Regenbogenpresse

Rufmord-Akte Camilla: Die Spur führt zum Burda-Verlag

Dass Herzogin Camilla als Alkoholikerin beschimpft wird, dass ihr Affären und Krankheiten angehängt werden, ist inzwischen redaktioneller Alltag bei Regenbogenblättern. Aber das kann man ja noch toppen.

Die „Freizeit Revue“ aus dem Burda-Verlag macht es in ihrer aktuellen Ausgabe vor und bringt Camilla in Verbindung mit – einem Mord!

Um zu erklären, wie diese Geschichte zustande kommt, müssen wir einen kleinen Sprung machen, und zwar nach Australien. Dort lebt ein Mann namens Simon Dorante-Day. Der 52-Jährige taucht seit einigen Jahren in Medien auf der ganzen Welt auf, denn er behauptet, er sei der heimliche Sohn von Prinz Charles und Camilla. Die beiden hätten ihn als Baby zur Adoption freigegeben. Woher er das weiß? Von seiner Oma. Und Beweise? Hat er keine.

Aber die brauchen Klatschzeitschriften ja auch nicht. Die Funke-Mediengruppe etwa verkauft die Behauptung seit Jahren immer wieder als Tatsache:

Auch der Bauer-Verlag bringt die Geschichte alle paar Wochen aufs Neue:

Der Alles-Gute-Verlag genauso:

Vor ein paar Tagen, nachdem die „Dailymail“ die Geschichte mal wieder ausgegraben hatte, berichteten auch seriösere deutsche Medien über den Fall:

Dabei weisen sie selber darauf hin, dass die Behauptung eigentlich nicht stimmen kann – der Mann wurde 1966 geboren, Charles lernte Camilla aber erst vier Jahre später kennen. Einen Artikel war’s ihnen aber trotzdem wert.

Und weil die Geschichte jetzt überall rauf- und runtergelaufen ist, dachte sich die Redaktion der „Freizeit Revue“ wohl, dass es an der Zeit wäre, sie mal ein bisschen anders zu erzählen.

Sie war „der Rottweiler“, die Dauer-Rivalin im Kampf um die Liebe von Prinz Charles (70). Camilla (71) – Dianas Schreckgespenst. „Ich hatte schreckliche Angst vor ihr“, gestand Diana (†36) einst auf geheimen Tonbandaufnahmen. Nun stellt sich raus – die Prinzessin könnte dafür gute Gründe gehabt haben. Ihr furchtbares Ende in dem Pariser Tunnel erscheint plötzlich in einem ganz neuen Licht. Anlass: die erschütternden Aussagen von Simon Charles Dorante-Day (52).

Dann folgt die alte Leier: Er sei das uneheliche Kind von Charles und Camilla und als Baby zur Adoption freigegeben worden. Diana habe später „einiges herausgefunden“ und „wollte das alles öffentlich machen“, doch das Königshaus habe den Skandal vertuscht.

Damit wäre die Geschichte vorbei, doch die „Freizeit Revue“ bringt noch einen anderen Mann ins Spiel:

Der Vater von Dianas späterem Freund Dodi (†42) hat immer behauptet, der britische Geheimdienst MI6 habe Diana und seinen Sohn umgebracht. Auf Befehl von „ganz oben“. Bis heute befeuern viele Ungereimtheiten diese Theorie.

Die „Freizeit Revue“ insinuiert, dass Prinzessin Diana möglicherweise von „ganz oben“ beseitigt wurde, weil sie vielleicht erfahren hatte, was bei ihrem Mann ganz untenrum eventuell vorgefallen sein soll. Und, zack – fertig ist die „Mord-Akte Diana“ samt der „Spur“, die „zu Camilla“ führt.

An dieser Stelle sei noch mal kurz daran erinnert, dass sowohl der Burda-Verlag als auch Bauer und Funke vor Kurzem die Initiative „True Media“ mitgegründet haben, die sich dem Kampf gegen Falschinformationen verschrieben hat und in ihrer „gemeinsamen Agenda“ unter anderem schreibt:

Wir investieren in die Wahrheit

Unsere publizistische Verantwortung nehmen wir sehr ernst – in Print und Digital. Wir recherchieren, wir überprüfen und wir separieren die Wahrheit, auch die unbequeme, von der Falschinformation – ob es um politische, inspirierende oder unterhaltende Inhalte geht.

Mit Dank an Benno S. für den Hinweis.

7 Kommentare

  1. Was sagt denn die Pressestelle des Burda-Verlags zu der Story?

    Ich erwarte da nichts Substanzielles, aber die PR-Verrenkungen, die das in ein schönes Licht rücken sollen, möchte ich schon gerne lesen.

  2. Dieselbe Regenbogenpresse, vor der Lady Di in der Nacht ihres Todes auf der Flucht war, findet eine mögliche Verantwortliche für Lady Dis Tod?

    Ein Schelm, wer schlechtes dabei denkt.

  3. Ich bin manchmal überrascht, dass es diese Käseblätter überhaupt noch gibt.
    Pressefreiheit ist ein hohes Gut und wichtig für die Demokratie. Schade, dass dieses Gut zu oft missbraucht wird.

    Wie viele Unterlassungsklagen laufen gegen solche Verlänge, würde mich sehr interessieren.
    Welche Voraussetzungen um für solche Zeitschriften schreiben zu können benötigt man? Wahrscheinlich nur gute Rechtskenntnisse, damit man diese auch bis zu. Erbrechen ausschöpfen kann.

  4. Ich finde es einfach nur schade und abstossend. Ich kaufe die Freizeit Revue seit Jahrzehnten. Es gibt wirklich gute Artikel,Reiseberichte, interessante und invormatove Artikel im Bereich Medizin und tolle Rätsel. Aber fast jede Woche ist Fremdschämen angesagt, wenn ich nur das Titelbild sehe und die Überschriften lese. Hat die Zeitschrift es wirklich nötig, mit solchem Schund Kunden zu locken.
    .

  5. Mit solchen Zeitschriften gibt man sein Gewissen beim Kauf ab, das ständige Schund Schreiben und in Frage stellen von öffentlichen Personen erregt unsichere Gemüter und füllt Kassen, ist aber sehr wenig sinnvoll.

  6. immer, wenn du denkst, es sei ein neuer Abgrund schmierigen Scheißhausjournalismus‘ erreicht worden, kommt eines dieser Kloakenblätter daher und scheißt einen noch größeren, noch mehr stinkenden Haufen drauf.
    Es ist widerlich, was die fiesen Schreibkräfte dieser Redaktionen an Dreck absondern, und ich frage mich, warum z. B. die Betroffenen des englischen Königshauses nicht endlich dagegen vorgehen.

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