Migration und Kriminalität

Böhmermanns These stimmt, nur die Zahlen leider nicht

Exklusiv für Übonnenten

Um zunächst mal mit einem Irrtum diverser Böhmermann-Hasser aufzuräumen: Nein, das Anwesen, durch das der ZDF-Satiriker in einem aktuellen Video flaniert, ist nicht sein echtes Wohnhaus. Und vermutlich läuft er in seiner Freizeit auch nicht mit über die Schulter gelegtem Wollpulli und Seidenschal herum. Das ist – Überraschung – Satire.

Am Mittwochabend veröffentlichte Jan Böhmermann den gut dreiminütigen Clip, in dem er sich als betuchter Schlossherr inszeniert, auf X und Instagram. Beim Sprechen lässt er sich – Filter sei Dank – von kitschigen Schmetterlingen umflattern. Was er dabei über die Migrationsdebatte erzählt, ist aber bierernst gemeint und wichtig. Leider macht er sich an einer entscheidenden Stelle mit schlecht recherchierten Zahlen angreifbar.

Böhmermann kritisiert Grenzkontrollen

Anlass für den Clip ist die Entscheidung der Bundesregierung, die deutschen Grenzen wieder zu kontrollieren. Grenzkontrollen seien „purer Populismus“, schimpft Böhmermann, und schüre Vorurteile gegen Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind.

„Wir reden gar nicht darüber, dass Grenzkontrollen überhaupt nichts bringen. Dass Bundespolizistinnen und Bundespolizisten sicherlich Besseres zu tun haben als demnächst Tag und Nacht im Regen in irgendwelchen Party-Pavillons auf der Autobahn zu stehen und Fiat Puntos rauszuwinken, um die dann – ja was eigentlich zu überprüfen?“

Die Ampel aus SPD, FDP und Grünen krieche damit in den blau-braunen Allerwertesten (er sagt das etwas vulgärer), anstatt sich um Geld für Sozialarbeit, Kitas, Schulen und eine zukunftsfähige Wirtschaft zu kümmern. Bei seiner Community renn…

4 Kommentare

  1. „Er machte also den gleichen Fehler wie Böhmermann, nur eben andersherum – entsprechend der eigenen Agenda.“
    Dann ist das kein Fehler von Böhmermann, sondern er will anderen den Spiegel vorsetzen.
    „…dass ausgerechnet 1993 in der Statistik diverse Altfälle aus der DDR-Zeit mitgezählt wurden…“ leider hat Böhmi hier vergessen sowas zu sagen wie, dass „das eben passiert, wenn man Millionen von Neubürgern integrieren will: die Mordstatistik geht durch die Decke.“, um den Nagel für Spiegel auf den Kopf zu treffen. Wer hat denn da beim Schnitt gepennt?

  2. Vorallem sind die Zahlen insgesamt furchtbar gering.
    Verkehrstote 2023: 2839
    Alkohol: ca. 40.000
    Rauchen 2017: 126.900

    Wer wirklich Menschen retten will, hat andere Zielbereiche.

  3. Sein Take zur Wahl in Thüringen und Sachsen in der Zeit ist leider auch völlig entgleist. Er will das Richtige, aber gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht. Schade

  4. @#2: An dem Zahlenspiel ist derartig viel anstößig, dass es auf keine Kuhhaut geht:

    Erstens: Todesfälle durch Rauchen und Alkohol sind im Gegensatz zu Tötungsdelikten in den allermeisten Fällen selbstverschuldet. (Wie man Lungenkrebs zuverlässig auf übermäßig viel Passivrauch zurückführen will, erschließt sich mir nicht. Und der dürfte nur einen eher kleinen Teil der Zigarettentoten verursachen.)

    Zweitens: Auch Verkehrsopfer können selbstverschuldet zu Tode kommen und die, die ohne Eigenverschulden sterben, können Opfer unglücklicher Umstände sein, wo es keine(n) Schuldigen gibt. Selbst wenn ein Fremdverschulden vorliegt, dann wird das im Gegensatz zu Tötungsdelikten eher selten vorsätzlich herbeigeführt worden sein.

    Drittens: Man kann durchaus für beides befürworten: Das Verhindern von Verkehrs- und Drogentoten _und_ das Verhindern von Straftaten.

    Viertens: Mir ist bisher noch nie untergekommen, dass jemand sich im Zusammenhang mit Tötungsdelikten der Vokabel „retten“ bedient hätte.

    Und zu guter Letzter: Wenn wir wirklich damit anfangen wollen, Tötungsdelikte, die entweder vorsätzlich oder billigend, aber jedenfalls bewusst durch andere Menschen herbeigeführt werden, gegen Verkehrs- und Drogentote aufzurechnen, dann macht das zB auch eine Debatte über Femizide oder die Opfer der NSU-Morde hinfällig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand wirklich so haben will.

    Fazit: Wenn es noch entbehrlicher geht, dann weiß ich nicht wie.

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