Tom Buhrow analysiert „Aufruhr“

ARD-Chef macht gratis Programm für „Bild“

Was macht eigentlich Tom Buhrow? Er schreibt für „Bild“.

In der heutigen Ausgabe des Blattes erklärt der WDR-Intendant und amtierende ARD-Vorsitzende, dass die Vereinigten Staaten „zurzeit, ganz offensichtlich, nicht vereint“ seien. Das „politische Pendel“ aber schlage schon, seit es die USA gibt, „stark hin und her“, und Amerika werde sich „auch von diesem Alptraum befreien“.

Buhrow war, wie „Bild“ erklärt, von 1974 bis 1976 Austauschschüler in Wisconsin und später ARD-Korrespondent in den USA. Seine Töchter wurden dort geboren.

So ließe sich erklären, warum „Bild“ Buhrow über das Thema schreiben lässt. Aber warum schreibt Buhrow in der „Bild“-Zeitung?

Wir haben die Pressestelle des WDR gefragt:

  • Wie kam es zu diesem Gastbeitrag? Hat Herr Buhrow ihn der „Bild“-Zeitung angeboten oder hat die „Bild“-Zeitung bei ihm angefragt?
  • Hat Herr Buhrow die Veröffentlichung des Textes zuerst dem WDR angeboten?
  • Hält Herr Buhrow die „Bild“-Zeitung für ein seriöses journalistisches Umfeld?
  • Gibt es Medien, in denen Herr Buhrow keine Gastbeiträge veröffentlichen würde? Was wären Kriterien dafür?
  • Hat Herr Buhrow für den Beitrag ein Honorar erhalten? Wenn ja, was wird er mit diesem Honorar machen?

Die Antwort des Senders lautet:

„Herr Buhrow ist angefragt worden. Da er sich als ehemaliger USA-Korrespondent dem Land und seinen Menschen sehr verbunden fühlt, ist er dieser Bitte nachgekommen, ohne Honorar.“

(Das ist die ganze Antwort.)

Die „Bild“-Zeitung hat gerade erst wieder fünf Rügen vom Presserat kassiert, vor allem, weil sie Opfer nicht schützte. Ihre zweifelhafte Methoden sind gerade erst wieder breit diskutiert worden, weil sie in einer Kampagne Stimmung gegen den Virologen Christian Drosten machte, was ihr Empörung von Wissenschaftlern einbrachte und Zustimmung von Verschwörungsgläubigen. Der Webvideoproduzent Rezo hat gerade erst in einem viel beachteten Film argumentiert, dass die etablierten Medienhäuser zu unseriösen Medien auf Distanz gehen sollten, um das notwendige Vertrauen in die Presse nicht zu verspielen.

ARD und ZDF sind seit Jahren Ziel von Kampagnen der „Bild“-Zeitung. Die „Bild“-Zeitung ist seit Jahrzehnten Symbol für Verantwortungslosigkeit im Journalismus.

Der WDR-Intendant und amtierende ARD-Vorsitzende aber hat kein Problem damit, sich unentgeltlich in den Dienst dieses Mediums zu stellen.

32 Kommentare

  1. Vielleicht spekuliert er auf eine Anschlussverwendung im Springer-Verlag. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Intendanten irgendwann nach Kompetenz ausgewähtl werden sollten.

  2. Zum letzten Satz: Wäre entgeltlich denn besser?
    Ich finde diese „Tätigkeit“ von Herrn Buhrow tatsächlich gut. Damit fungiert der WDR / ÖR in dem Blatt einmal nicht als Feindbild, sondern steht – wenn auch über Ecken – mal positiv da, als Institution mit seriösen Kollegen.
    Wenn Gastbeiträge nur von, sagen wir bspw. Rechtsaußen, erscheinen, fehlt eine gleichwertige Gegenstimme.

  3. Wenn die Bild sich deswegen beim nächsten Pseudoskandälchen zurückhält oder eine Gebührenschlagzeile weniger veröffentlicht ist das ein Vorteil für den Arbeitgeber.
    Wenn nach der Intendantenzeit ein schöner Kolumnisten-Posten für Buhrow raus springt, ist das ein Vorteil für ihn.
    Journalistische Glaubwürdigkeit, scheint ihn zur Zeit halt weniger zu interessieren.

  4. Dieses Sch…hausblatt möchte sich offensichtlich den Anstrich eines seriösen Journalismus geben und die ARD leistet Schützenhilfe. Das zeigt von einem ethisch fragwürdigen Denke dieses ÖR-Senders. Was läuft da im Hintergrund, das würde mich als GEZ Quasi-Steuerzahler doch interessieren. Ich bin gespannt ob „Die Anstalt“ das in der nächsten Ausgabe thematisieren wird.

  5. Ganz ehrlich: Ich habe keinen Zweifel, dass auch alle jene Journalisten für das „Leitmedium BILD“ (hüstel) schreiben würden, die ansonsten Zeter und Mordio schreien, wenn dieses Schmierenblatt mal wieder seinem Tagesgeschäft nachkommt: Skandale und Peinlichkeiten produzieren. Denn jeder ist käuflich. Ja – auch du, du und auch du!
    Solange selbst in Nachrichtensendungen der ÖR Sender die Referenz „…Laut Bildzeitung…“ an der Tagesordnung ist, braucht man sich über solche Gefälligkeits-Jobs nicht wundern. BTW: Bei Herrn Buhrow wundert mich indes gar nichts.

  6. BILD-Journalisten sind ja mittlerweile auch bei Phönix Gesprächspartner.

    Jeder verantwortliche Redakteur der ÖR sollte sich einfach Max Goldts Maxime an die Wand nageln!
    „Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muß so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zuläßt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.“
    Dem war noch nie etwas hinzuzufügen!

  7. Mit dem Beitrag hat Herr Buhrow das Niveau der Bild-Ausgabe deutlich erhöht.
    Er beweist damit aber auch, dass die Bild keinen ausreichend guten USA-Kenner in der Redaktion hat offensichtlich.

  8. Interessante Information, das mit den Presserat-Rügen. Ich habe heute erst selber einen Beitrag der Bild gemeldet. Dabei ging es natürlich zufälligerweise auch um Opferschutz (und auch Täterschutz). Dazu noch eine Prise klickgeile Überschrift plus eine Paywall und fertig ist die Laube.

  9. Das eigentliche Problem ist: Tom Buhrow hält sich für einen unglaublich gewieften Taktiker. Weil Sachsen-Anhalt skeptisch gegenüber der nächsten Gebührenerhöhung ist, bekommt das Land jetzt eine ARD-Kulturplattform zugeschustert. Weil die ARD Angst vor der nächsten BILD-Gebührenkapagne hat, schenkt Buhrow dem Blatt einen Artikel als Feigenblatt.
    So tarnt sich Rückgratlosigkeit als Finesse. Besonders fies wird es immer, wenn Opportunisten dann auch noch Courage predigen.

  10. Die BILD profitiert also unentgeltlich von dem Namen (WDR-Inendant steht ja in der Headline), dem Wissen und der Erfahrung, die ein Herr Buhrow nicht zu unerheblichen Teilen durch seine Arbeit bei den ÖR und damit finanzieller Unterstützung der Gebührenzahler erworben hat.
    Kann gar ned so viel essen, wie ich k… muss…

  11. Ob der Bildkonsument überhaupt die Brücke schlagen kann zwischen der Kompetenzannexion „ARD Intendant Tom Buhrow schreibt in der Bildzeitung“ und z. B. der Springer „Zwangsgebühren“ Kampagne?

    Denke, der Reichelt kennt seine Zielgruppe ganz genau, dass er weiß, dass da keine kognitive Dissonanz auftreten kann.

  12. @DERMAX: Zu den Gebührenzahlern gehören auch mehrere Millionen „Bild“-Leser.

  13. Bei der Bewertung dieser Problematik spielt es m.E. auch eine Rolle, ob:

    1.
    Der Artikel von Buhrow einen Beitrag zu Aufklärung und Information leistet, der nicht austauschbar ist.

    2.
    Er (sofern 1. zutrifft) keine andere Möglichkeit hatte, seinen wertvollen Beitrag zu publizieren.

    Beide Fragen bleiben offen, für die erste müsste man jetzt BILD lesen, die zweite wurde von ÜBERMEDIEN gestellt, aber nicht beantwortet.

    Die kurzen Auszüge, die hier aus dem Buhrow-Artikel zitiert werden, klingen eher nach „Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen.“
    In einem Spektrum zwischen anrüchigem oder verwerflichem Verhalten, spielt das aber eine Rolle.

  14. @JUB 68: Es ist ein völlig banaler Beitrag, der ohnehin ganz auf „Bild“-Linie liegt, im Sinne von: Ja, gerade schlimm die USA, aber wird wieder besser, so sind die USA.

    Man könnte dem jetzt auch inhaltlich einiges entgegenhalten, aber ich finde den Inhalt nicht das Problem. Das Problem ist der Ort der Veröffentlichung.

    Ich finde, der einzige gute Grund für einen WDR-Intendanten, einen Gastbeitrag für „Bild“ zu schreiben, wäre es, WDR-Positionen zu verbreiten, also zum Beispiel für den Rundfunkbeitrag zu argumentieren.

  15. Ich hatte mal eine(n) ÖRR-Journalist*in im Interview, der/die früher für Bild geschrieben hat. Natürlich haben wir auch über diese Bild-Autorenschaft gesprochen. Und bei der Interview-Autorisierung hat er/sie dann einen Satz aus dieser Passage entfernt. Normalerweise freue ich mich ja über Streichungen nicht besonders, aber in diesem Fall… Der gestrichene Satz lautete: „Das sind (bei der Bild) durchaus tolle Journalisten“

  16. @ Jakob Buhr (#16):

    Die Erfahrung, dass bei der BILD fähige Journalisten arbeiten, habe ich allerdings auch gemacht. Das macht es nur nicht besser: Sie stellen ihr Können in den Dienst einer falschen Sache.

  17. Hat er das in seiner Freizeit allein geschrieben?
    Sonst sind auf jeden Fall Kosten für die Gebührenzahler angefallen. Entweder muss eine Agentur oder die PR-Abteilung entlohnt werden. Falls er den Text selbst während seiner Arbeitszeit verfasst hat, kann man sich den Anteil vom Intendantengehalt berechnen.

  18. @SASCHA: „Denn jeder ist käuflich. Ja – auch du, du und auch du!“

    Verschonen Sie uns bitte mit solcher Uli-Hoeneß-Rhetorik.

  19. @17 „Die Erfahrung, dass bei der BILD fähige Journalisten arbeiten“.

    Ja, das haben mir schon viele Leute erzählt. Und ich bin sogar geneigt, dem zu glauben. Ich würde auch nicht den Bild-AutorInnen, mit denen ich sprechen konnte, mangelnde Intelligenz o.ä. unterstellen.

    Andererseits stelle ich die Frage: Ist jemand noch ein ‚fähiger Journalist‘, wenn er/sie sich entschieden hat, dort zu arbeiten, wo journalistische Grundregeln permanent gebrochen werden und wo eine Redaktion bewusst einen „wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung anderer sucht“ (Landgericht Berlin)?

  20. @CALVERO: Wenn Herr Buhrow einen Artikel für „Die Zeit“ geschrieben hätte, wie wäre dann die Berechnung des Anteils am Intendantengehalt? Wäre der Anteil höher, gleich hoch oder niedriger?

  21. Ich war 1968 nach dem Dutschke Attentat dabei als es hiess „Enteignet Springer“ und der V-Mann des Verfassungsschutz die Moltov Cocktails verteilte. Auch wenn die Strasse in der dieser Laden residiert jetzt Rudi Dutschke Strasse heisst ( und Springer den Eingang deswegen in die kleine Nebenstrasse verschoben), hat sich bis heute nichts geändert.
    Aus der Hundeschule habe ich gelernt, dass die wirksamste Strafe Ignorieren ist. Das wäre eine Option zum Thema.

  22. Dass Tom Buhrow zu den alten weißen Männern gehört, die nicht wissen, wo Bolle heute den journalistischen Most holen sollte, hat er schon in seiner Reaktion auf das „Umweltsau“ Lied gezeigt. Im Artikel für die Bild fühlt er sich – das unterstelle ich – als „USA Kenner“ gebauchpinselt.
    Er serviert dem gemeinen Bild-Leser als Vertreter der Öffentlich Rechtlichen mit dem Impetus des Bildungsauftrags ein Geschichtchen, das aus der Zeit gefallen ist. Und gefällt sich darin (und disqualifiziert ihn).
    Ich finde es gut, dass Übermedien da durch simple Nachfragen nachhakt – auch wenn die Antworten klar sind. Alleine deswegen, um dem Beamtenapparat ÖR zu signalisieren , dass sie mit einem kommerziellen Presse-Medium mit Marktmacht in Konkurrenz stehen, dass keine Gelegenheit unversucht lässt, es zu diskreditieren.

  23. Wieso unentgeltlich? Der Mann kassiert ein üppiges Gehalt auf Beitragszahlerkosten und sollte seine Arbeitskraft somit zu 100% in den Dienst des Beitragszahlers stellen. Außerdem ist das eine nicht genehmigte Nebentätigkeit und sollte mit einer Abmahnung gerügt werden.

  24. @FLORIAN BLECHSCHMIED Ich bin da bei #25. Ich sehe nur sehr enge Themengrenzen, zu denen ein ÖR-Intendant Gastartikel in privaten Medien besteuern sollte. Hier kann ich keinen thematischen Bezug zu seiner aktuellen Tätigkeit feststellen. Sollte es rechtlich eine Nebentätigkeit gewesen sein, gelten für ihn dieselben Regeln wie für jeden Mitarbeiter.
    Das trübe „Gastartikel“-System ist per se unentknotbar mit (Eigen-)PR & (Schleich-)Werbung verwoben, warum schreiben denn die meisten Gastautoren „unentgeltlich“? Und hätte Herr Burow seine USA-Meinung auf den Webseiten des WDR publiziert, wäre das wohl kaum als programmbegleitend durchgegangen.

  25. Tom Buhrow kooperiert mit einem Medium, das den ÖR seit Jahren mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft. Buhrow selbst wurde viele Male angegriffen und schwer verunglimpft.
    Wenn man Buhrows konkrete Erwartungen an die Beantwortung einer solchen BILD-Anfrage kennen würde, gäbe es zumindest ein Diskussionsgrundlage.
    Ansonsten liefert Buhrow der BILD schlicht und einfach nur redaktionellen Inhalt!
    Und dieser versteckt sich auch noch hinter einer BILDplus-Bezahlschranke!

    Abgesehen von den unterschiedlichen Standpunkten beider Seiten ist diese Kooperation allein schon aufgrund der Auswertungsform indiskutabel.
    Buhrow agiert wieder einmal sehr naiv und scheint schlecht beraten, sich persönlich und als ARD Vorsitzender hiervon einen positiven Nutzen zu erwarten.
    Vielmehr zieht die BILD hier wieder alle Register zu ihrer Vorteilsnahme und Buhrow leistet dazu einen Bärendienst.

  26. Zeigt nur ein weiteres Mal die Inkompetenz von Herrn Buhrow. Der war ja als Sprecher und Redakteur der Tagesthemen durchaus eine kompetente und geeignete Besetzung. Aber wenn die zuständigen Gremien bei der Auswahl des WDR-Intendanten bei ihm mal die beiden Anforderungsprofile des ausgeübten und des angestrebten Jobs verglichen hätten, hätten sie nicht viel Übereinstimmung gefunden.

  27. Das Gequatsche, Tom Buhrow würde als Altersvorsorge auf einen Posten bei der BILD-Zeitung hinarbeiten, ist so absurd dass man es nur als Verschwörungstheorie bezeichnen kann.
    Das Grundgehalt von Tom Buhrow beträgt jährlich rund 399.000 Euro. Nicht nur das Gehalt sondern auch die Pensionsansprüche sind im Branchenvergleich weit über dem Durchschnitt. Die vom WDR bilanzierte Rückstellung für die Altersversorgung von Tom Buhrow betrug 2014 schon 2,9 Millionen Euro.
    Wie verblendet muss man sein um zu glauben, Tom Buhrow hätte Interesse an einer weiteren Altersversorgung in Form eines Postens bei einem Zeitungsverlag?

  28. Ein total abwegiges Konzept, nach einem Job einen neuen anzufangen.
    Auch von ÖR Mitarbeitern, die in die Privatwirtschaft (oder gar Politik) wechseln, habe ich noch nie gehört. /s

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