Die FDP und die Ampelmännchen vom „Spiegel“
Es ist ein langes Stück, fünf Seiten, sieben Autorennamen, der Aufmacher im Deutschland-Teil des aktuellen „Spiegel“. „Grün für die Ampel“ lautet die Überschrift, und der Artikel [€] beschreibt die angeblich wachsende Lust von SPD und FDP, sich nach der Bundestagswahl im Herbst auf ein Ampel-Bündnis einzulassen. Die Liberalen zeigten sich dafür „erstaunlich offen“, heißt es im „Spiegel“.
In der Online-Version ist das, wie oft, noch zugespitzt: „Spitzen von SPD und FDP werben für Ampelkoalition“, heißt es dort. Und: „Führende Politiker von SPD und FDP sprechen sich im SPIEGEL für eine gemeinsame Koalition mit den Grünen aus.“ Aber tun sie das von Seiten der FDP wirklich?
Als Werbung für eine Koalition mit SPD und Grünen interpretiert der „Spiegel“ dieses Zitat des stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Wolfgang Kubicki, der die „treibende Kraft“ einer Annäherung an die SPD sei: „Die Ampelkoalition treibt mir keine Schweißperlen auf die Stirn.“
Sowie dieses Zitat des FDP-Europa-Abgeordneten Alexander Graf Lambsdorff: „Ich persönlich finde, dass die große Zukunftsfrage am sinnvollsten sozialliberal beantwortet wird. Also: Wie erhalten wir unsere wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und organisieren gleichzeitig die Verteilung der Gewinne aus der Globalisierung so, dass die Gesellschaft zusammenhält?“
Das sind sie wohl, die führenden Politiker der FDP, die sich laut „Spiegel“ im aktuellen „Spiegel“ „für eine gemeinsame Koalition mit den Grünen“ aussprechen. Als Indiz, dass auch FDP-Chef Christian Lindner sich das im Zweifel vorstellen kann, muss in der Geschichte herhalten, dass der „immerhin große Wertschätzung für [Grünen-]Spitzenkandidat Cem Özdemir hegt und diesen sogar öffentlich lobt“. Naja.
Nachdem die Vorabmeldung erschienen war, widersprachen die vermeintlichen Zeugen der FDP der Interpretation ihrer Zitate durch das Nachrichtenmagazin. Lambsdorff schrieb auf seiner Facebook-Seite:
Werbung für die Ampel? Unsinn! Wer in dem, was ich gesagt habe, die Worte „Dreierbündnis“, „Ampel“ oder „Grüne“ findet, dem gebe ich ein Bier aus – pro Begriff.
Kubicki widersprach dem „Spiegel“ ebenfalls auf Facebook:
Niemand in der FDP wirbt für eine Ampelkoalition. DER SPIEGEL sollte sich über Fake News und den Vorwurf „Lügenpresse“ nicht beschweren, wenn er selbst Teil der Veranstaltung ist. Wenn man erklärt, man würde beim Gedanken an eine Ampel-Koalition keine Krätze im Gesicht bekommen, heißt das nicht, dass man eine solche Konstellation will, geschweige denn für sie wirbt.
Und Lindner polterte auf Twitter:
Amüsante #fakenews: Schulz will Agenda 1995, die @FDP Agenda 2030. @MartinSchulz und ich haben uns noch nicht mal persönlich getroffen.
Er fragte den „Spiegel“ öffentlich, warum er die Zitate nicht gebracht habe, die er dem „Spiegel“ zu dem Thema gegeben habe. Mit denen hätte „der Ampel-Spin“ nämlich „einfach nicht funktioniert“. Autorisiert hatte Lindner folgendes Zitat:
Wir machen keine Koalitionsaussage. Wir werden vor der Bundestagswahl aber noch Projekte beschließen, um die Nähe oder Distanz zu anderen Parteien zu dokumentieren. Angesichts der aktuellen Vorschläge von Herrn Schulz und den Grünen fehlt mir die Phantasie, welches für uns attraktive Angebot die uns machen könnten. Die CDU steht uns in der Sache immer noch näher als die SPD.
Tatsächlich ahnt der Leser der fünfseitigen „Spiegel“-Geschichte nicht, dass sich Lindner gegenüber dem Nachrichtenmagazin zu dem Thema geäußert hat und auch noch so. Im Text steht stattdessen:
Der aktuelle FDP-Chef Christian Lindner ist nun fest gewillt, sich alle Optionen offenzuhalten. Sein Vize Wolfgang Kubicki wirbt gar für die Ampelvariante.
„Spiegel“-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer antwortete Lindner: „Wenn Sie nicht zitiert werden, ist es also FakeNews? Ihre Parteifreunde zählen nicht?“ Und der „Spiegel“ reagierte auf die öffentlichen Vorwürfe auf Facebook und Twitter dadurch, dass er wörtliche Zitate von FDP-Leuten aus dem Artikel zeigte:
@c_lindner @fdp Sehr geehrter Herr Lindner,@DerSPIEGEL druckt keine Fake-News, sondern die Ergebnisse seiner Recherchen. … pic.twitter.com/TjsHcs2k5p
— DER SPIEGEL (@DerSPIEGEL) 31. März 2017
Nur belegen diese Zitate die Überschrift und die Behauptung, dass führende FDP-Leute für eine Ampelkoalition „werben“, eben leider gar nicht.
Auf Anfrage von Übermedien antwortet Brinkbäumer auf die Vorwürfe:
Der Begriff FakeNews ist dann ja doch ein wenig plump und könnte eigentlich nur durch Failing FDP angemessen gekontert werden. Die Geschichte ist sauber recherchiert und stimmt. Christian Lindners Position wird im Text dargelegt; die von Herrn Lindner letztlich freigegebenen Zitate waren nicht wirklich neu. Im Rückblick stimmt trotzdem, dass wir sie ausführlicher hätten aufgreifen sollen.
Das ist natürlich ähnlich wachsweich formuliert wie das autorisierte Zitat von Lindner. (Wir haben von der Überschrift: „‚Spiegel‘-Chef spricht von ‚Failing FDP'“ trotzdem Abstand genommen.)
Das „Spiegel“-Stück ist ein typisches „Spiegel“-Stück. Es geht von einer These aus: Die FDP ist bereit für die Ampel. Und ordnet dann alles dieser These unter. Jedes Zitat eines führenden FDP-Menschen, das dieser These nicht widerspricht, wird als ihr Beleg gewertet. Schon die Tatsache, dass Martin Schulz nach seiner Nominierung zum Kanzlerkandidaten „Kontakt zu Lindner suchte“ (was immer das konkret bedeuten mag), wird da zum Puzzlestein mit Relevanz.
Einerseits schreibt der „Spiegel“ damit selbst etwas herbei: Noch vor kurzem habe eine Ampel im Bund als „völlig unrealistisch“ gegolten, stellt er fest – und sorgt für die Art und Zuspitzung seiner Berichterstattung dafür, dass sich das ändert. „An der FDP werden die Ampelfantasien in diesem Wahlkampf jedenfalls nicht mehr scheitern“, behauptet er.
Das Nachrichtenmagazin besorgt insofern auch das Geschäft der SPD, in deren Interesse es sei, wie der „Spiegel“ ausführlich referiert, den Eindruck zu erwecken, weitere Optionen zu haben als nur Rot-Rot-Grün. Aber die Berichterstattung muss gar nicht politisch motiviert sein. Als Antrieb würde auch schon das Bedürfnis genügen, eine aufregende neue Konstellation ins Spiel zu bringen (die man dann in ein paar Monaten natürlich wieder als völlig überschätzt herunterschrieben kann).
Andererseits ist aber auch möglich, dass die vom „Spiegel“ behauptete Tendenz in der FDP real ist und die Liberalen sie nur ungern vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen öffentlich diskutieren wollen, weil sie dort eine Ampelkoalition ausdrücklich ausgeschlossen haben – was sie im Bund offenbar nicht vorhaben. Die Dementis wären dann nicht deshalb so heftig, weil der „Spiegel“ so einen Unsinn schreibt, sondern weil er, im Gegenteil, die Wahrheit zu einem für sie ungeeigneten Zeitpunkt öffentlich macht.
Das Problem ist nur, dass der unbeteiligte Leser den Unterschied nicht erkennen kann und der „Spiegel“ in der öffentlichen Auseinandersetzung ein schlechtes Bild abgibt: Die von den FDP-Leuten autorisierten Zitate belegen seine These nicht, und die zusätzliche Zuspitzung in der Online-Version lässt die „Spiegel“-Geschichte noch unglaubwürdiger wirken.
Ich geb’s besser gleich zu: Von den sieben Autoren, die unter dem „Spiegel“-Artikel stehen, sind drei Frauen. Insofern hätten in die Überschrift eigentlich auch „Ampelfrauen“ gehört.
Bitte Gleichberechtigung: „Ampelfrauchen“
Besonders die Leute vom SPIEGEL sind ja besonders gewieft darin, den geheimen Code und versteckten Subtext von Politikeraussagen zu entschlüsseln. Meistens liegen sie sogar richtig. In diesem Fall gebe ich Ihnen aber komplett recht, ein krasser Fall von Über- und Fehlinterpretion um der Geschichte willen. Chefredakteure müssen anscheinend noch lernen, mit Kritik angemessen umzugehen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie machohaft und unsouverän Journalisten manchmal auf Kritik an ihrer Arbeit reagieren. Das gilt aber natürlich nicht für Medienjournalisten, die zeigen sich stets einsichtig!
Manchmal habe ich den Eindruck, Journalisten sind gegenüber Kritik an ihrer Arbeit und Selbstkritik auf dem Stand, auf dem Ärzte vor zwanzig Jahren waren.
Na ja, wenn die CDU nicht noch sehr stark zulegt, stellt sich die Frage auch in NRW. Laschet ist nicht sehr beliebt. Es hat kaum noch Sinn, etwas auszuschließen. Lindner macht das für den Bund auch nicht. Wir werden es im Mai sehen? …
Schon wieder ein erstklassiger Beitrag.
Schreckliche Meinungsmache des ehemaligen Nachrichtenmagazins slippery Spiegel.
Die FDP sollte Kurs halten. Sie machen das nicht schlecht und sollten Koalitionsaussagen weiter vermeiden, stattdessen auf Themen und Personen setzen. Bei allen drei kommenden Wahlen wird der Wiedereinzug so problemlos klappen.
Jedes Mal das selbe Spiel-Hin und Her wird orakelt…
Gibt es nicht grade nen gelangweilten Oktopus…?!
„Das „Spiegel“-Stück ist ein typisches „Spiegel“-Stück. Es geht von einer These aus […] Und ordnet dann alles dieser These unter.“
Es ist ja nun nicht so, daß ausschließlich der „Spiegel“ so handelt. Übermedien macht das sicherlich auch dann+wann, und – wenn man genauer hinschaut – sogar in diesem Artikel. Denn die Pro-Ampel-Aussage von Volker Wissing fällt bei dieser Übermedien-Analyse ja bemerkenswert geräuschlos unter den Tisch.
Eine andere Vermutung: die FDP betreibt ein doppeltes Spiel. Einerseits grenzt sie sich nach außen hin von einer Ampel ab, andererseits möchte sie sich aber auch nicht bedingungslos der Union als Partnerin anbieten. Zudem möchte sie sozialliberale Wähler nicht unnötig verprellen. Da werden dann auch mal partei-interne Gedanken nach außen hin lanciert, um dann pflichtschuldigst und möglichst laut dementiert zu werden.
Das zweite Motiv lautet: man spricht wieder über die FDP, und zwar über eine FDP als ernstzunehmenden Faktor. Medial betriebene Dialektik, um beim alles überlagernden Duell Merkel-Schulz auf sich aufmerksam zu machen.
Man kann natürlich aus alldem eine kleine Nummer basteln a la „Schau mal, was der Spiegel da wieder für einen Müll abliefert“ und sich treuherzig auf all das verlassen, was die Parteioberen von sich geben. Alles eine Frage des eigenen Anspruchs.
@Thomas: Klar ist das nicht etwas, das der „Spiegel“ exklusiv macht. Ich würde für meinen Artikel hier aber schon in Anspruch nehmen, dass er ausdrücklich mehrere Erklärungen erwähnt: Dass der „Spiegel“ wild übertrieben hat. Oder dass der „Spiegel“ recht hat und die FDP das vor der NRW-Wahl nur ungern einräumen möchte. Also, genau die These vom „doppelten Spiel“ der FDP.
Wissing habe ich vor allem deshalb weggelassen, weil leider nicht immer klar ist, ob er von der Koalition im Bund oder in Rheinland-Pfalz spricht. Im Kontext im Print stellt der „Spiegel“ seine Position so dar:
Was für den „Spiegel“ spricht: die Überlegungen der FDP, daß es auf eine Dreier-Koalition hinauslaufen könnte, sind ja nicht neu.
Lesen Sie mal diesen Faz-Beitrag vom 26/11/2016:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/fdp-offen-fuer-buendnis-mit-cdu-und-gruenen-14545215.html
Kubickis Haltung wird dort so wiedergegeben: „Eine Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP dürfe seine Partei nicht ausschließen, für eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP werde es wahrscheinlich ohnehin nicht reichen.“
Was nun, wenn es für die Ampel doch reichen würde? Ein „Nein“ war das nicht, und mit dem Stand von heute kann man im Umfeld Kubickis („Wir haben hier im Norden auch kein Problem mit einer Ampel.“) schon für diese Variante klöppeln.
Hans-Ulrich Rülke (FDP BaWü) spricht sich da deutlich dagegen aus, noch einmal Frau Merkel zu unterstützen. Und der BaWü-Landesvorsitzende Theurer erscheint in der November-FAZ so:
„Wenn der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz jetzt nach Berlin wechsle, werde vielleicht auch eine Ampelkoalition möglich. „Bei uns sehen es viele als Fehler an, dass wir 2005 mit Gerhard Schröder nicht eine Ampelkoalition gebildet haben, um die Agenda-Reformen zu vollenden“, sagt Theurer. Martin Schulz sei ein Mann, der den „Diskurs nicht scheue“, deshalb sei es falsch, eine Ampelkoalition auszuschließen. Aufgrund der starken Vorbehalte gegen die Person und die Politik der Bundeskanzlerin hält Theurer eine Ampelkoalition sogar für erstrebenswerter als eine Jamaika-Koalition mit Merkel.“
Man kann naturellement dem „Spiegel“ vorhalten, daß er seine Thesen nicht mit eindeutigen Quellen/Zitaten transparent belegt. Aber wer das verlangt, der dürfte keine Hintergrundberichterstattung mehr erwarten dürfen. Bei solchen Geschichten läßt sich doch keiner namentlich zitieren. Ich halte den Vorwurf daher für etwas naiv.
Auch Wissing liegt völlig richtig. Dieses Statement gehört zu einer eigenständigen und selbstbewussten FDP nicht anders als diejenigen von Kubicki und Lindner. In einer Welt mit 5-Parteien-Parlamenten wird genau diese taktische Beweglichkeit und dieses schillernd-eigenständige Profil benötigt. Glückwunsch an die FDP, wenn sie das durchziehen.
at Andreas Müller
Ich stimme Ihnen zu, man kann der FDP nur gratulieren, wenn sie ihren Kurs beibehält. Lindner spricht sich ja auch deutlich für eine moderne Einwanderungspolitik aus und will für die Interessen einer „ungeduldigen Mitte“ eintreten. Das seien die Menschen, die sich (O-Ton Lindner) „nicht von irgendwelchen Rechtspopulisten verführen lassen“.
@ Thomas #11
“ Lindner spricht sich ja auch deutlich für eine moderne Einwanderungspolitik aus“
Korrekt und auch inhaltlich richtig. Das ist so ziemlich das Gegenteil der alternativ- und planlosen Einwanderungspolitik über Asylrecht und andere Umwege und damit dessen, was 2015 seinen traurigen Tiefpunkt als deutscher Sonderweg erreicht hat. Hier der O-Ton von Lindner.
at Andreas Müller
Danke, das Video kannte ich noch gar nicht. Wie fanden Sie eigentlich diese Rede von Christian Lindner?
https://www.youtube.com/watch?v=BCE7KqL3xAc
@ Thomas #13
Danke, das Video kannte ich wiederum noch nicht. Die scharfe Kritik an einem völkischen Nationenbegriff und einem illiberalen Politikverständnis, ergo die scharfe Abgrenzung zu einer starken Strömung in der AfD, unterstütze ich ebenfalls uneingeschränkt. Die Beobachtung bzw. der Vorwurf (an Frau Kraft), dass die etablierte Politik unter dem Vorwand, sie zu bekämpfen, die Rechtspopulisten in Wahrheit massiv stärkt, ist ebenfalls berechtigt. Das öffentliche Mastprogramm für die AfD war vor einem Jahr unübersehbar und hat dann ja auch entsprechende Wahlergebnisse produziert.
Unter dem Strich bleibt das Ergebnis, dass Lindner zwischen diesen beiden Aufzeichnungen seinen Standpunkt deutlich entwickelt und geschärft hat, um mit der FDP in die riesige Lücke zu gehen, die sich zwischen den Merkel-Parteien im Bundestag und der AfD aufgetan hat. Das begrüße ich. Darauf habe ich sogar gewartet.
Bravo! Ein hervorragend recherchierter Artikel, der die „postfaktische“ Art des SPIEGEL wunderbar en detail aufzeigt. Der SPIEGEL stellt seine „Empfindung“, daß eine Ampelkoalition in Berlin „gut wäre“ voran, und ordnet auffindbare Fakten (Zitate) dem nach. Das ist die Definition von „postfaktisch“. Was mich wundert ist die pikiert-leugnende Art des Chefredakteurs Brinkbäumer. Warum steht er nicht dazu, daß der SPIEGEL diese politische Richtung befürwortet ? Die ÖR sind da nicht so zimperlich. Da kann man schon des öfteren mal hören, wie wichtig der (deren!) „Kampf gegen rechts“ ist ….
at Andreas Müller
Lindner kritisiert ja nicht nur einen völkischen Nationenbegriff. Er sagte mal in einem Interview: „Der neue Nationalismus ist die größte Gefahr für Freiheit und Wohlstand“, und auch in dem Punkt werden Sie ihm zustimmen, denke ich.
at Herbert Klupp
Es wäre nicht ganz fair und auch etwas unproduktiv, einen Artikel im „Spiegel“-Heft zu kritisieren, wenn man ihn noch nicht gelesen hat. Im Artikel geht es um Planspiele von Teilen der SPD und FDP. Ich kann da beim besten Willen nicht erkennen, ob die „Spiegel“-Redaktion eine Ampel befürwortet oder nicht. Können Sie eine Stelle in dem Artikel nennen, die Ihre These vom voreingenommenen Blatt stützt?
@ Thomas #16
„Der neue Nationalismus ist die größte Gefahr für Freiheit und Wohlstand“
Das sehe ich nicht ganz so. Die Zensurgesetze des Justizministers Maas bedrohen die Freiheit in Deutschland aktuell mehr als irgendein Nationalismus, aber die konnte Lindner vor einem Jahr ja noch nicht kennen. Auch der Wohlstand ist von viel mehr bedroht als dem Nationalismus: von Finanzkrisen, von Billiglöhnen für viele nützliche Tätigkeiten, Verschwendung und Misswirtschaft, Investitionsmangel, einem kaputtreformierten Bildungswesen,….
Nein, diesem Satz von Lindner kann ich so nicht folgen. Da hat er einen Tunnelblick gehabt, aber er ist jung und lernfähig, anders als Merkel, Schulz, KGE oder Gauland.
at Andreas Müller
Christian Lindner formuliert das heute ebenso wie vor einem Jahr. Ich kenne ihn, aber Sie kenne ich nicht. Insofern kann ich nicht beurteilen, ob er bei Ihnen noch etwas lernen könnte. Aber wenn Sie mit solcher Bestimmtheit darauf hinweisen, wird es ganz gewiß wohl so sein.
@ Thomas #18
Ich habe nicht gesagt, dass er es bei mir lernen kann, und verspüre auch keine Lust, über Ungesagtes herumzuhampeln. Danke für den bis hierher gewinnbringenden Austausch.
at Andreas Müller
Aber Sie haben zuvor eindrucksvoll beschrieben, daß Sie die Lage besser einschätzen können als Lindner. Und Sie fügten hinzu, daß er jung und noch lernfähig sei. Daher habe ich eins + eins zusammengezählt. Verzeihen Sie bitte, ich wollte Sie damit nicht in eine unangenehme Situation bringen. Natürlich respektiere ich Ihren Wunsch, hier nicht mit Ihrem Wissen protzen zu wollen. Bescheidenheit ist eine edle Tugend.
Auch ich habe zu danken.
„Natürlich respektiere ich Ihren Wunsch, hier nicht mit Ihrem Wissen protzen zu wollen.“
Uaaaaaah, das ist aber dick aufgetragen. Und Sie verwechseln Wissen mit Meinung.
Der Spiegel will nicht über Politik berichten, er will Politik machen.
Das ist schon seit Jahrzehnten so. „Sagen, was ist“ war nie mehr als ein Werbespruch.
at Andreas Müller
Ich vertausche Wissen mit Meinung? Darüber muß ich nachdenken. Vermutlich habe ich irgendwo bei Ihren Ausführungen ein Konjunktiv übersehen oder falsch gewichtet. Excusez-moi!
Ach, der Müller ist nur zum Linkdropping hier, seine „Positionen“ sind auf Reichweite getrimmt, nicht ergebnisorientiert. So kann man mit einer provokativen „Meinung“ ca. 5-6 mal im Rahmen einer Scheindiskussion posten und jedes mal auf seinen Blog verlinken.
Werbung, kein Content.
Ich bin eher nicht sicher, ob das ein Problem des „Spiegel“-Artikels ist. Es gibt sowohl in der FDP als auch in der SPD Menschen, die ein Bündnis unter den heutigen Mehrheitsverhaeltnissen nicht ausschließen, unter Mitwirkung der Grünen.
Die FDP muss aber erst wieder in den Bundestag einziehen und darf nichts tun, was das gefährdet. Und die SPD muss ein Ergebnis erzielen, das ungefähr gleichauf mit der Union liegt. Das ist bei Weitem noch nicht sicher, 30 + × % im Saarland wären besser gewesen. Und da spielt der „Spiegel“ etwas mit.
M. E. ist schon die Sorgfaltspflicht betroffen, aber richtig ist, dass es in der FDP Menschen gibt, die das in Erwägung ziehen.
Oh mann, wenn ich schon wieder diese Verblendeten höre: „Ah, *jetzt* ist die FDP aber eine tolle Partei. Nach all ihrer Klientelpolitik hat Lindner erkannt, daß man ab 2018 mal für Manfred Mustermann Politik machen soll. Und das macht die FDP bestimmt !! Hat hat doch der Lindner kristallklar erkannt und gesagt!“
Kein Wunder daß seit jahrzehnten der Spielball nur zwischen SPD und CDU hin- und hergeworfen wird bei so eingefrorenen Denkmustern. Wobei, die USA machen das ja seit gefühlten Ewigkeiten so.
Fehlen jetzt nur noch die Schulz-Jubelperser
@THOMAS: wem ich vertraue und glaube entscheide immer noch ich selber. Ich habe hier kommentiert weil die Niggemeier-Artikel mich überzeugten. DAS habe ich auch sinngemäß ausgedrückt. Ich habe nochmal den Artikelanfang gelesen, und er überzeugt mich jetzt noch mehr -> ZITATANFANG „Es ist ein langes Stück, fünf Seiten, sieben Autorennamen, der Aufmacher im Deutschland-Teil des aktuellen „Spiegel“. „Grün für die Ampel“ lautet die Überschrift, und der Artikel [€] beschreibt die angeblich wachsende Lust von SPD und FDP, sich nach der Bundestagswahl im Herbst auf ein Ampel-Bündnis einzulassen. Die Liberalen zeigten sich dafür „erstaunlich offen“, heißt es im „Spiegel“. “ ZITATENDE. Und sehr glaubhaft ist rübergekommen, daß es seitens der FDP überhaupt keine Bestätigung für diese SPIEGEL-Formulierung gibt. ERGO: politischer Spiegel !
at Herbert Klupp
Ich stimme mit Ihnen überein, daß die Flut an Informationen heutzutage die Sinne eher trübt denn schärft. Schon Fridancus Vagus – bekannt auch als „Freidank“ – wußte vor nunmehr bald 800 Jahren: „Genug ist besser als zuviel.“
Freidank war ein wackerer Kreuzzügler, und in seiner Festigkeit im Glauben gewiß Ihnen, lieber Herr Klupp, nicht gänzlich unähnlich!!
Wir Menschen sollten, wenn uns unsere Seele lieb ist, auf Gott und die Vorsehung vertrauen und uns hüten, über unlösbare Fragen UNNÜTZ ZU GRÜBELN. An Wundern zu zweifeln ist unrecht; die Natur selbst führt uns täglich die größten Wunder vor Augen. So lehrte es Freidank!
Da braucht es z.B. keine Unzahl wissenschaftlicher Aufsätze und Gegenaufsätze, wie die Welt entstanden sein mag. Dieser ewige Streit der Gelehrten, der so viel Energie verbraucht. Es genügt ein Blick in das Buch der Bücher! In der Genesis ist alles hinreichend beschrieben! Aber wir leben leider in einer Zeit, in der – gerade bei den linksgrün-versifften Medien – das Vertrauen auf das bereits Geschriebene nicht mehr viel gilt.
@ Onkel Hotte #26
Was haben Sie denn Tolles anzupreisen außer Spott und Hohn? Die alternativlose Alternative oder doch eher das Paradies für die Werktätigen?
@Thomas: danke für die Anmerkungen ! Inhaltlich bin ich wohl weniger defaitistisch gepolt als Sie. Auch angesichts der (Sint-)Flut der heutigen „Wordings“ ( dazu die Fotos und Videos ! ) bleibt ihnen eines gemeinsam: sie sind von einem Menschen verfaßt und in den öffentlichen Raum gestellt worden, und dieser Mensch – nennen wir ihn Verfasser, Journalist, o.ä. – hat die Wahl, möglichst nahe bei der Wahrheit zu bleiben (es zu versuchen) oder ein ganz anderes Spiel zu treiben, von Desinformation bis hin zu (versteckter) Parteipolitik. Diese Verantwortung bleibt. Und es ist ein hohes Amt, was ÜBERMEDIEN hier zelebriert: das Aufspüren und Entlarven der unredlichen Verfasser und ihrer Texte.
at Herbert Klupp
Wie wohl doch Ihre Worte tun!
In der Tat, es hat sich in mir ein gewisser Defaitismus ausgebreitet. Aber WEN WUNDERT ES? Bei all den Irrungen und Wirrungen, denen wir Leser, Zuhörer und Zuschauer ausgeliefert sind? All diese Täuschungsmanöver der linksgrün-versifften Medien-Meute, die tagein, tagaus auf uns einprasseln – wer denn, außer dem WACKEREN Herrn Niggemeier, mag dem Treiben noch Einhalt gebieten?
Von der Kirche lernen hieße, das Gute zu erkennen und notfalls Verdorbenes zu entfernen. So kennt die Gemeinschaft der Gläubigen den Codex Iuris Canonici. Aber wie regelt sich die Gemeinschaft der Journalisten, wer kann denn eine „poena ferendae sententiae“ aussprechen? Sehen Sie, das ist doch das Problem, es gibt ja nicht einmal ansatzweise so etwas wie eine vernünftig geregelte Exkommunikation innerhalb der Medien-Gemeinde.
Wie sieht Ihr Lösungsvorschlag dazu aus, Herr Klupp? Oder sollen wir dem weiterhin tatenlos zuschauen?
@Thomas: da ist doch bereits unser Justizminister Herr Maas aktiv, der – gewiß in Ihrem Sinne – alle rechten „Haßmails“, „Fakemeldungen“, „Rassismus“ und sonstige „rechte Hetze“ mit Strafen bedroht. Gewiß läßt sich dieses Konzept noch ausweiten, um auch RECHTE MEINUNGEN ( wie meine bescheidenen Beiträge hier und anderswo ) wegzukriegen.
@Herbert
Nach den neuesten Entwürfen des Maas-Gestzes werden jetzt sogar schon Lager für All-Caps-Schreier gebaut. Ich würde aufpassen!
at Herbert Klupp
Ach, Herr Klupp, ich weiß gar nicht, wie Sie bei alldem so ruhig bleiben können. Der Bundesjustizminister droht Sie vor Gericht zu bringen, nur weil Sie ihre Meinung äußern. Die Klima-Ängstlichen vernichten unsere Wirtschaft, obwohl so ein bißchen mehr Wärme ganz angenehm ist, wie Sie dank langer Recherchen ermittelt haben. Die linkgrün-versifften Medien manipulieren unsere ganze Nation. Der Dschihadist steht schon ante portas und droht, aufrechten Christenmenschen wie Ihnen den Kopf abzuschneiden.
In einer solchen Situation, in der schwächere Persönlichkeiten wie ich vor Angst und Furcht kaum noch vor die Haustüre treten, da schaffen Sie es, trotz einer Vielzahl eigener erschöpfender politischer Aktivitäten (AfD in Rüsselsheim, wenn ich nicht irre) sich noch all diesen gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen. Und trutzig all der linken Sippschaft die Stirne zu bieten. Das nenne ich wacker retourniert!
Sie erinnern mich an den großen Friedrich Schiller. „Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit,“ notierte unser Dichterfürst angesichts des Konformitätsdruckes der Moderne, „leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen. “ Ja, schon damals gab es so etwas. Der Schillersche Idealismus steckt auch in Ihnen: „Wer sich über die Wirklichkeit nicht hinauswagt, der wird nie die Wahrheit erobern.“ In diesem Sinne sind Sie, lieber Herr Klupp, auf einem geraden Weg.
@Thomas: Ist mal gut jetzt.
@Thomas: der an die Macht gekommene radikale Islam hängt zuerst die Linken und die Atheisten am Baukran auf ( siehe Chomeini ) – als Katholik bleibe ich da erst mal ganz ruhig.
Als Mitarbeiterin einer Partei (die nicht die FDP ist) halte ich es für wahrscheinlich, dass die FDP hier nichts dementiert, was sie eigentlich anstrebt, sondern der Spiegel tatsächlich eine Story herbei geschrieben hat. Es ist eine wiederkehrende Erfahrung in meinem Beruf, dass bestimmte „Spins“ von Stories von vorherein feststehen und dann Zitate oder auch Beobachtungen darunter geordnet werden. Es ist aber auch schwer, dagegen zu argumentieren, weil die Wahrnehmung ja nunmal subjektiv ist. Bei Ihrer Recherche haben Sie aber sehr gut gezeigt, wo eine Grenze überschritten ist.
@Karola: perfekt formuliert – JA !
@Stefan Niggemeier: Danke !
@36: Das unsere Fanatiker und deren Fanatiker zwei Früchte vom selben Baum sind, erkennen Sie also selbst?
Da gehen inzwischen anständige abendländische Kevins mit lückenlos christlich-arischer Vorfahrenkette zum IS und gemobbte Aussenseiter mit muslimischen Vorfahren machen den Breivik.
Die Gemeinsamkeit ist kein Zufall. Sie begründet sich auf Hass auf Jeden, der irgendwie anders ist als man selbst.