„Die Aktuelle“ muss einen von vielen erfundenen Skandalen zurücknehmen
Print wirkt! Wenn auch bisweilen doch auf eher zweifelhafte Weise. Vor allem die Zeitschriften der Regenbogenpresse wirken immer wieder auf ihre ganz eigene Art und sind somit nicht nur womöglich dafür verantwortlich, dass Thomas Gottschalk seinen Podcast beenden musste und dass Günther Jauch jeden Tag 15 bis 20 Minuten Lebenszeit verliert, sondern auch dafür, dass Florian Silbereisen fast keine sozialen Medien nutzen kann, wie er in der aktuellen Ausgabe des „Stern“ erzählt:
Ich würde mich gern mit den Fans mehr austauschen, aber jedes Wort, das ich auf Instagram oder sonstwo sage, schlachten ja dann hundert bunte Blätter aus. Ich muss bei jedem Halbsatz aufpassen. Und wenn ich Bilder von mir beim Kochen in meiner Küche poste, wäre das wie eine Legitimation für alle Yellow-Blätter, meine Homestory zu verbreiten.
Tatsächlich sind Social-Media-Profile von Prominenten für Klatschredaktionen ein steter Quell der Schlagzeilfreude. Wenn zum Beispiel eine Schauspielerin bei Instagram ein Foto von sich postet, auf dem sie gerade meditiert, und dazu schreibt:
Heute geht mein Gruß an Euch raus mit der Geschichte vom Loslassen und Wiederfinden. 🙏🏻❤️
… dann fragt die Knallpresse wenig später: Will sie etwa ihren Ehemann loslassen? Was hat er ihr nur angetan? Hat er ihr Leben zerstört?
Baby-Glück und Vater-Flucht?
Als Prominente:r muss aber nicht mal selber etwas posten, um von den Blättern dermaßen verschlagzeilt zu werden. Bleiben wir mal bei Florian Silbereisen. Der war kurz vor Weihnachten groß auf dem Cover der „Aktuellen“ aus der Funke-Mediengruppe zu sehen. Neben ihm abgebildet: ein Baby. „Rätselraten um dieses Baby!“, verkündete das Blatt dazu in großen Buchstaben: „Sie heißt Florentine! Und die Mama fleht um ein Treffen mit Flori …“
Die geneigte Kioskbesucherin konnte also den Eindruck bekommen, Florian Silbereisen sei heimlich Vater geworden, hätte sich dann aber aus dem Staub gemacht, sodass die Mutter des Kindes nun verzweifelt versuche, ihn zu treffen.
Im Innenteil hieß es entsprechend:
Jetzt schwelgt er auch noch unverhofft im Baby-Glück, oder? Im Netz tauchte ein entzückendes Babyfoto auf! Die Mutter des kleinen Mädchens fleht Flori in ihrem Post förmlich an, sie zu treffen und die kleine Florentine (!) kennenzulernen. Wollte er uns da etwa was verheimlichen? Nein, das würde eigentlich gar nicht zu ihm passen. Flori würde doch niemals sein Kind verleugnen.
Doch was war dran an der Geschichte? Baby-Glück und Vater-Flucht? Oder wollte uns die Funke-Mediengruppe da etwa in die Irre führen? Nein, das würde eigentlich gar nicht zu ihr passen. Sie ist doch auf dem Weg, das beste nationale Medienhaus in Deutschland zu werden, sie würde doch niemals journalistische Grundsätze verleugnen.
Nun, wer den Artikel zu ende las, erfuhr schließlich, was sich tatsächlich hinter der ganzen Aufregung verbarg. Und zwar hatte irgendjemand bei Facebook geschrieben:
Lieber Florian Silbereisen, nun ist unser Baby endlich da:-) Die kleine Florentine ist nach dir benannt (in der weiblichen Form natürlich :-))))) Obwohl sie dich (noch) nicht kennt, hat sie eine ganz besondere Beziehung zu dir. Als Florentine noch im Bauch war und wir Sendungen mit dir geschaut haben, hat sie plötzlich ganz wild angefangen zu treten, wenn sie dich gehört hat. Deine Stimme oder Art oder was auch immer haben es ihr wohl angetan :-))) Ich weiß, die Chance ist klein, aber vielleicht erfüllt sich doch der kleine Traum, dass sie dich mal kennenlernen/sehen darf…?! Es wäre das schönste Geschenk zur Weihnachtszeit. Viele Grüße, deine B(…)
So schnell wird aus einem random Facebookpost eine Titelgeschichte. Sogar komplett ohne eigenes Zutun des betroffenen Prominenten. Für „Die Aktuelle“ ein ganz alltägliches Vorgehen.
Versteckt hat er sich allemal!
Einer, auf den es das Blatt dabei ganz besonders abgesehen hat, ist Thomas Seitel, der Lebensgefährte von Helene Fischer. Seit mehr als zwei Jahren gibt sich die Redaktion (wie wir hier schon mehrfach gezeigt haben) große Mühe, die Beziehung der beiden kaputtzuschreiben und Seitel als den Teufel persönlich darzustellen.
Vor ein paar Wochen titelte „Die Aktuelle“ (die sich mit 280.000 Ausgaben pro Woche häufiger verkauft als der „Focus“), es habe einen „Skandal hinter den Kulissen!“ gegeben: Während Helene Fischer „mit den Tränen kämpfte“, habe Teufel Seitel „seine eigene Show“ abgezogen.
Dabei ging es um die jüngste Folge „Wetten, dass..?“ im November, in der Helene Fischer zu Gast war. Im Artikel beschwert sich „Die Aktuelle“ zunächst in aggressiv-empörtem Tonfall darüber, dass die Sängerin während der Sendung nicht über Privates sprechen wollte, insbesondere nicht über ihre Schwangerschaft:
Es sah doch ohnehin jeder, wie ergriffen sie war. Immer wieder hatte Helene Tränen der Rührung in den Augen. Doch was machte sie? Das Bäuchlein, auf das sie so stolz sein könnte, kaschieren – und herumdrucksen, egal ob’s ums Baby oder die Liebe ging. War sie falsch beraten? Gedrängt worden? Von ihrem Management oder sogar von Thomas?
Dass sie vielleicht einfach keine Lust hatte, ihre Schwangerschaft mit der gesamten Öffentlichkeit zu teilen, und dass es womöglich ihre eigene Entscheidung war, Privates privat zu lassen, kommt für „Die Aktuelle“ selbstverständlich nicht infrage – sie sucht die Schuld bei Thomas. Und hängt ihm dann gleich den nächsten Skandal an:
[Helene] mauerte. Während ihr Liebster hinter den Kulissen für einen Skandal sorgte…
Offenbar zog Thomas dort eine kleine Wichtigtuer-Show ab! Zumindest wurde uns das Bild links unten zugespielt, das ihn angeblich zeigen soll – abgeschirmt von Bodyguards wie ein Superstar!
„Die Aktuelle“ wirft ihm also vor, dass er von Bodyguards geschützt wurde. Wobei sie eigentlich gar nicht weiß, ob er das überhaupt war. Und eigentlich ist es ihr auch ziemlich egal, denn:
Selbst wenn er es nicht war: Versteckt hat er sich allemal! Fans wie Fotografen reckte die Hälse, niemand entdeckte ihn (…).
Wenn er es war: Schande über ihn! Wenn er es nicht war: Schande über ihn!
Aus Sicht der „Aktuellen“ hätte es sowieso nur eine adäquate Lösung gegeben:
Warum hatte er sich nicht einfach mit auf die Couch gesetzt? Dann wäre das Thema ein für allemal „durch“ gewesen – er wäre endlich offiziell eingeführt.
„Das ‚Phantom‘“ nennt sie ihn, weil er sich „auch nach drei Jahren Beziehung“ „nicht öffentlich“ zeige.
Was vielen Fans Sorgen bereitet: Wie soll denn Helenes Kind bei dieser verkrampften Heimlichtuerei unbekümmert aufwachsen…?
„Die Aktuelle“, die jeden Social-Media-Post, jedes Interview, jeden öffentlichen Auftritt und jede andere öffentliche Äußerung zu wütenden Artikeln, irreführenden Schlagzeilen und riesigen Skandalen verarbeitet, wundert sich also, warum er sich nicht häufiger in die Öffentlichkeit begibt.
Und fragt sich, warum Helene Fischer, deren Privatleben sie Woche für Woche ausschlachtet, aus ihrem Privatleben „so ein extremes Geheimnis macht“.
Und tut dann noch so, als liege es ihr am Herzen, dass das Kind „unbekümmert“ aufwächst.
Einen solchen Spagat muss man erst mal hinbekommen.
Blick in seine Seele
Auf der Titelseite einer ihrer jüngsten Ausgaben zeigt die Funke-Zeitschrift erneut Florian Silbereisen, erneut wird Großes versprochen („Er spricht über die neue Helene! Endlich öffnet er sein Seelen-Leben …“), und erneut steckt dahinter ein einziger, belangloser, öffentlich geäußerter Satz: Florian Silbereisen, der jetzt in der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“ sitzt, hatte in einem Interview lediglich gesagt: „Ich hoffe, wir finden bei ‚DSDS‘ die nächste Helene!“
Diese Worte seien „ein Blick in seine Seele“, faselt „Die Aktuelle“:
Er kommt einfach nicht von seiner Ex-Freundin, 37, los. Seine große Liebe! Bei jeder Gelegenheit, egal, worum es gerade geht, streut er zufällig ihren Namen ein. Sie ist einfach so präsent in seinem Denken, in seinem Fühlen. Selbst jetzt noch, wo sie mit einem anderen Mann eine Familie gegründet hat …
Auch hinter der anderen Titelgeschichte, dem „Leihmutter-Gerücht“ um Helene Fischer, steckt: nichts. „Natürlich absurd“, schreibt „Die Aktuelle“ dazu im Innenteil. Für eine Schlagzeile auf dem Cover hat es aber gereicht.
Und dann taucht in der Ausgabe noch etwas auf: die Sache mit den Bodyguards bei „Wetten, dass..?“ – die „Wichtigtuer-Show“ von Thomas Seitel, der große „Skandal hinter den Kulissen!“. Seitel hatte sich juristisch dagegen gewehrt, auf Unterlassung geklagt und Recht bekommen. Das Heft ist aus elektronischen Archiven verschwunden. Außerdem muss „Die Aktuelle“ nun klarstellen:
Wenn man auf dem Android Schmartfon einfach nur in die Google-Leiste tippt, werden einem die derzeit häufigsten / populärsten Suchanfragen angezeigt.
Gestern war „Lena Meyer Landrut“ dabei. An der Person hatte ich kein Interesse. Wohl aber daran, warum mich eine Gesangswettewerbgewinnerin von 2010 ohne subsequenten Erfolg nach 12 Jahren wieder interessieren solle. Stelle sich raus: Es gab einen (wohl doch nicht existenten und selbst auf Instagram geposteten) so genannten „Busenblitzer“ von ihr.
Sapperlot sage ich euch. Geschockt war ich! Also jetzt nicht von nackten Brüsten, sondern davon, dass ein (nicht wirkliches) Tittenbild heutzutage immer noch ausreicht, um multipliziert zu werden. 2022 reicht es sogar für die Android Suchcharts.
Ich kann den Silbereisen mit seinen Aussagen zur „Homestory wegen Kochen“ echt wohl nachvollziehen.
Heute:
1. danni büchner neuer freund
2. baby helene fischer
3. silvia wollny
4. peter althoff dschungelcamp
5. rtl schungelcamp janina rassismus
6. abnehmen
Da will man doch direkt zurück in die eigene Filterblase.