Holger ruft an (63)

Bringt es überhaupt etwas, Pornoportale wie xHamster zu sperren?

Screenshot: xHamster

Drei Jahre hat es gedauert, dann war die deutsche Medienaufsicht endlich am Ziel: Das Pornoportal xHamster.com war Anfang des Monats in Deutschland vorübergehend nicht mehr erreichbar. Der Betreiber mit Sitz in Zypern weigert sich, sein Angebot durch eine Altersverifikation, die in Deutschland vorgeschrieben ist, vor dem Zugriff Jugendlicher abzusichern. Die Medienaufsicht erwirkte deshalb, nach vielen Umwegen, eine Sperre.

Doch der Erfolg der Aufseher währte nicht lange: xHamster umging die Sperre mit einer neuen deutschen Subdomain – und ist plötzlich wieder da.

War die Mühe also umsonst? Ist die Netzsperre ein probates Mittel, um illegales Verhalten im Netz zu ahnden? Immerhin nutzen auch autokratische Regime sie gern, um unliebsame Inhalte zu bekämpfen. Und wie sinnvoll ist es überhaupt, Pornoportale zu sperren, um Jugendliche zu schützen?

Darüber spricht Holger Klein im Übermedien-Podcast mit Tobias Schmid, dem Direktor der Landesmedienanstalt NRW, der die Netzsperre gegen den Porno-Anbieter durchgesetzt hat. Schmid erklärt, warum er sein Vorgehen trotz aller Bedenken für legitim hält, wie er ein Katz-und-Maus-Spiel mit xHamster verhindern will – und warum es in seinen Augen effektiver wäre, den Betreibern den Geldhahn zuzudrehen, statt die Seite zu sperren.

Das ganze Gespräch mit Tobias Schmid hören Sie hier:

(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)


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5 Kommentare

  1. Selten einen widerlicheren und prätenziöseren Quark hier gehört. Das Thema Kinder geht denen doch in Wirklichkeit am Arsch vorbei und wird nur dazu instrumentalisiert, um Präzedenzfälle und Fakten zu für zukünftige Vorgehensweisen zu schaffen. Deren Arbeit bindet in meinen Augen unnötigerweise Ressourcen, da verrennt man sich in der ganzen Sache mit dieser Art von Sisyphusarbeit und kommt sich dabei toll vor, weil man angeblich die Schwächsten schützt. Bester Part: Wenn er dann noch im letzten Satz auf 9live angesprochen wird und das ganze jovial abkanzelt mit der Begründung, dass es ja nicht vergleichbar mit Pornographie wäre und Holger nochmal nachhakt, dass es sich hierbei um ein strafrechtlich durchaus relevantes Betrugsmodell handelt, dann kanzelt er es kurz mit anderen Regeln für Linear TV und Uhrzeit ab, als ob Betrug zu einer anderen Urzeit erlaubt wäre. Und außerdem hätte sich noch niemand darüber bei der LMA beschwert. Sehr schwache und transparente Vorstellung. Setzen, Fünf minus.

  2. Großartiges Gespräch!
    Ein sehr kompetenter Gesprächspartner, der auf alle Nachfragen von Holger sachlich und sinnvoll eingegangen ist.
    Eines der besten „Holger ruft an“-Gespräche.

  3. @Daniel: mag sein dass du Herrn Schmidt als sehr kompetent empfindest und diese Folge als eine der besten “Holger ruft an”-Momente einordnest, objektiv betrachtet sind die Aussagen des Mannes völliger Quatsch. Hier mal eine kritische Zusammenfassung seiner Punkte:

    https://netzpolitik.org/2022/fall-xhamster-medienaufsicht-will-noch-mehr-befugnisse-gegen-pornoseiten/

    Ich mag Holger und er hat auch teilweise gut nachgehakt, keine Frage, aber ein Beckendahl oder Fanta hätten die Fitzpiepe dreimal auseinander genommen ;-)

  4. @Alex: Vielen Dank für den Hinweis auf den Artikel. Der ist ja wirklich noch einmal sehr detailliert auf alle Punkte des Gesprächs mit Holger eingegangen.

    Auch aus diesem Artikel ergibt sich ja leider keine einfache Lösung, aber jede Menge Überlegungen, was die Gesellschaft und der Gesetzgeber noch so tun können.

    Den Gedanken, dass der Gesetzgeber gegen einen Betreiber, der sich nicht an deutsche Gesetze hält, nichts tun kann, stört mich dabei schon sehr.

    Darum finde ich es grundsätzlich schon gut, dass es eine Medienaufsicht gibt und diese die ihr zur Verfügung stehenden Maßnahmen auch nutzt. Und Herr Schmidt hat dabei seine Möglichkeiten, Grenzen und Vorschläge doch gut dargelegt.

    Der Artikel von Sebastian Meineck ist dazu eine großartige Ergänzung, um weiter inhaltlich zu diskutieren.

    Dabei scheint eine Frage zu sein, ob der Zugriff auf Pornos in Deutschland beschränkt bleiben soll oder nicht.
    Als Vater zweiter Mädchen finde ich eine solche Zugriffsbeschränkung sehr wichtig und wünsche mir auch, dass Firmen und Personen, die diese Beschränkung zu umgehen versuchen, auch entsprechend belangt und in Zukunft daran gehindert werden können.

    Oder ist die einzige Antwort, die wir darauf haben die „Erziehung“ unserer Kinder?

  5. @Daniel:
    Die Zugriffsbeschränkung kannst du auf dem Handy deiner Töchter einstellen. Das „beschützt“ sie im Zweifelsfall mehr als eine gesperrte Domain oder 5, aber eben nicht von via Whatsapp zugesandter Pornos oder vor Cybergrooming Versuchen auf TikTok und Co. Und ja, Erziehung ist hier der Keyfaktor. Du sprichst mit deinen Kindern ja auch über den Krieg, was das da passiert, was das für Bilder sind, was Propaganda ist und wie sie funktioniert. Du baust Medienkompetenz im Allgemeinen auf, den das ist es, was sie in Zukunft dringend brauchen werden. Wie schlecht das funktioniert, ein Thema auszuklammern, zu tabuisieren und nicht darüber zu reden, sieht man am Beispiel der Sexualerziehung in den Vereinigten Staaten: Religiös indoktriniert predigt man da neopuritanische Enthaltsamkeit, macht „Kein Sex vor der Ehe“ Kampagnen und hat dennoch die höchste Rate an „Teen Pregnancy“ in den entwickelten Industriestaaten.

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