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„Frag Silvia“ und erhalte bräsige Antworten aus den 40er- und 50er-Jahren

Ohne jeden Kontext ist die neue österreichische Zeitschrift „Heute Ratgeber – Frag Silvia“ einfach nur das bizarrste Magazin ohne Altersbeschränkung, an das ich mich erinnern kann. Es besteht ausschließlich – und zwar wirklich: ausschließlich – aus Haushalts- und Schönheitstipps, angeblich gesammelt und tatsächlich garniert mit Fotos von Silvia Schneider, einer Designerin-Slash-Fernsehpersönlichkeit in Österreich. Ihr optischer Stil erinnert stark an die 40er- und 50er-Jahre. Ihr Frauenbild auch.

Im Editorial heißt es:

„Dafür ist ‚Frag Silvia‘ gemacht: Männern und Frauen zu zeigen, was alles mit Hausmitteln aus der Natur möglich ist […] und wovon schon unsere Omas wussten, dass es gut ist.“

Das „Männer und Frauen“ ist dabei offensichtlich Blödsinn. „Frag Silvia“ richtet sich an Frauen, die sein wollen, wie Frauen waren, als Wäsche noch nicht so differenziert war. „Hatten unsere Omas nicht immer die weißesten Tischtücher […] ?“, fragt Silvia in „Frag Silvia“.

„Was ich heute in der Maschine mit drei Handgriffen erledige … war für Oma Elisabeth ein dreitägiges Ritual. […] Natürlich hat niemand mehr Zeit, um Hausarbeit so zu zelebrieren.“

Und wenn man sich so anguckt, was Frauen heute machen, anstatt Hausarbeit zu zelebrieren – so Dinge wie: ihrem Beruf nachgehen, Länder regieren oder Internetpornos gucken – dann wirft das doch nochmal ein ganz neues Licht zumindest auf die möglichen Verwendungen des Begriffs „zelebrieren“.1)Ich werde ab sofort die Verwendungen einführen: „So, Kinder, wir fahren los, haben alle nochmal zelebriert, damit wir nicht in Stillhorn schon wieder anhalten müssen?“ Und: „Ich kann leider heute nicht zur Arbeit kommen, ich zelebriere einen grippalen Infekt.“

Das Cover ist eine Art Rätsel: Unter dem Titel „Frag Silvia“ steht Silvia und hat einen Shhhhh-Finger auf den Mund gelegt, so als sollte man bitte still sein. Was nicht total zu der Aufforderung passt, sie etwas zu fragen. Die Titelzeile lautet „639 geniale Tipps für Ihren Alltag“, und ich nehme an, der Shhhh-Finger könnte damit zu tun haben, dass die Arbeits-Titelzeile irgendwie mit Geheimtipps zu tun hatte, aber so, wie es da steht, ist es absurd.

Unter der Zeile sind als Bullet-Points die „Ressorts“ des Heftes aufgeführt, also das, worauf sich die Tipps beziehen: „Küche, Bad, Beauty, Schlafen, Wohnen, Gesund, Werken, Büro, Auto“, und ich weiß nicht, ob ich das dazusagen muss: Es sind nicht alle 639 Tipps wirklich genial. Das ist ein bisschen überverkauft.

Ich könnte mir jetzt hier den billigen Scherz erlauben, einfach ein paar der bescheuertsten Tipps aufzuschreiben, damit wir uns alle unter Niveau darüber amüsieren können, und ich sehe beim besten Willen keinen Grund, es nicht zu tun, deshalb folgen Sie mir bitte kurz hier entlang und stellen Sie sich die Welt der Frauen vor, die folgende Tipps benötigen:

Thema: „Wie räume ich den Geschirrspüler richtig ein?“2)Das ist – I shit you not – der allererste Themenbereich im Heft!

Tipp: „Gläser & Co mit der Öffnung nach unten einräumen: […] Ansonsten laufen die Behälter nur mit Wasser voll und werden nicht richtig ausgewaschen.“

Thema: „Spieglein, Spiegeln, an der Wand … aber was tun, wenn er beschlagen ist?“

Tipp: „Mit dem Fön kann man einen beschlagenen Spiegel innerhalb kurzer Zeit entnebeln.“

Thema im Komplex „Büro“: „Wie säubere ich meine Tastatur?“

Tipp: „Ausleeren: Grober Schmutz (z.B. Brösel, wenn man mal wieder seine Wurstsemmel am Schreibtisch gegessen hat) lässt sich leicht entfernen, wenn Sie die Tastatur umdrehen und über einem Mistkübel ausleeren.“

Das allein kann, wenn man es nicht gewusst hat, schon einen echten Unterschied in der Lebensqualität ausmachen, das steht hoffentlich außer Zweifel. Aber es ist ein großes „wenn“.

Gute Momente gibt es also jede Menge in „Frag Silvia“, wie den Tipp, dass man Parkettboden durch ein „High-Heel-Verbot“ schützt, auf den eine Seite später ein Bild von Silvia Schneider folgt, die in High-Heels auf Parkettboden Staub wedelt. Oder der Tipp, dass man als Schutz gegen Zahnverfärbungen doch Tee und Kaffee mit dem Strohhalm trinken soll.

Es ist am Ende alles einigermaßen harmlos, und für mich bedeutet Gleichberechtigung im Prinzip auch, Frauen dürfen so tun, als gäbe es sie nicht. Wenn jemand gerne Hausarbeit zelebrieren möchte wie Oma Elisabeth, kann er oder sie das gerne tun, vielleicht sogar bei mir zuhause.

Aber es gibt eben einen Kontext, und der ist unangenehm: Silvia Schneider ist die Freundin des österreichischen „Volks-Rock’n’Rollers“ Andreas Gabalier, der mit heimatgeladener Dumpfbräsigkeit zu einer Galionsfigur der Neuen Rechten geworden ist. Wie alle rechten Bewegungen der Gegenwart, von Trump bis zur AfD, verorten diese Reaktionäre ihre „Heimat“ nur zum Teil geografisch, sondern auch – wenn nicht vor allem – in einer Zeit: Einer Vergangenheit, die irgendwann zwischen Krieg und 68ern angesiedelt sein muss.

„Frag Silvia“ liest sich deshalb auch wie eine offizielle „Make Austria Great Again durch Putzen mit Backpulver“-Propaganda-Postille, die nostalgisch einer Zeit hinterher trauert, in der ihrem Gefühl nach alles einfacher war, auch deshalb, weil Frauen ihren Platz hatten. Wir bemerken überall in unserer sich rasend schnell hin zu fortschrittliche Zielen entwickelnden Welt den Rückstoß derjenigen, denen die Veränderungen zu schnell gehen.

In „Frag Silvia“ haben sie ein Magazin bekommen, das ihre reaktionären Reflexe zelebriert, und ich kann mir sogar vorstellen, dass dieses unfassbar uninspirierte, grenzdämliche und hässliche Heft einigermaßen funktioniert.3)Im Sinne von: gekauft wird. Ich weiß nicht, seit wann, aber ich sage inzwischen für alles „es funktioniert“ oder nicht. Wahnsinnig schlechte Angewohnheit. Andreas Gabalier hören ja auch Leute zu, und der ist noch grauenhafter.

„Frag Silvia“
AHVV Verlags GmbH
4,90 Euro

Fußnoten

Fußnoten
1 Ich werde ab sofort die Verwendungen einführen: „So, Kinder, wir fahren los, haben alle nochmal zelebriert, damit wir nicht in Stillhorn schon wieder anhalten müssen?“ Und: „Ich kann leider heute nicht zur Arbeit kommen, ich zelebriere einen grippalen Infekt.“
2 Das ist – I shit you not – der allererste Themenbereich im Heft!
3 Im Sinne von: gekauft wird. Ich weiß nicht, seit wann, aber ich sage inzwischen für alles „es funktioniert“ oder nicht. Wahnsinnig schlechte Angewohnheit.

26 Kommentare

  1. Ein sehr erhellender Artikel, aber folgender Satz funktioniert für mich nicht richtig:

    Es ist am Ende alles einigermaßen harmlos, und für mich bedeutet Gleichberechtigung im Prinzip auch, Frauen dürfen so tun, als gäbe es sie nicht.

    Als gäbe es die Gleichberechtigung nicht oder die Frauen nicht?

  2. Hätten die letzten Abschnitte des Artikels nicht dagestanden, hätte ich das Heft für eine prima Klo-Lektüre gehalten, so wie alte Ausgaben des „Die moderne Hausfrau“-Katalogs.

    Schade drum. Trotzdem danke für die Aufklärung. Und den Spülmaschinentipp. Manchmal sind billige Scherze doch die besten.

  3. Das Heft wird nicht funktionieren. Wie sie schon sagen, richtet es sich an Frauen. Sehnsucht danach, dass Frauen in High-Heels Hausarbeit zelebrieren haben aber wohl hauptsächlich Männer.
    Es gibt allerdings viel wirkungsvollere “Frauen sollten sich hauptsächlich mit ihrem Äußeren und dem Haushalt beschäftigen“-Propaganda z.B. in jeder Spielwarenabteilung.
    Ich möchte allerdings noch anmerken: Wenn sie sagen “Frauen ihren Platz hatten“, nehme ich an sie beziehen sich darauf, dass früher die meisten Frauen Hausfrauen waren. Wenn Frauen sich heute dafür entschieden, “nur“ Hausfrau zu sein, dann meist weil sie ihre Kinder selbst betreuen möchten. Es hat nichts damit zu tun, dass sie so tun als gäbe es keine Gleichberechtigung.

  4. @Mycroft: denke ersteres. Im Sinne von: Gleichberechtigung kann bedeuten, dass Frauen sich für das „traditionelle“ Modell als Hausfrau und Mutter entscheiden, das es auch ohne Gleichberechtigung schon gab.

  5. Mal wieder eine besonders gelungene Kolumne, vielen Dank!
    Speziell „Ich könnte mir jetzt hier den billigen Scherz erlauben, …“ mit dem anschließenden Twist ist herrlich.

    @ Sarah/#3: Gut, in High-Heels wohl nicht, aber so mühelos, wie es auf den Fotos aussieht, den Haushalt zu machen, wollen wohl tatsächlich auch viele Frauen. Und für (viel zu) viele Frauen ist es auch heute noch selbstverständlich, dass der Haushalt ihre Aufgabe ist, selbst wenn sie arbeiten.
    Kann mir also gut vorstellen, dass das Heft … „funktioniert“.

  6. @Martin:
    Wenn Gleichberechtigung herrscht, aber das bedeutet, dass Frauen so tun dürfen, als ob nicht, dann dürften auch Männer so tun, als ob keine Gleichberechtigung herrschte. Gleichberechtigung hieße demnach, man darf sich so verhalten, als ob keine Gleichberechtigung herrschte. Jaaa, guuut…

    Dass „Haushalt“ in Zeiten, wo man keine Kohle in die Waschküche „zelebrieren“ aka schleppen muss, um Kochwäsche zu kochen, vllt. wirklich weniger Arbeit ist, egal wer’s macht, ist in der Tat ein Grund, dass viele Frauen ihre freigewordene Arbeitskraft anders einsetzen.
    Aber man kann ja alles schlechtreden – besonders Spülmaschinen sind tricky…

  7. @Thomas Seidl
    Sie spechen da einen wichtigen Punkt an. Leider werden auch heute noch viel zu viele Männer von ihren Partnerinnen an der Haustür gestoppt, wenn sie versuchen den Müll raus zu bringen. Es soll auch schon vorgekommen sein, dass Frauen ohne Vorwarnung einfach den Stecker des Staubsaugers raus gezogen haben, wenn Männer die Wohnung saugen wollten. Und das alles nur, weil es für viele Frauen selbstverständlich ist, dass sie für die Hausarbeit zuständig sind. (Braucht’s hier jetzt ein *Ironie aus*?)
    Und ich bleib dabei, fast 5€ für Tipps, die es auf pinterest gratis gibt, zahlt kaum eine. Der 50er-Jahre-Chic wird es nicht retten, wenn sie inhaltlich nix anzubieten haben.
    @Mycroft
    Mit dem Satz versucht der Autor auszudrücken, dass er die Frauen nicht dafür kritisiert, dass sie weiterhin den Großteil der Hausarbeit übernehmen. Das hätte aber noch deutlicher und positiver formuliert werden können.
    Es ist nämlich so, dass in der Tat z.B. Hausfrauen häufig vorgeworfen wird, dass sie durch ihr Hausfrauendasein der Gleichberechtigung schaden. Obwohl eher analysiert werden sollte, warum hauptsächlich Frauen sich für die Hausarbeit und Fürsorgearbeit verantwortlich fühlen, Männer aber in weit geringerem Maße.
    Was sie da über Gleichberechtigung schreiben, hat einen Hacken. Gleichberechtigung ist im Prinzip nicht die Gleichberechtigung von Männern und Frauen, sondern nur die Gleichberechtigung von Frauen. Die Rechte der Frauen wurden an die Rechte der Männer angeglichen. Deswegen können Frauen so tun, als gäbe es sie nicht, Männer aber nicht.

  8. @Sarah:
    1. Gleichberechtigung gilt per Definition für beide Geschlechter.
    2. Ich hätte jetzt nicht unterstellt, dass der Autor Frauen zum Vorwurf macht, a) Hausarbeit zu verrichten oder b) dadurch der Gleichberechtigung zu schaden (auch, wenn ich von solchen Vorwürfen gehört habe). Abgesehen vom unklaren Bezug des Fürwortes.
    3. Die Rechte von Männern werden auch an die Rechte von Frauen angeglichen; bspw. wurde erst in diesem Jahrtausend die allg. Wehrpflicht ausgesetzt.
    4. Wenn Frauen so tun dürfen, als ob es keine Gleichberechtigung gäbe, Männer aber nicht, hätten Frauen ein Sonderrecht. Ein Sonderrecht widerlegt die Existenz der Gleichberechtigung. Ergo gibt es keine Gleichberechtigung. Ergo können Frau nicht „so tun“ als ob es keine gäbe, weil weil man nichts vortäuschen kann, was tatsächlich vorhanden ist.

  9. @7: „fast 5€ für Tipps, die es auf pinterest gratis gibt“
    Andere Zielgruppe, anderes Selbstverständnis!

    @8: Ich weiß, Sie führen den Gedanken aus #7 nur konsequent weiter unter Ihrem Punkt 4, aber das macht die Argumentation nicht besser.
    Man müsste ja erst mal klären, ob Frauen tatsächlich „so tun dürfen“ …
    Dazu würde ich sagen: Ja, jeder hat das Recht sich so lächerlich zu machen, wie derjenige es will, muss dann aber auch mit den Konsequenzen (Gegenrede, Satire, etc.) rechnen.
    Lügen, egal von welchem Geschlecht, sind jedoch gesellschaftlich verpönt, was natürlich auch gut und richtig ist.
    Denke, das Problem hier ist, dass man sich niemals darüber einig werden kann, wann eine Gleichberechtigung vollständig errreicht wurde, da dort immer subjektive Dinge einfließen werden.

  10. Den Haushalt zu machen ist nicht dasselbe wie sich lächerlich machen.
    Den Haushalt zu machen (als Frau) ist nicht dasselbe wie zu tun, als gäbe es keine Gleichberechtigung. Wenn ein Mann den Haushalt macht, ist das ja auch noch kein Beweis, dass es Gleichberechtigung gibt.

    Was in dem Heft getan wird, ist, eine Vergangenheit, in der es definitiv weniger Gleichberechtigung gab als heute, zu verklären. Drei Tage statt drei Handgriffe. Industrie und Technik machen das Leben leichter.

  11. @mycroft
    Sie verdrehen einfach alles.
    „Den Haushalt zu machen (als Frau) ist nicht dasselbe wie zu tun, als gäbe es keine Gleichberechtigung.“
    Nein, aber wenn die Frau so tun wöllte, als gäbe es keine Gleichberechtigung, könnte sie z.B. den Haushalt allein machen.
    Das Beispiel wird mit jeder Wiederholung absurder.
    Ich bin jetzt davon ausgegangen, dass ein „so tun, als gäbe es keine Gleichberechtigung“ zu den damaligen Verhältnissen (Männer privilegiert, Frauen diskriminiert) führt. Denkbar wäre es auch unter umgekehrten Vorzeichen, dann müsste es für sie wieder passen.

  12. @sarah:
    Auch wenn Sie sich das nicht vorstellen können: es gibt tatsächlich einige Frauen, die den Haushalt alleine machen wollen. Es gibt auch Frauen, denen es wichtig ist, dass ihr Mann viel Geld verdient und Sie nicht arbeiten müssen. (genauso wie es Männer gibt, denen diese traditionellen Muster wichtig sind). Sicher ist das in jüngeren Generationen nicht mehr so stark der Fall, aber vorhanden ist das trotzdem noch.
    Und wie gesagt, da wir in einer freien Gesellschaft leben, ist das auch durchaus OK.
    Nur weil Sie sich das für sich selbst nicht vorstellen können, heißt es nicht, dass das nicht einige Leute so leben wollen.

    Ich kann mir daher auch gut vorstellen, dass eine Zeitschrift, die diese Klientel versorgt, gut „funktioniert“.

  13. @Pantelouris:
    Schöner Artikel mit sehr überraschendem Twist.

    Übrigens: Der Tipp mit der Spülmaschine steht in jeder Bedienungsanleitung. Die Geräte gehen nämlich auf Störung wenn wenn weniger Wasser raus kommt als rein ging.

    @8: „3. Die Rechte von Männern werden auch an die Rechte von Frauen angeglichen; bspw. wurde erst in diesem Jahrtausend die allg. Wehrpflicht ausgesetzt.“

    Aber nicht weil es die Gleichberechtigung fördert sondern weil es eine Streitkräftereform gab in deren Zuge die Personalstärke reduziert wurde. Im Kriegsfall wird das Gesetz genau so wieder aktiv wie es war.

    Und wir wollen doch bitte nicht vergessen das nur männliche Kinder beschnitten werden dürfen. Seit diesem Jahrtausend…

  14. @ ichbinich
    “Es gibt auch Frauen, denen es wichtig ist, dass ihr Mann viel Geld verdient und Sie nicht arbeiten müssen.“
    Wenn besagte Frauen die Wohnung putzen, das Essen kochen oder sich um die Kinder kümmern dann arbeiten sie.
    @Klaus Trophobie
    Die allgemeine Wehrpflicht wurde 1956 mit dem Wehrpflichtgesetz eingeführt. Damals betrug der Frauenanteil im Bundestag 10%. Ja, den Männern geht es auch schlecht, mögen sie sich doch bitte auch an jene wenden, die dafür die Verantwortung tragen und nicht immer den Frauen dazwischen grätschen.

  15. @7 Sarah
    Mycroft hinterfragt lediglich die Syntax eines Satzes, bewertet aber nichts im Punkt Gleichberechtigung.
    Ansonsten hat das was Sie über Gleichberechtigung schreiben einen Haken, generell gilt Gleichberechtigung für alle. Die Gleichberechtigung der Frauen ist eine Art Lex Spezialis, die diese Grundregelung präzisiert, es ist der zweite Absatz im GG, der den ersten präzisiert. Schon die Entstehungsgschichte ist spannend (Stichwort Elisabeth Selbert).
    Und im dritten Absatz ist sozusagen ein Diskriminierungsverbot wegen Sprache, Herkunft, Abstammung usw. geregelt, also auch hier wieder: Gleichberechtigung für alle.
    Ein Beispiel, das Sie widerlegt: „Frauen werden bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.“ Wenn dieser Satz in einer Stellenausschreibung steht und sich herausstellt, dass der zu besetzende Bereich aber bereits mehrheitlich mit Frauen ausgefüllt sind, kann die Firma arbeitsrechtlich Ärger kriegen.

  16. @Sarah:
    Ihre Ausführungen zeigen doch schön das es bei Feminismus eben nicht um Gleichberechtigung sondern um die Rechte der Frauen geht.

    Sie mögen es als „reingrätschen“ bezeichnen, ich stehe mit meiner Ausführung in erster Linie in Opposition zu Mycroft der Gleichberechtigung proklamiert wo es sie faktisch nicht gibt.

    Ich erwarte nicht das dieser Kampf von Feministinnen und Feministen ausgetragen wird. Wenn Anmerkungen wie von mir schon wie ein Affront erwidert werden dann vergiftet das den Diskurs. Damit ist niemand geholfen. Auch Frauen nicht.

  17. @JUB 68
    Die Gleichberechtigung der Frau (z.B. die Einführung des Frauenwahlrechts 1918) ist nicht das Gleiche wie der Gleichberechtigungsgrundsatz im Grundgesetz, der erst später kam.
    Ich habe mycroft so verstanden, dass er die Privilegiertheit der Männer in der Vergangenheit abstritt. Ein Beispiel: Bis 1977 brauchte die Ehefrau das Einverständnis ihres Mannes um einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Heute könnte sich die Ehefrau freiwillig den Wünschen ihres Mannes unterordnen (so tun, als gäbe es keine Gleichberechtigung) aber der Mann darf (rechtlich gesehen) der Frau nicht mehr verbieten zu arbeiten (so tun, als gäbe es keine Gleichberechtigung).
    Wenn von einer Gleichberechtigung von Mann und Frau gesprochen wird, dann wird daraus nicht ersichtlich, dass Männer gegenüber Frauen in zahlreichen Punkten privilegiert waren. So war es Frauen auch verboten Dienst an Waffen zu tun (siehe Tanja Kreil, spannende Geschichte). Dass sich aus dieser Diskriminierung für sie praktisch ein Vorteil ergab, lag zu 90% in der Verantwortung von Männern, denn diese hätten die Macht gehabt das zu ändern. Jetzt ist Frauen der Dienst an Waffen übrigens nicht mehr verboten und die CDU debattierte diesen Sommer über eine Rückkehr zur Wehrpflicht für Frauen und Männer.
    Auf den Gleichberechtigungsgrundsatz im Grundgesetz kann sich jeder vermeintlich diskriminierte Bürger berufen.

  18. @Sarah:

    Das Beispiel wird mit jeder Wiederholung absurder.

    Ja, das liegt daran, dass es von Anfang an etwas abwegig war. Es funktioniert eben nicht.

    Ja, den Männern geht es auch schlecht, mögen sie sich doch bitte auch an jene wenden, die dafür die Verantwortung tragen und nicht immer den Frauen dazwischen grätschen.

    Männer haben sich an die gewandt, die die Verantwortung dafür tragen, und jetzt ist eine Ungleichbehandlung eben „ausgesetzt“. Ja, das hat eigentlich andere Gründe als die Gleichberechtigung, aber uneigentlich ist das ein Teil des gesellschaftlichen Fortschrittes.

    Aber umgekehrt, wenn Sie oder Herr Pantelouris oder sonstwer Gleichberechtigung daran festmachen, wie in einer Beziehung Haushaltsarbeiten verteilt oder auch nicht verteilt werden, wenden Sie sich doch auch an die, die dafür verantwortlich sind! Kein Gesetzgeber und keine Gesellschaft – in D. jedenfalls – schreibt vor, dass nur die Frau in einer Beziehung die Hausarbeit machen darf. Wenn eine Frau also beklagt, dass ihr Mann sich nicht an der Hausarbeit beteiligt, muss sie sich demnach an ihren Mann wenden, und nicht an Dritte.

    @Klaus Trophobie:
    Ist ein bisschen älter, aber eine Ungleichheit ist schon deutlich zurückgegangen:
    https://www.boeckler.de/46010.htm#

  19. @Sarah, #17:
    Das hatte sich sich leider überschnitten: ich bestreite keineswegs die Existenz von Privilegien von Männern, die Haushaltsfrage ist aber nicht geeignet, das daran festzumachen, jedenfalls nicht seit 1977 in D., weil das jetzt jedes Ehepaar selbst entscheiden kann.
    Die Wehrpflicht nur für Männer ist aber keinesfalls ein Privileg, denn ein Privileg ist ein Sonderrecht, und eine Pflicht ist kein Recht. Also ist eine Pflicht kein Privileg. Offenbar wurden in dieser Sache Frauen UND Männer gleichermaßen benachteiligt, indem man ihre Möglichkeiten beschnitten hat, ihr Leben zu führen. Ich möchte aber hinzufügen, dass Männer davon mehr als Frauen benachteiligt wurden, weil Frauen durch das Wehrpflichtgesetz mehr Optionen als Männer hatten, und außerdem, was ihre allg. Lebenserwartung betraf.
    Dass die Wehrpflicht zu „90%“ in der Verantwortung von Männern lag, halte ich aber für ein Gerücht. Die Mehrheit aller Wahlberechtigten in D. ist weiblich, direkt nach dem Krieg erst recht, wenn Frauen trotzdem keine Frauen wählen wollen, ist das nicht meine Schuld, und dass Frauen Männer wählten, die eine Wehrpflicht nur für Männer einführten, joah nee. Wer ist da wem reingegrätscht?

  20. „Gleichermaßen“ benachteiligt ist natürlich Quatsch.
    Sollte heißen, sowohl Männer als auch Frauen haben Nachteile, aber eben nicht gleich große.

  21. @17 Sarah
    Ich hatte es eben so gelesen, dass mycroft im ersten Kommentar den Satzbau hinterfragt, sonst aber nichts. Das die Gleichberechtigung von Mann und Frau de jure existiert, de facto aber nicht vollständig, bestreite ich nicht.
    Ihr Beispiel ist mir bekannt, das gab 1977 ein Gerichtsverfahren zwischen zwei Eheleuten, was überhaupt erst dazu führte, dass man bemerkte, dass der § 1356 BGB in der damaligen Fassung dem Grundgesetz zuwider lief.

  22. Bin ich eigentlich der Einzige dem es so geht? Aber ich finde Männer, die bei jedem gesellschaftlichen Thema versuchen den Mann als eigentliches Opfer zu konstruieren so …. mimimi. Und ist das schon wieder männerfeindlich?

  23. Nein Mike, du bist da nicht alleine.
    Nebenan der Thread zu „Beziehungstaten“ zeigt das wie immer exemplarisch. Ebenso verhält es sich beim Thema Rassismus, bei dem die exakt gleichen Kommentarplatzhirsche dem dummen ohne Arierstammbaum erklären wollen dass sie sich nicht so anstellen sollen und im Grunde der WHAM das eigentliche Opfer in jedem Diskriminierungdiskurs darstellt.

  24. Schon mal darüber nachgedacht, dass die Welt etwas komplizierter sein könnte als: „Wenn Gruppe A benachteiligt ist, sind alle Angehörigen von nicht-A immer und überall automatisch privilegiert“?

    Die Pflicht, sich in Lebensgefahr zu begeben, ist nur mit viel Augenzwinkern als ein Privileg für die Betroffenen zu bezeichnen.

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