In dieser Rubrik geben wir Autoren die Gelegenheit, über ihr persönliches Hasswort zu schimpfen. Eine Redewendung oder Formulierung, die nervt, sinnlos ist oder gerne falsch eingesetzt wird – die man aber ständig hört oder liest, in Texten, im Radio oder im Fernsehen. Alle Hasswörter finden Sie hier.
Wunderbar
Am heutigen Montag möchte Tim Berners-Lee, der Erfinder von HTML und Begründer des World Wide Web, auf der Digitalkonferenz „Internet Governance Forum“ in Berlin einen Plan zur Rettung des Internets präsentieren: eine digitale Magna Charta, zu der sich Unternehmen und Regierungen verhalten sollen. Sie müssen Verantwortung übernehmen, um das Internet wieder umgänglicher zu machen.
„Über 30 Jahre hinweg war das Netz zumeist eine wunderbare Kraft für das Gute“, sagte Berners-Lee der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Aber zuletzt haben wir erlebt, dass mehr und mehr Unheil angerichtet wird.“
Das Internet, eine wunderbare Kraft für das Gute? Das Internet ist so wunderbar, wie Bücher wunderbar sein können – da aber Bücher wie das Internet auch schrecklich sein können, ist das Wort „wunderbar“ stets so nichtssagend wie „nichtssagend“. Jeder und alles ist irgendwie „wunderbar“. In Artikeln, Rezensionen, Moderationen, Ankündigungen, Vorstellungen, Laudationen, immer und überall sind alle große und artige Wunder: Meine Damen und Herren, die wunderbare Barbara Schöneberben; Applaus für den großartigen Howard Carpenhoff; das neue Buch über die Mutter vom wunderbaren Eckart von Ralf Schmitz.
Die ehrverletzende Lücke, die es hinterlassen würde, kündigte man eine Person nicht mit mindestens einem hymnengleichen, lobpreisenden, gottesfürchtigen Prädikat verzückter Herrlichkeit an, muss gestopft werden mit dem Styropor unter den Möchtegern-Superlativen: „wunderbar“. Diese Adjektiv gewordene Kreativlosigkeit ist solides Füllmaterial, das die Einzigartigkeit der beschriebenen Person derart funktional isoliert, dass es für fast alle einzigartig wunderbaren Menschen gleichermaßen wunderbar angewandt werden kann.
Steckt man den Finger in „wunderbar“, zerfällt es in lauter kleine, nervige Plastik-Kügelchen, zusammengepresst aus Hartschaum und Langeweile. Die inflationäre Nutzung offenbart eine mit Baumarktfototapete dekorativ verschleierte Doktrin von sprachlicher Funktionalität und mündlicher Effizienz. Jeder, der in Fernsehen, Funk oder Presse vorkommt und kein Terrorist, Amokläufer oder Politiker ist, ist mindestens einmal im Leben „wunderbar“.
Wunderbar gefällig
Meine Verwunderung angesichts des Wortes „wunderbar“ rührt daher, dass vor allem Menschen und Dinge als „wunderbar“ bezeichnet werden, die von jedem mirakulösen Wunder weit, weit entfernt sind, wie beispielsweise „der wunderbare Max Giesinger“.
„Wunderbar“ bedeutet laut Wörterbuch „übernatürlich scheinend“, „das übliche Maß an Vollkommenheit weit übertreffend, herrlich“ – das kann schon aus statistischen Gründen nicht auf jeden wunderbaren Gast zutreffen, der bei Lanz und „3 nach 9“ sein wunderbares Werk bewirbt.
Es sind immer angenehme Menschen oder gefällige Dinge, die als „wunderbar“ angekündigt werden, nie überraschende oder radikale. Kein Moderator würde jemals „Die wunderbaren Rammstein“ ansagen, kein FAZ-Text mit den Worten „der wunderbare Rezo“ starten. (Haha, das sowieso vermutlich nicht mehr in diesem Universum.)
Nur die langweiligsten Bars der Stadt heißen so: Wunder-Bar. Im paternalistischsten Fall nimmt man durch das „wunderbar“ jeder kantigen Person erfolgreich alles Wunderbare weg, was an ihr wunderbar ist. Ich halte es jedesmal für eine musikhistorische Frechheit, wenn jemand „die wunderbare Nina Hagen“ sagt. Man kann auch einfach sterben, dann hält einen die Berichterstattung automatisch für „wunderbar“.
Analog zur Idee der Nicht-Orte, die der französische Anthropologe Marc Augé entwickelt hat, ist „wunderbar“ ein Nicht-Wort. Augé definiert in seinen stadttheoretischen Überlegungen Nicht-Orte als Orte, die man durchqueren muss, um zu tatsächlichen Orten zu gelangen. Nicht-Orte sind abstrakte Transitbereiche; Funktionsräume ohne Identität oder mythische Bedeutung. Zugstationen, Flughäfen, Parkplätze, das Motel One am Berliner Hauptbahnhof. Man macht dort die Erfahrung von „Kollektivität ohne Fest und Einsamkeit ohne Isolierung“. Leben geht durch diese Nicht-Orte ständig hindurch, aber man lebt dort nicht. „Wunderbar“ ist ein Nicht-Wort. Das Leben geht durch dieses Wort hindurch, aber keiner lebt es, das „wunderbare“ Sein; keiner will „wunderbar“ sein, wenn er mal groß ist.
Merveilleuse
Einzige mehr als okaye Ausnahme: In Frankreich nennt man Mireille Mathieu „Merveilleuse Mireille“ – da ist es geradezu zwingend, nicht nur aufgrund ihres gleichnamigen Albums von 1971, nein, auch lautmalerisch muss man das „Merveille“ mögen: die erste Silbe wie das Meer, dann das V gesprochen wie W, die Alliteration der Ms und die Kakophonie der „eille“, die wie onomatopoetische Wellen durch „Mireille“ und „Merveilleuse“ gehen, die rollenden Rs sanft überwindend – all das lässt das „Wunderbar“ der Matthieu zu einer glorreichen Eigenbezeichnung werden.
Sollte ich jemals berühmt oder wichtig genug sein, dass man mich in Fernsehen, Funk oder Presse ankündigen sollte, also wenn ich bestenfalls keine Terroristin, Amokläuferin oder Politikerin geworden bin: bitte bitte bei mir kein „die wunderbare“. Höchstens „die verwundbare“. Oder „die verhaltensauffällige“. Oder „furchteinflößende“ – aber am liebsten wäre mir für mein persönliches Amüsement, wenn mich ein Moderator so ankündigen müsste: „die trotz ihrer Faulheit überraschend erfolgreiche“.
Aber wer sich online bewegt, besonders als Frau, und spätestens seit dem Urteil in der Causa Künast, muss sich vermutlich einfach damit abfinden, nicht mehr die Prädikate mitbestimmen zu können, mit denen er oder sie bezeichnet wird.
Das Internet werde missbraucht, um Hass und Falschinformationen zu verbreiten, erklärt Physiker Berners-Lee der FAS. Menschen würden digital schikaniert und betrogen, die Demokratie werde „untergraben“. Wenn er heute sein Manifest zur Rettung des Internet präsentiert, um Zivilisiertheit und Anstand in den digitalen Raum (zurück) zu bringen, bin ich gespannt, was insbesondere die „Welt“ dazu schreiben wird – und vor allem einer ihrer wunderbarsten Blogger.
Die Autorin
Samira El Ouassil ist Zeitungswissenschaftlerin, verdient ihr Geld aber mit Schauspielerei und politischem Ghostwriting. Außerdem ist sie Vortragsreisende und macht, zusammen mit Christiane Stenger, den Philosophie-Podcast „Sag niemals Nietzsche“. Bei Übermedien schreibt sie seit 2018 jede Woche über Medien, Politik und Kommunikation.
„der wunderbare Max Giesinger“
Wie lustig. Das passierte glaube ich bei diesem WDR-Talk mit Bettina Böttinger. Meine Partnerin schaut sowas gerne, ich nicht so. Und als Böttinger tatsächlich den „wunderbaren Max Giesinger“ ankündigte, musste ich dann gleich losmotzen, wie das denn sein könne, dass die immer so intellektuell tut und dann ausgerechnet diese Null „wunderbar“ nennt, und wie verlogen diese Labersendungen doch sind und blablabla…
Meine Partnerin war glaube ich ein bisschen genervt.
Jedenfalls, bei der Überschrift des Artikels musste ich gleich an MG denken.
Ansonsten volle Zustimmung.
Faulheit finde ich auch wunderbar! :)
Ja, das ist das Problem. Wenn man alle, einschließlich Max Giesinger, „wunderbar“ nennt, dann KANN man damit nicht mehr aufhören. Die erste Person, die nicht mehr „wunderbar“ genannt wird, startet einen Shistorm oder einen Prozess wegen Beleidigung. Je nach gefühltem Alter.
Ob jemand etwas wunderbar (oder nicht) findet, das hängt allein vom persönlichen Empfinden des einzelnen ab und kann deshalb nicht in irgendeine Definition gepresst werden.
Wenn die Autorin also meint:
„Steckt man den Finger in „wunderbar“, zerfällt es in lauter kleine, nervige Plastik-Kügelchen, zusammengepresst aus Hartschaum und Langeweile.“
… dann hat Sie damit vollkommen recht, spricht aber eben nur für sich selber. Es ist halt nur eine von vielen Millionen (gleichberechtigten) Meinungen.
Manchmal finden viele Menschen eine Sache gleichermaßen wunderbar, sind aber dann bei der nächsten Sache auf einmal wieder auf ganz verschiedenen Seiten – die Allianzen wechseln hier also mit jedem Ereignis.
Niemand hat die Deutungshoheit darüber, was wunderbar ist und was nicht, sondern dies entscheidet jeder Mensch von Fall zu Fall und nur für sich selber.
*Das* z.B., finde ich wirklich wunderbar. :-)
#4 @Holger
Sie haben ja Recht. Aber Frau El Ouassil legt den Finger ja gerade in die Wunde, dass „wunderbar“ als reine Phrase ohne die tatsächliche Empfindung so häufig benutzt wird im Rundfunk, dass es als Zuschreibung schon wertlos geworden ist.
@5 (Peter Sievert):
„…dass „wunderbar“ als reine Phrase ohne die tatsächliche Empfindung so häufig benutzt wird im Rundfunk, dass es als Zuschreibung schon wertlos geworden ist.“
Genau das mit der „tatsächlichen Empfindung“ ist ja der Punkt, bzw. es sind sogar zwei:
1.) Kein Mensch weiss doch am Ende wirklich, ob das „wunderbar“ manchmal tatsächlich nur eine Phrase (oder sogar nur *zu gut* versteckte Ironie) ist oder ob derjenige es vielleicht tatsächlich als wunderbar empfindet. – Hier also Mal „in dubio pro reo“.
2.) Selbst wenn jemand (bleiben wir beim Beispiel Max) meint, Herr Giesinger wäre nicht wunderbar – er spricht doch trotzdem (stellvertretend) für ein paar hundertausend Menschen (oder mehr ;-), die Max Giesinger wirklich wunderbar finden, die Aussage ist also selbst dann nicht falsch.
Letztlich – es wird zu häufig benutzt:
Eigentlich wird es ja (meistens) nur bei ganz bestimmten Anlässen wirklich so häufig benutzt wie das „Guten Morgen.“ :-)
Dies allerdings ist nun hundertprozentig nicht immer ernst gemeint, regt sich aber auch keiner drüber auf, denn es ist halt das erkennbare Bemühen die Grundregeln eines zivilisierten Umgangs miteinander zu beachten.
Kein Mensch setzt voraus, das dies immer ernst gemeint ist, sondern halt oft auch nur höflich, das weiss eigentlich jeder.
Genauso ist es mit dem „wunderbar“, wenn z.B. bestimmte Künstler angekündigt werden o.ä.
Es ist manchmal höflich und manchmal ernst gemeint aber nichts, was ich jetzt als „Hasswort“ (die Rubrik hier) bezeichnen würde. Es nervt mich deshalb auch nicht.
@Holger
Das mit dem Hasswort ist doch nicht so gemeint, dass man das nie mehr benutzen sollte. Das verstehen Sie vielleicht falsch.
Es geht doch darum, dass dieses Wort inzwischen so inflationär und wahllos in die Gegend gepustet wird, dass es seine eigentliche Bedeutung (siehe Artikel) verliert. Hat man es sich früher für wirklich „wunderbare“, außerordentliche, herausragende, herrliche Situationen aufgehoben, so ist jetzt einfach egal alles „wunderbar“. Zumal, wie Frau El Ouassil schön ausführt, es dann auch noch verwendet wird, um vor allem mainstreamige, gefällige und angepasste Personen/Situationen zu bejubeln.
Das ist so ähnlich wie mit „spannend“. Das wird auch mittlerweile insbesondere von Kulturschaffenden für alles verwendet, das man irgendwie interessant finden könnte.
Und ist es nicht schade, dass wir uns selbst der schönen Differenzierungsmöglichkeiten unserer Sprache berauben, indem wir so ein paar Wörter einfach wahllos überall drüber kippen, anstatt uns vorher zu überlegen, was wir eigentlich genau ausdrücken wollen?
Ist ja auch mehr ein Übersetzungswortwahlproblem. Gesagt hat er im Originalinterview zweifelsohne „wonderful“, kontextuell gemeint hat er damit höchstenswahrscheinlich „grossartig“ oder vergleichbare Attributierung. Warum die Übersetzung daraus nicht wenigstens „wundervoll“ oder etwas ähnlich realistischeres gemacht hat, hu nose.
Recht analog inflationär wie „wunderbar“ ist nebenan im Sport-„Journalismus“ übrigens die Verwendung von „überragend“ – alles ist mindestens „überragend“, egal ob jemand treffsicher gegen einen Ball getreten hat oder einige Meter fehlerfrei geradeaus gelaufen ist ohne umzufallen oder der Tag ohne Regen verlaufen ist. Gemeint ist meistens „gut“ – Abstufungen oder Wortalternativen sind weitgehend abgeschafft.
„Das mit dem Hasswort ist doch nicht so gemeint, …“
Warum heißt die Rubrik dann so und nicht anders? Im Übrigen kann man daran auch „leichte Zweifel“ haben, wenn man sich die Historie der Rubrik Mal so anschaut.
https://uebermedien.de/tag/hasswort/
Banales mischt sich da mit interessanten aber fast immer sind es Reizwörter (was wohl auch der bessere Name für die Kategorie gewesen wäre).
Mit Wörtern, die eine Verbindung zu Hass herstellen, sollte man heutzutage vielleicht nicht mehr ganz so leichtfertig umgehen wie noch vor ein paar Jahren – aber gut, die Rubrik und damit auch ihr Name, sind eben auch schon ein bissel älter.
Allerdings auch wieder nicht so alt, wie die heutigen Schaumküsse. Na ja.
„Und ist es nicht schade, dass wir uns selbst der schönen Differenzierungsmöglichkeiten unserer Sprache berauben, …“
Ganz meine Meinung. :-)
Das ich mal mit Holger einer Meinung sein werde.
Das ist fast schon wunderbar. ;-)
Ich muss sagen, gerade bei Lanz könnte ich mir aber sehr gut vorstellen, dass er auch Rammstein als Wunderbar ankündigen würde. Die ein tolles Album, bei dem es sich lohnt, es zu hören, heraus gebracht haben…
Schauen wir mal, wie ausgeprägt die Faulheit der Autorin ist.
Der Artikel hier ist mal wieder einer im Rahmen der Kolumne „Hasswort“.
Insofern müsste diese Woche noch ihre übliche „Wochenschau“ auf uns zukommen.
Allerdings wäre das schon fleißig, also das Gegenteil von Faulheit.
Schauen wir mal.
@Holger
Zuerst: den Max Giesinger habe ich auch extra nicht angeführt. Wer wäre ich, zum Beispiel meinen Schülern das Recht zu untersagen, sie dürften ihn nicht als wunderbar empfinden. (Seine Rateversuche bei „The Masked Singer“ waren in der Tat immerhin auch sehr verwunderlich :-D )
Zitat
‚1.) Kein Mensch weiss doch am Ende wirklich, ob das „wunderbar“ manchmal tatsächlich nur eine Phrase (oder sogar nur *zu gut* versteckte Ironie) ist oder ob derjenige es vielleicht tatsächlich als wunderbar empfindet. – Hier also Mal „in dubio pro reo“.‘
Da muss ich stark schmunzeln. Ich weiß nämlich auch nicht, ob das jetzt wirklich für Lanz, Schöneberger, Meyer-Burckhardt und Co. spräche, wenn sie so ständig alles und jeden als „wunderbar“ empfänden, der da zu Ihnen kommt :-) Das mit der Ironie wäre natürlich noch besser. Das wäre ein echter Power-Move von Markus Lanz… Oh mann, ich glaube ich muss das heute unbedingt anschauen.
@12 (Peter Sievert):
„Das wäre ein echter Power-Move von Markus Lanz… Oh mann, ich glaube ich muss das heute unbedingt anschauen.“
1.) Lanz kommt wohl nicht heute, sondern erst morgen wieder. :-)
2.) „Mit einem Marktanteil von 12,5 Prozent und 1,53 Millionen Zuschauern bei allen kann das ZDF [mit Lanz] relativ zufrieden sein. Bei den 14- bis 49-Jährigen reichten 0,19 Millionen Zuseher für durchschnittliche 5,3 Prozent Marktanteil in dieser Gruppe.“
http://www.quotenmeter.de/tag/markus+lanz
Das heißt also: Fast 95 Prozent der Zuschauer sind – wie sagt man neuerdings in bestimmten Kreisen – „alte weisse Männer“, wobei es bei Lanz aber deutlich mehr „alte weisse Frauen“ sein dürften, er ist nun mal der Typ „Schwiegersohn“. :-)
Also das wäre dann die Hauptzielgruppe, mit der Sie sich über die Sendung austauschen könnten – mit ihren Schülern (lt. Statistik) eher nicht.
Mit mir auch nicht. :-)
Tja! Nun: nicht „wunderbar“ – sondern klasse ist sie, diese Kolumne, ein Volltreffer! Mein Lieblingssatz:
„Diese Adjektiv gewordene Kreativlosigkeit ist solides Füllmaterial, das die Einzigartigkeit der beschriebenen Person derart funktional isoliert, dass es für fast alle einzigartig wunderbaren Menschen gleichermaßen wunderbar angewandt werden kann.“
und
„Steckt man den Finger in „wunderbar“, zerfällt es in lauter kleine, nervige Plastik-Kügelchen, zusammengepresst aus Hartschaum und Langeweile.“
Eine Ausnahme möchte ich in die Waagschale werfen : „Die wunderbare Welt der Amelie“.
Und ja: mich interessiert das eigentlich auch, was der „Welt“ wunderbarster Blogger schreiben wird – aber nicht für den Preis, für den ich über die Bezahlschranke springen muss, um die Fahrrad fahrende bayerische Schwadronierei aus der Besseren Gesellschaft lesen zu können.
Und da wären wir schon bei den nächsten potentiellen Hasswörtern: das unterwürfige“…dabei sein zu dürfen“; „.. ich durfte das kennenlernen“…, „dass ich das erleben durfte“…und „grossartig“…
In den meisten Dingen gehe ich d´accord, aber eine kleine Anmerkung nur: bewegt euch, liebe Leute, nicht nur im Showbiz, orientiert euch auch am ganz normalen Leben. Und wenn mir, wie gestern, die Bäckereiverkäuferin zuflüstert, dass die soeben vorbeigehende Kinderkrankenschwester „doch wirklich ein wunderbarer Mensch“ sei, dann ist daran nichts Falsches.
„Das mit der Ironie wäre natürlich noch besser. Das wäre ein echter Power-Move von Markus Lanz… “
Ich finde Markus Lanz gruselig.
Ich gestehe, ich gucke ihn.
Und ich muss immer dann schnell weg schalten, wenn er versucht, investigativ zu sein.
Weil das extrem Bemüht und nervig wirkt.
Aber manchmal hat er interessante Gäste und man kann sich berieseln lassen.
Und wenn er nicht denkt, da ist was, was er aufdecken muss, dann merkt man, der Mann ist nicht dumm. Und er weiß auch, wer deshalb Star (=Gast) ist, weil da gerade eine Ironie dafür sorgt, dass die Person gerade angesagt ist.
Soll heißen: doch, ich glaube, er, Markus Lanz, hat den Move drauf, jemanden ironisch wunderbar zu finden und anzupreisen. Aber ich glaube auch, er meint die Ironie nie sarkastisch, sondern eben nur ironisch, mit einer echten Anerkennung.
Was auch schon eine Qualität ist.
Schade nur, dass er dann manchmal denkt, investigativ sein zu müssen. Das ist anstrengend.
„Aber wer sich online bewegt, besonders als Frau, und spätestens seit dem Urteil in der Causa Künast, muss sich vermutlich einfach damit abfinden, nicht mehr die Prädikate mitbestimmen zu können, mit denen er oder sie bezeichnet wird.“
Newsflash: Das konnte man noch nie, weder als Mann oder Frau noch als der wunderbare Roberto Blanco; das liegt nämlich schlicht in der Natur von Äußerungen *anderer* Menschen, die mit einem selbst nicht identisch sind.
Man sollte sich vielleicht mal fragen, was mit einem falsch gelaufen ist, wenn man glaubt, sein näheres oder weiteres soziales Umfeld wie eine Schar von Statisten anordnen zu können, auf dass man in seinem eigenen Film wunschgemäß zu Geltung kommen kann.
@Holger (13)
Na dafür haben Sie aber ne Menge geschrieben :-p
(Meinen Schülern wollte ich das auch sicher nicht zumuten, keine Angst.)
Dem Engländer gefällt das Wort
Tenpole Tudor – Wunderbar (1981)
https://www.youtube.com/watch?v=3bx7QFFlV9M
Samira: „Ich habe leider keine Zeit für meine wöchentliche Kolumne, mir fällt auch nichts gescheites ein.“
Übermedien: „Die Leute mögen Deine Artikel aber, die sind so voller Sprachwitz. Weißt Du was , wir haben doch die Kolumne „Hasswort“, die ist in letzter Zeit etwas eingeschlafen, der letzte Beitrag ist vom 15.08.19.
Mach doch die Kolumne, die muss nicht so lang und ausgefeilt sein.“
Samira: „Wunderbar. Hmm, Wunderbar!“