Werbung als Nebeneinkunft

Machen Journalisten jetzt eigentlich PR – oder nicht?

Exklusiv für Übonnenten
Screenshots vom Instagram-Account der Journalistin Carlott Bru.
Die freie Journalistin bewirbt in als Werbung gekennzeichneten Videos Snacks und Stromanbieter. Ist das kritikwürdig? Screenshots: Instagram/carlottbru; yello_de

Wer es noch nicht wusste: Man muss sich den Strom aus der eigenen Steckdose wie einen Smoothie vorstellen. So jedenfalls erläutert das die Presenterin in einem Instagram-Video des Stromanbieters Yello. Und fängt gleich mal an zu mixen: Zwei Äpfel für Ökostrom aus Wind- und Solarenergie, dann noch Banane (Kohle), Orange (Atom) und Kiwi (Wasserkraft) dazu, fertig ist der leckere Strommix. Zitat nach dem ersten Schluck: „Ganz geil.“

Hintergrund war die Frage eines Nutzers, wie man denn Oköstrom von Nichtökostrom trennen könne. Die spannendere Frage zu diesem Clip könnte aber lauten: „Wie trennt man Journalismus von PR?“ Denn die Presenterin in der unternehmensgelben Latzhose ist Carlott Bru. Sie nennt sich selbst Gen-Z-Journalistin und arbeitete bisher unter anderem als freie Autorin für Funk, die „Süddeutsche Zeitung“ und „Zeit Online“. Beim „Spiegel“ hat sie zudem eine Kolumne über Hypes. Ein durchaus ansehnliches Portfolio also, mit dem es Bru in diesem Jahr in die „Top 30 bis 30“ geschafft hat – eine begehrte Auszeichnung, mit der die Branchenzeitschrift „Medium Magazin“ jährlich besondere journalistische Talente bedenkt.

In einem vieldiskutierten Post auf X wurde Bru nun dafür kritisiert, sich selbst einen ziemlich bunten Smoothie aus unterschiedlichen Einkommensquellen zu mixen – allerdings einen, in dem die Zutaten womöglich nicht so gut zusammenpassen. In dem Beitrag weist Kevin Gensheimer, Volontär bei der „Berliner Zeitung“, auf Brus werbliches Engagement für Yello sowie für den Snack-Hersteller Lorenz hin. Dessen Produkt „Saltletts Pausensnack“ hatte sie in zwei Videos auf ihrem eigenen Instagram-Account beworben. Mit Blick auf Brus Auszeichnung als „Top 30“ kommentiert Gensheimer: „Stand des deutschen Nachwuchsjournalismus 2024.“<…

3 Kommentare

  1. Es gäbe ja noch andere Möglichkeiten, journalistische Arbeit querzufinanzieren, als gleich Werbung zu machen. Ich weiß, das klingt überheblich, aber es gibt sicher viele mögliche Nebenjobs, die nicht gleich damit zu tun haben, die eigene journalistische Arbeit zu diskreditieren.

    Noch jemand übrigens, der viel Werbung macht: Laura Wontorra. Kann mir nicht vorstellen, dass sie drauf angewiesen ist.

    Barbara Schöneberger wiederum ist für mich keine Journalistin, sondern Entertainerin. Und die Talkshows sind ja nun wirklich kein Journalismus, sondern Plauderrunden ohne jede kritische Nachfrage.

  2. Gedankenbeispiel: Wenn ich als Firma nicht will, dass über mich berichtet wird, schicke ich einfach allen solchen Journalisten gratis ein paar Artikel zu.
    Das zeigt doch die Problematik.

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