RKI-Protokolle

Skandal oder Skandalisierung: Woher weiß ich als Laie, wem ich glauben kann?

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Ich sag’s Ihnen gleich: Ich bin kein Experte für Corona. Ich bin bestenfalls halbgut informiert über den aktuellen Stand der Debatte, was während der Pandemie gut oder schief gelaufen ist; welche Belege es inzwischen gibt, dass die eine oder andere Entscheidung mindestens im Rückblick falsch war; welche Politik sich bewährt hat; welche Skandale aufgeflogen sind. Ich verfolge das in den Nachrichten mit der halben Aufmerksamkeit von jemandem, der weiß, dass das ein wichtiges Thema ist, aber sich für andere Themen im Detail mehr interessiert, auch weil er sich da besser auskennt.

Anders gesagt: Wenn Sie mir tausende Seiten ungeschwärzte Protokolle des Corona-Krisenstabs des Robert-Koch-Instituts (RKI) gäben, ich wüsste nicht einmal, nach welchen Stichworten ich suchen müsste, um potentiell heikle Stellen zu finden.

Zum Glück muss ich das ja auch nicht, dafür gibt es ja Fachleute und Journalisten und sogar ein paar Journalisten, die Fachleute sind. Auf ihr Urteil bin ich angewiesen, um mir ein zumindest grobes eigenes Urteil über den Inhalt dieser Protokolle zu bilden. Aber dieses eigene Urteil verlangt dann wiederum eine andere Art von Expertentum von mir und eine Entscheidung: Wem kann ich trauen? Wem will ich trauen?

Es war zweifellos ein Scoop: Am Dienstag brachte eine Aktivistin, die sich Aya Velázquez nennt, die Protokolle in die Öffentlichkeit, die sie von einem Whistleblower erhalten haben soll. Sie präsentierte auf einer Pressekonferenz mit Mitstreitern vermeintlich brisante Ergebnisse, veröffentlichte aber auch den ganzen Datensatz, so dass ihn auch andere durchsuchen und bewerten konnten.

Schon das ist etwas, das die meisten etablierten Medienunternehmen vermutlich nicht gemacht hätten, wenn sie das Leak bekommen hätten. Aus dem guten Grund, dass damit die Rechte von darin namentlich genannten Personen verletzt werden könnten. Und aus dem nicht ganz so guten Grund, dass ein solcher Datenschatz natürlich noch mehr wert ist, wenn man ihn nicht aus der Hand gibt.

Velázquez und ihre Mitstreiter haben, zurückhaltend formuliert, eine klare ablehnende Haltung zur deutschen Corona-Politik. Das ist ein guter Grund, ihre Interpretation des Inhalts als Skandal nicht unbesehen zu übernehmen. Es bedeutet aber auch nicht automatisch, dass sie falsch ist.

Totgeschwiegen wurde die Enthüllung nicht

Velázquez und ihre Mitstreiter haben auch eine klare ablehnende Haltung zur Berichterstattung der meisten etablierten Medien über die deutsche Corona-Politik, und deshalb stand mit der Veröffentlichung sofort die Frage im Raum, wie die jetzt damit umgehen würden. Formuliert aus Sicht der Maßnahmenkritiker: Würden sie das Offenkundige immer noch leugnen? Müssten sie nicht sofort Sondersendungen ins Programm nehmen, um den ungeheuren Skandal angemessen zu würdigen?

Totgeschwiegen wurde die Enthüllung nicht: Sie schaffte es sogar an ziemlich prominenter Stelle am Dienstag in die 20-Uhr-„Tagesschau“, allerdings mit Einschätzungen von Fachleuten, die in den neuen Informationen keine Smoking Gun irgendeiner Art sahen. Ausführlichere Ause…

12 Kommentare

  1. Einfach keine Fakes Faktenchecken, sondern Wahrheiten.
    Ist es wahr, dass …???

    Ja, weil 1., 2., 3. …

  2. @2: Wie bekommt man einen Elefanten in einen Kühlschrank? Ist ganz einfach: Kühlschrank auf, Elefant rein, Kühlschrank zu.

  3. @3: Beim Nachbarartikel wird diskutiert, ob man bestimmte Dinge überhaupt kritisieren darf, bzw. kann, ohne den falschen Leuten zu helfen, aber wenn schon das _Aufzeigen von Fehlinformationen_ Fehlinformationen begünstigt, gilt die Mirandawarnung für alles:
    „Alles, was Sie sagen, wird gegen Sie verwendet.“

    – Fakenews zustimmen = Fakenews verbreiten
    – zu Fakenews schweigen = zulassen, dass andere Fakenews verbreiten
    – Fakenews widersprechen = Fakenews verbreiten

    Gesunde Selbstkritik ok, aber so kriegt man den Elefanten bestimmt nicht weg.

  4. Na, ist doch gut, dass die Debatte überhaupt geführt wird.

    Mein Elefanten-Spruch sollte nur darauf abzielen, dass man den freien Willen von Menschen nicht beeinflussen kann (habe ich bei Bruce Allmächtig gelernt).
    Klar wäre es wünschenswert „nur Fakten zu checken und keine Lügen“ aber 1. beißt sich der Hund da in den Schwanz (woher weiß ich vor dem Faktencheck, was ein Fakt / Fake ist) und 2. müssten dann alle Akteure am großen Faktencheckermarkt ausschließlich die Intention haben, Fakten herauszuarbeiten … Das ist der Elefant, den man zwar rhetorisch ganz leicht, aber physisch eben nicht in den Kühlschrank reinbekommt.

    Im Nachbarthread hatte ich zu der „dem Feind in die Hände spielen“-These sinngemäß geschrieben:
    Demokraten kritisieren Demokraten und Absolutisten.
    Absolutisten kritisieren Demokraten.
    M. M. nach wird durch die Verwendung undemokratischer Mittel zur Mehrheitsbildung der Kern der Demokratie bereits ausgehöhlt. Deshalb müssen „linke Dinge“ auch von links kritisiert werden, weil „rechte Dinge“ niemals von rechts kritisiert werden. Daran erkennt man inhärent undemokratisches Verhalten.
    Und ist nicht auf „rechts“ beschränkt – BSW benutzt die gleichen Stilmittel. Deshalb passen die „links-rechts“ Vokabeln nicht wirklich.

  5. 1. Bevor man den Faktencheck online stellt, sollte man ihn durchgeführt haben und wissen, ob etwas fake oder fact ist. Ich bezog mich mehr darauf, dass man nicht den Fake, sondern den Fakt in die Headline bringen sollte. „Ist es wahr, dass Trump ein Mensch ist?“ oder „Schockierende Neuigkeiten, Vance steht gar nicht auf Möbel…“

    2. Wenn jemand den Elefanten gar nicht in den Kühlschrank hineintun will, ist es egal, wie leicht oder schwer das ist. Natürlich bezog sich meine Bemerkung, ob ironisch oder unironisch, nur auf Leute, die wirkliche Faktenchekarbeit betreiben wollen, also Teil der Lösung sind.

  6. Ich bin mir nicht sicher, ob in dem zweiten Absatz unter der Zwischenüberschrift „Kann man „den Medien“ vertrauen?“ ein Druckfehler (Veröffentlichungsfehler? Wie heißt das bei Online-Medien eigentlich richtig) im ersten Satz ist. Wenn ich den Satz nicht falsch lese, müsste dort ein Verb am Ende des Satzes verloren gegangen sein.

  7. Die Verlinkung auf die beiden Artikel auf den verschiedenen Wörtern bei „immer wieder“ finde ich sehr gelungen. Schönes Detail!

  8. Die Corona-Maßnahmen-Zeit war in vielerlei Hinsicht desaströs – gesellschaftlich, wirtschaftlich, gesundheitlich. Sie vernichtete Millionen an Steuergeldern, trieb große Firmen, KMUs und Selbstständige in den Ruin, ermöglichte die diktatorische Einschränkung von Menschenrechten, vernichtete das Vertrauen in Institutionen, Politiker und Medien. Trieb Menschen in die Isolation, in den Selbstmord, in die Spritze, in Post-Vac, Depressionen, Angstzustände, ermöglichte durch Angstmacherei den größten Feldversuch eines Genpräparats im globalen Maßstab. Spaltete die Gesellschaft in Gläubige und Ungläubige, 6-fach Geimpfte und Ungeimpfte, solidarische Vorbilder und unsolidarische, asoziale Tyrannen, in Vorbild und abtrennbaren Blinddarm, in Wissenschaftsgläubige und Covidioten, in Zwangskindermasken und Kinder als Pandemietreiber, als Selbstisolierer und Omakiller, als Lockdownbefürworter und Querdenker, als Zero-Covid-Aktivist und Grundgesetzterrorist – ich könnte die Liste ewig fortsetzen. „Nie wieder“ war zu diesem Zeitpunkt, da hier wieder Menschen selektiert wurden in lebenswert und nicht lebenswert. Eine schöne Zitatsammlung der widerlichsten Agitatoren, Hetzer und Mitläufer gibt es hier:
    https://ich-habe-mitgemacht.de/liste/nach-id.html
    Wunderschön, dieser geballte Hass und die Hetze, nicht?
    Es wäre also wirklich allerhöchste Eisenbahn, diese Zeit aufzuarbeiten, vorbehaltslos, ehrlich, ohne Rücksicht auf Stellung und Position, zum Wohle der Betroffenen der nächsten Pandemie und zum Heilen der geschlagenen, tiefen Wunden. Und was wäre da nicht naheliegender, als die RKI-Leaks als Anfangspunkt für die komplette Durchleuchtung und Analyse dieser unglückseligen Corona-Jahre zu nutzen? Aber diese Chance wurde größtenteils vertan, der Leak wurde ein, zwei Tage ein wenig hoch gehangen, aber direkt auch wieder heruntergespielt und gleich vergessen. Und zwar von den selben Medien, die während der Coronamaßnahmen-Zeit immer direkt zur Stelle waren, um unkritisch der Politik beim Spalten zur Seite zu stehen. Und wie gut das funktioniert hat, kann man in den Kommentaren unter den oben verlinkten ZEIT-Artikel gut sehen.

  9. @9:
    https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/wahre-skandal-hinter-rki-files/
    Was genau wollen Sie denn aufgearbeitet sehen?
    Die Fakten unterstützen die theatralische Erregung in Kommentarspalten halt nicht. Es ist – wie bei so vielen Themen – viel langweiliger, als die Sammlung an Erregungs-Substantiven, die Sie hier aufschreiben.

    Überlastete Krankenhäuser / Privatisierung, überarbeitete Pfleger und Ärzte, Betrug mit Teststationen für schnelles Geld, das Ausnutzen der realen Angst von Menschen für Geld und Spenden – das wären für mich z. B. Themen, über die man mal gesellschaftlich im Rahmen der COVID-19 Pandemie sprechen könnte.

  10. @9, Ergänzung: Ich habe es mal gewagt und auf Ihren Link geklickt.
    Generell halte ich dieses „Listen führen“ für eine Denunziationstechnik aus nicht so schönen deutschen Zeiten. Die nun fast 1800 Datensätze beinhalten teils Klarnamen, was datenschutztechnisch schon außerhalb der Grauzone liegt (weil die ursprüngliche Veröffentlichung diese Daten auch nannte, hat der Listenersteller fälschlicherweise angenommen, er dürfte diese personenbezogenen Daten sammeln und republizieren).
    Am problematischsten ist wohl die Willkür der Zusammenstellung – Es gibt schlicht keine nachvollziehbaren objektiven Kriterien, nach denen die Zitate ausgesucht wurden. Hier kann jeder, der etwas sagt, das der Listenersteller nicht hören will, einfach auf der Liste landen. Informiert wurden die Personen sicherlich auch nicht, geschweige denn eine Nutzungserlaubnis von diesen eingeholt.
    Immerhin liefert man einen Screenshot des Originals mit. Aber keinen Link und der Text im Bild ist so klein, dass man den Kontext selten erkennen kann. Ob das rechtlich schon als „sinnentstellend“ durchgeht, weiß ich nicht.
    Im Impressum steht eine Firma aus der Schweiz, interessant wäre da der Gerichtsstand, wenn deutsche Staatsbürger betroffen sind und sich in ihren (Persönlichkeits)rechten verletzt sehen.

    Persönliche Meinung:
    Schaumschlägerei auf wackeligem rechtlichen Boden. Da werden aus dem Kontext gerissene Satzfetzen genutzt, um ein radikales Bild zu zeichnen. Die Ignoranz liegt nach wie vor bei den Impfgegnern, die die Realität einfach nicht anerkennen wollen und daher anscheinend meinen, mit Feindeslisten arbeiten zu müssen. Traurig.

    Hier die Realität (Linksammlung zu Studien):
    https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/impfpflicht-volksverpetzer/
    Alle (!) Studien sagen: Impfung wirkt. Masken wirken. etc.
    Es gibt keine wissenschaftliche Quelle, die das Gegenteil herausgefunden hat.
    Ich finde es höchst alarmierend, dass Menschen, die offensichtlich die Realität nicht anerkennen wollen, einfach hingehen und willkürlich Listen mit unliebsamen Zitaten von unliebsamen Menschen zusammenstellen, die diese Realität (mal mehr, mal weniger geschmackvoll) anerkennen und kommunizieren.
    Und ja, man darf immer noch der Meinung sein, dass Bill Gates in Wirklichkeit 5G Chips mit Autismus in die Oberarme Aller ballern will zur Versklavung, was auch immer das kreative Hirn da ausbrüten mag.
    Aber jeder mit einem Fünkchen Verstand darf dem widersprechen! Redefreiheit schützt nicht vor Widerspruch! Und Widerspruch ist keine Rechtfertigung dafür, Feindeslisten anzulegen.
    Noch mal: Die Erregungs-Substantive in #9 insinuieren, dass Impfungen nicht wirken, etc. Das ist falsch und entspricht keiner der vielen Studien, die hierzu angefertigt wurden.
    Und wer hier wirklich die Gesellschaft spaltet … Darüber könnte man auch mal nachdenken.

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