Journalismus-Show in Berlin

„The Pioneer“ feiert die Demokratie – oder doch nur sich selbst?

Das Bühnenprogramm von „The Pioneer” verspricht Großes, ist aber ziemlich unaufregend – im Guten wie im Schlechten. Es gibt viel Pathos, viel Musik und viel Gabor Steingart. Eine Reportage aus dem Berliner Theater des Westens.
Blick auf die Bühne beim Schlussapplaus
Hand in Hand für Demokratie: Journalismus-Pioniere in BerlinFoto: Stefan Niggemeier

Der Zuversicht müssen an diesem Abend ganz schön die Ohren geklingelt haben. Die Moderatorinnen Alev Doğan und Chelsea Speaker beschwören sie gleich in ihrer Begrüßung; Gabor Steingart spricht später von „Zuversicht, bis der Arzt kommt“, und Alev Doğan bekräftigt sie zum Abschied noch einmal ausdrücklich: „Wenn es eine Gemütslage gäbe, mit der wir Sie heute nach Hause begleiten dürften“, ruft sie dem Publikum im Theater des Westens in Berlin zu, „dann wäre es für uns die Zuversicht.“ Zuversicht, sagt sie, sei für sie kein krampfhafter Optimismus aus Mangel an Alternativen. „Ich meine Zuversicht als eine begründete Entscheidung. Und auch als Fähigkeit, die wir trainieren müssen.“

Wie damals auf der Titanic

So gesehen ist dieser Abend des Medienportals „The Pioneer“ ein hartes Workout. Denn so sehr die Zuversicht beschworen wird, so wenig liefern die gut zwei Stunden Programm Anlässe oder Gründe, an sie zu glauben. Stattdessen sagt der W…

4 Kommentare

  1. Steingart ist neudeutsch ein „Grifter“, jemand der um ein Produkt wie Journalismus herum Merchandise verkauft das eigentlich niemand braucht. US-Podcaster verticken Nahrungsergänzungsmittel, Steingart vertickt Tickets zu einer „Demokratie-Show“. Und geanu wie die Pillen ist das wirkungslos aber ungefährlich und da der Markt regelt muss jede/r selber wissen ob er 99 Euro für den Spass hinblättert…

  2. Armer Herr Niggemeier, das klingt wahrlich furchtbar! Wie Cluburlaubs-Dauerbespaßung ohne Pool und Palmen, dafür mit Gabor Steingart als Animateur. Und dann der Soundtrack! Fun ist ein Stahlbad – und ich frage mich ernsthaft, wer die Zielgruppe für sowas ist…

    „Sie müssen sich das so vorstellen wie auf der Titanic. […] Das ist die Situation, die wir haben.“

    Das muss man Herrn Feld lassen: In Sachen Metaphernsalat und schräger Analogien steht er dem Steingart in nichts nach.

    Das ist inzwischen eine große Sache: Journalismus auf die Bühne zu bringen.

    Finde ich eigentlich eher albern. Ich mag aber den Ansatz des DLF-Politikpodcasts, der nicht die Metropolen abklappert, sondern in kleinere Städte oder gar Dörfer geht (z.B. Meinersen bei Gifhorn) – nicht, um dort eine Show abzuziehen, sondern um ein typisches Podcastgespräch auf die Bühne zu bringen (mit anschließender Gelegenheit zur Diskussion).

    Weder Anbiederung ans Publikum noch dessen Belehrung. Einfach „Gesicht zeigen“ im buchstäblichen Sinne. Schätze, das trägt mehr aus als ein Dutzend The-Pioneer-celebrating-it’s-Founder-Halligalli-Events.

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