Notizblog (37)

Ein Deutschlandfunk-Interview und die Frage: Wie kann es die Linke wagen, Jens Spahn zu kritisieren?

Kein Gespräch, sondern ein Schlagabtausch ohne Erkenntnisgewinn: DLF-Redakteur Christoph Heinemann nutzte die Vorwürfe gegen den ehemaligen Bundesgesundheitsminister dazu, die Linken-Chefin Ines Schwerdtner vorzuführen.
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Linken-Chefin Ines Schwerdtner (links), CDU/CSU-Fraktionschef Jens Spahn (rechts)
Linken-Chefin Ines Schwerdtner (links), CDU/CSU-Fraktionschef Jens Spahn (rechts) Fotos: Imago / Metodi Popow / photothek

Für den CDU-Fraktionschef Jens Spahn sind die Nachrichten gerade kein Quell der Freude. „In Bedrängnis“ sei er, heißt es da, „unter Druck“ oder „belastet von neuen Vorwürfen“. Es geht darum, wie er als Gesundheitsminister am Anfang der Corona-Zeit mithilfe eines Unternehmens aus seiner Heimat Masken beschaffte und möglicherweise einen Schaden in Milliardenhöhe produzierte. Das Recherchenetzwerk von SZ, WDR und NDR berichtete am Wochenende über die Untersuchung einer Sonderermittlerin, die unter Verschluss gehalten wird.

Die „Informationen am Mittag“ im Deutschlandfunk gestern dürfte Spahn dennoch gerne gehört haben. Auch darin ging es zwar um die Vorwürfe gegen…

10 Kommentare

  1. Mit dieser Logik könnte man nicht nur, man müsste sogar, jedem Einzelnen der CDU-Abgeordneten einen Strick aus Kohl, Schäuble, Spahn und Scheuer/Dobrindt drehen! Macht man komischerweise nicht!

  2. Es gibt diesen tollen 3/4 (+/-) des DLF-Programms die hervorragenden ÖR-Journalismus machen-toller value for money.
    Aber dann gibt es eben diese Totalausfälle wo man manchmal wirklich denkt, in der Morgenrunde wird ausgelost wer journalistisch an dem Tag mal richtig Scheisse bauen muss-im Namen der false balance, einer „man muss mit allen Politikern reden“ Haltung, oder einfach, weil man 2025 noch mal „SED-Nachfolgepartei“ in den Raum stellen möchte. Das sind nicht nur andere politische Meinungen, sondern falscher (das Gegenteil von richtigem) Journalismus und das Ignorieren von Erkenntnissen aus der Medien- und Kommunikationswissenschaft zu denen DLF auch Zugang hat.
    P.S.: Und bitte, bitte streicht Programme mit Zuschauerinnenbeteiligung-die grösste Zeitverschwedung seit es Podcasts gibt…

  3. Heinemann ist eine eigene Liga, aber bei den DLF-Politikerinterviews denke ich mir auch sonst oft: „Hoppla, I did not expect the spanish inquisition!“ Die Regieanweisung scheint zu lauten: Grundsätzlich Gegenposition einnehmen und den Gast aggressiv an die Wand drängen! „Verhörartig“ trifft es ganz gut…

    (Machen sie übrigens nur mit Politikern. Experten werden meist sehr zuvorkommend behandelt.)

  4. Gibt es beim DLF eigentlich eine Instanz, die die journalistische Arbeit der Redaktion kontrolliert oder nachbespricht. Früher nannte man diese Position Reaktionsleiter.
    Oder darf da jeder offenbar reaktionäre Mitarbeiter sein Mütchen kühlen? Weiss das jemand?
    Allerdings auch schade, dass sich Schwerdtner von ihm hat so vorführen lassen. Es gehören immer zwei dazu.

  5. @Martin Busche (#4):

    Oder darf da jeder offenbar reaktionäre Mitarbeiter sein Mütchen kühlen? Weiss das jemand?

    Hier sind zwei Dinge auseinanderzuhalten: Der Stil der Interviews und die inhaltliche Ausrichtung. Ersterer zieht sich durch, letzterer hängt an der Person.

    Wenn hier versucht wird, den DLF zu einem „reaktionären“ Sender zu erklären, bin ich raus. Das Spektrum reicht von links-identitär bis rechts-konservativ. In Reihen wie „Essay und Diskurs“ findet man beides und vieles dazwischen – und zwar auf hohem Niveau. Der Chef des Hauptstadtstudios, Stephan Detjen, ist eher ein Konservativer, mit dem ich selten einer Meinung bin. Ich höre ihm trotzdem gerne zu, weil seine Analysen Hand und Fuß haben.

    Das Problem mit den Interviews ist ein anderes: Dass es dabei nämlich nicht um Erkenntnis geht, sondern um Empörung – egal welcher Coleur. Hier würde ich einen Stilwechsel dringend empfehlen.

  6. #5, also, ich hab beim DLF ja schon viel gehört, aber politisches linkes oder gar links identitäres sicher nicht. Das muss dann wohl irgendwo spät Nachts oder ganz früh morgens laufen. Ich finde es auch unterkomplex, wenn du so tust, als seien diese Reaktionäre zufällig auf diesen Positionen. Politisch Linke kämen da gar nicht hin.
    Wenn Sie da wären, wären sie nicht lange dort.
    Das Problem beim DLF fängt doch schon bei der Intendanz an. Der aktuelle ist von konservativen Sozis durchgeboxt worden, gegen den Widerstand z.b der Grünen. Sein Vorgänger war ganz schwarz (politisch). Beim DLF hört die politische Welt bei konservativen Sozis auf.
    Das Problem dieses reaktionären Kämpfers, der sich als Journalist tarnt, ist auch keineswegs nur die Empörung. Es ist sein Weltbild, seine verquerres Verständnis von seinem Job. Aber eben auch, dass er dafür keinen auf den Deckel bekommt.
    Das ist kein Zufall, kein Versäumnis, das ist Absicht. Glaubst du ein ähnliches Interview eines anderen Journalisten mit Carsten Linnemann, Jens Spahn etc wäre folgenlos geblieben? Ganz sicher nicht.

  7. @Martin Busche (#7):

    Sorry, aber Sie werfen mir unterkomplexe Argumente vor und kommen dann selbst mit Spekulationen, die bis an den Rand einer Verschwörungstheorie gehen (vgl. dazu den Übermedien-Newsletter vom 17. Mai). Und Sie verdrehen meine Aussagen, denn ich habe nirgends gesagt, dass bei Heinemann nur der Stil das Problem sei.

    Übrigens ist auch Heinemanns Position zu Spahn nicht Senderlinie. Hier ein kritischer Kommentar zum selben Thema von Volker Finthammer: https://www.deutschlandfunk.de/kommentar-zu-spahn-und-den-corona-masken-kein-schutz-fuer-moegliche-fehler-100.html

    Beim DLF hört die politische Welt bei konservativen Sozis auf.

    Wie kommen Sie auf diesen steilen Pfad? Die langjährige Hauptstadtkorrespondentin Ann-Kathrin Büüsker zum Beispiel würde ich ziemlich sicher bei den Grünen verorten. Ich empfehle Ihnen, mal eine zeitlang „Deutschlandfunk, Der Tag“, „Essay und Diskurs“, „Umwelt und Verbraucher“ und den „Hörsaal“ von DLF Nova zu abonnieren. Dann kommen Sie vielleicht zu einem ausgewogeneren Bild.

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