ZDF-Fernsehrat

Sechs aus Sechzig

Im neuen ZDF-Fernsehrat werden einige bekannte Gesichter vertreten sein, aber auch ein paar neue. Wir stellen Ihnen sechs interessante Personalien vor. Sechs aus sechzig Mitgliedern. Damit Sie wissen, wer Sie im Fernsehrat, dem Kontrollgremium des ZDF, so vertritt. Fünf der sechs sind neu im Fernsehrat.

Was Sie sonst noch wissen sollten über den neuen Fernsehrat, finden Sie hier.

Katarina Barley

Katarina Barley
Foto: Katarina Barley / SPD

Schon wieder ein neuer Posten für Katarina Barley. Vor einem halben Jahr erst, im Dezember, ist sie zur Generalsekretärin der SPD gewählt worden. Und nun schickt sie die Bundesregierung in den Fernsehrat. Barley folgt dort auf Christine Bergmann (SPD), die ehemalige Bundesfamilienministerin, nach der auch ein Freundeskreis im Fernsehrat benannt ist. Oder war. Möglicherweise übernimmt Barley diesen Schattenposten. Die frühere Richterin, Juristin durch und durch, war wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundesverfassungsgericht und kennt sich aus im ZDF-Land. Ihr Wahlkreis ist in Rheinland-Pfalz, und sie war Referentin im Justizministerium in Mainz. Sie wird als charmant und einnehmend beschrieben. Ihr Slogan ist: „Erfrischend politisch“. Bei Medienthemen ist Barley bisher eher nicht in Erscheinung getreten.

Karolina Gernbauer

Karolina Gernbauer
Foto: Bayrische Staatskanzlei

Wer wissen will, wie man bei der CSU Karriere macht, muss sich nur kurz die Biographie von Karolina Gernbauer anschauen. 1993 hat die Juristin als Hilfsreferentin in der bayrischen Staatskanzlei angefangen, von 1999 war sie dann die rechte Hand von Ministerpräsident Edmund Stoiber. Heute ist sie, als Amtschefin der bayrischen Staatskanzlei, die rechte und die linke Hand von Horst Seehofer, vielleicht noch mehr. Oder wie der „Merkur“ einmal schrieb: „Bayerns oberste Beamtin ist rund um die Uhr Ratgeberin, Weisungsempfängerin des Ministerpräsidenten und Weisungsbefugte für alle darunter.“ Seehofer im Gegenzug „schätzt sie sehr, lobt sie hymnisch, verlässt sich blind“. Das ist nützlich, denn Seehofer grantelt gerne gegen das ZDF; da hilft es, eine Vertraute im Fernsehrat zu haben. Gernbauer folgt dort auf Markus Söder, auf den weniger Verlass war. Er ließ sich bei den Fernsehrats-Sitzungen nur selten blicken.

Reinhard Klimmt

Reinhard Klimmt
Foto: Flickr / OSCE / CC BY-SA 2.0

Wie Frau Gernbauer steckt auch er knietief in der Politik: Reinhard Klimmt. Allerdings in der SPD. Den Älteren wird er bekannt sein: Klimmt war, Ende der Neunziger, kurz Ministerpräsident des Saarlands, danach ebenso kurz Bundesverkehrsminister. Und Klimmt ist seit 2013 im Fernsehrat. Dass er, der immer auch medienpolitisch mitredete, nun abermals dort sitzt, ist bemerkenswert, zumal er zu den zwei Dritteln gehört, die staatsfern sein sollen. Formal ist er das, da Klimmt schon lange genug raus ist aus der aktiven Politik, andererseits: Er ist seit mehr als 50 Jahren in der SPD, in vielen verschiedenen Funktionen; das bekommt man nicht mehr aus dem Jackett. Aber das Saarland hat sich trotzdem entschlossen, Klimmt für die Kategorie „Kunst und Kultur“ zu entsenden. Wieso eigentlich? Weil er Verkehrsminister war? Weil er Klimmt heißt? Und afrikanische Kunst sammelt? Vielleicht auch. Die offizielle Begründung aber, weshalb er „Kunst und Kultur“-Vertreter wird, lautet: „Herr Klimmt ist u.a. Vorsitzender im Landesverband Saarland des Deutschen Bibliotheksverband e.V. und damit in besonderem Maße als Vertreter für den genannten Bereich geeignet“, so die Staatskanzlei.

Jenny Renner

Jenny Renner
Foto: Kathrin Vitzthum/sorridi.kat

Erstmals wird im Fernsehrat eine Vertreterin für „LSBTTIQ“ sitzen, das steht für „Lesbische, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Intersexuelle und Queere Menschen“. Besetzt wird dieser Platz durch das Land Thüringen, das Jenny Renner aus dem Vorstand des dortigen Lesben- und Schwulenverbands entsendet. Renner lebt in Erfurt, ist Verwaltungsangestellte beim Deutschen Gewerkschaftsbund, und wofür sie sich im Fernsehrat vor allem einsetzen wird, macht sie jetzt schon klar. Sie sagt: „Gerne nehme ich sämtliche Kritik und Anregungen aus dem Bereich LSBTTIQ mit in dieses Gremium, damit die Darstellung der gesellschaftlichen Realität mit angemessenen medialen Mitteln in Zukunft besser erfolgt.“ Bei der Linken Medienakademie im August wird sie mit anderen diskutieren, „ob LSBTTIQ bisher in den Medien ’sichtbar‘ sind, wie sie repräsentiert werden und welche Stereotypen immer noch dominieren“.

Susanne Stürmer

Susanne Stürmer
Foto: Filmuniversität Babelsberg

Diese Frau ist eine Ausnahme im Fernsehrat. Susanne Stürmer wird als Vertreterin des Landes Brandenburg entsendet, und damit ist sie die einzige auf der so genannten Staatsbank im Fernsehrat, die kein politisches Amt inne hat. Stürmer ist seit 2011 Professorin und seit 2013 Präsidentin der Filmuniversität Babelsberg, die erste Frau auf diesem Posten, und auch noch eine aus dem Westen. Stürmer lebt in Berlin, wuchs aber im Norden auf, in Hamburg. Vielleicht wird sie auch deshalb gelegentlich als „Steuerfrau“ der Filmuniversität beschrieben: Sie sei hartnäckig, freundlich, außerdem frönt sie der Rosenzucht. Und mit der Materie, um die es im Fernsehrat geht, kennt sie sich ebenfalls aus: Die promovierte Volkswirtin war unter anderem bei der UFA Film & TV Produktion tätig, 15 Jahre lang, zuletzt als Geschäftsführerin.

Ali Ertan Toprak

Ali Ertan Toprak
Foto: REGIERUNGonline/Eckel

Auch zum ersten Mal wird im Fernsehrat ein Vertreter der „Migranten“ sitzen: Ali Ertan Toprak, 1969 in der Türkei geboren. Mit zwei Jahren kam Toprak nach Deutschland, wuchs in Recklinghausen und in Hamburg auf. Heute ist der Rechts- und Sozialwissenschaftler Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland. Toprak hat zwar kein politisches Amt, dürfte er auch nicht als staatsfernes Mitglied im Gremium, aber eine politische Vergangenheit hat er doch: Er saß für die Grünen im Stadtrat in Recklinghausen und war Referent von Cem Özdemir (Grüne). Nachdem er sich vor einigen Jahren mit den Grünen überworfen hatte, ist er seit 2014 Mitglied der CDU.

3 Kommentare

  1. Als erstes fällt mir auf, dass alle Vertreter ein hübsches buntes Bild haben, mit einer Ausnahme. Ist das beabsichtigt oder sind das die offiziell veröffentlichten Fotos?.

    Es ist zu hoffen, dass im neuen Fernsehrat die Interessen der Zuschauer und der TV- und Radioverweigerer fair, uneigennützig, unparteiisch, kompetent und voller Energie vertreten werden.

    „hüchstl und verwirrt guck“

  2. Ich habe grundsätzlich kein Problem damit wenn auch Politiker in den Räten sitzen (man kann aber diskutieren wie viele) Was ich aber kritisch sehe ist wenn die Parteien immer die hohen Funktionsträger hin einschicken die auch noch ein halbes dutzend weiterer Posten inne haben. Ein Abgeordneter hat schon wenig Zeit neben seines Abgeordneten Amtes noch ordentlich den Posten als Fernsehratsmitglied auszufüllen. Aber ein Fraktionsvorsitzender, Minister, etc haben gar keine Zeit den Posten richtig auszufüllen.

    Wir bräuchten eine Vollzeitaufsicht mit Experten anstatt diese Teilzeitaufsicht mit Laien. Diese ganzen Räte funktionieren in der Praxis als unabhängige Aufsicht tja nicht…

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