Mit Video!

Journalisten malen sich Elke-Twesten-Abgang im ZDF aus

Bitte gehen Sie nicht gleich wieder weg, aber wir müssen nochmal kurz über Elke Twesten reden, die ehemalige Grünen-Politikerin, die durch ihren Wechsel zur CDU die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen zu Fall gebracht hat.

In den mutmaßlich letzten Sekunden ihrer 15 Minuten Ruhm hat sie noch einmal für Schlagzeilen gesorgt. Sie hat am Wahlabend dem ZDF-Reporter Wulf Schmiese ein Interview gegeben. Oder – je nachdem, wo man darüber gelesen hat – verweigert.

„Focus Online“ berichtet unter der Überschrift: „Ex-Grüne Twesten will nicht mit Reporter reden“, auf Facebook von der Redaktion angeteasert mit dem Ausruf: „Sie wandte sich einfach ab!“

Web.de titelt: „Elke Twesten will nach Wahl in Niedersachsen nicht mit ZDF-Reporter reden“, und auch in den Berichten vieler anderer Medien klingt es, als hätte die ehemalige Abgeordnete das Interview abgebrochen. Zum Beispiel online bei der „Berliner Morgenpost“:

„Sie werden dem nächsten Landtag nicht angehören, aber Sie bleiben in der CDU, vermute ich“, stichelte Schmiese – und spielte mit der Bemerkung auf ihren Wechsel von Grün zu Schwarz an. Twesten wandte sich darauf wortlos ab.

Oder der „Welt“:

Twesten kam in dem Interview zu dem Schluss, dass die CDU einen hervorragenden Wahlkampf gemacht hätte und deren Inhalte überzeugt hätten. Eine Analyse, die den ZDF-Reporter nicht zufriedenstellte. Er stichelte: „Sie werden dem neuen Landtag nicht angehören, bleiben aber in der CDU, vermute ich.“ Twesten wandte sich wortlos ab.

Ich möchte wetten, dass niemand der Autoren dieser Berichte die Szene, die sie beschreiben, tatsächlich gesehen hat, denn es war weder ein Abbruch des Gesprächs noch seine Verweigerung. Das Interview war beendet – Schmiese schob den Satz als Abbinder hinterher.

Sehen Sie selbst:

Nicht Twesten wendet sich ab, sondern Schmiese. Und man kann sogar noch erahnen, dass sie auch nicht „wortlos“ bleibt, sondern auf die Vermutung, dass sie in der CDU bleibt, mit „ganz genau“ antwortet – was man aber nicht mehr hört, weil Schmiese ihr das Mikrofon nicht mehr hinhält.

Es gibt sicher größere und folgenreichere journalistische Fehlleistungen, als diese kleine Situation falsch darzustellen und ein bisschen zu skandalisieren. Aber wenn es Medien nicht einmal gelingt, einen Vorgang richtig darzustellen, der sich vor aller Augen, vor Kameras, im Fernsehen, abgespielt hat – wie wollen sie richtig über Dinge berichten, die weniger gut dokumentiert sind?

Ich vermute, dass es einen Stille-Post-Effekt gab, nachdem „Spiegel Online“ über das Interview berichtete. Dort hieß es:

Schmiese verabschiedete Twesten mit den Worten: „Sie werden dem nächsten Landtag nicht angehören, aber Sie bleiben in der CDU, vermute ich“, und spielte damit auf ihren Wechsel an. Darauf antwortete Twesten nicht mehr und wandte sich ab.

Das war auch nicht ganz richtig, aber weniger falsch als das, was die Kollegen später, mutmaßlich beim Abschreiben, daraus machten. Bei „Spiegel Online“ folgte auf den Absatz übrigens dieser:

Einige Nutzer goutierten den Seitenhieb. Der Nutzer @JEV_AR nannte die Anspielung „Weltklasse“, @Ghost_7 schreibt, „meiner TL entnehme ich, dass Elke #Twesten das Mimiministerium übernimmt.

Das ist Online-Journalismus 2017: Festhalten, dass „einige Nutzer“ (von was auch immer) etwas „goutierten“. Notieren, was irgendein @plumpiquatschi irgendwo zu irgendwas gesagt hat.

Hätte man sich auch nur eine Sekunde tatsächlich dafür interessiert, hätte man vielleicht gemerkt, dass es sich bei dem Nutzer @JEV_AR um den niedersächsischen SPD-Kommunalpolitiker Andre Reichert handelt. Das wäre keine völlig irrelevante Information gewesen, wenn man das Getwitter für relevant gehalten hätte, was offenbar nicht einmal der „Spiegel Online“-Kollege tat, der daraus einen Artikel machte.

Ich schweife ab.

Da ist also etwas anscheinend Bemerkenswertes im Fernsehen passiert, an einem Wahlabend, während der Wahlberichterstattung, in einem der beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme. Und in diesen ganzen Online-Redaktionen, die wegen der Klicks keinen Aufreger verpassen dürfen, hat niemand ein Gerät, einen Festplattenrekorder oder etwas ähnliches, mit dem er nachgucken kann, was dort passiert ist, oder es seinen Lesern sogar – zeigen?

Bei web.de steht in der aufgeregten falschen Geschichte von der Politikerin, die nicht mit dem Reporter reden wollte, über die Szene der hilflose Satz: „Der Beitrag ist im Internet aktuell nicht zu finden.“ Tja, da hat man dann als Online-Journalist natürlich keine andere Möglichkeit, als sich einfach selbst auszudenken, wie es wohl gewesen sein könnte.

Wer nach einem Video von der Szene sucht, findet es übrigens scheinbar auf den Seiten mehrerer Online-Medien. „Ex-Grüne Twesten will nicht mit Reporter reden – Video“ steht im Browser über dem „Focus Online“-Stück. Das Video ist aber nur die übliche, billig mit Fließband-Produktions-Software und Archivfotos bestückte Nacherzählung des Artikels, ohne Aufnahmen von der Situation selbst.

Die „Rheinische Post“ berichtet online am Montagmorgen:

Der ZDF-Reporter Wulff Schmiese war am Sonntagabend auf der Wahlparty der niedersächsischen CDU unterwegs. Laut Medienberichten gelang es ihm, Elke Twesten vor sein Mikrofon zu bekommen.

Ist das nicht traurig? Ein Medium berichtet, dass „laut Medienberichten“ etwas am Vorabend in einem Medium berichtet wurde. Aber auch hier fehlt der Hinweis nicht, dass „etliche Nutzer auf Twitter“ den Reporter gelobt hätten. Auf Facebook meint „RP-Online“ übrigens, es sei zu einem „Schlagabtausch“ zwischen Twesten und Schmiese gekommen, was nicht nur falsch ist, sondern auch der Behauptung im eigenen Artikel widerspricht, sie sei wortlos gegangen, die auch falsch ist.

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet am Montagnachmittag:

Auf dem Weg durch das weitläufige Leineschloss begegnete sie ZDF-Reporter Wulf Schmiese, der mit ihr ein kurzes Interview führte. Zur Verabschiedung konnte er sich einen fiesen Kommentar nicht verkneifen: „Sie bleiben in der CDU – vermute ich.“ Dem Vernehmen nach drehte sich Twesten um – und ging. Wortlos.

Möglicherweise war das alles zu viel für die Mutter dreier Töchter.

Ja, möglicherweise war ihr das alles zu viel. Aber möglicherweise auch nicht. Möglicherweise hätte man das rund 20 Stunden nach dem Geschehen auch nicht spekulieren müssen, wenn man den Inhalt einer Fernsehsendung nicht „dem Vernehmen nach“ kolportieren müsste, anstatt sich auf irgendeinem Zauberweg die Fernsehszene zu besorgen.

Noch einmal: Es gibt sicher folgenreichere journalistische Fehlleistungen. Aber wie wollen Journalisten denn den Menschen erklären, dass sie die Instanz sind, die mit „Faktenchecks“ und Recherche den vielfachen Unsinn aussortieren, der im Netz und in der Welt kursiert, wenn sie sich im Zweifel und ganz ohne Not damit zufrieden geben, noch weniger zu wissen als die Unbekannten, deren Tweets sie abschreiben?

Nachtrag, 19. Oktober. In der neuen Ausgabe der gedruckten „Zeit“ findet sich folgende Beschreibung dessen, was sich da am Wahlabend abgespielt haben soll:

Um 17.30 Uhr fragt ein Reporter des ZDF genüsslich, ob Twesten denn jetzt in der CDU bleibe.

Ihr fällt nicht mal mehr eine Phrase ein. Sie läuft einfach weg.

Das ist besonders erstaunlich, denn die Autorin hat Twesten angeblich den ganzen Wahltag begleitet. Der Text bringt dabei auch die Uhrzeiten durcheinander – die Szene ereignete sich natürlich erst, nachdem es die ersten Hochrechnung gab, genau gesagt um 18:20 Uhr.

Auf Nachfrage, wie es zu dieser Schilderung der Situation kommt, erklärt uns die „Zeit“:

(…) in der Tat hat unsere Redakteurin Stefanie Flamm Elke Twesten den ganzen Tag begleitet. So stand sie auch daneben, als Wulf Schmiese vom ZDF das letzte Interview dieses Tages mit Twesten führte. Nach der Frage, ob sie denn jetzt in der CDU bleibe, wandte Twesten sich wortlos ab und verließ mit der Redakteurin den Landtag, ohne sich zu verabschieden. Wenn durch unsere Formulierung der Eindruck entstanden sein sollte, dass Frau Twesten das Interview verweigert habe, so tut uns das leid. Natürlich hatte Twesten Schmiese zuvor Rede und Antwort gestanden.

Nun ja: Und sich am Ende auch nicht wortlos abgewandt.

22 Kommentare

  1. Das ist nicht ganz richtig, zumindest was da über die SZ steht. Ich habe den ZDF-Reporter kontaktiert, eben weil die ZDF-Wahlsendung nicht mehr im Netz zu finden war und Frau Twesten hat auf eine Abfrage nicht reagiert. Deshalb kann ich zumindest zumindest für die SZ behaupten, dass wir sauber gearbeitet haben. Lars Langenau

  2. Sehr schön aufgeklärt. Man fragt sich, warum Pressefreihei so schrankenfrei per Grungesetz garantiert wird, wenn so nachlässig mit diesem Recht umgegangen werden darf.

  3. @Lars Lanenau: Das ist ja schön, wenn Sie sauber gearbeitet haben, aber wäre es nicht noch schöner, wenn auch stimmte, was Sie geschrieben haben?

    Und die Wahlsendungen von ARD und ZDF werden in der SZ wirklich nicht aufgezeichnet? Wie viele nachträgliche Anrufe man sich damit sparen könnte!

  4. @Lars Langenau
    Noch sauberer wäre es, wenn Sie nicht werbewirksam auf die Startseite ihres Arbeitgebers verlinken würden, sondern einsichtig auf die korrigierte Version ihres Artikels!

  5. Ist es nicht sehr übertrieben, diese stümperhaften Buchstabenansammlungen von web.de als „journalistisches“ Angebot zu bezeichnen?

  6. @Lars Lanenau

    Wenn keine Information darüber zu finden ist, lässt man zumindest den letzten, geschmacklosen und überflüssigen Kommentar weg. Aber das war wohl zu viel für eine renommierte Tageszeitung wie die SZ.

  7. „Es gibt sicher größere und folgenreichere journalistische Fehlleistungen, als diese kleine Situation falsch darzustellen und ein bisschen zu skandalisieren. Aber wenn es Medien nicht einmal gelingt, einen Vorgang richtig darzustellen, der sich vor aller Augen, vor Kameras, im Fernsehen, abgespielt hat – wie wollen sie richtig über Dinge berichten, die weniger gut dokumentiert sind?“

    So ist es. Man findet ja immer wieder solche „Begebenheiten“, wo ein eigentlich eindeutiger Sachverhalt unrichtig dargestellt wird (ohne, dass eine angemessene nachträgliche Korrektur stattfände). Teilweise sogar in heiklen Fragen – wie zum Beisiel hier:
    http://www.bildblog.de/19414/macht-der-islam-jugendliche-gewalttaetig/

    (Speziell dazu nur am Rande dies: Wie wollen Medien, die die dort verlinkten Artikel entweder noch online haben, oder sie ohne Korrektur gelöscht haben, die AfD auch nur mit einem Funken von Glaubwürdigkeit kritisieren können? Und wie würden die ganzen „Faktenchecker“ sich in einem vergleichbaren Fall die AfD zur Brust nehmen?)

    Und hier geht es wohlgemerkt ja nicht mal um grundsätzliche Voreingenommenheiten oder systematische Verzerrungen (wie etwa das „Propagandamodell“ von Herman und Chomsky sie voraussagt). Nein, hier geht es eher um „Zufälligkeiten“.

    Die einzig plausible Schlussfolgerung lautet m.E., dass es vielen Medien gar nicht so furchtbar wichtig ist, ob sie die Wahrheit berichten oder nicht. Ihnen geht es erst mal um anderes – etwa darum, eine interessante Story zu bringen oder dem Herdentrieb zu folgen. Ist die entsprechende Geschichte wahr, dann umso besser. Ist sie halt unwahr, dann geht die Welt doch auch nicht gleich unter.

    Als das Wort von der „Lügenpresse“ aufkam, haben die Medien sich fürchterlich echauffiert und es kurzerhand zum Unwort erklärt. Die Frage, ob der Kampfbegriff, so überspitzt und ungerecht er sein mag, nicht doch ein Körnchen Wahrheit enthalten könnte, wurde nach meinem Eindruck hingegen nicht allzu oft selbstkritisch erörtert. Und auch nicht die Frage, ob die Medien hierzulande – abgesehen von wenigen Ausnahmen und kleinen Einschränkungen – tatsächlich glaubwürdig für ein hohes Maß an Wahrhaftigkeit und Akkuratesse stehen, oder ob da nicht einiges im Argen liegen könnte. Und auch, wie man aus Fehlern – wenn man sie sich denn eingestehen würde – lernen und substantielle Verbesserungen erreichen könnte, war augenscheinlich kein großes Thema.

    Wir haben es hier mit einer interessanten kognitiven Dissonanz zu tun: In der eigenen Wahrnehmung hegt man eine heroische Liebe zu Werten wie Wahrheit, Faktentreue, Seriosität, gutem Journalismus usw; und man empfindet es als grobe Unverschämtheit, wenn jemand dieses hohe Berufsethos aggressiv in Zweifel zieht. In der Realität hingegen erweisen sich die vorgenannten geheiligten Werte immer wieder als doch ziemlich entbehrlich.

    Ich glaube auch nicht, dass sich daran auf absehbare Zeit irgendetwas nennenswert ändern wird, egal, wie die Medien das in sie gesetzte Vertrauen ihrer Konsumenten untergraben und sich selbst schaden mögen. Offenbar können oder wollen sie einfach nicht anders.

  8. Aus DDR-Zeiten ist der nette Journalisten-Satz überliefert: Lieber mit ADN falsch als alleine richtig.

  9. @9:
    „(…) etwa darum, eine interessante Story zu bringen oder dem Herdentrieb zu folgen. Ist die entsprechende Geschichte wahr, dann umso besser. Ist sie halt unwahr, dann geht die Welt doch auch nicht gleich unter.“

    Man Folge der Spur des Geldes.
    Kontroverse ist Profit, Recherche ein Kostenfaktor.
    Glaubt hier irgendwer, die Youtuber-Generation macht ihre YT Channels aus aufklärerischen Gründen?
    Man kann damit scheiße viel Geld verdienen.
    Der Springer-Verlag ist sicher nicht so groß geworden, weil er für differenzierte Berichterstattung von der Leserschaft belohnt wurde.

    „Riesenexplosion auf der Sonne!“
    Whoa guck mal – Die Sonne ist explodiert! Steht da doch!
    (Echt erlebt!)

    Ein abgebrochenes Interview spielt da genau in das Bild der Zielgruppe rein: Politiker, die sich wegducken und Journalisten, die die Politiker nicht in den Griff bekommen – Armes Deutschland, blablub.

    Die Verbreitung von Falschmeldungen ist also vor Allem eines:
    Ein Mittel zur Geldvermehrung. Steve Bannon kann ein Lied davon singen.

  10. @Lars Lanenau/Langenau
    Jetzt würde mich aber schon irgendwie interessieren, was denn der kontaktierte ZDF-Reporter genau erzählt hat.
    Aber mal ehrlich: „Möglicherweise war das alles zu viel für die Mutter dreier Töchter.“ Im Ernst? Was soll denn so ein Satz? Das ist doch mindestens mal dämlich. Sie schreiben später(?) selbst: „Seit ihrem Austritt aus der Grünen-Fraktion bekam die Mutter dreier Töchter Hassbriefe und in den „sozialen Medien“ wurden hämische Kommentare über sie ausgekübelt“. Vor diesem Hintergrund ist so ein Satz fast schon perfide. Oder war das einfach nur zufällig die Stelle, an der biographische Informationen untergebracht werden sollten und anstelle der „Mutter dreier Töchter“ hätte genauso gut „die in Scheeßel geborene 54-Jährige“ stehen können?

    @SVENR, #3
    Das war wörtlich auch meine erste Reaktion.

  11. Also nochmal: Der Beitrag war bis Montag am frühen Abend NICHT in der Mediathek von ZDF zu finden (die SZ zeichnet sowas auch nicht mehr auf, da es eben Mediatheken gibt). Ich konnte den Beitrag also persönlich nicht sehen, fand die Schmonzette aber lustig, die jedoch nur eine Petitesse des Textes ist. Also Wulf Schmiese angemorst: War das so und wo kann ich den Beitrag finden? Anwort: In der ZDF-Mediathek zwischen 18.15 und 18.30. War da aber nicht zu finden. Wieder Schmiese angemorst. Er versprach sich darum zu kümmern, schrieb er um 17.11h. Da ich die Nacht vorher die Wahl gecovert hatte und anschließend noch Anne Will besprochen habe, hoffe ich um Nachsicht, dass ich mich dann auf das „Vernehmen nach“ verlassen habe, irgendwann Feierabend gemacht habe und es am nächsten Tag vergessen hatte. Inzwischen ist der Text mit einer Korrektur versehen, dass sich zuerst Schmiese wieder der Kamera zuwendete – und auch die biografischen Angaben sind an die richtige Stelle gerückt. Also danke für die Hinweise, obwohl ich das nach wie vor für eine Petitesse halte, ist es immer gut, über seine Arbeit zu reflektieren.

  12. Ich halte es nicht für eine Petitesse, da in dem Artikel der Eindruck erweckt wird, sie wäre eingeschnappt gewesen und hätte das Interview abgebrochen. Das war aber absolut nicht der Fall. Und ich wäre ziemlich entsetzt, wenn jemand so eine Falschinformation über mich verbreiten würde, weil ein Interview-Abbruch ja schon einiges über den Charakter und die Nervenstärke eines Politikers aussagt.

  13. @ Anderer Max:

    „Man Folge der Spur des Geldes…Der Springer-Verlag ist sicher nicht so groß geworden, weil er für differenzierte Berichterstattung von der Leserschaft belohnt wurde.“

    Das ist ein grundlegenden Problemen mit dem Journalismus (eines von mehreren): So lange das Anreizsystem nicht stimmt, wird sich vermutlich kaum etwas ändern. Das Anreizsystem grundlegend zu ändern, dürfte allerdings wohl nicht gerade einfach sein – zumal man die Pressefreiheit (zurecht) ja auch nicht massiv einschränken möchte.

    @ Lars Langenau:

    Immerhin: Der relativierende Zusatz „Dem Vernehmen nach“ und die spätere Korrektur sind jedenfalls löblich. Dadurch haben Sie transparent gemacht, dass Sie nicht sicher wussten, was passiert war, bzw. dass Sie bereit waren, sich zu korrigieren, als Sie neue Infos bekommen haben.

    @ alle: Das Kopfnicken von Twesten kann man sogar als kurze Antwort auf die Frage von Schmiese interpretieren. (Sie hat sein Schluss-Wort m.E. nonverbal bestätigt.)

  14. Als jemand, der das nicht im TV gesehen hatte und nur die Nachrichtenschnipsel mitbekommen hatte, muss ich echt sagen: Was da wirklich war, ist etwas gaaaaanz anderes, als sich mein Kopfkino aufgrund der Schlagzeilen ausgemalt hat.

    Echt, das ist für mich als Mediennutzer zum Ausrasten, geht gar nicht, wenn wir hier auf Arbeit so arbeiten würden, dann würden unsere Kunden uns unten am Empfang die Bude einrennen und den Pförtner vermöbeln und zwar zu Recht.

    Meine Güte, „wir zeichnen TV nicht mehr auf, weil es Mediatheken gibt“, ja Herrgott, dann sagt euren kapitalistischen Eignern, dass es sich halt böse auf die Qualität auswirkt, wenn man am billigen USB-Stick zum Aufzeichnen spart und sich auf Mediatheken verlässt, die ja auch noch aufgrund des Leistungsschutzrechtes der privaten Raffkes Löcher aufgrund von notwendigem Löschen haben…

    Mann, kannste dir nicht ausdenken…

    Und der Schmiese lässt sich sogar noch von Kollegen anmorsen, ich hätte die ja alle mit Verweis auf „lief doch im TV“ abgewimmelt, boah, wär ich da abgenervt. SZ, Qualitätspresse, ja ja, vielleicht mal nach relevanten Stories gucken und nicht nach „lustigen“….

    Rafft ihr das denn nicht, dass man sich mit jeder einzelnen Kleinigkeit jedes Mal ein bisschen mehr der verbliebenen Restglaubwürdigkeit ruiniert?

  15. @Lars Langenau
    Danke für die schnelle Antwort.
    Der „Vorfall“, sofern man es so nennen mag, war sicher weder im Rahmen Ihres Textes noch des politischen Geschehens besonders bedeutend. Immerhin scheinen Sie ja eingesehen zu haben, dass dabei ein falsches Bild entstanden bzw. verfestigt worden ist.
    Was bleibt, ist der Gesamteindruck von Medien, bei denen einer vom anderen Kleinigkeiten ungeprüft übernimmt, wenn sie lustig sind oder vielleicht auch nur ganz gut ins Bild passen. Und bei der Gelegenheit vielleicht auch noch ein bisschen aufbauscht.
    War da nicht schon mal so was? Ach ja.
    Wie Stefan schreibt – gibt Schlimmeres, aber gut ist das nicht.

  16. Su funktioniert Mobbing. Ein Teil der Meute treibt das Opfer bewusst bösartig vor sich her und verbreitet Lügen über es. Ein Teil macht mit, weil es Spaß macht und man dazu gehören möchte und ein Teil davon ist dabei vorsichtig genug, sich hinterher nicht mehr als Petitessen vorwerfen lassen zu müssen und darauf verweisen zu können, er habe doch auch einschränkend „dem Vernehmen nach“ eingeflochten.

    Feindbildmalen funktioniert nach ähnlichen Mechanismen.

    Ich habe die Story übrigens fast für bestätigt wahr gehalten. Obwohl/Weil ich auch erfolglos nach einem Mitschnitt gesucht habe. Aber ich hatte es ja aus Quellen wie Spon und SZ. Die werden sowas ja nicht ungeprüft auf ihre Leser loslassen.

    PS: Dass es da was zu korrigieren gab und was korrigiert wurde, habe ich bei SZ/Spon nicht bemerkt. Sondern nur hier. Wie viele wohl nur bei diesen Qualitäts-Portalen lesen, aber nicht ÜM?

  17. <>

    Genau das. Danke dafür. Ganz schlimme Unsitte, die zudem auch noch voll gesellschaftsfähig geworden ist.

  18. das ist doch genau der Mist, der über den Die Partei-Mitglied bei der Buchmesse geschrieben wurde.
    Er selbst sagt, er habe einen Stoß abbekommen.
    Stunden später heißt es in den Medien, er sei verprügelt worden.
    Und am Ende stellt man doch nur fest, dass er nicht verprügelt wurde, aber in ein Gerangel geraten war.
    Und am Ende steht seine Glaubwürdigkeit auf dem Spiel, weil einige Journalisten fantasiert haben

  19. @20: die Falschmeldung mit dem Verprügeln wurde von Leo Fischer, einem Freund von Wehnemann, auf Facebook verbreitet. Einige Medien haben das dann verkehrterweise aufgegriffen. Wehnemann selbst hat zuerst von „niederstrecken“ gesprochen.

  20. @21 Walter
    so war es, habe das strecken mit stoßen verwechselt. Sorry!

    Medien haben es aber nicht nur verkehrterweise aufgegriffen, sondern ungeprüft weiterverbreitet.

    Das nimmt dann immer eine hohe Dynamik auf, so dass am Ende das „Opfer“ als Übertreiber da steht.

    Ähnlich wie die Dynamik bei der McDonald’s Körperverletzung mit Todesfolge in Offenbach am MAin.
    Da hat man das Todesopfer so heilig gesprochen (junge Frau, Lehramt, Ehrenamt) vor der VErhandlung, dass am Ende ihr Name quasi befleckt war, weil sie den Töter zuvor paar unnette Worte zurief.

    Da ich das hier in Rhein-Main beobachte, habe ich gerade beim hr den Eindruck, dass sie nicht nüchtern berichten können und gerne übertreiben und Dinge dazuspinnen – wie letztens das Kürzen von Andreas Nahle „auf die Fresse“, wo sie das gemeinsame Gelächter aller Anwesenden rausgeschnitten hatten.

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