Das Ende des Bingens

Der Siegeszug der Serien hat die Serien ruiniert

Screenshot [M]: Netflix

Seit einiger Zeit bin ich müde. Serienmüde. Fast fünfzehn Jahre lang hab ich alles geschaut, was irgendwo gelobt wurde und mehr als drei Folgen hatte: erst die „Sopranos“, dann „Lost“, dann „Mad Men“, dann all die anderen Serien, die in immer schnellerer Frequenz erst über den Atlantik schwappten und in den letzten Jahren dann auch immer öfter in Europa oder gar Deutschland produziert wurden.

Bin stundenlang durch die Gegend geradelt, um extra importierte DVD-Boxen beim Zollamt abzuholen, hab vor keinem unseriösen Plugin zurückgeschreckt, um Geo-Blocker von amerikanischen Streamingseiten auszutanzen, hab iTunes-Accounts in drei verschiedenen Währungen unterhalten, um bloß nicht warten zu müssen auf den neuesten Kram, der gerade am andere Ende des Globus produziert wird.

Bis ich irgendwann, vor zwei Jahren ungefähr, abends zuhause saß – und plötzlich keine Lust mehr hatte. Keine Lust mehr auf den heißen Tipp vom Kollegen, „der erst ab Folge acht gut wird, aber dann so richtig“; keine Lust mehr auf die dritte Staffel von irgendeiner Serie, die eigentlich jedes Mal nur die erste Staffel mit frischem Kostüm nacherzählt; keine Lust mehr auf „die beste Serie des Jahrzehnts“, die diesem Titel dann doch meist genauso wenig gerecht wird wie all „das beste Eis der Stadt“, das zufällig immer genau bei der Eisdiele verkauft wird, die der Wohnung des Zuschreibenden am nächsten ist. Meine Liebe zu Serien, sie war erkaltet wie drei Kugeln Stracciatella.

„Homeland“ plötzlich ein platter Terror-Krimi

Doch Serienmüdigkeit tritt nicht plötzlich ein – sie ist ein schleichender Prozess. Das erste Mal, das ich sie gespürt habe, war nach der fünften Staffel „Homeland“. Jener Serie also, die 2011 Kritik und Publikum vom Hocker fegte, anschließend so viele Preise und Nominierungen einheimste, dass allein die Liste dieser Preise und Nominierungen einen eigenen, ausgedruckt zwölf DIN-A4-Seiten langen Wikipedia-Artikel hat, dann aber Staffel für Staffel so verlässlich schlechter wurde, dass das diesjährigen Serienfinale trotz Corona-optimierter „Sitzen ja eh alle zuhause“-Rahmenbedingungen in der öffentlichen Wahrnehmung fast gar nicht mehr stattfand.

Mein persönlicher „Homeland“-Abschied aber war früher: 2015. Die Autor*innen hatten die komplette Geschichte für zwölf Folgen nach Berlin verlegt, den ganzen Sommer hörte man Anekdoten über Claire Danes im Berghain oder die dreistellige Zahl der Autos, mit der die Produktion jeden Tag durch die Stadt walzte. Die ganze Branche, die ganze Stadt war aufgeregt und begeistert über den Aufwand, den die Amerikaner da trieben.

Nicht nur war „Homeland“ eine tolle Serie – ein oder zwei Jahre lang vielleicht sogar die beste. Vor allem aber stand das Ereignis „Homeland in Berlin“ exemplarisch für den endgültigen Triumph einer ganzen Form. Die Fernsehserie, jahrzehntelang der hässliche Bruder des Films, Arbeitgeber für all die Leute, die es dort nicht geschafft haben, und vor allem: klein gehalten von starren Erzählstrukturen und schmalen Budgets – spätestens jetzt war sie endgültig tonangebend, nicht nur kulturell, sondern auch finanziell. Eine Serie, die einfach entscheidet, für zwölf Folgen das Land zu wechseln. Wow.

Doch als ich ein paar Monate später endlich vor den fertigen Folgen saß, war es schnell vorbei mit der Euphorie: Aus der einst so smart geschriebenen Serie, die so kunstvoll Finten schlug, so psychologisch an ihre Figuren heran ging, war ein platter Terror-Krimi geworden. Irgendjemand will mal wieder irgendwas in die Luft jagen, und natürlich: Carrie Mathison, gespielt von Claire Danes, ist die Einzige, die es kommen sieht.

Dem eigenen Erfolg zum Opfer gefallen

All die sorgfältig ausbalancierten Ungewissheiten der ersten Staffel waren plötzlich runtergebrochen worden auf oft rassistische Schablonen, die mühsam den Plot nach vorne treten: von Verdacht zu Verdacht, von Bombe zu Bombe. Und Mathisons bipolare Störung – in der ersten Staffel noch die smart in die Bücher gesetzte Rampe, mit der Danes sich verdient zum Emmy und Golden Globe hochspielt – war nur noch ein Panik-Button für Autoren, die alle paar Folgen nicht mehr weiter wissen: Hämmerchen greifen, Scheibe einschlagen, zack, bipolare Episode am Start, und schon ist wieder Spannung drin.

Oder eben nicht: „Homeland“ ist eines der besten Beispiele für Serien, die ihrem eigenen Erfolg zum Opfer fallen.

Ursprünglich mal als Lizenzversion der israelischen Vorlage „Prisoners of War“ gestartet, baut Homeland seine Handlung auf einer Prämisse auf – ein Kriegsgefangener kommt nach Jahren frei und zurück in seine Heimat und hat eventuell die Seiten gewechselt – die sehr stark ist, aber eben auch nicht lange trägt. Denn klar: Sobald die Katze aus dem Sack ist, der Schläfer also enttarnt, ist es vorbei mit all den Metaebenen, dann wird geflüchtet und geballert, und am Ende ist zwangsläufig der Böse tot oder im Knast oder zumindest sehr weit weg, weil alles andere nicht logisch zu erklären ist.

Kein Wunder, dass die israelische Vorlage nur auf zwei Staffeln ausgelegt war.

Nachfrageorientiertes Erzählen

„Homeland“ dagegen war so schnell so erfolgreich, dass einfach weitergemacht werden musste: egal, ob die Prämisse auserzählt ist, egal, ob die Figuren längst die Pfade des Nachvollziehbaren verlassen haben. Es wurde einfach zu viel Geld verdient, und vor allem auch: Wir wollten alle mehr. 

„Homeland“ war die erste Serie, bei der ich meine Serienmüdigkeit gespürt habe. Die erste Serie, bei der ich bewusst entschieden habe, mittendrin einfach aufzuhören. Mir die Figuren egal sein zu lassen.

Und während ich bis heute darüber diskutieren kann, wie das Ende der „Sopranos“ zu interpretieren ist – der berühmte Fade ins Schwarze hinein, mitten in der Szene – ob es Tony gut geht oder nicht – ist es mir bei „Homeland“ schlicht egal. Zu wenig ernst genommen gefühlt habe ich mich als Zuschauer – und zu sehr als Konsument. „Homeland“ nach der zweiten Staffel, das war nachfrageorientiertes Erzählen. Scheißegal, ob das alles noch Sinn macht. Die Leute wollen es.

Drama um des Dramas Willen

„Homeland“ ist nicht das einzige Beispiel: „House of Cards“, ebenfalls angetreten mit einem klaren Fahrplan für zwei Staffeln, hat einen noch schnelleren erzählerischen Absturz hinter sich als „Homeland“. Oder „Orange is the New Black“, das sehr gut anfängt und – so erzählt man mir glaubhaft – gut aufhört, aber: Hat denn niemand beim Verkauf der Serie darüber nachgedacht, dass man bei einer potentiell jahrelang laufenden Serie relativ schnell ein Problem hat, wenn die ganze Prämisse darauf beruht, dass jemand für 15 Monate in den Knast geht? Dass es schwierig wird, im laufenden Betrieb den Motor auszutauschen und die Serie weg von der Protagonistin umzubauen in eine Ensembleserie?

Hört man sich um unter Freund*innen und Kolleg*innen, hat jeder sein eigenes Beispiel: die eine Serie, die man zwei Staffeln lang richtig gern geschaut hat, aber der man irgendwann gemerkt hat, dass es nicht mehr weiter geht. Dass die einst gute Prämisse längst auserzählt ist, dass nur noch Drama um des Dramas Willen entsteht.

Und mal ehrlich: wie oft haben die Figuren bei „Billions“ inzwischen die Seiten gewechselt? Ist die zweite und dritte Staffel von „Glow“ nicht eigentlich genau wie die erste? Sind nicht alle Staffeln bei „The Walking Dead“ genau wie die erste?

Der Flaschenhals der hohen Schlagzahl

Ist das also der Grund für meine Serienmüdigkeit? Nachlassende Qualität? Hat der Erfolg den Markt überhitzt? Hat das viele Geld eine Maschine angeworfen, die einfach nicht mehr aufhören kann?

200 fiktionale Serien wurden 2010 im US-Fernsehen erstausgestrahlt – in diesem Jahr werden es deutlich über 500 sein. Dazu kommen hunderte weitere Serien aus vielen anderen Ländern dieser Welt, die alle inzwischen mitmischen im großen Serienmarkt und in dicken Paketdeals an Netflix, Disney oder Warner verdealt werden, um in jedem Winkel der Welt ausgestrahlt, pardon, ausgewertet zu werden.

Nun ist Vielfalt selten etwas Schlechtes, und so sehr sich bei der schieren Zahl an Serien die Frage aufdrängt, wer das denn bitteschön alles gucken soll, so muss man auch feststellen: Romane gibt es deutlich mehr, dem Literaturmarkt und der Qualität seiner Produkte hat dieser Wettbewerb offensichtlich nicht geschadet – und das bereits seit mehreren hundert Jahren.

Doch anders als Romane sind Serien industrielle Produkte, die unter so hohem Kosten- und Zeitdruck entstehen, dass Erfahrung und Routine der beteiligten Personen eine viel größere Rolle spielen als in der Literatur, wo sich Autor*innen Jahre Zeit nehmen können, um vor allem auf eigenes Risiko ganz in Ruhe herausfinden zu können, was sie da eigentlich erzählen wollen. Die hohe Schlagzahl der Serienproduktionen ist also sehr wohl ein Flaschenhals für die Branche, was sich auch in den oft absurden Summen zeigt, die in den USA mittlerweile ausgegeben werden, um erfahrene Showrunner*innen in Exklusivverträge zu locken.

Die nötige Anzahl guter Autor*innen

Was also für die Autor*innen gut ist – endlich haben sie mehr Einfluss, endlich sitzen sie am längeren Hebel (zumindest in den USA) – hat gleichzeitig die logische Konsequenz, dass es immer schwerer wird, die nötige Anzahl guter Leute im gleichen Writers’ Room zu versammeln: Denn wer auch nur ein bisschen aus der Menge heraussticht, der ist immer schon auf dem Sprung zu seinem eigenen Projekt.

Gut möglich also, dass die Serien der letzten Jahre tatsächlich schlechter geworden sind, einfach weil nicht mehr alle tollen Leute bei den „Sopranos“ sitzen oder bei „Mad Men“, sondern jeweils ihre eigene Show schmeißen mit Autor*innen, die in der alten Fernsehwelt vielleicht gar keinen oder noch keinen Job bekommen hätten.

Aber klar: Wie will man das messen? Qualität ist im Zusammenhang mit Kultur eine schwer zu beziffernde Größe, der man weder mit Masterarbeiten und FAZ-Rezensionen noch mit IMDB-Scores oder Amazon-Sternchen gerecht werden kann. Die Geschmäcker sind verschieden, und für jede Serie, die ich blöd finde, finden sich Zehntausende, die die gleiche Serie super finden.

Was wäre aber, wenn genau in dieser Subjektivität die Antwort auf meine Serienmüdigkeit liegt? Wenn gar nicht die Qualität der Serien abgenommen hat, sondern nur die empfundene Qualität?

Hauptsache, der Laden ist voll

„Empfundene Qualität“, das klingt im ersten Moment nach Quatsch, nach Autor-macht-sich’s-einfach, aber man muss gar nicht die lauwarme Pizza hervorkramen, die man nach dem ersten sauanstrengenden Umzug noch ohne Besteck und Teller in sich reingeschaufelt hat und die einen deutlich glücklicher gemacht hat, als es das Küchenpersonal von „Pizza Pronto“ bei rationaler Betrachtung erlauben dürfte – sondern kann verweisen auf ein ganzes Brett von wissenschaftlicher Forschung, die sich in den letzten Jahrzehnten damit beschäftigt hat, wie zum Beispiel allein die Präsentation von Obst in Supermarkt oder Mode im Kaufhaus dazu beiträgt, welchen Wert wir einem Objekt zuschreiben. Warum also soll das gleiche Phänomen – die Art der Präsentation beeinflusst unser Qualitätsempfinden – nicht auf für Serien gelten?

Der eine große Unterschied vom Serienkonsum der Jetztzeit zum Serienkonsum der Prä-Netflix-Jahre ist natürlich: das Bingen – also die Strategie der Streamingdienste, ihre Serien staffelweise in einem Rutsch zu veröffentlichen. Denn während all die Serien, mit denen der Serienboom losging, ihre neuen Folgen mit jeweils einer Woche Abstand in die Welt setzten und Storylines stets so komponierten, dass sich diese Woche gut füllen ließ mit Diskussionen und Mutmaßungen über das, was war, und das, was möglicherweise kommt, so halten es die modernen Streamingdienste eher wie ein Koch, der einfach alle Gänge gleichzeitig vor den Gästen ablädt und dem völlig egal ist, ob irgendjemand das Dessert vor dem Hauptgang isst oder Weißwein mit Sprite mischt: Hauptsache, der Laden ist voll!

Bingen als Marketingstrategie

Als Befreiung von den Ketten des linearen Fernsehens wurde uns das Bingen ursprünglich mal verkauft, als Mündigmachen des Zuschauers von konservativen Programmplanern und ihren in Stein gemeißelten Programmschienen.

In Wirklichkeit aber war das Bingen nie eine inhaltliche Entscheidung, sondern vor allem eine Marketingstrategie. Um sich von den herkömmlichen Sendern abzugrenzen und diese alt und behäbig aussehen zu lassen, haben die schlauen Menschen bei Netflix in den ersten Jahren der weltweiten Expansion bewusst Dinge gemacht, die in der alten Fernsehwelt unmöglich waren: Serien fortgesetzt, die zwar viele Fans hatten, aber nicht genug Zuschauer; Filme produziert, die weitaus mehr kosten, als sie auf konventionellem Weg einspielen würden; und Serien staffelweise auf die Server gepackt – eben weil man kein Sender ist, der 24/7 ein zur jeweiligen Uhrzeit, Jahreszeit oder zum Wochentag passendes Programm rausspielen muss.

Die Rechnung dabei war immer die gleiche: Was auch immer die Nachteile davon sind, „Arrested Development“ drei oder vier Staffeln ins Mittelmaß zu verlängern, Martin Scorsese einen LKW mit Geld vor die Tür zu stellen oder eben Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zehn Stunden am Stück von Kevin Spacey ansprechen zu lassen – der Marketingeffekt, den all diese Dinge haben, ist im Zweifel zehn mal größer.

Und der Erfolg gibt Netflix recht: Auch wenn das Bild vom coolen Underdog, der die behäbigen Fernsehgiganten vor sich hertreibt, schon lange nicht mehr der Realität entspricht – zu groß ist man inzwischen selber geworden – in Sachen Coolness ist man nach wie vor Platzhirsch.

Die einzelne Folge als eigenständiges Kunstwerk

Doch je länger das Prinzip „Binge“ die Branche prägt, desto mehr werden auch seine Nachteile deutlich: Durchsucht man seine eigenen Erinnerungen an die Gründergeneration des seriellen Erzählens – an jene Serien, die dem Boom lange vor Netflix sein Fundament gegossen haben – dann fällt einem auf, dass viele von den stärksten Erinnerungen nicht mit einzelnen Staffeln zu tun haben, sondern mit einzelnen Folgen – und ihren Nachwehen.

„The Suitcase“ gilt vielen als die beste Folge von Mad Men: knapp 50 Minuten, die kammerspielartig das komplexe Verhältnis von Don und Peggy erzählen und in perfekter Langsamkeit all die Obsessionen auseinanderfalten, die der Serie ihren Motor geben. „Ozymandias“ schafft das gleiche bei „Breaking Bad“, „The College“ bei den Sopranos: einzelne Episoden, die literarisch aufgeladen sind mit Bedeutung und Tiefgang, die natürlich im Kontext der großen, staffelübergreifenden Erzählbögen funktionieren, aber es dennoch schaffen, auch die einzelne Episode als eigenständiges Kunstwerk ernstzunehmen.

Keine dieser Folgen war das Finale der jeweiligen Staffel, aber jede von ihnen war so stark und wirkungsvoll, dass man danach das Bedürfnis hatte, über sie nachzudenken, über sie zu reden. Unvorstellbar, dass man damals, hätte man die Möglichkeit gehabt, einfach sitzen geblieben und weiter geschaut hätte. Aber klar: Natürlich wäre man und hätte man. War ja geil. Und wir sind alle schwach und unterhaltungssüchtig.

Möglicherweise also sind all die Serien, die uns von immer mehr Anbietern auf den Schirm gedrückt werden, gar nicht schlechter als ihre gefeierten Vorgänger – uns fällt es nur schwerer, ihre Qualität wahrzunehmen, eben weil uns das Bingen erlaubt, unseren niederen Instinkten und ihrem Ruf nach Mehr-Mehr-Mehr nachzugeben – und eben nicht eine Woche auf der Frage rumzukauen, was diese letzte Szene, der letzte Blick, das letzte Wort jetzt bedeutet für Don und für Peggy und den Lauf der Dinge.

Das Bingen lässt uns genau jener Ungewissheit ausweichen, die gute Literatur und gute Geschichten überhaupt oft ausmachen. Netflix und all die anderen Streamer sind ein bisschen wie der nette Onkel oder die nette Tante, bei denen zuhause man so viel Schokolade essen darf wie physisch möglich – nur um ein paar Stunden später mit Bauchschmerzen aufzuwachen und dem festen Vorsatz, nie, nie wieder Schokolade zu essen.

All You Can Eat

Bei der Frage, wie das alles für Netflix und Co ausgehen könnte, hilft – wieder – ein Blick zurück ins Kulinarische: Herb McDonald gilt als Erfinder des modernen All-You-Can-Eat Buffets, und auch wenn er nicht verwandt ist mit den gleichnamigen Burgerbratern, so teilt man doch den gleichen Anspruch auf Geschwindigkeit und kulinarische Raffinesse. Für nur einen Dollar gab es bei ihm in den 1940ern im El Rancho Vegas „every possible variety“, und zwar „24 Hours a Day“.

Konsumieren, was man will, und komplett unabhängig von Uhrzeit und Menü! Klingt bekannt?

Mit vielen Streamingserien gemeinsam hatte das „Buckaroo Buffet“ außerdem, dass es keinen Gewinn machen musste – Ziel war die Kundengewinnung. Wenn die Leute erst einmal drin waren im Hotel und Casino, dann wird schon irgendwo mit ihnen Geld verdient werden, so die Idee, die es auch in tausend anderen Branchen gibt: das klassische Lockvogelangebot.

McDonalds Buffet war – genau wie Netflix – ein riesiger Erfolg: Während man anderswo auf Kellner warten musste, die einen blöd anschauen, wenn man mit der Bestellung seinen mittelmäßigen Geschmack offenbart, konnte man im El Rancho sofort losfuttern, Fisch mit Ketchup kombinieren oder sich einfach an einem halben Kilo Salami erfreuen. Alles egal – aber alles für einen Dollar!

Doch natürlich: Mit dem Erfolg kamen die Nachahmer, und es dauerte nicht lange und schon hatte jedes Hotel in Las Vegas sein eigenes All-You-Can-Eat Buffet. Was als Alleinstellungsmerkmal begann – eine Küche, die die Kontrolle über ihre Menüs abgibt – war der Weg in die Beliebigkeit. Wer für alles steht, steht halt auch irgendwie für nichts. Als das El Rancho Vegas 15 Jahre nach McDonalds Geistesblitz abbrannte, gab es niemanden, der es wieder aufbauen wollte – schon gar nicht wegen des Buffets: Der Platz ist heute eine Brachfläche, die auf die nächste große Idee wartet.

Außen-Darstellung mit Innen-Konsequenzen

Das Interessante an dem Vergleich von Netflix mit dem All-You-Can-Eat Buffet ist, dass er nicht nur den Status Quo beschreibt – Produkte, die von einer schlauen Marketing-Idee kurzfristig profitieren, mittelfristig aber von ihr entwertet werden – sondern auch erklärt, warum nach der empfundenen Qualität oft auch die tatsächliche Qualität leidet: Weil in Küchen genau wie in Produktionsfirmen keine Roboter arbeiten sondern Menschen mit Ansprüchen an sich und ihre Arbeit, hat jede Art von Kommunikation nach außen immer auch massive Konsequenzen nach innen – auf das konkrete Produkt.

Wenn ich einfach nur derjenige bin, der alles anbietet, immer und für günstig, dann erarbeite ich mir damit einen bestimmten Kundenstamm, der eventuell sehr divers ist, aber ziemlich sicher auch auf keine homogene Art anspruchsvoll. Eine Köch*in also, die Jahre damit verbracht hat, ihre Pastarezepte zu perfektionieren, wird sich im El Rancho nicht lange wohl fühlen, wenn 50 Prozent der Leute nur kommen, um so viel wie möglich zu essen, 45 Prozent, weil gleichzeitig der Alkohol so billig ist, und nur 5 Prozent, weil sie wirklich die besten Nudeln der Stadt suchen.

Klar, die Anreizsysteme für Serienmacher*innen bei Streamingdiensten sind nach wie vor deutlich besser als die für Systemgastronom*innen in Las Vegas. Dennoch: Wer nur einmal wie erschlagen von der Vielfalt vor der Netflix-Startseite saß, kann ahnen, wie sich Autor*innen bei dem Gedanken fühlen, mehrere Jahre in ein Projekt zu stecken, nur um später vom Algorithmus hinter all die Serienkiller- und Tigerproll-Dokus sortiert zu werden, „nur“ weil die Leute den Quatschkram halt doch am liebsten gucken und Computer noch weniger Skrupel haben, das sichtbar zu machen, als Programmplaner bei RTL.

Der Haken des Binge-Drops

Die Binge-Strategie von Netflix hat einen weiteren großen Nachteil, der ausgerechnet das Marketing betrifft: Während sich Serien wie „Game of Thrones“, das noch konventionell bei HBO im Wochenrhythmus programmiert wurde, im besten Fall mehrere Monate lang im Gespräch halten, bekommen Netflix-Serien vor allem am Startwochenende Aufmerksamkeit, die sie dann schnell wieder verlieren – leicht nachzuprüfen, indem man Google Trends-Daten für beliebige Binge- und Nicht-Binge-Serien miteinander vergleicht. Der große Marketing-Bonus, den sich Netflix mit dem Binge-Drop in den ersten Jahren erspielt hat, hat also langfristig Nachteile, weil er das eigene Produkt schwächt.

Aber wer weiß: Vielleicht ist auch all das nur Geschmacksache, vielleicht ist es der natürliche Lauf der Dinge, dass sich der Streamingmarkt langsam auffächert in Mainstream und Boutique, in Family und Arthouse, in E und U oder was auch immer. Dann ist Netflix vielleicht das neue RTL und HBOmax das bessere ZDF, und jeder von uns findet in Zukunft zwei bis drei Anbieter, bei denen er sich richtig gut aufgehoben fühlt, und viele andere, mit denen er gar nichts anfangen kann.

Die Erfahrung des Publikums

Selbst dann bliebe noch ein letzter Grund, der als Auslöser für Serienmüdigkeit taugt: Vielleicht sind wir als Zuschauer einfach zu schlau geworden. Oder besser: zu geübt im Seriengucken. Denn auch das ist ein gewichtiger Unterschied zum literarischen Erzählen: Filme und Serien sind – vor allem wegen ihrer strengen ökonomischen Rahmenbedingungen – viel abhängiger von Struktur. Eine Romanautor*in kann sich zehn Seiten Zeit nehmen, um einen Raum zu beschreiben oder eine Situation oder einen bestimmten Geschmack, kann in alle Richtungen abdriften, in der Handlung und im Zeitalter hin und her springen, wie sie will – solange das alles gut geschrieben ist, kommt sie oder er damit durch – oder profitiert sogar von soviel Einfallsreichtum. Drehbuchschreiben – und das klingt absurd, weil Film als das reichere Medium erscheint – ist genau das Gegenteil: die Kunst eines guten Drehbuchs ist nie, die Grenzen des Vorstellbaren zu verschieben, sonder nur, die Grenzen des innerhalb des Budgets und der zeitlichen Vorgaben Vorstellbaren zu verschieben – und des technisch Umsetzbaren.

„Everything has already been done. Every story has been told, every scene has been shot“, hat Stanley Kubrick angeblich gesagt und das verbunden mit der Aufforderung, es halt bei jeder Wiederholung besser zu machen. Aber was, wenn das Bessermachen zum einen nicht jedes Mal funktioniert, und zum anderen auf ein Publikum trifft, das in den letzten zehn Jahren wahrscheinlich mehr fiktionalen Kram geschaut hat als jemals irgendein Publikum zuvor. Das so viel geschaut hat, dass es jede als unvorhersehbar geplante Wendung zehn Meilen gegen den Wind kommen sieht – inklusive jeder Möglichkeit zur ironischen Brechung – eben weil es am Ende völlig egal ist, ob wir in einer Werbeagentur in den 60ern sind, in der Wisteria Lane oder auf Westeros, wenn es doch nur zum tausendsten Mal darum geht, dass jemand die Liebe, die er als Kind nicht bekommen hat, mit schönen Frauen, muskulösen Poolboys oder blutrünstig eroberten Ländereien kompensiert.

Das absehbare Ende der Streamingdienstinflation

Ohnehin stellt sich die Frage, wie nachhaltig das alles ist – so viele Serien, von so vielen Anbietern. Das Ende ist lange nicht erreicht: Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, Sky-Ticket, ARD und ZDF, Apple TV+, Joyn, TVNow, dann bald noch HBOmax, Hulu, irgendein Produkt von NBCUniversal, später noch quibi und wer weiß welchem internationalen IT-Mischkonzern als nächstes fünf Milliarden vom Laster fallen. Alibaba?

Die Zeit ist vorbei, in der mal als Seriennerd mit geübtem Reflex einfach jeden neuen Streamingdienst automatisch abonniert – so viel ökonomische Vernunft erinnert man dann doch noch aus der alten, linearen Peter-Zwegat-Zeit. Und irgendwann demnächst kommt der Punkt, an dem viele von diesen Streaming-Unternehmungen beweisen müssen, dass sie mehr sind als ein mit viel Wagniskapital aufgepumptes Versprechen auf eine große und vor allem profitable Zukunft – und sich der Markt automatisch lichtet.

Natürlich wird es nicht zuerst Netflix treffen, das nach wie vor zu groß und zu erfolgreich ist, sondern vor allem Projekte wie Joyn, den durchaus nett gemachten Streamingableger von ProSiebenSat1. Mit ein bisschen Abstand von Unterföhring betrachtet ist Joyn ein strategisches Himmelfahrtskommando: zu spät, zu klein, oft zu mittelmäßig und trotzdem in seiner Existenz komplett nachvollziehbar. Undenkbar für einen ProSiebenSat1-Manager, vor die Aktionärsversammlung zu treten und nicht zu behaupten, dass Streaming die Zukunft ist.

Kein Wunder also, dass der in Streaming-Jahren steinalte Konzern große Summen investiert, um seine neue Plattform deutschlandweit in die Köpfe der Menschen zu plakatieren. Aber mal ernsthaft: glaubt irgendjemand, dass in einem Markt, der mit Netflix, Amazon, Disney, Apple und den Öffentlich-Rechtlichen zugepflastert ist mit Firmen, für die Geld fast keine Rolle spielt, einem Projekt wie Joyn eine große Zukunft blüht? Zumal Serien und Filme ökonomisch betrachtet insofern schlechte Produkte sind, als dass ihre Nachfrage quasi vom Universum gedeckelt ist: Freizeit ist endlich, im Gegensatz zum Beispiel zu Kellern oder Hobbyräumen, die man – egal, was Marie Kondo sagt – gefühlt unendlich füllen kann mit Hosen, Schuhen und alten Küchengeräten. 

Bündeln, entbündeln, bündeln, entbündeln

Schaut man zurück auf die Geschichte fast aller Unternehmungen, die irgendeine Art von Produkt an Privatkunden verkaufen, findet man zwei Arten von Innovationsstrategien, die sich alle paar Jahrzehnte abwechseln und immer in Wellen über einzelne Branchen hereinbrechen: das Bündeln und das Entbündeln. Supermärkte haben vor hundert Jahren ihren Siegeszug angetreten, indem sie das Angebot Dutzender spezialisierter Händler unter einem großen Dach gebündelt haben – und kriegen heute Konkurrenz von Online-Shops, die dieses Angebot wieder entbündeln und sich auf genau eine Sache spezialisieren, die sie dann besser können als der Edeka vor Ort: Tee, Kaffee, Reis … Mit der gleichen Strategie, nur im Musikbereich, hat Apple Anfang des Jahrtausends erst die CD entbündelt und die Songs einzeln verkauft – nur um jetzt alles mit seinem Musik-Abo wieder neu zu bündeln.

Die Beispiele, gerade im Kulturbereich, sind hundertfach: Kochbücher bündeln über tausende Omas verstreutes Rezeptwissen, nur um von Kochblogs wieder entbündelt zu werden. Das gleiche mit Sachbüchern, die erst von YouTube-Tutorials entbündelt und dann vom Masterclass-Abo wieder neu gebündelt werden.

Überträgt man diese Beobachtung auf die Streaming-Welt, ist der gleiche Effekt sichtbar. Der Erfolg von Netflix lag vor allem in den ersten Jahren darin, die unübersichtlich gewordenen Fernsehwelt mit ihren viel zu vielen Kanälen neu zu bündeln: alles, was ich sehen will, auf einer Plattform. Dass Netflix dabei am Anfang sogar komplett ohne Eigenproduktionen erfolgreich war und keine Probleme hatte, Erfolgsserien wie „Seinfeld“ oder „The Office“ von den großen Platzhirschen zu lizenzieren, hatte es seinem Status als Underdog zu verdanken: Weil keiner bei NBCUniversal oder Disney die kleine Firma ernst nahm, die damals noch mit per Post verliehenen DVDs mehr Umsatz machte als mit Videostreaming, konnte das junge Netflix tatsächlich mit einem Angebot aufwarten, das wie ein Best-Of der bestehenden Fernsehwelt wirkte.

Doch mit dem zunehmenden Erfolg und der plötzlich erwachten Konkurrenz wurde Netflix in den letzten Jahren praktisch gegen den eigenen Willen wieder entbündelt: die Marvel- und Pixar-Filme sind alle zurück bei Disney, „Friends“ liegt wieder bei Warner auf dem Server und „The Office“ wieder bei NBCUniversal.

Die neue Fernsehwelt – sie ist plötzlich genauso unübersichtlich wie die alte.

Eine Serien-Zukunft jenseits des Hypes

Nach dem Bündeln und Entbündeln des letzten Jahrzehnts gehört die Zukunft also womöglich einem neuen Bündler – wer auch immer das sein wird. Die ausufernde Serienlandschaft wieder ein bisschen konzentrierter aufzustellen, macht dabei nicht nur aus Sicht von uns Zuschauern Sinn: Während es für die Platzhirsche wie Netflix oder vor allem Disney mittelfristig keinen Sinn macht, ihre teuer aufgebauten Marken mit einem neuen Aggregator zu teilen, wäre so ein Dienst womöglich gerade für kleinere Dienste wie Joyn, die von sich aus langfristig nicht überlebensfähig sind, ein willkommener Helfer.

Weniger ist auf Dauer mehr – das gilt für Streamingdienste genau wie für ihre Inhalte. Und wer weiß: Wenn alles wieder ein bisschen kleiner geschrumpft ist, ein wenig langsamer läuft und es nicht mehr um „die Zukunft des Fernsehens“ geht, sondern nur noch um solide Arbeit – vielleicht nimmt man dann Serien wieder weniger als Hype wahr, der entweder aufputscht oder ermüdet, sondern wieder mehr als das war, was sie eigentlich sind: als ein Angebot, der Welt zu entfliehen, sich an ihr zu reiben, über sie zu lachen – oder Dingen beim Explodieren zuzuschauen, aber bitte aus gutem Grund.

53 Kommentare

  1. Witziges Konzept: Als Kritik an viel zu lang laufenden Serien einen viel zu langen Artikel schreiben.

    Im Ernst: Kommt da noch irgendwas außer „viele lang laufende Serien werden nach gutem Anfang schlechter“? Ja, werden sie, und deshalb wäre es natürlich total blöd, sich irgendwie verpflichtet zu fühlen, die elfte Staffel von The Walking Dead zu schauen, nur weil man die ersten vier gut fand. Aber deshalb kann man andere Serien auch in der siebten Staffel gut finden (unfaires, weil Ausnahmebeispiel: The West Wing), und andere Serien in den ersten beiden Staffel toll und in der dritten mehr so meh (The Sinner).

    Einfach nicht mehr weitergucken, wenn’s blöd wird. Und überhaupt nur gucken, was einem gefällt. Wenn das nichts ist, dann eben nichts. Und dann kommt irgendwann „Unorthodox“ und treibt einem doch wieder die Tränen in die Augen, Serie hin oder her.

  2. Oder Miniserien.

    Und nicht immer „über den Atlantik“ schreiben und dabei „über den Kanal“ vergessen.

    Natürlich blühen die interessantesten Blüten abseits der Wege.

    Und eben auch: gucken, wenn einem danach ist. Und nicht, wenn alle anderen darüber twittern.

  3. @Stefan Niggemeier: Das sagen die Macher über die elfte Staffel von The Walking Dead auch ;-)

  4. Weil dem Autor Homeland nicht gefallen hat, ist er serienmüde geworden? Srsly? Und das ist ernsthaft einen Artikel wert?

    Es gibt mehr wirklich gute, unterhaltsame, zum Nachdenken anregende Serien als je zuvor. Zumindest bei Netflix und Co, die deutschen Produzenten bekommen außer stinklangweiligen Tatorts und Rosamunde Pilcher ja nichts auf die Reihe.

    Deswegen würde ich den Grund für die Serienmüdigkeit nicht bei Anzahl und Qualität der Serien verorten, sondern beim Autor des Artikels und dessen subjektivem Befinden. Wäre der Text als „Kommentar“ gekennzeichnet ginge das in Ordnung, da das fehlt halte ich ihn für fragwürdig und Clickbait.

  5. Also ich teile die Schlusshoffnung nicht. Filme – denken wir an Matrix II,III oder die Aufspaltung vom Hobbit in 3 Teile – wie Serien werden im Kapitalismus halt gnadenlos ausgemolken, bis nichts mehr rauszuholen ist und das „Produkt“ leidet. Aufhören, wenns am schönsten ist, und so mal etwas als einzigartig dastehen lassen, geht ja leider nicht, weil dann Geld verschenkt würde. Also gibt es immer so lange neue Staffeln, wie die Cash Cow munter muuht. Und das tut sie halt länger als es sich eigentlich lohnen würde… Sehe nicht, dass weniger Streamingdienste dazu führen werden, dass sich diese Prinzipien ändern.

    Was ich nachempfinden kann, ist der Schmerz, wenn man als treuer Fan eine Serie so lange begleitet, dass einem deren Mittelmäßigkeit schon irgendwann unangenehm ist, man ihr aber trotzdem die Treue hält.

  6. @Stefan:

    Weil dem Autor Homeland nicht gefallen hat, ist er serienmüde geworden? Srsly? Und das ist ernsthaft einen Artikel wert?

    Nope.

    (Es ist, wenn schon, kein Clickbait, sondern Paywallbait, hat aber anscheinend ja leider nicht funktioniert)

  7. Sehr guter Text, kann vieles genau so unterschreiben. Ich bin mittlerweile Fan von smarten 30-Minuten-Serien (die irgendwie immer noch unter „Comedy“ laufen, aber eigentlich keine sind): „Atlanta“, „insecure“ und „Ramy“ sind kleine Meisterwerke.

  8. @Stefan

    Nein, die Paywall hat offensichtlich wirklich nicht funktioniert, ich habe nichts davon bemerkt. Und da ich außer üblichen Privacy-Plugins meines Wissens nichts installiert habe, das aktiv versucht die zu umgehen, scheint sie technisch unzureichend zu sein.

  9. Also, wenn ich mal zufällig eine Folge „Walking Dead“ sehe – egal welche Staffel, egal welche Folge – komme ich immer ganz schnell rein. Ist doch gut!

    Bei Homeland weiß ich noch, dass ich schon in der ersten Staffel die Lust verloren habe. Die Figuren waren interessant, die Dialoge super, aber ziemlich an Anfang geht der Verdächtige beten. Mit einem Gebetsteppich. Auf arabisch. Gen Mekka. Hmm, ist wohl nicht das Vater Unser auf arabisch, oder?
    Und da dachte ich, wenn das nicht ein roter Hering ist für einen super Twist auf Kosten des Publikums – „Ihr dachtet wohl, alle Moslems seien Terroristen!“ – ist das doch sehr plump. Eigentlich müsste jetzt Carrie Terroristin sein. Und Brody einfach ein Typ, der zu seinem wahren Glauben gefunden hat und sich politisch für Frieden und gegen Drohnenkriege engagiert…

    Ansonsten ja, in vieler Hinsicht sind Serien schon vom Format her besser als Filme, sie haben mehr Zeit und Raum, Dinge zu erklären, Geschichten zu erzählen und Charakterbögen zu spannen. Und für die eine „literarische“ Folge. Dass das dann nicht immer genutzt wird, ist schade. Aber einfach nicht auf Empfehlungen hören wie: „Nach Folge acht wird’s besser.“

  10. Nach der vierten Zwischenüberschrift habe ich aufgehört zu lesen, denn danach kann es nicht besser werden.

  11. Ich kann mich da in vielen Schilderungen des Autors wiederfinden. Ich muss ihm allerdings dann doch in zwei Punkten widersprechen: Seine Theorien, dass a) Serien mit langer Laufzeit automatisch schlechter werden und b) diese Wahrnehmung vornehmlich durch das Bingen entsteht, kann ich persönlich so nicht bestätigen.

    Bei mir war die Serie, bei der ich Serienmüdigkeit erstmals bei mir feststellte, ganz klar The Walking Dead. Ich habe aber tatsächlich immer nur ein Folge im Wochenabstand geschaut und konnte auch handwerklich keine Verschlechterung spüren. Trotzdem stellte ich fest, dass mir irgendwann im Laufe der fünften Staffel völlig egal geworden war, wie es mit den Protagonisten weiterging. An Hinweisen, woran das liegen könnte, die besser sind als die Ideen, die Herr Stuckmann oben präsentiert, wäre ich durchaus interessiert.

    Das Phänomen, dass Serien über den Zeitpunkt bis zu dem ihre Prämisse trägt fortgesetzt werden, ist auch nicht erst durch die Streaminganbieter entstanden. Sowohl Lost als auch Breaking Bad> waren meiner Meinung nach genau eine Staffel zu lang und ich wäre mit der letzten Folge der jeweils vorletzten Staffel als Finale deutlich zufriedener als mit den tatsächlichen Enden der beiden Serien. Fans werden das aber vermutlich anders sehen.

  12. Mir spricht der Autor aus der Seele. Serien sind dann gut, wenn sie kurz sind und dann am besten, wenn sie Filme sind.

  13. Fand den Text leider auch sehr langatmig, er hat sich eine Zeitlang im Kreis gedreht. Das Fazit vom Bündeln und Entbündeln allerdings fand ich einen interessanten Ansatz.

  14. Im Artikel unerwähnt bleibt Westworld, vielleicht eines der besten Beispiele für die beschriebene Qualitätsabflachung vieler Serien. (Außer es war mit „irgendein[e] Serie, die eigentlich jedes Mal nur die erste Staffel mit frischem Kostüm nacherzählt“ gemeint.)

    Das Ärgernis, vor zwei Monaten für Westworld Sky Ticket abonniert zu haben, erwies sich jedoch noch als Segen:
    Stefan und Sarah hatten mich im Fernsehballett an das Finale von Six Feet Under erinnert … und so habe ich dort statt langweiligen Robotern lieber noch einmal den Fishers beim Leben und Sterben zugeschaut.

  15. Ja hallo Herr Pannor,
    warum kümmern Sie sich nicht mal um ihre Blogleiche? Sie könnten z.B. ein Rezension des neuen „Asterix“ schreiben, der mittlerweile gar nicht mehr so neu ist. Die würde mich tatsächlich interessieren.

  16. Homeland war sicher nie, auch nicht „ein oder zwei Jahre lang“ die beste Serie. Und die Berlin Staffel war auch nicht spürbar schlechter als die übrigen.

    Der Grund dafür, das Serien allgemein schlechter werden, liegt vielleicht an der schieren Masse, die produziert werden muss, aber auch daran, dass diese nicht auf langfristig viele Staffeln ausgelegt sind, da dies die Gehälter unnötig in die Höhe treibt. Das stand zumindest neulich in der TV Spielfilm.

    Die Serienmüdigkeit kenne ich allerdings auch. Ich hab noch nichtmal Dark S3 gesehen. Das liegt aber daran, dass ich eigentlich ab S1 nochmal zusammenhängend schauen will, denn im Gegensatz zu anderen Serien, ist diese ja von vornherein komplett durchgedacht. Was hier eher ein Nachteil ist, dann auf soviel auf einmal und nochmal hab ich eher keine Lust.

  17. Bei Lost war ich ganz schnell raus. Breaking Bad wurde von Staffel zu Staffel immer besser. Die letzte Staffel fand ich fast unerträglich böse und war froh, dass sie rum war und wie es sich auflöste.

    Ich kann aber auch den kurzen Serien was abgewinnen, London Spy zum Beispiel. Das habe ich in einem Stück durchgebinged.

    Was mich nicht mehr interessiert, sehe ich einfach nicht weiter. Wie Orphan Black. Ok, Prison Break habe ich zu Ende geschaut und mich bei jeder Folge geärgert. Hätte ja noch was kommen können…

  18. Oh, ich vergaß noch Better Call Saul, Stranger Things, Home before Dark und Defending Jacob zu erwähnen, die großartig sind. Und dass ich an Homeland schon immer doof fand, dass deswegen Life nicht weiterging…

  19. Wenn Du schonmal anfängst SvenR – man könnte ja mal ein paar der empfehlenswertesten Serien der letzten Jahre nennen… ich kann nicht widerstehen:

    The Sinner (Staffel 1)
    Dark (komplett)
    The Americans (komplett)
    Derry Girls (komplett)

    Es gäbe noch viel mehr, aber nur die o.g. haben objektiv keine Mängel und haben wir subjetiv enorm gefallen.

    (Für Homeland-Fans außerdem noch: Secret City)

  20. Prison Break hatte doch schon während der ersten Staffel gezeigt, dass es nichts taugt. Bis zum Ende von S1 habe ich es dann ausgehalten.
    The Walking Dead war echt faszinierend, solange es nur um die Flucht aus der Stadt (S1) ging. Die Dialoge und Figuren auf Seifenoperniveau fielen sehr schnell negativ auf. S3 Ende.
    Es hat sich für mich bewährt abzuwarten und nur noch abgeschlossene Serien zu schauen. Nach einer kurzen Recherche im Internet weiß man dann auch welche Serie bis zum Ende taugt.
    Ok, die Ausnahme von der Regel war „Sherlock“. Die war im Vorraus absehbar genial. ;-)
    Noch nicht erwähnt und großartig ist „The Shield“.

  21. Das Problem vieler Serien ist, dass sie Substanz für einen längeren Feature-Film haben, aber eben nicht mehr – und das wird dann gestreckt mit Serienfüllern: absurde Fixierung auf zirkuläre Charakterentwicklung, die den Spannungsbogen ruiniert (am Ende war jeder mit jedem im Bett, jeder Nebencharakter hat eine Backstory, die man gerne mal eine ganze Episode lang auswalzt), Binnenklimax, die zusammen mit retardierendem Moment ein seltsames Stechuhr-Phänomen beim Zuschauer schafft (we’ll be back next week with …) – und ein Worldbuilding, das im Gegensatz zum Film auf ein „Erlaufen“ statt ein „Erfahren“ hinausläuft. Es gibt da einen weiteren Schauplatz, der eine der Nebenhandlungen vorantreibt? Lass uns da mal hin und bedeutungsschwanger rumlaufen – vielleicht kommt ja ein Monster/Ex-Freund der Ermittlerin/Rebell/investigativer Journalist etc. ums Eck, bumm, eine weitere Episode ist im Kasten. Klar, so klischeehaft trifft das nur auf bestimmte Genre-Vertreter zu, aber selbst hochgelobte Serien wie „Breaking Bad“, „Homeland“ und „Fauda“ sind aus Substanzmangel den Ermüdungstod gestorben.

    „Dark“ war ein gutes Beispiel: Material für 3 Stunden, aber drei Staffeln draus gemacht. Wenn man sich die SciFi-Exkursion und den Parallelwelt-Relativismus gespart hätte, das Rumstolpern im Wald ein bisschen abgekürzt und den kleinbürgerlichen Schauder (oh Gott, der Hund von seinem Onkel ist sein Vater) nicht so dick aufgetragen hätte, wäre das ein ordentlicher Film geworden. So kann man es „meditativ“ nennen. Oder eben langweilig.

  22. Die Serienmüdigkeit hat mich wohl schon deutlich früher erfasst, ich hab etliche „must see“ der letzten Jahre (Jahrzehnte?) nicht mitverfolgt.

    „Breaking Bad“ hab ich nicht mal die erste Staffel durchgehalten. Hauptgrund war das ich mit dem Plotvehikel Crack meine Probleme hatte. „Weeds“ mochte ich noch folgen, aber bei BB griff die willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit einfach nicht. Dazu kam dann noch was mir von anderen Zuschauern versichert wurde: Die Drogenküche sollte ja nur ein Behelf für Geld sein, aber zu jeder Staffel wurde wieder ein Grund gefunden des es in die Hose ging und der selbe Bogen nochmal erzählt.

    „24“, „Lost“, „Better Call Saul“ alle nicht gesehen.

    „Sherlock“ zu Beginn der dritten Staffel aufgehört. Das sie immer den selben Erzschurken zurück ins Leben holten wurde mir lästig. Da war mir „Elementary“ wesentlich lieber. Die haben es auch hinbekommen das sich die Lösung der jeweiligen Folge nicht so sehr nach Deus Ex Mechanica anfühlte.
    „Elementary“ wurde aber im Stream bei Maxdome wöchentlich ausgeliefert. Wie ich es gehasst habe wenn sie Folgen verdrehten oder mitten in der Staffel eine Unterbrechung war!

    „Community“ hab ich mit Freude durchgebing als es bei Netflix komplett verfügbar wurde. Interessanterweise kenne ich niemanden persönlich der die Serie gesehen hat. Ich bin damals ja auch nur durch Zufall drauf gestoßen: auf einem Hotelzimmer, beim Zappen aus Langeweile.
    Wobei ich bei alle der guten Unterhaltung nicht verhehlen möchte das auch die Serie sich des Überstreckens schuldig macht. Mit Ende der gemeinsamen Studienzeit hätte man den Plot doch sicher auch abschließen können?

    „Dead Like Me“ ist mir sehr positiv in Erinnerung geblieben. Das könnte aber vor allem daran liegen das sie nur 2 Staffeln ging. Sie war nie sonderlich erfolgreich und hätte es wohl auch kaum verdient. Im Gegensatz zu Community hat es fünf Jahre später für einen (nicht weiter erwähnenswerten) Film gereicht…

    Was ich bei der Diskussion um Serienenden in Raum werfen möchte: „Game of Thrones“.
    Da war doch eigentlich von Beginn an klar das die Geschichte zu einem Ende kommen wird. Und doch hat man es geschafft es derartig zu versemmeln.

    Generell hab ich etwas den Eindruck das sich auch die klassischen TV-Serien weiterentwickelt haben. Weiß nicht ob es ein deutsches Synonym dafür gibt, beim Zeichentrick wird das Konzept als „monster of the week“ bezeichnet. Konkrete Beispiel die mir dazu einfallen wären „Akte X“, „Stargate“ und „Person of Interest“ bei denen man fast schon live mitverfolgen konnte wie der Episoden- zum Staffelplot wurde (die ersten beiden Beispiele ich übrigens nicht bis zum Ende mitverfolgt).

    „Unorthodox“ hab ich auch sehr gerne gesehen. Soweit ich mich erinnere nicht auf einmal durchgebingt. „The Spy“ bin ich gerade dabei. Kurzserien könnten in der Tat ein Weg aus der Misere sein.
    Jetzt nicht in der Art das ich darin allein die Zukunft sehe, aber ich habe etwas Hoffnung das auf diesem Wege abgeschlossene Konzepte anklang finden. Im japanischen Trickfilm war es schon vor Jahren nicht unüblich eine einzige Staffel durchzuplanen und dann auch so fertig zustellen. „Cowboy Bebop“, und „FLCL“ sind da meine Favoriten.
    Immun sind sie dort aber auch nicht, siehe „Neon Genesis Evangelion“. Sie gehen aber auch entspannter an die Sache heran: „Ghost in the Shell“ wird in der Regel nicht weiter- oder nacherzählt, es werden Cast, Prämisse und Franchise für eine andere Geschichte übernommen.

    Zum Artikel selbst: Ich habe mich zweimal dabei erwischt wie ich Sätze überspringe um endlich zum nächsten Absatz zu gelangen.
    Fast so als würde man den Abspann wegklicken…

  23. Danke für die Analyse, ich hab jetzt dieses angenehme Gefühl, endlich ein Gefühl der letzten Jahre besser zu verstehen :)

  24. Also der Aussage des Artikels kann ich nur zustimmen. Hier reden ja auch alle jetzt nur über gute Beispiele, unten ists noch viel schlimmer: Tiger King und The last Dance sind für mich Beispiele von Pseudo-Dokus, die wie Serien mit Spannungsbogen und Charakterentwicklung daherkommen sollen. Das Material reicht aber einfach nicht. Es wird nach 20 Minuten langweilig, wenn alles bis auf die Auflösung in der Einleitung bereits gesagt wurde.
    Arrested Development tat auch sehr weh. Community kann ich auch nur empfehlen.

    Ich mag ja Konzept-Geschreibsel, das tatsächlich aufgeht. Dark ist für mich das beste Beispiel. Die Effekthascherei wäre gar nicht nötig gewesen, das ganze hätte auch als Kammerspiel funktioniert. Ich Stelle mir da eine Inszenierung wie in „The man from Earth“ vor.
    Aber gut, Netflix will das international vermarkten also braucht man Farbfilter, die bedeutsam sind, wiederkehrende (sehr oft wiederkehrende) Soundeffekte und, wie ich finde schon fast ironisch-übertriebene Familiennamen mit „Gewicht“. Macht mir nix, so lange der Autor (hier Autorin) weiß, wie das ganze Mystery Geflecht sich am Ende auflöst. Bin mit Staffel 1 durch (übrigens wegen Empfehlung von hier, thx) und ziemlich begeistert. Man merkt alle Lost Stilmittel aber halt auch, dass die Beteiligten wissen warum sie eingesetzt werden. Jede Szene bekommt im Nachhinein umso mehr Bedeutung, je mehr der Zuschauer weiß. Auch das geschickte Spiel mit der dramatischen Ironie gefällt mir. Die Story selbst finde ich gar nicht so dolle. Die Prämisse die dadurch für die Charaktere erzeugt wird, umso mehr.

  25. Wie die besprochenen Serien hat auch der Autor leider keinen Ausstieg aus seinem Text gefunden. Nach der Hälfte habe ich abgeschaltet.

  26. Das Grundproblem besteht m.E. darin, dass viel zu viel Zeit mit „Gucken in Geräte“ verbracht wird und wir den Ausschaltknopf wider besseren Wissens oft nicht finden.

  27. ich stimme den anderen kommentaren dahingehend zu, dass dieser artikel sehr lang war und repetitiv ist, und außerdem tolle serien vergessen hat, die man auch mehrmals schauen kann und deren zauber sich immer wieder neu entfalten.

    ich empfehle in diesem zusammenhang ohne vorbehalte die serien, an denen david simon in irgendeiner weise mitgewirkt hat, allen voran the wire (es gibt nicht genug worte auf der welt, um die großartigkeit dieser serie zu beschreiben), aber auch die miniserien wie generation kill oder ganz neu plot against america sind grandios. treme und ganz neu the deuce, die über mehrere staffeln gehen und denen man, im gegensatz zu den melkkühen house of cards (hier ist übrigens die bbc-miniserie, auf der die us-version basiert, zu empfehlen) und konsorten anmerkt, auf genau diese erzähllänge konzipiert worden zu sein.

    oh, und eine serie, die mit jeder staffel besser im sinne von tiefsinniger und vielschichtiger wird, ist aus neuerer zeit bojack horseman, als gegenbeispiel.

    es gibt tolle serien, auch neue, die sich lohnen, und ansonsten einfach nochmal the wire gucken! da gibt es immer neue seiten zu entdecken.

  28. The wire:
    2>4>1>3>5
    Top 10
    1. Slim Charles
    2. Omar
    3. Nick Sobotka
    4. Frank Sobotka
    5. Mike Lee
    6. Lester Freamon
    7. Stringer Bell
    8. Clay Davis
    9. Jay Landsman
    10. Proposition Joe

  29. Genauer drüber nachgedacht könnte ich mir vorstellen das es ein bekanntes und ganz banales Problem ist: Adaption.

    Eine Serie die in wöchentlichem Rhythmus erscheint muss den Zuschauer über eine relativ lange Zeit bei der Stange halten. Entsprechend intensiv wird der Cliffhanger ausgearbeitet. Wird die nächste Folge aber direkt zur Verfügung gestellt ergibt sich (zumindest bei mir) das Problem das es externer Kräfte Bedarf um sich davon zu trennen.
    Ist die Serie auf Staffelweise Distribution hin optimiert könnte es dem Zuschauer leichter fallen zu Unterbrechen und dafür öfter wieder zu kommen.

  30. Ich finde, der Versuch das Phänomen der Serie zu analysieren, kann nicht viel kürzer ausfallen. Das Dilemma ist wahrscheinlich, dass man sich, um vollständig abzubilden, auch mit den Sachen beschäftigen muss, die auf der Hand liegen. Das gnadenlose Schröpfen eines erfolgreichen Konzeptes führt zum Ausbluten, Reizüberflutung führt zur Abstumpfung usw.
    Das langweilt dann den einen oder anderen.
    Ändert aber nichts daran, dass seine Gedanken zu empfundener Qualität und realer Qualität, seine Auseinandersetzung mit den Ergebnissen des Bingens oder die Ansichten zur Gestaltung der einzelnen Episode als Kunstwerk durchaus zum Nachdenken anregen, was ja letztlich nicht so schlecht ist. Auch den all you can eat – Vergleich finde ich nicht schlecht.
    Letztlich hatten wir in einer größeren Runde wegen dieses Artikels eine längere Diskussion, wobei keine Einigkeit erzielt werden konnte, ob Bingen nun die bessere Lösung für den Konsumenten ist, als die Versorgung mit zeitlichen Abstand.
    Letztlich war es aber eine ganz lustige und spannende Unterhaltung, die wir ohne den Artikel vielleicht nie so geführt hätten.

  31. Ich fand den Artikel schwach (nicht zu lang) und ich will dies kurz begründen:
    1. Der Autor beschreibt sich als ausgewiesenen Serien Kenner, dafür sind die Beispiele, die er dann bringt recht übersichtlich. Die Kommentare zeigen unter dem Artikel eine wesentliche größere Vielfalt und es soll da ja auch noch Serien geben, die nicht in den USA produziert werden und trotzdem was taugen (auch ohne US Remake). Wenn man etwas über Serien insgesamt sagen möchte, wäre ein größerer Rahmen sicherlich hilfreich.
    2. Der Autor spricht gerade was den Umgang mit Serien angeht, oft von „wir“. Obwohl ich recht viel Serien sehe, finde ich mich in diesem „wir“ nicht wieder. Der Autor sollte seine eigenen Gewohnheiten nicht für universell halten. Ich finde es zum Beispiel nicht wichtig, dass mir serviert wird, was ich sehen kann. Ich empfinde den Wegfall eines starren TV Programmes als Freiheit. Es führt bei mir auch nicht dazu, dass ich alles sehen muss (will), was gerade verfügbar ist. Ich sehe, was mir interessant vorkommt, wo das angeboten wird, ist zweitrangig. Daher ist es auch wurscht, ob netflix alle Folgen einer Staffel gleichzeitig veröffentlicht, ich sehe, wann ich will. Der Autor scheint mit vielen Entscheidungsmöglichkeiten seine Schwierigkeiten zu haben. Aber ist das ein Grund Auswahlmöglichkeiten zu reduzieren, nur damit der Autor sich nicht entscheiden muss?
    3. Der Autor geht überhaupt nicht darauf ein, warum Serien im Vergleich zu Spielfilmen lieber gesehen werden. Ich glaube es hängt damit zusammen, dass man sich in eine Serie, hat man erst einmal ein paar Folgen gesehen, nicht mehr hereindenken muss. Es ist einfacher nach einem schweren Tag zu genießen. Was der Autor also an Serien kritisiert ist gleichzeitig deren Erfolgsmodell.
    4. Der Autor macht den alten Fehler (wie schon Adorno) Romane mit Serien (oder Spielfilmen, Kino) in Beziehung zu setzen. Film und Fernsehen ist aber nicht die Fortsetzung des Romans sondern eine Weiterentwicklung des Theaters. Die Eingeschränktheit von Serien an ein Format findet ihr Äquivalent im Theater (Länge, Pausen, Akte). Alles was hier als Vorteil des Romans aufgeführt wird, gilt genauso bezüglich des Theaters. Würde man es aber in Bezug auf Opern so formulieren, wäre die Belanglosigkeit deutlicher.

  32. Danke für die Analyse, ich hab den Artikel gerne gelesen, auch die Einordnung in Bündeln und Entbündeln war erhellend.

    Nur kurz: Das Ende der Sopranos ist kein Fade in den Abspann sondern ein Cut. Und dann Stille.

  33. Zur erfrischend und bewusst langsam erzaehlten Serie „Better Call Saul“ muss ich Stefan Niggemeier zustimmen https://uebermedien.de/15119/wie-ich-vergangenes-jahr-schon-schrieb/ (schleim schleim), das finde ich grossartig. Tatsaechlich habe ich erst nach diesen Rezensionen Lust auf die Serie bekommen und wurde nicht enttaeuscht (schleim schleim). Ich bin der Typ Zuschauer, der sich ueber eine langsam erzaehlte Geschichte, die dafuer ins Detail geht, freut. „Der Hobbit“ haette fuer mich auch eine Serienstaffel sein koennen.

    Ansonsten haben mich viele einstaffelige Serien ueberzeugt, die geplanterweise nur eine Story erzaehlen und dann auch nicht wegen Erfolg verlaengert werden (koennen). „Good Omens“ kann ich empfehlen, nach dem Buch von Gaiman und Pratchett. The „Night Manager“, nach einem Buch von John le Carre. Auch „Tut“ (ohne Buch) fand ich gut. „The Expanse“, mit etwa einer Staffel pro Buch, ist genial. Da es mittlerweile schon 8 oder 9 Buecher gibt, ist wohl mit ebenso vielen Staffeln zu rechnen. Mit einem „Game of Thrones“-Effekt, dass die Drehbuecher die echten Buecher ueberholen, ist so schnell nicht zu rechnen.

    Ich sehe weiterhin riesiges Potential darin, gute Buecher als (Mini-)Serie zu verfilmen. Vielleicht kenne ich die vielen Flops nur nicht, aber das scheint mir eine relativ sichere Bank zu sein.

    Ich merke immer wieder, dass die Entbuendelung oder die noch fehlende Buendelung gepaart mit meiner Sparsamkeit/meinem Geiz mich in meinem Serienkonsum stark einschraenkt. Ich habe Amazon Prime schon aus der Zeit bevor ich damit Videos gucken konnte, und jedes mal, wenn ich eine neue Serie kennen lerne, ueberlege ich mir, ob es mir ein neues Abo wert ist oder ich stattdessen was anderes gucke, was auf Amazon laeuft. Netflix kenne ich nur ueber Freunde, HBO gar nicht. Nur fuer Better Call Saul, The Wire, House of Cards, The Office oder was sonst relativ viel gelobt wird, dafuer will ich mir nicht einen komplett neuen Kanal abonnieren, von dem ich dann mangels Freizeit sowieso nur einige wenige Serien gucken wuerde. Ausserdem stelle ich dann vielleicht fest, dass ich die Serie ueberhaupt nicht mag und nach zwei Folgen keine Lust mehr habe, nur das Abo noch an der Backe. Moeglicherweise kann hier ein Buendeler/Entbuendeler erfolgreich sein, wo ich zentral zahle und mir aus den verschiedenen Quellen nur die Serien und Filme herauspicke, die ich gerade sehen moechte.

  34. Super Text, interessant, geistreich und unterhaltsam zu lesen – danke! Allerdings finde ich, folgender Gedanke berührt einen Punkt, der es lohnt, noch weitergedacht zu werden:

    „… eben weil es am Ende völlig egal ist, ob wir in einer Werbeagentur in den 60ern sind, in der Wisteria Lane oder auf Westeros, wenn es doch nur zum tausendsten Mal darum geht, dass jemand die Liebe, die er als Kind nicht bekommen hat, mit schönen Frauen, muskulösen Poolboys oder blutrünstig eroberten Ländereien kompensiert.“

    Ich finde, ein großes – in der Tat qualitatives – Problem neuerer Serien ist, dass sie die Prämisse nicht einlösen, dass ein Milieu das bleibende Thema sei. Ich kann natürlich nur eigene Erfahrungen vergleichen. Seinfeld ist als nihilistische Show about nothing gestartet und hat dieses Versprechen bis zum Finale eingelöst: no hugging, no learning. Bei „Star Trek“ (TNG) ging es darum, unentdeckte Weiten zu erforschen, und bis zum Schluss galt tatsächlich: „To boldly go where no man has gone before.“ Vergleiche ich das mit neuen Serien, scheint mir meist einfach die Treue zum Thema verlorengegangen zu sein. Mad Men spielte im Milieu der New Yorker Marketingagenturen der 1960er Jahre und hat in der ersten Staffel tatsächlich Themen wie „Das erste Produkt, das für 99 Cent verkauft wird“ oder „Die erste Werbung, die sich gezielt an Schwarze richtet“ behandelt. Danach war damit aber Schluss und im Vordergrund standen immer öfter allgemeine Motive wie „Ehemann betrügt Frau“ oder „Mitarbeiterin ist eifersüchtig auf Kollegin“.

    Solche Motive (als Kontrast zu Themen) finden sich natürlich auch in den erwähnten Positivbeispielen. Aber diese Serien haben es geschafft, das eine zu behandeln ohne das andere zu ignorieren. Wenn Picards Enterprise auf den im Transporter konservierten Scotty trifft, geht es um das Gefühl, alt und überflüssig zu werden, aber eben auch um eine Dyson-Sphäre – also um etwas, das der Prämisse der Serie entspricht und das Versprechen einlöst, dass unbekannte Welten entdeckt werden. Wenn hingegen zum x-ten Mal das Drama eines bloßgestellten Betrugs entfaltet wird, ist es unerheblich, ob das auf der Madison Avenue der 60er stattfindet, im sonnigen LA oder in Chicagos South Side. Entsprechend ist es auch egal, ob man Mad Men, Transparent oder Shameless guckt – wenn einen nicht allgemeine Motive menschlichen (Zusammen-)Lebens interessieren, sondern tatsächlich das Setting und die entsprechende Prämisse der jeweiligen Serie, wird man nach wenigen Folgen enttäuscht.

    Ich wünsche mir in diesem Sinne wieder mehr Serien, die nicht mit möglichst allgemeinen Motiven die größtmögliche Zuschauerzahl binden wollen, sondern mit möglichst großer Treue zu einem Thema glänzen und sich nicht scheuen, damit auch viele potenzielle Zuschauer auszuschließen, die an diesem konkreten Thema eben kein Interesse haben. Ich würde mutmaßen, dass auf diesem Weg auch wieder mehr Serien entstehen würden, die es wert sind, länger als bis zum Ende der ersten Staffel gesehen zu werden, und bei denen man sich auch nach Jahren noch an einzelne Folgen erinnert.

  35. Das erwähnte Joyn hat zudem das riesige Manko, US-Serien nicht in OV anzubieten. Ich hätte gerne Looking for Alaska geschaut, aber leider gibt es das dort nur auf dt. Für einen Streaminganbieter im Wettbewerb mit Netflix und co. ein Armutszeugnis.

    Achja, @klaus trophobie: Crystal Meth, nicht Crack. Breaking Bad habe ich allerdings nie gesehen.

  36. Ich habe von vielen der Serien gehört und keime gesehen – freue mich aber über eine Kommentarspalte, in der es zu 99 Prozent um Inhaltliches geht :-)

  37. Nachtrag zu #28 (liest eh keiner):
    Mitte Staffel 3 Dark .. Meine Begeisterung ist verflogen.
    Aber die erste Staffel war echt gut, zweite ging noch, dritte ist konstruierter bullcrap.

    Gibt es eigentlich Zahlen von Netflix, wie erfolgreich deren Serien sind?

  38. >„Homeland“ war die erste Serie, bei der ich meine Serienmüdigkeit gespürt habe.

    Simpsons, anyone? So nach Staffel 12?

  39. … netter Text – und der Schokoladen-Onkel-Vergleich verfängt auch bei mir ein bisschen.

    Dennoch variiert der Autor hier nach meinem Empfinden letztlich auch nur die schon unendlich oft gelesene These bzw. das Missverständnis vom „Ende der Geschichte“. Ist das Streaming-Business heißgelaufen? Womöglich. Wird Gutes tausendfach medioker kopiert? Auf jeden Fall. Und wird das Alles langsam ein bisschen unübersichtlich? Sicher. Aber was wir derzeit erleben ist trotzdem sehr wahrscheinlich nicht das Ende, sondern eher immer noch der Anfang des Siegeszugs von Streaming-Angeboten. Der Autor ist noch halb analog sozialisiert. Gerade wachsen aber Generationen nach, die nichts Anderes kennen, als den Retina-Bildschirm als Verlängerung des eigenen Armes und Serien-Bingen als Einschlafhilfe. Das wird Erzählstrukturen ändern, aber nicht das System zum Erlahmen bringen oder gar verhindern, dass auch in Zukunft weiter Hypes um echte Meisterwerke entstehen, siehe derzeit etwa „normal people“ und „Euphoria“ – oder noch kürzlich etwa „Fleabag“; (deren Showrunnerin übrigens verstanden hat und ihr Projekt ganz lässig nach zwei Staffeln enden lässt).

    Soll heißen: Die Klage von den überreizten Sinnen ist mindestens so alt wie das Transistorradio – und wird meist auch nur von alten Leuten vorgebracht. Es geht immer weiter und irgendwo auf der Welt bastelt gerade irgendwer an einem Weg, der uns alle noch viel effektiver entertaint und nebenher an diese oder jene Plattform bindet. Das muss man nicht gut finden, aufhalten wird man es mit egalwie kulturpessimistischen Texten aber wohl sicher nicht.

  40. Interessanter, wenn auch langatmiger Artikel und bereichernde Kommentare, danke dafür.

    Was mich wundert, ist die fehlende Auseinandersetzung mit Mini-Serien. Zuletzt hat mir Watchmen sehr gefallen. Weitere großartige Beispiel sind True Detective (S1) und Big Little Lies.

  41. Es ist ja schon fast alles gesagt worden – und eigentlich liegen die Probleme klar auf der Hand.
    Wie hat Billy Wilder schon vor zweihundert Jahren gesagt:
    Hast Du ein Problem im 3. Akt, liegt Dein Problem im 1. Akt.
    Alles, was man schreibt, wei es Film, Serie, Buch, Fortsetzungsroman unterliegt dieser Prämisse.
    Jede Erzählung steuert auf eine Schlusspointe (nicht zwingend lustig gedacht) zu. Das Drama ist halt eine starre Form. Daran hat sich seit Aischylos und Aristophanes bis heute nix geändert.
    Ob ich dieses Drama als Film über 90 min entwickle oder als Serie – von Beginn an muss das Ende konzipiert sein, sonst wird das nichts.
    Wenn man wirklich Glück hat, fällt dem Autor zur letzten ausgelutschten Staffel vielleicht trotzdem noch eine überraschende Schlusswendung ein, die kann aber keinen echten Bezug mehr zum Anfang haben.
    Daher kann man sich solche Serien, die nicht nach dem o. a. Konzept produziert werden im Grunde alle sparen, weil die Enttäuschung nicht ausbleiben kann.
    Teilweise leiden sogar Filme unter dem zwangsläufigen Popanz, der aufgebaut wird, um die Spannung immer weiter zu kitzeln.
    Beispiel: „Sieben“
    Nach dem monströs guten Anfang und Aufbau ist die Lösung – noch so’n Serienkiller mit Gottkomplex – doch eher schal.
    Daher lieber Serien mit abgeschlossenen Einzelhandlungen schauen – mal wieder eine „Golden-Girls“-Folge anschauen – die ist heute frischer geblieben als eine Folge „Lost“. (Das war jetzt meine Schlusspointe!)

  42. @IGBYYBGI Es geht mir kein bisschen um Kulturpessimismus, sondern einfach nur um die Frage, wie es um Serien als Erzählform gerade bestellt ist. Jede Form und jedes Genre durchlaufen bestimmte Hoch- und Tiefphasen, und die „Serienmüdigkeit“ als Phänomen, das natürlich nicht alle, aber viele Menschen gerade an sich beobachten, zieht natürlich die Vermutung nach sich, dass Serien ihre Hochphase gerade verlassen oder schon vor Jahren verlassen haben. Aber ob das stimmt oder nur ein Eindruck ist, wird man erst mit sehr viel mehr Abstand sehen.
    Und was die „Jugend“ betrifft: gerade weil die mit einer viel größeren Vielfalt an digitalem Entertainment groß geworden ist, wäre ich in der Hinsicht pessimistisch, was den Serienkonsum betrifft, zumindest in seiner heutigen Form und im gegenwärtigen Umfang. Ich kenne Menschen Mitte 20, die gerade jeden Abend ein bis zwei Stunden Let’s Plays zu „The Last of Us“ anschauen und das konsumieren wie eine Serie. Als Medienwissenschaftler kann man dazu sagen: „Klar, ist ja auch serielles Erzählen“, und hat damit recht. Aber was bedeutet das für Netflix, für die Öffentlich-Rechtlichen und für die ganze Bewegtbild-Branche?
    Ich bin generell sehr optimistisch, was Computerspiele betrifft, weil da – wie in den Vorjahren des Serienbooms – gerade super interessante Dinge entstehen, die von einer breiten Öffentlichkeit noch überhaupt nicht als „Kultur“ wahrgenommen werden. Weil die Gaming-Industrie auch viel besser ist als das Fernsehen, was die Monetarisierung ihres Angebots betrifft, wird sich da viel tun in den nächsten Jahren. Erst recht, wenn Dinge wie AR und VR endgültig massentauglich sind.

  43. O Mann… und auch hier nerven Leute in den Kommentaren rum, das sie einen Artikel nicht verstanden haben oder keine Lust haben ihn ganz zu Lesen. Ja ja, keine Zeit zum Lesen, aber genug um seinen Senf dazuzugeben.
    Das traurigste am Internet ist, das sich dort Menschen intelligent vorkommen, wenn sie sich dumm stellen.

  44. Mir fehlt schlicht der Mehrwert der Netflix-Plattform. Grausig programmiert. Wieso haben die die Bewertungen entfernt? Wieso gibt es keine Diskussionen oder Nutzerprofile ähnlich wie bei youtube? Es fehlt eine kluge und spannende Empfehlredaktion.

  45. @Stefan Stuckmann

    … leuchtet mir ein. Ich wollte da auch gar nicht so scharf klingen, ich fand den Text ja gut und in der Tendenz nachvollziehbar.

    Zu Jugend und Gaming: Mein Gefühl, und das kann trügen, geht diesbezüglich in eine andere Richtung. Obwohl da zum Teil schon jetzt auch narrativ Bahnbrechendes geleistet wird, bleibt Gaming faszinierenderweise doch seit Jahren irgendwie weiter eine (extremst erfolgreiche) Nische für 12 bis 26jahrige Jungs. Ich hab eine Tochter, die genau wie sämtliche ihrer Freundinnen nie über Nintendo Mario-Kart hinausgekommen ist – und ich kenne auch keinen über 35jährigen, der aufgegregt auf „Cyberpunk 2077“ wartet oder auf Partys vom „The last of us“ schwärmt. Irgendwann kommt womöglich der Durchbruch mit VR-Brillen, die keinen Brechreiz auslösen – aber bis dahin scheint mir das Netflix-Geschäftsmodell doch irgendwie konsensfähiger.

    Wie dem auch sei. Wie Sie schreiben: in zehn oder zwanzig Jahren wissen wir mehr.

  46. Danke für den Beitrag, mir hat er sehr gut gefallen und ich fand ihn definitiv nicht zu lang! Ich musste ein bisschen schmunzeln als ich DVD beim Zoll abholen + Homeland gelesen habe und dann auch noch im Biographie-Text die Tätigkeit für Pastewka erwähnt wurde.

    Die All You Can Eat Metapher beschreibt es so gut wie kaum etwas anderes! Mir leuchtet auch nicht ein wie „Bingen“ so ein kulturell abgefeiertes Phänomen sein kann. Man schiebt sich einfach immer mehr rein auch wenn man nicht mehr will oder es nicht mehr gut ist und Nachher geht einem eben immer schlecht.
    Natürlich liefert der Text auch schon zahlreiche gute Beispiele, aber mir ist es ein Rätsel wie „Haus des Geldes“ unerwähnt bleiben kann. Es gibt kaum ein Serie die so abgefeiert wurde die gleichzeitig so schlecht ist. Sie lebt einzig und allein von dem beschriebenen seriellen Effekt weitergingen zu wollen, wissen zu wollen wie es ausgeht. Dramaturgisch ist die Serie eine Katastrophe mit Charakteren die flacher nicht sein könnten. Aber bedient genau den Anspruch der Zielgruppe und ist leider damit eine der erfolgreichsten Netflix Serie überhaupt geworden …

  47. @50: Ich bin 32 und warte aufgeregt auf Cyberpunk 2077.

    @45: „Jede Erzählung steuert auf eine Schlusspointe zu.“
    Außer man ist Stephen King, fängt einfach mal an und schaut, worauf es hinausläuft ;)
    Scherz beiseite: Viele Geschichten haben noch kein definiertes Ende, wenn sie beginnen. Siehe z. B. Serien aus den 2000ern (Lost), die auf einem amerikanischen Network liefen: Da wurden ganze Erzählstränge oder Charaktere im Verlauf geändert. Zum Schluss konnte man die angefangenen Dinge nicht mehr kohärent erklären und hat sich für den „easy way out“ entschieden.
    Generell wird bei Serien oft nur der Erzählstrang für eine Staffel vorausgeplant. Wenn die gut lief, wird erst die zweite gescriptet, usw. Das Serienende kommt ja oft auch früher (Stargate Universe) oder später (Scrubs), als erwartet.
    Gerade deswegen war die erste Staffel Dark … *unverständliches Geraune*

  48. interessanter Artikel, wenngleich der Autor zwei Fehler der Serienmacher wiederholt: Der Artikel ist um ungefähr 90% zu lang (entspricht: zu viele Folgen) und wird erst ungefähr ab der Hälfte interessant, wo es um das Binge-Watching geht (analog: „Ab Folge 8 wird es wirklich gut!“)

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