Der Impfstoff wenig wirksam, der Aktienkurs eingebrochen: CureVac, dessen Hauptanteilseigner Dietmar Hopp einst einen Corona-Impfstoff für den Herbst 2020 ankündigte, erscheint nicht mehr als Heilsbringer.
Und es stellt sich die Frage: Hätten mehr Medien lauter warnen sollen? Hätten sie genauer hinschauen und kritischer sein müssen?
Holger Klein spricht darüber mit Andrej Reisin, der schon im März 2020 über das vermeintliche Übernahmangebot an CureVac durch die USA geschrieben hatte – und die Rolle des CureVac-Investors Hopp und die Lobhudeleien durch viele Medien kritisch sah.
Heute wissen wir: Nichts ist. Aber hätte man das damals wirklich sehen können? Oder ist man nicht hinterher immer schlauer?
Reisin sagt im Podcast: „Das, was im Frühjahr 2020 losgetreten wurde, war eine große mediale Inszenierung.“ Das Übernahmeangebot, die Abwehr dieser Offerte durch Hopp, der 300 Millionen Euro schwere Einstieg des Bundes bei CureVac, die Bestellung der Impfstoffe durch die EU:
„Die Politik musste sich kaum rechtfertigen, denn es gab ja zu diesem Zeitpunkt kaum kritische Fragen.“
Und er sieht eine Parallele zum Fall Wirecard. Die Unternehmen seien zwar grundverschieden – und während man mittlerweile wisse, dass bei Wirecard ein großer Betrug ablief, deute bei CureVac nichts dergleichen darauf hin -, aber es waren wieder einmal ausländische Medien, die ein deutsches Unternehmen kritischer betrachteten als es das Gros der hiesigen Journalist*innen tat.
Was dagegen helfen könnte? Sich selbst kritisch hinterfragen, sagt Reisin, vielleicht diverser aufstellen, vielleicht mehr Dissenz in den Redaktionen zulassen – „oder einfach bereit sein, die eigene Meinung zu ändern, wenn sich die Fakten ändern“.
„Eine Mischung aus Krise, Heilsbringer und Nationalismus ist ein schlechter Ratgeber.“
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Der Gesprächspartner
Andrej Reisin ist freier Journalist, unter anderem für „Übermedien“, „taz“, „Spiegel“ und tagesschau.de. Seit 2002 arbeitet er vor allem im Auftrag des NDR, insbesondere für „Panorama“ und „Zapp“. Er war einer der Herausgeber des Weblogs Publikative.org und erhielt mit anderen den Grimme-Preis für die „Panorama“-Berichterstattung zum Hamburger G20-Gipfel.
@ Stefan Niggemeier #3
Schon klar.
Gestorben mit der Impfung oder an der Impfung: das ist strukturell dieselbe Frage wie bei „mit oder an Corona“.
Allerdings wird dieselbe Frage in beiden Fällen sehr verschieden beantwortet. Tote mit Corona sind angeblich in 90% der Fälle auch an der Krankheit gestorben, Tote mit Impfung dagegen in 90% nicht an der Impfung, selbst wenn ‚bekannte Vorerkankungen‘ eigentlich auszuschließen sind.
Selbst wenn ihre nicht stimmenden Zahlen und Annahmen stimmen würden, wären 90% von knapp 6000 angeblichen Toten durch Impfung noch immer deutlich weniger als 10% von knapp 600.000 Coronatoten in den USA. Oder wie viele der gemeldeten Toten (überwiegend unter Leugner Trump) sind Ihrer haltlosen Meinung nach tatsächlich am Virus gestorben? Muss ja schon deutlich Richtung <1% gehen, damit dieser neue Spin verfängt. Ich weiß, wie sinnlos es ist wieder und wieder auf diese Lügen, Denkfehler und Ungereimtheiten hinzuweisen, aber manchmal kann ich es nicht lassen. Getriggered, sozusagen.
@ Jan #5
„wie viele“
Die Antwort auf die Frage nach der Risikobalance hängt stark von der Altersgruppe ab. Dazu Stiko-Chef Mertens im taz-Interview:
„Für gesunde Kinder und Jugendliche der Altersgruppe ist das Risiko an Covid-19 zu sterben derzeit rein statistisch gleich null“
Ok, anders:
Die „Gefahr“, vor der man vor einem Jahr oder so hätte warnen können/sollen/müssen, wäre ja eher die gewesen, sich wegen der Hoffnung auf einen Impfstoff, dessen Erforschung gerade angelaufen war, optimistisch oder unvorsichtig zu werden.
Andererseits hätte ich „klappt ja sowieso nicht“ auch nicht gerade für die beste Botschaft gehalten.
Wovor genau warnen?
„vielleicht mehr Dissenz in den Redaktionen zulassen“
Das wäre vielleicht mal ein guter Anfang, aber nicht nur bei den Heilsversprechen von Curevac und den Nebenwirkungen von AstraZeneca
@Andreas Müller: https://www.reuters.com/article/factcheck-vaers-deaths-idUSL1N2MZ2H8
@ Stefan Niggemeier #3
Schon klar.
Gestorben mit der Impfung oder an der Impfung: das ist strukturell dieselbe Frage wie bei „mit oder an Corona“.
Allerdings wird dieselbe Frage in beiden Fällen sehr verschieden beantwortet. Tote mit Corona sind angeblich in 90% der Fälle auch an der Krankheit gestorben, Tote mit Impfung dagegen in 90% nicht an der Impfung, selbst wenn ‚bekannte Vorerkankungen‘ eigentlich auszuschließen sind.
Selbst wenn ihre nicht stimmenden Zahlen und Annahmen stimmen würden, wären 90% von knapp 6000 angeblichen Toten durch Impfung noch immer deutlich weniger als 10% von knapp 600.000 Coronatoten in den USA. Oder wie viele der gemeldeten Toten (überwiegend unter Leugner Trump) sind Ihrer haltlosen Meinung nach tatsächlich am Virus gestorben? Muss ja schon deutlich Richtung <1% gehen, damit dieser neue Spin verfängt. Ich weiß, wie sinnlos es ist wieder und wieder auf diese Lügen, Denkfehler und Ungereimtheiten hinzuweisen, aber manchmal kann ich es nicht lassen. Getriggered, sozusagen.
@ Jan #5
„wie viele“
Die Antwort auf die Frage nach der Risikobalance hängt stark von der Altersgruppe ab.
Dazu Stiko-Chef Mertens im taz-Interview:
„Für gesunde Kinder und Jugendliche der Altersgruppe ist das Risiko an Covid-19 zu sterben derzeit rein statistisch gleich null“
Ok, anders:
Die „Gefahr“, vor der man vor einem Jahr oder so hätte warnen können/sollen/müssen, wäre ja eher die gewesen, sich wegen der Hoffnung auf einen Impfstoff, dessen Erforschung gerade angelaufen war, optimistisch oder unvorsichtig zu werden.
Andererseits hätte ich „klappt ja sowieso nicht“ auch nicht gerade für die beste Botschaft gehalten.