Wochenschau (105)

Was der Blaufußtölpel mit Mona Lisa gemein hat

Fotomontage: Blaufußtölpelfoto im Louvre

Der Blaufußtölpel, ein Vogel mit cyanblauen Füßen, zeigte dieses Wochenende ganz hervorragend, warum der Vogel mit cyanblauen Flügeln (er heißt übrigens Larry) so kompatibel mit unserem Herdentrieb ist. Um das zu erklären, muss ich aber erst erklären, was dieses Foto, das gestern und vorgestern recht anlasslos auf Twitter durchtrendete, mit der Mona Lisa und Kim Kardashian zu tun hat.

Haben Sie sich schon mal gefragt, warum sie, also die Mona Lisa, eigentlich so berühmt ist? (Bei Kim K. stellt sich die Frage natürlich nicht: Sie ist berühmt dafür, berühmt zu sein.) Warum sie, die Mona Lisa, alle fotografieren, wenn sie den Louvre besuchen? (Die Statistik besagt: Vier von fünf Museumstouristen machen ein Foto von der mysteriös Lächelnden. Sie ist das meistfotografierte Werk des Museums.)

Dass sie eines der kanonischsten Werke der Kunstgeschichte geworden ist, ist laut dem Soziologen Duncan Watts kompletter Zufall, hat nichts mit Handwerk oder Kunstfertigkeit zu tun und fängt mit der Geschichte eines Diebstahls an.

Glücklicher Diebstahl

Dienstag, der 22. August 1911. Der Maler Louis Béroud ist mit Zeichenmaterial in den Louvre gekommen, um ein damals noch nicht besonders berühmtes Bild einer Italienerin zu kopieren, die Mona Lisa. Einziges Problem: Sie ist weg. Diebstahl im Louvre! Paris in Aufruhr!

Sechzig Geheimpolizisten kommen zum Tatort. Der legendäre französische Kriminologe Alphonse Bertillon sichert einen Fingerabdruck, alle 257 Angestellten des Louvre müssen ihre Hände vorzeigen. Keine Übereinstimmung.

Wilde Verschwörungserzählungen verbreiten sich in ganz Frankreich. Komplotte, Spione, war es Kaiser Wilhelm II.? Wahrsager werden beauftragt.

Eine erste Spur! Der Sekretär des berühmten Dichters Guillaume Apollinaire behauptet, „La Joconde“ gestohlen zu haben, fordert Lösegeld. 150.000 Francs. Der Dichter wird verhört, zur Entlastung zieht er seinen damaligen Freund Pablo Picasso mit rein. Der spanische Maler wird nun auch verdächtigt. Doch der Sekretär hat gelogen, der Dichter hat auch nichts damit zu tun, lange Verhörsitzungen später kann sich Picasso von dem Vorwurf befreien. Vor Gericht wird er seine Beziehung zu Apollinaire allerdings verleugnen, ihre Freundschaft zerbricht an diesem Fall.

Inzwischen muss das Gemälde schon weit weg sein, vermuten die Ermittler – aber nein: Die Mona Lisa ist nur 30 Gehminuten entfernt, in der heruntergekommenen Hotelwohnung des italienischen Anstreichers Vincenzo Peruggia, der bei Renovierungsarbeiten im Louvre aushalf. Dort versteckt er sie zwei Jahre. Zwar wurde auch er von den Ermittlern aufgesucht, aber sie gingen wieder, ohne sein Domizil zu durchsuchen, offenbar in der Annahme, dass niemand in so armseligen Räumlichkeiten die Mona Lisa verstecken würde.

Der Glaser und Anstreicher hat sich am Montag, am Ruhetag im Louvre, einschließen lassen, indem er sich in einem Schrank versteckte. Am nächsten Morgen schmuggelt er Leonardo da Vincis Gemälde unter seinem Kittel aus dem Museum. Als er es 1913 an Alfredo Geri, einen Antiquitätenhändler aus Florenz, verkaufen will, wird Peruggia allerdings gefasst. Er war davon überzeugt, dass „La Gioconda“ von Napoleon Bonaparte aus Italien gestohlen worden sei und hielt es für seine patriotische Pflicht, sie zurück in sein Heimatland zu bringen.

Die Kim Kardashian der Kunstwerke

Watts behauptet, dass diese Geschichte der Grund sei, warum die Mona Lisa überhaupt bis heute so berühmt ist. Nicht weil sie ein herausragendes Werk sei, nicht weil sie kunsthistorisch besonders relevant wäre; im Grunde hat sich niemand für das im Jahr 1519 fertiggestellte Werk besonders interessiert, bis es 1911 durch den Diebstahlversuch so prominent wurde. Sie ist berühmt dafür, berühmt zu sein. Oder wie der Wirtschaftsprofessor Robert H. Frank es ausdrückte: Sie ist die Kim Kardashian der Kunstwerke. Weil alle sie sehen wollen, wollen alle sie sehen.

Watts untersuchte, warum bestimmte Gemälde, Bücher oder Ideen berühmt werden, und betrachtete genau diesen Herdentrieb. Er bezog sich dabei auf die Arbeiten des Soziologen Mark Granovetter, der die Stärke sozialer Beziehungen untersucht hat. Im Jahr 1978 entwickelte er sein sogenanntes „Schwellenwertmodell“, um Unruhen und kollektives Verhalten zu erforschen. Die werden für unseren Blaufußtölpel noch wichtig.

Seine Arbeitshypothese war, dass ein Verhalten zugunsten einer Forderung oder neuen Idee verändert wird, wenn für eine Person eine genügend große Zahl an Menschen dieses Verhalten vorlebt. Diese Anzahl ist je nach Person unterschiedlich. Jeder Mensch hat einen anderen Schwellenwert, der überschritten werden muss, um das eigene Verhalten zu ändern.

Granovetter beobachtete dies anhand von Ausschreitungen, wo dieser Herdentrieb am sichtbarsten werden kann, denn je mehr Menschen mitmachen, desto weniger wahrscheinlich wird man erwischt. Die sogenannte „Diffusionstheorie“ bringt es auf die einfache Formel: Bei vielen Individuen mit niedrigen Schwellenwerten kann sich eine Innovation schneller verbreiten, bei hohen Schwellenwerten setzte sich eine Neuerung nur langsam durch.

An der Schwelle zum Randalieren

In seinem Buch „Everything is Obvious: How Common Sense Fails Us“ bittet Watts den Leser, sich eine Menschenmenge von 100 Studenten vorzustellen, die gegen Studiengebühren sind. Einige der Studenten würden gerne randalieren, andere möchten friedlich protestieren, jeder hat einen unterschiedliche Schwellenwert, sich an einer Eskalation zu beteiligen.

Jetzt stellen Sie sich vor, jeder Studierende hat einen bestimmten Wert, von 0 bis 99, und jeder Wert ist einmal vertreten. Der Wütendste wird sofort mit Steinen werfen, er braucht niemanden, der ihm das vormacht. Das veranlasst seinen Kommilitonen mit dem Schwellenwert eins ebenfalls nach dem Vorbild des Wütenden zu randalieren, was wiederum den Studierenden mit dem Schwellenwert zwei ermutigt, es den beiden gleichzutun. Der 100. Studierende ist erst überzeugt, wenn er 99 Menschen vor sich sieht, die ausrasten. Und plötzlich randalieren alle Studenten gemeinsam.

Aber stellen Sie sich eine andere Universität vor, ebenfalls mit unzufriedenen Studierenden, die alle Schwellenwerte von 0 bis 99 haben. Hier fehlt jedoch eine Studentin, die einen Schwellenwert von drei hat. Der erste Anarchist rastet aus, ohne dass er eine Person brauchte, die ihm das Verhalten vormacht. Die nächste Person mit dem Schwellenwert eins greift zu den Steinen, weil es ihr einer vormacht, ein Wütender mit dem Wert zwei ist nun auch überzeugt. Aber für jemandem mit einem Schwellenwert von vier wären die drei nicht ausreichend, um sich am Vandalismus zu beteiligen, vielleicht ist die Person nicht verzweifelt oder wütend genug, der Funke des Aufruhrs würde nicht weitergegeben.

Der kumulative Vorteil

So funktioniert, kurz gesagt, soziologische Akkumulation, und Watts nutzt dieses Konzept, um die Idee des „kumulativen Vorteils“ einzuführen. Das bedeutet, dass „sobald, sagen wir, ein Lied oder ein Buch [oder eben aber ein Gemälde einer Frau oder das Foto eines Blaufußtölpels] populärer wird als ein anderes, es dazu neigt, noch populärer zu werden“.

Watts und seine Kollegen illustrierten dies mit einem Experiment. Sie baten eine Stichprobe von 14.000 Menschen, verschiedene Songs anzuhören, sie zu bewerten und herunterzuladen. Ein Teil der Befragten hatte lediglich Zugriff auf die Songs, der andere Teil konnte die Downloadzahlen sehen. Und Sie ahnen es: Nicht nur wurden in der Gruppe, in der die Zahlen gesehen werden konnten, häufiger die Songs runtergeladen, die hohe Downloadzahlen hatten, sie wurden auch besser bewertet.

Denken Sie noch mal an das Beispiel der Schwellwertstudenten und der Idee, dass eine soziale Handlung sich nicht verbreitet, wenn ein Schwellenwert nicht sichtbar vertreten wird, also zum Beispiel die vierte Studierende in einer Kette von 100, die mindestens drei Studierende randalieren sehen muss, um sich dem anzuschließen – und übertragen Sie das auf das … Internet. (Dramatisches Blaufußtölpelröhren in der Ferne.)

Wenn man lange genug scrollt, findet man rein theoretisch für jeden individuellen Schwellenwert irgendwann genügend Nutzerinnen und Nutzer, die sich wahrnehmbar an etwas beteiligen – zumal sich die Sichtbarkeit mit jeder weiteren teilnehmenden Person durch Algorithmen erhöht. Deswegen ist online die Wahrscheinlichkeit, dass die akkumulative Kette einer Aktion unterbrochen und dieser soziologische Schneeball aufgehalten wird, wesentlich kleiner.

Es ist, als würden ganz viele Studentenproteste gesammelt, gebündelt und für uns via Social Media kuratiert. Und umso schneller werden auch Leute mit einem höhen Schwellenwert erreicht und überzeugt, bei was auch immer mitzumachen.

Blaufußballtölpel

So funktionieren die netzwerkdynamischen Effekte rund um das Meme des Tages, das in der Hot Rotation der zermixtesten Insidergags der aktuellen 24 Stunden sein wird, so funktionieren Hashtags, die trenden, und so funktionieren unkoordinierte Shitstorms: Wir sehen irgendwann, je nach eigenem Schwellenwert, wenn wir nur lang genug surfen, immer genügend Menschen, die uns dazu bewegen, es ihnen gleich zu tun, mitzumachen bei einem Erregungsangebot oder einer kollektiven Gag-Jam-Session oder bei einem Sachverhalt, der kommentiert werden möchte. (FUSSBAAAAALL.)

Und manche Inhalte, wie das Foto eines auf so vielen Ebenen lustigen – dieser Ausdruck, der nach einer Anthropomorphisierung verlangt! Diese lächerlich blauen Füße! – und auf viele Weisen bespielbaren Blaufußtölpels, sind eine riesige Einladung zu Interaktion, umso mehr, wenn Multiplikatoren in den eigenen Peergroups einen Witz draufsetzen.

Das Bemerkenswerte in dieser Zusammenballung ist, dass man als einzelne Person vorher nicht unbedingt weiß, wie viele andere Menschen in der Masse genauso reagieren wie man selbst. Erst im Verlauf des Tages wird der Schneeball sichtbar, dementsprechend merkt man zum Teil die Redundanz der eigenen Humor-Abkürzungen, die mit Internet-Intertextualitäten arbeiten, nur rückblickend.

Es gibt eine Art Präventionsparadox des Originellen, es wird nur durch die Anhäufung unoriginell, wenn es aber keiner machen würde, wäre es eben nicht mehr unoriginell. (Diese Galerie hier zeige ich übrigens nicht, um irgendwen bei eine vermeintlichen Vorhersehbarkeit zu ertappen oder eine kollektive Kreativlosigkeit vorzuführen, deswegen auch unkenntlich gemacht, im Gegenteil, wäre ich am Blaufußtölpel-Tag früher online gewesen, hätte ich exakt das selbe Caption geschrieben.)

Und so wird dann ein Tölpel für einen Tag zur Mona Lisa des Internets.

16 Kommentare

  1. Interessanter Artikel, aber erstens wissen wir nicht sicher, ob das ein Bild von einer Italienerin ist, zweitens halte ich es für sehr konstruiert, dass jeder Schwellenwert gleich häufig ist, und drittens bin ich der Ansicht, dass allein die Anzahl andere Menschen, die etwas machen, nicht der einzige Grund ist, etwas zu tun.
    Oder falls doch, wäre das ein sehr misanthropisches Menschenbild.

  2. Warum wird Blaufußtölpel Larry im Text plötzlich zu einem „Vogel mit cyanblauen Flügeln“, also so etwas wie einem Blauflügeltölpel?

    „Diebstahlversuch“ – Ich bin kein Jurist, würde als Laie aber den Diebstahl Monis als vollendet ansehen. Das ist ja unabhängig von der Aufdeckung.

  3. @#1: Es ist kein “misanthropisches Menschenbild”, sondern einfach nur ein soziologisches Modell, das eine Kette bzw. Kettenreaktion und deren Unterbrechung illustrieren soll.

  4. Schöner Text. Bitte nochmal korrigieren. Da sind viele Fehler drin und Sätze, bei denen irgendwas nicht stimmt.

  5. Rüde formuliert: Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Wikipedia nennt das den „Matthäus-Effekt“.

  6. @Lars: Das sind zwei verschiedene Vögel. Der mit den blauen Füßen, der in den letzten Tagen Twitter so dominierte, ist nicht derselbe wie der mit den blauen Flügeln, der immer das Symbol von Twitter ist und anscheinend Larry heißt.

  7. Dass es selbstverstärkende Effekte gibt, beschreite ich ja nicht.

    Mein Punkt des Anstoßes ist, dass Menschen auf extrem einfache Modelle reduziert werden, wie radioaktive Atome, die eine kritische Masse erreichen.
    Ich nehme für mich in Anspruch, die Mona Lisa und Blaufußtölpel deutlich lieber zu haben als Fußball und Kim Kardashian, weil ich mit ersteren schöne Erinnerungen verbinde, und OBWOHL letztere in der Berichterstattung der Medien deutlich häufiger zu finden sind und sich demnach vermutlich mehr Leute für sie interessieren. Die Geschichte mit dem Diebstahl kannte ich vorher gar nicht, mich interessieren mehr die Frage, ob das Catharina Sforza ist oder Leonardo als Frau.
    Aber in Bezug auf Popularität, was oder wer warum populär wird oder nicht, ist eine gewisse Vorverbreitung bestimmt wichtiger Faktor.

    Wenn aber die Aussage gemacht wird, jemand wirft genau deshalb (nicht) mit Steinen, weil (nicht) genug andere mit Steinen werden, ist das für mich dann doch misanthropisch. Menschen oder Uranatome: zu viele auf einem Haufen ist schlecht.

  8. @4 Alexander: Danke! Und: Stimmt, der Text war nicht gut redigiert. Ich hoffe, wir haben jetzt alle (oder mindestens die meisten) Fehler beseitigt.

  9. @Mycroft #7

    „Mein Punkt des Anstoßes ist, dass Menschen auf extrem einfache Modelle reduziert werden […]“

    Exakt darum geht es hier doch, ein Modell zu haben, um etwas erklären zu können.

    Willkommen zum wissenschaftlichen Arbeiten.

  10. @Mycroft
    Würde die Beliebtheit der Mona Lisa nicht durch die mehr oder minder zufälligen Geschehnisse im Jahre 1911 so gesteigert, würden sie das Bild ja gar nicht erst kennen.
    Das gleiche gilt in ähnlicher Form für den Fußball. Ist ja offensichtlich, dass Sie den unter anderem deshalb, weil sie in Deutschland sozialisiert wurden. Nun muss man für Fußball lange suchen, bis man Länder findet, in denen er gar nicht beliebt ist, aber sagen wir mal, sie wären in den USA aufgewachsen, ist die Chance groß, dass sie stattdessen eher die NBA, NFL oder NHL präferieren würden zu Fußball.

  11. @JensE:
    Die Betonung lag auf „_extrem_ einfache Modelle“. Das ist misanthrop. Spätestens, wenn man vereinfacht sagt, dass _nur_ der Zufall (Studentin mit dem Schwellenwert drei fehlt oder nicht) darüber entscheidet, ob jemand gewalttätig wird. (Nebenbei, selbst, wenn das so wäre – welcher Mechanismus sorgt dafür, dass jeder Schwellenwert von 1-100 genau einmal vorkommt?) Dass die Anzahl der angehenden Steinwerfer damit zu tun hat, ob man selbst Steine wirft, ist klar, aber dahinter stecken dann verschiedene Kalküle (Chance, zu gewinnen, Chance, nicht erwischt zu werden, etc.).

    @Peter Sievert:
    ich habe von der Mona Lisa gehört, aber nie von ihrem Diebstahl. Von daher besteht eine gewisse Möglichkeit, dass ich von ihr auch dann gehört hätte, wenn man sie nicht gestohlen hätte. Ich habe auch von der Geburt der Venus, der Erschaffung Adams, dem Letzten Abendmahl, dem vitruvischen Menschen, dem David, der Pieta und anderen, eher nicht stehlbaren Kunstwerken gehört.
    Ich kenne Fußball, weil ich in D. sozialisiert wurde. Und in D. lebe. Und in D. Nachrichten höre. Mein Schwellenwert, ab den ich anfage, Fußball zu mögen, dürfte aber im hohen Siebenstelligen liegen. Aber Sie haben Recht, würde ich in den USA leben, würde mich NBA, NFL etc. vermutlich mehr nerven als Fußball.

  12. @Mycroft #11

    Es ist egal wie einfach ein Modell ist, wenn es die beobachtete Situation gut genug beschreibt, um damit Experiment — auch Gedankenexperimente — durchführen zu können.

  13. @JensE:
    Finden Sie denn, dass die beobachtete Situation damit gut genug beschrieben wird?
    Weiterhin, halten Sie die Gleichsetzung von der beobachteten Situation – Leute verbreiten das Bild von einem niedlichen, zutraulichen Vogel – mit sagen wir einen mehr oder weniger gewaltbereiten Mob zulässig ist? Wer Blaufußtölpel süß findet, schmeißt auch mit Steinen? Bzw. allgemeiner: Leute machen sich bezüglich der Frage, ob sie mit Steinen auf Menschen werfen sollten, nicht mehr Gedanken, als wenn sie ein Bild bei Twitter verbreiten?
    Wenn man darauf abstellt, dass das beim Steineschmeißen bewusst geschieht – also aus taktischen Erwägungen – dann könnte man Leute ja einfach fragen, welchen Schwellenwert sie haben.

  14. @Mycroft #13

    „@JensE: Finden Sie denn, dass die beobachtete Situation damit gut genug beschrieben wird?“

    Das Modell ist für die aufgeführte Erklärung meiner Meinung nach ausreichend. Unterkomplex, aber hierfür ausreichend, um die grundlegenden Mechanismen zu zeigen.

    „Weiterhin, halten Sie die Gleichsetzung von der beobachteten Situation – Leute verbreiten das Bild von einem niedlichen, zutraulichen Vogel – mit sagen wir einen mehr oder weniger gewaltbereiten Mob zulässig ist?“

    Nein, weil ich es nicht für eine Gleichsetzung halte, sondern, dass das eine eine Erklärung für das andere darstellt. Wie sich Menschen halt Verhalten.

    „Wer Blaufußtölpel süß findet, schmeißt auch mit Steinen? Bzw. allgemeiner: Leute machen sich bezüglich der Frage, ob sie mit Steinen auf Menschen werfen sollten, nicht mehr Gedanken, als wenn sie ein Bild bei Twitter verbreiten?“

    Nein, weil ich es nicht für eine Gleichsetzung halte, sondern, dass das eine eine Erklärung für das andere darstellt. Wie sich Menschen halt Verhalten.

    „Wenn man darauf abstellt, dass das beim Steineschmeißen bewusst geschieht – also aus taktischen Erwägungen – dann könnte man Leute ja einfach fragen, welchen Schwellenwert sie haben.“

    Nein, weil ich es nicht für eine Gleichsetzung halte, sondern, dass das eine eine Erklärung für das andere darstellt. Wie sich Menschen halt Verhalten.

  15. Einige Studenten gehen mit dem Vorsatz zur Demo, mit Steinen zu werfen, und haben sich abgesprochen.
    Einige gehen mit dem Vorsatz, auf gar keinen Fall mit Steinen zu werfen.
    Einige dritte machen diese Entscheidung vom Verhalten ihrer Kommilitonen abhängig.
    Die vierte Gruppe macht das vom Verhalten der Polizei abhängig.

    Polizeisprecher (zu Dutzenden von Verletzten): „Schwellenwerttheorie sagt, dass alle Studenten irgendwann mit Steinen werfen. Die Eskalation war also absehbar, weshalb wir deeskalierenden Schlagstockeinsatz anwenden müssten.“

  16. „Mein Punkt des Anstoßes ist, dass Menschen auf extrem einfache Modelle reduziert werden, wie radioaktive Atome, die eine kritische Masse erreichen. “

    ist dame eine unbillige reduzierung von schach? ein schlechteres modell?

    um bei massenveranstaltungen mit überfüllung oder gar panik und fluchtereignissen umgehen zu können (=die folgen minimieren), nutzt man formel der strömungslehre.

    ich denke, die einzelnen, geretteten menschen in der jeweiligen, gefährlich gewordenen masse, sind da ganz dankbar,auf einfache modelle reduiziert zu werden.

    anders: die reduzierung findet doch nur in Ihrem kopf statt. und blasen das jetzt hier zum problem auf, wo jeder widerspruch Ihnen gegenüber von Ihnen mit immer obskureren gedankenkonstrukten erwidert werden.

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