Macht und Manipulation (1)

Ein Bild lügt mehr als tausend Worte

Macht die Bundeskanzlerin den Medien Vorgaben? Manipulieren Journalist:innen die Öffentlichkeit? Hendrik Wieduwilt war Hauptstadtjournalist und Ministeriumssprecher. Er beschreibt in dieser neuen Serie die alltäglichen Tricks und Mechanismen, mit denen Medien beeinflusst werden und uns beeinflussen.


Kontaktabzug des 35-mm-Films, mit dem Alberto Korda am 5. März 1960 Che Guevara als „Guerrillero Heroico“ fotografierte

Obwohl inzwischen jeder von uns mindestens eine extrem fähige Videokamera in der Tasche trägt, ist wohl nichts so wirkmächtig wie ein einzelnes Foto. Es schneidet einen Sekundenbruchteil aus der Geschichte und hängt ihn in unser aller Hirn, für immer. Martin Luther King. Die brennenden Twin Towers. Der Mann vor dem Panzer auf dem Tiananmen-Platz. Und, ja, der lachende Laschet.

Wo so viel Macht ist, lauert die Manipulation: Tatsächlich werden wir alle jeden Tag ein bisschen manipuliert. Ich meine nicht die Flut von Fälschungen, sondern einen subtileren Ansatz. Was daher kommt wie ein objektives Bild-Dokument, ist das Ergebnis von vielen Entscheidungen; von Auswahl und Komposition.

Der Leser und Zuschauer bekommt von dieser Art der Manipulation in der Regel gar nichts mit – darüber wird praktisch nie diskutiert, trotz aller „Lügenpresse“-Rufe. Der Rezipient ist sich nicht bewusst, welche Urteile andere für ihn gefällt haben, aber mit jeder kleinen Manipulation wächst der Stalagmit von Vorurteilen – so hat es der Journalist Harold Evans in seinem Grundlagenwerk „Pictures on a Page“ einmal formuliert.

Sortieren wir ein bisschen. Man kann fünf Wege der Beeinflussung unterscheiden: Zeitpunkt, Bildausschnitt, Blickwinkel, Requisiten und Komposition.

1. Der Zeitpunkt

Schon der Aufnahmezeitpunkt eines Fotos ist eine Stellungnahme. Fotografen und Bildredaktionen picken meist ein einziges Bild heraus – nicht die womöglich Tausend anderen von derselben Szene. Laschets Lachen ist ein gutes Beispiel dafür, aber auch ein plattes: Laschet lacht ein paar Mal, davor und danach nicht. Was bleibt? Laschet lacht.

Laschet ist in fotografischer Hinsicht, wie kürzlich beschrieben, ein Unglückskandidat: Das Foto mit der verrutschten Maske wird ihn bis in alle Ewigkeit verfolgen – wie lang war die Maske verrutscht? Das Foto verrät es nicht.

Die Auswahl des richtigen Moments ist so mächtig, dass sie sogar Kriege beenden kann. Eines der berühmtesten und mächtigsten Fotos zeigt das vietnamesische Mädchen Kim Phúc am 8. Juni 1972. Sie läuft schreiend eine Straße entlang, das Bild wird die öffentliche Meinung zum Vietnamkrieg drehen und ihn schließlich beenden.

Der Moment ist entscheidend: Schon zu Zeiten analoger Fotografie haben Profis viele, viele Mal den Auslöser gedrückt. In Ausstellungen und Büchern kann man die Kontaktabzüge sehen und die Wahl des Fotografen oder der Bildredaktion nachvollziehen. Gerade das Foto von Kim Phúc ist umfangreich erforscht.

Foto: Nick Út

Es gibt von der Szene noch dieses Bild:

Foto: Corbis

Es ist in jeder Hinsicht schlechter: Der Fotograf hat sich hier nicht hingekniet (dazu gleich mehr unter Punkt 3, Blickwinkel), im Hintergrund sind lauter andere Fotografen zu sehen, das Kind im Fokus schreit nicht, die Kinder wirken wie „Getriebene der Medien“, wie es der Historiker Gerhard Paul es in einem Aufsatz beschreibt. Das bessere, das richtige Bild hat die Stimmung Amerikas zum Vietnamkrieg entscheidend beeinflusst. Was für eine Macht!

Bilder wie dieser sehr bekannte Schuss von Michelle und Barack Obama zeigen seine Nahbarkeit in einem Sekundenbruchteil.

Foto: Pete Souza / Weißes Haus

Viele der Fotos in teils historisch-verklärenden Rückblicken auf den Ex-Präsidenten stammen von Pete Souza, dem damals offiziellen Fotografen im Weißen Haus. Der drückt natürlich nur ab, wenn das Motiv gerade passt. Deshalb ist es so beunruhigend, dass Regierungen heute über etwa Instagram viel direktere Kanäle haben, um ungefiltert genau das richtige Bild zu setzen – und es ist problematisch, wenn Zeitungen diese Bilder abdrucken, als wären es journalistische.

2. Der Bildausschnitt

Für die Aussage eines Fotos ist entscheidend, welche Elemente hineingenommen wurden – und welche fehlen. Dabei kann auch leere Fläche Bände sprechen: Dieser „negative space“ ist nicht einfach nur leer, er ist Teil der Geschichte, die ein Foto erzählt.

Auf diesem dilettantischen Bild von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) etwa zeigt das Bild geradezu, wie es den Abgeordneten zu Putins Macht zieht, an den Rand. Der Politiker hatte auf seiner Reise nach Moskau den russischen Präsidenten angerufen – kurz danach hatte ihn Außenminister Heiko Maas (SPD) ermahnt, sich nicht instrumentalisieren zu lassen. Das Bild wirkt, als hätte es die SPD geschossen.

Michael Kretschmer sitzt am Rande des Bildes auf einem Sofa und telefoniert
Foto: Sächsische Staatskanzlei

Auch das Bild von Kim Phúc ist beschnitten. Rechts neben dem schreienden Mädchen wechselt ein Fotografenkollege nämlich gerade den Film – das dimmt die Wirkung natürlich ganz schön ab, „als wäre es Zeit für ein Bierchen“, spottet ein Beobachter. Tatsächlich hat ein anderer Fotograf den Moment verpasst, weil er gerade seine Leica belud – was auch beim Profi ziemlich dauert. „Was wäre gewesen, wenn“, fragt er sich gelegentlich angesichts des verpassten Schusses.

Die berühmte Version des Fotos und das unbeschnittene Original im Vergleich Fotos: Nick Út

Man könnte auch fragen: Was wäre gewesen, wenn niemand diesen ikonografischen Moment geschossen hätte?

Starker Beschnitt kann auch die Wirkung einer Person unterstreichen. Ein berühmtes Foto von Franklin Delano Roosevelt etwa zeigt ihn mit lässig balancierter Zigarettenspitze.

Foto: Everett Collection

Es ist ein sehr starker Beschnitt – aber nur so wirkt das Bild, zeigt Roosevelts rohe Macht. Das komplette Bild wirkt deutlich schwächer, weniger einschüchternd.

Foto: Everett Collection

In unserer digitalisierten, zensursensiblen Zeit kann sogar zur Hauptnachricht werden, wenn etwas Substantielles weggeschnitten wurde: Die Grünen, in Sachen Fotos bisher recht geschickt, haben ein Gruppenfoto wegen der weiblichen Protagonisten gefeiert …

… bis zur Freude der politischen Wettbewerber (hier die SPD) herauskam, dass außerhalb des Beschnitts doch noch ein paar Männer standen:

Und auch das symbolträchtige Laschet-Schirmfoto, auf dem er den Bürger bildlich im Regen stehen lässt, lebt davon, dass der zweite Schirm-Halter außerhalb des Bildrands steht – wie hier ein CDU-Mitglied unterstreicht.

3. Der Blickwinkel

Wie das Kameraobjektiv ausgerichtet ist, erzählt ganze Bände. Wer engagiert fotografiert, bekommt binnen weniger Wochen ein äußerst knackiges Hinterteil vom vielen Hocken. Wer aus der Hocke Kinder fotografiert, nimmt deren Perspektive ein. Beim Foto von Kim Phúc hat der Fotograf das einmal beherzigt, das andere Mal, beim schwächeren Bild, nicht.

Pete Souzas Fotos von Obama, der im Oval Office mit Kindern spielt, sind ganz überwiegend aus Kinderperspektive geschossen.

Obama liegt auf dem Boden im Oval Office und hält ein Kind hoch
Foto: Pete Souza / Weißes Haus

Schaut die Kamera hinauf, kann das hingegen Autorität ausstrahlen. Wie etwa auf diesem Bild von Annalena Baerbock …

… oder diesem hier:

Die Perspektive ist hier einer der Gründe, warum manche Kommentatoren sich an Propaganda aus den 40er Jahren erinnert fühlten.

Baerbock ist auf dem zweiten Bild auch leicht schief, dahinter verbirgt vielleicht ein dutch angle, also eine leicht schief gehaltene Kamera. Das kann zu Desorientierung führen, aber auch Dynamik ins Bild bringen – wie allgemein Diagonalen. Das könnte hier also durchaus Absicht sein, denn die Grünen wollen je einen Wechsel.

Wichtig ist, dass man dabei in die Ferne schaut und nicht etwa auf den Fotografen. Dann kann das schnell etwas herablassend wirken: So sieht der CDU-Kanzlerkandidat auf der Biografie „Der Machtmenschliche“ aus.

Buchcover: „Der Macht Menschliche. Armin Laschet. Die Biographie“

Der Blick halb herab, fast geringschätzig. Passt zum Titel – aber schmeichelhaft ist es nicht.

Ähnlich wirkte dieses Foto von Merz im „Spiegel“ – der Fotograf Lars Berg ist nicht auf Kopfhöhe mit Merz, sondern darunter. Zusammen mit der symmetrischen Komposition ergibt sich das Bild eines Thronenden.

Foto: Lars Berg

Schaut die Kamera leicht von oben herab, sieht man mehr von der Umgebung. Der Fotografierte wirkt tendenziell eher dienend. Deshalb ist dieses Bild von Söder ein Gelungenes.

Und das hier von Scholz auch.

Der Blickwinkel unterscheidet auch – unter anderem – die beiden „Situation Room“-Fotos von Barack Obama und Donald Trump: Obama ist von schräg oben fotografiert, Trump von leicht unten, ähnlich wie Merz.

4. Die „Requisiten“

Besonders die „Requisiten“ – ob nun ausgesucht oder „zufällig“ im Bild – entscheiden über die Bildwirkung. Sie sind das Element, das der Fotografierte am ehesten kontrollieren kann. Barack Obama etwa erntete Kritik dafür, dass er bei einer militärischen Besprechung einen sandfarbenen Anzug trug – der Ausgangspunkt der „Obama tan suit controversy“.

Unter „Requisiten“ kann man auch Umstehende fassen: Auf einem Bild von Laschets Lachen sieht man direkt neben ihm zwei Menschen mit ernsten Minen, hinten ist das Wort „Feuerwehr“ zu erahnen – das verstärkt den Kontrast noch einmal. Über den Beschnitt des Fotos kann ein Bildredakteur die Wirkung also steigern oder senken.

Auch der große Söder ist, wie neulich kurz erwähnt, nicht die richtige Umgebung für den kleinen und auf dem offiziellen CDU-Foto gebückten Armin Laschet.

Erst recht nicht am Geburtstag.

Mit weißem Hemd und braunen Lederschuhen war Laschet in der Flut schlecht ausstaffiert:

Apropos Schuhe: Vizepräsidentin Kamala Harris löste die „converse sneaker controversy“ aus, weil sie auf einem „Vogue“-Cover angeblich zu lässig wirkte. Das Cover wurde getauscht.

Gerhard Schröder trug Brioni-Anzüge, was zum Image „Genosse der Bosse“ beitrug, und Rudolf Scharping hat sich vermutlich nur einmal im Leben in einem Pool fotografieren lassen.

Die Rudermaschine aus „House of Cards“ – sorgt für Spott.

Als Annalena Baerbock mit Robert Habeck kürzlich durch das Biesenthaler Becken spaziertet, schoss der AFP-Fotograf Tobias Schwarz das neue „Tatort“-Duo, wie manch einer spottete.

Das liegt neben den typischen Krimi-Requisiten Duo, Sakko, Wald („wo ist die Leiche?“) auch am Licht. Der Schatten unter Baerbocks Kinn sieht aus wie von einer Studiobeleuchtung.

Doch das sei Zufall, versichert Schwarz auf Anfrage. „Die Lichtstimmung war gegen frühen Nachmittag durch die Sonne/Wolken/Wald Situation wirklich einzigartig“, erklärt der Fotograf. „Die beiden haben besonders von oben etwas Licht durch Lichtungen in den Baumwipfeln abbekommen, als sie kurz stehen blieben, um einer kurzen Erklärung zu dem Wald/Moor zu zuhören. Als es um die Bäume ging, hat Frau Baerbock kurz nach oben geblickt – und das war mein Moment“ – um genau zu sein: Dieses Fünfhundertstel einer Sekunde bescherte Baerbock ein virales Bild – und, anders als es Laschet oft ergeht, kein schlechtes.

5. Die Komposition

Fotografen gucken völlig anders auf Bilder als Laien. Sie suchen nach führenden Linien, Störern am Bildrand, untersuchen den Lichtfall, Kontraste.

Führende Linien können sogar von der Typografie ausgehen: In Annalena Baerbocks Wahlkampf-Auftakt-Tweet laufen die Linien der Schriftart fast parallel zu ihrer Blickrichtung:

Welchen Einfluss die Komposition auf ein Foto haben kann, zeigt wohl kein Bild besser als jenes von Angela Merkel auf dem G7-Gipfel aus dem Jahr 2018.

Merkel und Trump beim G7-Treffen
Foto: Jesco Denzel

Es ist ein Meisterwerk, ein Jahrhundertfoto. Das Offensichtliche: Es ist ein filmreifer Standoff und die Körpersprache von Merkel und Trump so überdeutlich wie auf einem Kinoplakat. Doch es ist auch fotografisch nahezu perfekt.

Erstens, das Licht. Merkel wird hell angestrahlt.

Zweitens, der Kontrast: Merkel steht vor einem hellen, schlichten Hintergrund, während Trump und sein Sicherheitsberater John Bolton im unruhigen Dunkel der Anzüge verschwinden. Wenn man die kurz zuvor zur „Anführerin der freien Welt“ gekürte Kanzlerin inszenieren wollte, müsste man es genau so machen.

Drittens, die Führungslinien: Der damalige japanische Premierminister Shinzo Abe wird durch die den Kontrastwechsel und die Kopflinien betont und hervorgehoben, dennoch laufen die wichtigsten Linien an ihm vorbei.

Viertens, die Blickrichtungen: Jeder Hochzeitsfotograf weiß, wie enorm wichtig die Blickrichtungen von Menschen (und Tieren) auf Fotos sind. Sie leiten das Auge. (Finger übrigens auch.) Wenn Menschen auf Fotos aneinander vorbei oder in entgegengesetzte Richtungen blicken, erzeugt das Spannung, wenn Blicke sich begegnen, sind die Personen gleichberechtigt – es sei denn, eine ist besser ausgeleuchtet.

In diesem Foto trifft beides aufeinander: Hier schauen alle außer Merkel und Trump aneinander vorbei und erzeugen Spannung um den Staring Contest herum. Das hebt die Kraftprobe der beiden Mächtigen auf eine Bühne, sie treffen sich sozusagen im Auge des Sturms. An Abe hingegen geht alles vorbei.

Foto: Jesco Denzel, Bearbeitung: Übermedien

Sind das alles Zufälle? Auf keinen Fall: Das Bild ist kein Pressefoto, auch wenn es in wohl praktisch jedem Medium gezeigt wurde. Es ist ein Schuss von Jesco Denzel, der als Fotograf der Bundesregierung vor Ort war – so, wie die Fotografen von Trump, Justin Trudeau und Emmanuel Macron, die sich alle mühten, eine andere, ihre, Geschichte in Bildern zu erzählen.

Trudeau sieht auf seinem Bild aus wie die Pausenaufsicht im Klassenzimmer – Merkel dagegen eher in der Haltung einer Buchhalterin.

Foto: Office of the Prime Minister

Fotografisch entwickelt das Bild deutlich weniger Wirkung als der Denzel-Schuss, da es einiges an visuellem Gerümpel enthält (Stühle, Teile der Grafik im Hintergrund, kontrastreiche, aber überflüssige Linien durch die blaue Wand im Hintergrund, Schatten der Botanik hinter Trudeau).

Weitere Perspektiven der offiziellen Foto-Teams hatte damals der t-online-Korrespondent Fabian Reinbold aufgelistet.

Bei solchen Szenen außerhalb des presseöffentlichen Programms sind nur die Fotografen der Delegation zugegen, also für Deutschland die des Bundespresseamtes. Das Bundespresseamt gebe solche Bilder nur in Ausnahmefällen als „Poolmaterial“ an die Nachrichtenagenturen weiter, sagt der erfahrene Politik-Fotograf Marco Urban im Gespräch mit Übermedien – zum Beispiel beim Bild von Jesco Denzel. Bei der Weiterverbreitung hätten die Medien zum Teil nicht kenntlich gemacht, dass es sich ursprünglich um Material des Bundespresseamtes handelte, sagt Urban. Nach seiner Beobachtung verbreiten Nachrichtenagenturen diese Bilder von offizielle Stellen selten – aber mit zunehmender Tendenz.

Das presseöffentliche Programm auf solchen Veranstaltungen besteht für die Fotografen aus festen Fototerminen und Pressekonferenzen. „Natürlich ist das eine Art von Manipulation, die Fototermine sind natürlich gut geplant und organisiert – selbstverständlich auch und gerade im Hinblick auf das vom Veranstalter gewünschte Bild“, sagt Urban. „Aber niemand sagt mir, was ich innerhalb dieses Fototermins zu fotografieren habe.“

Während politische Gipfeltreffen stark von Protokoll und Sicherheit bestimmt werden, ist Urban häufig verwundert über Restriktionen auf Parteiveranstaltungen: Dort würden bisweilen Bilder dadurch verhindert, dass Fotografen aus unklaren Gründen bestimmte Positionen nicht einnehmen dürfen. Der tatsächliche Zweck solcher Maßnahmen ist für ihn oft nicht nachvollziehbar. „Es ist die Aufgabe der unabhängigen Fotojournalisten, an dieser Gängelung irgendwie vorbei zu fotografieren, hinter die Fassade zu blicken und, ja, auch die Inszenierung bloßzustellen.“

Fazit

Was bedeutet all das nun für Medienkonsumenten? Ist das nun schlimm? Eine Schwäche der Medien? Eine Gefahr für die Demokratie?

Es kommt drauf an: Diese fünf Wege, durch Fotos zu manipulieren, gelten im Grunde für jede Form des Journalismus. Die Auswahl des Sujets, der Zeitpunkt, der Blickwinkel, der Kontext und die Komposition lenken auch bei Texten und Filmen sanft den Blick des Rezipienten. Das liegt ein Stück weit in der Natur des Sache – Journalismus ist kein stumpfer Transmissionsriemen für die Wirklichkeit, sondern lebt von Schwerpunktsetzung und der Einschätzung der dort arbeitenden Menschen. Natürlich können Kommunikationsabteilungen diese Macht nutzen. Medien und Bildredakteure können sie missbrauchen.

Was hilft dagegen? Medienkompetenz. Fotos sind Werkzeuge voller versteckter Mechanismen. Wer diese Mechanismen kennt und weiß oder zumindest ahnt, wer sie wie bedient haben könnte, findet sich besser zurecht. Wer ein Bild dekodieren kann, gewinnt Souveränität gegenüber alltäglichen Manipulationen. 

Medienschaffende müssen transparent und aufrichtig arbeiten. Genau wie bei Texten muss klar sein, wer das Bildmaterial produziert und ausgewählt hat. Bildredaktionen müssen wiederum der Versuchung widerstehen, ein Bild danach auszusuchen, ob es der eigenen politischen Überzeugung entspricht. Das ist Thema für eine spätere Folge dieser Reihe.

Entlarven Sie mit! Haben Sie Beispiele für einen Umgang von Medien mit Fotos, den Sie unzulässig manipulativ finden? Dann schreiben Sie uns per Mail oder z.B. auf Twitter unter dem Hashtag #überfotos!

29 Kommentare

  1. Dafür liebe ich Übermedien: Ein unglaublich spannender und informativer Test mit guten Beispielen, die uns alle ein bisschen mehr das Sehen lehren. Zwei Dinge fallen mir noch dazu ein. Der alte Spruch „Nur ein gestelltes Pressefoto ist ein gutes Pressefoto“ gilt in an vielen Stellen weiterhin. Ausnahme natürlich Katastrophen-, Kriegsfotografie und Reportagebilder von großen Menschenmengen. Bei Presseterminen gilt es aber immer noch, wie auch manches Beispiel oben zeigt. Ruhige Hintergründe – sehr schön als Gegenteilbeschreibung: visuelles Gerümpel -, die richtige Linienführung und gutes Licht sind eben oft nicht immer vom Zufall gegeben. Da darf und muss der gute Pressefotograf schon mal ein bisschen etwas zurecht rücken, bevor er auf den Auslöser drückt. Und sei es nur, dass er den Abgebildeten von der Zimmerpalme weglenkt, die ihm sonst aus dem Kopf wächst.
    Zum Thema Perspektive von unten noch eine Anmerkung: Mit dieser Unterperspektive können Menschen auch schnell unsymphatischer erscheinen, als sie sind. Vor allem mit Doppelkinn oder starker Kinnpartie sollte diese Perspektive lieber vermieden werden, sonst wird das Foto zur Karikatur. Manchmal hilft die Aufforderung einer befreundeten Fotografin in solchen Momenten: „Machen Sie mal die Schildkröte.“ Sprich, strecken Sie den Kopf so vor wie eine Schildkröte, wenn sie aus ihrem Panzer guckt. Das Doppelkinn wird es dem Porträtierten danken.

  2. Au Backe. Sommerloch? Fangen wir mal so an: die smoking „Twin Towers“, MLK, Panzer auf dem Platz, das Mädchen aus Vietnam. Das sind ICONS – Laschets Lächeln sicher nicht. Das Foto wird es auch nie in einen MAGNUM Sammelband schaffen – womit eigentlich schon alles über den Artikel gesagt wäre. Das Merkel Foto ist auch kein Jahrhundert Meisterwerk (siehe Magnum), sondern einfach nur ein guter Schuss, und ein noch besserer Zufall. Der Rest des Artikels erinnert mich an ein Seminar an der LMU in München, da ging es um die Wirkung von Massenmedien, Kameras, Perspektiven and all that Jazz. Und das war 1986. So lange wissen wir das alles schon. Also nix Neues. Wirklich nicht. Oder wollten Sie mal nur bei der potentiellen Clientel etwas Marketing machen über das was Sie so wissen über Fotos, und so?

  3. Das mit den Blickrichtungen auf dem Merkel/Trump Foto sieht für mich deutlich anders aus als geschildert. Zwar schaut Merkel Richtung Trump, dieser aber schaut ebenso wie Bolton und Abe Richtung Macron welcher seinerseits Trump ansieht und anscheinend auch anspricht.

  4. So sehr ich mich freue, dass der Vietnamkrieg vorbei ist, dass DAS eine Foto allein die Wende gebracht haben soll, halte ich für etwas übertrieben.

    Vor allem, selbst wenn dieses eine Foto in der einen Sekunde nicht geschossen worden wäre – irgendwer hätte ein ähnliches Foto gemacht. Das Bild mag ja einmalig ikonografisch sein, der Inhalt war leider alles andere als einmalig.

  5. Großes Kompliment!!!!! Ich freue mich auf (hoffentlich) viele weitere Folgen von Hendrik Wieduwilt hier bei ÜBERMEDIEN!

  6. Danke. Viel interessanter als das Laschet-Bashing neulich. Hätte mir allerdings eine stärkere Differenzierung gewünscht zwischen gestellten Fotos (Merz, Baerbock auf dem Sharepic, Laschet auf dem Cover) und Pressefotos, bei denen eine reale Begebenheit fotografisch optimal in Szene gesetzt wird (Merkel mit Trump, Guevara auf Tribüne, flüchtendes Mädchen in Vietnam).

    Die Obama-Bilder von Souza sind irgendwo dazwischen – selten hat ein PR-Fotograf seine Objekte so künstlerisch und gleichzeitig (pseudo-)dokumentarisch in Szene gesetzt. Aber dafür braucht es natürlich auch die richtigen Models: Was er mit den Obamas im Weißen Haus machen konnte, wäre ihm mit Merkel im Kanzleramt wohl kaum geglückt.

  7. Nachtrag: Die Überschrift finde ich reißerisch. Ein Bild „lügt“, wenn es etwas zeigt, was nicht oder anders geschehen ist. Das trifft bei den gezeigten Beispielen eigentlich nur auf das Laschetbild mit dem vermeintlich unbeschirmten Bürger zu.

    Die anderen Bilder dramatisieren, beschönigen oder inszenieren – aber sie lügen eigentlich nicht.

  8. Auch der Maler war in der Schlacht gewesen; bald danach fertigte er ein Gemälde an, auf dem er dar- stellte, was er gesehen hatte: Im Vordergrund lagen Sterbende, denen die Gedärme aus den aufgeris- senen Leibern quollen, und Leichen, über die Pferde und Tanks weggegangen, dass bloß blutiger Brei geblieben, geschmückt mit Knochensplittern. Dahinter stürmten die Soldaten der gegnerischen Heere aufeinander zu, in besudelten Uniformen, angstverzerrt die Gesichter. Im Hintergrund, unterhalb des Befehlsstandes, waren Offiziere dabei, Weiber zu schwängern, Kognak zu saufen und die Ausrüstung ganzer Kompanien für gutes Geld zu verhökern.
    Dies war das Bild, und es hing im Atelier des Malers, als ein Besucher erschien, der sich porträtieren lassen wollte und durch Wesen und Benehmen sich als alter General zu erkennen gab. Er erschrak vor dem Bild.
    So sei die Schlacht nie gewesen, rief er, das Bild lüge! Sein blinzelnder Blick fuhr kreuz und quer das Werk ab und entdeckte dabei hinter dem zerschmetterten Schädel eines Toten eine kleine Gestalt, die trommelnd und singend und mit kühn verschobenem Helm auf das Schlachtfeld lief. Dieses Detail kaufte der General, ließ es aus dem Gemälde schneiden und einrahmen: Damit künftige Generationen sich ein Bild machen könnten von der großen Schlacht am Isonzo.

    Günter Kunert

  9. @ Hendrik Wieduwilt: Super Idee, diese Artikelserie und danke für diese erste Ausgabe davon. Wirklich interessant.

    @Nonotmi Nohnamy: Offenbar sind Sie Fotograf/in. Ich und viele andere hier allerdings nicht. Und das „Seminar an der LMU in München“ haben hier sicher auch die Wenigsten besucht. Ich bitte also um Nachsicht, dass sich der ein oder die andere über den Input freut.

  10. # 8 : nee- ich bin nicht Fotograf oder Ähnliches. Schon mehr. Und ich wüsste auch nicht, dass die LMU München irgendwas mit Fotografie anbietet. Das heißt eher Kommunikations- und Zeitungswissenschaften. Schön, dass Herr Wieduwilt Sie da ein wenig aufklären kann – vermeintlich. Aber Herr Wieduwilt ist nicht vom Fach, sondern Jurist, und hat leider ziemlich wenig Ahnung über das was er schreibt. Und das ist ärgerlich. Das beste Beispiel ist die „Analyse“ über das Merkel Bild. Das ist wirklich „falsch“ und an den Haaren herbeigezogen. Das gilt ebenso für den Kommentar über das Mädchen in Vietnam. Sicherlich ein Icon, aber sicherlich auch nicht der Auslöser für eine Wende im Vietnam Krieg. Dieser Arikel ist für Profis eine Binse und gleichzeitig nichtssagend, und bestätigt die alte These, dass man über das schreiben sollte worüber man (Fach)-Wissen besitzt. Ansonsten kommt halt so ein hilfloses Proseminar raus wie hier. Und jetzt erkläre ich Ihnen auch warum der Artikel komplett falsch im Ansatz ist. Bilder „lügen“ nicht – auf jeden Fall nicht die, die der Autor aufgeführt hat. Bilder/Fotos sind immer ein subjektiver Ausschnitt einer Wirklichkeit. Das geht auch gar nicht anders. Oder allgemeiner: 20 Leute auf einer Party. 20 verschiedene Parties. Das ist Fakt. Bilder lügen dann, wenn sie wirklich im wahrsten Sinne des Wortes manipuliert sind. Photoshop. Deep Fake, etc. Früher hieß das „Retousche“. Das wäre auch der Artikel gewesen. Aber hier konzentriert sich der Autor sehr schwach auf eben nicht manipulierte Fotos. Und die sind so wie sie sind. Mal gut, mal schlecht. Und deshalb ist das auch ein nicht so guter Artikel. Denn er stimmt in der Prämisse nicht.

  11. @9: Kommunikationswissenschaften also. Das Seminar zu „Kritik und wie man sie äußert“ haben Sie geschwänzt, oder?

  12. # 10. Nicht nur Kommunikationswissenschaften (das war eins von vieren:-), und einen Abschluss an der LMU München bekommt man auch nicht hinterhergeworfen. Ich habe mal gar nichts geschwänzt, und Ihre diesbezüglichen Frechheiten dürfen Sie sich ruhig sparen. Kritik äußert man übrigens genauso wie ich es gemacht habe. Ich kann es aber auch gern wiederholen. Juristen lernen ziemlich wenig – also gar nichts – in Ihrem Studium über die Wirkung der Massenmedien. Im Gegensatz zu Kommunikationswissenschaftlern. Haben Sie denn meinen Post überhaupt verstanden? Oder bedeutet Ihr Post, dass jetzt jeder über alles schreiben darf und über alle Kritik erhaben ist? Ist aber auch egal.

  13. #9: Ich freue mich sehr für Sie, dass Sie sich so sehr über Ihren Abschluss bei der LMU München freuen. Können wir uns daneben einigen, dass der Journalismus eine Disziplin ist, in der viele Fachrichtungen zusammenkommen, außerhalb von reinen Kommunikationswissenschafts- oder Journalismusstudiengängen? Und vielleicht können wir uns dann auch darüber verständigen, dass nach dem Studium nicht zwangsläufig ein Aufbaustudium an einer der angesehenen Journalistenschulen folgt. Und wenn wir uns als drittes und letztes noch einig sein können, dass das wenig über die fachliche Leistung dieser Kolleginnen und Kollegen aussagt, sind wir schon beim Kern der Sache:

    Es kann durchaus viele gute Journalisten geben, die sich durchaus nicht tiefgehend oder schon lange nicht mehr mit den Details der Bildsprache beschäftigt haben. So etwa in meinem Fall. Mein Job ist es letztlich auch, natürlich das gesamte Layout zu bewerten und die Bildsprache einzubeziehen. Aber ich habe selten die Zeit, so viel Aufmerksamkeit einem einzigen Foto zu widmen. Und meine letzten Volontärskurse sind jetzt auch schon ne Weile her. Da kommt mir so eine Auffrischung und Ergänzung meines Wissens doch gerade Recht.

    Sie brauchen (und wollen das offenbar) nicht. Auch ok.

  14. #12: Also was ich will, oder auch nicht will, steht hier überhaupt nicht zur Debatte. Ebenso mein vorgeblicher Stolz über meinen Abschluss an der LMU München. Es geht in meiner Kritik um den Artikel, bzw. dessen Inhalt. Sie haben ja völlig Recht mit der Journalisten Ausbildung, einmal davon abgesehen, dass Kommunikationswissenschaften jetzt auch nicht mit einem Journalismus Studiengang gleichzusetzen ist. Bei Letzterem muss man obendrein noch „schreiben“ können. In der KW lernt man wie es generell funktioniert zwischen Sender und Empfänger. Es ist ja auch okay, wenn Sie durch diesen Artikel aufgefrischt werden. Aber der Kern der Sache ist ein anderer. Man muss generell unterscheiden zwischen der „Bildberichterstattung“ und der inszenierten Fotografie. Es gibt Überschneidungen. Annie Leibovitz zum Beispiel. Als sie die Stones begleitet hat, kam es darauf an zum richtigen Zeitpunkt auf den Aulöser zu drücken. Das ist weder manipuliert noch inszeniert. Und dann macht Frau Leibovitz noch Auftragsarbeiten – Mode und Portrait. Das ist dann wirklich inszeniert aber keineswegs manipuliert im negativen Sinn. Und Lüge ist es auch nicht. Und sicherlich wird Frau Leibovitz, die unzweifelhaft ihr Handwerk versteht, wissen wie sie ein Portrait zu dem macht was es sein soll. Ein ziemlich subjektiver Blick auf eine Person, der im idealfall mehr über diese Person erzählt als es Worte auf dieser Welt gibt. That’s it. Der Artikel nimmt wahllos Fotos als Beispiel für eine Thematik, welche mit diesen Fotos nicht belegt werden kann. Das ist der Punkt. Nehmen wir mal das Lieblingsbeispiel des Autors – Herrn Laschet. Das offizielle Pressefoto lügt weder noch ist es manipuliert. Es ist der schlechte Blick eines noch schlechteren Fotografen auf eine Person, die dadurch eher beschädigt wird. Wie das halt so kommt, wenn man in der Ausbildung nicht aufpasst. Aber ich bin nicht derjenige der bei der CDU die Fotos freigibt. Wäre ich das existierte weder dieses Foto, noch würde der Fotograf jemals wieder angerufen. Was gänzlich fehlt im Artikel ist der „goldene Schnitt“. In einer idealen Welt drückt auch ein Bildberichterstatter genau dann auf den Auslöser, wenn dieses Verhältnis gegeben ist. Und solche Fotos – das sind dann Icons. Aber immer noch keine Lüge.

  15. #13: Also geht es Ihnen allein um den Begriff „Lüge“? Ich habe diesen unter „Der Titel muss fetzen“ abgelegt. Das Spielchen mit der Redewendung war halt zu verlockend. Und ich finde, dass das so durchaus vertretbar ist. Da kann man sich natürlich drüber streiten.

    Ob eine Manipulation nun gut oder schlecht ist – oder ob diese Kategorien überhaupt immer passen – liegt im Auge des Betrachters und kommt auch auf den Einzelfall an. Auch wir manipulieren jeden Tag berufsmäßig. Allerdings hoffentlich, um unsere Leserinnen und Leser effizient mit den wesentlichen Infos zu versorgen.

    Letztlich geht es auch Fotografen/Bildredakteure/Autoren darum, eine bestimmte Aussage zu treffen. Ob sie das gemäß der journalistischen Standards machen, ist eine andere Frage. Herr Wieduwilt erklärt ja nur „fünf Wege der Beeinflussung“. Das müssen ja nicht DIE fünf sein oder die fünf wichtigsten von zehn. Es ist eine beispielhafte Aufzählung anhand konkreter Fotos.

    Mich regen sie zum Drübernachdenken an. Sie zur ausführlichen – und nicht uninteressanten – Kritik. Damit haben wir doch alle gewonnen.

  16. #14. Okay :-) und ich geb Ihnen auch Recht: die bekannte Redewendung ein wenig zu verschärfen war ein naheliegender Elfmeter für den Autor. Da war ich wohl zu streng mit dem Begriff „Lüge“. Also, let’s call it a day – es ist warm draußen :-) und ein Kaffee wartet auf der Terrasse. And that’s no lie :-)

  17. Nun, da werde ich ja hoffentlich bald erfahren, warum Bildredaktionen Bilder fälschen, wenn es zur passt (spiegeln usw.)
    Konnte oder wollte mir bisher kein Fachmann / keine Fachfrau beantworten, den / die ich dazu gelegentlich befragte.

  18. Für Bildjournalisten gilt einfach dasselbe wie für alle Journalisten. Auch in Texten ist wichtig, wer oder was drin ist und wer oder was ausgelassen wird. Und es ist wichtig, was betont wird und wie die enthaltenen Personen und Inhalte dargestellt werden. Jemand kann bspw. sitzen oder thronen. Jemand kann hartnäckig sein oder querulatorisch. Ein Arbeitszimmer kann prächtig oder protzig sein.

    Journalismus, ob er mit Text oder Bild arbeitet, stellt halt nie „objektiv“ die Wirklichkeit dar, wie es in letzter Zeit ja oft gefordert wird – als wenn das überhaupt ginge. Dabei gibt es eine Grenze zur Fehldarstellung, Verfälschung oder sogar Lüge, aber die Grenze ist fließend, was nicht heißt, dass sie nicht auch klar überschritten sein kann.

  19. Was für ein Kindergarten in den Kommentaren. Die eine will allen zeigen das sie so viel intellektueller ist als der Autor und schießt über jedes Ziel und gegen alles und jeden … und die halbe Kommentarsektion steigt darauf ein und polemisiert fleißig mit.
    Mir ist das peinlich sowas zu lesen. Ich bin hier anderes gewohnt als so ein oberflächlicher „Schwanzvergleich“, bei dem alle Recht haben wollen und es nicht schaffen ihrem Gegenüber „zuzuhören“.

    Danke für den Artikel Herr Wieduwilt. Ich hoffe wir sehen in Zukunft mehr von Ihnen. Mir gefällt die Form als längeres Format. Es ist aber noch Luft nach oben. Ich fand es zum Beispiel schwer alte Aufnahmen, die ikonisch in späteren Master Narratives aufgegriffen wurden, mit modernen Fotos der letzten Jahre und Twitter share pics zu vergleichen. Die Regeln der Bildgestaltung gelten zwar für alle Bilder gleichermaßen, andererseits sind eine Dampflok und eine Modelleisenbahn beides Züge … mit unterschiedlichen Maßstab.
    Mich würde nach diesem Einstieg ins Thema (der einige Leser:innen sehr zu polarisieren schien) Ihre Perspektive auf den aktuellen Wahlkampf interessieren. Welche Personen und welche Parteien verwenden welche Methoden um sich bildlich zu inszenieren? Wie beeinflusst twitter/ instagram/ etc. zunehmend die Ästhetik und Art und Weise des bildlichen Wahlkampfes und haben diese Veränderungen Auswirkungen auf die Kampagnen an sich?
    Einen schönen Tag und bis zum nächsten Artikel. ^^

  20. #20
    Danke, Ihr Kommentar beruhigt mich als Laien jetzt etwas.
    Ich muss gestehen, dass ich mit der Kontroverse hier wenig bis gar nichts anfangen konnte, da ich mögliche Informationen leider sehr schlecht von flamewar trennen konnte.

  21. Ich Frage mich ob es sinnvoll wäre oder irgendwas dagegen spricht zu jedem Bild das original zu verlinken. Online wäre das ja kein Problem.

  22. @Johannes: Da bin ich unsicher. Vor allem: Wo liegt das „Original“? Auf der Internetseite des Fotografen? Ja, manchmal. Aber in der Regel doch in Datenbanken großer Agenturen, auf die sich gar nicht immer direkt verlinken lässt.

    Man könnte das bestimmt in manchen Fällen machen, aber ich weiß nicht, ob der Mehrwert so groß wäre.

  23. Schöner Artikel. Könnte noch etwas mehr in die Tiefe gehen teilweise, aber definitiv toll zu lesen in dem Kontext von Pressefotografie .

    Eine Sache z.B. die im Artikel sehr positiv ausgelegt wurde:

    „Schaut die Kamera leicht von oben herab, sieht man mehr von der Umgebung. Der Fotografierte wirkt tendenziell eher dienend. Deshalb ist dieses Bild von Söder ein Gelungenes.“

    Ja, aber die Perspektive kann den oder die Protagonisten auch klein machen und so gewollt in ein schlechtes Licht rücken. Mehr von der Umgebung sieht man nicht zwangsläufig durch die Perspektive, kann natürlich wie im Beispiel so verwendet werden aber Draufsicht bietet nicht automatisch mehr Umgebung. Genauso wie Untersicht verschiedene Effekte haben kann.

    Das führt mich auch zu dem Punkt, dass gerade in der täglichen Berichterstattung zum politischen Geschehen häufig versucht wird irgendwelche Geschichten oder Momente direkt im Teaserbild unterzubringen und/oder es passend zur clickbait Headline zu machen, das nervt unfassbar stark da es hart von Inhalten ablenkt und sehr oft unnötig übermäßig inszeniert. Oft wäre weniger wesentlich mehr.

  24. @Stefan / #23

    ich fände es tatsächlich auch besser aus mehreren Gründen, wenn mehr Bilder direkt im Artikel (ob über euch gehostet oder einfach direkt verlinkt) so wie hier ja teilweise bereits geschehen. Twitter ist eine denkbar schlechte Plattform für Bilder und embedded Tweets ständig zu öffnen damit man mal eben 4 totkomprimierte JPEGS durchklicken darf ist nervig.
    Ganz zu schweigen, dass die Quelle sehr einfach und schnell verschwinden kann.

  25. @#22 Johannes, das Original ist ja auch nicht frei von vielen Aspekten, die im Artikel beschrieben wurden. Es ist nicht zusätzlich beschnitten, ja. Aber das muss nicht das Thema sein, und vor allem ist auch das Original ein Ausschnitt, der möglicherweise Entscheidendes auslässt. Im Artikel wurden zur Illustration Beispiele gewählt, bei denen das beschnittene und das originale Bild deutlich unterschiedlich sind. Das ist aber lange nicht immer der Fall.

    Unterm Strich: Die Verlinkung des Originals würde IMHO eine Neutralität vorgaukeln, für die es keinerlei Gewähr gibt.

  26. Mich erinnert der Artikel an eine sehr prägende Ausstellung die ich kurz vor meinem Schulabschluss besuchen konnte: „Bilder die Lügen“. Diese war natürlich noch wesentlich weitgreifender als dieser Artikel hier sein kann, es wurden verschiedenste Wege gezeigt, wie die Manipulation (während der Aufnahme und danach) die Aussage deutlich verändern können, teilweise ins Gegenteil verkehren.

    Gerade für den durchschnittlichen Medienkonsumenten finde ich solche Inhalte immer wieder wichtig aufzuzeigen, ein Foto stellt halt nicht einfach eine Wahrheit da, die Eingriffe an Fotos sind allerdings deutlich schwieriger zu erkennen, bei fehlender Vorbildung.

  27. @Chris: Das ist eine Gratwanderung, denn natürlich erlaubt es das Urheberrecht nicht, beliebig Fotos zu benutzen. Es braucht eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Foto selbst (und nicht, zum Beispiel, nur dem dort Dargestellten), damit die Abbilung durch das Zitatrecht gedeckt ist. Das ist ein extrem schmaler Grat, und deshalb waren wir froh, viele Fotos über den Umweg Twitter einbinden zu können. Dass das auch nicht ideal ist, stimmt aber natürlich.

Einen Kommentar schreiben

Mit dem Absenden stimmen Sie zu, dass Ihre Angaben gemäß unseren Datenschutzhinweisen gespeichert werden. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.