Prinzessin Diana: Die Meute jagt sie heute noch
„Traurigerweise handeln viele meiner Erinnerungen an meine Mutter davon, dass ich versuchte, sie zu trösten“, sagt Prinz William in einer neuen BBC-Doku über Prinzessin Diana (zu sehen bis Ende September in der ZDF-Mediathek). Er erzählt:
Wenn wir zu ihr gingen, um mit ihr zu reden, mit ihr zu spielen, was auch immer – ganz oft war sie am Weinen. Und wenn es so war, hatte das immer mit der Presse zu tun. Über nichts hat sie in ihrem Leben so sehr geweint wie über die Verfolgung durch die Presse.
Jedes einzelne Mal, wenn sie vor die Tür ging, lauerten Fotografen auf sie, wie ein Rudel Hunde, die sie verfolgten, sie jagten, sie belästigten, die sie beschimpften und anspuckten, um eine Reaktion zu provozieren, um sie wütend zu machen, um ein Foto zu bekommen.
Heute vor 20 Jahren starb Diana, nachdem ihr Wagen, von Paparazzi gejagt, gegen einen Betonpfeiler gerast war.
„Wir sind entsetzt, geschockt, gelähmt“, schrieb „Die Aktuelle“ damals in einer eilig veröffentlichten Sonderausgabe, in der sie neben Trauerbekundungen vor allem eines druckte: Paparazzi-Fotos. Diana mit ihren Kindern am Strand; Diana auf der Yacht von Dodi Al-Fayed; Diana kurz vor ihrem Tod am Hotel; Diana, die „im Notarztwagen wiederbelebt“ wird.
Und so niederträchtig man das finden mag – für „Die Aktuelle“ war es bloß konsequent. Schon zu Dianas Lebzeiten druckten sie und viele andere deutsche Klatschblätter immer und immer wieder jene Bilder, die die Fotografen auf ihren Verfolgungsjagden erbeutet hatten: Privateste Momente aus dem Leben der Prinzessin, stolz präsentiert unter Schlagzeilen wie „Exklusiv-Fotos voller Zärtlichkeit“ oder „Verräterische Urlaubsfotos – Ertappt im Schnee“ oder „Dianas intimste Geheimnisse“.
Drumherum strickten sie ihre Knallgeschichten, von denen viele einfach frei erfunden waren. „Das neue Blatt“ zum Beispiel unterstellte Diana eine Affäre mit ihrer Schwägerin („Wie nah dürfen Frauen einander kommen?“); „Das goldene Blatt“ behauptete, sie leide unter Magersucht und lebe „in Aids-Angst“; die „Freizeit Revue“ druckte heimlich aufgenommene Bikini-Fotos („Darf sich Englands zukünftige Königin so zeigen?“) und titelte, sie sei mit Roger Moore fremdgegangen. (Um nur mal einen winzigen Ausschnitt zu zeigen.)
Und immer wieder: „Exklusivfotos!“, „Die allerneuesten Fotos!“, „Alles über die intimen Fotos!“
Dianas Bruder sagte am Tag ihres Todes:
Jeder Verleger und jeder Redakteur, der unfreiwillig aufgenommene Fotos gekauft und damit die gierigen und skrupellosen Fotografen ermutigt hat, hat heute Blut an seinen Händen.
Doch auch danach ließen die Blätter nicht von Diana ab. Schon kurz nach dem Tod der Prinzessin titelte „Die Aktuelle“:
Und während das Interesse der seriöseren Medien im Laufe der Zeit immer mehr nachließ, machte die Regenbogenpresse einfach gnadenlos weiter. Selbst heute erscheint immer noch fast jede Woche irgendeine Diana-Geschichte:
Viele davon sind uralte Gerüchte, die immer wieder neu aufgewärmt werden, einige beruhen auf vermeintlichen Enthüllungsbüchern, andere sind schlichtweg blanke Lügen.
„Die Aktuelle“ hat anlässlich des 20. Todestages Dianas in dieser Woche wieder eine Sonderausgabe herausgegeben, in der sie auf das Leben und Sterben der Prinzessin zurückblickt. Die Rolle der Medien wird dabei nur an einer einzigen Stelle thematisiert. Im Protokoll der „letzten Minuten ihres Lebens“ heißt es:
Die Prinzessin, ihr Bodyguard und Dodi steigen in den Mercedes. Der Fahrer rast los – angeblich wird Di von Paparazzi verfolgt.
Angeblich. Als wäre das bloß eine Theorie, eine Legende, eine falsche Unterstellung.
Neben verdrehten Fakten präsentiert „Die Aktuelle“ in ihrer Sonderausgabe aber vor allem eines: Paparazzi-Fotos. Diana mit ihren Kindern am Strand, Diana auf der Yacht von Dodi Al-Fayed, Diana kurz vor ihrem Tod auf der verzweifelten Flucht vor den Fotografen.
Im Editorial schreibt die Chefredakteurin:
Für uns ist [Diana] ein Stern, bis heute. Ein Leitstern der Menschlichkeit. Des Durchhaltevermögens. Und der Liebe. Sie war ein Engel, der viel zu früh davon flog. Doch in unseren Herzen hat sie einen Platz – für immer.
Und wenn da vor lauter Liebe und Menschlichkeit doch mal nichts mehr frei ist, dann kommt sie halt wieder auf die Titelseite.
Gibt es eine Affinität der Regenbogenpresse speziell zum englischen Königshaus? Was ist beim englischen Thron anders als bei anderen europäischen Prinzessinnen und Prinzen?
Stéphanie von Monaco will Pop-Sängerin werden, geht also gezielt in die Öffentlichkeit, reist zu den Musiksendungen diverser Fernsehsender in Europa (in Deutschland beispielsweise erscheint sie in der reichweitenstarken Sendung „Formel Eins“). In einem Musikvideo zeigt sie sich bei einer Motorradfahrt mit Leibwächtern mit Blaulicht, in einem anderen fährt sie im Golf-Caddy unter Palmen herum. Sie macht also in ihren öffentlichen Auftritten keinen Hehl aus ihrer reichen Herkunft.
Aber Jagdszenen mit Papparazi sind mir bei Stéphanie von Monaco nicht bekannt. Statt dessen findet sie kaum Beachtung, ihre dahingehauchten Musiktitel floppen, schließlich gibt sie ihren Berufswunsch als Pop-Sängerin wieder auf.
https://www.youtube.com/watch?v=pRwz748goQU