„Ruhr Nachrichten“

Umfrage zur Meinungsfreiheit: suggestiv, diskriminierend und rassistisch

Eigentlich scheint Jens Ostrowski ja zu wissen, wie es in Deutschland um die Meinungsfreiheit bestellt ist. Der Chefredakteur der Dortmunder „Ruhr Nachrichten“ (RN) schreibt das auch; unter der Überschrift „Können wir frei sagen, was wir denken?“ erklärt er:

„Niemand wird eingesperrt, der die Regierung kritisiert. Jeder darf sagen, was er denkt, auch wenn sich andere empören. Niemand bekommt eine Strafe, der ein Z*-Schnitzel bestellt oder von Asylanten statt von Asylbewerbern spricht. Es gibt auch keine Pflicht, ein Gendersternchen zu benutzen. Jeder darf sich frei äußern.“

(Abkürzung im Zitat von uns.)

Ok, also alles in Ordnung, kein Problem. Aber.

Aber Jens Ostrowski will auf etwas anderes hinaus: aufs Gefühl. Jeder vierte Deutsche, schreibt er, habe „Hemmungen“, seine Meinung zu sagen. Quelle: „Laut Umfragen“. Deshalb wollen Ostrowski und seine Zeitung dem jetzt mal auf den Grund gehen, und dafür haben sie sich eine Serie ausgedacht.

Serien-Auftakt der "Ruhr Nachrichten": "Können wir frei sagen, was wir denken?" Foto von zwei Personen, die sich die Hand vor den Mund halten.
Screenshot: Ruhr Nachrichten

Illustriert wird die Serie mit Personen, die sich die Hand vor den Mund halten. Auch wenn vor den Händen collagenartig ein Mund erscheint, ist die Wirkung doch recht eindeutig: Man denkt an eingeschränkte Meinungsfreiheit. (Und an die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Katar.)

In „Alles sagen! Der Streit um die Meinungsfreiheit“ soll es die komenden sechs Monate über in verschiedenen Beiträgen um „Political Correctness, Klima, Gendern, Zuwanderung, Sexismus“ gehen, und zwar angeblich: „seriös, sachlich, ohne Populismus“, lässt die Regionalzeitung wissen. Wobei ja schon „Political Correctness“ als politischer Kampfbegriff populistisch ist, aber egal. Auch das darf man so sagen.

Zum Auftakt der Serie haben die RN eine große Umfrage unter ihren Abonnentinnen und Abonnenten gestartet, zwei weitere sollen folgen. Und damit wären wir gleich beim Problem. Denn wie die RN ihre Umfragen-Fragen formulieren, ist ziemlich daneben. Es wirkt wenig durchdacht, und es ist teilweise suggestiv, diskriminierend und rassistisch.

Frage 15, zum Beispiel. Dort wollen die RN wissen, ob man der Meinung sei, dass Begriffe wie Z*-Schnitzel, N*-Kuss oder M*-Kopf diskriminierend seien. (Die Begriffe werde dort natürlich ausgeschrieben, das lassen sie sich bei den RN nicht verbieten!)

Was wollen die „Ruhr Nachrichten“ mit der Frage bezwecken? Es ist ja unstrittig, dass sich People Of Color oder Sinti und Roma seit Jahrzehnten gegen solche Begriffe wehren, eben weil sie diskriminierend sind. Weshalb muss man das immer wieder in Frage stellen, zum bestimmt 2451. Mal? Wollen die RN am Ende belegen, dass Menschen mit „Ruhr Nachrichten“-Abo kein Problem haben mit diesen Begriffen – und dass man die deshalb einfach weiter nutzen kann, auch wenn sie Betroffene verletzen?

Oder Frage 9, in der Kategorie „Menschen mit Migrationshintergrund“. Wobei, es ist keine Frage, dort steht:

„Ich fühle mich unwohl, wenn mir Menschen mit einem fremdländischen Aussehen im öffentlichen Raum oder in öffentlichen Verkehrsmitteln begegnen.“

Aha, „fremdländisches Aussehen“, was immer das bedeutet. Man hat jedenfalls verschiedene Auswahlmöglichkeiten: von „trifft voll und ganz zu“ bis „trifft gar nicht zu“. Wie bei der abgefragten Aussage: „Viele Menschen aus anderen Nationen wollen sich hier in Deutschland nicht integrieren“. So unterkomplex und suggestiv geht es dort zu. Zwischendurch, es wirkt fast wie ein Alibi, wird noch gefragt, ob Menschen mit „fremdländischem Aussehen“ oder „nicht-deutschem Namen“ hierzulande benachteiligt würden.

„Ich weiß: Manches im Fragebogen ist provokant“

In der Redaktion hätten sie „heftig“ gestritten über die Themen der Serie, schreibst Ostrowski. Was dann offenbar dazu führte, dass sich jener Teil der Redaktion durchsetzte, der diese Art Fragen unproblematisch findet. Oder findet, dass man damit schön ein bisschen provozieren kann, aber natürlich ganz unpopulistisch. Am Ende seien sie sich in der Redaktion einig, schreibt Ostrowski: „Gerade diese Themen brauchen Versachlichung“. Und räumt nur ein paar Atemzüge später ein:

„Ich weiß: Manches im Fragebogen in provokant und kann undifferenziert erscheinen.“

Durchaus.

„Aber auch das sind Positionen, die in unserer Gesellschaft vertreten werden.“

Klar, Rassismus als Position.

„Diese [Positionen] spiegeln nicht die Meinung der Redaktion oder des Verlags wieder.“

Da ist ihnen in der Redaktion dann wohl doch kurz bang geworden. Und einen Tipp hat Ostrowski auch noch: „Wenn Sie eine Frage ärgert oder irritiert, lassen Sie sie aus.“ Wenn Sie also, zum Beispiel, dunkle Hautfarbe haben und einen rassistischen Begriff in einer Frage lesen: nicht ärgern, nicht verletzt sein, einfach auslassen.

(Es bleibt spannend, welche Fragen in den kommenden Umfragen gestellt werden, etwa zum Thema Klimawandel. Immerhin vertreten ja auch ein paar Leute die Position, den gebe es gar nicht oder der sei zumindest nicht menschengemacht.)

Bemerkenswert ist auch, wie manche Fragen gestellt werden. Die RN fragen ihre Leser etwa nicht: „Ist es in Ordnung, wenn eine Apotheke „M*****apotheke“ heißt?“ Sondern: „Sollten Traditionsfirmen wie eine 200 Jahre alte „M*****apotheke“ ihren Namen ändern?“ Klingt, als hätten Friedrich Merz und ein „Bild“-Redakteur bei der Formulierung geholfen.

„Manche halten unsere Fragen für rassistisch“

Die Umfrage kommt auch bei den Abonnenten eher durchwachsen an, scheint es. „Diverser“ könnten die Reaktionen nicht ausfallen, schreibt Ostrowski in einem weiteren Text. Es gebe „sehr viele Menschen“, die sich für die Umfrage bedankt hätten. Und es gibt andere, die sich nicht bedanken, im Gegenteil: „Manche halten unsere Fragen für rassistisch.“

Eine Leserin schrieb der Redaktion, sie sei „schockiert“ von der Umfrage: „Das ist für mich ganz klar gemachter Rassismus“. Gerade den „Ruhr Nachrichten“ müsse bewusst sein, was Worte bewirken können, und dass auch eine Frage meinungsbildend wirken könne.

Ostrowskis Antwort: Ihnen sei „bewusst, dass auch Fragen meinungsbildend sein können. Und auch die Ergebnisse von Befragungen. Doch unsere Umfrage ist ja nur der Anfang der Diskussion, nicht das Ende“. Man wolle „analysieren“, worüber man sich noch auseinandersetzten könne und worüber nicht, und ob bestimmte Themen überhaupt angesprochen werden dürfen. „Wir haben uns dafür entschieden, der Frage auf den Grund zu gehen, weshalb ein großer Teil der Gesellschaft findet, man könne in unserer Demokratie nicht mehr frei seine Meinung äußern.“

Dabei ist das ein Unterschied: Gehen die „Ruhr Nachrichten“ nun davon aus, dass man bestimmte Dinge in Deutschland nicht mehr sagen darf? Oder wollen sie herausfinden, warum Menschen dieses Gefühl haben? Und nur weil es Menschen gibt, die der Auffassung sind, man dürfe in dieser Gesellschaft nicht mehr alles sagen, heißt das nicht, dass es dann besser ist, einfach alles zu sagen.

Man müsse die „Streitpunkte“ konkret benennen, erklärt Ostrowski der Leserin, „auch wenn manche Begriffe wehtun“. Warum man Begriffe wie das N-Wort, das in der Tat vielen Menschen wehtut, wirklich nochmal konkret benennen muss, erklärt er nicht. Dafür schreibt er der Leserin noch, sie werde vielleicht „von den Befragungsergebnissen überrascht sein … Davon, wie viele manche Begriffe für unproblematisch halten“.

Dann schauen wir doch mal: Mitgemacht haben bei der Umfrage vor allem Leute, die „tendenziell älter“ sind, schreibt Ostrowski Anfang Oktober, und: „mehr Männer als Frauen sowie weniger Menschen mit Migrationshintergrund“. Ach was! Ältere Männer ohne Migrationshintergrund haben also nicht so ein großes Problem mit diskriminierender Sprache? Das ist ja wirklich eine große Überraschung!

Es ist sicherlich so, dass es in unserer Gesellschaft Themen gibt, die so kontrovers diskutiert werden, dass es manche davon abhält, sich offen zu äußern, weil sie sich in einem vergifteten Debattenklima vor der Reaktion anderer fürchten. Und da ist es natürlich gut, wenn sich Medien überlegen, wie man das ändern kann. Wie man darüber diskutiert. Und es bleibt abzuwarten, wie die Serie der „Ruhr Nachrichten“ das nun macht, mit welchen Texten, welchen Gesprächspartnern, welchen Experten.

Jens Ostrowski schreibt:

„Wir wollen, dass über diese Themen gesprochen wird, aber eben sachlich, nüchtern, faktenbasiert und von allen Seiten beleuchtet. Uns geht es um Aufklärung, und die ist das Gegenteil von Propaganda.“

Wirklich sachlich und nüchtern ist das aber alles bisher nicht.

„Was die Menschen denken, ist uns wichtig“, schreibt Chefredakteur Ostrowksi. Aber an welchen Menschen und welchen Gedanken bzw. Meinungen sind die „Ruhr Nachrichten“ insbesondere interessiert mit einer Umfrage, die – wie sie selbst erkannt haben – nicht repräsentativ ist. Und an der offenbar vorwiegend weiße Männer teilnehmen.

19 Kommentare

  1. Dem Volk aufs Maul schauen, skandalisieren, das liegt im Trend von Lokaljournalismus. Richtig ist, was Aufmerksamkeit und Klicks erzeugt. Um den Sturzflug der Auflage und Abo-Zahlen im digitalen Zeitalter wenigstens etwas zu bremsen. Und es betrifft ja nicht – was diese merkwürdige Umfrage angeht, dass Verbreitungdgebiet der RN, sondern aller kooperierender Titel in der Region. – Zitat: „‚Was die Menschen denken, ist uns wichtig‘, schreibt Chefredakteur Ostrowksi.“ – Genau. Und irgendwann schreiben wir auch nur noch das, was die Menschen lesen wollen. Weil wir sonst nicht mehr gelesen werden. Und das wäre ja wirtschaftlich schwierig. Dumm nur, wenn man dann möglicherweise irgendwann mal „Hi Höcke“ schreiben muss.

  2. Aber Fakt ist, diese Themen beschäftigen und nerven viele Menschen. Wenn “ alte weisse Männer und Frauen“ nicht mehr gehört werden sollen, weil einigen woken Menschen andere Themen wichtig sind…..dann sind wir doch genau beim Thema.

  3. @enttäuschteLeserin:
    „Wenn “ alte weisse Männer und Frauen“ nicht mehr gehört werden sollen, weil einigen woken Menschen andere Themen wichtig sind“

    Muss ich das jetzt so verstehen, dass alte weisse Männer und Frauen außer Z*Schnitzel, N-Wort und anderen das Gendern verbieten zu können, nichts mehr, haben, worüber sich zu reden lohnt?

    Ich bin ja selber ein alter weißer Mann und finde das schon ziemlich beleidigend.
    Und das ist im wesentlichen der Punkt, der mich bei diesem ganzen Thema am allermeisten nervt:
    Es ist so unglaublich primitiv, wie da der Volkszorn zum brodeln gebracht werden kann.

  4. Wenn „alte weiße Männer“ nichts mehr zu sagen haben, gilt das nicht nur für die rechten Exemplare dieser Gattung, sondern auch für die linken. Klappe halten, Florian Blechschmied und Frank Gemein!

  5. @Florian Blechschmied
    Wenn Sie aus der Position „alter weisser ( vor allem aber privilegierter) Mann“ reden wollen, halten Sie besser die Klappe.
    Richtig erkannt.
    Wenn Sie ohne diese Privilegien normal am Diskurs teilnehmen wollen, sehe ich das Problem nicht.

    Dass die Realität auch nur annähernd dem Gejammer gerecht
    würde, kann nur der ganz schmerzfreie Patient behaupten.

    Ich habe tatsächlich auch noch nie jemanden gesehen, der gejammert hätte, dass er seinem Kind nun nicht mehr das originale Pippi Langstrumpf Kinderbuch vorlesen könne, dem ich das im entferntesten zutrauen würde, dass er das je gemacht hätte.

  6. Noch ein paar sachliche, nüchterne Fragenvorschläge für die Ruhr Nachrichten für die nächste Umfrage:
    Muss man es eigentlich unbedingt verteufeln, wenn jemand die Beherrschung verliert und einer Muslima das Kopftuch runterreißt?
    Sollte man jede Obszönität beim Christopher Street Day bejubeln?
    Sollte man den Frauen, die sich über sexuelle Übergriffe beklagen, wirklich immer alles glauben?
    Das wird man ja wohl noch fragen dürfen.

  7. Es ist schon interessant wenn „alte weiße Männer und Frauen“ sich darüber aufregen, dass sie nichts mehr sagen dürfen oder nicht mehr gehört werden sollen.
    Erstens gibt es nahezu kein einziges verbotenes Wort.
    Dann haben „alte weiße Männer und Frauen“ seit jeher einfach immer alles gesagt ohne Rücksicht ob es jemanden verletzt, beleidigt oder sonst wie herabsetzt. Heutzutage gibt es Menschen denen das nicht gefällt und die dann Kontra geben. Und plötzlich fängt das Geheule an „man darf hat nichts mehr sagen heute“.
    Nein, man darf immer noch nahezu alles sagen heutzutage, aber man muss dann halt auch damit klarkommen, dass andere einem sagen: das stimmt nicht, ist beleidigend usw.

    Für mich hört sich das nach kleinen, bockigen Kindern an.

    Aber natürlich darf man sich von der starken, linksgrün-versifften, woken Mehrheit nicht vorschreiben lassen wie man zu sprechen (zu schreiben) hat.
    Und deswegen ist in Sachsen, Sachsen Anhalt und Schleswig Holstein das gendern in Schulen, in der schriftlichen Sprache verboten.
    Oh, wie seltsam. Die „weißen alten Männer und Frauen“ sind diejenigen die Verbote in der Sprache durchsetzen.
    LG eines, mittlerweile auch älteren Mannes (41)

  8. @MT kein Geheule und auch nicht bockig,..das überlassen „wir „gerne der Generation Z und anderer Mitglieder der sog. Sprachpolizei.
    Historisch gewachsene Bezeichnungen wie das Z****schnitzel sind einfach nur leckere Gerichte, sie könnten auch R***& S**** Schnitzel heißen und wären immer noch lecker. Das gilt auch für den N*** oder M***kuss.
    Friedrich Schiller, ich zitiere der M****hat seine Arbeit getan, der M****kann gehen“ …..umändern oder nicht mehr zitieren? Wäre es so recht?

    Ich beende diese unsinnige Diskussion für mich mit Autor Reinhard MOHR

    Zitat: Die perfekte Sprachregelung: Alles soll vorgegeben, angeglichen, gleich gemacht werden. Ein tendenziell totalitäres Vodoo. Semantik als Religion der Guten und Gerechten, die rein begriffliche Beschwörung einer schönen neuen Welt, in der nur Böswillige und hoffnungslos Rückständige den gesellschaftlichen Frieden stören.
    (Deutschlandfunk Kultur „Deutsche Sprachpolizei
    Hilfe, mein Name ist nicht korrekt!“ )

  9. @enttäuschteLeserin

    Schön wie Sie heulend und bockend davon schreiben, dieses anderen zu überlassen, aber Z-Schnitzel „lecker“ zu nennen, ist schon ein echter Clemens Wilmenrod.

    Preisaufgabe:
    Zeigen Sie mir einen Reinhard Mohr Artikel der letzten Jahre, in dem er nicht wie der klassische Boomer rumjammert.

    Die Sprachpolizei aber-, die einzig real-existierende Sprachpolizei in diesem Land, finden Sie überall dort, wo das Gendern tatsächlich per Gesetz verboten wurde.

    Und da, wo diese Art von Kulturkampf letztlich von einem rechten Establishment erfunden wurde, in den USA , werden derzeit Regalmeter weise Bücher verboten. Es werden Themen von Lehrplänen gestrichen, es wird die Geschichte mal wieder neu erfunden und von dunklen Flecken gereinigt.
    Hier aber werden die dort erfunden Phrasen blöd nachgeplappert, ob
    Political Correctness, Cancel Culture oder Wokism.

    Es ist das altbekannte „Haltet den Dieb“ Geschrei derjenigen, die sich gerade die Taschen mit Geklautem vollstopfen.

  10. @enttäuschte Leserin: Jaja, diese gewachsenen Sprachtraditionen aus…kurz nachschlagen…den späten Fünfzigern sind einfach viel, viel wichtiger als die albernen Befindlichkeiten von Leuten, die ja wohl froh sein können, dass sie in einem Land mit Meinungsfreiheit wie Deutschland leben dürfen, wo man gefälligst noch alles sagen können muss, was der menschliche Mund in der Lage zu formen ist.

  11. @9
    Ich musste Clemens Wilmenrod googeln. Das hat viel Spaß gemacht. Danke.

    »Als Wilmenrod zufolge ein Zuschauer ihn beschuldigte, die mit einer schlichten Mandel gefüllte Erdbeere nicht selbst erfunden zu haben, setzte er sich während der Sendung ein langes Küchenmesser auf die Brust und schwor, sich den Stahl ins Herz zu rammen, wenn irgendein Zuschauer „auf der Kruste dieses Planeten“ anrufen würde, der schon einmal vorher eine gefüllte Erdbeere gegessen habe.« (Wikipedia)

  12. Wow. Je öfter die Frage „was darf man denn heute eigentlich noch sagen?!“ gestellt wird, desto öfter passiert es, dass alle möglichen Leute alles Mögliche sagen, um darauf hinzuweisen, was man nicht mehr sagen darf. Und dann sagen sie gleichzeitig das, was man (angeblich) nicht mehr sagen darf, um zu sagen: aber, bitte, das wird man doch wohl noch sagen dürfen! Was lernen wir daraus?
    Schwer zu sagen.

  13. Chefredakteur Ostrowksi ist das Problem, für deren Lösung er sich hält. Und dass hier, also bei den Übermedien, eine «enttäuschte Leserin» 1. aufgrund mangelnder Fähigkeit des sinnerschließenden Lesens 2. den Gebrauch rassistischer Sprache befürwortet, überrascht dann doch etwas. Illustriert aber, wo das wahre Problem zu verorten ist. Und das sind nicht die «Woken».

  14. Zu den Äußerungen von enttäuschteLeserin:
    „historisch gewachsene Bezeichnungen“- das dürfte mit Sicherheit auch für „Umerziehungslager“, „Rassenschande“ oder „die Frau gehört an den Herd, und nicht ins Berufsleben“ zutreffend sein. Dafür wollen Sie wohl auch stehen? Wer nicht begreift oder begreifen will, dass sich gesellschaftlicher Fortschritt auch im Fortschreiten des Sprachgebrauchs manifestiert ( ja geradezu manifestieren muss! ), ist einer Art von gesellschaftlichem Verrottungsprozess längst anheim gefallen. Geschichte schreitet voran, und damit auch die Erkenntnis, dass Diskriminierung von vielen Betroffenen nicht mehr einfach so hingenommen wird, wie Sie das seit 100 Jahren offenbar gewöhnt sind. Wir sollten uns angewöhnen, die Betroffenen zu fragen und dann die Konsequenzen daraus ziehen. Statt dessen ignorieren Sie diejenigen, die durch die eingeschlichenen Begriffen herabgesetzt werden. Auf seinen überholten und betonköpfigen Standpunkt zu beharren, und sich dann auch noch aus der Diskussion davonzustehlen, ist das typische Verhaltensmuster der ewig Gestrigen, die sich vor der herannahenden, oder bereits stattfindenden Zukunft fürchten. Man rennt dann lieber den Merzens, Höckes oder Chrupallas hinterher und findet diese ganz toll, weil sie den alten Mist beschwören und einem so ein heimeliges Gefühl geben, das viel besser ist, als das Gefühl, wenn man mutig und offen die Probleme angeht. Demokratie ist unbequem, und in Ihren Beiträgen wird das leider sehr offenbar.

  15. Als alten weißen Mann treibt mich die Frage um, warum farbige Menschen auf deutsch nimmer “farbige Menschen“ genannt werden sollten, sondern “People Of Color“ (englisch für: “farbige Menschen“)?

  16. Mich persönlich interessiert seit vielen Jahren eher die Frage: Warum benutzt man überhaupt den Begriff „farbige“ oder „PoC“. Weiße haben doch auch eine Farbe (meist in die Richtung schweinchen-rosa). Ansonsten wären wir doch transparent.
    Das ist auch nicht als Witz gemeint oder um die Diskussion lächerlich zu machen.

  17. zu den letzten beiden Kommentaren:

    stellen Sie diese Fragen doch einfach diejenigen, die sie betreffen. Dann werden Sie sicherlich eine Antwort erhalten.

  18. Diejenigen die ich kenne konnten mir keine Antwort darauf geben. Daher dachte ich, ich versuche hier mein Glück.
    Ich persönlich versuche ja nichts dergleichen zu verwenden und nur von Menschen zu sprechen. Umso seltener man Begriffe verwendet die auf Unterschiede (wie hier die Hautfarbe) hinweisen, umso eher können wir solche oberflächlichen Kategorisierungen hinter uns lassen.

  19. Ein kurzes Statement von einem „Rechtschreibn*zi“:
    Ich habe mich ein wenig amüsiert darüber, wie viele Varianten des Namens Ostrowski es in den Artikel geschafft haben… Deutet das auf Emotion der Autorin beim Schreiben desselben (Artikels wie Namen) hin oder ist das tatsächlich „Schludrigkeit“ (was ich nicht glauben möchte)?
    VG

Einen Kommentar schreiben

Mit dem Absenden stimmen Sie zu, dass Ihre Angaben gemäß unseren Datenschutzhinweisen gespeichert werden. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.