Ulfis Welt (1)

Udo Ulfkotte & die Mutter, die ihren Sohn essen musste

In der Kategorie „Enthüllungen“ schockierte Ulfkotte die Leser des populären Online-Schock-Angebotes des Kopp-Verlages in der vergangenen Woche mit Neuigkeiten über den „Islamischen Staat“:

Islamischer Staat: IS-Kämpfer servieren Mutter den eigenen Sohn als Hauptgericht

Man hatte geglaubt, schon alle Grausamkeiten der islamischen Gruppe IS zu kennen. Mal werfen sie ihre Gegner Hunden lebend zum Fraß vor, mal ertränken sie sie in Salpetersäure. Eine islamische Nachrichtenagentur beschreibt nun eine neue Aktion des IS.

Demnach hat in der irakischen Stadt Mossul unlängst die Mutter eines vom IS gefangen genommenen jungen Mannes den IS gefragt, ob sie ihren Sohn sehen und mit ihm sprechen könne. Die IS-Kämpfer servierten der Mutter demnach zunächst Tee und dann eine ortsübliche Mahlzeit mit Reis und Fleisch. Und die Mutter empfand die IS-Kämpfer als äußerst zuvorkommend.

Als sie dann fragte, wann sie ihren Sohn endlich sehen könne, sagte man ihr, sie habe ihren Sohn doch „gerade gegessen“.

Man habe ihn enthauptet, zerstückelt und das Fleisch dann für die Mutter zubereitet. Darüber berichtet gerade eine islamische Nachrichtenagentur.

Da macht sich jahrzehntelange Erfahrung natürlich bezahlt, damit man auch Quellen wie den staatlichen iranischen Nachrichtensender Al-Alam auf dem Schirm hat.

Denn sonst hätte man die Geschichte womöglich schon vor einem Jahr lesen müssen, im britischen Revolverblatt „The Sun“:

Auf den Internetseiten der Zeitung ist das Stück nicht mehr auffindbar (Korrektur: doch!), aber die Geschichte wurde damals von vielen anderen Boulevardblättern weiterverbreitet.

Erzählt wird sie von einem damals 36-jährigen Mann namens Yasir Abdulla, der sagt, er sei von Großbritannien aus in seine kurdische Heimat im Irak aufgebrochen, um gegen den IS zu kämpfen – nachdem er diese furchtbare Geschichte gehört habe.

Die amerikanische Seite Snopes.com, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Gerüchte, urbane Legenden und zweifelhafte Behauptungen, die im Internet zirkulieren, auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, hat sich dieser Geschichte bereits am 2. März 2015 angenommen. Das Urteil: „wahrscheinlich falsch“.

Snopes sieht viele Gründe, skeptisch zu sein: Es gibt nur eine Quelle für das Geschehen, und auch die kennt es nur vom Hörensagen. Wir erfahren nicht, wann sich das alles ereignet haben soll und wann und mit wem. Überhaupt klinge es unwahrscheinlich, dass eine Mutter, die die Kidnapper ihres Sohnes konfrontieren will, sich als erstes von denen ein Mahl servieren lässt.

Außerdem sei das ganze Szenario des unwissentlichen Kannibalismus ein Klassiker: Das Gerücht sei fast identisch mit dem Plot einer Reihe fiktiver Erzählungen, angefangen von Shakespeares „Titus Andronicus“ bis hin zu einer „South Park“-Episode namens „Scott Tenorman Must Die“.

Snopes schließt nicht aus, dass ISIS-Kämpfer die Überreste eines Mannes einer Mutter zum Essen gegeben haben. Aber die Geschichte stamme aus einer sensationalistischen Quelle, habe viele Elemente einer alten urbanen Legende – und es fehlte jeder Beweis, dass sich die Ereignisse irgendwann in jüngerer Zeit abgespielt hätten.

Nun gut, für Udo Ulfkotte hat als Beweis ausgereicht, dass die Geschichte auf einer islamischen Nachrichtenseite stand. Er hat nicht einmal die 10-Sekunden investiert, um zu sehen, ob die Geschichte wirklich neu ist. Geschweige denn wahr.

30 Kommentare

  1. Hoffentlich ist es nicht wahr. Hauptsache, dem Jungen geht’s gut. Vielleicht kann man ja auch unter USIS einigermaßen leben, wenn man sich allen Regeln des Islams unterwirft.

  2. Der IS foltert, köpft, verbrennt Gegner bei lebendigem Leibe, kocht Menschen bei lebendigem Leibe. Alles vor laufenden Kameras. Das ist unbestritten. Die fragliche Geschichte ist also nicht monströs überzogen, sondern passt ins Nachrichtenbild. Viele Geschichten aus dem Krieg müssen mit nur einer Quelle auskommen, was in der Natur der Umstände liegt. Vor dem Hintergrund der tatsächlichen Gräueltaten ist der Vorwurf „urban legend“ ein argumentativ schwacher Versuch, Ulfkotte in schlechtes Licht zu rücken.

  3. @Harry Ubbelohde: Sie meinen, wenn eine Geschichte irgendwie passt zu dem, was man eh schon weiß oder glaubt, dann muss man nicht mehr nachgucken, ob sie stimmt? Ja, exakt das ist die Logik von Leuten wie Ulfkotte.

  4. Ach wissense, Herr Niggemeier, wenn ich mir so angucke, wie die doch so edlen Leitmedien teilweise arbeiten, dann fällt es mir überhaupt nicht schwer, Herrn Ulfkotte mal einen Ausrutscher nachzusehen (oder auch zwei oder drei). Zusammengenommen ist seine bisherige langjährige Arbeit nämlich allemal wertvoller und informativer als all das Geschreibsel der „Qualitätsjournalisten“. Ich hatte bei der vorliegenden Geschichte übrigens auch Zweifel. So what? Das tut seiner Seriösität keinen Abbruch, auch wenn Sie’s gerne anders hätten ;-)

  5. @Uli: Gäbe es irgendwas, was seiner Seriösität einen Abbruch tun könnte?

    Und verstehe ich das richtig, die Logik geht: Der Ulfkotte ist so gut, da macht auch eine Panne nichts? Die Qualitätsmedien sind schlecht, und jede einzelne Panne beweist das?

  6. Danke für den Artikel. Mir fällt es oft schwer zu glauben, mit welcher plumpen Dreistigkeit Ulfkotte und Andere ihre Vorurteile und ihre Propaganda ausschmücken. Solche Berichte helfen zur Veranschaulichung, Erinnerung und Mahnung.

    Am Rande: Der Mythos vom untergeschobenen Menschenfleisch ist noch viel älter als im Artikel angedeutet: Herodot berichtet vom Perserkönig Astyages, er habe einem ungehorsamen Diener zur Strafe das Fleisch seines Sohnes als Wildbret vorsetzen lassen.

  7. @Harry Ubbelohde: „ein argumentativ schwacher Versuch, Ulfkotte in schlechtes Licht zu rücken.“

    Wohl kaum. Wenn Herr Ulfkotte seine Veröffentlichungen als „Nachrichten“ und „Enthüllungen“ verstanden wissen will, und nicht als Gerüchte und Schauermärchen, dann ist die hier vorgebrachte Kritik an dem offensichtlichen kompletten Mangel an seriöser Recherchearbeit nicht nur zulässig, sondern die valideste Kritikform überhaupt. Gerade wer sich auf die Fahnen schreibt, seinen Lesern wahrhaftige und bessere Berichterstattung zu bieten als „die Mainstream-Medien“, sollte tunlichst auch wahrhaftiger und genauer arbeiten als diese – und nicht schlechter.

    Ulfkotte verspricht Glaubwürdigkeit, Aktualität und relevante (geradezu exklusive, da in Deutschland ansonsten unterdrückte!) Information – und er präsentiert eine wackelige Schockgeschichte von vor 15 Monaten als neue Nachricht, die er offenkundig nicht im Mindesten auf Aktualität, geschweige denn auf Richtigkeit geprüft hat.

    Argumentativ schwach ist eher Ihr Versuch, Ulfkotte zu verteidigen.

  8. @Herr Niggemeier:
    Der Seriösität täte es m. E. beispielsweise einen Abbruch, wenn man all die Quellangaben, die er in seinen Büchern anführt als Unsinn oder schlecht recherchiert nachweisen würde. Ich glaube, mich zu erinnern, dass z. B. in „SOS Abendland“ von über 1000 Quellangaben einige wenige zweifelhaft waren. (Aber das werden Sie sicher besser wissen)

    Und was die Leitmedien angeht, sind die auch nicht perfekt, nehmen für sich aber bei Fehlern in Anspruch zu sagen „Naja, kann ja mal passieren. Auf Seite 4 haben wir immerhin zwischen den Kleinanzeigen eine Gegendarstellung versteckt!“

  9. „…ein argumentativ schwacher Versuch, Ulfkotte in schlechtes Licht zu rücken.“ Lol das schafft Ulfkotte auch alleine :-p

  10. @ Herrn Niggemeier:
    Ulfkotte hat die Geschichte rausgehauen, ohne recherchiert zu haben, dass die Story nicht aktuell ist. Sie können anhand der von Ihnen ausgegrabenen Quellen nicht belegen, dass sie nicht der Wahrheit entspricht. Sie machen sich die Behauptung zu eigen, dass die Geschichte „wahrscheinlich falsch“ sei, mit der Begründung, dass es bei Shakespeares und South Park ähnliche Konstellationen gäbe, was ich journalistisch noch viel fragwürdiger finde. Ulfkotte zitiert internationale Medien aus der Krisenregion, und Sie zitieren Literatur, und stellen sich dabei als den überlegeneren Journalisten hin.

  11. Ach, Herr Ubbelohde,
    wenn also der Herr Ulfkotte, der für sich in Naspruch nimmt, die Wahrheit zu berichten, mal wieder irgendwas behauptet, dann muss also nicht er die Richtigkeit der Behauptung belegen, sondern man muss ihm die Unrichtigkeit belegen. Merkwürdig nur, dass in Ihrer Glaubenswelt gleiche, äh, Logik nicht bei den sogenannten Qualitätsmedien gelten soll. Irgendwie schimmert bei Ihnen dann doch zu sehr der blinde Glaube an Ulfkottes Wahrhaftigkeitsanspruch durch.

  12. @Harry Ubbelohde:
    Lesen sie ihre Texte eigentlich auch selbst? Das Rechercheniveau ist bei Niggemeier nachweislich um einiges höher, trotzdem glauben sie aber trotzdem der dünnen Faktenlage. Das dürfen Sie tun. Sie können aber nicht erwarten, dass alle anderen die Sachlage nach ihren Vorstellungen interpretieren. Das schlimmste deutet er ja nur an: Sie reden von Lügenpresse, legtimieren aber selbst jeden Scheiss der angeblich alternativen Medien.

  13. @Harry:
    Jetzt sind wir also schon da angekommen? „Du kannst nicht beweisen, dass meine unfundierten Behauptungen nicht stimmen, also müssen sie wahr sein!“
    Shakespeare und South Park waren nicht die Begründung. Die Begründung war: „Es gibt nur eine Quelle für das Geschehen, und auch die kennt es nur vom Hörensagen. Wir erfahren nicht, wann sich das alles ereignet haben soll und wann und mit wem. Überhaupt klinge es unwahrscheinlich, dass eine Mutter, die die Kidnapper ihres Sohnes konfrontieren will, sich als erstes von denen ein Mahl servieren lässt.“
    Kurz: Alles nur unüberprüfbare Behauptung. Und nicht mal eine kreative. Bei sowas völlig Diffusem ist es schlicht unmöglich zu beweisen, dass es nicht passiert ist. Und sowieso muss der, der die Behauptungen in den Raum stellt, sie beweisen, nicht umgekehrt. Aber das interessiert ja niemanden, solange die eigenen Vorurteile bestätigt wurden.

    Ulfkotte ist ein Bequemlichkeitsjournalist. Er erzählt zuverlässig seiner Zielgruppe immer exakt das, was sie hören möchte. Für ihn gibt es schlicht keinen Grund, Dinge intensiv nachzurecherchieren – einfach soviele Behauptungen in den Raum werfen wie möglich reicht völlig. Denn jedesmal, wenn man dann mal genauer hinguckt und rausfindet, dass er mal wieder Unsinn schreibt, dann bekommt man einen Satz a la „Zusammengenommen ist seine bisherige langjährige Arbeit nämlich allemal wertvoller und informativer als all das Geschreibsel der „Qualitätsjournalisten“. “ zu hören. Denn der Rest ist natürlich seriös. Er stimmt nämlich mit dem überein, was man eh schon denkt. Einen besseren Beweis gibt es ja nicht. Auch wenn sich beim genauen Hingucken alles in Rauch auflöst.

    Das diese Mentalität bei seinen Lesern vorherrscht zeigt sowohl dieser Beitrag als auch der von Niggemeier verlinkte Artikel. Es herrscht schlicht kein Interesse daran, dass man nachforscht.

  14. Sie tun der Lügenpresse einen Gefallen, wenn Sie so einer Flachzange wie Ulfkotte hinterherrennen , Herr Ubbelohde.
    So derart niveauloses, anspruchsloses, selbstbeschämendes Geplapper wie Ulfkotte kann man doch nur absondern, wenn man von der FAZ dafür bezahlt wird, euch Systemkritiker dadurch gezielt zu diskreditieren und der Lächerlichkeit preiszugeben.
    In der Freizeit mischt er sicher bei den Antideutschen mit.

  15. Herr Ulfkotte ist auf eine seltsame Art fasziniert von solchen Geschichten. Ich erinnere mich dunkel an „Moslem besteht auf Sex mit seiner toten Frau“.
    Nichts ist so abseitig, dass es nicht gegen andere instrumentalisiert werden kann. Hat es in der Menschheitsgeschichte an Vorwürfen alles schon gegeben: Kannibalismus, Kindermord, Schändung, Brunnenvergiftung, besonders gerne Kombinationen davon.

  16. „Herr Ulfkotte ist auf eine seltsame Art fasziniert von solchen Geschichten“

    So wie Schill von Drogenhandel und Prostitution.
    So wie Sarrazin von liederlichen Eltern deren Nachkommen dem Bürger als Sozialfälle auf der Tasche liegen.
    So wie Lutz Bachmann von Kleinkriminalität und -auch wieder- Drogenhandel
    So wie Mappus und der Rest seiner INSM-Freunde vom schlanken Staat, dem er persönlich beim Abnehmen half
    So wie Schäuble von Schwarz-Bargeld-Geldwäsche … oh.

    Es gibt keine bessere Tarnung für Brunnenvergifter und Gewohnheits-Schänder, als sich zu deren führenden Gegnern zu erklären.

    Ergo: Ich finde das eher wenig seltsam

  17. Sorry guys, ich würde gerne mal festhalten:
    Herr Niggemeier behauptet in obenstehendem Artikel „auf der Internetseite der Zeitung ist das Stück nicht mehr auffindbar“.
    DAS STIMMT NICHT!
    https://www.thesun.co.uk/archives/news/113855/youve-just-eaten-your-son/
    Die Sun hat eine exklusive Geschichte. Ein Interview mit einem aktuellen Bild des Kronzeugen, und Archivbilder, die diesen Kronzeugen offensichtlich bei Kampfhandlungen zeigen, was dessen Glaubwürdigkeit untermauert. Die traurige Geschichte sollte eigentlich Niemand mehr schocken, den der IS schmeißt lebende Menschen vor laufenden Kameras von Gebäuden, kocht sie über dem Feuer etc. Eine staatliche iranische Nachrichtenagentur nimmt das Thema auf. Ulfkotte, der diese Originalquelle aufgrund seiner Sprachkenntnis auswerten kann, zitiert. Der Skandal besteht darin, dass Ulfkotte die Sun-Geschichte nicht recherchiert hat. Herr Niggemeier hat nicht recherchiert, dass die Geschichte noch online ist, was er in 2 Minuten hätte tun können. So what. „Where is the beef?“

  18. „Where is the beef? “
    Diese Frage stelle ich Ihnen. Im Kern steht hier folgendes:

    „Es gibt nur eine Quelle für das Geschehen, und auch die kennt es nur vom Hörensagen. Wir erfahren nicht, wann sich das alles ereignet haben soll und wann und mit wem“
    … und deshalb lautet …
    „Das Urteil: „wahrscheinlich falsch““

    Inwieweit trägt Ihr „Kronzeuge“ denn in diesem Sun-Artikel dazu bei, eine dieser Fragen zu beantworten?
    Wir wissen nur, dass die Sun sagt, dass der „Kronzeuge“, ein kurdischstämmiger Brite, ihr erzählte, davon in England gehört zu haben und sich auch deshalb dazu entschieden hätte, sich am Kampf gegen den IS zu beteiligen. Für 6 Monate, wann auch immer. Jetzt lebt er wieder in England.

    Eine etwas dünne „Beweislage“ um es wie Ulfkotte als Faktenmeldung zu verkaufen. Der wird sich doch nicht etwa der Mittel der Systempresse bedienen?
    Manche Meldung über eine laufende russische Panzer-Invasion in der Ukraine war ähnlich solide belegt. Ulfkotte stört sich nicht an solchen Methoden. Nur an der inhaltlichen Ausrichtung.

  19. Und wenn Sie es noch so oft wiederholen, Herr Ubbelohe, Ihre angebliche Originalquelle ist nichts weiter als irgend eine Type, die etwas behauptet ohne dafür den geringsten Beweis zu erbringen, bzw. erbringen zu können. Dass Sie solche Figuren als Kronzeugen bezeichnen, zeigt eigentlich nur, dass Sie selbst überhaupt nicht begriffen haben, um was es geht. Was Sie allerdings nicht daran hindert, sich auf den Standpunkt zu stellen, weil der IS ja für jede Schandtat gut und bekannt ist (haben Sie die anderen Behauptungen eigentlich alle mal verifiziert und plappern Sie auch da nur nach?), muß auch diese Geschichte stimmen. Das ist genau die Vorgehensweise, die Leute wie sie sonst lautstark auf die Bildfläche treibt, wenn es darum geht, der sogenannten Lügenpresse deren Unfähigkeiten und Verfehlungen vorzuwerfen. Merken Sie was? Das ist lächerlich.

    Und zu Herrn Ulfkotte ist nun wirklich alles gesagt und hat der Mann selbst eigentlich alles an Argumenten gegen ihn und sein Geschreibsel geliefert. Alleine dass er sich mit einem Verlag zusammentut, dessen Geschäftsfeld ein Konglomerat aus Esokasperkram, Verschwörungsgeseiere und Rechtsradikalismus darstellt, spricht Bände. Wer sich mit solchen Flachzangen zusammentut, hat nicht alle Lichter am Baum und kann beim besten Willen nicht ernst genommen werden. Da braucht man auf Ulfkottes eigenes Verschwörungsgefasel gar nicht mehr weiter eingehen. Aber natürlich haben solche verwirrten Clowns auch ihre Fans. Scheint ja geradezu in Mode zu sein, dass man jeder noch so abstrusen und abenteuerlichen Story mehr Gewicht gibt als sogenannter Lügenpresse.
    Lächerlich. Und entlarvend.

  20. @Harry Ubbelohde: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben das Stück gefunden, das ich nicht gefunden habe. Das macht zwar keinen großen Unterschied, weil der Inhalt des Artikels ja auch auf diversen anderen Seiten nacherzählt wurde, samt Fotos etc., aber: Gut!

    Anders als Sie behauptet der Mann allerdings gar nicht, „Kronzeuge“ zu sein. Er war nämlich gar nicht dabei.

    A British dad who went to Iraq to fight IS, last night revealed the horrific story of the distraught woman who went to the fanatics’ HQ after her son was taken prisoner.

    Yasir Abdulla, 36, was so sickened by the jihadis’ cruelty that he left his
    wife and kids at home in Yorkshire to spend six months fighting on the front line in his Kurdish homeland — and is vowing to return to “finish the job”.

    Sie können mir da gern widersprechen, aber ich (und Snopes und der Mirror) interpretieren diese Sätze so, dass der Mann sich entschlossen hat, in den Irak zu reisen, nachdem er diese Geschichte gehört hat. Wegen dieser Grausamkeit wurde er zum Kämpfer.

    In den Worten des „Mirrors“:

    British dad Yasir Abdulla, who left his home in Keighley, West Yorkshire to fight against ISIS, said he joined the battle against the terror group after being told this story.

    Dass es den Mann gibt und dass er in den Irak gereist ist, bestreitet niemand. Er ist aber nicht Zeuge dieses Gräueltat, sondern erzählt eine Geschichte, die er gehört hat.

    Die iranische Website ist keine „Originalquelle“, wie Sie sie nennen, sondern hat das ein Jahr später nochmal aufgeschrieben. Und die Sprachkenntnisse, die Ulfkotte brauchte, um sie auszuwerten? Englisch.

  21. Auch ich möchte Herrn Ubbelohde gratulieren, dass er den Sun-Artikel noch gefunden hat.

    Damit haben Sie erheblich mehr Recherche betrieben als Ulfkotte selbst, der, ich darf nochmal erinnern, die Geschichte aktuell als „neue Aktion des IS“ verkauft.

  22. Ein Kronzeuge ist kein Augenzeuge. Ein Kronzeuge trägt durch „freiwilliges Offenbaren seines Wissens“ wesentlich dazu bei, dass eine Straftat aufgedeckt werden kann.
    Die Sun lieferte die exklusive Geschichte. Nicht der Mirror. In der Sun erzählt der Kronzeuge, dass er den IS hasst, weil die Terroristen so grausam sind. Er erzählt nicht, dass er wegen des Mutter—Sohn-Geschichte dorthin ist.
    Dies ist die lediglich Interpretation des Mirror, den sie zitieren.
    Es liegt in der Natur der Situation, dass es außer der Mutter und den Terroristen keine lebenden Augenzeugen gibt, wenn die Terroristen das mal nicht selber filmen. Ulfkotte war nicht dabei, betreibt leicht schlampigen Sekundärjournalismus und haut fluxi seine Zeilen raus, Niggemeier war auch nicht dabei, und haut fluxi seine Google-Recherche raus, die im Kern mit Vermutungen und Spekulationen und Beleidigungen angereichert ist. (Und ich Amateur war auch nicht dabei, und habe in der Eile nicht recherchiert, das die Iraner in Englisch veröffentlichen). Alles schön und fein. Diese Geschichte berechtigt imho nicht zum Ulfkotte-Bashing. Da haben Sie auch kein journalistisch dickes Brett gebohrt, Herr Niggemeier. Vielleicht – Achtung steile These, damit sich die Uebermedien-Fanboys und – girls schön aufregen können! – sind Sie und Ulfkotte sich in Ihrer Arbeitsweise ja ähnlicher, als Sie sich das eingestehen wollen.

  23. Es wird Zeit, jenseits von Kategorien des Strafrechts oder der
    Verfassungstreue auch Mindestanforderungen für die Diskussionswürdigkeit von Quellen aufzugreifen. Im Ergebnis hat Hr. U. auch mit dieser Diskussion zusätzliche Publizität errungen. Das Schema kommt mir vertraut vor: Zwischen allem Stuss, den er verbreitet, sind ein paar belegbare Details eingestreut, um deren Deutung sich dann eine Abnutzungsschlacht entfaltet. Dabei sollte man nicht übersehen: Auch die Negation wiederholt zunächst den Deutungsrahmen, den der Urheber gesetzt hat. Man kann das getrost umdrehen: Nach meiner Wahrnehmung hat sich Hr. U. schlichtweg als generell unzuverlässige Quelle erwiesen (man kann das meinetwegen auch an den Kategorien von Reputationsmodellen, z.B. Eisenegger 2005, belegen) und es stiftet mir keinen Nutzen, ihm vertiefte Aufmerksamkeit zu widmen. Erst wenn ich über einen längeren Zeitraum mehrfach nacheinander plausible und stimmige Wortmeldungen Herrn U.s vernommen hätte, würde ich anfangen, ihm wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Sonst macht man ihn ja größer, als er ist.

  24. Werter Herr Ubbelohde,

    „freiwilliges Offenbaren seines Wissens“ setzt aber eben voraus, dass Wissen vorhanden ist. Der Herr im Artikel kann sich bestenfalls auf Hörensagen berufen. Er ist kein Zeuge, weder Kron- noch Auge.

  25. Aha, ich habe sprachlich wieder dazugelernt.

    Zeuge: Hat was gesehen und bezeugt es, aber nur unfreiwillig unter Bedrohung.
    Kronzeuge: Hat nichts gesehen, war nicht am Ort und kennt auch niemanden, der die Tat direkt bezeugen kann und bezeugt das aus freien Stücken.
    Herr Ubbelohde, möchten Sie sich nicht vielleicht doch erst über die Bedeutung von Zeuge und Kronzeuge schlau machen?

    Oder muss ich mir ein Zeugenschutzprogramm für Kronzeugen als Augenbinde vorstellen, die den Kronzeugen davor schützt, irgendetwas für die Tat relevantes zu sehen, bevor er seine Aussage dazu macht?

    Und wenn morgen ein „Kronzeuge“ in der Super-Illu damit zitiert wird, er hätte sich der Antifa angeschlossen, weil er gehört habe, dass Ulfkotte sich morgens Kinder fürs Frühstück grillt, zögern Sie sicher auch nicht, die Geschichte deshalb für nachgewiesene Wahrheit zu halten?

  26. All right, all right, Mr. Ubbelohde has left the building. I’ve told you absolutely straight up to this point. You know that. He has left the building. He left the stage and went out the back with the policemen and he is now gone from the building.

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