In der Ukraine herrscht Krieg, die Konfrontation zwischen Russland und dem Westen droht zu eskalieren. Wie verändert sich die Arbeit von Satirikern in solchen besonders angespannten Situationen? Was ist die Rolle von Humor in ernsten Zeiten?
Hinter der Frage, ob es Komik und Satire in Kriegszeiten geben darf, steckt für den Satiriker Tim Wolff die Annahme, dass Komik grundsätzlich etwas Zersetzendes habe. „Und dann kann man sich entscheiden: Wollen wir jetzt, dass die Reihen geschlossen sind, und halten uns zurück?“
Wolff ist Autor bei dem „ZDF Magazin Royale“. Auf die Frage, ob es Überlegungen gab, die Sendung wegen der Weltlage ausfallen zu lassen, sagt er:
„Man kann dann einknicken und sagen: Das ist jetzt alles so ernst, dass man lieber die Witze lässt. Aber dann produziert man eben noch mehr Ernst. Und wenn man grundsätzlich für sich selbst der Meinung ist, dass Witze nötig sind, um das Ganze zu verarbeiten, würde ich zumindest dazu tendieren zu sagen: Man sollte es weitermachen. Aber es ändert natürlich die Sendung und die Haltung selbst. Es kann natürlich nicht die gleiche Lockerheit herrschen wie an anderen Tagen. Auch Komiker sind Menschen, zum Teil, auch die müssen ihre Ängste und Sorgen verarbeiten.“
Die Muster der Witze, die man macht, hinterfrage man in solchen Zeiten vielleicht einmal mehr als bei „weniger bedrängenden Anlässen“, erzählt Wolff.
„Es ist noch mehr Arbeit, weil: Aus einer besonders ernsten Situation in etwas Komisches zu kommen, ist natürlich besonders schwer. Man muss soviel Abstand gewinnen, dass man über etwas lachen kann. Deswegen überlegt man zwei-, drei-, viermal, ob das jetzt so funktioniert. Aber ich glaube, das unterscheidet sich nicht so sehr in der Struktur von sonstiger Berichterstattung auch. (…) Das sind Zeiten besonderer Aufmerksamkeit, in der sowohl das Seriöse, als auch das teilseriöse Komische mehr Aufwand, präziseren Blick brauchen.“
Hier ist Wolff im Gespräch mit Holger Klein:
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Der Gesprächspartner
Tim Wolff ist Satiriker und Journalist. Von 2013 bis 2018 war er Chefredakteur der Satirezeitschrift „Titanic“. Heute ist er einer ihrer Herausgeber. Außerdem ist er Autor für das „ZDF Magazin Royal“ von Jan Böhmermann. Am 9. März erscheint sein Buch „Best of Sapiens. Zehn Errungenschaften einer gescheiterten Spezies“.
4 Kommentare
Nein, gerade in Kriegszeiten sollte Satire „vom Leder ziehen“; Putin wird schon keine Satirezeitschrift bombardieren lassen. Oder höchstens ukrainische.
Die Stimme von Tim Wolff ist ne Mischung aus der Stimme von Holger Klein und der von Stefan Niggemeier.
Ich bin ein bissl über diesen sehr defensiven zurückhaltenden und regelrecht anständigen Titel „Muss Satire in Kriegszeiten vorsichtiger sein?“ enttäuscht, der dann natürlich auch den Inhalt bestimmt. Mit einem etwas agressiveren „Was für Satire brauchen wir jetzt?“ oder so ähnlich hätte ich mich anfreunden können.
Tim Wolff ist eine sehr zurückhaltende Persönlichkeit, dem auch das Interview nicht unbedingt liegt. Das war nach den Attentaten von Charlie Hebdo schon so, als er als Chefredakteur zu Satire Stellung nehmen musste.
Vielleicht folgt ja mal ein Interview mit Oliver Maria Schmitt.
Und: das Titelbild der Märzausgabe, das hier gezeigt wird, bringt’s gekonnte auf den Punkt. Ich habe laut gelacht!
Anmerkung:
Meiner Information nach, stammt die Bemerkung „Die beste Satire gab es zur Zeit des 3. Reiches und sie hätte nichts verhindert“(Kein wortgenaues Zitat), von Peter Cook (englischer Satitiriker).
Nein, gerade in Kriegszeiten sollte Satire „vom Leder ziehen“; Putin wird schon keine Satirezeitschrift bombardieren lassen. Oder höchstens ukrainische.
Die Stimme von Tim Wolff ist ne Mischung aus der Stimme von Holger Klein und der von Stefan Niggemeier.
Ich bin ein bissl über diesen sehr defensiven zurückhaltenden und regelrecht anständigen Titel „Muss Satire in Kriegszeiten vorsichtiger sein?“ enttäuscht, der dann natürlich auch den Inhalt bestimmt. Mit einem etwas agressiveren „Was für Satire brauchen wir jetzt?“ oder so ähnlich hätte ich mich anfreunden können.
Tim Wolff ist eine sehr zurückhaltende Persönlichkeit, dem auch das Interview nicht unbedingt liegt. Das war nach den Attentaten von Charlie Hebdo schon so, als er als Chefredakteur zu Satire Stellung nehmen musste.
Vielleicht folgt ja mal ein Interview mit Oliver Maria Schmitt.
Und: das Titelbild der Märzausgabe, das hier gezeigt wird, bringt’s gekonnte auf den Punkt. Ich habe laut gelacht!
Anmerkung:
Meiner Information nach, stammt die Bemerkung „Die beste Satire gab es zur Zeit des 3. Reiches und sie hätte nichts verhindert“(Kein wortgenaues Zitat), von Peter Cook (englischer Satitiriker).