Attentat auf Charlie Kirk

Extrem offline: Warum Journalismus von der Internetkultur überfordert ist

Medien spekulieren, ob der Attentäter von Charlie Kirk nun links oder rechts war – und offenbaren dabei großes Unwissen über Subkulturen im Internet. Wer deren Jargon verstehen will, braucht Fachjournalist:innen.
Tyler Robinson, mutmaßlicher Mörder von Charlie Kirk
Tyler Robinson, mutmaßlicher Mörder des rechtsradikalen Aktivisten Charlie KirkFoto: Imago/Zuma Press Wire

Der Mord an dem rechtsradikalen Aktivisten Charlie Kirk beschäftigt seit Tagen die Medien. Auf der Suche nach einer Erklärung für die Tat stürzen Redaktionen sich auf jedes erdenkliche Detail über den Täter, der offensichtlich sehr aktiv in Online-Communities war.

Dabei zeigt sich, dass „Internetkultur“ im Journalismus gar nicht erst als Kultur begriffen und wahrgenommen wird. Gleichzeitig ist die Geschichte ein Lehrstück, wie die extreme Rechte Medien instrumentalisiert. Sie will Kirk zum Märtyrer stilisieren und so das Narrativ einer tödlichen linken Ideologie weiterstricken. Dabei ist bis jetzt völlig unklar, welches Motiv der Täter hatte und ob er einem politischen Lager angehörte.

„Bild“ und „Welt“ folgten dennoch der Lesart der Rechten. Beide brachten Schlagzeilen dazu, dass der mutmaßliche Täter mit einer trans Person zusammengelebt habe. Damit übernahm die Redaktion das rechte Framing, dieser Fakt allein böte Aufschluss über seine Ideologie oder gar sein Motiv.

Fehlschlüsse in deutschen Redaktionen

Aber auch andere Redaktionen scheiterten an der Einordnung der bisher bekannten Tatsachen. Denn der mutmaßliche Täter Tyler Robinson hatte offenbar in die Munition seiner Waffe einige Sätze graviert, die Anlass zur Interpretation boten. So stand beispielsweise auf einer Patrone eine Zeile aus „Bella Ciao“, auf einer anderen „Hey, Fascist! Catch ↑ → ↓ ↓ ↓“.

Für viele war damit die Motivation hinter der Tat klar – beispielsweise für den Trump-treuen FBI-Chef Kash Patel, der auch schon früher mit Verschwörungserzählungen in Verbindung gebracht wurde, aber auch für diverse Medien.

Das ZDF berichtete über „Patronenhülsen mit antifaschistischen Parolen“, „Focus online“ schrieb gar über „antifaschistische Sprüche und Transgender-Parolen“. Auch „t-online“ vermutete, bei der Tat gehe es um „Ansichten zu trans Menschen“. Die „Tagesschau“ vermutete immerhin „Hinweise“ auf ein „politisches Motiv“ und die „Berliner Morgenpost“ betitelte einen Text über Tyler Robinson zeitweise mit der Zeile „Linksradikaler Gamer?“.

Was wir über die Täterideologie wissen

Dabei hätten schon diese beiden Gravuren Menschen, die mit Internetkultur vertraut sind, aufhorchen lassen müssen. So bezieht sich „Hey, Fascist! Catch ↑ → ↓ ↓ ↓“ auf das Spiel „Helldivers 2“, das ironisch-zynisch auf ein faschistisches Regime blickt – und steht für eine Tastenkombination, die eine Bombe zündet.

„Bella Ciao“ dagegen – das einst eine antifaschistische italienische Hymne war – wurde durch das Spiel „Far Cry 6“ zu einem Meme, also zu einem witzigen Motiv, das sich im Internet verbreitet. Es wird auch im Kontext des Rechtsextremen Nick Fuentes und seiner Gefolgschaft, den so genannten „Groypers“, immer wieder zitiert. Sie halten Charlie Kirk für zu gemäßigt, für zu wenig rechts und störten immer wieder dessen öffentlichen Auftritte.

Wir merken also: Zwei der Indizien, die auf ein antifaschistisches Weltbild hindeuten könnten, funktionieren genauso als klassischer Gamer-Trollhumor, dessen Ideologie gänzlich unbekannt ist, oder sogar als Indiz für ein rechtsextremes Weltbild. Diese Gleichzeitigkeit der Dinge ist mitunter schwierig auszuhalten, aber es wird noch komplizierter.

Auf weiteren gravierten Patronen standen die Sätze „Notices bulge OwO what is this?“ und „If you read this you are gay lmao“. Das erste Zitat wurde von vielen Medien als Bekenntnis zur Furry-Szene gelesen, einer Subkultur rund um vermenschlichte Tiere, oder aber als Bezug zur LGBTQ*-Szene. Aber das zweite Zitat widerspricht dieser Lesart.

Was können wir also aus den Patronen ableiten? Vermutlich nicht so viel, wie wir uns das wünschen. Ja, vielleicht ist Tyler Robinson rechtsextrem, vielleicht sogar selbst Groyper, also Anhänger von Fuentes. Vielleicht aber auch einfach „nur“ ein Troll, dessen nihilistischer Edgelord-„Humor“ in einer Gewalttat mündete. Wir würden gerne mehr darüber wissen, nur: Bis hierhin haben wir keine klaren Bekenntnisse, keine Beweise.

Symbole und Codes ändern sich ständig

Titus Blome hat es für die „Zeit“ so formuliert:

„Mehrere der Memes verweisen tatsächlich auf die rechtsextreme Groyper-Bewegung, doch das grundlegende Problem mit Memes ist ihre Polysemie, ihre inhärente Mehrdeutigkeit. Memes sind Codes: Sie entstammen spezifischen Gruppen, verändern sich ständig und sind darauf ausgelegt, ein bestimmtes Publikum anzusprechen und ein anderes auszuschließen.“

Und genau das ist der Pudding, den viele Journalist:innen dieser Tage an die Wand nageln wollen. Subkulturen zeichnet aus, dass sie ihre eigene Sprache und Codes haben, gleichzeitig sehr lebendige, bewegliche Teile der Gesellschaft sind. Und seit „wir“ das Internet haben, hat quasi jede Facette unserer Persönlichkeit die Chance, eine eigene Subkultur zu finden, eine eigene Bubble, in der man seinesgleichen begegnen und sich mit und an ihr weiterentwickeln kann.

Früher waren solche Codes deutlich schneller zu entziffern: Es reichte, auf die Farbe der Schnürsenkel in den Springerstiefeln zu achten. Heute ist die Sprache der jeweiligen Subkultur deutlich subtiler – und häufig nicht einmal als solche zu erkennen. Alles ist kodierter, kleinteiliger, schnelllebiger. Oder denken Sie etwa bei sieben gekreuzten Strichen direkt an den Cartoon „Loss“? Nur Eingeweihte wissen, dass die Striche für Personen in einer Zeichnung stehen – und welche Geschichte dahintersteckt.

Stellt sich also die Frage, ob wir von dem Journalismus nicht zu viel erwarten. Ist es überhaupt möglich, alle diese Codes zu kennen oder gar zu verstehen? Vermutlich nicht.

Memes bloß nicht wörtlich nehmen

Es wäre von Journalist:innen zu viel verlangt, die Bedeutung jedes geposteten Doge-Meme erklären zu können. Aber häufig fehlt etwas Basales: die Sensibilität, hinter einem nicht direkt zuordenbaren Satz, hinter einer kryptischen wirkenden Botschaft oder einer scheinbar widersprüchlichen Aussage ein Meme zu wittern. Es braucht eine gewisse Fachkenntnis, ein ausgeprägtes Bauchgefühl, um diese Memes als solche zu erkennen und die erste Textebene nicht wortwörtlich zu nehmen. Memes haben verschiedene Ebenen, Memes arbeiten mit Sarkasmus und benötigen eben kulturelle Zugehörigkeit, um entschlüsselt zu werden.

Wenn wir aber Journalist:innen diese Leistung gar nicht abverlangen können, ist die Kritik an der Medienberichterstattung überhaupt legitim? Natürlich ist sie das.

Oder würden Sie einem Pilot verzeihen, wenn er Sie ins falsche Land brächte, weil er ihren Zielflughafen noch nicht geübt hat? Geben Sie sich mit einem Sesambrötchen zufrieden, weil der Bäcker bislang keine Erfahrungen mit Zimtschnecken hat?

Wir brauchen Korrespondent:innen im Netz

Es braucht Expert:innen – aber je nischiger oder unbekannter die Subkultur, umso kleiner wird auch die Auswahl derer, die darüber berichten können. Ich erinnere mich an die Recherchen aus dem rechtsextremen Untergrund, die davon geprägt waren, dass spezialisierte Journalist:innen wie Thomas Kuban undercover recherchiert haben.

Gute Berichterstattung funktioniert nicht ohne Menschen, die sich auskennen. Die Internetkultur leben. Die im Zweifelsfall wissen, wen sie anrufen oder fragen müssen.

Der mutmaßliche Mörder von Charlie Kirk wird häufig als „extremly online“ bezeichnet. Aber wie viele Texte von Menschen, die selbst „extremly online“ sind, haben Sie in deutschsprachigen Medien gelesen? Echte Einordnung lieferten stattdessen Posts bei Bluesky, Reddit oder Newsletter.

Während es Korrespondent:innen für Landespolitik, für die AfD, für Sicherheitspolitik oder gar den Kunstmarkt gibt, wird die sogenannte Internetkultur meist von denen abgedeckt, dessen Fachbereich sie gerade berührt – angereichert mit angelesenem Wissen. Angelesenes Wissen über eine Welt, die längst keine Nische mehr ist, sich quasi minütlich weiterentwickelt und sich immer stärker an sich selbst abarbeitet.

In einer Welt, die immer spezialisierter, immer kleinteiliger wird, ist es gefährlich, auf Generalisten zu setzen. Wer bei UwU zuerst an Ochsenknecht denkt, sollte eben nicht über Netzkultur schreiben.

42 Kommentare

  1. Christian Stöcker drüben bei Spiegel Online hat’s auch für Laien gut erklärt, eine positive Überraschung beim Spiegel.

  2. Die Groyper selbst feiern diese Tat als eine von ihnen. Man muss ja nicht so tief in der Materie der Internetkultur versumpft sein, um daraus etwas abzuleiten: Dass der Täter vermutlich ultra rechts ist. Zieht man den sozio-familiären Background mit das zu, dürfte es noch eindeutiger werden. Bei islamistischn gewalttaten klappt das journalistisch ja auch: Kaum bekennt sich irgend ein Furz-Arm des IS oder der Al-Quaida selbst zu einer völlig randommäßigen Tat, beanspruchen sie das für sich. Und die Presse springt über das Stöckchen und schreibt das denen auch zu. Für mich ist das ein ganz klarer Fall von Presseversagen nach dem Muster „auf dem rechten Auge mehr Dioptrien als auf dem Linken.

  3. Warum erwähnt der Autor nicht, dass es auch Journalisten und Medien gibt, wie zum Beispiel Christian Stöcker auf Spiegel.de,, die genau das, was er fordert (und verständlicher als er selber), geschrieben haben? Nur: Wie sollen das TV-Journalisten ihren Leuten auseinander puhlen?

  4. Auch Handelsblatt und FAZ haben das Narrativ des „linken“ Attentäters in ihren morgendlichen Newslettern übernommen.
    Angesichts des geringen Wissens der amerikanischen Bevölkerung bis in die Regierung hinein über europäische Geschichte und Kultur bezweifle ich, wieviele das „ciao, bella, ciao“ überhaupt zu- und einordnen können.

  5. Dieser Tyler Robinson lebt aber doch noch, oder?
    Das ist kein Amokläufer, der sich hinterher umgebracht hat? Er wurde bei seiner Festnahme nicht „versehentlich“ erschossen, und er wird hoffentlich auch nicht Opfer eines Anschlages, wenn er in Gewahrsam ist?

  6. Dieser Tyler Robinson lebt aber doch noch, oder?
    Das ist kein Amokläufer, der sich hinterher umgebracht hat? Er wurde bei seiner Festnahme nicht „versehentlich“ erschossen, und er wird hoffentlich auch nicht Opfer eines Anschlages, wenn er in Gewahrsam ist?

    1. Ja
    2. Ja
    3. Ja
    4. Voraussichtlich ja

    Add-On 5.
    Es ist nicht anzunehmen, dass die Überwachungskameras versagen. Deshalb hat er keine Chance, sich auf mirakulöse Weise zu suizidieren.

    Was nicht immer so läuft. Bei einem anderen Skandal hat es ja nicht nur Epstein getroffen, sondern auch einem in diesen Fall involvierten Chef einer französischen Modellagentur.
    Sachen gibt es.

    Mal sehen, was noch so rauskommt. Bis jetzt deutet sich aber nicht an, dass es ein von höherer Stelle orchestriertes Verbrechen ist.

  7. Ich bin schon viel im Internet unterwegs, aber diese Abgründe gehören dann doch wirklich nicht zum Allgemeinwissen – da braucht man schon Expert:innen, die sich für das lesen von 4Chan Schmerzensgeld verdienen und diese Feinheiten aufdröseln können.
    Es ist noch nichts bekannt, aber Eilmeldung Linksradikaler Täter – das war schon sehr peinlich!

  8. Dieser Artikel lässt mich leider ratlos zurück. Ich verstehe, dass Medien nicht ungeprüft Einschätzungen, hier zum Motiv, weitertragen sollten. Ja, das ist der Anspruch. Und dieser wird zu oft unterlaufen.
    Ich beobachte allerdings, dass unsere Medien nach einer gewissen Zeit – die braucht es halt einfach auch, und wir reden hier nur von Tagen – durchaus in der Lage sind, sich aufklärend und differenziert zu äußern. Die Beispiele sind im Artikel selbst und in den Kommentaren verlinkt/zitiert.
    Ich nehme also wahr, dass das, was der Artikel fordert, bereits gegeben ist.

  9. @#4: Ja, der Text von Christian Stöcker ist super, ordnet es genau richtig ein. Danke für den Hinweis! Ich kann dazu auch nochmal den Hinweis von #9 unterstreichen, den Text von Broderick et. al. zu lesen – und den oben genannten von Titus Blome in der ZEIT.

    @#10: „Nach gewisser Zeit“ ist da meines Erachtens leider nicht genug – zumindest nicht dann, wenn die falsche Erzählung einmal in der Welt ist. Der erste Teil deines Kommentars ist da, finde ich, der Kern. Es ist völlig legitim, die Füße stillzuhalten. Aber erstmal auf den ersten naheliegenden Gedanken zu setzen, obwohl man es schon da hätte bessermachen können, wären nur Menschen mit dem richtigen Blick dabei gewesen, finde ich ärgerlich.

  10. Naja, sofern der Verdächtige also befragbar ist – warum wartet man nicht ab, was er selbst dazu sagt? Oder wenigstens, ob er eine Aussage verweigert?
    Mögliche Motive:
    – Kirk ist zu rechts.
    – Kirk ist nicht rechts genug.
    – Kirk ist rechts, nimmt anderen Rechten aber das Publikum weg.
    – Kirk ist ausreichend rechts, aber man will es Linken ans Bein binden, um diese verfolgen zu können.
    – Kirks politische Einstellungen sind egal, er hat aber mal dem Täter die Freundin ausgespannt oder ähnliches.
    – Irgendwas mit Killerspielen.

    Habe ich alles?

  11. Sicher ist es interessant, wie tief man in Themen (hier; Internetkultur) eintauchen muss, um qualifiziert berichten zu können.
    Das gilt aber nicht nur für dieses Thema und lässt sich insbesondere bei solchen Ereignissen erweitern. Denn fast regelmäßig werden nach solchen Ereignissen die Schubladen gesucht und gefunden, in die Täter und Motiv gequetscht werden, anstatt einfach mal zu schreiben: wir wissen noch zu wenig, als dass wir sinnvoll darüber berichten könnten.

    @Mycroft: Nein. Die Debatte über den Waffenbesitz fehlt.

  12. @Chateaudur, #10

    Ja eben, die Zeit braucht es wohl. Das hat viele Medien, wie im Artikel gut belegt ist, ja nicht davon abgehalten, trotzdem sofort ihre Spekulationen und voreiligen Schlüsse zu veröffentlichen.

    Das ist doch das eigentliche Problem hier: dass sie es nicht fertig kriegen, erstmal abzuwarten, bis sie was sicher wissen oder einordnen können, oder ihr Nichtwissen als solches kennzeichnen.

    Wenn sie nach ein paar Tagen richtig berichten, dann zirkulieren die Lügen, Spekulationen und rechtsextreme Propaganda ja schon tagelang und lassen sich auch mit richtiger Berichterstattung nicht mehr einfangen.

  13. @T.Mido: Upps, mein Fehler.

    Ansonsten:
    Dass Medien möglichst besonnen und sachlich berichten sollten, ist ja richtig, aber die Spekulationen und VTs gibt es ja ohnehin.
    Und ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob es hier wirklich nötig ist, wirklich jedes Detail aus dem Leben des Beschuldigten zu analysieren, auch wenn es mit viel Expertise geschieht. Einen Spruch aus der Furry-Community kann der Mann ja auch so kennen.
    „Aber was haben die Illuminaten damit zu tun?“

  14. Der Autor arbeitet ja der Biographie nach für den ÖRR, ein Biotop, in dem genau die Fehler gemacht werden, die die Polarisierung überhaupt erst ermöglicht haben. Die ideologische Zugehörigkeit, die mitnichten ein Akt für Gleichberechtigung sondern schlicht „Flagsetting“ und „Virtue Signaling“ ist (Genderneusprech) transportiert ebendiese Information: der Autor gehört dem identitätspolitisch linken Spektrum an, ist aka „woke“.

    Der „Artikel“ (es ist eine Meinung, ein Kommentar) leitet direkt mit einer „Einordnung“ ein: „…dem rechtsradikalen Aktivisten…“.

    Den ÖRR habe ich immer sehr geschätzt, weil man solche Meinungstexte als Artikel in der „taz“ oder auf der anderen Seite in der „Jungen Freiheit“ las, dort auch im entsprechenden Ideologensprech formuliert.
    Der ÖRR bemühte sich um die Nennung von Tatsachen und hat diese recherchiert. Es wurde nicht geframt, nicht „eingeordnet“, nicht gelabelt, kurz: kein Journaktivismus wie dieser hier!
    Bzw. es gab ja Kommentare und Meinungen, was gut und wichtig ist, aber es stand klar formuliert so darüber. Neutralität ist „Haltung“ gewichen und das ist nicht gut, egal wie gut gemeint!

    Das Internet wirkt da wie ein Katalysator. Die Debatte verlagert sich aus Kneipen und Kaffeehäusern in die sozialen Netzwerke und teilweise in die Anonymität. „Influencer“, also schlicht Leute mit Reichweite, nimmt man schon wahr. Dabei macht man den Fehler, es als ein „Phänomen jüngerer Leute“ zu sehen. Gerade der ÖRR tut sich hier mit Fremdschäm-Formaten wie „Tagesschau Together“ oder diversen „Funk“-Produktionen sehr hervor.
    Die Blase scheint wenigstens beim Nachwuchs schon sehr in die Redaktionen eingezogen zu sein, aber das rächt sich!

    In der vielgescholtenen „Welt“ hat Ulf Poschardt es richtig eingeordnet: es ist noch nichts über den Täter und seine Motive bekannt. Was aber deutlich zu sehen ist, ist die Reaktion der üblichen Verdächtigen! Und das allein gereicht schon zu sehen, wes Geistes Kind manche ach so moralisch tuenden Leute doch sind.

    Persönlich finde ich fast alle von Kirks Positionen, von Israel einmal abgesehen, absolut indiskutabel. Aber eben nicht illegal.
    Sein „Aktivismus“, also umher zu ziehen und „proof me wrong“ zu sagen, ist – egal wie man inhaltlich zu ihm steht – gut und richtig in einer Demokratie.

  15. @Xennial: Etwas sehr vereinfacht ausgedrückt, verwendet etwa der Verfassungsschutz den Begriff „rechtsradikal“ genau so, wie Sie selbst Kirk beschreiben: „indiskutabel, aber nicht illegal“. Damit wird eine definitorische Grenze zum Rechtsextremismus gezogen, der explizit „gegen den Kernbestand unserer Verfassung – die freiheitliche demokratische Grundordnung – gerichtet“ ist.

    Die bpb schreibt dazu etwa: „Von den Behörden und der Sozialwissenschaft wird der Begriff Rechtsradikalismus seitdem in der Regel auf Personen und Organisationen gerichtet, die klar rechts der Mitte des politischen Spektrums stehen, dabei allerdings im Rahmen der Verfassung bleiben.“

    Ich wüsste also nicht, was genau nun gegen eine Einordnung Kirks als rechtsradikal spricht oder warum diese ein Beleg für „Journaktivismus“ oder Grund für andere raunende Unterstellungen sein soll.

  16. Jetzt werden schon Rechtsradikale als rechtsradikal bezeichnet, wo soll das bloß hinführen, da muss man ja vor lauter Verzweiflung AfD wählen, um es den Woken zu zeigen.

  17. Danke für diesen Ansatz, Definition ist hier wichtig! Die wissenschaftlich gängigen Definitionen von Rechts*extremismus* haben im Kern alle die Kombination eines ethnischen Volksverständnisses, das einer bestimmten Ethnie („Rasse“) überlegene Eigenschaften und Rechte zuschreibt, ein totalitäres Staatsverständnis und – damit einhergehen – das Ablehnen demokratischer Verfassungen insgesamt. Die (deutschen) Juristen zählen dazu auch ein gegen die FDGO gerichteter Aktivismus. Die NSDAP-Herrschaft wird dabei als ultimatives Beispiel gesehen.

    Kirk hatte ein reaktionär-konservatives Familienbild, das Progressive ablehnen. (Ich auch.) Es ist aber nicht Teil der Definition. Konservative werden von links oft als „Rechtsradikale“ diffamiert, wie Sozialdemokraten als „Marxisten“ (u.a. von Kirk) beschimpft werden. Das heißt aber nicht, dass das stimmt oder akademischen Ansprüchen genügt.

    Kirk hat eine reaktionär-konservative Einstellung gegenüber LGBTQ-Aktivismus, aber er spricht ihnen nicht das Existenzrecht ab, fordert sie in Lagern zusammenzutreiben usw… Ich kenne nicht viel von ihm, aber was ich kenne bezieht sich einzig auf Kritik an der explosiven Empörung von links, wenn man etwa einen Unterschied zwischen biologischen und Transfrauen bzw. -männern macht. Aber er fordert z.B. nicht, dass entsprechende Handlungen und Äußerungen unter Strafe gestellt werden sollen. Seiner traditionellen Familie aus Vater-Mutter-Kindern mag er Sonderstellungen einräumen wollen, aber das ist erst einmal auch kein Zeichen von Radikalität.

    Kirk vertritt keine „White Supremacy“-Standpunkte oder ähnlichen Kram.
    Kirk vertritt keine autoriäre Staatsphilosophie, im Gegenteil könnte man seine Äußerungen auf dieser Skala fast als libertär einordnen, von den extrem wertkonservativen Haltungen abgesehen.

    Die linken Gesinnungen haben im Journalismus schon immer eine Art Stammtischhoheit gehabt, allerdings die Fähigkeit, einen Konservativen von einem Rechtsextremen unterscheiden zu können, hat sie völlig eingebüßt. Von einem durchschnittlichen Antifa-Aktivsten („Hammer sein“) geht mehr Gewaltpotential aus als von einem wie Kirk.

    Man mag zu ihm stehen wie man will, aber zugute halten muss man ihm, dass er den Dialog gesucht hat. Das ist der richtige Weg! Das wäre es auch, wenn das einer der blauhaarigen Alternativen machen würde und an christlichen Universitäten in den USA mit Leuten Diskussionen führt. Ich glaube das passiert auch immer häufiger, zumindest sieht man solche Clips öfter.

    Verwechseln darf man bei all dem auch nicht die politische Kultur in den USA und in Deutschland. Die Kirchen spielen bei uns eine viel geringere Rolle und auch Anzahl / Einfluss extremer, v.a. protestantischer Religiöser ist dort wesentlich größer.

  18. @Mr Re
    Diese fehlende Differenzierung und das reflexhafte Hicksen zur AfD ist genau, was ich beschreibe!
    Es gibt schon einen Unterschied zwischen einem bayerischen CSU-Stammwähler und einem NPD-Schläger.
    Genauso gibt es den zwischen einem linken SPD- oder Grünwähler, der von einem Wohlfahrtsstaat und durchregulierter Planwirtschaft mit Erfolg auf Antrag träumt und einem Antifanten, der vermeintlich Reiche oder Reaktionäre mit dem Hammer angreift.
    Aus der Perspektive der jeweils leicht gemäßigteren Exemplare hier scheinen die Unterschiede auf der jeweils anderen Seite aber nicht mehr sichtbar zu sein.

    Wer nicht gendert, Quoten gut findet, Auto fährt, … ist „rechts“ ™ und muss zum Schweigen gebracht werden. Das ist ja alles keine Meinung mehr sondern Hassundhetze ™.

  19. @Xennial: Nö, Sie beschweren sich, dass ein Rechtsradikaler als rechtsradikal bezeichnet wurde, um darauffolgenden eine Tirade gegen die Öffentlich-Rechtlichen zu starten und nach dem Hinweis, dass der Rechtsradikale tatsächlich rechtsradikal ist, folgt eine Polemik gegen „Antifanten“ und Planwirtschaft. Wenn Sie glauben, dass das Diskurs ist, sollten Sie sich nicht wundern, dass kaum jemand ernsthaft mit Ihnen diskutieren will.
    Und bevor man einen politischen Akteur einordnet, von dem man selbst sagt, man wisse wenig über ihn, außer, dass er die bösen Linken kritisiert, die eh viel schlimmer sind, sollte man sich über ihn informieren, finde ich. Beispielsweise hier: https://www.adl.org/resources/backgrounder/turning-point-usa

  20. Eine Sache stört mich an dem Artikel. Nämlich dass fehlt, dass die Medien, die die Patronenbotschaften falsch deuteten die Patronenbotschaften auch falsch wiedergegeben haben.
    Auch die Zeit, neben Focus und ZDF und Tagessschau ließen Teile weg. Etwa, die Pfeilsymbole nach „Hey Faschist, fang“ oder dass auf insgesamt vier Munitionsteilen Botschaften gefunden wurden.

  21. „@Xennial: Nö, Sie beschweren sich, dass ein Rechtsradikaler als rechtsradikal bezeichnet wurde, um darauffolgenden eine Tirade gegen die Öffentlich-Rechtlichen zu starten“
    Nein, darüber beschwere ich mich nicht, das haben Sie mir unterstellt und ich habe dargelegt, warum das BS ist, was Sie bewusst oder unbewusst überlesen haben.

    Eine „Tirade“ war es auch nicht, ich habe konkrete Beispiele genannt, die eine klare Schlagseite zeigen, was sich auch im Thema des Textes und dem Umgang der ÖRR mit diesen Dingen zeigt.

    Wenn Medien jemanden oder etwas als „rechtsradikal“ bezeichnen, haben sie das einzuordnen. Das unterbleibt aber. Ihnen scheint es zu reichen, dass er rechts von Ihnen steht. Vielleicht denken Sie mal nach und kommen zu dem Schluss, dass Ihre Meinung weder die einzige noch die einzig grundgute ist.

  22. Ich habe mal nachgedacht und komme zu dem Schluss, dass das Vertreten rechtsradikaler Positionen es erlaubt, eine Person als rechtsradikal zu bezeichnen.

  23. @Mr. Re:
    Ich habe vor seinem Tod gar nicht von Kirk gewusst. Inzwischen habe ich ein paar Sachen gelesen und gesehen, und einige Sachen, die anderswo korrigiert wurden. (Zitate bspw. aus dem Zusammenhang gerissen, stark verkürzt oder erfunden.)
    Wussten Sie z.B., dass er die Auffassung vertrat, es gäbe keine Rassen? Rasse sei ein soziales Konstrukt und daher nicht genetisch.
    Aber gut, unterm Strich ist er vermutlich rechtsradikal oder keine Ahnung – dt. Begrifflichkeiten 1:1 auf andere Länder zu übertragen ist immer etwas schwierig – ist mir relativ egal.
    Aber der Täter, den kann man analysieren wegen ein paar Sprüchen, die er auf Patronen geschrieben hat. Bzw., dass das nicht geht, liegt nur daran, dass es zu wenig Experten gibt. Ich bin leicht genervt.

  24. Mr. Re
    Haben Ihre Gedanken auch die genauen Positionen erfasst, die angeblich rechtsradikal sein sollen und Sie können sie zur Begründung nennen?

    Ich habe von Kirk eine Menge ultrakonservative, aber keine rechtsradikale Position gelesen. Ich schließe aber nicht aus, dass Sie mich diesbezüglich erhellen können, wenn Sie sich ach so sicher sind.

  25. @Mr. Re
    Anstatt zu »erhellen« könnten Sie auch einen Pudding an die Wand nageln. Das wäre ein sinnvollerer Zeitvertreib. Schoko vielleicht? (Serviervorschlag.)

  26. Mr Re: nope, eben gerade nicht. Alexander Graf hat „Etwas sehr vereinfacht ausgedrückt“ wie er selbst gesagt meine Formulierung „indiskutabel, aber nicht illegal“ als die Definition des Verfassungsschutzes hingestellt. Das ist aber nicht nur sehr vereinfacht ausgedrückt, sondern absolut falsch.

    Wenn jemand, besonders ein Journalist, einem Menschen vorwirft rechtsradikal zu sein, hat er die Definition dafür zu liefern/zu referenzieren und konkrete Belege, was der Mensch getan oder gesagt hat, um dieser zu entsprechen.

    Kirk ist nicht gewaltbereit, völkisch / rassistisch, hat kein Klassen- oder Kastensystem gefordert (im Gegenteil), keine autoritäre Staatsphilosophie, ist nicht antisemitisch und leugnet auch den Gleichheitsgrundsatz nicht.
    Für den Ausdruck „rechtsextrem“ in Abgrenzung „radikal“ müsste er sogar aktiv die FDGO beseitigen wollen.
    Ich kann zumindest keinen Beleg dafür finden, dass er auch nur einen dieser Punkte in extremer Weise erfüllt.

    Anders sieht das aus, wenn man den Ausdruck „ultrakonservativ“ hernimmt. Oder die o.g. Maßstäbe an manche Figuren in der amerikanischen Politik anlegte. Aber das ist ein anderes Thema.

    Die Bitte war übrigens ernst gemeint, haben Sie vielleicht Belege gefunden? Ich habe mich mit Kirk erst nach seiner Ermordung beschäftigt, für mich war er ein MAGA-Sp_nner unter vielen.

  27. @ Xennial

    Kirk hat im Wired gesagt, er fühle sich unwohl, wenn er in ein Flugzeug steigt und sieht, dass der Pilot ein Schwarzer ist. Außerdem hat er behauptet, gerade schwarze Frauen hätten so unterkomplexe Gehirne, dass sie zu größeren Denkleistungen nicht fähig wären, und damit würde jede schwarze Frau, die in einer höheren Position wäre – wie zum Beispiel Michele Obama – einem weißen Mann den Posten wegnehmen.

    Und das ist also nicht rassistisch?

  28. Kirk schwadronierte auch vom „Großen Austausch“ und von „Remigration“.
    Das ist rechtsextrem. Ich frage aber auch keinen Rechtsextremen, wen ich rechtsextrem nennen darf tbh.

  29. Kirk hat im Wired gesagt, er fühle sich unwohl, wenn er in ein Flugzeug steigt und sieht, dass der Pilot ein Schwarzer ist. Außerdem hat er behauptet, gerade schwarze Frauen hätten so unterkomplexe Gehirne, dass sie zu größeren Denkleistungen nicht fähig wären, und damit würde jede schwarze Frau, die in einer höheren Position wäre – wie zum Beispiel Michele Obama – einem weißen Mann den Posten wegnehmen.

    Nur fürs Protokoll:
    Kirk hat nicht gesagt, er fühle sich unwohl, wenn er in ein Flugzeug steigt und sieht, dass der Pilot ein Schwarzer ist.
    Kirk hat außerdem nicht behauptet, gerade schwarze Frauen hätten so unterkomplexe Gehirne, dass sie zu größeren Denkleistungen nicht fähig wären, und damit würde jede schwarze Frau, die in einer höheren Position wäre – wie zum Beispiel Michele Obama – einem weißen Mann den Posten wegnehmen.

    Soweit unser kleiner Exkurs in die Realität.
    Wir geben zurück zu Retho.

  30. Nachtrag
    Nachdem ich jetzt die neuste Folge von Holger ruft an gehört hab, möchte ich das Wort rechtsradikal in meinem vorangegangenem Post durch rechtsextrem ersetzen (Danke für die Begriffsdefinition)

  31. MT, was ist der Grund, dass Sie und Ihre GenossInnen (m/w/d) diese Angst vor der Wahrheit haben?
    Im Tagesspiegel sind die Quellen verlinkt. Jeder kann sich davon überzeugen, was Kirk gesagt hat.
    Wie kommt es, dass Sie es trotzdem verfälschen (bzw. die von Retho verfälschten Aussagen bestätigen)?

  32. @FrankD
    Ihre überhebliche Attitüde können Sie sich an den Hut stecken…

    „Kirk war ein Kritiker des «Civil Rights Acts», der schwarze Amerikaner 1964 zu gleichberechtigten Wählern machte. Er nannte das Gesetz einen «Fehler» – es sei ein «Biest» und eine «Waffe gegen Weisse». “
    „2024 erklärte Kirk, wenn er ein Flugzeug betrete und sehe, dass sein Pilot schwarz sei, sei er besorgt: «Junge, ich hoffe einfach mal, dass er qualifiziert ist.»“
    https://www.watson.ch/international/rassismus/476023126-was-charlie-kirk-ueber-waffen-frauen-und-schwarze-dachte

    „Kirk habe dieses Format professionalisiert: „Er ging auf irgendeinen Unicampus mit vorbereiteten Provokationen – Abtreibung ist Holocaust, Islam ist anti-amerikanisch, Kirche und Staat sollen nicht getrennt werden, Schwarze haben niedrigeren IQ, etc. – und sendete dann seine besten Momente als Youtube-Video – jene, wo er meist jüngere, unvorbereitete oder einfach höflichere Menschen mit Schnellsprechen und Scheinargumenten überrannt hatte.“ Die Videos tragen reißerische Titel wie „Charlie Kirk zerstört Woke Lügen“.“
    https://www.volksverpetzer.de/analyse/hayali-recht-rechtsextrem-charlie-kirk/

  33. @FrankD
    Vielen Dank das sie für alle hier damit offiziell bestätigen dass sie ein Troll sind und ein Lügner.
    Daher habe ich die Quelle mit den Videos verlinkt dass sich jeder selbst überzeugen kann was genau gesagt wurde.
    Ich zitiere gerne auch noch einmal seine Aussagen:
    „We know you do not have the brain processing power to otherwise be taken really seriously. You had to go steal a white Person Slot to go be taken somewhat seriously.“
    „I`m sorry if I see a black Pilot I`m going to be like Boy I hope he`s qualified“

    Sie denken wohl wir sind hier im Forum genau so denkfaul wie der rechte Pöbel der sonst so durchs Netz schwirrt und jede Behauptung einfach blindlings glaubt.

    Aber ich vergas eigentlich meine eigene wichtigste Regel: Don´t feed the troll!
    Und damit ist die Diskussion mit ihnen beendet und sie werden in Zukunft ignoriert.

  34. Kirk soll auch mal gefordert haben, Schwule zu steinigen, was sich als sehr fehlerhaft wiedergegebenes Zitat erwiesen hat; weshalb ich inzwischen sehr misstrauisch bin.
    Das macht ihn natürlich nicht zu einem Heiligen oder „Märtyrer der Meinungsfreiheit“.
    Kirks Mörder gefährdet die Meinungsfreiheit aber trotzdem mehr als Kirk selbst.

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