Am vergangenen Dienstag ist der stellvertretende Finanzdirektor Roland Weißmann zum neuen Generaldirektor des ORF gewählt worden. Er gilt als Kandidat der gemeinsam mit den Grünen regierenden konservativen ÖVP, die im Wahlgremium die Mehrheit stellt. Seine Berufung und die Umstände der Wahl sind höchst umstritten.
Wird Weißmann zum verlängerten Arm von Kanzler Sebastian Kurz im Sender, wie Kritiker befürchten? Darüber spricht Holger Klein mit dem Medienexperten Leonhard Dobusch, Professor für Organisation an der Universität Innsbruck. Er sagt: „Das betrifft nicht nur den ORF, sondern eigentlich die ganze Republik, dass das Wichtigste Loyalität und Steuerbarkeit von handelnden Personen ist.“
Welche Folgen hat die Wahl für kritische Köpfe im Sender? Dobusch hält Armin Wolf, den für seine kritischen Interviews bekannten Moderator des ORF-Nachrichtenmagazins „ZIB 2“, für unantastbar, denn alles andere wäre „ein unfassbares Signal, was zu großen Widerständen führen würde.“
Welche Lehren gibt es für die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland? Sie hängen nicht ganz so am Gängelband der Politik wie in Österreich, meint Dobusch, aber ein bisschen mehr Standfestigkeit würde er sich auch hier wünschen. Und: Er hat eine pragmatische Idee, wie die Sender unabhängiger beaufsichtigt werden könnten.
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Der Gesprächspartner
Leonhard Dobusch ist Betriebswirt und Jurist, forscht als Professor für Organisation an der Universität Innsbruck zum Management digitaler Gemeinschaften, organisationaler Offenheit und transnationaler Urheberrechtsregulierung. Er bloggt regelmäßig bei netzpolitik.org über den ZDF-Fernsehrat, in dem er seit 2016 den Bereich „Internet“ vertritt.
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