Moritz Gathmann ist Kriegsreporter für den „Stern“, zuvor war er Chefreporter beim Magazin „Cicero“. 2014/2015 berichtete er für „Zeit Online“ und „Spiegel“ vom Euromaidan und über den russisch-ukrainischen Krieg im Donbass. Von 2016 bis 2019 arbeitete er als Moderator des russischsprachigen Berliner Fernsehsenders „OstWest“. Von 2010 bis 2014 schrieb Gathmann auch freiberuflich für die vom russischen Staat finanzierte Zeitungsbeilage „Russland Heute“.
Haben zu viele Journalisten beim Thema Ukraine eine Schere im Kopf?
Seit vielen Jahren berichtet der Kriegs- und Krisenreporter Moritz Gathmann aus der Ukraine – über den Euromaidan, die russische Annexion der Krim, den Krieg im Osten des Landes. Und auch seit der russischen Invasion vor zwei Jahren fährt er immer wieder in das Land, um über die Ereignisse an der Front und das Schicksal der Menschen zu schreiben.
Mediale Aufmerksamkeit für den Krieg in der Ukraine und Solidarität mit den Ukrainer:innen sind für Gathmann wichtig. Trotzdem sieht er die deutsche Berichterstattung immer wieder kritisch. Zu oft gebe es aus seiner Sicht keine Abgrenzung zwischen Aktivismus und Journalismus. Zu oft werde nur das berichtet, was dem positiven Bild der Ukraine dient. Es gebe viele „weiße Flecken“ in der Berichterstattung über die Ukraine, sagt Gathmann im Übermedien-Podcast.
Welche „weißen Flecken“ sind das? Wie hat sich die Arbeit für ihn in den vergangenen Jahren verändert? Was können Medien besser machen? Hat er auch manchmal eine Schere im Kopf? Und wie verarbeitet er das, was er als Kriegsreporter erlebt? Darüber sprechen Holger Klein und Moritz Gathmann, der bereits Ende 2022 bei uns im Übermedien-Podcast zu Gast war, diese Woche.
Die ganze Folge „Holger ruft an…“ mit Moritz Gathmann hören Sie hier:
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Links
- Solidarität mit der Ukraine darf kein Filter für Nachrichten sein (Gastbeitrag von Moritz Gathmann bei Übermedien)
- „Wenn wir jetzt wegschauen, endet der Ukraine-Krieg im Desaster“ (Kommentar von Moritz Gathmann im „Stern“)
- Zehn Jahre Krieg in der Ukraine – Ein persönlicher Rückblick von Moritz Gathmann im „Stern“
- Mariupol nach der Invasion – ZDF-Beitrag des Korrespondenten Armin Coerper
- Kritik am ZDF-Beitrag: Tweets von Peter Althaus und Anna Zhukovets
Bei dem Namen Wehrschütz hat was bei mir geklingelt, deshalb habe ich ihn noch mal gegooglet. Und siehe da, das war der extrem rechte Typ, der seit zehn Jahren russische Propaganda verbreitet. Finde ich seltsam, wenn solche Fälle zwar angesprochen, aber nicht eingeordnet werden.
Schade, dass im Podcast leider nicht erwähnt wird, dass Herr Moritz Gathmann selbst mal früher für ein russisches Propagandamedium gearbeitet hat. Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Moritz_Gathmann?oldformat=true#T%C3%A4tigkeit_f%C3%BCr_russisches_Propagandamedium
Das sollte allein schon aus Transparenzgründen genannt werden.
@#2:
Bei Wikipedia verlinkt (und lesenswert):
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/17427/kurzer-prozess-zeit-online-und-der-geschasste-150-euro-reporter/
@3 Fair enough. Ich denke trotzdem das es zumindest in der Infobox genannt werden sollte. Die anderen Medien sind schließlich auch aufgeführt.
Kommt nicht so oft vor, dass ich mit Niggemeier wirklich fast gar nicht übereinstimme, aber der von @theo verlinkte Artikel fällt darunter. Viel spannender noch finde ich allerdings den in den dortigen Kommentaren verlinkten Beitrag von Gathmann von 2012 bei der FAZ über Pussy Riot. Der ist wirklich extrem schlecht gealtert und hätte auch von Hubert Seipel stammen können. Da werden Parallelen zur RAF gezogen, der Vorwurf des Totalitarismus gegenüber Putin ins Lächerliche gezogen, die Abscheu von Pussy Riot gegenüber der russischen Polizei für unverständlich gehalten. Die russische Gesellschaft wird einfach mal so mit der Adenauer-Zeit Deutschlands verglichen (oder mit anderen Worten: aus heutiger Sicht nicht so schön, aber man muss jetzt auch kein Drama draus machen). Gathmann bezweifelt, dass Russland in eine echte Diktatur abgleitet, weil man schaue doch mal nach Nordkorea. Und offene Kritik würde ja auch nicht bedeuten, dass man gleich ins Gefängnis komme (nee, manchmal bekommt man auch einfach ne Kugel in den Kopf…). Kann ja sein, dass Pussy Riot damals in deutschen Medien in der ein oder anderen Hinsicht verklärt wurde, aber bei dem, was Gathmann so geschrieben hat, wundert mich seine Zusammenarbeit mit einem russischen Propagandamedium kein bisschen.
@2 : Sie haben recht. Wir haben das im Autorenkasten ergänzt.
@6 Wunderbar, vielen Dank.