Gefühlt sitzt Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) immer noch jede Woche in einer Talkshow, er twittert nach wie vor fleißig und gibt ständig Interviews. Nun sollte man es einem Minister nicht zum Vorwurf machen, wenn er sich und seine Politik öffentlich erklärt, noch dazu in einer Ausnahmesituation wie der Pandemie. Aber sollten wichtige Entscheidungen unbedingt in Talkshows verkündet werden? Und auf Twitter? Ohne sich vorher mit anderen Minister:innen besprochen zu haben?
Erst verkündete Lauterbach die Entscheidung aus der Gesundheitsministerkonferenz, dass sich Covid-Infizierte ab Mai nicht mehr verpflichtend isolieren müssten. Er begründete das gewissenhaft, doch die Kritik folgte prompt. Und sie war heftig. Kurz darauf die Kehrtwende, ausgerechnet in einer Talkshow. Der Gesundheitsminister verkündet bei „Markus Lanz“ im ZDF, er wolle die Entscheidung der Länderkollegen wieder kassieren, Quarantäne und Isolation sollen weiter Vorschrift bleiben. Alles andere wäre ein „verheerendes Signal“. Der Twitter-Post dazu kam dann nachts um 2:37 Uhr.
Sein Zickzack-Kurs irritierte nicht nur Lauterbachs Kollegen, auch öffentlich wird er für sein Kommunikationsverhalten kritisiert. Sollte er vielleicht weniger twittern, seltener in Talshows sitzen? Und kommuniziert Lauterbach wie ein Minister – oder einfach weiter wie Lauterbach, als er noch kein Minister war? Darüber spricht Holger Klein in unserem Podcast mit dem Kommunikationsberater Hendrik Wieduwilt, der beide Seiten kennt: den Journalismus und das politische Geschäft. Das ganze Gespräch hören Sie hier:
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Der Gesprächspartner
Hendrik Wieduwilt ist Autor, Moderator und Kommunikationsberater in Berlin. Er berät Führungskräfte bei Medienauftritten, war zuletzt rechtspolitischer Korrespondent bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in Berlin und Pressesprecher im Bundesjustizministerium. Er hat in Kiel und Straßburg Jura studiert und an der Universität Münster über Internetrecht promoviert.
Kurze Antwort: Nein.
Mir sind echte Menschen, die bemerken, wenn sie etwas falsch machen, dann das eingestehen und korrigieren lieber, als die anderen.