absolut dabei.“

Ob „die Wissenschaft“ dabei ist, muss allerdings nicht nur wegen der polarisierenden Rolle der „Bild“-Zeitung bezweifelt werden. So hoffte der Kölner Onkologe Michael Hallek, „dass wir uns Gedanken machen über die Werkzeuge und Methoden des Journalismus“. An Boie gewandt formulierte er: „Ich packe Sie da auch bei der Verantwortung: Sie haben zu Recht darauf hingewiesen, wie groß und einflussreich dieses Medium ist. Dann können Sie nicht komplett ausblenden, dass Sie für die Ergebnisse der Pandemiepolitik und der Bewältigung mit der großen Polarisierung auch Verantwortung tragen“. Man benötige „gute Übersetzer“ der Wissenschaft, um zu „vernünftigen Lösungen“ in der Demokratie zu kommen.

Die gute und die böse Wissenschaft

Doch offenbar gilt die Solidarität „der Wissenschaft“ nicht allen Wissenschaftler:innen gleichermaßen. Der beim Gespräch mit „Bild“ ebenfalls anwesende Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Otmar D. Wiestler, reagierte auf die Frage, warum man sich nicht in gleicher Weise vor Hendrik Streeck gestellt habe, als dieser verunglimpft wurde, das sei „schlicht der Tatsache geschuldet, dass wir auch nicht immer alles im Blick haben“.

Diese Erklärung kann nicht überzeugen. So attestierte „der Spiegel“ in einem Interview mit Christian Drosten Anfang 2021 dessen beiden Kollegen Jonas Schmidt-Chanasit und Hendrik Streeck, „einen größeren Schaden als Corona-Leugner“ angerichtet zu haben. Zwar wollte Drosten nicht „ad personam“ gehen, er nahm die beiden aber auch nicht vor dieser Diffamierung in Schutz.

Widerliche Hashtags wie #SterbenMitStreeck kursierten in der Folge über Wochen und Monate. Beide Wissenschaftler beklagten den Umgang mit ihnen, Schmidt-Chanasit zog sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Und das will Wiestler leider einfach „nicht im Blick“ gehabt haben?

In der Tat wird mit vielerlei Maß gemessen, wenn es darum geht, wer sich als Expert:in äußern darf. Gegen Streeck wird dabei regelmäßig vorgebracht, er habe keine Expertise für Corona-Viren, sondern komme aus der HIV-Forschung. Zudem sei seine Heinsberg-Studie mit Mängeln behaftet; ihre Ergebnisse seien falsch kommuniziert und politisiert worden. Hinzu kommen seine zahlreichen medialen Fehleinschätzungen zum Verlauf der Pandemie.

Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf schrieb im „Spiegel“ einen Gastbeitrag zur sogenannten „False Balance“, mit der Medien vermeintlich Ausgewogenheit herstellen wollten, aber nicht zwischen echten und falschen Expert:innen unterscheiden könnten.

Er verglich zu diesem Zweck Drosten mit Streeck: Drostens Arbeiten seien laut Wissenschaftsdiensten wie „Google Scholar“ in den Jahren vor der Pandemie ca. 1.500-mal im Jahr zitiert worden. Streecks Zitierrate liege hingegen nur um die 700 pro Jahr – und beruhe „weit überwiegend auf seinen Arbeiten zu HIV. Die Prominenz von Streeck in manchen deutschen Medien steht damit in Kontrast zur eher geringen Beachtung seiner Covid-19-Forschung in der internationalen Forschergemeinde.“

Das wäre ein valider Punkt, wenn man ihn nicht gegen eine ganze Reihe von Forscher:innen in Anschlag bringen könnte, die sowohl Drosten als auch die Wissenschaftsredaktionen für absolut prädestiniert halten, sich zur Pandemie zu äußern – und die zum Teil auch im Expertenrat der Bundesregierung sitzen.

Dirk Brockmann zum Beispiel kommt bei derselben „Google Scholar“-Abfrage auf knapp 300 Zitationen pro Jahr, Michael Meyer-Hermann auf ca. 190, Viola Priesemann auf ca. 180, Melanie Brinkmann auf ca. 170, Sandra Ciesek auf ca. 160. Nur Meyer-Hermann und Ciesek publizierten vor der Pandemie zu Corona-Viren oder der epidemiologischen Verbreitung von Atemwegserkrankungen, die anderen nicht.

Der vom „Spiegel“ ebenfalls beschuldigte Jonas Schmidt-Chanasit kommt übrigens ähnlich wie Streeck in den Bereich von ca. 700 Zitationen pro Jahr. Und auf einmal entpuppt sich die vermeintliche Entlarvung der „False Balance“ zugunsten von Streeck als Zitationshäufigkeits-Cherrypicking.

Forschung zur Politikberatung

Das Problem der Wissenschaftskommunikation besteht folglich nicht darin, dass sie nicht gehört wird, wie einige ihrer Vertreter:innen fälschlich glauben, sondern dass sie den fatalen Eindruck erweckt, eben nicht unabhängig zu agieren. Sie vermittelt stattdessen das Bild einer Wissenschaft, die sich jenseits des eigentlichen Forschungsgebiets der Politik andient, was sie wiederum medial interessant und Fördergelder frei macht. Damit jedoch begibt man sich nun einmal auf das Gebiet der Politikberatung.

Ein Beispiel ist das „COSMO“-Projekt der Erfurter Psychologin Cornelia Betsch, das Fördergelder in Millionenhöhe erhalten hat. Regelmäßig führt sie ein „COVID-19 Snapshot Monitoring“ durch, das „über die Akzeptanz der Maßnahmen und psychologische Lage der Deutschen Auskunft“ geben soll. Die Ergebnisse präsentierte sie zum Beispiel immer wieder in den großen Talkshows von ARD und ZDF, in Nachrichtenformaten wie den „Tagesthemen“ und in zahlreichen anderen Medien.

Ziel des Projekts ist es laut Eigenbeschreibung, „wiederholt einen Einblick zu erhalten, wie sich die ‚psychologische Lage‘ abzeichnet. Dies soll es erleichtern, Kommunikationsmaßnahmen und die Berichterstattung so auszurichten, um der Bevölkerung korrektes, hilfreiches Wissen anzubieten und Falschinformationen und Aktionismus vorzubeugen.“

Beteiligt sind neben Universitäten zahlreiche staatliche Behörden, wie das Robert-Koch-Institut, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und auch das Science Media Center (SMC). Zur Finanzierung tragen auch das Thüringer Wirtschaftsministerium und die Thüringer Staatskanzlei bei. Betsch selbst ist außerdem Mitglied im Expertenrat der Bundesregierung.

Wer als Journalist:in wissen will, was die Bevölkerung zur Pandemie denkt, wendet sich zum Beispiel ans SMC, dessen Aufgabe unter anderem diese Vermittlung ist. Mit Cornelia Betsch ist die führende Expertin dann die Leiterin einer Studie, an der das SMC selbst beteiligt ist. Ihre Ergebnisse wiederum werden zur Beratung und damit zur Grundlage politischer Entscheidungen, über die die Bevölkerung anschließend wiederum befragt wird. Mithin ist die Prominenz des Projekts kein Zufall, sondern das Ergebnis strategischer Kommunikation mit dem Ziel der Politikberatung.

Nun ist staatliche Wissenschaftsfinanzierung nicht per se problematisch, aber hier überlagern sich doch in bemerkenswerter Form Interessen, die zu großen Fragezeichen hinsichtlich der Unabhängigkeit der Beteiligten führen – insbesondere bei dem Teil der Bevölkerung, die den Maßnahmen kritisch gegenübersteht. Zumal dann, wenn Irrtümer und Fehleinschätzungen, die in der Natur der Pandemie liegen, im Nachhinein offen zutage treten, aber kaum eingestanden werden.

Doch kritische Nachfragen zum Projekt und den dahinter stehenden Interessen bleiben nach meiner Wahrnehmung völlig aus. Dabei sind mögliche Kritikpunkte offensichtlich: So ist das COSMO-Panel zwar für Alter, Geschlecht und Wohnort repräsentativ, nicht aber für Bildung und Einkommen. Ausgerechnet letztere Kategorien erwiesen sich im Lauf der Pandemie aber als entscheidende Faktoren für die Betroffenheit von Covid-19. Doch eine kritische Diskussion im Wissenschaftsjournalismus blieb aus.

Von Qualität und Maulkörben

Auch der Berliner Verkehrsforscher Kai Nagel, der ein Verkehrsfluss-Modell im Zuge der Pandemie auf „die modellgestützte Untersuchung von Schulschließungen und weiteren Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19“ umstellte und „ein besseres Verständnis von Ausbreitungsdynamiken und Infektionsketten“ erreichen will, erhielt rund 3,2 Millionen Euro direkt vom Bund für sein Forschungsprojekt, das sich trotz recht vollmundiger Vorhersagen zum Teil als nicht sonderlich präzise erwies.

Eine wissenschaftliche Evaluation der zahlreichen Modellierungen und der ihnen zugrunde liegenden Modelle hat meines Wissens nach bisher nicht stattgefunden. Statt diesen Modellen immer nur neue Reichweite zu verleihen, wie etwa das WDR-Wissenschaftsmagazin „Quarks“ es tut, könnte ein kritischer Wissenschaftsjournalismus sich der Frage widmen, warum eine solche Evaluation ausblieb – und ob sie nach zwei Jahren Pandemie und erheblicher öffentlicher Förderung nicht dringend und zwingend notwendig wäre.

Jürgen Windeler, der seit 2010 das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen leitet, beklagte kürzlich ein „Versagen der Wissenschaft“, weil kein Versuch unternommen worden sei zu untersuchen, ob die Corona-Politik auch die angestrebte Wirkung erzielt. Ähnlich argumentiert Gerd Antes, ehemaliger Direktor des Deutschen Cochrane-Zentrums am Universitätsklinikum Freiburg. Wegen ihres anderen Blicks auf Covid-19 werden sie von weiten Teilen des Wissenschaftsjournalismus als „unwissenschaftlich“ gebrandmarkt und kaum gehört. Zitiert werden sie stattdessen vor allem in den Medien des Springer-Verlags.

Dieser Fehler wiederholte sich im Laufe der Pandemie viele Male: Anstatt die omnipräsente wissenschaftliche Kritik internationaler Statistik-Koryphäen an der Statistik der berühmten Kinderstudie von Christian Drosten ernstzunehmen, ignorierte der deutsche Wissenschaftsjournalismus diese und sprang erst auf den fahrenden Zug, nachdem „Bild“ eine polemische Schlammschlacht eröffnet hatte. Niemand aber war dazu gezwungen, das Thema der „Bild“ zu überlassen.

Ähnlich verhält es sich mit der Diskussion um die Herkunft von SARS-Cov-2. Ja, der Hamburger Professor Wiesendanger, der sich hier im deutschen Sprachraum immer wieder hervortut, trägt zur Klärung der Frage wissenschaftlich nichts bei und stützt sich bei seinen Behauptungen zum Teil auf unseriöse Quellen. Seine Prominenz hierzulande verdankt er aber einzig und allein der Tatsache, dass er das Thema „Lab Leak“ (also die These, das Virus sei bei einem Laborunfall auf Menschen übertragen und verbreitet worden) überhaupt kontrovers diskutiert.

Während nahezu die gesamte „wissenschaftsjournalistische Szene“ hierzulande die ersten eineinhalb Jahre lang das Gespräch verweigerte und ausschließlich Vertreter:innen der These einer Zoonose (also der Übertragung des Virus von bislang unbekannten Tieren auf Menschen) zu Wort kommen ließ, war dies im angloamerikanischen Journalismus völlig anders.

Laborunfall oder doch Zoonose? Diskussionsrunde der Fachzeitschrift „Science“

Hier veranstaltete sogar die neben „Nature“ wohl wichtigste naturwissenschaftliche Fachzeitschrift „Science“ eine Gesprächsrunde, in der wichtige Vertreter:innen beider Thesen zivil und wissenschaftlich ihre Argumente austauschten. Gäbe es diese Offenheit zur Debatte im deutschsprachigen Raum, existierte die Medienfigur Wiesendanger in dieser Form nicht, man bräuchte seine Stimme gar nicht.

Doch einigen geht die Homogenisierung der Wissenschaftskommunikation noch nicht weit genug: So schlug Christian Drosten vor, in Zukunft müsse es „Standards für die Wissenschaftskommunikation“ geben, die „für die Wissenschaftler verbindlich werden“. „Auch in der Wissenschaftskommunikation“ gebe es „Fehlverhalten“, sagte Drosten in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“. Dabei gehe es ihm „ausdrücklich nicht darum, jemanden zu zensieren. Wissenschaftler müssen aber auch erkennbar differenzieren zwischen unüberprüften Meinungsäußerungen und Ausführungen, die für sich Anspruch nehmen, auf validen wissenschaftlichen Fakten zu beruhen.“

Doch diese von einer Autorität wie Drosten vorgeschlagene „Qualitätssicherung“ riskiert sehr wohl, einen Abschreckungseffekt zu haben. Übermedien sind Forscher:innen bekannt, die sich nicht mehr öffentlich äußern wollen – und zwar nicht wegen „Bild“, sondern weil sie befürchten, von „Drosten Ultras“ diffamiert zu werden. Eine Wissenschaftlerin, die anonym bleiben möchte, berichtete gar von einem „Maulkorb“, den sie von ihrer Universität wegen öffentlicher Kritik an den statistischen Modellen prominenter Corona-Berater der Regierung bekommen habe.

Der Wunsch „der Wissenschaft“ oder besser: einiger ihrer Vertreter:innen nach „ungefilterter“ oder „neutraler Übersetzung“ ihrer Anliegen unterscheidet sich nicht wesentlich vom Wunsch anderer Kommunikator:innen: Auch Wirtschaft, Politik und Sport würden lieber ungestört von journalistischen Bewertungen ihre Botschaften senden. Die Aufgabe des Journalismus ist aber eine andere: Er muss nach allen Seiten kritisch sein – auch wenn es um Wissenschaft geht.

Korrektur, 21.3.2022. In der ersten Version des Textes hatten wir geschrieben, Michael Meyer-Hermann und Sandra Ciesek hätten vor der Pandemie nicht zu Corona-Viren oder der epidemiologischen Verbreitung von Atemwegserkrankungen geforscht. Das haben sie aber. Wir haben das im Text korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.

18 Kommentare

  1. Ganz ehrlich: Nach der Hälfte habe ich aufgehört zu lesen. Die Agenda ist klar, die Vorgehensweise ebenfalls. Es wird verzerrt und hingebogen, in der Hoffnung, dass der/die Leser*in sich nicht mehr so genau erinnert, wie das denn damals wirklich war. Und das an so vielesn Stellen, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll, zu widersprechen und zu widerlegen. Nur: Diese Vorgehensweise ist mittlerweile bis zum Überdruss bekannt. Auf die Gefahr hin, dass man mir unterstellt, Drosten-Fanboy zu sein: Ich habe Besseres zu tun.

  2. Moin, das Thema finde ich interessant, aber in diesem Artikel nicht gut argumentiert. Meiner Wahrnehmung nach gibt es viele Fragen und berechtigte Kritik an Wissenschaft, Wissenschaftsjournalismus und Journalismus. Die zitierte Kritik von Christian Drosten and den Medien kann ich allerdings nachvollziehen, in der Neuen Osnabrück Zeitung (NOZ) beispielsweise war regelmäßig hanebüchenes Gerraune zu lesen, unwissenschaftlich und schlecht bis teilweise garnicht argumentiert. Die Qualität der Informationen welche ich von dem NDR-Podcast von Drosten und Sandra Ciesek gesehen habe, war eine völlig andere, höhere, als die welche ich von Hendrick Streeck sah. Das scheint mir schon erkennbar zu sein, obwohl ich kein Fachwissenschafter, sondern nur jemand mit abgeschlossenem wissenschaftlichem Studium bin.

    Die Kritik an dem Preprint der Drosten durch Wissenschaftlicher:innen halte ich für grundsätzlich etwas Anderes, als das was in Nicht-wissenschaftlichen Medien vermeldet wurde. Eine Hü-Hottt-Taktik der STIKO oder ihres Vorsitzenden kann ich leider auch nicht erkennen, die Zeitpunkte der Aussagen in jeweiligen Kontext fand ich sogar – im Gegenteil – recht stimmig. Geht das alles Besser? Ja klar, aber das scheint nicht Usus des Artikels hier zu sein.

    Meiner Erfahrung nach gibt es bessere und schlechtere Wissenschaft (sowohl mit und ohne staatliche Förderung), das ist aber leider nicht einfach auseinanderzuhalten.

  3. Tut mir leid, aber im ersten Absatz klingt so ein wenig verletzte Eitelkeit durch, die sich insbesondere dadurch manifestiert, den verlinkten Artikel vom meta-magazin als „heftig“ zu bezeichnen. Souveräner wäre es z.B. einfach in einem Satz zu schreiben, dass der Verband die Kritik an sich abprallen ließ, als stattdessen über zwei Absätze z.B. dem nirgendwo erhobenen Vorwurf der „Privatfehde“ zu widersprechen.
    Ich mein, niemand mag es, wenn die eigene Arbeit – zurecht und noch weniger wenn ungerecht – zerpflückt wird, aber dass sich Meta in seiner Rolle nun gegen den ursprünglichen Artikel stellen würde, ist ja nun keine Überraschung.

    Den Artikel selbst empfinde ich desweiteren eher als eine Beispielsammlung denn als flüssige Argumentation.

    Zur Sache selbst: Ich finde, dass die deutschen Medien sehr viele verschiedenen Stimmen eine Möglichkeit gegeben haben zu äußern, speziell z.B. auch zur Entstehung von Sars-Cov2 habe ich einiges an Theorien gelesen.

    Und was im (oftmals halt asozialen) Mikrokosmos Twitter dann von Seiten „Drosten-Ultras“ passiert, steht doch auf einem ganz anderem Blatt. Das ist ja nun nicht medial inszeniert worden. (Und die „Bild-Hools“ gibts dort ja auch, ist ja nicht so, dass wer sich „gut“ geäußert hat, dann nicht mit Schimpf und Schande belegt wurde.)

  4. Ich finde die Reflexion wichtig, sowohl des Wissenschaftsjournalismus als auch etwa der zu Recht auch früher schon deutlich kritisierten Aussagen von Drosten über Medien – doch den Beitrag viel zu zugespitzt, nicht differenziert genug und teils auf Fehlern basierend. Ein paar Punkte:
    – Drosten hat mit dem Zitat den Medien meines Erachtens nicht die direkte Schuld an Toten gegeben; „So wie immer, wenn sich die Intensivstationen füllen“ bezieht sich meines Erachtens darauf, dass die Verharmlosung (auch in der „Bild“) abnimmt, wenn die Corona-Lage schwerer war. Das ist meines Erachtens nicht verschwörerisch, sondern verständlich.
    – Dass Schulschließungen für benachteiligte Kinder schlecht waren ist ja unumstritten, doch darf man das ja nicht absolut betrachten, sondern muss sich ansehen, welche Schäden die alternativen Wege für benachteiligte Kinder gehabt hätten.
    – Beim Zitat aus dem „Spiegel“-Interview fehlt das relativierende „wohl“ – ich hätte die Frage (auch mit dem „wohl“) nicht so formuliert, aber als Attest kann man es mit der Einschränkung kaum bezeichnen.
    – Meyer-Hermann hat durchaus zur Ausbreitung von Atemwegserkrankungen geforscht, Sandra Ciesek auch zu Coronaviren (s.u.); die Zahl der Zitate als alleinigen Faktor zu nehmen ist natürlich aber trotzdem zu simpel. Schmidt-Chanasit hat aber auch in der Pandemie offenbar praktisch überhaupt nicht zu Sars-CoV-2 geforscht, sondern selbst mal gesagt, er sei zur Kommunikation freigestellt; wann soll er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen haben?
    – Dass die Cosmo-Studie (wie alle Online-Umfragen) deutliche Einschränkungen hat, ist unbestritten – so auch aufgrund der Durchführung in deutscher Sprache. Dazu gab’s aber Reflektion, z.B. https://www1.wdr.de/nachrichten/corona-impfung-migranten-rki-studie-100.html Für die Thematisierung von Interessenkonflikten würde ich mich immer aussprechen – selbst habe ich 2020 vereinzelt fürs SMC gearbeitet.
    – Herkunft von Sars-CoV-2: Wissenschaftsjournalisten haben sich wohl zu lange schwer getan, über die Herkunft von Sars-CoV-2 zu schreiben, weil es eben alles sehr spekulativ ist und wenig Evidenz gibt; es gab aber durchaus Berichte (https://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/auf-der-suche-nach-dem-ursprung-des-coronavirus-16751133.html, https://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/dem-ursprung-von-sars-cov-2-auf-der-spur-17206287.html). Ob’s in Amerika wirklich anders war vermag ich nicht zu beurteilen – die erwähnte „Science“-Veranstaltung war jedenfalls auch nicht in den ersten anderthalb Jahren nach Ausbruch..

    So schwarz-weiß ist es meines Erachtens nicht.

    Schöne Grüße
    hfd

    Publikationen von Meyer-Herrmann / Ciesek:
    Hernandez-Vargas, E. A. ; Wilk, E.; Canini, L; Toapanta, F.; Binder, S.; Uvarovskii, A.; Ross, T.; Guzman, C. A.; Perelson* , A. S.; Meyer-Hermann* , M.; (2014). Effects of aging on influenza virus infection dynamics. J. Virol. 88: 4123-4131

    Boianelli, A.; Nguyen, V. K.; Ebensen, T.; Schulze, K.; Wilk, E.; Sharma, N.; Stegemann-Koniszewski, S.; Bruder, D.; Toapanta, F.R.; Guzmán, C.A.; Meyer Hermann, M.; Hernandez-Vargas, E.A.; (2015). Modeling Influenza Virus Infection: A Roadmap for Influenza Research. Viruses 7: 5274-5304.

    Albrecht von Brunn, Sandra Ciesek, Brigitte von Brunn, and Javier Carbajo-Lozoya (2015): Genetic deficiency and polymorphisms of cyclophilin A reveal its essential role for Human Coronavirus 229E replication. Curr Opin Virol. 14: 56–61.

  5. Nee, so wird das nix. Es gibt Merkmale klassischer Medienarbeit, die sich bei ernsteren Themen nicht gut machen, aber das Produkt besser verkaufen. Bei wissenschaftlichen Themen sollte das Ziel sein, die wissenschaftliche Methodik und nicht die Person wertzuschätzen. Es gab bereits früh eine diesbezügliche Analyse von Mai Thi Nguyen-Kim.
    Kommen wir zu Herrn Streeck und die Heinsberg Studie: Die Studie hat durchaus ihre Meriten. Z.B. wies sie früh auf Aerosole als Verbeitungsmedium hin. Problematisch aber war die Veröffentlichung der Ergebnisse unter der Regie einer Medienklitsche ( Storymachine „We power your message“ ).
    Just in time zufällig als Vorlage für Laschet um das Treffen von Kanzleramt und Ministerpräsidenten medial vorzubereiten.
    Es gibt für Studien eine bewährte Methodik ( Pre-Print Veröffentlichungen z.b., die den Kollegen Gelegenheit geben, die Datenlage zu begutachten und auf Problemstellungen hinzuweisen ). Darauf verzichtete Streeck vorab.
    Ein Ergebnis: Bis heute wird der Mortalitätswert (IFR, infection-fatility-rate ), den Streeck da ermittelt haben will, immer wieder im Diskurs verwendet 0,36%. Das wurde sogar für eine Globalstudie verwendet.
    Dabei ist der Wert derzeit 0,88%, trotz Impfungen und nachdem der Löwenanteil mittlerweile aus „leichteren“ Omikron-Infektionen besteht. Vorsichtig gerechnet lag Streeck damals ( Mit Alpha und ohne Impfungen sowie wenig Wissen bzgl. der Behandlung ) wohl etwa um Faktor 5-10 daneben.
    Die Gruppen waren mitnichten repräsentativ (bspw. überhaupt keine Pflegefälle, dazu noch viele Familien ) und Todesfälle nach Abschluss der Studie wurden gleich ganz ignoriert. Also nicht die Person Streeck, sondern dieses sonderbare Vorgehen waren das Problem.
    Chanasit sagte 2020, dass er Szenarien mit Tausenden Toten für überzogen hielt. Wir sind bei 125.000+ Toten heute. Eine 2. Welle erwartete er im Sommer 2020 auch nicht mehr. Er sagt ja selber, dass er gelernt hat, aber werten kann man solche Schnitzer schon.

    Aber ja, Herr Reisin, ein Journalist muss sich nicht zum Übersetzer eines Wissenschaftlers machen lassen. Er sollte bei wichtigen Themen aber wissen, worüber er schreibt und false balancing, auch wenn es sich gut verkaufen lässt, weitgehend vermeiden.
    Verantwortung und so.

    Und wenn der Journalist nicht in der Lage ist, wissenschaftliche Methodik zu erkennen und Ergebnisse einzuordnen, dann muss er halt das schreiben, was die Wissenschaft (nicht eine Person) ihm diktiert, oder einfach mal die Klappe halten.

  6. Ein grundlegendes Problem ist die Nichtunterscheidung oder Verwechslung von Tatsachen einerseits und Meinungen über Tatsachen andererseits. Leider sind Journalismus wie Journalismuskritik voll davon, und bei den Wissenschaften als Aussagenlieferanten sieht’s nicht besser aus.
    Reisin kann ich in vielen Punkten folgen und bin für seine Beispiele dankbar. Aber der Unterschied von Meinung und Tatsache wird auch hier nicht immer deutlich. Was ist „verharmlosende Berichterstattung“ (Drosten) bzw. eine „Verharmlosung des Virus“ (Reisin)? Wenn es um Fakten geht, kann die Berichterstattung nur falsch im weitesten Sinne sein, also einschließlich Unvollständigkeit etc., so dass faktisch ein falsches Bild entsteht. Gemeint ist hier aber wohl eher die Meinung über die wissenschaftlichen und berichteten Fakten. Dann kann es keine Verharmlosungstatsache geben, sondern stets nur jemanden, der eine andere Meinung als Verharmlosung bewertet. Meinungen sind aber im Gegensatz zu Tatsachenbehauptungen nie richtig oder falsch.
    Die gesamte Pandemiepolitik ist Ausfluss von Meinungen. Deshalb ist sie auch jederzeit änderbar, ob nun von Wählern, Amtsinhabern, Mandatsträgern oder allgemeinen Launen. Wenn Drosten im angeführten Zitat von den „leider schmerzhaften politischen Maßnahmen, die man nun einmal ergreifen musste“ spricht, dann ist das keine wissenschaftliche Tatsache, sondern seine Meinung. Diese Meinung darf man so hoch schätzen wie man möchte, aber es bleibt eine Meinung, die leider nicht gut als Meinung kenntlich gemacht ist und deren Vermittlung dann falsch wird, wenn die Medien sie ohne Übersetzung übernehmen: „Die Politik musste diese Maßnahmen ergreifen“ ist nämlich schlicht falsch. Ich habe schon im Sommer 2020 die Nachrichtenformulierung kritisiert, soundso viele Covid-Patienten müssten derzeit künstlich beatmet werden. Das erschien manch einem sophistisch, dabei war vom ersten Moment an klar, dass niemand den Tatsachenbeweis für eine solche Behauptung erbringen könnte, und nun haben wir immer mehr Verwunderung über die vielen Toten trotz – oder eben wegen – der (ECMO-)Beatmung. Auch Drosten hat in seinem NRD-Podcast fortwährend Meinungen geäußert, die regelmäßig zu Tatsachen-Nachrichten verarbeitet wurden.
    Eine „schlechten Impfquote“ ist keine Tatsache, sondern eine Meinung, der irgendwelche Annahmen zugrunde liegen, welcher Anteil Geimpfter an der Bevölkerung gut, akzeptabel oder eben schlecht sei; vielleicht orientiert sich die Meinungsbekundung auch am Blick in andere Länder oder am Corona-Geschehen – es wird leider nicht dazu gesagt, was aber zur Einordnung nötig wäre. Die Medien können also auch nicht „schuld“ an der „schlechten Impfquote“ sein, sie könnten höchstens zu dieser Quote beigetragen haben. Dass Reisin dafür offenbar auch alle Kinder herangezogen sehen möchte, ist seine Meinung, die aber der Stiko-Vorsitzende Klaus Merten nicht teilt (was er auch begründet hat).
    Die Unterscheidung von Meinungen und Tatsachen gelänge besser, würden Faktenbehauptungen stets belegt.
    Als Christian Drosten am 29. Dezember 2021 getwittert hatte „Wer glaubt, durch eine Infektion sein Immunsystem zu trainieren, muss konsequenterweise auch glauben, durch ein Steak seine Verdauung zu trainieren“ wurde er von wissenschaftsbegeisterten Journalisten gefeiert. Aber gab es irgendwo einen Beleg für seine implizite Aussage, eine Infektion trainiere das Immunsystem nicht und Essen trainiere nicht die Verdauung? Einige deutsche Medien hatten just ein oder zwei Tage zuvor eine gegenteilige Meldung im Programm, blind abgeschrieben vom Schweizer Blick. Dort hatte nämlich der Virologe Cornel Fraefel geraten, Geimpfte sollten keine Maske tragen, um ihr Immunsystem – na, was wohl? – zu trainieren. Drosten nahm darauf zwar gar keinen Bezug (Anlass seines Tweets war nach seiner Darstellung etwas anderes), aber unsere Medien ergänzten nun online Drostens Steak-Vergleich und stellten somit zwei konträre Tatsachenbehauptungen als Meinungen dar. Das journalistische Bemühen um Faktenklärung ging so weit, dass genau niemand bei Fraefel nachgefragt hat, wie er mir sagte.
    „Die Impfung ist sicher“ wird nicht dadurch faktischer, dass Wissenschaftsjournalisten es äußern; sie müssen erläutern, was sie unter ’sicher‘ verstehen und welche Fakten ihrer Einschätzung zugrunde liegen. Das langwährende journalistische Desinteresse an Nebenwirkungsrecherche ist – wenn wir Propaganda (gerne als „Verantwortungsethik“ geframt) oder Schlimmeres ausschließen – nur mit Religiosität zu erklären, und da sind wir dann sogar jenseits von Meinungen, denn Glaube zeichnet sich ja gerade dadurch aus, sich weder von Tatsachen noch anderen Meinungen beirren zu lassen.
    Die Politik konnte nie „der Wissenschaft“ folgen. Sie konnte von ihr ermittelte Tatsachen und deren Bewertung zur Kenntnis nehmen – und hätte noch viel mehr zur Kenntnis nehmen müssen, um ihr Handeln (Tatsachenschaffen aufgrund von Meinung) begründen und vermitteln zu können. Das hat der Journalismus leider nicht verstanden, so pauschal muss ich das sagen (mit hunderten Beispielen): https://www.spiegelkritik.de/2020/10/20/medienkritik-zum-corona-journalismus-sammlung/

    @ Kai Weber: Der von Ihnen verlinkte Beitrag ist von diesem Monat. Es ging aber um die Kritik, dass sich viele Journalisten eine Theorie (von vielen möglichen) als (Quasi-)Tatsache und alles andere als Querlattengeschwurbel dargestellt haben.

  7. Ich kann der Argumentation ebenfalls nur zum Teil folgen, obwohl ich der grundsätzlichen These „Wir brauchen mehr kritische (Wissenschafts-)Journalisten“ zustimme.

    Problematisch finde ich zum Beispiel die Argumenation zur Verteidigung Streecks. Meiner Sichtweise nach geht es nicht um dessen Qualifikation oder die Anzahl seiner relevanten Veröffentlichungen. Vielmehr hat er ein Geschäft daraus gemacht, dass jedes Mal, wenn Ärztevertreter, Kliniksprecher und Virenforscher vor dem Virus und vorzeitigen Lockerungen warnen, zu erklären: „Nö, nö, alles cool. Wir brauchen Lockerungen. Jetzt.“
    Er widerspricht der Datenlage, ohne selbst Fakten zu liefern. Das ist unseriös. Dabei ist es mir herzlich egal, ob er nun ein qualifizierter Virologe oder Rettungsschwimmer ist.

    Und wenn man sogenannte WissenschaftsjournalistInnen kritisiert, darf man vor den Wissenschaftler interviewenden KollegInnen der renommierten Tages- und Wochenzeitungen nicht Halt machen. Wie oft habe ich Interviews mit ExpertInnen gelesen, denen dann selten dämliche Fragen gestellt werden: „Herr/Frau Sowieso, wann ist die Pandemie vorbei?“ „Wird sich unser Leben für immer verändern?“ „Was werden wir unseren Kindern mal erzählen, die die Pandemie nicht erlebt haben?“
    Da muss sich dann niemand wundern, dass WissenschaftlerInnen nur ihre Privatmeinung abgeben. Man degratiert einen Experten/eine Expertin damit zum/zur StichwortgeberIn und ignoriert das inhatliche Potenzial.

  8. Zweiter Versuch, nachdem der erste wohl tonal nicht akzeptiert wurde.
    Streeck hat die Heinsberg Studie mit storymachine, „we power your message“, treffsicher in den Lauf von Armin Laschet gespielt.
    Ohne pre-print etc. gegen wissenschaftliche Gepflogenheiten. Noch bis heute kursiert die IFR von 0,23%, die er ermittelt haben will, obwohl solche Aussagen in dieser Studie gar nicht sinnvoll begründet werden konnten ( kein repräsentatives Profil und willkürlich gesetzter Zeitrahmen, nachdem keine Änderungen mehr erfasst wurden ). Damit wurde das Narrativ von „nur ne Grippe“ maßgeblich befeuert.
    Chanasit bezweifelte 2020 öffentlich, dass es Tausende Tote tatsächlich geben werde und später im Jahr dann, dass es zu einer zweiten Welle kommen werde.

    Es sind aber die Journalisten, die ihre Storys zu gerne an Personen knüpfen, wobei es eigentlich darum geht, ob diese Personen die wissenschaftliche Methodik ausreichend würdigen. Und da sind halt Personen wie Frau Cisek oder Herr Drosten von anderer Credibility als Streeck oder Chanasit.
    So kommt es vielleicht mal nicht darauf an, was der Journalist aber für sein Handwerk besser gebrauchen könnte.

  9. Der Autor konzentriert sich bei der Kritik an Streeck nur auf die Anzahl der Zitationen, die natürlich ein schwacher Vorwurf sind und nicht als Maßstab dienen sollten. Auf die problematische Vermarktung von Storymachine, die PR-Agentur von Kai Diekmann, geht er gar nicht ein. Eine Studie, die zahlreiche Fehler enthält, von einer PR-Agentur auf Facebook und Twitter zu pushen, spricht definitiv nicht für eine ausgewogene Balance. Dazu kommen die zahlreichen Aussagen Streecks, die sich später als falsch herausgestellt haben.
    Hier liegen die Medien schon in der Verantwortung, herauszustellen, dass Christian Drosten sauberer gearbeitet hat, über mehr Expertise verfügt, was Corona-Viren angeht, und eine zurückhaltendere Wissenschaftskommunikation als Streeck hatte.

  10. @Sid
    Das „Kritische“ an jedem Journalisten muss seine Angewohnheit sein, alles infrage zu stellen. Dabei hilft sicherlich, wenn man ein Thema schon einigermaßen durchdringt, aber das ist nicht die Leistung. Denn mit diesem Ansatz wollen Politikjournalisten die besseren Politiker, Wissenschaftsjournalisten die besseren Wissenschaftler, Sportjournalisten die besseren Trainer etc. sein. Kritische Fragen zu stellen bedeutet, nach dem Widerspruch, der Gegenmeinung, den entgegenstehenden Tatsachen zu suchen. Genau das ist im Corona-Journalismus unterblieben (und unterbleibt auch sonst in weiten Teilen, aber dazu habe ich nur Einzelbelege).
    Und u.a. dafür ist Streeck eine gute und wichtige Quelle (aber beileibe nicht die einzige, aber auch das gehört zur Medienverzerrung: wir arbeiten mit einem übersichtlichen Personaltableau). Er hat schlicht einen anderen Umgang mit Corona vorgeschlagen als Drosten, Ciesek, Brinkmann etc. Wenn aber „der Journalismus“ implizit eine No-Covid-Strategie verfolgt bzw. diese als alternativlose politische Option behandelt, hilft Streeck nicht weiter. In dieser Verengung (gepaart mit dem völligen Recherchedesinteresse an Nebenwirkungen bzw. Kollateralschäden) liegt das große Versagen des Journalismus.
    Übermedien hatte ja mal ein Stück über Streecks Fehlprognosen:
    https://uebermedien.de/57343/hendrik-streeck-der-mann-der-dauernd-falsch-liegt-aber-immer-wieder-als-corona-experte-gebucht-wird/
    Das große Manko an diesem Stück ist ebenfalls ein Klassiker des Corona-Journalismus: es fehlen Vergleichswerte, also die Einordnung. Was hilft es mir zu erfahren, in wie vielen (wie auch immer definierten, ausgewählten etc.) Einzelprognosen Streeck falsch lag, wenn ich weder erfahre, wie oft er richtig lag, noch entsprechende Wert zu Drosten, Lauterbach etc. bekomme. Eine von Drostens völligen Fehlprognosen wurde ja gerade im Afrika-Video von #dankefüralles gewürdigt, nachrichtlicher Textauszug hier: https://www.n-tv.de/panorama/Corona-breitet-sich-schnell-in-Afrika-aus-article21702673.html
    Und wenn es Vergleiche zur Einordnung gibt, dann werden die Vergleichsstrecken willkürlich gewählt. Stichworte wie Deutschland vs. Schweden. Natürlich kann man da einzelne Monate oder Quartale vergleichen. Seriöser – weil hilfreicher – dürfte es sein, auf lange Zeit zu schauen, wie es mit Kosten und Nutzen aussieht. Aber solch kommentatorischer Zurückhaltung sind nach meiner Wahrnehmung auch Wissenschaftsjournalisten wenig zugeneigt.

  11. @Frank Gemein: In beiden Kommentaren liefern Sie gute Argumente. Danke dafür.

    Dazu geben Sie mir ein Stichwort für einen weiteren Kommentar: Pre-Print. Eigentlich dienen die dazu, der Wissenschaftsgemeinde eine inhaltliche Auseinandersetzung mit noch nicht veröffentlichten Arbeiten zu ermöglichen (und den Autoren ein darauf aufbauendes Überarbeiten). Im Idealfall wird dann nur etwas veröffentlicht, das methodisch sauber und daher dem wissenschaftlichen Diskurs (möglicht) gesicherte Erkenntnisse hinzufügt.

    Heutzutage gehört es aber anscheinend zum guten Ton in jeder Tageszeitungsredaktion, sich die fast fertigen Studien bekannter WissenschaftlerInnen oder Arbeiten zu gerade hippen Themen herunterzuladen und groß rauszuposaunen, was denn da „natürlich noch als Pre-Print, Achtung, Achtung, Ausrufezeichen, Ausrufezeichen“ so herausgefunden wurde.
    Damit zwingen sie die Wissenschaftskommunikatoren letztlich dazu, zu Arbeiten Stellung zu nehmen, die so noch gar nichts in der Öffentlichkeit zu suchen haben. Anstatt sich auf die vielleicht vorhandenen Unzulänglichkeiten zu konzentrieren und diese auszumerzen und DANN über die Ergebnisse zu sprechen.
    Aber über die überarbeitete, zur Veröffentlichung freigegeben Studie schreibt dann eh wieder keiner. Die Sau hat das Dorf bis dahin längst verlassen.

  12. @Timo Rieg #11:
    Niemand hat behauptet, dass der Journalist der „besser“ Wissenschaftler sein soll. Das ist absurd. Aber er sollte wissenschaftliches Arbeiten so weit verstanden haben, dass er den Output grob validieren kann.

    Und nehmen wir das Beispiel Schweden: Was möchten Sie verglichen wissen?
    25,4 Einwohner pro Quadratkilometer, ø Alter 40,90 Jahre, ø Haushaltsgröße 1,5 Personen mit
    Deutschland:
    ø Haushaltsgröße 2 Personen, ø Alter 44,6 Jahre und 232 Einwohner pro Quadratkilometer?

    Welcher „Zeitraum“ würde denn diese Unterschiede würdigen? Natürlich wohnen die meisten Menschen dort in den Zentren im Süden, aber da sind die Zahlen auch ganz gruselig. Dabei sollte gerade der schwedische Sozialstaat und die dortige Infrastruktur allerbeste Ergebnisse befördern.

    Schweden hat ein paar Mal nachgesteuert.
    Dennoch sprachen Untersuchungskommission und König von einem „Versagen“ in der Pandemiebekämpfung.
    Trotzdem versuchen einige Akteure immer wieder, dort den „besseren“, weil freieren, Weg zu vermuten.
    Mindestens Äpfel und Birnen und es bringt uns keinen Deut weiter.

    Wenn Sie eine Einordnung brauchen, dann schauen Sie mal jetzt nach Hongkong. Dort kann man beobachten, wie sich eine Impflücke bei der älteren Bevölkerung auswirken kann.

    Und mal grundsätzlich: Ich bevorzuge es, wenn ein Experte bei unklarer Datenlage zu Beginn einer Krise auch mögliche Risiken berücksichtigt. Mir ist ein Präventionsparadoxon lieber, als die Trauer um vermeidbare Opfer.

  13. @Earendil
    Danke für den Hinweis. Die Prognose von Drosten im Podcast „Fest & flauschig“ war: „Da [in Afrika] werden wir Bilder sehen in der Zeit zwischen Juni und August, die wir nur aus Kinofilmen kennen. Da wird es Szenen geben, die wir uns so heute nicht vorstellen können. Und ich bin mir nicht sicher, was das dann bei uns auslöst.“

    Diese Bilder gab es nicht, und nach allem, was wir bisher wissen, nicht mangels Kameras. Die Pre-Print veröffentlichte Studie bietet auch keinerlei Vergleichszahlen, die irgendeine Einordnung möglich machen würde.

    Ich habe auch nie die “ Hypothese eines Afrika-Paradoxons, nach der die Pandemie die Länder südlich der Sahara mit Ausnahme von Südafrika weitgehend verschont haben soll“, vertreten. Viel mehr war zu fragen, auf welchen Annahmen die Hypothese gründet, „in Staaten mit schwachen organisatorischen Strukturen und schwachen politischen Institutionen, in denen es Großstädte gibt, könnte die Pandemie dramatische Auswirkungen haben“ (n-tv Text).
    Eine tatsächlich verschwörungstheoretisch zu nennende Behauptung seit zwei Jahren lautet, das Corona-Virus könne jeden schwer bis tödlich treffen. In geradezu pathologischer Ausprägung erleben wir das derzeit bei einigen Eltern, die geradezu panisch sind, ihr Kind könne mit dem Corona-Virus in Kontakt kommen.
    Als Beleg wird dann stets angeführt, welche Intensivpatienten und Verstorbenen keinerlei Vorerkrankungen gehabt hätten. Dem steht empirisch natürlich entgegen, dass die allermeisten Covid-19 gut überstehen (wie man halt Erkrankungen übersteht). Ein Virus, das nach Belieben beim einen tödlich wirkt und beim anderen völlig unbemerkt bleibt, müsste schon ein sehr innovatives Eigen“leben“ führen, quasi nach Lust und Laune operieren – entsprechend hätten dann Patienten „Glück“ oder „Pech“. Die biologische Begründung dafür wäre mindestens einen Nobelpreis wert.
    Etwas nüchterner betrachtet sind aber wohl (abgesehen von der Infektionsmenge) schlicht einzelne Organismen (in bestimmten Situationen) nicht gut in der Lage, mit der Infektion fertig zu werden, und dafür gibt es Ursachen, die man „vorerkrankt“, „geschwächt“ oder „nicht immun-fit genug“ nennen kann.
    Aber wenn wir so etwas heute noch diskutieren müssen, zeigt sich die Minderleistung des „Corona-Journalismus“ deutlich.

  14. @Timo Rieg:

    Falls Sie das noch lesen sollten:
    https://www.nature.com/articles/s41599-022-01097-5
    Eine Studie zum Thema Schwedens Umgang mit Covid-19. Morphium statt Sauerstoff an erkrankte Senioren, Kinder sollten durch Spreading die Herdenimmunität herbeiführen ( heute geht die Wissenschaft davon aus, dass das ohne Impfungen unmöglich ist ).

    Was in Belgien oder in Deutschland noch alles passiert wäre, bei ähnlichen „Strategien“, verdeckt gnädig das Prophylaxe Paradoxon.

    Drosten musste Anfang 2020, wie jeder verantwortliche Experte, davon ausgehen, dass Afrika viel stärker getroffen wird. Wir wissen auch noch gar nicht, wie die genauen Zahlen sind.

  15. Es ist eine lustige Sichtweise insbesondere von Wissenschaftsjournalisten, zur Wissenschaft gehöre der Irrtum und mithin die permanente Behauptung von unzutreffenden Dingen. Falsch ist aber nun mal falsch. Es wird auch nicht dadurch okay, dass man es „nicht besser wissen konnte“. Denn wenn man etwas nicht weiß, behauptet man eben auch nichts. Man darf vermuten, Hypothesen entwickeln etc. Aber das steht dann unter dem Vorbehalt der Überprüfung. Es sind dann keine Wahrheitsbehauptungen.
    Warum Drosten „wie jeder verantwortliche Experte, davon ausgehen [musste], dass Afrika viel stärker getroffen wird“, mag Ihr Geheimnis bleiben. Drostens Prognose war falsch, und wenn sie Ihrer Auffassung nach falsch sein musste, dann sollte man wohl doch etwas weniger ‚auf die Wissenschaft hören‘. Auf den Journalismus bezogen kritisiere ich ja schlicht das Erkenntnisdesinteresse.

  16. @Timo Rieg:
    Haben Sie, außer dem Widerkäuen des Artikels von Professorin Mühlhauser, eigentlich noch irgendetwas anderes auf Lager oder wollen Sie den lächerlichen Vorwurf gegen Herrn Drosten noch zum 50. Mal wiederholen?

    Während Ihnen Dinge wie:
    “ Many elderly people were administered morphine instead of oxygen despite available supplies, effectively ending their lives. If Sweden wants to do better in future pandemics, the scientific method must be re-established, not least within the Public Health Agency. It would likely make a large difference if a separate, independent Institute for Infectious Disease Control is recreated. We recommend Sweden begins a self-critical process about its political culture and the lack of accountability of decision-makers to avoid future failures, as occurred with the COVID-19 pandemic. “

    oder

    „A large body of internal documents and public statements from various officials during 2020 verify that attainment of herd-immunity was in fact a significant consideration (Lindström, 2021; Nygren and Olofsson, 2021; Orlowski and Goldsmith, 2020; Habib, 2020; Giesecke, 2020; Sörensen, 2020, 2020e; Vogel, 2020; Larsson, 2021). Email conversations and statements from the State Epidemiologist and others show that they at least speculated on the use of children to acquire herd-immunity, while at the same time publicly claiming children played a negligible role in transmission and did not become ill (Vogel, 2020; Bjorklund and Ewing, 2020; Brusselaers et al., 2020).“

    Siehe Artikel auf nature.com „Evaluation of science advice during the COVID-19 pandemic in Sweden“ , weiter oben verlinkt.

    Wir sind i.A. mitten im größten Prophylaxe Paradoxon. Und dennoch beklagen wir bereits > 130.000 Tote, wobei letztlich erst die Retrospektive das wahre Ausmaß zeigen wird.

    Es wären viel viel mehr, wären wir Schwedens Weg gegangen, aber es müssten auch nicht immer noch 300 Tote pro Tag sein.
    So werden wir im Herbst wieder eine Welle haben, Streeck und Chanasit werden weitere Dutzend Male das Gegenteil dessen behaupten, wie zuvor schon und andere werden sich an einer Aussage über Covid-19 in Afrika vom Frühjahr 2020 abarbeiten.

    [Selbstzensur]

Einen Kommentar schreiben

Mit dem Absenden stimmen Sie zu, dass Ihre Angaben gemäß unseren Datenschutzhinweisen gespeichert werden. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.