Solingen-Berichterstattung von „Bild“

Döpfner beim Wort nehmen – und absetzen

So groß war die Empörung unter Journalist*innen lange nicht mehr. Naja, mittellange nicht mehr. Also eigentlich ist die letzte sehr große Empörung über die „Bild“-Berichterstattung erst gut drei Monate her, als das Blatt versuchte, Christian Drosten vorzuführen (und damit grandios scheiterte).

Es kann also nicht wirklich erstaunen, dass die „Bild“ (und diesmal auch die zweite Mannschaft von „Bild“ namens RTL) mit Methoden arbeitet, die die meisten Kolleg*innen unethisch, unlauter und unanständig finden.

Erstaunlich ist diesmal wohl eher, dass RTL und „Bild“ es geschafft haben, die geringen Erwartungen, die an sie gestellt werden, noch zu unterbieten.

Die beiden Medien haben aus Chatnachrichten eines Elfjährigen zitiert, dessen fünf Geschwister kurz zuvor von der Mutter getötet worden sein sollen (bei „Bildblog“ ist das mit der angebrachten Verpixelung dokumentiert)! RTL stellte den zwölf Jahre alten Freund des Elfjährigen, der die Chatnachrichten erhalten hat, sogar vor die Kamera, blendete seinen Namen ein und ließ ihn über den Hinterbliebenen und deren Freundschaft berichten.

Das Zeigen auf die Reporter*innen

Dieser Bruch mit den ethischen Standards, auf die sich die Branche im Pressekodex (zumindest die „Bild“ fällt ja darunter, für RTL sind die Landesmedienanstalten zuständig) geeinigt hat, ist in diesem Fall so offensichtlich wie selten. Und der Groll der Kolleg*innen richtet sich diesmal nicht nur gegen die Institutionen RTL und „Bild“, sondern auch gegen einzelne Reporter*innen, die in Solingen im Einsatz waren.

Der Filmemacher Mario Sixtus stellt explizit die Reporterin der „Bild“ heraus. Sie kenne „weder Gewissen noch Anstand oder Moral“, twitterte er. Und: „Seid nicht wie Katrin! Bringt Euren Kindern bei, nicht wie Katrin zu sein!“

Der WDR-Kollege Martin Kaul twitterte:

Und der Mainzer Journalistik-Professor Tanjev Schultz schreibt in einem Gastbeitrag für t-online: „Nicht jeder, der sich mit einem Presseausweis bewaffnet, sollte Journalist genannt werden.“

Doch, das sind welche von uns

Das stimmt, der Presseausweis ist tatsächlich kein geeignetes Mittel um zwischen Journalist und Nicht-Journalist zu unterscheiden, aber dass Kolleginnen, die bei „Bild“ oder bei RTL arbeiten, eben genau das sind, nämlich Kolleginnen, lässt sich auch durch Ausgrenzung nicht wegdiskutieren.

Genauso wie der prügelnde Polizist ein Teil der Polizei ist, und der rechtsradikale Geschichtslehrer immer noch ein Lehrer.

Diese simple Abgrenzung – Das sind keine Journalisten! Die gehören nicht zu uns! – würden die meisten Journalist*innen einem Politiker oder einer Politikerin oder einem Gewerkschafter oder einem Firmenboss oder sonstwem (berechtigterweise) nicht durchgehen lassen. Denn „Die gehören nicht zu uns“ führt zu: Also haben wir auch nichts aufzuarbeiten.

Aber: Das haben wir. Wir Journalistinnen und Journalisten.

Die Branche umarmt die Verantwortlichen

Doch wenn das (Fehl-)Verhalten auf solche Weise singularisiert wird, verschwindet dahinter das große Bild. Denn: Manche Journalistin, mancher Medienbeobachter mag sich aufregen über die Berichterstattung der „Bild“, die Branche aber umarmt permanent die Verantwortlichen.

Der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner ist seit 2016 auch Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), also der oberste Branchenlobbyist. Jener Döpfner, der in einem „Welt“-Beitrag nach dem Anschlag von Halle, bei dem ein Rechtsextremer versucht hatte, ein Massaker in einer Synagoge anzurichten und zwei Menschen erschoss, die Schuld dafür nicht bei Rechtsextremisten suchte, sondern ein „Systemversagen der offenen Gesellschaft“ ausmachte.

Ein leerer Bürostuhl vor einer orange gekachelten Wand
Foto: Florian Schmetz/Unsplash

Die Verlegerinnen und Verleger haben einen Mann zu ihrem Klassensprecher gewählt, der ihnen im selben Beitrag vorwirft, dass die „Medieneliten“ den „Schlaf der Selbstgerechten“ schliefen und „den Wunschtraum der Political Correctness“ träumten. Der als eine von fünf Hauptursachen für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit eine „mediale Elite“ sieht, „die Dinge zu oft eher beschwört und beschreibt, wie sie sein sollten, als zu beschreiben, wie die Lage ist“. (Keine Hauptursache für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit laut Döpfner: Rassisten und Fremdenfeinde.)

Fast alle ducken sich weg

Seinen Verlegerkolleg*innen, die sich übrigens fast alle wegducken, wenn man sie fragt, wie sie das finden, was Ihr Präsident ihnen da wieder und wieder vorwirft, diktierte er auf der BDZV-Versammlung 2018 in den Block:

„Am Tag nach dem möglichen Mord in Chemnitz berichteten null von zwölf überregionalen Medien, die ich mir angeschaut habe, auf der Titelseite. Einen weiteren Tag drauf berichten zehn Zeitungen über den Aufmarsch zorniger Bürger und geifernder Neonazis; aber nur eine Zeitung nennt in gleicher Größe den möglichen Mord als Grund.“

Welche Zeitung das wohl gewesen sein mag… Es braucht halt immer einen Mutigen, der die Wahrheit ausspricht. Also Döpfners Wahrheit.

Und damit sind wir bei „Bild“-Chef Julian Reichelt. Döpfner hatte sich nach der Kampagne der „Bild“ gegen Christian Drosten mit dem (zumindest inhatlich) mächtigsten Mitarbeiter seines Hauses hingesetzt und einen Podcast aufgenommen. Tenor von Döpfner:

„Mitarbeiter sind verunsichert, werden von ihren Freunden und Bekannten kritisiert, dass sie überhaupt für so ein Haus arbeiten, das ‚Bild‘ herausgibt.“

Und an den Julian gerichtet:

„Dennoch bleibt ganz viel Kritik dieser Tage für ‚Bild‘. (…) Wie gehst du mit dieser negativen Energie um? Man kann sagen, es gehört zum Job, aber wie schafft man es, dabei nicht zum Zyniker zu werden oder nicht zu verhärten? Was macht das mit dir?“

Erste Opfer der „Bild“-Kampagnen sind also nicht die Opfer der „Bild“-Kampagnen, sondern die Springer-Mitarbeiter und der Julian, der es trotz aller Schmerzen schafft, nicht zu verhärten. Der Julian, der die Anti-Drosten-Kampagne in den Sand gesetzt hat, der auf von der „Titanic“ gefälschte Mails hereinfiel („Miomiogate“), der aus Whatsapp-Chats von Kindern zitierte – und der in keinem der Fälle eine größere Schuld, einen größeren Fehler bei sich sah.

Eigentlich fehlerfrei

Bei Drosten war es lediglich die zu geringe Antwortzeit, bei der angeblichen „Schmutz-Kampagne bei der SPD“ (so der „Bild“-Titel damals) bedauert er nur, „dass wir die Geschichte auf Seite eins gebracht haben“, und zur Berichterstattung zum Fall in Solingen verweist Reichelt im Deutschlandfunk auf die „Nachrichtenlage“, auf das öffentliche Interesse an dem Fall und darauf, dass die Polizei auf ihrer Pressekonferenz ja auch die Chats des überlebenden Jungen thematisiert und daraus zitiert habe.

(Wobei die Polizei auf ihrer Pressekonferenz dazu einen Satz gesagt hat. Und in diesem einen Satz nicht aus den Chats zitiert hat. „Bildblog“ nennt diese Verteidigung „Reichelts großes Ablenkungsmanöver“.)

Der „NZZ“ sagte Reichelt, dass er es bedauere, „dass sich einige Menschen durch die Berichterstattung von ‚Bild‘ in diesem Fall verletzt gefühlt haben“. Das nehme er sich zu Herzen.

Davon war im internen Slack-Channel der „Bild“, aus dem „Medieninsider“ zitiert, noch nichts zu lesen. Dort ist Reichelt sehr deutlich: Den Kritiker*innen der „Bild“ gehe es nur um eines: „Es geht da nicht um Kritik, sondern um Jahrzehnte alten Hass auf die Marke Bild.“ Und die Kollegin habe „nichts falsch gemacht, sondern sich an alle Regeln gehalten, die für uns alle gelten“. Von dem Shitstorm gegen „Bild“ sehe er „den überwältigenden Teil als indiskutabel hasserfüllt“.

Verantwortung? Sollen die anderen übernehmen

Das schreit alles nach einer neuen Podcast-Folge mit Traumatherapeut Mathias Döpfner – der übrigens auf dem schon angesprochenen BDZV-Kongress noch Folgendes sagte:

„Das Prinzip Zeitung ist nicht ‚Social‘. Das heißt, nicht eine teilweise anonyme soziale Konstellation entscheidet, was publiziert und geteilt wird, was wie zu sehen ist, was wahr ist und was falsch. Sondern eine klar identifizierbare Absenderschaft, ein Verlag, eine Marke, eine Redaktion, ein Chefredakteur, ein Journalist, ein Autor treffen Entscheidungen und übernehmen für diese Verantwortung. Das Prinzip Zeitung ist nicht denkbar ohne Verantwortung, die der klar erkennbare Absender übernimmt.

Das spiegelt sich konkret in den Autorenzeilen unter oder über den Artikeln und natürlich auch im Impressum, wo Journalisten, aber auch Verleger mit ihrem Namen für ihre Suche nach Wahrheit einstehen. Und für die Verantwortung, die wir Verleger mit dieser Suche auf uns nehmen; die übrigens nicht bedeutet, dass in professionellen Redaktionen keine Fehler gemacht werden – aber sehr wohl, dass wir Verlage uns dafür entschuldigen, die Ursachen des Fehlers aufklären, gegebenenfalls sogar rechtlich begründeten Schadensersatz zahlen – kurz: die Verantwortung übernehmen.“

Mathias Döpfner ruft hier alle anderen Verlegerinnen und Verleger also dazu auf, Verantwortung zu übernehmen, sich dafür zu entschuldigen, wenn Fehler gemacht worden seien.

Er selbst aber lässt Reichelt und „Bild“ gewähren.

Döpfner hat sich bislang nicht für die Berichterstattung aus Solingen entschuldigt. Er hat keine nach außen sichtbare Verantwortung übernommen. Er bereitet damit den Boden für diese Art der Fehlerkultur und Verantwortungslosigkeit.

Wenn der Rest der Branche wirklich so empört ist über das, was „Bild“ unter Reichelt treibt, dann sollten die Kolleg*innen nicht die Verantwortung nach unten delegieren, auf die Reporter*innen, sondern nach oben. Sie sollten Döpfner beim Wort nehmen, auf die eigenen Verlegerinnen und Verleger einwirken, dass sie Verantwortung übernehmen – und sich einen neuen BDZV-Präsidenten suchen.

Es wäre zumindest mal ein Zeichen der Branche.

31 Kommentare

  1. Apropos reinfallen, Reichelt ist nicht nur auf die Titanic reingefallen, sondern auch auf den Postillon: https://www.der-postillon.com/2020/05/reichelt-twitter.html

    Der unter der Fotostrecke verlinkte Tweet von Reichelt mit der Aussage „Das ist der endgültige Beweis!“ enthält einen Link mit Vorschau vom Postillon, den der Postillon nachträglich mehrfach geändert hat, um Reichelt Aussagen unterzuschieben. Das scheint Reichelt nicht zu stören oder er hat es noch nicht verstanden, denn der Link geht immer noch und gerade sagt Reichelt: „Twitter-Hashtag #Drecksblatt völlig zutreffen – Kein Wunder, bei dem Chef.“

    Es war erst lächerlich und lustig, mittlerweile weiß ich nicht ob er einfach die dicksten Eier hat und ihm wirklich alles egal ist.

  2. „(…) sich dafür zu entschuldigen, wenn Fehler gemacht worden seien.“
    „We are deeply sorry!“
    https://www.youtube.com/watch?v=15HTd4Um1m4

    @1: Hat der immer noch nicht … Hat er nicht … Was zur? Hatte das nicht weiter verfolgt.
    Man steht drüber, wenn jetzt Postillon zurückzieht ist man der Sieger und der seriöse Journalismus hat erfolgreich der bösen Satire getrotzt. Oder so, denen fällt da schon ein Narrativ ein.

  3. Was mich am meisten verwundert, ist die Dummheit (Entschuldigung) vieler Verlage. Döpfner hat Springer erfolgreich von einem Verlag zu einem digitalen Anbieter transformiert, das muss ich ihm neidlos anerkennen. Verlagswesen spielt im Gewinn von Springer immer mehr nur noch eine untergeordnete Rolle, jetzt mit KKR wird sich der Umbau eher noch beschleunigen.
    Als Präsident des BDZV ist mir Döpfner schon öfters mit Forderungen aufgefallen, die der Verlagsbranche eher schaden, dafür eindeutig Springers Digitalbranche förderlich sind, wie Idealo, Stepstone, KaufDa usw.
    In meinen Augen ist Döpfner ein Trojaner, der die Verlage und ihr Ansehen für Forderungen nutzt, die letztendlich den Digitalangeboten von Springer nutzen, anderen Verlagen aber letztendlich schaden.
    Jeder Verleger, der an Döpfner festhält, sollte die Forderungen des BDZV, seine eigene geschäftlichen Ziele als Verlag und die von Springer einmal gegenüberstellen.

    Ach so, gerade auf Wikipedia gelesen:
    Zu den Aufgaben des BDVZ gehört die Wahrung und Förderung des Ansehens der Zeitungsverlage in der Öffentlichkeit.

  4. Es gibt noch etwas, was was-mit-Medien-Leute selbst tun können. Einfach nicht das Agendasetting – insbesondere am Wochenende – dieses sog. Verlages abgucken und wiederkauen, wie es viele Nachrichtenredaktionen von Funk, Fernsehen, Internet und Holzmedien tun, sondern selber machen. Kostet kein Geld, nur Verstand.

  5. Martin Kaul? Der es sichtlich voll dufte findet, was der liebe Kollege „Paule“ Ronzheimer bei und für Bild so alles treibt? Tjaja, Haltung ist schwer. Ist ja auch immer alles so relativ.

  6. ich finde das aber mittlerweile auch zu einfach, wenn man auf Springer/Bild immer nur berufsintern schimpft.
    Denn am Ende gibt es ja leider hundert Tausende, die das gerne konsumieren.
    Es ist wie bei den Drogen und Alkohol: Einige brauchen und wollen das .

    Und dagegen hilft leider nichts als selbst mit guten Beispiel voranzugehen.

  7. Man kann von Döpfner halten, was man will, ich finde aber, dass die Forderung, ihn als BDZV-Prasidenten abzuwählen, nicht gut begründet wurde.

    Der Halle-Artikel wurde in der Befragung durch Übermedien nicht (oder kaum) beanstandet, taugt also nicht als Argument.

    In seiner Empörung verheddert sich Kruse auch ein wenig bezüglich der zeitlichen Abfolge:
    Die Verlegerinnen und Verleger haben einen Mann zu ihrem Klassensprecher gewählt, der ihnen im selben Beitrag vorwirft, dass die „Medieneliten“ den „Schlaf der Selbstgerechten“ schliefen und „den Wunschtraum der Political Correctness“ träumten.

    Konnten die Verleger das bei ihrer Wahl schon wissen? (Abgesehen davon, dass sie den Artikel ohnehin nicht beanstanden.)

    Zu Bild und Reichelt: Bild ist ein Boulevard-Blatt, da gehören diese Methoden zum Geschäft. Wenn man Übermedien liest, weiß man, dass andere Verlagshäuser auch nicht immer zimperlich sind. Die haben auch das ein oder andere Schmuddelblatt im Programm. RTL gehört übrigens nicht zu Springer.

  8. so: ES REICHT!

    schlicht und einfach, irgendwann ist das maß voll.

    dieser artikel hier hat nun endgültig dafür gesorgt,

    dass ich ein abo abgeschlossen habe. ;-)

  9. Den Kritiker*innen der „Bild“ gehe es nur um eines: „Es geht da nicht um Kritik, sondern um Jahrzehnte alten Hass auf die Marke Bild.“

    Womit Reichelt zweifellos Recht hat.

  10. Wenn Döpfner von Verantwortung schwadroniert, dann kommt mir das vor, wie wenn einer Vorträge über Hygiene hält und dann ungeniert in alle Ecken scheißt. Ehrlich, dieser Typ und sein Komplize Reichelt sind für mich die widerlichsten, skrupellosesten und verlogensten Heuchler der ganzen Branche. Einfach ekelerregend. Völlig schamlos auch, wie sie das Ansehen einer ganzen Brache einmal mehr in den Dreck ziehen. Döpfner gehört nicht abgesetzt, sondern mit einem Tritt in den Allerwertesten davon gejagt.

  11. Döpfner ist ein erklärter Konservativer und bekannt dafür, dass er wenig von dem weitverbreiteten linken Meinungjournalismus mit politischer Agenda hält. Sicher Grund genug, dass er in diesem Blog keine Anhänger findet.
    Aber wegen einer Persönlichkeitsverletzung von Bild (nicht die erste und nicht die letzte) seinen Rücktritt zu fordern sieht eher nach einer gesuchten Gelegenheit aus dem Mann mal ans Bein zu pinkeln.

    Falsche, einseitige und passend weiterphantasierte Geschichten wie bei dem x-fach preisgekrönten Relotius sind für mich deutlich schlimmere Auswüchse des Journalismus.

  12. @civichief

    Es ist wie bei den Drogen und Alkohol: Einige brauchen und wollen das .

    Was ein Unsinn. Nicht alle, die Drogen wollen, brauchen sie. Und bestimmt wollen nicht alle, die sie brauchen. Kein Konsument braucht dagegen die BILD und es gibt auch keinen verantwortungsvollen Genuss des Dreckblatts. Und ganz bestimmt gibt es keine Boulevardkranken, die mit der BILD leben müssen.

  13. @DIETER WELLER:
    Wenn sie an das von Rechtspopulisten erfundene Propaganda-Märchen vom „weitverbreiteten linken Meinungjournalismus“ glauben, sind sie entweder ungebildet oder gehören selber in den Dunstkreis der verblendeten Rechtspopulisten.

    Die christlich-konservative Rheinische Post oder die neoliberal-konservative FAZ und WELT sehen Leute wie sie anscheinend als linke Hippie-Medien, oder wie? Und das zahlenmäßig größte Blatt ist natürlich die kommunistisch grün-alternative BILD… Ja nee, is klar.

    Die auflagenstärksten Zeitungen Deutschlands und die größten Medienhäuser sind konservativ, aber der rechte Aluhutträger pinkelt sich aus Angst vor einer eingebildeten linksalternativen Medienmacht in die Hose 🤦‍♂️

    Und dass sie den Unterschied zwischen einem Einzeltäter, der seine Redaktion getäuscht hat (Relotius) und einer Redaktion, die wiederholt und absichtlich die Leser täuscht (Bild und Reichelt) nicht kapieren, belegt noch deutlicher, dass sie nicht die hellste Kerze auf der Torte sind, dafür aber ideologisch verblendet.

  14. Dieter Weller, Sie wittern „weitverbreiteten linken Meinungsjournalismus“.

    (Das Fugen-s bekommen Sie von mir geschenkt.)

    Den kann man natürlich umso leichter wittern, umso weiter rechts man selbst steht. Gleich werden Sie sich beschweren, ich hätte Sie in die rechte Ecke gestellt. Nein, da haben Sie sich durch Verwendung rechter sprachlicher Klischees selbst gestellt.

    Leider stehen da meist eben keine „Konservativen“, sondern Menschen, die den Begriff Konservativismus als Tarnnamen für ihre schäbigen Sichtweisen missbrauchen.

  15. „Aber wegen einer Persönlichkeitsverletzung von Bild (nicht die erste und nicht die letzte) seinen Rücktritt zu fordern sieht eher nach einer gesuchten Gelegenheit aus dem Mann mal ans Bein zu pinkeln.“

    Ich weiß nicht, ob Ihnen an dem Satz was auffällt, also z.B. dass jemand, der regelmäßig Persönlichkeitsverletzungen verantwortet, schlecht Vertreter einer auch presseethisch getragenen Vereinigung sein kann.

    Alternativ könnte man sagen, dass Ihnen Persönlichkeitsrechte schnurzegal sind, und Sie darum die Forderung eines Rücktritts (von einer Organisation, der er eher nebenberuflich vorsteht, nicht von seinem Konzernposten) daher für unnötig halten.

  16. „die neoliberal-konservative FAZ und WELT“

    Der war gut. Schenkelklopfer. Ich hab mich weggeschmissen vor Lachen.

    Ich meine, das war doch ein Witz? Doch, es war ein Witz.
    Keiner, jedenfalls keiner der als vernünftig wahrgenommen werden will, würde die errötete und ergrünte FAZ oder WELT ernsthaft als „neoliberal-konservativ“ bewerten.

  17. #18: „Keiner, jedenfalls keiner der als vernünftig wahrgenommen werden will, würde die errötete und ergrünte FAZ oder WELT ernsthaft als „neoliberal-konservativ“ bewerten.“

    Patrick Bahners von der FAZ hat kürzlich noch den „Polizisten sind Müll“ Artikel der taz auf Twitter verteidigt (lies: rhetorisch maximal verrenkt auf den Status „das steht da ja gar nicht“ hingebogen, wie es auch die ZEIT getan hat), mit ausführlicher Wort-für-Wort „Analyse“.

    Bahners ist kein Idiot, hat sich aber bezüglich wokeness auf Linie bringen lassen oder sich selbst auf Linie gebracht. Und das ist das größere Problem: Auch im Prinzip fähige Leute lassen sich von Trends mit- und wegreißen, die kurz-, mittel- und langfristig größte gesellschaftliche Schäden bewirken und weiter bewirken werden. Die „Mainstream“ Medienlandschaft ist längst ein uniformer Haltungsbrei geworden, der seine Hauptaufgabe darin findet, Profit aus Gefühlen herauszuquetschen. Die „politische Agenda“ ist dabei absolut zweitrangig. Die Frage ist nur, ob man Rechte, Linke oder „Alternative“ abzocken will. Die Qualität der Berichterstattung variiert zu 95% in nicht nennenswertem Maße.

    Von der BILD ist man nichts anderes gewöhnt. Reichelt wurde zu keinem anderen Zweck eingestellt, als stärker als alle anderen auf den Putz zu hauen, denn die Auflage der BILD ist seit langem auf einer massiven Talfahrt. Fast alle anderen machen aber dasgleiche, auch in ihrer neuesten Empörungspirouette über die BILD. Das ist nicht länger nur Heuchelei, sondern bereits Meta-Heuchelei — Heucheln über das Heucheln. Ein in sich geschlossener Kreis gegenseitigen Berichtens über das Berichten der jeweils anderen, worin vor allem Twitter mit „der Gesellschaft“ praktisch gleichgesetzt wird.

    Die „Gesellschaft“ ist dank social media die geschlossene Gesellschaft der Medien“macher“ und der von ihnen emotional schwerstabhängigen Konsumenten geworden, in der der „digital native“, Macher wie Konsument, sich aufhält. Man ist auf der Höhe der Zeit. Man kennt sich, man hilft sich, auch und insbesondere dadurch, daß man aufeinander losgeht, den es herrscht Aufmerksamkeitsökonomie. Was nicht verwundert, da für die meisten Artikel und Berichte eine „Recherche“ jenseits des Netzes kaum noch stattfindet bzw. stattfinden kann. Was wiederum verständlich ist in einer seit Mitte der 80er immer stärker fragmentierten Medienlandschaft mit gleichbleibendem Finanzierungspotential durch die Konsumenten. Pro Publikation oder „Kanal“ bleibt weniger Geld durch die (Stamm-)Käufer (der kostenlose „content“ des Internets bewirkt ein übriges), die dann bei der Stange gehalten werden (müssen), indem man ihnen genau das erzählt, was sie hören wollen und nicht das, was sie hören müssten.

    Wenn etwa SPON jeden Tag 100 Artikel ohne große Kosten raushauen will/muß, ist die oft beklagte „Gleichschaltung“ daher eine simple logische Konsequenz. Da braucht man auch keine Verschwörungstheorie, es geht primär um die finanzielle Absicherung der eigenen Existenz.

    Kurz zurück zur Schädlichkeit dieses Prozesses mit einem Zitat von Michael Moorcock: „When the intellectuals begin justifying totalitarian thought, it is time to leave the country.“ So weit sind wir noch nicht, aber Spiegel, Zeit, FAZ, Guardian, NY Times und viele andere bewegen sich klar in diese Richtung. Alles im Namen des Guten, Wahren und Schönen. Wokeness und Cancel Culture. „Was Sie heute tun können, um ihrer sinnlosen Existenz ein paar Gramm Bedeutung abringen zu können.“ Zum Beispiel sich aufregen oder ’ne Meinung haben. Am besten beides. Morgen gibt’s mehr. The needle returns to the start of the song and we all sing along like before.

  18. @19 Weller hat recht. Der Spiegel hat bis heute nicht kapiert, daß die Lügen von Relotius nicht das Hauptproblem waren. Auch ohne Lügen ist dieser „human interest“ Journalismus, der unter der Flagge der Berichterstattung daherkommt und der weiterhin uneingeschränkt praktiziert wird, absolut toxisch für die Glaubwürdigkeit der Presse. Die Presse soll berichten, nicht geschichten.

  19. #20

    ist die oft beklagte „Gleichschaltung“ daher eine simple logische Konsequenz. Da braucht man auch keine Verschwörungstheorie, es geht primär um die finanzielle Absicherung der eigenen Existenz.

    Ja und nein. Gem. Hanlons Razor soll man eine Verschwörung nicht unterstellen, solange die einfache menschliche Dummheit als Erklärung reicht. Im Hinblick auf die Medien würde ich den schnöden menschlichen Herdentrieb dazu nehmen.

    Allerdings erklärt das nicht alles, was man gerade anhand der von einem Vorredner ins Spiel gebrachten FAZ und WELT zeigen.
    Die waren ja mal neoliberal-konservativ, haben die bürgerliche Klientel bedient. Das ging bis vor 8…10 Jahren ganz gut, die hatten eine vergleichsweise stabile Auflage.

    Doch dann … zur Zeit als das mit dem NSU-Stuss losging, haben die auf rot-grün gedreht. Aber warum?
    War doch klar, was dann passiert. Um das vorherzusehen, muss man nicht besonders klug sein. Und genau das ist auch passiert, wie man anhand der Auflagenentwicklung sieht. Die FAZ und die WELT haben mit dieser Fundamentalentscheidung ihre Kundschaft regelrecht abgestoßen, die eigene Existenz nicht finanziell abgesichert, sondern nahezu zerstört.
    Bei solchen Dingern geht einem dann schon das Wort „Gleichschaltung“ durch den Kopf.

  20. „NSU-Stuss“.

    Der Moment, wo es von dumm zu widerlich kippte.

    Was früher dem Kaiser und seinem Gefolge die Reichskleinodien, das ist heute der Merkel und ihrer Gefolgschaft der NSU-Fake. Das heiligste von allem Heiligen, das wird nicht hinterfragt sondern angebetet.

    Logisch, dass die Merkelianer vor Wut im Dreieck springen, wenn einer nur mal andeutet, dass der Kaiser nackt ist.
    Mir gefällts. Zumal Stefan Pannor nicht der einzige ist, der vor Wut schäumt.

  21. Naziphrasendresch

    Na, das wurde ja auch Zeit, dass Merkels Proapganda-HiWis die Diskussion dahin bringen, wo sie hingehört: Nazi.
    Nazi, Nazi. Und immer wieder Nazi.
    Damit es keiner vergisst – Nazi.

    Geht nicht anders, zu mehr reicht es bei diesen Vögeln nicht.

  22. Bitte nicht diese Wurmdose öffnen. Dadrin steckt eine beliebte rechtsextreme VT.

    Und ja, Fixundfoxi, wer die FAZ für linksgrünversifft hält, der steht sehr weit rechts. Diese Weinerlichkeit der modernen Rechtsextremisten hätte den Föhrer zum Speien gebracht. Man will ja rechtsextrem sein, man will nur nicht so genannt werden.

  23. @Fix und Foxi

    Sie meinen, dass jemand vor Wut schäumt, weil Sie sich in wildeste Verschwörungstheorien verstricken? Das mag es vereinzelt geben, dass Menschen auf Sie und Ihresgleichen so reagieren.

    Aus meinem Umfeld kenn ich aber nur Erheiterung angesichts kleiner Männlein deren große Klappe noch nicht mal ausreicht für eine sattes Bekenntnis zu rechts. Das ist dann zwar immer noch erbärmlich, aber wenigstens nicht mehr so feige wie „Ich bin die Mitte und alle anderen sind links.“

    Pannor trifft es mit Weinerlichkeit sehr genau. Das ist aber ja vielleicht auch Teil der Strategie. Eigentlich müsste man die Rechten hassen. Aber, frei nach Reinhard Mey: „Wie könnt‘ ich dieses Häufchen Elene HASSEN?“

  24. @Topic: Döpfner wurde gestern einstimmig für die nächsten 4 Jahre wiedergewählt.

    @Off-Topic: jemanden, der nur an Diskussionen teilnimmt, um sich daran zu erfreuen, dass andere vor Wut schäumen, wird gewöhnlich als Troll bezeichnet.

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