Die BBC und Gary Lineker

Pyrrhus-Siege im Kulturkampf

Gary Lineker, früher englischer Fußballnationalspieler, heute BBC-KommentatorFoto: IMAGO/Mark Pain

Gary Lineker hat gewonnen: BBC-Generaldirektor Tim Davie muss zurückrudern und den vorrübergehend suspendierten Fernsehmoderator zurück auf den Sender holen. Auf Twitter gab sich der ehemalige englische Nationalspieler versöhnlich und sprach davon, dass er hoch erfreut sei, dass Davie und er auch in Zukunft „den guten Kampf“ gemeinsam kämpfen würden.

Nachdem am vergangenen Wochenende die Solidarität seiner Kolleginnen und Kollegen dafür gesorgt hatte, dass die BBC praktisch ihre gesamte Fußballberichterstattung ausfallen lassen musste, war klar, dass Lineker sich durchsetzen würde. Der Ex-Fußballer hatte zuvor auf seinem persönlichen Twitter-Account die geplante Verschärfung des britischen Asylrechts als „unglaublich grausam“ bezeichnet und die Rhetorik der Tory-Regierung und von deren Innenministerin Suella Braverman mit der Rhetorik im Nazi-Deutschland der 1930er Jahre verglichen.

Braverman hatte zuvor angekündigt, alle Einwanderer, die illegal nach Großbritannien kommen, vier Wochen zu internieren und dann abzuschieben – zur Not auch in sichere Drittländer wie „Ruanda“. Die Geflüchteten sollten kein Recht haben, im Vereinigten Königreich Asyl zu beantragen, was mutmaßlich der europäischen Menschenrechtskonvention ebenso widerspricht wie internationalem Völkerrecht.

Die Doppelmoral der BBC

In der Diskussion geriet auch die Doppelmoral des Senders ins Visier, denn andere prominente BBC-Gesichter wie Lord Alan Sugar („The Apprentice“) oder Andrew Neill, Herausgeber des konservativen „Spectator“-Magazins, hatten sich mehrfach, auch polemisch, regierungstreu geäußert, ohne dass es auf Seiten des Senders zu Reaktionen gekommen wäre. Die BBC hatte entsprechende Zuschauer-Beschwerden sogar ausdrücklich zurückgewiesen:

Besonders bemerkenswert daran ist, dass Neill im Gegensatz zu Lineker als politischer Kommentator für den Sender tätig war.

Auch Lineker selbst hatte in der Vergangenheit gegen den damaligen Labour-Vorsitzenden Jeremy Corbyn ausgeteilt und diesen in Anspielung auf Osama bin Laden als „bin Corbyn“ bezeichnet. BBC-Verantwortliche hatten sich daran offenbar nicht gestört.

In Konflikt mit der BBC geriet Lineker immer dann, wenn er die Tories angriff. So forderte die damalige Außenministerin Liz Truss im Februar 2022 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, das geplante Champions-League-Finale in St. Petersburg zu boykottieren (das Spiel wurde später nach Paris verlegt). Lineker antwortete auf Twitter, ob die konservative Partei denn auch das Geld russischer Spender zurückgäbe.

Das alles kann langjährige Beobachter:innen nicht verwundern, denn die BBC ist vollgestopft mit Konservativen in Führungspositionen: Ihr Chef Tim Davie ist selbst ein ehemaliger Tory-Kandidat. Der Aufsichtsratsvorsitzende Richard Sharp wurde (wie erst im Nachhinein bekannt wurde) trotz eines schweren Interessenkonflikts ins Amt gehievt, denn er hatte für Ex Premier Boris Johnson eine Darlehens-Garantie über 800.000 Pfund besorgt. Zudem hat er den Tories mehr als 400.000 Pfund gespendet.

Dass Linekers aktueller Tweet aus Sicht der Regierung eine Grenze überschritt, ist sogar nachvollziehbar. Denn auch wenn er sich darauf beschränkte zu kritisieren, die Sprache erinnere ihn an das Deutschland der 30er Jahre, kann man kaum so tun, als sei dies kein Hinweis auf den Holocaust und die singulären Verbrechen der Nazis.

Denn erstens ist es ja intendiert, den berühmten Anfängen zu wehren, damit es nicht zu einer schleichenden Entmenschlichung kommt, an deren Ende grausame Verbrechen stehen.

Zweitens müssen Linke und Linksliberale ihre eigene Sprachkritik in diesem Zusammenhang schon ernstnehmen: Wenn es stimmt, dass Worten Taten folgen oder dass Worte sogar Taten sind, im Sinne zum Beispiel sprachpolitischer Diskussionen um die Entmenschlichung durch das „N-Wort“, dann kann man hier nicht so tun, als habe Lineker doch gar nicht „Nazi“ oder „Holocaust“ gesagt, nur weil er „die Sprache des Deutschlands der 30er Jahre“ ins Spiel brachte. Natürlich hat er das. Und alle Unterstützer:innen sollten sich ehrlich fragen, wie sie regelmäßig reagieren, wenn dieser Vorwurf von rechter Seite an linke Politiker:innen herangetragen wird.

Allgemein wäre es medial (und auch im Alltag) gut, mit derartigen Vergleichen so vorsichtig wie möglich zu agieren, damit sie nicht immer bedeutungsloser werden, denn das spielt auch nur denjenigen in die Hände, die tatsächlich den Nazis nacheifern wollen. Schon längst ist das Netz voll mit gegen Linke und Linksliberale gerichteten Memes, wonach „jeder, den ich nicht mag, Hitler ist“. Je weniger Leute sich diesen Schuh anziehen müssen, desto besser.

Gewinnt am Ende immer Lineker?

Es sieht also nach einem großen Erfolg für Lineker aus. Ich würde bei einem britischen Buchmacher jedoch einige Pfund darauf wetten, dass sich Gary Linekers Erfolg im Kampf gegen seine Suspendierung über kurz oder lang als Pyrrhus-Sieg erweisen wird.

Denn zum einen stellt sich die Frage, was eine Überarbeitung der Richtlinien der BBC denn bringen kann. Entweder, diese werden sogar noch verschärft und nun wirklich gegen alle Seiten gerichtet, womit auch konservative BBC-Gesichter auf Twitter ihre politische Klappe halten müssten. Oder sie werden in einer Art „Lex Lineker“ gelockert. Käme es dadurch aber zu mehr entsprechenden Äußerungen von Lineker und anderen, sähe sich die konservative Seite des politischen Spektrums nur darin bestätigt, dass es sich bei der BBC um einen „linksgrünversifften“ Landen handelt, um ein geflügeltes Wort deutscher Rechter auf Social Media zu bemühen.

Zu befürchten steht außerdem, dass der Abschreckungseffekt der Causa Lineker trotzdem so oder so eintritt. Denn was ist mit den zahlreichen Freien, die für Rundfunk und Fernsehen arbeiten, die eben nicht Gary Lineker sind? Fühlen sie sich wirklich mehr dazu ermutigt, ihre Meinung zu sagen, wenn selbst ein Lineker nicht unantastbar scheint? Werden Lineker und die gesamte BBC-Sportcrew ihrerseits solidarisch sein, wenn demnächst eine Freie Reporterin von BBC Yorkshire suspendiert wird, weil sie auf Twitter die Anti-Trans-Politik der Tories kritisiert? Darauf würde ich an deren Stelle wiederum keinen Penny setzen.

Denn an weiteren abschreckenden Beispielen mangelt es nicht: Bereits im vergangenen Jahr kritisierte die einstige BBC-Star-Moderatorin Emily Maitlis ihren ehemaligen Arbeitgeber in einer aufsehenerregenden Rede. Die „Unparteilichkeit“ sei längst zur Waffe gegen die Wahrheit verkommen, kritisierte Maitlis und zeichnete ein Bild des Drucks und der Angst von der Arbeit im Sender.

Auch die Rechte kämpft einen „good fight“

Denn der Kampf gegen die Institution, der von konservativer Seite angestrengt wird, ist bedeutend älter und hat mit vermeintlicher Objektivität der Berichterstattung oder Überparteilichkeit nicht das Geringste zu tun. Dass die vermeintlich triumphierende linksliberale Öffentlichkeit dies nicht adäquat adressiert, ist die eigentliche Tragik – übrigens auch in Deutschland.

Vor fast 20 Jahren, im September 2004, schrieb jemand mehrere Blog-Posts für den Think Tank New Frontiers Foundation. Mit hoher Wahrscheinlichkeit1)Die namentliche Autorenschaft ist nicht belegt, Cummings, der damals einer von zwei Mitgliedern des von ihm gegründeten New Frontiers Foundation war, verfasste aber praktisch sämtliche Blog-Texte und hat die Autorenschaft auch nie bestritten. war dieser jemand der damals noch weitgehend unbekannte rechte Spin Doctor Dominic Cummings. In den Posts hieß es unter anderem, die BBC sei „der Todfeind der konservativen Partei“.

Programmatisch stellte der Autor fest:

„Es gibt drei strukturelle Dinge, die die Rechte im Hinblick auf Kommunikation erreichen muss:

  1. Die Glaubwürdigkeit der BBC untergraben.
  2. Ein „Fox News”-Äquivalent aufbauen
  3. Das Verbot politischer TV-Werbung beenden“

Insbesondere im Falle eines möglichen EU-Referendums werde es einen „riesigen Bedarf“ geben, „die Berichterstattung der BBC Minute für Minute unter die Lupe und auseinander zu nehmen“. Die Rechte könne auf lange Sicht nur Erfolg haben, wenn sie sich „das Ende der BBC in ihrer jetzigen Form“ zum Ziel setze. „Die BBC ist ein entschlossener Propagandist mit einer geschlossenen Ideologie. Wir bezahlen dafür. Das sollten wir nicht. Wir sollten das Spiel ändern.“

Man könnte das alles als verschwörerisch angehauchte politische Propaganda abtun, wäre seitdem nicht passiert, was passiert ist: Die Glaubwürdigkeit der BBC wurde untergraben, die Tories regieren seit 2010, das EU-Referendum und der Brexit haben stattgefunden und Dominic Cummings war unter Boris Johnson eine Zeitlang der wichtigste Berater des Premierministers.

Es geht daher nur scheinbar darum, ob und was Angestellte und Freie Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an politischen Meinungen äußern dürfen – und auf welchen Plattformen. Denn all die Debatten um „Überparteilichkeit“ und die vermeintlich zu „linke“ BBC sind in Wirklichkeit Oberflächengekratze, das den politischen Gehalt einer absolut intendierten Medienpolitik verpasst: Führende konservative Meinungsmacher und Parteistrategen haben sich auch jenseits von Cummings längst entschieden, die BBC als Institution zu zerstören.

Der permanent vom Zaun gebrochene Kulturkampf ist dabei nur Mittel zum Zweck. Im konservativen Leitmedium „Spectator“ feierte der Journalist und ehemalige UKIP-Europaabgeordnete Patrick O’Flynn die Affäre Lineker: Nie habe er sich vorstellen können, dass eine solche Anzahl an BBC-Mitarbeitern mit ihrer Lineker-Solidarität so effektiv dazu beitragen könnten, die öffentliche Finanzierung der BBC schneller zu beenden als geglaubt, so O’Flynn.

Sein zentrales Argument: „Wir leben in einem zunehmend polarisierten Zeitalter. (…) Die Verteidiger:innen von Linekers Recht, sich politisch einseitig, überzogen und beleidigend auf Twitter zu äußern, argumentieren in Wirklichkeit dafür, dass Menschen mit konservativer Haltung dazu gezwungen sein sollten, das Gehalt eines Mannes zu zahlen, der sie beleidigt. (…) Können sie nicht erkennen, dass dies kein glaubwürdiger Weg sein kann, für einen Rundfunk, der von sich selbst behauptet ‚uns allen’ zu gehören?“

Spätestens 2027, wenn die neue Runde der Verhandlungen über die BBC-Lizenzgebühr anstünde, würden sich konservative Wähler:innen dieses Gebaren nicht mehr bieten lassen, prognostiziert O’Flynn. Hier könnte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben, denn die in Umfragen haushoch führende Labor-Partei könnte der BBC anders gewogen sein. Man könnte von linksliberaler Seite auch fragen, wer die Polarisierung, die hier diagnostiziert wird, denn eigentlich maßgeblich im Eigeninteresse mit vorantreibt, aber die grundsätzliche Tendenz beschreibt O’Flynn (aus konservativer Sicht) völlig richtig.

Struktureller Kampf gegen öffentliche Daseinsvorsorge

Die Argumente haben sich dabei im Vergleich zu Cummings mutmaßlichen Blog-Posts nicht nur kaum geändert, sie kommen einem auch aus deutscher Perspektive äußerst bekannt vor: Wie sagte Julia Klöckner, CDU-Schatzmeisterin und wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, kürzlich im Reichelt-Format „Schuler! Sagen, was ist“? Sie erlebe „Angestellte beim Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk, die richtige Hass- und Hetz-Aufrufe gegen die Union starten. (…) Wir müssen ja nur mal in den Twitter-Verlauf schauen, mit welcher Verve einige Journalisten schon wirken wie Pressesprecher von den Grünen oder von der SPD.“

Der sogenannte „Reformbedarf“ der Öffentlich-Rechtlichen ist in Teilen unbestreitbar, es ist allerdings auch geradezu lächerlich naiv, politisch so zu tun, als stecke hinter all dem Geraune und Gerede über „Neutralität“ und „Überparteilichkeit“ keine konzertierte rechtskonservative Agenda. Die Wahrheit ist, dass weder die BBC noch ARD und ZDF insgesamt in den letzten Jahrzehnten besonders „links“ gewesen wären. Ihre ohnehin mit Parteimitgliedern vollgestopften Gremien, ihre diversen Intendantinnen und Intendanten mit Tory-, Labor-, CDU- oder SPD-Parteimitgliedschaft hätten dies auch gar nicht ermöglicht. Die Debatte ist so alt, dass den besten Witz zum Thema bereits die BBC-Kult-Serie „Yes Minister“ aus den 80er Jahren machte.

Insofern lenkt die Lineker-Affäre vor allem davon ab, wie diese Agenda auf allen Ebenen umgesetzt wird: So hat die BBC laut der Zuschauer:innen-Organisation „Voice of the Listener & Viewer“ (VLC) seit 2010 bereits ein Viertel ihrer Finanzierung eingebüßt. Aktuell sollen die „BBC Singers“, ein klassischer Kammerchor, abgeschafft werden. Mit den immer gleichen Argumenten (zu teuer, zu alt, zu unflexibel, zu unbeliebt) werden Sparzwänge geschaffen, deren Umsetzung zu einer immer weiter fortschreitenden Verzwergung des Rundfunks führt.

Sind Sport oder Unterhaltung im ÖRR populär, fragt man, warum es dafür Beitragsgelder braucht, Private könnten das Geschäft doch ebenso und besser. Dümpeln hochwertige Kultur- und Informations-Programme bei niedrigen Quoten, sagt man, dieses elitäre Angebot höre, sehe und brauche ja offensichtlich niemand – und klassische Orchester schon gar nicht. Am Ende ist der Rundfunkt dann in der Bedeutungslosigkeit des amerikanischen National Public Radio (NPR) angekommen. Genau davon träumt eine breite rechtskonservative Bewegung unverhohlen.

Es wird daher wenig nützen, wenn die BBC nun ihre Social-Media-Regeln überarbeitet oder die „Tagesthemen“ der ARD ihren „Kommentar“ (der mal als journalistische Königsdisziplin galt) in „Meinung“ (die man sich an jeder Straßenecke abholen kann) umbenennen, um nur ja weniger Angriffsfläche zu bieten. Die Gegenseite meint es schlicht ernst – und sie hat dafür aus ihrer Sicht gute Argumente: Wer eine Gesellschaft anstrebt, in der „Eigenverantwortung“, individuelles Unternehmertum und konservative Werte den Kanon der Politik bilden sollen, der hat in der Tat eine strukturelle politische Gegnerschaft zu gemeinschaftlich finanzierten Institutionen wie zum Beispiel dem Rundfunk.

Rechtskonservative und (neo-)liberale Think Tanks würden am liebsten auch die gesetzliche Renten- und Krankenversicherung und andere, aus ihrer Sicht „zwangsfinanzierte“, solidarische Einrichtungen privatisieren und damit abschaffen – wären diese nicht dermaßen beliebt bei der Bevölkerung. In diesem Sinn hatte Cummings völlig Recht: Die Beliebtheit und Glaubwürdigkeit des Rundfunks mussten als erstes torpediert werden.

Die Affäre Lineker ist daher nur ein weiteres Teil eines politischen Puzzles, bei dem die Konservativen bislang die passenderen Teilchen hatten. Auch jetzt ist nicht zu erkennen, dass die vermeintlichen Gewinner:innen des linksliberalen Spektrums irgendwelche konkreten politischen Forderungen stellen würden. Dabei wäre jetzt die Gelegenheit, eine künftige Nicht-Tory-Regierung auf konkrete Zusagen oder Änderungen zum Schutze der BBC zu verpflichten. Denn die Gegenseite hält das nächste Puzzleteil längst in der Hand.

Fußnoten

Fußnoten
1 Die namentliche Autorenschaft ist nicht belegt, Cummings, der damals einer von zwei Mitgliedern des von ihm gegründeten New Frontiers Foundation war, verfasste aber praktisch sämtliche Blog-Texte und hat die Autorenschaft auch nie bestritten.

4 Kommentare

  1. „…nur darin bestätigt, dass es sich bei der BBC um einen „linksgrünversifften“ _Landen_ handelt, …“

    Ich vermute, „Laden“ ist gemeint.

  2. „Pyrrhus-Sieg“, naja, was wäre denn die Alternative?
    Entweder, das Argument ist: „Lineker darf nicht gecancelt werden, weil [rechts-konservative Person #357] auch nicht gecancelt wurde.“ oder „Wenn Lineker geht, sollen r-k P. #1-357 auch gehen.“

    Hat beides nichts mit der BBC als Institution zu tun.

    Der einzige Grund, davon abzuweichen wäre, wenn das eine eine Beleidigung im Sinne des Gesetzes wäre und das andere nicht.

  3. Ich halte viel von der Meinungsfreiheit. Wenn ein Fußballreporter sich zur Politik äußert, ist das für mich genauso relevant, wie wenn mein Nachbar links oder rechts von mir seine Meinung kundtut.
    In der politischen Berichterstattung und Kommentierung erwarte ich allerdings ein breites Meinungsspektrum im öffentlich-rechtlichen Rundfunk von Linkspartei bis AfD, von taz bis FAZ, von Spiegel bis NZZ. Gibt es das bei ARD, ZDF und Deutschlandradio?

  4. @Florian Blechschmied:
    Die Meinungsfreiheit darf aber nicht verwechselt werden mit der inhaltlichen Wertschätzung einer Meinung. Das Löwenbild des Kindergartenkindes am Kühlschrank der Eltern ist außerhalb des Familienkontextes von begrenztem Wert. Wenn sich Jürgen Habermas gegen Waffenlieferungen an die Ukraine einsetzt, betrachte ich dessen Meinung genauer, als Argumente eines Wendler.
    Das ist dann aber keine Missachtung der „Meinungsfreiheit“, die davon gar nicht tangiert wird.
    Linneker hat getwittert. Seine Reichweite verdankt er nicht der BBC, sondern die BBC profitiert von seinem Ruhm.
    Wenn die Tories so empfindlich reagieren, dann weil sie den Mechanismus kennen und selber nutzen, dass „fachfremde“ Meinungen Prominenter durchaus wahr- und ernstgenommen werden. Wie bei uns auch. Was sagen die Wollnies zu der Kernfusion, was denkt Loddar über die Wirksamkeit von Impfungen?
    Das ist natürlich ein wohlfeiles Werkzeug, welches ungern anderen überlassen wird.

    Was wir erleben ist erschreckend global einen Angriff auf die Meinungsfreiheit. Die Rechte ruft „Haltet den Dieb“ und „Cancel Culture“ und schleift jede verbliebene Bastion auch nur rudimentärster Meinungsfreiheit. BBC und ÖRR üben sich bereits im vorauseilenden Gehorsam.
    Die Kampagnenjournalismus erfahrenen Murdoch-, Berlusconi- oder Springer-Medien greifen Abweichler auf breiter Front an.

    Ich persönlich bin sehr aufmerksam geworden, wer sich da als Verteidiger der Meinungsfreiheit ausgibt.
    Zu oft will der das Gegenteil.

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