Verband der Zeitschriftenverleger

Wir haben einen kleinen Hauptgeschäftsführer versteckt

Als Kind habe ich mich immer gefreut, wenn meine Mutter die neue Ausgabe der „Brigitte“ nach Hause brachte. Darin gab es eine Kinderseite, und auf der hatte die Redaktion immer eine kleine Maus versteckt, die man finden musste.

Die Kinderseite und die versteckte kleine Maus gibt es noch immer, aber wenn man die „Brigitte“ gerade nicht zur Hand hat, tut es auch „Print & more“, „das Magazin der Zeitschriftenbranche“. Es erscheint viermal im Jahr, ist „praxisnah, dienstleistungsorientiert und zukunftsweisend“ und genießt bei seinen Lesern „hohe Wertschätzung und Glaubwürdigkeit“.

Herausgeber ist der Verband der Deutschen Zeitschriftenverleger, und der versteckt in dem Heft gerne seinen Hauptgeschäftsführer.

Er macht das ein bisschen anders als die „Brigitte“; Stephan Scherzer ist, anders als die kleine Maus, manchmal gar nicht zu übersehen. Aber dafür versteckt „Print & more“ ihn auch nicht einmal, sondern ganz, ganz oft im Heft.

Mindestens so unterhaltsam wie die Berichte über die „wesentlichen Medien-Trends und -Themen, getragen von großer Nähe zu Markt und Unternehmen“ ist es, sich den Spaß zu machen und den kleinen Hauptgeschäftsführer im Heft zu suchen und zu zählen.

Er zeigt sich gleich zu Beginn im Editorial (1):

Aber, aufgepasst! So sieht er gar nicht mehr aus. Hier appelliert er beim Kongress der Deutschen Fachpresse (2):

Beim Gruppenfoto der Preisträger „Fachmedium des Jahres“ kann man ihn leicht in der hinteren Reihe übersehen (3):

Hier ist er im Gespräch mit dem Moderator und irgendjemand anderem (4):

Hier sitzt er zwischen anderen Podiumsdisussionsteilnehmern in der Karl-Marx-Buchhandlung (5):

Und diese Aufnahme zeigt ihn im Gespräch mit irgendwelchen Leuten vor der Zentralredaktion der Funke-Mediengruppe (6):

Er ist bei der Übergabe von Vorleseboxen dabei (7):

Und steht bei der Jahrestagung des Verbandes der Zeitschriftenverlage in Bayern neben anderen Menschen (8):

Beeindruckend ist aber auch die Berichterstattung in anderen Medien über die Jahrespressekonferenz des VDZ, in der der Hauptgeschäftsführer in unterschiedlichsten Aggregatzuständen auftaucht (9, 10, 11):

Elf. „Print & more“ hat elf kleine Hauptgeschäftsführer in seinem Heft versteckt. Es sei denn, bei diesem Herrn hier, der vor dem Eingang zum Kongress der Deutschen Fachpresse von hinten fotografiert wurde, handelt es sich auch um Stephan Scherzer:

Ich bin mir nicht sicher, Frisur und Jackett sind ein bisschen anders, und warum sollten die ihren Hauptgeschäftsführer von hinten zeigen? Andererseits: Warum sollten die ein Foto zeigen, auf dem nicht der Hauptgeschäftsführer zu sehen ist?

Es ist knifflig und halt doch kein Kinderspiel, aber ich lege mich jetzt mal auf zwölf als richtige Antwort fest und hoffe, dass ich etwas gewonnen habe (Adresse liegt vor).

Wenn ich mir etwas wünschen darf: Einen Nachdruck der legendären Ausgabe des „Neuen Deutschlands“ vom 16. März 1987, das in seiner Berichterstattung über die Eröffnung der Leipziger Messe 43 Fotos des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker zeigte.

7 Kommentare

  1. Bei der Nummer 12 wäre ich mir nicht so ganz sicher. Da würde ich eher auf den verdeckten Herrn im grauen Jackett tippen, der knapp rechts neben dem Herrn mit den viel zu hellen Haaren zu sehen ist.

    Falls ich jetzt was gewonnen habe, liegt meine Adresse allerdings nicht vor.

    Aber 12 sollten es schon sein. Lieber ein gutes Dutzend als so’ne komische Schnapszahl (außer man ist Kölner).

  2. Nette Geschichte, aber jetzt auch nicht sooo spektakulär. In vielen kommunalen Amtsblättern ist der Bürgermeister in zweistelligen Ausführung zu finden – Woche für Woche.

    Aber die besagte Ausgabe vom Neuen Deutschland hätte ich auch gerne. :)

  3. Erich Honecker belegt leider nur den zweiten Platz. Unangefochten immer noch Friedrich Nowottny, der von der WDR-Hauspostille 44x abgelichtet wurde. Es gibt wohl auch nur wenige Publikationen, die sich so intensiv der Hofberichterstattung verpflichtet fühlen wie wdrprint (finanziert vom Gebührenzahler).

    http://www.zeit.de/1995/30/Friedrich_der_Groesste

  4. Ha, das ist doch gar nichts! Schon mal das Magazin „Mittelstand“ des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) gesehen? Kostet offiziell 4,90 Euro (Mitglieder bekommen es aber kostenlos). Zählen Sie da mal die Fotos und Erwähnungen des göttlichen Präsidenten Mario Ohoven…

  5. DIe Honecker-Omnipräsenz entsprang übrigens dem redaktionellen Grundsatz des ND, die auf der Messe vertreten sozialistischen Staaten gleich zu behandeln, d.h. mit Aufwartung des Staatsratsvorsitzenden an jedem Stand. Daseinszweck des Mediums war nicht Information, sondern Abbildung protokollarischen Interessenausgleichs. Genau wie bei Verbandsmagazinen, wozu sollte man den Stuss sonst produzieren? Interessant ist also die Auszählung des Hauptgeschäftsführers im Verhältnis zu anderen Würdenträgern pro Ausgabe (und mit jeweils wem) und daraus kann das Mitgliedsvolk dann auf aktuelle Macht- bzw. Gnadenverhältnisse oder Interssenkoalitionen schlussfolgern.

  6. Naja, es ist eben wie bei jedem Verband: Der HGF macht auf großen König und je nach Größe des Verbandes kniet ein mehr oder weniger großes Volk nieder, um bis zur Rente durchgefüttert zu werden. Da ist der VDZ sicher keine Ausnahme. Und der König kniet vorm Gottpräsidenten.
    Vielleicht wäre Scherz & Scherzer mal eine Namensalternative für das Magazin?

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