Der Gesprächspartner
Frank Rieger ist Hacker, Sachbuchautor, Technikpublizist und Sprecher des „Chaos Computer Clubs“ (CCC). Bei Steady erscheint seit kurzem seine wöchentliche Kolumne „Realitätsabzweig“.
Vor einem Monat hat Elon Musk Twitter gekauft. Und alle fragen sich immer noch unruhig: Was passiert mit der Plattform? Geht Twitter jetzt bald kaputt? Nein, glaubt Frank Rieger. „Aber es wird sehr vieles anders werden“, sagt der Sprecher des „Chaos Computer Clubs“ im Übermedien-Podcast.
Riegers These: Die sozialen Netzwerke sind zu groß geworden, „wir brauchen wieder kleinere Kontexte“. So, wie es die dezentrale Plattform Mastodon bietet. Rieger vergleicht Twitter mit einem großen Stadion, in dem jeder seine These in ein Megaphon brüllt und versucht, die anderen von sich zu überzeugen. Mastodon hingegen sei überschaubarer, wie verschiedene Kneipen, in denen man sich zum Austausch trifft.
Wer sich in den vergangenen Wochen bei Mastodon angemeldet hat, hat vielleicht schon festgestellt, dass der Ton dort etwas freundlicher ist. Mehr Gleichgesinnte, weniger Provokation. Aber ist das gut? Wurde vor den sogenannten Filterblasen, in denen man nur das erfährt, was der eigenen Sichtweise sowieso schon entspricht, nicht immer gewarnt? Frank Rieger sieht genau darin die Chance der neuen, kleineren Communitys. Er fordert: „mehr und bessere Filterblasen“.
Was meint er damit? Zu welcher Plattform wird sich Twitter in Zukunft entwickeln? Und wie werden Medienhäuser und Journalist:innen Mastodon nutzen? Darüber sprechen Holger Klein und Frank Rieger diese Woche im Podcast. Die neue Folge „Holger ruft an…“ gibt es hier:
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Frank Rieger ist Hacker, Sachbuchautor, Technikpublizist und Sprecher des „Chaos Computer Clubs“ (CCC). Bei Steady erscheint seit kurzem seine wöchentliche Kolumne „Realitätsabzweig“.
Natürlich braucht es auch Filterblasen. Wenn wir uns im Diskurs weiter entwickeln wollen, dann macht es wenig Sinn, sich permanent mit Menschen auseinanderzusetzen, mit denen die gemeinsame Basis bestenfalls die ist, dass man sich nicht an die Gurgel geht.
Nicht jeder kann Mitglied eines exklusiven Thinktanks werden.
Der „Marketplace of ideas“ eines Stuart Milton schlägt jede sog. „Gutmenschen“-Ideologie an Naivität doch um Längen.
Noch ideologischer ist heutzutage sicher nur der Glaube eines alles regulierenden Marktes, während die Wachstumsideologie dabei ist, den Planeten zu rösten.
Ich befürchte aber, Twitter wird den Weg der 4-xChan(s) und Telegramms gehen.
Es ist ähnlich wie bei der Gentrifizierung:
Wenn erst einmal alle Dämme gebrochen sind, dann ist irgendwann jede Person, der man begegnet, einem selbst so ähnlich, dass es nervt. Um neben jemanden zu wohnen, der letztlich wie man selber ist, zieht sicher niemand für teuer Geld in das hippe 1/4.
Und schließlich: 10 Plattformen für Pepe the frog memes braucht ja auch kein Mensch.