Die Nicht-Geimpften von Halberstadt, oder: Wenn Medienkritik in die Irre führt
Er sei sich „ziemlich sicher, dass sich in die Berichterstattung über den Impfbeginn in Halberstadt ein sehr unangenehmer Fehler eingeschlichen hat“, mutmaßte der ehemalige Journalist und heute gut vernetzte PR-Berater Wolfgang Lünenbürger am Sonntagmorgen auf Twitter. „Die Journalistin“ habe „etwas krass falsch verstanden“. (Wen genau er meinte, blieb unklar: Sowohl der von Lünenbürger verlinkte „Spiegel“-Artikel als auch die zugrunde liegenden dpa-Meldungen stammten nicht von einer Kollegin.)
Abgesehen davon, dass es dumm und dreist ist, unabgesprochen und ohne professionelle Begleitung durch eine Sprecherin die Impfung vorzuziehen, hat m.E. die Journalistin was krass falsch verstanden. (2/10)
— Wolfgang Lünenbürger (he/him/his) ¯\_(ツ)_/¯ (@luebue) December 27, 2020
Lünenbürger empörte sich darüber, dass es „dumm und dreist“ sei, „unabgesprochen und ohne professionelle Begleitung durch eine Sprecherin die Impfung vorzuziehen“. Dieser Vorwurf, der sich offenbar gegen den Pandemiestab des Landkreises Harz richtet, blieb unbegründet. Der Landkreis hatte angegeben, früher als andere mit der Logistik fertig gewesen zu sein und keine Zeit verlieren zu wollen.
Jedenfalls, so Lünenbürger weiter, entstehe durch die Berichterstattung der Eindruck, „nur ein Viertel der Pflegenden WOLLTE sich impfen lassen“. Daran zweifelte er:
„Das gibt der Text nicht voll her, aber es klingt so. Und es passt ja auch so toll ins Narrativ: die blöden Ossis mal wieder. Und Halberstadt, da war doch was. Viele Nazis und rechtsoffene Konservative. War ja klar. Nur: die Zahlen im Artikel deuten in eine ganz andere Richtung. Und zwar in eine GANZ ANDERE! Was für ein Zufall, dass mit dem Viertel der Pflegenden im Heim dann genau 50 Impfungen stattfanden. Das hätte selbst den armen Diensthabenden bei dpa und Spiegel auffallen können.“
In Wirklichkeit, so vermutete Lünenbürger unter Berufung auf den Tweet einer Berliner Pflegekraft, enthielten die Kartons nur 50 Impfdosen, so dass nach den 40 Bewohnern schlechterdings nur noch 10 Pflegekräfte hätten geimpft werden können. Also schlussfolgerte er, sei es „mehr als nur wahrscheinlich, dass nicht etwa ‚nur ein Viertel‘ sich impfen lassen WOLLTE. Sondern dass dieses Viertel die Pflegenden sind, die sich impfen lassen KONNTEN“.
Es folgte ein Aufruf:
Empört euch also über die u informierten Journalist:innen und diejenigen, die eigenmächtig mit dem Impfen begannen und dann auch noch Medien einluden. Aber nicht über die Menschen in Halberstadt. (10/10)
— Wolfgang Lünenbürger (he/him/his) ¯\_(ツ)_/¯ (@luebue) December 27, 2020
„Zeit Online“ kritisierte er abschließend noch besonders, weil sie ausdrücklich – und schon im Vorspann – behauptete, dass mehrere Bewohner und Beschäftigte keine Impfung „wollten“. Er fragte nach eine Quelle, die das belege. Und schob hinterher, „Pflegende“ seien „auch noch nicht dran in dieser Phase“.
Unbelegte Thesen und falsche Behauptungen
Leider stimmt an dieser Medienkritik so gut wie nichts. Einige der Fragen, die Lünenbürger vermeintlich kritisch aufwirft, werden in den ursprünglichen dpa-Meldungen durchaus beantwortet. Es gab es eine Quelle dafür, dass die anderen Mitarbeiter sich nicht impfen lassen wollen: Tobias Krüger, den Leiter der Einrichtung. Laut dpa führt er mehrere Senioreneinrichtungen in und um Halberstadt und hatte die Einwilligungserklärungen der Senioren oder deren Betreuer eingeholt und seine 40 Mitarbeiter ebenfalls gefragt. Nur zehn wollten an der Impfung teilnehmen. Er selbst habe sich auch impfen lassen, da er die Impfung für sinnvoll halte, er „verstehe aber auch die Bedenken“. So zitierten ihn dpa und „Spiegel“.
Die Agentur stellte im Anschluss an Lünenbürgers Thread klar:
Wir haben noch einmal nachgefragt: Nach Angaben des Betreibers des Heimes sind alle, die sich impfen lassen wollten – Bewohner wie Personal – geimpft worden. Es hat nach seinen Angaben nicht an Impfstoff gefehlt. (rom)
— dpa (@dpa) December 27, 2020
Auch Übermedien wurde diese Angabe auf Nachfrage bestätigt. Laut Betreiber gebe es „keine Krankheitsfälle oder andere Gründe für Abwesenheit. Die Mitarbeiter wollten sich schlicht nicht impfen lassen“.
Wie viele Impfdosen sind in einem „Karton“?
Zudem heißt es in der dpa-Meldung, „die 101 Jahre alte Edith Kwoizalla und etwa 40 weitere Bewohner“ seien geimpft worden. „Außerdem ließen sich zehn Pflegekräfte immunisieren.“ Addiert man diese Summe, kommt man auf 51 Impfdosen. Zugegebenermaßen gibt es hier in den Meldungen in der Kurz- und Langfassung allerdings widersprüchliche Angaben: Mal heißt es, es hätten sich 40 Bewohner impfen lassen, mal ist von zwei Dritteln der 59 Bewohner die Rede.
Darauf kommt es letztlich aber auch nicht an. Laut Hersteller Pfizer befinden sich in einem „Karton“ bzw. der kleinsten Verpackungseinheit nämlich 195 sogenannte Durchstechflaschen, aus denen jeweils bis zu fünf Impfdosen auf Spritzen aufgezogen werden können. „Die Thermotransportbehälter sind qualifiziert, eine Mindestmenge von 195 Fläschchen und eine Höchstmenge von 975 Fläschchen zu halten“, sagte eine Sprecherin, man arbeite „an einer kleineren Packungsgröße, die im 1. Quartal 2021 fertig sein wird“.
Diese Angaben, die bis auf die Angabe der Sprecherin zur Produktentwicklung weitgehend mit einer Google-Suche aufgefunden werden können (zum Beispiel hier), lassen die These von der angeblichen Begrenzung auf 50 Impfdosen in sich zusammenfallen. Wie der dpa-Meldung zu entnehmen gewesen wäre, hat das Land Sachsen-Anhalt insgesamt 9.750 Impfdosen erhalten, was exakt zehn „Kartons“ bzw. Thermotransportbehältern zu je 195 Fläschchen mit jeweils bis zu fünf Dosen entspricht. Die Verwendungsmöglichkeit nach Unterbrechung der Kühlkette beträgt demzufolge 120 Stunden, das heißt eine 195er-Charge muss innerhalb von fünf Tagen verimpft sein.
In dem Heim hätten sich also alle Bewohner und Mitarbeiter impfen lassen können. Zumal Lünenbürgers Annahme, Pflegekräfte seien jetzt noch gar nicht dran, ebenfalls schlicht falsch ist: Denn laut den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut gehören zu den Personengruppen, die als ersten geimpft werden sollen:
- „Pflegepersonal in der ambulanten und stationären Altenpflege
- Andere Tätige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen“
Zwar räumte Lünenbürger später ein, er habe „nichts recherchiert“, machte aber noch einen länglichen Thread, warum seine Variante „die wahrscheinlichste“ sei und wies Kritik von Journalisten zurück:
Genau wegen solcher Verwirrungen und Diskussionen bereitet man sich auf den Start der Corona-Impfungen ja vor. Die ersten Berichte über Halberstadt klangen für viele so, als wäre da Impfverweigerung verbreitet.
— Wolfgang Lünenbürger (he/him/his) ¯\_(ツ)_/¯ (@luebue) December 27, 2020
Berichterstattung nach Hörensagen und Bauchgefühl?
Unüberprüfte und zum Teil schlicht falsche eigene Annahmen, Erwartungen und Bauchgefühle werden zur Richtschnur des vermeintlich richtigen journalistischen Arbeitens: Je ungewöhnlicher man es findet, dass sich nur ein Viertel der Pflegekräfte impfen lassen wollten, desto mehr Zweifel hat man an der Berichterstattung.
Leider aber ist diese Haltung möglicherweise weiter verbreitet, als es aus Sicht der Pandemiebekämpfung notwendig wäre. Die WAZ berichtet aus Nordrhein-Westfalen nämlich ähnliche Zahlen: „In Essen, Gelsenkirchen und Mülheim ließen sich die meisten Bewohner ausgewählter Altenheime gegen Corona impfen. Viele Pfleger hingegen nicht“, heißt es dort. Und konkret:
„In Essen beispielsweise wollen sich am Sonntag nur 54 von 120 Mitarbeitern impfen lassen. Um keine der wertvollen Dosen wegwerfen zu müssen, die ohne extreme Kühlung nicht haltbar sind, werden kurzerhand 24 Feuerwehrleute bedacht.“
Gründe mag es viele geben, in keiner Berichterstattung aber wurden die Pflegenden von Halberstadt als „Impfgegner“, „blöde Ossis“ oder gar „Nazis“ gebrandmarkt. Diese Bilder entstehen ausschließlich in Lünenbürgers Tweets – und denen anderer Twitterer, die sich über Pflegende empörten.
Anstatt auf die mit dem Hinweis zu reagieren, dass diese Schlussfolgerungen sich aus der Berichterstattung so nicht ergeben, wird das große Medienkritikfass aufgemacht: „unangenehmer Fehler“, „krass falsch verstanden“, „uninformierte Journalist:innen“.
Festzuhalten bleibt demgegenüber, dass Lünenbürgers Thread keinerlei belastbare Fakten erhält. Darauf aufmerksam gemacht, reagiert er mit trotziger Rechthaberei, ohne weitere Begründung. Währenddessen wird sein Thread eifrig weiterverbreitet, mit zahlreichen Hinweisen wie „hier ein paar Fakten“ oder „ich glaube, wir haben ein Journalismusproblem“. Dass damit nur weiter Vertrauen in den medialen Diskurs untergraben wird, und dies völlig zu Unrecht, stört Lünenbürger offenbar nicht. Stattdessen beruft er sich bei Nachfragen auf Hörensagen und „etliche Pflegekräfte“, die angeblich nicht in den Heimen geimpft würden. Überprüfbare Quellen? Belege? Fehlanzeige.
Lünenbürgers Thread erreichte enorme Aufmerksamkeit und wurde auch von zahlreichen Multiplikatoren, PR-Beratern und Journalisten geteilt. Mit einem Hinweis auf eine vermeintlich falsche Darstellung, die es nie gegeben hat, wird so der Eindruck erweckt, noch nicht einmal von der ersten Impfung in Deutschland könnten Medien sachgerecht berichten.
Leider erweist diese Art von Schnellschuss-Medienkritik ihrem Anliegen eines aufgeklärten Diskurses einen Bärendienst. Denn Medienkritik, die ihrerseits auf unbelegten Annahmen und falschen Tatsachen beruht, kann nicht zur Aufklärung beitragen, sondern dreht nur eine weitere Schleife mit alternativen Fakten und Realitäten in einem Umfeld, in dem viele Menschen Fakten, Fiktionen und Verschwörungserzählungen kaum noch auseinanderhalten können. Es gibt viel berechtigte Kritik an medialen Falschdarstellungen. Doch wer seinerseits ungeprüfte Annahmen und Vorurteile verbreitet, trägt nichts zu deren Aufklärung bei.
Offenlegung: Ich arbeite gelegentlich für den „Spiegel“.
Danke, dass ihr da recherchiert habt. Darum bin ich schon länger Abonnent hier. Ich habe den Link auf diesen Text unter meinen Fäden ergänzt. Angesichts der Aufmerksamkeit wäre ein Löschen des Fadens, was ich normalerweise täte, nicht richtig – vielleicht später. Beim Nachrichtenchef der dpa habe ich um Entschuldigung gebeten, er hat es gesehen und mit einem like versehen.
Nur zwei Hinweise: Ich verwende seit sehr vielen Jahren das generische Femininum, genau, um solche Reaktionen wie hier im Text hervorzurufen. Journalistin ist so ein Generikum. Erst in den letzten Monaten verwende ich zunehmend das : Gendergap. Und: der Hinweis auf das Ost/Halberstadt-Narrativ bezog sich immer und nur auf die Empörung, in der ich es sah. Und auf die mein Faden reagierte.
Ich halte einige der Berichte für nicht hilfreich und habe Kritik an der Kommunikation der Einrichtung. Mit fast allem anderen lag ich daneben. Ich lerne daraus, dass ich das, was mir merkwürdig vorkommt, eher als Frage formulieren sollte und klarer zwischen den verschiedenen Gruppen unterscheiden, die ich ansprechen, fragen oder kritisieren will.
Dass ich mich eigentlich gegen Empörung auf zu kleiner Faktenlage wenden wollte, ist ja nun recht eindeutig nach hinten losgegangen und nicht gelungen.
Ist es nicht wunderbar? Den berichtenden JournalstInnen vorzuwerfen, nicht richtig recherchiert zu haben, dann aber „räumte Lünenbürger später ein, er habe „nichts recherchiert“, machte aber noch einen länglichen Thread, warum seine Variante „die wahrscheinlichste“ sei“
Also selbst nicht recherchiert und sich auf Wahrscheinlichkeit berufen. Wie ist das mit dem Pferd vor der Apotheke?
Sehr gut und sehr schön, dass der Kritisierte hier persönlich Stellung bezieht. Ein feines Beispiel für den Willen im offenen Diskurs der Wirklichkeit auf die Spur zu kommen. Chapeau!
Ich persönlich halte es stets für dünnes Eis, in so kurzer Zeit, mitten im Geschehen mit konkreten Zahlen die bilanzierte Gegenrechnung aufzumachen. In komplexen Lieferketten und diffusen Personalsituationen ist von Protagonisten, die nicht im direkten Geschehen eingebunden sind, schnell eine Zahl gesagt, die zum Zeitpunkt ihrer Publikation schon wieder veraltet war.
@1: Wow, so etwas im ausklingenden Jahr noch sehen zu dürfen … da kann ich ebenfalls nur meinen Hut ziehen. Danke.
@1: Respekt für das offene Eingeständnis.
(Als Rostocker fühle ich mit, dass da von den erwähnten dritten womöglich ein Nerv getroffen wurde und der Bauch vom Kopf übernommen hat.)
Zur Sache:
Ich höre von erschreckend vielen liberalen und gebildeten (dabei stets halbwegs jungen) Menschen Dinge wie:
„Ich finde das ganz gut, erstmal nicht geimpft zu werden. Dann können sich da irgendwelche längerfristigen Nebenwirkungen und so noch zeigen…“
„Überleg mal… das ist der erste Impfstoff dieser Art, so auf Gentechnik basierend…“
„Das Ding ist im Eilverfahren durchgepeitscht. Also ich warte da mal lieber ab.“
Letztlich spiegelt sich darin Egoismus. Das eigene Risiko, ernsthaft mit schwerem Verlauf an Covid19 zu erkranken, ist sehr klein, die intrinsische Motivation, sich impfen zu lassen dadurch gering und etwaige Bedenken erscheinen unverhältnismäßig groß.
(Es ist ja das täglich Brot von Statistikern und Stochastikern, gegen die falsche menschliche Intuition in Bezug auf sehr kleine Wahrscheinlichkeiten anzukämpfen.)
Solidarität auf der einen Seite und Einsicht auf der anderen, dass sich so die Beschränkungen lockern lassen, werden aber hoffentlich zu einer genügenden Beteiligung führen.
„…40 Mitarbeiter ebenfalls gefragt. Nur zehn wollten an der Impfung teilnehmen…“
„In Essen beispielsweise wollen sich am Sonntag nur 54 von 120 Mitarbeitern impfen lassen“
Umfragen aus Deutschland, der Schweiz und auch dem sonst eher impfrigorosen Frankreich zeigen, dass die (freiwillige) Impfbereitschaft insgesamt irgendwo bei 50% der Bevölkerung liegt. Immer wieder gibt es aber Zahlen, dass unter Ärzten und Pflegekräften die Impfmüdigkeit noch größer ist als in anderen Gruppen.
Dieser Artikel scheint das jetzt zu bestätigen mit Impfbereitschaften von 25-50% beim Pflegepersonal.
Es steht das stille Urteil in eigener Sache der vielen, die täglich die Arbeit im medizinischen Bereich machen und dabei auch das echte C19-Risiko erleben (und selbst tragen), gegen die laute Werbung politischer Funktionäre und Pharma-Lobbyisten wie Karlchen Lauterbach. Dazu kommen dann noch Show-Impfungen Prominenter ohne Nadel und durchs Oberhemd. Das macht die Urteilsbildung so furchtbar schwer.
@1: Besser spät als nie.
„Ich lerne daraus, dass ich das, was mir merkwürdig vorkommt, eher als Frage formulieren sollte[…]“
Das kann’s aber auch nicht sein. Die richtigen Fragen zu stellen ist wichtig, sie aber offen stehen zu lassen um ja nicht angreifbar zu sein? Ich bekomme da direkt Assoziationen mit Click-Bait-Überschriften der Regenbogenpresse oder den Suggestivfragen von Esoterikern, Verschwörungsmystikern und anderen Bauernfängern.
@6
„Es steht das stille Urteil in eigener Sache der vielen, die täglich die Arbeit im medizinischen Bereich machen und dabei auch das echte C19-Risiko erleben (und selbst tragen),“
Das Problem was sie da nicht sehen: Auch Ärzte und Pfleger haben ihre Schwierigkeiten mit Statistik und Wahrscheinlichkeiten.
Und nur weil man Arzt ist oder mit alten Menschen arbeitet heißt das nicht zwangsläufig das man selbst gesehen hat was es bedeutet das Virus in der Einrichtung zu haben.
@Wolfgang Lünenburger (1.)
Ein Test mit diesem Tweet
@ Klaustrophobie #7
„Auch Ärzte und Pfleger haben ihre Schwierigkeiten mit Statistik und Wahrscheinlichkeiten“
Tierärzte und Virologen (unter letzteren aber nur „führende“) sollen dagegen bärenstark sein in Statistik, so hört man.
Die allergrößten mathematischen Scharniere findet man aber unter Journalisten. Die kennen sogar einfache geometrische Folgen:
„Wenn jeder Infizierte nur zwei Menschen ansteckt, dann geht die Kette so: 1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128, 256 – und so weiter“
setzen diese mit der Exponentialfunktion gleich und wissen, dass sie auf Dauer Wachstumsprozesse TODsicher beschreiben können 😉
@A. Müller
Tatsächlich dann auch noch Impfskeptiker?
Sie nehmen alles mit, oder?
Ihre Haltung zu QAnon und Trumps Wahlinterpretation?
Zu 9/11?
@ Micha #10
„Tatsächlich dann auch noch Impfskeptiker?“
Eigentlich bisher nicht.
Sie sind zu schnell bei Meinungen, ich sammle bisher noch Informationen.
Die Skepsis des medizinischen Personals ist natürlich ein Faktum, das ich nicht leichtfertig ignorieren kann.
Und es gibt durchaus Ideen, wie die Impfung viel Sinn machen könnte, ohne dass sie der Skepsis von Ärzten widerspricht.
@Müller
Nun, ich meine, Impfskepsis ohne Fakten-Basis ist nicht sonderlich Zielführend.
Sie können ja noch weiter Informationen sammeln, während ich heute als medizinisches Personal Schlange stand, um zusammen mit meinen KollegInnen meine erste Dosis zu bekommen.
Und das, obwohl wir skeptisch waren, dass damit dann irgendwann der Aufruf kommen könnte, wir Geimpften sollen ausschließlich auf den Covid-Stationen arbeiten, weil wir ja geschützt sind.
Darauf hab ich dann auch keinen Bock.
Warum meinen Sie eigentlich, medizinisches Personal kann eine bessere oder gleichwertige Aussage über einen Impfstoff abgeben als die Wissenschaftler, die sich mit dem Impfstoff auseinandersetzen?
Gerade auch unter dem Personal, das sich offensichtlich nicht mit dem Impfstoff beschäftigt hat (was klar an den Aussagen aus dem verlinkten Artikel zu sehen ist). Und die ja auch nur die persönliche Meinung, ohne auf Fakten zu verweisen, wiedergeben. Diese Meinungen scheinen Ihnen ja recht angenehm für Ihre Informationssammlung zu sein.
Obwohl, was frage ich?
Man weiß von Ihnen ja, dass Sie sich gerne die Meinungen da suchen, wo Sie Ihre Möchtegern aufgeklärte Sicht bestätigt finden.
Mehr Bias in einer Person zu finden als bei Ihnen dürfte schwer sein.
@ Micha #12
„was klar an den Aussagen aus dem verlinkten Artikel zu sehen ist“:
Auch Befürworter aus dem medizinischen Bereich sind keine „Wissenschaftler, die sich mit der Impfstoff auseinandersetzen“.
Sie glauben nur das, was die anderen nicht glauben.
Und die Gründe, warum medizinisches Personal, nicht nur Pflegekräfte, sondern auch Ärzte und Pharmazeuten, der Impfung skeptisch gegenüberstehen, finden sich tatsächlich in dem verlinkten Artikel selbst:
„Pfleger Thorsten Birkholz will sich ‚auf alle Fälle‘ impfen lassen, sobald wie möglich. Er hat eine Corona-Infektion hinter sich, fünf Wochen lang war er krank“
Es sind (neben der merkwürdigen Schutzwirkung, die erklärtermaßen auch nicht so sein soll, wie sonst von Impfungen immer versprochen) solche Pro-Argumente, bei denen sich vielen Medizinern die Fußnägel aufrollen. Die haben nämlich (fast) alle mal gelernt, dass Impfungen im Bestfall denselben Schutz bieten wie die durchgemachte Krankheit, aber ohne deren starke und potenziell tödliche Nebenwirkungen. Solche Werbeaussagen von Pflegern, die keine Wissenschaftler sind, aber von Journalisten als Vorbilder zitiert werden, sind für das Vertrauen vieler Mediziner, Pharmazeuten und ausgebildeter Krankenpfleger das pure Gift, weil sie signalisieren:
„Diese Impfung hat praktisch nichts mehr mit dem zu tun, was wir in der Ausbildung gelernt haben“.
Gar nichts gelernt oder verstanden zu haben, kann da durchaus eine bessere Basis für Vertrauen sein.
@Müller
Bitte, was?
Die Impfung funktioniert prinzipiell so, wie man gelernt hat, dass Impfungen wirken sollen. Bloß bei den aktuellen Impfstoffen wesentlich eleganter und zielgerichteter, ohne Ballast.
Aber im Endeffekt genau so, wie schon seit Jahrzehnten gelehrt und umgesetzt (bloß in den alten Impfstoffen halt mit unnötigem Ballast).
Haben Sie sich mal damit auseinander gesetzt oder plappern Sie wieder nur nach?
@ Micha #14
Ich lese eigentlich nur. Gehen Sie doch einfach nochmals in den Artikel hinein:
„Wenn es trotzdem Krankheitsverläufe gebe, seien diese sehr viel schwächer. Auch sinke die Wahrscheinlichkeit, andere anzustecken, auch wenn das noch nicht in langfristigen Studien bewiesen sei: ‚Wir gehen davon aus, dass die Infektiösität bei geimpften Personen geringer ist.'“
Ist das wirklich „prinzipiell so, wie man gelernt hat…“?:
„trotzdem Krankheitsverläufe“
„Wahrscheinlichkeit, andere anzustecken“
„nicht in langfristigen Studien bewiesen“
„wir gehen davon aus“
Bisschen WENIG für eine Impfung, bei der gleichzeitig auch über MEHR Nebenwirkungen berichtet wird:
„Im Vergleich zu vielen etablierten Impfstoffen sei der Biontech/Pfizer-Impfstoff allerdings ‚reaktogener‘, sagt der Christian Bogdan, Direktor des Instituts für Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene an der Uniklinik Erlangen. Die Nebenwirkungen treten also häufiger auf als etwa bei Grippe-, Tetanus- oder Diphtherieimpfungen. Impfexperten vergleichen die Reaktionen mit denen nach einer Gürtelrose-Impfung“
Die ersten 3 Impfungen können viele einschätzen, weil sie sie bereits bekommen haben, aber „Gürtelrose“ klingt einfach nur nach Leckerbissen.
Genau dieser Mix aus Nachrichten hat in den letzten Monaten nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz und Frankreich die Impfbereitschaft gedrückt, in allen drei Ländern vor allem auch beim medizinischen Personal.
Bei weniger gesicherter Wirkung und mehr Nebenwirkung skeptischer zu werden, ist eigentlich eine rationale Konsequenz, vor allem dann, wenn jemand kraft Alter auch noch durch das Virus selbst wenig gefährdet ist.
Dieses Gesamtpaket ist so unattraktiv für eine individuelle Impfentscheidung, dass genau deshalb der Altruismus in den Artikeln so auffällig beschworen wird: „und neue Solidarität gib uns heute…“
Soll das nun eine normale Impfung sein oder doch eher eine geistig-kulturelle Austreibung?
@Müller
Jep.
Jetzt mal Butter bei die Fische: was meinen Sie denn, was man so gelernt hat, wie prinzipiell eine Impfung funktioniert?
Und was meinen Sie „gelesen“ zu haben, wie die mRNA funktionieren soll?
Und was wäre da der Unterschied?
Wir schreiben von Prinzipien beim Impfmechanismus, erklären Sie mal, bitte.
Zu dem Rest: glauben Sie wirklich, wirklich, wirklich, dass die Wirkung jeder Impfung, die nach dem prinzipiellen Mechanismus von Impfungen funktioniert, dann auch die gleichen Wirkungen zeigt?
Ernsthaft?
Sehr schön.
Und dann bitte noch verstehen, was Sie da so lesen, dann wären Sie ein Schritt weiter.
Das gilt für so ziemlich alles, was Sie hier bei Übermedien schreiben.
Als Laie muss man sich irgendwie orientieren.
Eine Möglichkeit ist gucken was die machen, die an der Quelle sitzen. In diesem Fall wäre es das Verhalten der Leute, die aufgrund ihrer Ausbildung, ihrer Berufsausübung oder ihrer Kontakte zu den Fachleuten mehr Ahnung haben als meine Wenigkeit.
Leider ist das Bild nicht aussagekräftig.
Wäre der Impfstoff das über jeden Zweifel erhabene Mittel, würde man mitkriegen, dass sich das medizinische Personal in der Warteschlange vordrängelt.
Davon ist bis jetzt nichts bekannt geworden.
Wäre der Impfstoff ein übles Gebräu, würde man mitkriegen, dass sich das medizinische Personal Impfbefreiungsatteste besorgt.
Auch davon ist bis jetzt nichts bekannt geworden.
Ansonsten ist das nicht gerade ermutigend, was einem so präsentiert wird.
Man liest jetzt viele „Begründungen“ in der Art wie im verlinkten Beitrag der Hessenschau (A.M., 11.) „Ich lasse mich impfen, weil ich nicht krank werden will“.
Haben die nicht mehr zu bieten?
Dann gibts Knallfroschbegründungen mit Bezugnahme auf andere Impfungen (Pocken, Polio etc). Das ist schon Unfug, weil sowieso jeder Fall einzeln zu evaluieren ist. Und hier speziell ist es geradezu absurd Vergleiche zu anderen Impfstoffen zu ziehen, wenn ein Verfahren so neu ist, wie das von Pfizer-Biontech. Da gibt es keine Extrapolation aus alten Erfahrungswerten.
Beeindruckend auch, was @Micha rauslässt:
Ein wahrhaft überzeugender Hinweis.
Nein, Herr Wachtmeister, ich habe keine Fahrerlaubnis für LKWs. Ist nicht nötig, ich kann Fahrradfahren, ist das gleiche Prinzip mit den Rädern.
Fragwürdig ist auch, was die Hessenschau) bringt
Das stimmt nämlich nicht, das „wie alle“.
Warum lassen die das dem Professor Stefan Andreas durchgehen, erleben wir schon die von Tom Buhrow angedrohten Sparmaßnahmen?
Zweifellos ist der Impfstoff getestet. Und es gibt keinen Grund für die Annahme, dass die Herstellerfirmen dabei geschlampt haben.
Das Problem liegt auf einer anderen Ebene. Innerhalb der kurzen Zeit ist ein Test entsprechend aller FDA-Normen gar nicht möglich. Deshalb haben die Corona Impfstoffe nur eine Notfallzulassung. Diese erlaubt den Einsatz des Impfstoffs, wenn die letzte Phase der Überprüfung noch nicht abgeschlossen ist.
Aber das hat dem Herrn Professor wohl noch keiner gesagt.
Es wäre schön, wenn die Hessenschau das klarstellen würde.
Werden die?
@ Micha #16
„was meinen Sie denn…“
Ich hatte ein Beispiel in #13 schon sehr genau ausgeführt. Sie scheinen hier derjenige zu sein, der entweder nicht liest oder nicht versteht.
Es wirkt unglaubwürdig, wenn Artikel einerseits mit Stellungnahmen von Wissenschaftlern daherkommen und andererseits mit dem Impfbekenntnis eines Pflegers, der sich impfen lassen will, obwohl er die Krankheit durchgemacht hat, zudem mit einem schweren Verlauf („fünf Wochen lang war er krank“).
Die ausgebildeten medizinischen Fachkräfte, die ich gut kenne, greifen sich genau bei solchen Botschaften ans Hirn und wittern wissenschaftlich substanzlose, unglaubwürdige Propaganda, denn das ist bei anderen Krankheiten nicht normal: die durchgemachte Krankheit schafft Immunität und macht eine Impfung überflüssig.
Und bei Corona ist es entgegen allen Gerüchten, die medial in Umlauf gesetzt wurden, nicht anders, sagt die Uni Innsbruck:
„Eine an der Innsbrucker Universitätsklinik durchgeführte Studie kommt zum Schluss, dass Corona-Genesene eine stabile Langzeitimmunität aufweisen. Die Ergebnisse decken sich mit internationalen Erkenntnissen“
Und die Medienkritik liefert der Studienleiter gleich mit:
„Laut Deisenhammer bestehe bei Genesenen keine Sorge vor einer neuerlichen Erkrankung mit dem Covid-19-Virus. ‚Die Ausnahmen bestätigen die Regel, aber die Ausnahmen sind eben nicht die Regel‘, stellte er fest, dennoch würden die Medien die Ausnahmen betonen, das ‚Regelhafte‘ komme zu wenig oft vor. Es bestünde kein Anlass, die Immunität anzuzweifeln“
Und den Unsinn der Impfung eines Pflegers, der bereits genesen ist, spricht er auch explizit an:
„Das gleiche gelte für die Feststellung des Impfschutzes. ‚Sinnvoll wäre es, wenn diejenigen, die sich impfen lassen wollen, zunächst auf bereits vorhandene Antikörper getestet werden‘, stellte Deisenhammer klar, ‚in aller Regel ist die durchgemachte Erkrankung aus Immunisierungssicht viel wirksamer als eine Impfung'“
Voilà. Wie kann es sein, dass Medien wie die ‚Hessenschau‘ so tun, als würden sie wissenschaftlich fundiert für eine Impfung werben und dabei unwissenschaftlichen Quatsch erzählen, der beinahe notwendig für Misstrauen bei medizinischem oder auch nur gut allgemeingebildetem Personal sorgt?
Es reicht ja fast schon die Lektion über Dr. Jenner und seine Impfung mit Kuhpocken-Erregern im Englischbuch der 8. Klasse, damit der Leser Verdacht schöpft gegen das, was ihm in deutschen Medien derzeit an Propaganda-Stücken über den einmaligen Segen der neuartigen Corona-Impfung aufgetischt wird.
@Jörn
Sie meinen, weil ich meinen von Ihnen zitierten Satz von meinem Vorschreiber Müller übernommen habe?
Passt dann so gar nicht, oder?
Ansonsten, dem Rest ihres Beitrages bis zu meiner Erwähnung kann ich sogar unterschreiben.
Warum dann nicht weiter in diesem differenziertem Stil?
@ Micha #19
„weil ich meinen von Ihnen zitierten Satz von meinem Vorschreiber Müller übernommen habe?“
Sie basteln sich hier alternative Wahrheiten zusammen. Das war allein Ihr Satz aus #14:
Und ich habe auch nicht das Gegenteil behauptet, sondern Punkte in der Propaganda (zB der Hessenschau) auseinandergesetzt, die Zweifel daran nähren.
@Müller
Sorry, Sie haben die Aussage tatsächlich nur zitiert, aber sie sich damit eben zu eigen gemacht. Besonders, weil Sie dann noch mal mit eigenen Worten den selben Punkt verteidigt haben. Und Sie auch jetzt wieder Zweifel daran haben.
Ich habe nur darauf reagiert.
Und ja, das ist hier nachzulesen und damit vielleicht aus Ihrer Sicht alternative Wahrheit. Würde einiges bei Ihnen erklären.
@ Micha #21
Sie haben hier jetzt ein halbes Dutzend Kommentare ausgeschieden, ohne ein einziges Mal auf den wissenschaftlich validen Punkt mit der unsinnigen Propaganda für die Impfung Genesener einzugehen. Dass Sie nur zum Wortklauben und Nebelkerzenwerfen hier sind, zeigt allein schon Ihre vollständige Ignoranz dessen, was die Uni Innsbruck dazu veröffentlicht hat.
„dumm und dreist ist, unabgesprochen und ohne professionelle Begleitung durch eine Sprecherin die Impfung vorzuziehen“
Oho, ein Arzt impft einfach so ohne „professionelle Begleitung durch eine Sprecherin“! Das ist ja „dumm und dreist“! – Aber denn jetzt doch eher vom Herrn Lünenbürger.