In dieser Rubrik geben wir Autorinnen und Autoren die Gelegenheit, über ihr persönliches Hasswort zu schimpfen. Eine Redewendung oder Formulierung, die nervt, sinnlos ist oder falsch eingesetzt wird – die aber ständig auftaucht, in Texten, im Radio oder im Fernsehen. Alle Hasswörter finden Sie hier.
Komfortzone
Es gibt Begriffe, die meinen Puls in die Höhe treiben. „Komfortzone“ ist so einer. Dem Begriff liegt nämlich eine Konnotation zu Grunde, die die Lebensrealität vieler Menschen verleugnet – und sie damit aufs Arroganteste diskreditiert.
Der Begriff wird so leichtfertig genutzt, dass er wie ein unveränderliches Naturgesetz daherkommt. Suchen Sie mal nach „Komfortzone“ bei Youtube, Instagram und Co. Oder blättern Sie im Zeitschriftenladen in ein paar Journalen (vornehmlich aus den Rubriken Business und Lifestyle). Oder fragen Sie Freunde, Verwandte und Arbeitskollegen, was denen zu Komfortzone einfällt.
Die am häufigsten verwendete Definition wird lauten: Der Mensch liegt faul auf der Couch vor seiner Riesenglotze und stopft Chips in sich rein. Und das ist in Zeiten des Selbstoptimierungswahns glasklar eine Todsünde.
Mach! Mach! Mach!
„Die Karrierebibel“, laut Eigenbewerbung „eines der relevantesten Job- und Bewerbungsportale im deutschsprachgien Raum“, bewertet das Leben in der Komfortzone nicht nur als langweilig, sondern sogar als riskant: „Berufsbilder ändern sich, manche Berufe verschwinden ganz. Da heißt es am Ball bleiben.“
Sonst droht das ewige Fegefeuer auf der Polstergarnitur.
Auch diverse Unternehmensberater sowie Persönlichkeitscoaches ziehen unermüdlich diesen Vergleich heran. Nehmen wir mal Dr. Reinhard Pichlers Youtube-Kanal: Dort sind Menschen, die in ihrer Komfortzone leben, „mit dem Sofa verschmolzen“ und er rät, mit 10.000 Schritten pro Tag dieser symbiotischen Vereinigung entgegenzuwirken.
Teils unterschwellig, teils direkt werden mit der Verwendung dieses Narrativs Menschen verunglimpft, die in ihrer Freizeit keine „Grenzen sprengen“, nicht „etwas Neues ausprobieren“, „Netzwerke aufbauen“ oder sich scheuen, „ihre Lieblingskaffeetasse auf dem Betonboden zu zerdeppern“ (warum auch immer man das tun sollte?). Wer seine Komfortzone nicht verlässt, so Herr Pichler, der verschläft sein Leben (dieser Gefahr setzt man sich übrigens auch beim Anschauen seiner Videos aus).
Unweigerlich echot diese Definition das vorurteilbehaftete Bild von Hartz-IV-Empfängern wider, das immer wieder herangezogen wird und seit der Umsetzung der Agenda 2010 zum guten Ton gehört.
Jeden Tag außerhalb der Komfortzone
Ich frage mich, was all diejenigen, die ihre kostenfreien oder gerne auch kostenpflichtigen Tipps zum „Herauskatapultieren“ feilbieten, von den Lebensrealitäten ihrer (arbeitslosen wie arbeitenden) Mitmenschen wissen. Das kann nicht viel sein. Öffentlichkeitswirksame Skandale über prekäre Arbeitsverhältnisse sowie unmenschliche Arbeitsbedingungen sind die extremen Spitzen der Lebens- und Arbeitsrealitäten von Millionen Menschen in Deutschland: ungeregelte Arbeitszeiten, unbezahlte Überstunden, harte körperliche Arbeit, niedrige Löhne … die Liste ließe sich fortsetzen.
Alleine durch Arbeit bewegen sich sehr viele Menschen also jeden Tag außerhalb ihrer Komfortzone (und faulenzen nicht den ganzen Tag auf der Couch). Hinzu kommen häufig familiäre Verpflichtungen wie Erziehung oder Pflege und finanzielle Belastungen durch Mieten auf Fantasiepreisniveau.
Ich bin mir sicher, dass man nach einer Zehnstundenschicht in einem Schlachtbetrieb oder als Paketzusteller froh darüber sein kann, überhaupt in seine Komfortzone zu gelangen. Die Vorstellung, jeder könne (implizit: müsse) seine Komfortzone verlassen, um nach Mehr zu streben, liegt damit wohl begründet in Ignoranz, Naivität, Dummheit oder Marketing.
Das Ausbrechen muss man sich leisten können
Der Autor
Markus Müller ist diplomierter Sozialwissenschaftler und lebt als freischaffender Autor in München. Das sozial- und politgesellschaftliche Zusammenleben der Menschen bildet den Hauptbestandteil seiner literarischen wie wissenschaftlichen Texte.
Natürlich, wie sollte es im Kapitalozän anders sein, wird der Begriff auch als Marketinginstrument genutzt. Mit ihm lässt sich werben und etwas verkaufen: ein Artikel, Blogs, Seminare, „Selbstlernkurse“ und dergleichen. Und genau das muss man sich leisten können. Womit noch nicht einmal nur die direkten Kosten zum Beispiel für die Teilnahme an einem Seminar gemeint sind. Um meine Komfortzone im Sinne des Narratives verlassen zu können, benötige ich Zeit, Energie und in der Regel auch Geld.
Das sind für viele Menschen sehr knappe Ressourcen.
Nur wenn ich über genügend freie Zeit, Energie und Finanzmittel verfüge, kann ich mich relativ einfach mit Fragestellungen rund um Persönlichkeitsentwicklung und ähnliches beschäftigen.
Wer über diese Kapazitäten nicht verfügt, der trägt selbst die Schuld an seiner Situation, so die Überzeugung der Vertreter des Komfortzonen-Produkts. Solche Menschen hätten halt irgendwann mal aus ihrer Komfortzone rauskommen müssen. Sie hätten sich dadurch genügend Geld und Freiraum ergattern können, um ihren Horizont zu erweitern; sprich, um endlich mal wieder ihre Komfortzone zu verlassen.
Nach dieser Logik scheint das Verlassen der Komfortzone ein Selbstzweck zu sein. Denn unabhängig davon, ob Menschen ihre Komfortzone verlassen können oder nicht, stellt sich die Frage, ob sie es wirklich wollen. Vermutlich lautet die Antwort nein – denn man gelangt durch das Ausbrechen, sprich dem Zugewinn an Geld und Zeit, schließlich genau dorthin zurück: in die Komfortzone.
Mich persönlich nervt an dem Begriff vor allem, dass es einer der heute vielzahligen unnötigen Pseudo-Anglizismen ist, wenngleich auch kein so fürchterlich falsch zurückübersetzter wie manch andere; er funktioniert so einigermassen auch auf Deutsch. „Komfortzone“ war im Deutschen quasi unbekannt bevor nicht vor einigen Jahren irgendwer mal „comfort zone“ aus dem Englischen abgeholt hat und dabei nicht auf das gängige „Wohlfühlbereich“ oder „Wohlfühloase“ oder dergleichen kam, denn das ist es was „comfort zone“ meint. „Komfort“ hat im deutschen Sprachgebrauch keineswegs automatisch die gleiche Konnotation wie „comfort“ im Englischen, und speziell in der Sportberichterstattung, wo kaputte Denglizismen bei deutschen Sprechern und „Sprechern“ im Dutzend billiger durch die Gegend gescheucht werden ohne dass sie es merken, ist das schon sehr Aua.
Ich verstehe unter dem Begriff etwas völlig anderes.
Überhaupt nicht das Sofa zum faulenzen.
Sondern zum Beispiel den Job, den man gut kennt, gut macht, der einem das Einkommen sichert. Der aber vielleicht nicht mehr so viel Spaß macht, wie vor Jahren, als man neu im Job war.
Oder die Beziehung, die so dahin plätschert, nicht wirklich schlimm ist, gewisse Annehmlichkeiten bietet, aber dem der richtige Pfiff fehlt, bei dem die Liebe irgendwie abhanden gekommen ist.
Oder andere Dinge, in die mensch sich so rein gewöhnt hat, durchaus mit Vorteilen (dem „Komfort“), aber ohne, damit wirklich glücklich oder zufrieden zu sein.
Und ja, sowas dürfte jeder Mensch kennen und nicht selten ist es keine schlechte Idee, mal darüber nachzudenken, diese Komfortzonen zu verlassen.
Irgendwie denke ich, der Autor hat da nicht weit genug gedacht.
Ich verstehe die Komfortzone auch eher wie Micha. Die eigentliche Zielgruppe solcher Formate hat er auch gleich mit umrissen. Solche Formate richten sich an Menschen, die eben gerade nicht zufrieden sind mit ihrem Leben obwohl es ihnen materiell gut zu gehen scheint. Die verweilen nicht selten in einer gewissen Opferrolle und der Hinweis auf die Komfortzone soll eben Ansporn bieten, die eigene Verantwortung zu erkennen und zu leben. Ob das so plump funktioniert sei dahin gestellt. Schließlich setzen die Coaching-Angebote ja genau da, wo sie eigentlich helfen wollen, am Wunsch, das jemand anderes (diesmal der Coach) den Arschtritt verpasst. Gute Coaches halten sich mit Ratschlägen zurück und begleiten eher, aber ich vermute mal die vielen selbsternannten Lifecoaches profitieren ganz gut von der Abhängigkeit ihrer Klienten und halten sie lieber bei der Stange, vermutlich oft nichtmal mit böser Absicht.
Dennoch halte ich die eigentliche Kritik des Artikels für berechtigt. Denn all die Menschen, die quasi erfolgreich mit solchen Coachings ihre Zufriedenheit „wiederherstellen“ konnten, werden dieses Narrativ der Konfortzone wohl eher unreflektiert in die Welt tragen und versuchen, es andern überzustülpen. „Was mir geholfen hat, muss auch dir helfen“. Dabei kann dann eine andere Choaching-Phrase noch wirksamer sein als die Komfortzone: „(Nur) du selbst bist deines Glückes Schmied“ bzw. die mitschwingende Fehlinterpretation: „Du bist selbst schuld, wenn du dich vom Leben gegeißelt fühlst“. Da finde ich das Wort Komfortzone und dessen Verwendung vergleichsweise harmlos. Allerdings ist mir auch klar, dass man im Coaching-Kontext die Komfortzone gar nicht klar von der Glücksschmied-Phrase abgrenzen kann, sondern dass es viele Berührungspunkte gibt.
Sehe das auch wie Micha.
Dieses Wort habe ich auch immer nur im Kontext: „jammern, aber nix ändern wollen“ gehört. Und da passt es nunmal. Sprich: über den Job jammern, aber nicht kündigen oder überhaupt nur Alternativen suchen etc.
Und da passt es nunmal sehr gut.
Ignoranz ist für mich das Schlüsselwort dieses Textes. Eine Komfortzone zu haben und diese verlassen zu wollen, kann sich nämlich nur jemand leisten, dem es – und das wird vielen nicht gefallen – zu gut geht. Alle anderen ertragen ihre Arbeit, ihre, wie der Autor richtig beschreibt, familiäre Situation und haben einfach gar keine andere Wahl. Eine Komfortzone zu besitzen, die man verlassen will, ist ein Luxusproblem. Wer dafür auch noch jemanden bezahlen kann, der einem dabei hilft, hat in meinen Augen gar kein Problem.
Und dabei spreche ich nicht von psychischen Problemen, bei denen man sich unbedingt die Hilfe von qulifizierten Psychologen holen sollte. Das ist dann aber nicht Komfortzone sondern Leidensdruck.
Wer wirklich glaubt Coachings seien ein Mittel, um das Leben vieler Menschen zu verbessern, ignoriert die Welt außerhalb der eigenen Filterblase.
Aber hey: Jeder ist ja seines Glückes Schmied. Wer also in der glücklichen Lage ist, eine Komfortzone zu besitzen, hat alles richtig gemacht!
@ Micha (#2):
Grundsätzlich finde ich auch, dass der Autor den Begriff zu kurz denkt. Das Sofa ist nicht gemeint, eher der Job, den man erledigt, ohne „dafür zu brennen“.
Aber es steckt in der Rede von der „Komfortzone“ eben doch der neoliberale Imperativ der Selbstoptimierung: Man hat eben nicht zufrieden zu sein, mit dem, was man tut. Man hat nach mehr zu streben – mehr Geld, mehr Ansehen, mehr Leistung. Und dafür muss man sich halt in eine unkomfortable Welt begeben.
Mir ist eine Haltung näher, nach der man seinen Job nicht lieben, geschweige denn dafür brennen muss. Man verkauft Lebenszeit und Arbeitskraft, um Mittel zum Leben zu haben. Das ist die Geschäftsgrundlage, und schön ist sie nicht. Die Vorstellung, man müsse nur eine ominöse „Komfortzone“ verlassen, um irgendwann einen perfekten Zustand zu erreichen, halte ich für Ideologie.
@1:
Ich kann ehrlich gesagt das Gejammer über Anglizismen oder Denglish nicht mehr hören.
Ich freue mich darüber, wenn die Welt gemeinsame Vokabeln entwickelt. Auch wenn es leichte Bedeutungsunterschiede und angepasste Schreibweisen geben mag, ist der Unterschied kein so gewaltiger.
[wiki]
„Where our uncertainty, scarcity and vulnerability are minimized — where we believe we’ll have access to enough love, food, talent, time, admiration. Where we feel we have some control. When we get into times of social, political or financial instability, our comfort zones get smaller. [The more afraid we are] the more impenetrable our comfort zones buffers become.“
– Brené Brown
Markus Müller unterscheidet ausdrücklich unterschiedliche Definitionen.
„Die am häufigsten verwendete Definition wird lauten: Der Mensch liegt faul auf der Couch vor seiner Riesenglotze und stopft Chips in sich rein.“
[siehe oben]
Und das finden wir bei unzähligen „Trainern“ unterschiedlichster Disziplinen und in unterschiedlichen Sprachen fast identisch.
Die Selbstoptimierung ist ein Teil der neoliberalen Agenda, die jeden zum Ich-Unternehmer der eigenen Arbeitskraft-, aber vor allen in Konkurrenz zu jedem anderen setzen will und es schon zu weiten Teilen geschafft hat.
Korrektur:
„zu jedeN anderen“
Menno, seit wann kämpfe ich mit den Dativ! gettin‘ old sucks.
Im gaaanz allgemeinem Sinne verstehe ich eine Komfortzone das, worin sich jemand wohl fühlt, und was soe deshalb weder verlassen noch ändern will.
Der Hinweis, dass es im Einzelfall besser wäre, das DOCH, per aspera ad astra et cetera, ist erstmal nicht schlecht.
Aber da werden oft drei Gruppen vermischt: Leute, die sich nicht in ihrer Komfortzone befinden, Leute, die sich in ihrer Komfortzone befinden und sich über etwas beschweren, was sie nur ändern können, indem sie sie verlassen, und Leute, die sich in ihrer Komfortzone befinden und sich NICHT beschweren.
Nur bei der mittleren Gruppe ist der Hinweis oder auch Vorwurf sinnvoll.
@KK (#6) und Schlussabsatz FG(#7)
Auf den Punkt gebracht. Unterschreibe ich.
Ich glaube auch, dass der Begriff im Marketing neoliberaler Mist ist.
Im Privaten sehe ich ihn aber so, wie in #2 beschrieben.
Ich habe zum Beispiel neulich meinen Arbeitgeber gewechselt, weil ich mit dem alten AG unzufrieden war.
Das stand schon länger zur Debatte, weil ich aber wusste, was ich an dem alten AG hatte und nicht 100% sicher sein konnte, dass es bei einem neuen AG besser wird, bin ich viel länger beim alten AG geblieben, als es eigentlich richtig für mich war. Ich wollte halt aus meiner Komfortzone nicht raus.
Jetzt, nach dem Wechsel, bin ich froh, dass ich diese Zone verlassen habe.
Kollegen beim Ex-AG wollen da auch schon ewig weg, ich kommuniziere denen, dass sie auch den Schritt wagen sollen, doch die schieben die Kündigung immer und immer wieder auf. Sie wissen, dass sie quasi ausgebeutet werden, aber sie haben sich dran gewöhnt und scheuen noch das Restrisiko, das zumindest in der Theorie alles noch schlimmer werden könnte. Und befinden sich damit in meiner Version des Wortes Komfortzone.
Genau so kenne ich viele Paare, bei denen eigentlich wenig zu stimmen scheint. Keine gemeinsamen Interessen, beiden schimpfen und lästern über den anderen, es wird versucht, sich gegenseitig zu meiden.
Trotzdem kommt eine Trennung nicht in Frage, weil man eben Angst vor dem Alleinsein hat, weil man sich gewöhnt, arrangiert hat, in der Komfortzone fest steckt.
In so fern wiederhole ich meine Aussage, dass ich den Begriff an und für sich Berechtigt und auch Aussagekräftig finde.
Was Coaching-Leute daraus machen halte ich in so fern für irrelevant, weil das ganze Coaching-Gedöns aus meiner Sicht eh für die Katz ist.
Entweder, weil es neoliberal ist oder so pauschal, dass jeder alles und nichts daraus ziehen kann.
Ich kenne den Begriff aus dem Businesskontext und reagiere durchaus allergisch darauf. Er wertet jeden ab der Stabilität benötigt um seinen Job gut zu machen. Stabilität oder Kontinuität benötigt jeder Mensch. Allerdings in sehr unterschiedlichen Ausprägungen.
Zudem wird der Begriff häufig benutzt wenn der Grund für eine Veränderung nicht vermittelt werden kann. Deshalb weisst er für mich eher auf eine Argumentationsschwäche hin.
@Mycroft:
„Nur bei der mittleren Gruppe ist der Hinweis oder auch Vorwurf sinnvoll.“
Klar, aber das ist ja auch die Gruppe, die mit Coachingangeboten angesprochen werden soll…
@KRITISCHER KRITIKER
„Man hat eben nicht zufrieden zu sein, mit dem, was man tut. Man hat nach mehr zu streben – mehr Geld, mehr Ansehen, mehr Leistung. Und dafür muss man sich halt in eine unkomfortable Welt begeben.“
Wo lesen Sie denn das raus?
Ich habe den Begriff „Komfortzone“ nie so verstanden, dass man unzufrieden sein muss.
Nur wenn man es ist, muss man halt aus dieser raus um sich verändern zu können.
„Mir ist eine Haltung näher, nach der man seinen Job nicht lieben, geschweige denn dafür brennen muss. Man verkauft Lebenszeit und Arbeitskraft, um Mittel zum Leben zu haben. Das ist die Geschäftsgrundlage, und schön ist sie nicht. “
Ihn ist eine Haltung lieber, die Sie selber nicht schön finden?
Verstehe ich nicht.
@FRANK GEMEIN
„Ich kann ehrlich gesagt das Gejammer über Anglizismen oder Denglish nicht mehr hören.“
dito.
„Die Selbstoptimierung ist ein Teil der neoliberalen Agenda“
Seit wann ist denn „Selbstoptimierung“ was schlechtes?
Was ist denn bitte falsch daran zu versuchen, ein „besserer“ Mensch zu sein (was auch immer das für einen selbst bedeutet)?
Das erinnert ja fast an dieses absurde „Gutmenschen“ Schimpfwort.
@Micha:
Ihren Text unterschreibe ich, ihre Schlussfolgerung warum deshalb der Begriff oder Coaching an sich „neoliberaler Mist“ sein soll, verstehe ich nicht.
Sie sagen doch selber, dass sich ihr Leben durch das Verlassen der „Komfortzone“ verbessert hat. Was wäre denn jetzt schlecht daran wenn Sie dafür einen externen Coach benötigt hätten um das wirklich durchzuziehen? Z.B. weil Sie das halt aus irgendwelchen Gründen wie Angst o.Ä. nicht alleine geschafft hätten wie z.B. ihre Ex-Kollegen? Bzw. versuchen Sie ja sogar eine Art „Coach“ für diese zu sein, auch wenn Sie dafür kein Geld verlangen.
Was ist denn daran schlecht oder „neoliberal“?
@Ichbinich
Schlecht finde ich das nur dann, wenn man daraus ein Businessmodell macht.
Wie eben diese Coaches.
Damit das ein Businessmodell sein kann, muss es Pauschalisieren. Der Tipp, der dem einen hilft, kann für den anderen genau der falsche Tipp sein.
So ein Coach wird immer sagen, dass er sich natürlich individuell auf die jeweilige Person einlassen wird. Aber ich fürchte, damit wird niemand dieser Coaches über die Runden kommen. Da muss also ein festes Modell her, was man routiniert abspulen kann, um dann zum nächsten Seminar hetzen zu können.
Dürfte zumindest für die Masse an Coaches gelten.
Die ja alle auch immer eine bestimmte Grundidee haben, wie man sich „verbessern“ kann, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Und diese Grundideen halte ich halt für irrelevant, wie oben beschrieben. Da kann dann jeder alles und nichts für sich raus ziehen.
Was im Zweifel eher Schadet als nützt.
„Klar, aber das ist ja auch die Gruppe, die mit Coachingangeboten angesprochen werden soll…“
Jein. Wie Micha schon erklärt hat, haben Coachingangebote das Ziel, möglichst viele Kunden zu gewinnen, also auch die aus den anderen Gruppen.
@IchBinIch:
Rein vom Sprachgefühl her würde ich altmodisch behaupten, dass ein Verbessern im Sinne des Menschen an sich nicht optimieren genannt werden sollte, sondern eher vervollkommnen oder entwickeln. Das Verb optimieren mutet eher technisch an und stellt die Frage „für wen“ oder „wofür“ jemand denn optimiert werden soll, referiert somit auf die Funktion.
Und das deckt sich mit meinen Erfahrungen aus dem Berufsalltag.
Letztlich ist das optimal nur für den Augenblick und nur für eine Seite.
Aber, wie gesagt, das ist meine Sicht.
Wer von „Komfortzonen“ schwafelt ist auch gerne dabei „sich neu zu erfinden“ oder „die Seele baumeln zu lassen“. *kotzimStrahl*
Alles Fälle für das Standgerichte der Floskelpolizei.
@Ichbinich (#13):
Nö. Mir ist eine Haltung lieber, die Lohnarbeit nüchtern und als Mittel zum Zweck betrachtet, statt sie zum Sinn des Lebens zu überhöhen (der aber nur außerhalb von „Komfortzonen“ und mit Hilfe von Ratgeberliteratur und teuren Seminaren zu erreichen sei).
„Selbstoptimierung“ ist eine neoliberale Jargon-Phrase und hat wenig damit zu tun, ein „besserer Mensch“ zu werden – viel aber damit, sich auf Leistung und Selbstverwertung zu trimmen.
Sich selbst zu „optimieren“ heißt, seine Persönlichkeit an den heteronomen Anforderungen des Marktes auszurichten. Das ist, auch wenn es ähnlich klingt, das Gegenteil einer „Vervollkommnung“, wie sie etwa Kant angestrebt hat – dort geht es nämlich darum, ein autonomes Subjekt zu werden.
@MICHA, MYCROFT
„Schlecht finde ich das nur dann, wenn man daraus ein Businessmodell macht.
Wie eben diese Coaches.“
Hmm. Coaches sind am Ende dasselbe wie Beratungsstellen bzw. -angebote. Ich sehe überhaupt kein Problem darin, wenn Leute mit Erfahrung andere Menschen, die in schwierigen Situationen stecken beraten/coachen. Ganz im Gegenteil finde ich das prinzipiell gut wenn sich da jemand weiterentwickeln will und sieht, dass er dafür Hilfe benötigt (gilt für alle Lebensbereiche, ob es nun die Arbeit, die Beziehung oder sonstiges betrifft).
Und dass sie dabei Geld verdienen bzw. sich Ihre Zeit bezahlen lassen ist für mich vollkommen OK.
„Aber ich fürchte, damit wird niemand dieser Coaches über die Runden kommen. Da muss also ein festes Modell her, was man routiniert abspulen kann, um dann zum nächsten Seminar hetzen zu können.“
Damit stellen Sie alle Weiterbildungen unter Generalverdacht.
Ich bezweifle nicht, dass es schlechte Coaches und schlechte Seminare gibt. Das aber pauschal zu behaupten bedarf dann doch einer Quelle/Untersuchung dass das wirklich so ist wie Sie es glauben.
Weiterbildung pauschal als Unsinn zu betiteln (weil diejenigen, die das anbieten auch Geld verdienen wollen) halte ich für viel zu kurz gegriffen.
„Dürfte zumindest für die Masse an Coaches gelten.“
Woher wissen Sie das?
„Jein. Wie Micha schon erklärt hat, haben Coachingangebote das Ziel, möglichst viele Kunden zu gewinnen, also auch die aus den anderen Gruppen.“
Ist nach meiner Wahrnehmung nicht verstärkt so.
„Rein vom Sprachgefühl her würde ich altmodisch behaupten, dass ein Verbessern im Sinne des Menschen an sich nicht optimieren genannt werden sollte, sondern eher vervollkommnen oder entwickeln.“
Dann haben wir vermutlich einfach ein anderes Sprachgefühl. „Selbstoptimierung“ ist für mich dasselbe wie „Selbstentwicklung“.
Und nach meiner Wahrnehmung wird das auch eher so verstanden. Ist vermutlich einfach das neudeutsche Wort dafür :)
@SCHNELLINGER
„Wer von „Komfortzonen“ schwafelt ist auch gerne dabei „sich neu zu erfinden“ oder „die Seele baumeln zu lassen“.“
Und das wäre beides schlimm weil?
@KRITISCHER KRITIKER
„Nö. Mir ist eine Haltung lieber, die Lohnarbeit nüchtern und als Mittel zum Zweck betrachtet, statt sie zum Sinn des Lebens zu überhöhen (der aber nur außerhalb von „Komfortzonen“ und mit Hilfe von Ratgeberliteratur und teuren Seminaren zu erreichen sei).“
Also ich persönlich möchte meine Arbeit nicht nüchtern als „Mittel zum Zweck“ betrachten sondern etwas tun, was mir Spaß macht. Und offenbar viele andere auch nicht.
Und ich war noch nie auf solch einem Seminar, aber wenn es Leuten hilft, mehr Freude im Leben zu haben (und vielleicht auch einen Job, der ihnen mehr Spaß macht) was ist das Problem?
„„Selbstoptimierung“ ist eine neoliberale Jargon-Phrase und hat wenig damit zu tun, ein „besserer Mensch“ zu werden – viel aber damit, sich auf Leistung und Selbstverwertung zu trimmen.“
Wie kommen Sie denn darauf? Alles, was ich zu dem Thema gehört hab geht viel mehr in die Richtung:
— seine Werte herausfinden und dann leben
— im Zweifel einen Job annehmen, der weniger Geld bringt aber dafür mehr Sinn
— mehr (Qualitäts)-zeit für Dinge, die einem wichtig sind (wie Familie, Beziehung etc.)
und überhaupt nicht dahin, seine „Leistung“ für den Markt o.Ä. zu oprimieren. Z.B. zu sehen bei: https://en.wikipedia.org/wiki/The_7_Habits_of_Highly_Effective_People
„Sich selbst zu „optimieren“ heißt, seine Persönlichkeit an den heteronomen Anforderungen des Marktes auszurichten. Das ist, auch wenn es ähnlich klingt, das Gegenteil einer „Vervollkommnung“, wie sie etwa Kant angestrebt hat – dort geht es nämlich darum, ein autonomes Subjekt zu werden.“
Aha. Ich sehe bei allen Coaches das genaue Gegenteil von dem was Sie hier postulieren. Da müssten Sie schonmal beweisen, wer so etwas fordert. Offensichtlich haben wir hier ganz andere Personenkreise im Blick.
sorry da fehlt ein
@FRANK GEMEIN
in der Mitte…
@Ichbinich
Weiterbildungen sind etwas ganz anderes als die hier von mir (und ich glaube auch von den anderen) gemeinten Coachings, bei denen dann auch von Komfortzone gesprochen wird.
Eine Weiterbildung geht um ein bestimmtes Thema, bei dem Fachwissen vermittelt wird.
Beim Coaching im Sinne von Lebenscoaching geht es aber nicht um ein Thema, über das man Fachwissen anhäufen und vermitteln kann, sondern um die jeweiligen Individuen, die sich von den Coachings für sich selbst etwas versprechen, unabhängig von allgemeingültigen Fachgebieten. Es geht um das Subjekt, um den Rezipienten des Vortrags.
Und das ist dann eben Individuell.
Wenn es jemanden darum geht, sich selbst unabhängig von einem Fachgebiet weiter zu entwickeln, dann könnte ich mir vorstellen, dass vielleicht Psychoedukation weiter helfen könnte. Also wieder die Vermittlung von allgemeinem Fachwissen ganz unabhängig vom Rezipient. Der kann dann daraus seine Schlüsse ziehen und diese Anwenden oder auch nicht. Was dann aber auch wieder eher in Richtung Weiterbildung geht und kein Coaching ist, wie ich Coaching verstehe.
„wenn Leute mit Erfahrung andere Menschen, die in schwierigen Situationen stecken beraten/coachen.“
Jaaa, wenn man im Seminar von Komfortzonen erzählt, was die sind und wie man die verlassen kann, wäre das ja ok.
Wenn der Begriff ein Eigenleben außerhalb von Selbsthilfeseminaren führt, ist das nervig, gelinde gesagt. Kann natürlich sein, dass das weniger die Schuld der Coaches ist, sondern der Seminaristen.
„Also ich persönlich möchte meine Arbeit nicht nüchtern als „Mittel zum Zweck“ betrachten sondern etwas tun, was mir Spaß macht.“
Auch die spaßigste Sache wird irgendwann langweilig. Ich habe einen Job, den ich gut kann. Es ist mir extrem viel wichtiger, dass ich davon leben kann, als dass ich dafür „brenne“. Ich bin nicht dadurch schlechter, weil ich meinen Beruf nicht zu meinem Vergnügen ausgesucht habe, habe aber häufig den Verdacht, dass mir das genau unterstellt werden soll. Auch, wenn das nicht immer mit „Komfortzone“ gefrämt wird.
Ich halte es auch für falsch, im Bereich der Persönlichkeits-(weiter-)bildung von „Optimierung“ zu sprechen. Insbesondere im beruflichen Umfeld ist damit eben nicht eine werte-orientierte Verbesserung oder Vervollkommnung gemeint, sondern eher eine prozessual verstandene Optimierung im Sinne von Aufwand minimieren und Ertrag maximieren. Über Sinnhaftkeit und Wert der Ziele wird dabei kaum gesprochen. So habe ich es auch bei diversen „Weiterbildungen“ erlebt, die mein AG mir angedeien ließ – für nicht kleines Geld.
@MICHA
„Weiterbildungen sind etwas ganz anderes als die hier von mir (und ich glaube auch von den anderen) gemeinten Coachings, bei denen dann auch von Komfortzone gesprochen wird.“
Ich sehe da keinen wesentlichen Unterschied.
„Eine Weiterbildung geht um ein bestimmtes Thema, bei dem Fachwissen vermittelt wird.
Beim Coaching im Sinne von Lebenscoaching geht es aber nicht um ein Thema, über das man Fachwissen anhäufen und vermitteln kann, sondern um die jeweiligen Individuen, die sich von den Coachings für sich selbst etwas versprechen, unabhängig von allgemeingültigen Fachgebieten. Es geht um das Subjekt, um den Rezipienten des Vortrags.
Und das ist dann eben Individuell.“
Die Personen sind individuell, die Probleme aber sicher nicht.
Und natürlich geht es auch bei einem „Lebensseminar“ um Wissen bzw. Handlungsoptionen, die man erlernen kann.
Genauso wie ich Techniken/Wissen erlernen kann wie ich z.B. besser verkaufe/führe oder sonstiges kann ich mir auch Techniken/Wissen aneignen wie ich mich selbst entwickeln kann.
Und genauso wie es beim Verkaufen oder Führen von Mitarbeitern natürlich unterschiedliche Einzelsituationen gibt, gibt es auch bei der Selbstentwicklung unterschiedliche Personen.
Und bei Seminaren kann bei allen Themen nur wenig auf Einzelthemen eingegangen werden sondern es geht um die Vermittlung von generellen Techniken, und beim Coaching (das es natürlich auch für Einkäufer oder Führungskräfte gibt) kann man konkrete Situationen besprechen und lösen.
Das gilt mMn für alle Themen, bei denen man sich weiterbilden/verbessern will.
@MYCROFT
„Wenn der Begriff ein Eigenleben außerhalb von Selbsthilfeseminaren führt, ist das nervig, gelinde gesagt. Kann natürlich sein, dass das weniger die Schuld der Coaches ist, sondern der Seminaristen.“
Ist mir zumindest noch nicht begegnet, würde ich aber nicht bestreiten. Das ist vermutlich auch bei allen Themen so…
„Auch die spaßigste Sache wird irgendwann langweilig. Ich habe einen Job, den ich gut kann. Es ist mir extrem viel wichtiger, dass ich davon leben kann, als dass ich dafür „brenne“. Ich bin nicht dadurch schlechter, weil ich meinen Beruf nicht zu meinem Vergnügen ausgesucht habe, habe aber häufig den Verdacht, dass mir das genau unterstellt werden soll. Auch, wenn das nicht immer mit „Komfortzone“ gefrämt wird.“
Wie gesagt verstehe ich das Wort Komfortzone bzw. diese Selbstentwicklung anders.
Ich hatte bisher beim Lesen solcher Bücher oder schauen von Vorträgen auf Youtube nie den Eindruck, dass es darum geht, andere abzuwerten. Im Gegenteil.
Es geht vor allem darum, zu erkennen was man will und danach zu handeln. Und wenn das in Ihrem Fall ein gutes Einkommen mit einem Job, den Sie gut können ist, ist doch alles gut. Dann machen Sie das doch weiter. (In dem von mir oben verlinkten Buch gibt es z.B. auch den Wert „Geld“ und „Spaß“. Und auch dort werden diese Werte nicht als schlechter als Werte wie „Familie“ o.Ä. betrachtet.)
Es geht — so wie ich das verstehe — nur darum, die Komfortzone zu verlassen wenn man Sachen macht, die man eigentlich nicht will (Thema: Jammern).
@GASTBEITRAG
Und ging es da um „Komfortzonen“ ? Bzw. wenn ja, in welchem Kontext?
„Das ist vermutlich auch bei allen Themen so…“
Dann kommen bestimmt noch weitere Hasswort-Beiträge auf uns zu.
„Ich hatte bisher beim Lesen solcher Bücher oder schauen von Vorträgen auf Youtube nie den Eindruck, dass es darum geht, andere abzuwerten.“ Ob das Absicht ist, wäre auch erst die zweite Frage.
„Und wenn das in Ihrem Fall ein gutes Einkommen mit einem Job, den Sie gut können ist, ist doch alles gut.“
Ok, schön, wenn Sie das so sehen, die anderen aus der „Arbeit macht Spaß“-Fraktion erzählen mir immer, dass ich natürlich auch mehr Geld verdienen würde, wenn ich einen Job hätte, der richtig SPAAAS macht.
„Es geht — so wie ich das verstehe — nur darum, die Komfortzone zu verlassen wenn man Sachen macht, die man eigentlich nicht will (Thema: Jammern).“
Leuten, die wirklich _jammern_, zu sagen, dass sie ihre Probleme bitte selber lösen sollen, ist auch nicht immer fair, aber solche Sachen kriegt man auch so mal reingedrückt.
@MYCROFT
„Ok, schön, wenn Sie das so sehen, die anderen aus der „Arbeit macht Spaß“-Fraktion erzählen mir immer, dass ich natürlich auch mehr Geld verdienen würde, wenn ich einen Job hätte, der richtig SPAAAS macht.“
Auch an Sie die Frage: Haben Sie dazu ein konkretes Beispiel? Oder ist das eher etwas, das Sie im privaten Umfeld erleben?
Würde mich wirklich interessieren ob ich da einfach eine fehlerhafte Wahrnehmung von den Angeboten bzgl. Selbstentwicklung habe.
„Leuten, die wirklich _jammern_, zu sagen, dass sie ihre Probleme bitte selber lösen sollen, ist auch nicht immer fair, aber solche Sachen kriegt man auch so mal reingedrückt.“
Naja, es kommt natürlich darauf an, was das für Probleme sind. Z.B. bedürfen echte psychische Krankheiten natürlich einer professionellen Behandlung.
Es geht mir — und nach meinem Verständnis auch den „Coaches“ — ja vor allem um Probleme wie nerviger Job, schlechte Beziehung etc.
Und wer soll das sonst lösen wenn nicht die Personen selbst?
Da bin ich dann tatsächlich der Meinung: Wenn die Leute sich um ihre Probleme nicht kümmern wollen, sollen sie auch nicht jammern. (zumindest nicht bei mir).
„Haben Sie dazu ein konkretes Beispiel? Oder ist das eher etwas, das Sie im privaten Umfeld erleben?“ Ok, es sind keine hauptberuflichen Coaches, die mir mit dem Thema kommen, insofern mag das alles unter „Fachbegriff macht sich selbstständig“ verbuchbar sein. Da aber Hasswörter auch solche Fälle beinhalten, wo ein prinzipiell sinnvoller Begriff falsch oder infaltionär verwendet wird, ist das trotdem OnT.
„Es geht mir — und nach meinem Verständnis auch den „Coaches“ — ja vor allem um Probleme wie nerviger Job, schlechte Beziehung etc.“
Das von Ihnen verlinkte Buch stellt u.a. die Frage, wie man möchte, dass einen die Nachwelt sieht. Die Wikizusammenfassung ist natürlich zu knapp für eine Analyse, aber sicher, dass damit kein neues Bedürfnis aufgebaut wird/werden soll?
„Und wer soll das sonst lösen wenn nicht die Personen selbst?“ Achwas? Ja, man hat bspw. einen nervigen, schlecht bezahlten Job. Das wäre für mich _keine_ Komfortzone. Man kann versuchen, einen besseren zu finden – no Shit, Sherlock – man kann versuchen, eine neue Aufgabe in der Firma zu kriegen, dann ist er nicht mehr nervig, oder eine Gehaltserhöhung, dann ist er nicht mehr schlecht bezahlt, oder, man gibt ios knappes, sauer verdientes Geld für einen Coach aus, die/der einer/m Sachen sagt, auf die man selbst gekommen wäre.
„Komfortzone“ in meinem Verständnis ist ein Zustand, in dem es einem Menschen ganz gut geht, aber halt nicht optimal, und um eine Verbesserung zu erreichen, muss man erstmal die Komfortzone verlassen. Dann hat man aber keinen Grund zum Jammern.
@MYCROFT
„Das von Ihnen verlinkte Buch stellt u.a. die Frage, wie man möchte, dass einen die Nachwelt sieht. Die Wikizusammenfassung ist natürlich zu knapp für eine Analyse, aber sicher, dass damit kein neues Bedürfnis aufgebaut wird/werden soll?“
Ich bin nicht der Autor des Buches insofern bin ich mir natürlich nicht sicher — aber alles was ich gelesen habe deutet nicht darauf hin. Außer Sie meinem mit „neuem Bedürfnis“ das man sich selbst „verbessern“ oder „verwirklichen“ will. Und das ist mMn kein schlechtes Bedürfnis.
„Achwas? Ja, man hat bspw. einen nervigen, schlecht bezahlten Job. Das wäre für mich _keine_ Komfortzone.“
Aber genau das ist damit gemeint. Denn wenn es nicht die „Komfortzone“ wäre, warum ändern die Leute dann nichts daran sondern jammern? Das ist ja genau der Punkt. Veränderung bedarf immer einer aktiven Entscheidung und ist mit Aufwand verbunden. Deswegen ja: „Raus aus der Komfortzone“.
Denn anders gefragt: Wenn es die Komfortzone wäre, warum jammern die Leute dann? Dann müsste es ihnen ja gut gehen und sie wären zufrieden (und für solche Angebote generell nicht ansprechbar).
Sie glauben ja garnicht wieviele Leute es gibt, die ihren Job scheisse finden aber anstatt was daran zu ändern (was auch immer das konkret ist) den Job ertragen und darüber jammern.
„oder, man gibt ios knappes, sauer verdientes Geld für einen Coach aus, die/der einer/m Sachen sagt, auf die man selbst gekommen wäre.“
Wo wir wieder beim Thema Weiterbildung/Beratung wären.
Die Sachen, die dort gesagt werden sind weder neu noch irgendwie besonders — aber typischerweise handeln Menschen nicht danach. Weil es halt Aufwand macht. Und da kein eine Beratung/ein Seminar helfen.
Natürlich „braucht“ man die nicht. Man kann sich alles ergoogeln und selber machen.
Nur es machen halt die wenigsten.
(Das gleiche gilt übrigens für alle Trainer. Egal ob im Sport, im Beruf, in der Beziehung oder sonstwo. Alle haben gemeinsam dass sie durch einen Blick von „Außen“ helfen können Probleme und Lösungen zu erkennen und in der Bearbeitung der Themen helfen. Einfach indem sie immer wieder „nerven“. Aber im Prinzip kann man das natürlich alles selber lösen, wenn man will.).
„„Komfortzone“ in meinem Verständnis ist ein Zustand, in dem es einem Menschen ganz gut geht, aber halt nicht optimal, und um eine Verbesserung zu erreichen, muss man erstmal die Komfortzone verlassen. Dann hat man aber keinen Grund zum Jammern.“
Ja. Für mich bricht es sich auf die Frage herunter: „Bin ich zufrieden mit meinem Leben wie es ist oder nicht“. Und wenn nein, warum nicht und was will ich ändern.
Wenn man keinen Grund zum Jammern hat und es einem Blendend geht muss man natürlich nicht „raus aus der Komfortzone“ — das wäre ja absurd.
„Außer Sie meinem mit „neuem Bedürfnis“ das man sich selbst „verbessern“ oder „verwirklichen“ will.“ Nein, ich meinte: Zusätzlich zu allem anderen wünsche ich mir, dass die Leute mich vermissen werden, wenn ich tot bin. Aber gut, dann das wohl nicht.
„Wenn es die Komfortzone wäre, warum jammern die Leute dann?“ Erstens, Leute, die nicht jammern, kriegen ebenfalls gesagt, sie sollen sich verändern. Zweitens, es gibt Leute, die jammern, _weil_ sie nicht in ihrer Komfortzone stecken und diese Unkomfortzone aus sonstigen Gründen nicht verlassen können. Und drittens, wenn jemand tatsächlich in einer Komfortzone steckt, aber trotzdem jammert, will soe evt. bloß Zuwendung. Und in der Situation ist „Komm aus Deiner Komfortzone (und nerv‘ mich nicht mit Deinen Luxusproblemen)!“ vllt. die angemessene Reaktion.
„Wenn man keinen Grund zum Jammern hat und es einem Blendend geht muss man natürlich nicht „raus aus der Komfortzone“ — das wäre ja absurd.“ Tja. Eigentlich müsste es reichen, nicht zu jammern, damit man von selbsternannten Lebensverbesserern (m/w/d) in Ruhe gelassen wird.
@MYCROFT
“ Erstens, Leute, die nicht jammern, kriegen ebenfalls gesagt, sie sollen sich verändern.“
„Tja. Eigentlich müsste es reichen, nicht zu jammern, damit man von selbsternannten Lebensverbesserern (m/w/d) in Ruhe gelassen wird.“
Keine Ahnung wo Sie sowas hören aber ich habe noch keinen „Lebensverbesserer“ erlebt, der mich zwingen will seine Angebote in Anspruch zu nehmen bzw. mich zu „Veränderung“ zu zwingen, die ich nicht will.
„Keine Ahnung wo Sie sowas hören aber ich habe noch keinen „Lebensverbesserer“ erlebt, der mich zwingen will seine Angebote in Anspruch zu nehmen“
Von _Zwingen wollen_ war meinerseits auch nicht die Rede. Ich nehme es trotzdem für mich in Anspruch, dass „Änderungsvorschläge“ auch dann nervig bis übergriffig sind, wenn sie nicht mit dem Versuch einher gehen, erzwungen zu werden.
Aber schön für Sie, dass man Ihr Leben nicht kritisiert.
„Aber schön für Sie, dass man Ihr Leben nicht kritisiert.“
Nein, aber es gibt ja hier nur 2 Möglichkeiten:
1. Die Kritik kommt von „irgendjemandem“. Dann ist sie mir schlicht egal.
2. Die Kritik kommt von jemandem, der mir wichtig ist und dann halte ich sie für sehr sinnvoll weil man sich ja nur so „weiterentwickelt“. Ob ich dann danach handele oder nicht (weil ich die Kritik z.B. als unbegründet erachte), ist ja immer noch meine freie Entscheidung — ich muss nur so oder so mit den Konsequenzen leben.
Aber offenbar haben wir da ganz grundsätzlich unterschiedliche Ansätze, deswegen erscheint die Diskussion hier nicht sonderlich zielführend zu sein…
3., die Kritik kommt von jemanden, der mir wichtig ist, aber völlig andere Ansätze hat als ich und sich daher nicht in mich hineinversetzen kann.
4., die Kritik kommt von jemanden, der meine freie Entscheidung, etwas anders so zu machen, nicht akzeptiert.
Aber wenig zielführend, in der Tat.