Wochenschau (55)

Der kleine Einknigge

Kurz bevor Tom Buhrow 2013 WDR-Intendant wurde, wurde plötzlich ein satirisches Kirchenlied aus der ersten Ausgabe der neuen Sendung von Carolin Kebekus gelöscht – aus Angst, die Zuschauer könnten sich beschweren.

Kurz bevor Tom Buhrow zum Jahreswechsel Vorsitzender der ARD wurde, distanzierte er sich im Namen des WDR von einem satirischen Kinderlied, das aus der Mediathek gelöscht wurde, weil sich Zuschauer beschwerten.

Zwei Datenauswertungen deuten darauf hin, dass der Shitstorm aus dem rechten Spektrum heraus orchestriert wurden. (An deren Aussagekraft werden es allerdings auch Zweifel formuliert.)

Ob organische Empörung oder instrumentalisierte Wut: Trotz Entschuldigung und Löschung des Videos mobilisierte sich ein unbestreitbar rechtsextremer Protest vor dem Funkhaus, WDR-Mitarbeiter erhielten Morddrohungen, einer wurde von Neonazis zu Hause aufgesucht.

Am Sonntag stiegen Identitäre auf das Dach des WDR und warfen Flugblätter.

Buhrow erläuterte in der „Zeit“ und im „Spiegel“, dass er nicht vor den Rechten eingeknickt sei.

Antifaschistische Kaffeekännchen

Record scratch. Standbild. Einblendung: August 2018. Ein junger Mann läuft bestens gelaunt durch das „Morgenmagazin“-Studio und zeigt zwei Moderatoren, wie gut er Blumen auf Milchschaum zeichnen kann. Er ist Barista und deutscher Kaffeemeister in der Disziplin Latte Art. Neben einem Cap trägt er ein T-Shirt mit einer Parodie eines Alerta-Alerta-Logos. Barista, Barista, Antifascita. Auf der Brust: zwei satirische Espressokannen. Ein Internetwitz, weil ein Polizist sich mal in einer Zeugenaussage zu einer Demo falsch an die antifaschistische Parole erinnert hat; irgendwie hätte jemand Barista Barista Antifascista oder so ähnlich geschrien, ach, er könne einfach kein Spanisch.

Jemand von der rechtsradikalen Kampagnen-Organisation „Ein Prozent“ schaut die Sendung und schreibt währenddessen auf Facebook: „LUST AUF EINEN SHITSTORM AM MORGEN?“

Er mobilisiert an diesem Tag so viele wütende Empörte, dass der Beitrag in einem redaktionellen Schreckmoment vermeintlicher, versehentlicher Politisierung von Milchschaumkunst erstmal aus der Mediathek gelöscht wird.

Seenotretter

Juli 2018. Junge Menschen mit Transparenten. Im „aktuellen Bericht“ des Saarländischen Rundfunks läuft ein Beitrag über eine Demonstration zugunsten der Seenotrettung von Flüchtlingen. Titel der Demo: „Gegen das Sterben im Mittelmeer“.

Innerhalb kürzester Zeit kommentieren so viele Rechte auf der Facebookseite des SR menschenfeindlichsten Müll, dass die Seiten-Administratoren kapitulieren:

„Leider hat sich unter diesem Video eine Diskussion entwickelt, die kaum noch zu moderieren ist. […] Wir werden diesen Post daher gleich entfernen.“

Reiner Buhl, stellvertretender Unternehmenssprecher des SR erklärt später, nach Kritik an der Löschung des Videos:

„Wir hätten den Filmbeitrag gern auf dieser Facebook Seite belassen und ,nur‘ die Kommentarfunktion gesperrt, weil trotz einzelner sachlicher Beiträge eine sehr große Zahl Beleidigungen, gezielte Falschinformationen oder offensichtliches Trolling, die unserer Netiquette widersprechen, den Beitrag für uns unmoderierbar gemacht haben.

Nach über 500 Kommentaren waren unsere redaktionellen Kapazitäten erschöpft, zumal wir am Wochenende leider keine 24 Stunden Betreuung leisten können. Die unsachlichen Bemerkungen bis hin zu strafrechtlich relevanten Aussagen kamen von allen Seiten, so dass man mehr als 90% der Einträge hätte löschen müssen.“

„Polizeiruf“ mit Aufkleber

November 2018. Unser imaginärer Rückblenden-Bildschirm zeigt entsättigte Farben und versteinerte Mienen. Wir sehen offensichtlich eine deutsche Krimiserie. Ermittler tauschen bedeutungsschwanger Expositionsinfos über den Fall der aktuellen Folge aus. Dann, für einen Sekundenbruchteil, unscharf in der Kulisse des fiktiven Arbeitsplatzes der fiktiven Kommissarin in der fiktionalen Welt dieser Krimisendung aufblitzend: ein „FCK AFD“-Aufkleber.

AfD-Leute und die Junge Union München-Nord sind empört, es folgt der obligatorische Shitstorm. Die ARD retuschiert den beanstandeten Sticker raus – aus der Kulisse des fiktiven Arbeitsplatzes der fiktiven Kommissarin der fiktionalen Welt dieser Krimisendung.

Dazu hieß es auf der Mediatheken-Seite der Folge:

„Der NDR-Film ‚Für Janina‘ aus der Reihe ‚Polizeiruf 110‘, der am 11. November 2018 um 20.15 Uhr im Ersten gesendet wurde, ist für eine weitere Ausstrahlung einer digitalen Bildbearbeitung unterzogen worden. In einigen sehr kurzen Sequenzen war unbeabsichtigt im Hintergrund ein kleiner Anti-AfD-Aufkleber zu sehen. Die bearbeitete Fassung ist nun in der Mediathek abrufbar.“

Drehbuchautor und Regisseur Eoin Moore erklärt der „Hannoverschen Allgemeinen“, dass die fiktive Kommissarin der fiktionalen Welt links sei und, wie bei jedem anderen Menschen auch, ihr Arbeitsumfeld ihre Haltung abbilde.

Allerdings weist der NDR darauf hin, dass der Aufkleber nicht auf Druck der AfD, sondern „auf eine Presseanfrage hin in der Mediathekenfassung verpixelt worden sei. Der Filmregisseur und die NDR-Redaktion seien sich über den Vorgang einig gewesen. Nach Angaben des NDR ist der betroffene Aufkleber unbeabsichtigt in den Film gelangt.“

Tonmann mit T-Shirt

Januar 2019. Setbesuch bei der Krankenhausserie „In aller Freundschaft“. Der MDR filmt für die abendlichen Nachrichten, wie ärzteverkörpernde Schauspieler von Filmemachern gefilmt werden. Ein Tonmann der Produktionsfirma, welche die Arztserie für den MDR dreht, angelt sich eine Sekunde durchs Nachrichtenbild. Er trägt ein „FCK AFD“-Shirt.

Eine Berliner AfD-Abgeordnete postet unüberraschend empört ein Foto des Tonanglers und seinem Mode-Statement, es folgt wieder ein Sturm aus rechten Blasen. Der MDR twittert, er nehme die Kritik auf und werde den Fall intern besprechen.

Auf Nachfrage der „Jungen Freiheit“ teilt die MDR-Pressestelle mit, dass der Tontechniker kein Mitarbeiter des MDR gewesen sei, sondern einer Produktionsfirma:

„Die gezeigte Person in der kurzen Szene steht weder inhaltlich im Mittelpunkt des Beitrags noch ist sie bildbestimmend. Gleichwohl möchten wir an dieser Stelle deutlich sagen, daß es nicht beabsichtigt war, mit diesem Bild eine politische Botschaft zu verbreiten. Wir bedauern, wenn es hier zu einem Missverständnis gekommen sein sollte.“

Sticker auf Technikbox

Anfang Dezember 2019. Parteitag der AfD. Phoenix überträgt wie üblich live. Jörg Meuthen erklärt am Pult, dass die AfD nicht in einer Spendenaffäre involviert sei. Irgendwo steht eine große, schwarzen Technikbox für die Live-Übertragung, von der das Portal „Regional Braunschweig“ ein Foto veröffentlicht. Die Box ist übersäht mit dem Kryptonit reizbarer AfDler: demokratische Sticker. Es stehen so kontroverse Sätze drauf wie „No to racism“ und „Bunt statt braun“.

Wieder Aufregung von AfD und rechtem Twitter, yaddiyaddiya, Phoenix distanziert sich, es war ein externer Mitarbeiter einer Produktionsfirma und man entschuldigt sich bei der AfD für… Antirassismus? Ah, nein für mangelnde „zu erwartende Neutralität“. Heute gilt gilt man schon als unneutral, wenn man sagt, man habe nichts gegen Ausländer.

„Das phoenix-Team auf dem AfD-Parteitag hat von den Parolen auf den Geräteboxen des Produktionsdienstleisters weder etwas bemerkt noch davon gewusst. Die Geschäftsführung des Dienstleisters hat sich umgehend nach Bekanntwerden der Parolen von diesen distanziert, sie entfernen lassen und sich beim AfD-Pressesprecher entschuldigt. Diese Art der politischen Meinungsäußerung durch Mitarbeiter eines Dienstleisters auf einem Parteitag entspricht nicht den Gepflogenheiten eines professionellen Auftretens.“

Nicht robust, nicht renitent

Die Konsequenzen und indirekt die Eingriffe in die Kunst- und Pressefreiheit sowie in die Rundfunkfreiheit sind mal größer, mal kleiner, aber in ihrer Häufung und rituellen Wiederholung, mit der mittlerweile vorhersagbar auf Proteste der AfD und Rechter Netzwerke reagiert wird, ernüchternd.

Ein bisschen Robustheit, ja Renitenz würde den Sendern gut tun, zumal die Wut oft eine erfolgreich inszenierte ist, um das Feindbild „Staatsfunk“ vor sich hertreiben zu können – und nicht etwa eine organische Empörung einzelner aufgebrachter Zuschauer.

Sender dürfen den kleinen, aber lauten Gruppen digital organisierter Rechter nicht nachgeben. Das ist deshalb besonders relevant, da die organisierte Wut auf die Sender von diesen auch auf einzelne Personen verlagert und zur echten Bedrohung für JournalistInnen wird. Systematische Einschüchterungsversuche schränken JournalistInnen nicht nur beim Arbeiten ein; sie gefährden auch die seelische und physische Unversehrtheit und beeinträchtigen privat wie professionell das digitale und analoge Leben. Je bedrohter JournalistInnen werden, desto präsenter und uneingeschränkter muss sich ein Sender, ein Medienhaus, ein Verlag vor sie stellen.

Das Sender, der eine Journalistin oder einen Journalisten einstellt, ist für den Schutz ihrer Sicherheit bei der Arbeit verantwortlich, aber noch wichtiger ist es, sich öffentlich solidarisch zu zeigen, denn Solidarität neutralisiert das toxische Moment eines Shitstorms und das rechte Bestreben, Menschen zu isolieren.

Diesen notwendigen Zusammenhalt zeigen unter anderem FernsehautorInnen in einer öffentlichen Solidaritätsbekundung auf der Seite von Stefan Stuckmann:

„Wir als Fernseh-AutorInnen erklären uns solidarisch mit den KollegInnen vom WDR, die von Ihrem Arbeitgeber aufs Fahrlässigste allein gelassen werden, und fordern die sofortige Wiederonlinestellung des ‚Umwelt-Sau‘-Beitrags.“

Shitstorm ist nicht gleich Shitstorm

Die kniefällige Überkompensation, bei dem Versuch einem rechten Shitstorm gegenüber betont professionell und neutral aufzutreten zu wollen, grenzt an vorauseilendem Gehorsam. Dass dabei die eigenen Grundsätze (Satire tut weh, Kunst ist frei, Rassismus ist schlecht) übergangen werden, erklärt sich mit dem Unverständnis um die Funktionsweise rechter Shitstorms. Diese nutzen die Zweischneidigkeit digitaler Empörung aus und machen einen zivilen Dialog unmöglich. Weshalb auch die noch so publikumsorientierte Ansprache in diesem Fall sinnlos bis autodestruktiv ist.

In einem Interview mit der FAZ hat Bernhard Pörksen dazu einmal gesagt:

„Für mich hat Empörung stets ein Doppelgesicht, sie ist Instrument der Aufklärung und der Gegenaufklärung, der positiven Enthüllung und der inhumanen Attacke. Es kommt ganz auf den konkreten Fall an – reden wir über einen echten Skandal, einen wirklichen Missstand oder über ein banales Spektakel, das keine gesellschaftliche Relevanz besitzt? Aber unabhängig davon gehört zum Wesen der plötzlich aufschäumenden Empörung der Negativismus des reinen Protests.“

Der Shitstorm übt Kritik, er macht auf Missstände aufmerksam und enthüllt; oder aber er zerreibt, bedroht, verbraucht die Beteiligten und ihre Ressourcen und macht nackt.

Rechte Mobilisierungen zielen auf Letzteres ab, aber wie erkennt man die Farbe eines Sturms? Eine Mischung aus Datenanalyse, Einzelfall-Betrachtung und, naja, auch einfach Common Sense: bei Antirassismus-Stickern auf einer Übertragungsbox oder parodistischen T-Shirts ahnt man, dass jede übertriebene Aufregung darüber eine künstliche ist.

Wenn Zuschauer und Zuhörerinnen sich beschweren, dass Finnlands neue Ministerpräsidentin Sanna Marin im Teaser-Text der Tagesschauseite als „hübsch“ bezeichnet wird, kann man das zwar übertrieben finden, aber der Shitstorm-Grund basiert auf Werten einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft: die Gleichberechtigung der Geschlechter in Politik und Berichterstattung.

Wenn Zuschauer und Zuhörerinnen sich über einen satirischen Song entrüsten, weil sie ihn bewusst missverstehen wollen oder falsch dekodieren, da er ohne Kontext verbreitet wird, oder aber instrumentalisiert werden, ihn als beleidigend zu empfinden, dann ist die Empörung eine gegen die Kunst- und Pressefreiheit geleitete. Die Arbeit der Sender muss es sein, den Ursprung eines Shitstorms zu erkennen und dessen Agenda zu bewerten, um sich bei künstlicher Empörung nicht instrumentalisieren zu lassen und bei echter sinnvoller Empörung Einsicht zeigen zu können.

Aus dem amerikanischen Wahlkampf und den Public Relations kennt man den Begriff des sogenannten „Astroturfing“. Astroturf ist ein amerikanischer Kunstrasen und meint in der neologistischen Erweiterung als „Astroturfing“ eine künstliche, zum Beispiel durch Geld oder Bots hergestellte Graswurzelbewegung. Er geht auf den amerikanischen Senator Lloyd Bentsen zurück, der auf den Berg Beschwerdebriefe in seinem Büro mit der Bemerkung reagiert haben soll: „Ein Texaner kennt den Unterschied zwischen Graswurzeln und Astroturf. Das ist alles fabrizierte Post.“

Im „Spiegel“-Interview wehrte sich Tom Buhrow gegen den Vorwurf, die künstliche Wut nicht als solche entlarvt zu haben:

„Wir konn­ten die Me­cha­nis­men er­ken­nen, aber wir konn­ten auch un­ter­schei­den zwi­schen dem, was or­ches­triert ist, und dem, was ech­te Ge­fühls­äu­ße­run­gen von an­sons­ten wohl­mei­nen­den Hö­rern sind. […]

Soll ich de­nen sa­gen: Sie sit­zen ei­ner rech­ten In­stru­men­ta­li­sie­rung auf, und Ihre Ge­füh­le sind des­halb ir­re­le­vant?“

Ja, unbedingt! Zumindest den Teil mit der rechten Instrumentalisierung, das kann man seinen Hörern und Zuschauern durchaus zutrauen. Und dann möchte man sagen: Wenn Sie schon den Kunstrasen erkennen, dann knicken Sie doch bitte nicht wie ein Grashalm ein.

83 Kommentare

  1. „Ob organische Empörung oder instrumentalisierte Wut“

    In einer differenzierten Betrachtung schließt das Eine nicht das andere aus.

    Jedenfalls ist in der Aussage von Buhrow

    „Wir konn­ten die Me­cha­nis­men er­ken­nen, aber wir konn­ten auch un­ter­schei­den zwi­schen dem, was or­ches­triert ist, und dem, was ech­te Ge­fühls­äu­ße­run­gen von an­sons­ten wohl­mei­nen­den Hö­rern sind. “

    Eine solches Bemühen um Differenzierung erkennbar und meines Erachtens nach begrüßenswert.

    Um einer weiteren Polarisierung der Debatte entgegenzuwirken bräuchte es mehr solcher differnzierender Stellungsnahmen auf beiden Seiten.

    Dagegen scheinen mir Artikel wie dieser mit seiner Tendenz zum kompromisslosen „wer-nicht-für uns ist, ist-gegen uns“
    ( Soll ich de­nen sa­gen: Sie sit­zen ei­ner rech­ten In­stru­men­ta­li­sie­rung auf, und Ihre Ge­füh­le sind des­halb ir­re­le­vant?“ – Ja, unbedingt!)
    wenig hilfreich.

    Das ist ein Klassiker der Kommunikationspsychologie und Konfliktforschung: Wenn potentielle Brückenbauer und differenziert moderat Agierende vom jeweiligen eigenen Lager als „Einknicker“ (siehe Titel ) unter Beschuss geraten, dann wird es in der Mitte sehr ungemütlich mit dem Feuer von beiden Seiten. Was wiederum die Spaltung vorantreibt in dem die Reihen um so enger geschlossen werden. Ein klassischer Postive Feedback cycle, leider mit negativen Folgen für den (gesellschaftlichen) Frieden.

    Inhaltlich ist dem Artikel in weiten Teilen zuzustimmen: Massenhafte Orchestrierung/Instrumentalisierung von Protesten ist tatsächlich eines der großen (wenn nicht das Größte?) Probleme im Internetzeitalter. (Geistige Brandstiftung mit digitalem Brandbeschleuniger )

    Aber gerade deshalb sollten Medien (und umso mehr Medienkorrektive) sich um so um Differenzierung und Neutralität(*) in Ton und Tendenz der Berichterstattung bemühen.

    (*) Es ist offensichtlich, dass es 100% Neutralität nicht geben kann. Darum geht es auch nicht. Es geht um die Bemühung um bestmMÖGLICHE Neutralität und möglichst wenig Tendenz welche für mich guten Journalismus ausmacht.

  2. Danke für diese sorgfältige Sammlung deprimierender Einzelfälle. Mir war nicht bewusst, dass die öffentlich-rechtliche Arschkriecherei vor den rechten Gesellschaftsspaltern so weit schon gediehen ist.

  3. Eine präzise Analyse von Übermedien, die schmerzhaft sein dürfte für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ARD.

    Tom Buhrow baut dann (und nur dann) Brücken, wenn es um sein eigenes Standing geht.

    „Wir konn­ten die Me­cha­nis­men er­ken­nen, aber wir konn­ten auch un­ter­schei­den zwi­schen dem, was or­ches­triert ist, und dem, was ech­te Ge­fühls­äu­ße­run­gen von an­sons­ten wohl­mei­nen­den Hö­rern sind.“

    Frage: Wer im WDR soll denn das erkennen? Ich glaube kaum, dass dafür geeignetes Personal an Bord ist. Denn wenn er das erkannt hätte: Warum hat er es denn erst thematisiert, als er darauf angesprochen wurde? Jeder Normalo hätte das Argument doch sofort selbst gebracht, um die Kritik etwas abzuschwächen und das eigene Haus etwas aus der Schusslinie zu bringen.

    Im Grunde ist das auch ein Stelldichein zweier Populisten, die sich sehr ähnlich sehen. Armin Laschet nutzte die Gunst der Stunde, sich a) als Oma-Beschützer aufzuspielen (so einfach sammelt er selten Darling-Punkte in der Boulevard-Presse ein) und b) ein klein wenig auf den WDR zu hauen (was Politiker gerne machen, weil öffentlich-rechtliche Sender ihnen gegenüber anschließend etwas devoter auftreten). Und Tom „ich bring die Liebe mit“ Buhrow reagierte unmittelbar, als er das Unwetter heraufziehen sah.

    Es wundere ihn, wie Buhrow so etwas habe durchgehen lassen, kommentierte ein CDU-Funktionär. Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl. Als ob ein Intendant sämtliche Beiträge vorab auf den Schrebtisch bekommen würde. Das weiß auch dieser CDU-Mann, aber das spielt ja keine Rolle. Immerhin hat die CDU Tom Buhrow zum Intendanten-Posten verholfen. Da erinnert man gerne daran, dass man bei passender Gelegenheit ein gewisses Entgegenkommen schätzen würde.

    Das ist das doppelte Dilemma des WDR. Der Intendant knickt nicht nur vor einem rechten Shitstorm ein, er knickt ebenso vor der Politik ein.

    Wer nun meint, Buhrow habe das doch gut gemacht: Erinnert sich wer daran, dass Verleger oder Chefredakteure großer Zeitungen wegen solch läppischer Anlässe eilfertig den Gang nach Canossa angetreten haben? Oft kann das nicht vorgekommen sein, was gewiss nicht daran liegt, dass die Arbeit in diesen Häusern kritiklos hingenommen wird.

    Der Druck auf Sender wie den WDR hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Druck-Macher inzwischen wissen, dass sie etwas erreichen können. In Zukunft wird beim WDR noch mehr gebückt, in Zukunft wird das Programm noch braver. Die wenigen, die dagegenhalten, die unabhängig und kritisches Programm produzieren wollen, werden einen noch schlechteren Stand haben.

    Das Seichte wird im WDR noch mehr Konjunktur bekommen. Das ist das, was von ganz rechts bis zu konservativen Parteigängern gern registriert wird. Und je mehr Seichtes zu hören und zu sehen sein wird, desto intensiver kann man die Frage diskutieren, wozu man die Öffentlich-Rechtlichen eigentlich noch braucht.

  4. @FPS:

    „„Wir konn­ten die Me­cha­nis­men er­ken­nen, aber wir konn­ten auch un­ter­schei­den zwi­schen dem, was or­ches­triert ist, und dem, was ech­te Ge­fühls­äu­ße­run­gen von an­sons­ten wohl­mei­nen­den Hö­rern sind.“

    Frage: Wer im WDR soll denn das erkennen? Ich glaube kaum, dass dafür geeignetes Personal an Bord“

    So etwas ist tatsächlich sehr schwer zu erkennen. Daher auch die begrüßenswert zurückhaltende Formulierung in obigem Artikel („deuten darauf hin“, „Methodische Schwierigkeiten“)

    Unbestritten ist es Plausibel, dass ein jedenfalls ein (wahrscheinlich großer )Anteil der Empörung „künstlich“ ist.

    Aber darum geht es bei der Bewertung von Buhrows Aussage nicht primär. Denn Egal wieviele „künstliche Empörer“ es unbestritten auch geben mag:

    Solange auch nur ein Teil der Zuschauerinnen „echt“ in ihren Gefühlen verletzt wurden, empfinde ich es als Anständig und in Anbetracht von „Einknickungsvorwürfen“ aus den eigenen Reihen auch als Aufrecht sich bei diesen Menschen zu entschuldigen. Gerade bei sensiblen Themen in einer erhitzten Debatte.

    Wenn ein Verantwortlicher aus Angst vor einem „Einknicken-gegenüber-Rechts“ soweit nicht mehr differenzieren darf, dann erst beugt er sich tatsächlich einem äusseren „Gesinnungsdruck“.

  5. 4, „Neutrales Korrektiv“ (ich glaube, so neutral sind Sie gar nicht):

    Es wird, vor allem bei satirischen Beiträgen, immer einen Teil des Publikums geben, der sich in seinen Gefühlen verletzt sieht. Völlig unabhängig davon, wie es um die Qualität des Beitrag bestellt ist. Dann kann man gern unterschiedlicher Meinung sein und darüber streiten.

    Aber dass übervorsichtige Redaktionsleiter Beiträge komplett löschen, dass ein oberster Dienstherr sich mehrfach entschuldigt – sorry, mögen Sie das zur Regel erklären? Gibt es dann irgendwann eine Art TED-Voting, bei dem es um die schnellste Löschung und die devoteste Entschuldigung geht?

  6. Sehe ich wie FPS.

    Was soll denn:
    „Solange auch nur ein Teil der Zuschauerinnen „echt“ in ihren Gefühlen verletzt wurden, empfinde ich es als Anständig und in Anbetracht von „Einknickungsvorwürfen“ aus den eigenen Reihen auch als Aufrecht sich bei diesen Menschen zu entschuldigen.“
    für ein Argument sein?
    Es werden immer Leute in Ihren Gefühlen verletzt werden, wenn etwas im Fernsehen kommt. Und da soll die Konsequenz sein, das alles zu löschen? Das ist absurd.

    Und bei Satire (oder auch nur“ lustigem Quatsch“, wie Sonneborn es nennt) gehört das automatisch dazu. Es löscht ja auch keiner die Sendung von Dieter Nuhr wenn sich da ein FFF-Jugendlicher beschwert weil er sich verletzt fühlt. Das wäre ja auch noch schöner…. (und stellen Sie sich mal die Empörung in der rechten Blase vor, wenn das wirklich passieren würde. Das ist ja nicht auszudenken…)

  7. „Wir konn­ten die Me­cha­nis­men er­ken­nen, aber wir konn­ten auch un­ter­schei­den zwi­schen dem, was or­ches­triert ist, und dem, was ech­te Ge­fühls­äu­ße­run­gen von an­sons­ten wohl­mei­nen­den Hö­rern sind. “

    Gut, dann erwarte ich vom öffentlich rechtlichen Rundfunk, dass er meine ’echte Gefühlsäußerung’ erkennt, wenn ich einen Schreikrampf bekomme, dass schon wieder geschmackloses und gemütstechnisch in der Vergangenheit verhaftetes Verblödungs-TV a la Taumschiff und Surm der Liebe, garniert mit volkstümlichem Schlager und Helene Fischer in Dauerschleife kommt. Buhrow muss, wenn er mich ernst nimmt, den ganzen Dreck vom Äther nehmen. Sofort. :-)

  8. „Es werden immer Leute in Ihren Gefühlen verletzt werden, wenn etwas im Fernsehen kommt. Und da soll die Konsequenz sein, das alles zu löschen? Das ist absurd. “

    Das gilt aber nicht bei pauschal gruppenbezogner Verletzung z.B. aufgrund von Rasse, Geschlecht und eben auch Alter.

    Gute Satire nimmt einzelne mächtigen Individuen oder Umstände aufs Korn, nicht ganze Menschengruppen aufgrund von biologischen Merkmalen für die sie nichts können (Alter, Geschlecht).

    Es ist meiner Meinung nach nicht hilfreich aus dem (wichtigen) Umweltthema einen Generationenkonflikt zu machen. Wir haben schon zu viele „Sollbruchstellen“ der gesellschaftlichen Polarisierung (Männer vs. Frauen, Inländer vs. Migranten, Arm vs. Reich ) dass nicht auch noch „Jung gegen Alt“ dazu kommen muss.

  9. #8: „Gute Satire nimmt einzelne mächtigen Individuen oder Umstände aufs Korn, nicht ganze Menschengruppen aufgrund von biologischen Merkmalen für die sie nichts können (Alter, Geschlecht).“

    Echt jetzt? Die Oma, die im Hühnerstall Motorrad fährt und dabei 1000 Liter Super jeden Monat verbraucht, ist eine Menschengruppe? Und der Verbrauch von 1000 Litern ist dann ein biologisches Merkmal?

    Wenn sich hingegen erwachsene Männer wie Nuhr an einer 16-jährigen abarbeiten, dann ist das voll ok, weil die ja ein mächtiges Individuum ist?

    „Es ist meiner Meinung nach nicht hilfreich aus dem (wichtigen) Umweltthema einen Generationenkonflikt zu machen.“

    Ja, süß. Wäre vielleicht Zeit gewesen, das einzuwenden, als Lindner und andere Geistesgrößen erklärt haben, Klimaschutz sei eine Sache für Profis und junge Leute seien einfach noch nicht so weit, die Zusammenhänge zu begreifen und sollten gefälligst nicht die Schule schwänzen. Nach Monaten paukerhafter Mäkelei (O-Ton FAZ übrigens) von Erwachsenen gegen Jugendliche wirken solche Appelle ein bisschen einseitig. Zumal wenn man sich selbst als „neutrales Korrektiv“ betrachtet. Der Name ist hier nicht Programm, sondern Manipulation.

  10. Ich denke, er meint, dass die „Oma“ repräsentativ für die Gruppe der „alten Umweltsünder“ steht. Ich denke, damit hat er recht, denn was wäre sonst der Zweck dieser Satire?
    Der Verbrauch von 1000 Litern Sprit ist natürlich nicht das biologische Merkmal, sondern das Alter, das somit gleichgesetzt wird (alt = weiß es nicht besser) mit dem Verbrauch, was natürlich absoluter Quatsch ist.
    Lasst uns doch wenigstens versuchen, uns nicht noch absichtlich falsch zu verstehen.

  11. Die Gruppe der »alten Umweltsünder« darf man getrost anschießen. Genauso wie natürlich die Gruppe der »jungen Umweltsünder«. Es gibt genug Kabarettisten, die sich über Handynutzung, Binge-Watching und SUV-Taxi zur Demo lustig machen. Das muss man alles aushalten, wenn man zu einer Gruppe gehört, die Stellung bezieht.

  12. Was das jetzt Ironie?
    (Wo soll das hinführen?)

    @12: Sehe ich ja genau so. Mir ging es um die Vermeidung einer Diskussion über Meta-Strohmänner. Ja, ich fasse mir an die eigene Nase.

    Was ich vorher noch vergaß @8:
    Einen Generationenkonflikt gibt es immer, durchgehend und stetig. Ich meine, das ist auch gut so!

  13. Die „Leute, die mit dem SUV zum Bioladen fahren“ sind seit Jahren Standard-Trope im deutschen Kabarett.

    So schlimm kann das mit den Verallgemeinerungen nicht sein, wenn diese deutlich größere Gruppe niemand gestört hat, nichtmal radikale Hardcore-SUVisten („Ich würde NIE in einen Bioladen fahren!“).

    Aber mal im Ernst:

    „Um einer weiteren Polarisierung der Debatte entgegenzuwirken bräuchte es mehr solcher differnzierender Stellungsnahmen auf beiden Seiten.“

    Wer eine durchaus multilaterale Debatte auf bilaterale Positionen runterbricht, trägt selbst zur Spaltung bei. Diese Superversimplifizierung, alles auf „zwei Seiten“ runterzubrechen, ist kontraproduktiv.

  14. @ Alex, #7

    Gut, dann erwarte ich vom öffentlich rechtlichen Rundfunk, dass er meine ’echte Gefühlsäußerung’ erkennt, wenn ich einen Schreikrampf bekomme, dass schon wieder geschmackloses und gemütstechnisch in der Vergangenheit verhaftetes Verblödungs-TV a la Taumschiff und Surm der Liebe, garniert mit volkstümlichem Schlager und Helene Fischer in Dauerschleife kommt. Buhrow muss, wenn er mich ernst nimmt, den ganzen Dreck vom Äther nehmen. Sofort. :-)

    Das ist lustig, dass Sie das ausgerechnet unter einen Artikel von Frau El Ouassil schreiben mussten. Ich hoffe, Sie erwarten nicht, dass sie sich für ihre Sturm-der-Liebe-Vergangenheit bei Ihnen entschuldigt. ;)

  15. Die Rechten sind wie üblich die größten Schneeflocken.

    Mich stört ein bisschen der Versuch der Autorin, zwischen verschiedenen Arten von Protest zu differenzieren und irgendwie künstlichen von ehrlichem (?) Protest zu unterscheiden.

    „Der Shitstorm übt Kritik, er macht auf Missstände aufmerksam und enthüllt; oder aber er zerreibt, bedroht, verbraucht die Beteiligten und ihre Ressourcen und macht nackt.“

    Man könnte an dieser Stelle mal innehalten und sich fragen, was ein Shitstorm überhaupt ist. Mit dem Begriff ist inhaltlicht überhaupt nichts verbunden, es geht lediglich um eine subjektiv in der eigenen Filterblase wahrgenomme Anhäufung von Protest.

    „Rechte Mobilisierungen zielen auf Letzteres ab, aber wie erkennt man die Farbe eines Sturms?“

    Wie wäre es denn anhand des Inhalts?

    „Eine Mischung aus Datenanalyse“

    Vielleicht sollte jemand eine KI mit der Erkennung von rechtem Gedankengut beauftragen, weil man Rechte ja heutzutage anscheinend nur noch an der Sprache erkennt.

    „auch einfach Common Sense: bei Antirassismus-Stickern auf einer Übertragungsbox oder parodistischen T-Shirts ahnt man, dass jede übertriebene Aufregung darüber eine künstliche ist.“

    Oder jemand fühlt sich ehrlich verletzt dadurch. Diese Psychologisierung und Unterstellung, dass der politische Gegner nur künstlich Stimmung macht, die muss doch nicht sein. Denn selbst wenn ein AfD-Anhänger sich ehrlich verletzt fühlt, dann kann einem das doch egal sein. Wieso muss auf jede handvoll Menschen, die irgendwo im Internet etwas schreiben, reagiert werden? Inhaltlich ist an Antirassismus nichts auszusetzen, da hat der ÖR dahinterzustehen, egal wie groß der Gegenwind ist.

    Alle Welt hat Angst vor ominösen Shitstorms, die hinter jeder Ecke lauern. Dabei sollte doch jeder der etwas länger im Medienbetrieb etwas zu tun hatte merken, dass sich die allermeisten Sachen nach wenigen Tagen wieder legen, ich glaube früher sagte man „das versendet sich“. Schreien tut sowieso nur eine Minderheit, und nur es drei zitierfähige Tweets gibt heißt es nicht, dass da mehr dahintersteckt. Wenn man einfach mal eine Woche oder einen Monat sich nicht dazu äußert dann hat man mehr Ruhe als wenn sofort auf jede Äußerung anspringt.

  16. @FPS #5
    „Neutrales Korrektiv“ (ich glaube, so neutral sind Sie gar nicht):

    Natürlich nicht. Niemand kann 100% Neutral sein. Das hängt auch sehr stark von der jeweiligen Fragestellung ab.
    Gegenüber Umweltschutz z.B. kann ich schon deswegen nicht neutral sein, weil ich selber Kinder habe und mir deren Zukunft am Herzen liegt.

    Was Neutralität betrifft kommt es mMn vor allem darauf an ob jemand wenigstens um diese Bemüht ist (das sieht man of sofort an der Wortwahl) oder es sich bei seinen Äußerungen nur um ein Signalling handelt mit dem die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe/Gesinnung erkennbar gemacht wird um Beifall vom Eigenen „Lager“ zu erheischen.

    @10: „Zumal wenn man sich selbst als „neutrales Korrektiv“ betrachtet. Der Name ist hier nicht Programm, sondern Manipulation.“

    Mir geht es vor allem darum, mediale Manipulationstechniken (egal von welcher Seite) aufzudecken. Nicht um diese Techniken selbst anzuwenden. Das überlasse ich Anderen.

    P.S.:
    For the record:
    Meine politische Selbstverortung ist in etwa die SPD der 1980er unter Helmut Schmidt (weiß nicht, ob das heutzutage als Rechtsradikal gilt ;-)

  17. #19: „Was Neutralität betrifft kommt es mMn vor allem darauf an ob jemand wenigstens um diese Bemüht ist (das sieht man of sofort an der Wortwahl) oder es sich bei seinen Äußerungen nur um ein Signalling handelt“

    Oder ob das Signalling schon mit dem selbstgewählten Pseudonym beginnt.

    „Mir geht es vor allem darum, mediale Manipulationstechniken (egal von welcher Seite) aufzudecken.“

    Machen’se mal, bisher haben Sie nix aufgedeckt. Aber wir sind sicher alle sehr gespannt.

    „(weiß nicht, ob das heutzutage als Rechtsradikal gilt ;-)“

    Schon mal vorsorglich rumopfern? Stichwort „Signalling“?

  18. @someonesdaughter

    „Schon mal vorsorglich rumopfern? “

    Polemisch-aggressiver Tonfall als unprovozierte Reaktion auf einen um Sachlichkeit bemühten Beitrag eines Neulings ?

  19. Naja, sich selbst als „neutral“ zu deklarieren hat halt erst mal Geschmäckle.
    Der SPD Spruch … Was ist es denn sonst, wenn nicht vorsorgliches „Beklagen“? M. E. steckt darin der passiv-aggresive Vorwurf, heute würde alles rechts von die Linke als „rechtsradikal“ gelten („äußerer Gessinnungsdruck“), was 1. zu beweisen wäre und 2. m. E. totaler Quatsch ist.
    Villeicht bin ich da aber zu sensibilisiert und Sie meinen etwas ganz Anderes.

  20. @22: „Der SPD Spruch … Was ist es denn sonst, wenn nicht vorsorgliches „Beklagen“? M. E. steckt darin der passiv-aggresive Vorwurf, heute würde alles rechts von die Linke als „rechtsradikal“ gelten“

    Stimmt. Das kann man wirklich so missverstehen. Und ist in dieser Zuspitzung selbstverständlich Quatsch.

    Deshalb der Irnonie-Smiley.

    Aber auch die Linke sollte selbstkritisch hinterfragen, ob nicht der in #1 sizzierten Polarisierungsprozess und das zunehmende „bist du nicht für mich bist du gegen mich“-Denken wie es einem auch in diesem Forum entgegenschlägt (Siehe die abstoßend-aggresive Polemik eines #22) nicht tatsächlich zu einer Stärkung der Extreme und Verwaisung der Mitte führt.

    Ich habe die „Übermedien-Community“ noch aus der Zeit des Niggemeier-Blogs als einen Ort in Erinnerung, an dem anders als in vielen Anderen Foren immer auch unterschiedliche Perspektiven zu Wort gekommen sind.

  21. @ Neutrales Korrektiv, #23

    „Ich habe die „Übermedien-Community“ noch aus der Zeit des Niggemeier-Blogs als einen Ort in Erinnerung, an dem anders als in vielen Anderen Foren immer auch unterschiedliche Perspektiven zu Wort gekommen sind.“

    Sie kommen doch hier zu Wort. Allerdings wird Ihnen hier auch geantwortet, sogar widersprochen, bisweilen auch mit spitzer Zunge.

  22. Nicht weniger als über „Astroturfing“ draußen muss ein Tom Buhrow auch über Maulwürfe in der eigenen Organisation nachdenken.
    Gibt es Redakteure oder freie Mitarbeiter im WDR, die mit gezielten Aktionen Zielscheiben für Unmut aufstellen, um seinen Sender in Misskredit zu bringen? Mästet ein Mitarbeiter gezielt eine Wutkampagne von rechts gegen den eigenen Sender, in dem er sich als haltungsfester, wenn auch vielleicht etwas übereifriger Linker gibt? Ist er als Provokateur sogar wirksamer Teil der Astroturfing-Kampagne und liefert er dem Shitstorm die dringend nötige Glaubwürdigkeit?
    Private Twitter-Accounts von Mitarbeitern können ein sehr nützliches Werkzeug sein, um den Arbeitgeber in Verruf zu bringen. Das Hinterherschieben der „Nazisau“ ist zum Beispiel nicht so wirklich nett, wenn die eigene Organisation gerade gut dabei ist, die „Umweltsau“ als Satire, harmloses Späßchen oder kleinen Fehler zu verkaufen.

  23. @ physeter. #25

    „Allerdings wird Ihnen hier auch geantwortet, sogar widersprochen,“

    INHALTLICHER Widerspruch ist immer willkommen.
    Das ist doch Sinn und Zweck einer Debatte.

    Dabei kann man nur gewinnen: Entweder der Widerspruch trifft zu, das ist dann Gelegenheit dazuzulernen (seinen eigenen Bias zu korrigieren) oder er trifft nicht zu, das ist Gelegenheit die eigenen Argumente an denen des „Gegners“ zu schärfen.

    Spitze Zunge ist auch OK. Satire, Ironie und intelligente Polemik sind die Würze der Suppe. Das Ganze soll ja nicht zuletzt auch der Unterhaltung dienen :-)

    Primitive Polemik und Diskussionen um Person und vermeintlicher Gesinnung von Diskussionsteilnehmern machen die Suppe ungeniessbar.

  24. @ Physeter:

    Vielleicht meinte „Neutrales Korrektiv“ es so, dass zu Zeiten des Niggemeier-Blogs der Umgang mit „abweichenden“ Meinungen etwas toleranter und verbindlicher war? Und dass das für ein angenehmes Diskussionsklima zuträglicher war?

    Ich möchte in diesem Zusammenhang gleich noch anmerken, dass ich viele der Beiträge von Herrn Niggemeier (die früher häufiger waren als heute) zu gesellschaftspolitischen Themen als differenzierter empfand als einen erheblichen Teil der Übermedien-Beiträge, die heutzutage (nicht von ihm) erscheinen.

    @ alle:

    Obwohl ich die Aufregung um das umgedichtete Lied für weit überzogen halte, wundere ich mich doch über einige Kommentare hier.

    Wurde man im Zusammenhang mit anderen Artikeln nicht immer wieder belehrt, dass es allein auf das Empfinden der Opfer im Hinblick auf eine von ihnen so wahrgenommene Herabsetzung oder Beleidigung ankomme? Dass man die Wahrnehmung der Opfer einfach so zu respektieren habe? Dass es auf objektive Kriterien oder intersubjektive Plausibilität gar nicht ankomme?
    Nun liest sich das hier ganz anders – ich meine auch von Leuten, dir früher noch im eben dargelegten Sinne argumentiert hatten.

    (Ja, ich habe jetzt weder die Zeit noch die Muse, die jeweiligen Diskussionen herauszusuchen und das im konkreten Detail zu belegen, aber vielleicht werden sich einige noch an die Debatten erinnern.)

  25. Ich war das LLL, der dafür plädiert hat, die Opferposition generell als Maxime zu nehmen. Da ging es (meine ich) um das „N-Wort“ und warum man das (nicht) sagen dürfen muss (sollte).

    Nicht vergessen: Hautfarbe kannste nix gegen machen. Gegen Umweltsau kannste was machen.

    Dem entsprechend würde ich hier zwischen echten und gefühlten Opfern unterscheiden.

  26. Opfer des Umweltsau-Liedes kann höchstens diejenige Person sein, die sich als Umweltsau angesprochen fühlt.
    Alle weiteren sind weder objektiv noch gefühlt Opfer (die sagen ja selbst, sie bzw. ihre Omas sind nicht so, wie in dem Lied dargestellt wird).

    Empören tun sich dennoch einige, die eben gerne in eine Opferrolle schlüpfen, um der Empörung wegen.
    Und dazu sagt der Artikel ja schon einiges.

  27. „Gegen Umweltsau kannste was machen“
    Omas und Boomern nützt es nichts, einen minimalen CO2-Fussabdruck zu haben. Vielflieger-Mäusen schadet es nicht, einen CO2-Fussabdruck wie Al Gore zu haben. Kannste nix machen!

  28. „Omas und Boomern nützt es nichts, einen minimalen CO2-Fussabdruck zu haben.“
    Stimmt, nützen wird es zukünftigen Generationen.

  29. Jetzt raff‘ ich Ihren zweiten Satz erst … Vielflieger-Maus ist despektierlich für Greta Thunberg, right? Sagen Sie das doch einfach!

    „Aber Greta fliegt manchmal mit dem Flugzeug also muss ich mein Verhalten nicht ändern“ ist sicherlich eine Position, die man haben darf, die aber auch kritisiert werden darf, z. B. mit „Was du nicht willst das man dir tu …“

    Verlinken Sie eigentlich immer noch ausschließlich zu Ihrem eigenen Blog? (Rhetorische Frage)

  30. @28 LLL

    aber wie soll man denn zukünftig Ihrer Meinung nach noch satirische oder quatschige Lieder schreiben, wenn man immer ausschließen muss, dass sich irgendeine Gruppe eventuell herabgesetzt oder beleidigt fühlen könnte?

    Das Beispiel „Männer sind Schweine“ von den Ärzten wurde ja schon in einem Kommentar erwähnt. Heutzutage müsste das doch Massenproteste hervorrufen, denn hier wird auch eine ganze Bevölkerungsgruppe auf das übelste beschimpft:

    „Männer sind Schweine
    Frage nicht nach Sonnenschein
    Ausnahmen gibt’s leider keine
    In jedem Mann steckt doch immer ein Schwein“

    Das muss man nicht unbedingt komisch finden, aber wenn so etwas immer „auf objektive Kriterien oder intersubjektive Plausibilität“ überprüft werden muss, dann können wir die meisten Witze gleich ganz verbieten.

    Ich bilde mir ein, dass so ein Aufstand bis vor einigen Jahren ganz undenkbar gewesen wäre. Und finde, das sollte auch so bleiben.

  31. Es nützt zukünftigen Generationen, bewahrt die Omas zu Lebzeiten aber nicht davor, als Umweltsau besungen zu werden: Undank ist der Welten Lohn.
    Gleichzeitig dürfen „die Guten“ nach Herzenslust zur Großwildjagd nach Camden Town oder auch Patagonien fliegen, ohne jemals Umweltsau genannt zu werden.
    Das finden wir Boomer eben nicht OK. Bätschi!

  32. @ Ingo S., #34
    „Das Beispiel „Männer sind Schweine“ von den Ärzten…“

    …ist ein schlechtes Beispiel, denn der Sachverhalt ist ein völlig anderer: Männer singen abfällig über Männer.
    Das können Sie gerne umwandeln, z.B. Juden singen abfällig über Juden.
    Kein Aufschrei, nirgends. Es ist allgemein akzeptiert, die eigene Gruppe als wasauchimmer humoristisch reinzureiten.

    Ein Unterschied in der Situation besteht auch mit Blick auf andere Merkmale. Rassistische Witze werden eben immer auf Kosten einer Minderheit gemacht, mindestens aber aus einer Position der Stärke heraus. Und es geht um biologische, nicht änderbare Merkmale.

    Das Oma-Lied betrifft aber diejenigen in Machtpositionen (Eltern, Politiker, WDR-Intendanten…) und zielt auf deren aktuelle Handlungen ab (der Text ist im Präsenz). Eben z.B. den Widerstand gegen ökologisch sinnvolle Maßnahmen.

    Warum die „Boomer“ das jetzt auf ihre eigenen Großmütter beziehen und auf deren Handlungen von vor Jahrzehnten, ist wohl nur mit einer emotional begründet falschen Verdrahtung im Großhirn zu erklären.

  33. #27: „INHALTLICHER Widerspruch ist immer willkommen.“

    RUMBRÜLLEN (durch Großschreibung) ist äusserst unhöflich, unsachlich und unwillkommen.

    „Primitive Polemik und Diskussionen um Person und vermeintlicher Gesinnung von Diskussionsteilnehmern machen die Suppe ungeniessbar.“

    Sie opfern schon wieder rum. Ihre vermeintliche Gesinnung haben Sie (!) hier selbst thematisiert, auf die typische ‚gilt das heute schon als rechtsradikal‘-Art der Selbstviktimisierer. Es wird insuiniert, dass rechtsradikale Positionen früher mal ‚ganz normal‘ gewesen seien und nur der schreckliche Linksruck der Gesellschaft diese Positionen zu rechtsradikalen gemacht habe.

    Mir jetzt „primitive Polemik“ entgegen zu spucken, konterkariert ihren ganzen Auftritt hier, ihr Name und ihre angebliche Neutralität sind nichts als Framing. Der Lack war dünn und bei Ihnen halt schnell abgeplatzt. Pech.

  34. @ Physeter #36
    „Das Oma-Lied betrifft aber diejenigen in Machtpositionen“
    Mir fällt nur eine Oma in einer Machtposition ein, die Bundes-Oma. Dann ist die gemeint, weil sie glaubt, dass Greta und ihre Jünger*nnen vom Iwan gesteuert sind ?

  35. @Neutrales Korrektiv
    Da Sie ja anscheinend neu hier sind, erlauben Sie mir einen Hinweis.
    Bei Übermedien herrscht ein seltsames Gefälle zwischen der Qualität der überwiegenden Zahl der Artikel und dem Kommentarbereich.
    Wenn Sie hochwertige und gut recherchierte Artikel lesen möchten, sind sie hier richtig.
    Wenn Sie jedoch sachliche, konstruktive und von gegenseitiger Toleranz geprägte Diskussionen führen möchten, sind Sie hier ebenso falsch.
    Sie müssten sich entscheiden, was Ihnen wichtiger ist.

  36. „Wenn Sie jedoch sachliche, konstruktive und von gegenseitiger Toleranz geprägte Diskussionen führen möchten, sind Sie hier ebenso falsch.“

    Nehmen wir mal exemplarisch den letzten Kommentar von someonesdaughter.
    Da wird jede Aussage begründet, die Sachlichkeit ist also gegeben. Kein Vorwurf, der nicht mit dem Verhalten des anderen erklärt wird.
    Konstruktiv ist der Beitrag auch. Die Begründungen geben dem anderen die Chance, zur Sachebene zurück zu kehren, bieten eben ein sachliches Fundament, auf dem konstruktiv argumentiert werden könnte, wenn man denn wollte.
    Und Toleranz ist zwangsläufig gegeben, weil die Kommentatoren hier keine Hausmacht haben und schlecht intolerant reagieren können.
    Toleranz bedeutet ja schließlich auch nicht, dass man alles unwidersprochen lassen muss.

    In so fern ist man hier richtig, wenn man gute Artikel lesen möchte. Und man ist genau so richtig hier, wenn man in der Sache hart geführte Diskussionen auf gutem Niveau lesen möchte.
    Negativausreißer gibt es immer, wenn zum Beispiel Pauschalurteile abgegeben werden, in denen keinerlei sachliche Begründung vorkommt, sondern nur Behauptet wird.

  37. WENN ICH EINEN GANZEN SATZ ODER KOMMENTAR IN GROßBUCHSTABEN SCHREIBE, KANN MAN MIR MIT EINIGEM RECHT BRÜLLEN VORWERFEN.
    Wenn User „Neutrales Korrektiv“ ein einzelnes Wort Groß schreibt, möchte er es offensichtlich zur Verdeutlichung hervorheben. Ihm das als rumbrüllen auszulegen empfinde ich nicht als sachlich, konstruktiv oder tolerant, sondern schlicht als bösartig!

  38. #41: Na Reichelt, haben Sie endlich wieder einen Anlasse gefunden, bei dem Sie (wie üblich) nicht zum Thema sagen, aber mich anpöbeln können? Sie sind fortgesetzt unverschämt, übergriffig, bösartig.

  39. #41: Vergessen Sie’s, das ist nur Frank Reichelt, der speichelt. Der muss irgendwann mal argumentativ den kürzeren gezogen haben und seit dem wanzt er sich an andere ran, um mich anzuspucken. Den erreichen Sie nicht.

  40. @ someonesdaughter:

    Beim Austeilen sind Sie deutlich talentierter als beim Einstecken. Wo ist denn Frank reichelts Beitrag #41 bitte „unverschämt, übergriffig (!) und bösartig (!!)“?

  41. @#26 Andreas Müller

    Interessanter Punkt. Ich kann mich an ein Interview (im österreichischen Fernsehen?) erinnern, in dem ein ehemaliger führender PR-Berater von Donald Trump über Manipulationstechniken aus dem Nähkästchen plauderte.

    Eine der erfolgreichsten Methoden sei es demnach (sinngemäß), möglichst die Extreme im gegnerischen Lager in scheinbarer Sicherheit zu wiegen und zu immer radikaleren (im eigenen Lager zwar bejubelten, aber vom Gegenerischen Lager und den Unentschlossenen zunehmend mit Ablehnung betrachteten) Schritten zu provozieren.

    Die Eskalation Umweltssau -> Nazisau passt genau in dieses Schema.

    Dazu braucht es, wenn man geschickt im provozieren ist, nicht mal „Maulwürfe“.

    (Analog beim „Flügel“ der AfD, der sich mit seiner vorgestrigen Rhetorik zwar wohlig im Jubel der eingefleischten Rechtsaussen suhlt, aber die bürgerliche Mitte (die allein der AfD jemals zu relevanten Mehrheiten verhelfen könnte) um so mehr verprellt. Wie sagte jemand mal so schön: „Höcke ist Merkels bester Mann“ ;-)

  42. @NEUTRALES KORREKTIV

    „Analog beim „Flügel“ der AfD, der sich mit seiner vorgestrigen Rhetorik zwar wohlig im Jubel der eingefleischten Rechtsaussen suhlt, aber die bürgerliche Mitte (die allein der AfD jemals zu relevanten Mehrheiten verhelfen könnte) um so mehr verprellt“

    Sind ihnen die Wahlergebnisse im letzten Jahr irgendwie entgangen? Kann mich nicht daran erinnern, dass da die AFD im Osten (wo typischerweise die ganzen Flügel-Leute wohnen) irgendwie schlecht abgeschnitten hätte…

  43. @ Anderer Max:

    Sie waren’s nicht allein.
    (Und speziell bei der Diskussion um das N-Wort ging es, das sei für Mitlesende erwähnt, um den metasprachlichen und zitierenden Gebrauch des N-Wortes: Ob man also etwa das N-Wort ausschreiben kann, wenn man über das N-Wort zitiert. Es ging nicht um den regulären (objektsprachlichen) Gebrauch, wo ja Einigkeit herrschte.)

    „Nicht vergessen: Hautfarbe kannste nix gegen machen. Gegen Umweltsau kannste was machen.“

    Und da fängt das Problem schon an. Denn das Lied wendet sich zwar nicht explizit gegen alte Leute und unterstellt ihnen auch nicht explizit im Allgemeinen, „Umweltsäue“ zu sein. Es kann so aber womöglich so missverstanden werden, dass es tendenziell eine Botschaft transportiert, die wenigstens in diese Richtung weist. Es kann solche Assoziationen wecken, und zwar vielleicht auch ohne dass der Empfänger krankhaft empfindlich oder extrem böswillig sein müsste.

    Dann sagen Sie: Nein, so ist das Lied nicht gemeint, und so kann man es auch nicht missverstehen.
    Und die Oma sagt: Bei mir kommt das aber so an. Ich finde, dass man da sehr wohl so verstehen kann.
    Anderer Max: Nein.
    Die Oma: Ich kann selbst entscheiden, wann ich mich verletzt fühle.
    Anderer Max: Sie können aber etwas gegen Ihr Umweltverhalten machen:
    Die Oma: Aber nicht gegen mein Alter.
    Anderer Max: Aber die Persiflage hat mit Ihrem Alter nichts zu tun.
    Die Oma: Das sehe ich anders und bitte Sie, das zu respektieren. Ich weiß selbst, wann ich mich im Hinblick auf mein Alter diffamiert fühle und wann nicht. Es ist nicht Ihre Aufgabe, das für mich zu entscheiden.

    @ Ingo S:

    „[…] aber wie soll man denn zukünftig Ihrer Meinung nach noch satirische oder quatschige Lieder schreiben, wenn man immer ausschließen muss, dass sich irgendeine Gruppe eventuell herabgesetzt oder beleidigt fühlen könnte?“

    Das fordere ich ja gar nicht (auch wenn ich das Lied nicht sonderlich glücklich finde und es für bedenklicher als das „Männer-sind-Schweine-Lied“ halte). Aber es gibt andere Leute, die bei anderen Gruppen sinngemäß so argumentiert haben, dass die einzelnen Mitglieder dieser Gruppen selbst frei entscheiden können, wodurch sie sich beleidigt fühlen, und dass das von anderen dann ganz allgemein und unabhängig vom Einzelfall und seiner Sachlage so akzeptiert werden soll. Ich finde es da nun etwas seltsam, wenn bei alten Leuten dieses Prinzip offenbar nicht mehr gelten soll.

    Mit „objektive[n] Kriterien oder intersubjektive[r] Plausibilität“ meinte ich hier den Gegenentwurf: Dass es eben nicht reicht, dass etwas geächtet wird, nur weil sich jemand beleidigt fühlt, sondern dass zuerst rational und intersubjektiv geprüft werden soll, ob das Beleidigt-Sein halbwegs begründet/nachvollziehbar sein soll. Das wäre also gerade ein Schutz gegen die Abschaffung jeder Satire, nur weil sie irgendwem nicht passt.
    (Hatte übrigens noch in einem anderen Thread darauf hingewiesen, dass ich Ihnen zu unserer längeren „rechtlichen“ Diskussion noch geantwortet hatte, nur eben aus Zeitmangel damals leider spät. Nur dass ich nicht unhöflich erscheine.)

    @ Physter:

    „Das Oma-Lied betrifft aber diejenigen in Machtpositionen (Eltern, Politiker, WDR-Intendanten…) und zielt auf deren aktuelle Handlungen ab (der Text ist im Präsenz).“

    Das kann man so interpretieren. Aber in dem Lied heißt es eben nicht „Mein Nachbar, der Manager bei XY“ ist, ist eine Umweltsau. Es heißt „meine Oma“. Und dass da jemand an die „Oma“ oder jedenfalls die ältere Generation denkt, auch wenn es so sicher nicht gemeint ist, ist jetzt (zumindest nach meinem Empfinden) nicht völlig uneinfühlbar.

  44. @ Frank Reichelt:

    „Wenn Sie jedoch sachliche, konstruktive und von gegenseitiger Toleranz geprägte Diskussionen führen möchten, sind Sie hier ebenso falsch.“

    Wobei ein Gutteil der Kommentare hier eigentlich ziemlich sachlich und normal höflich ist. Aber die Anzahl der Beiträge, die das nicht sind, genügt eben, um das Diskussionsklima entscheidend zu prägen.

  45. @ Someonesdaughter:

    Neutrales Korrektiv hatte geschrieben:

    „Es ist meiner Meinung nach nicht hilfreich aus dem (wichtigen) Umweltthema einen Generationenkonflikt zu machen.“

    Das wäre dem Wortsinn nach ja eine harmlose Selbstverständlichkeit, kann im Kontext aber natürlich als Kritik am umgedichteten Lied interpretiert werden. Wobei diese Kritik nicht extrem hart ausfällt.
    Sie antworten direkt auf diesen Satz:

    „Ja, süß. Wäre vielleicht Zeit gewesen, das einzuwenden, als Lindner und andere Geistesgrößen erklärt haben, Klimaschutz sei eine Sache für Profis und junge Leute seien einfach noch nicht so weit, die Zusammenhänge zu begreifen und sollten gefälligst nicht die Schule schwänzen. Nach Monaten paukerhafter Mäkelei (O-Ton FAZ übrigens) von Erwachsenen gegen Jugendliche wirken solche Appelle ein bisschen einseitig. Zumal wenn man sich selbst als ’neutrales Korrektiv‘ betrachtet. Der Name ist hier nicht Programm, sondern Manipulation.“

    Verstehe ich Sie richtig, dass Sie neutralem Korrektiv „Manipulation“ vorwerfen, weil er/sie das Lied kritisiert hat, nicht aber zugleich die Mäkelei von Lindner und co. an jungen Umweltschützern?

    Aber ist das nicht etwas viel verlangt? Schließlich war dies nicht das Thema der Diskussion, und als das früher in den Kommentaren auf Übermedien debattiert wurde, was Kritisches Korrektiv ja noch gar nicht hier.
    Muss man generell immer auch die andere Seite kritisieren, wenn man die eine Seite kritisiert? In manchen Fällen sollte man das wohl, aber im Allgemeinen und in diesem Fall?
    (Ich kann doch beispielsweise auch Donald Trump kritisieren, ohne jedes mal gleich hinzufügen zu müssen, dass der Demokrat Bill Clinton nach Aussagen führender zuständiger UN-Diplomaten (David Halliday und Hans von Sponeck) durch sein illegales Handeln 500.000 irakische Kinder ums Leben gebracht hat und also doch wohl (weit) „schlimmer“ war als Trump?)

    Doch selbst wenn es kritikwürdig von „kritisches Korrektiv“ gewesen sein sollte, nicht zuerst die Anfeindungen der F4F-Aktivisten zu kritisieren, muss er dann „Manipulation“ betreiben? Die setzt ja immerhin eine böse Absicht voraus?

    Ich möchte Sie mit diesem Beitrag übrigens nicht „kritisieren“, sondern einfach nur einige Fragen in den Raum werfen und vielleicht auch etwas zur Versöhnlichkeit anregen. Wie ich schon schrieb halte ich selbst die Aufregung um das Lied ja auch weit überzogen und würde mich freuen, wenn man viel mehr über die Omas, die auf der Straße leben, wie ich sie fast jeden Tag im reichen Deutschland sehe, diskutieren als um eine fiktive Oma in einem Lied.

  46. @ Neutrales Korrektiv #46
    „Eine der erfolgreichsten Methoden sei es demnach (sinngemäß), möglichst die Extreme im gegnerischen Lager in scheinbarer Sicherheit zu wiegen und zu immer radikaleren (im eigenen Lager zwar bejubelten, aber vom Gegenerischen Lager und den Unentschlossenen zunehmend mit Ablehnung betrachteten) Schritten zu provozieren“
    Bingo! Man ‚übersteuert‘ das Target, verschafft ihm einen ‚Lauf‘, das Gefühl, den Wind in den Segeln zu haben und endlich die ‚Sau‘ rauslassen zu können. Man kann das zwar von außen provozieren wollen, aber „Maulwürfe“, die vorangehen und zeigen, wie viel Unterstützung das im eigenen Lager generiert, sind sicherer.
    Natürlich kann man das in allen politischen Lagern beobachten.
    Bei den Linken war auch immer zu erkennen, wie Führungskräfte, die gegen das Übersteuern arbeiten und populäre Positionen verteidigen, von Parteiaktivisten (zB mit einer Torte) markiert und von „Journalisten“ einer linientreuen Sonderbehandlung unterzogen worden, damit sie die Strategie nicht länger stören.
    Beobachten Sie unter diesem Aspekt einmal den „Journalisten“ Matthias Meisner. Der hat dieselbe Funktion nicht nur links (gegen Wagenknecht), sondern auch rechts (gegen Patzelt und Kretschmer) erfüllt. Alles mutmaßlich nur, damit auf dem populären Spielfeld (für eine Weile und speziell im Osten) allein die AfD mobilisieren konnte. Gleichzeitig sorgen Leute wie Höcke mit Erfolgen im Osten dafür, dass das Potenzial bundesweit limitiert bleibt.

  47. @Kritischer Kritiker
    Das ist ein bekanntes psychologisches Phänomen. Wenn jemand unfähig zur Selbstkritik ist und keine inhaltlichen Argumente hat, überzieht er das Gegenüber mit monströsen Vorwürfen und dreht die Begrifflichkeiten (bösartig) um. So exkulpiert man sich selbst und alles ist in Ordnung. Denkt man…

  48. @48:
    „Es kann so aber womöglich so missverstanden werden, dass es tendenziell eine Botschaft transportiert, die wenigstens in diese Richtung weist.“
    Ja, ein guter Satiretext insinuiert Dinge, über die sich die Leute, die sich angesprochen fühlen dann aufregen.

    Schwarze Hautfarbe ist ein physisches Merkmal. Umweltsau-sein nicht.
    Alter ist ein physisches Merkmal und wird hier verwendet um auf die Diskrepanz zwischen heutigem und damaligem Umweltbewusstsein hinzuweisen, sprich den Generationenkonflikt selbst. Die Oma ist eine Verallgemeinerung der Generation.
    So wie ich mich nicht von jeder dahergelaufenen „Millennial-Kritik“ angesprochen fühle … etc.

    Mir drängt sich mal wieder der Eindruck auf, dass nur eine bestimmte, humorbefreite Gruppe da eine Ideologiediskussion draus machen will, weil ihr Ideologiediskussionen nutzen.

  49. #54

    Danke. :) Am schönsten finde ich ja Punkt 6:

    »Das Gegenteil ist richtig: Die Omasau-Gegner instrumentalisieren Kinder und fügen ihnen womöglich ernsten Schaden zu. […] Die wollen halt einfach weiter ungestört Autofahren, und dabei wurden traditionell schon immer Kinder umgenietet, wenn sie an der falschen Stelle im Weg herumstanden.«

  50. „Beobachten Sie unter diesem Aspekt einmal den „Journalisten“ Matthias Meisner. Der hat dieselbe Funktion nicht nur links (gegen Wagenknecht), sondern auch rechts (gegen Patzelt und Kretschmer) erfüllt. Alles mutmaßlich nur, damit auf dem populären Spielfeld (für eine Weile und speziell im Osten) allein die AfD mobilisieren konnte. “

    Herr Müller, bitte lassen Sie doch Ihren Dummenfang. Danke. (Und, btw., nach Möglichkeit auch Ihren miefigen Altherren-Sexismus.) Ihren ganzen agent-provocateur-Kram glaubt Ihnen hier niemand, nicht zuletzt, weil es paranoider Schwachsinn ist. Ich kann mir nicht mal vorstellen, dass Sie selbst das glauben.

  51. #45: Wo ist denn Frank reichelts Beitrag #41 bitte „unverschämt, übergriffig (!) und bösartig (!!)“?

    Lesen Sie nach, was ich schrieb – und beachten die Worte „endlich wieder“ und „fortgesetzt“. Reichelt speichelt mich hier regelmäßig an. Nie zum Thema, immer ad hominem. Er täuscht nicht einmal inhaltliche Differenzen vor. Das ist unverschämt und übergriffig. #52 enthält auch weiter nichts zum Thema, nur weiteres bösartiges Reichelt-Gespeichel.

    #50: „Verstehe ich Sie richtig, dass Sie neutralem Korrektiv „Manipulation“ vorwerfen, weil er/sie das Lied kritisiert hat, nicht aber zugleich die Mäkelei von Lindner und co. an jungen Umweltschützern?“

    Ich werfe ihm Manipulation vor, weil er als „Neutrales Korrektiv“ angebliche Neutralität wie eine Monstranz vor sich herträgt und zugleich auffällig vermissen lässt. Wer behauptet, erst durch das Umweltsau-Lied werde aus einem „(wichtigen) Umweltthema ein(en) Generationenkonflikt“ gemacht, der ist entweder jetzt erst aus einer Höhle gekommen, in der er länger Zeit isoliert verbracht hat oder ignoriert vorsätzlich monatelange Stimmungsmache gegen die junge Generation, die FFF vornehmlich trägt.

    Genau das habe ich aber bereits geschrieben:

    „Nach Monaten paukerhafter Mäkelei (O-Ton FAZ übrigens) von Erwachsenen gegen Jugendliche wirken solche Appelle ein bisschen einseitig. Zumal wenn man sich selbst als „neutrales Korrektiv“ betrachtet. Der Name ist hier nicht Programm, sondern Manipulation.“

    „Doch selbst wenn es kritikwürdig von „kritisches Korrektiv“ gewesen sein sollte,“ 

    Wer ist „kritisches Korrektiv“?

  52. Der guten Ordnung halber muss ich leider darauf hinweisen, dass „Micha“ in #40 einen Kommentar wegen besonderer Sachlichkeit und Konstruktivität beispielhaft in die Debatte eingebracht hat.
    Ich habe dieses Beispiel in #41 lediglich aufgenommen und ausgeführt, dass ich zumindest in einem Punkt anderer Meinung bin.
    Nicht mehr und nicht weniger.

  53. @ Anderer Max:

    „Alter ist ein physisches Merkmal und wird hier verwendet um auf die Diskrepanz zwischen heutigem und damaligem Umweltbewusstsein hinzuweisen, sprich den Generationenkonflikt selbst. Die Oma ist eine Verallgemeinerung der Generation.“

    Sehen Sie, jetzt sind Sie es, der das Lied als Hinweis auf eine „Generation“ bzw. einen „Generationenkonflikt“ interpretiert.
    Sie haben den Kritikern des Liedes damit aber schon einen wichtigen Punkt zugegeben: Dass es um die Kritik an einer Generation als solcher (wenn auch nicht an all ihren Mitgliedern) gehe.
    Worauf die Kritiker dann sagen, dass man das Thema eben gerade nicht als „Generationenkonflikt“ aufziehen sollte.

    „So wie ich mich nicht von jeder dahergelaufenen ‚Millennial-Kritik‘ angesprochen fühle … etc.“

    Wobei nach Ihrer Logik ja jeder für sich entscheiden soll, ob er sich im Zusammenhang mit einer nicht zu ändernden Eigenschaft (wie Alter) angesprochen fühlt oder nicht, und alle anderen sich einfach danach zu richten haben. Zumindest klang das wie gesagt so.

    @ Someonesdaughter:

    „Wer behauptet, erst durch das Umweltsau-Lied werde aus einem ‚(wichtigen) Umweltthema ein(en) Generationenkonflikt‘ gemacht, der ist entweder jetzt erst aus einer Höhle gekommen, in der er länger Zeit isoliert verbracht hat oder ignoriert vorsätzlich monatelange Stimmungsmache gegen die junge Generation, die FFF vornehmlich trägt.“

    Ja, aber wo hat Neutrales Korrektiv denn behauptet, dass erst (sic!!) durch besagtes Lied aus einem Umweltthema ein Generationenkonflikt gemacht worden sei?
    Sie scheinen das daraus abzuleiten, dass er im Zusammenhang mit jenem Lied davor gewarnt hat, einen Generationenkonflikt aus den Umwelt-Problemen zu machen, ohne dass er zuvor die Anfeindungen gegen F4F kritisiert hätte. Oder?

    Nur wie gesagt waren diese Anfeindungen hier nicht das Thema und Neutrakes Korrektiv war zu jener Zeit hier nicht in den Kommentaren aktiv.
    Es stellt sich die Frage, inwieweit man in der Geschichte jedes mal zurückgehen und zuerst Verfehlungen der „Gegenseite“ thematisieren muss, bevor man jemanden kritisiert – sofern man wenn man sich nicht der „Manipulation“ schuldig machen möchte?

    Ich meinte „Neutrales Korrektiv“, als ich einmal „kritisches Korrektiv“ schrieb.

    @ taz-Artikel:

    „6) Das Gegenteil ist richtig: Die Omasau-Gegner instrumentalisieren Kinder und fügen ihnen womöglich ernsten Schaden zu. Ich jedenfalls möchte mir nicht vorstellen, wie die Kinder, die mit Freude an dem Lied mitgewirkt haben und die in dem Video zu sehen sind, nun durch diese Debatte tatsächlich traumatisiert werden. Das aber ist den selbst ernannten Kinderschützern selbstverständlich vollständig egal. Kein Wunder, denn Kindeswohl ist ihnen sowieso gleichgültig, was sich ja bereits an der politischen Agenda ihres Kampfes gegen das Lied und damit gegen Umwelt- und Klimaschutz zeigt. Die wollen halt einfach weiter ungestört Autofahren, und dabei wurden traditionell schon immer Kinder umgenietet, wenn sie an der falschen Stelle im Weg herumstanden.“

    Das ist aber doch nun wirklich billige Polemik – frei von substantieller Analyse und Argumentation und voll von Kurzschlüssen und Unterstellungen. (Z.B: Wer das Umweltsau-Lied kritisch sieht, dem ist das Wohl von Kindern völlig egal, der kämpft gegen Klima und Umweltschutz und will rücksichtslos Auto fahren. Ich finde die Aufregung um das Lied wie gesagt auch weit überzogen, halte es aber für absurd, Kritikern des Liedes in einer derart pauschalen Weise alles mögliche Böse zu unterstellen.)

  54. Wenn ich „Männer sind Schweine“ umdichte in „Sachsen sind Nazis“, wären alle Sachsen beleidigt, die einen zurecht, die anderen, weil sie es nicht zugeben wollen.
    Was würde das demnach nutzen?

  55. #59: „Sie scheinen das daraus abzuleiten, dass er im Zusammenhang mit jenem Lied davor gewarnt hat, einen Generationenkonflikt aus den Umwelt-Problemen zu machen, ohne dass er zuvor die Anfeindungen gegen F4F kritisiert hätte. Oder?“

    Ja genau, das haben Sie gut erkannt. Wer im Zusammenhang mit jenem Lied davor warnt, einen Generationenkonflikt aus den Umwelt-Problemen zu machen, der war entweder längere Zeit isoliert oder ‚übersieht‘ aus anderen Gründen, dass es diesen Generationenkonflikt schon lange gibt, befeuert u.a. von Nuhr, Lindner & Konsorten, und die Mahnung ‚etwas‘ spät kommt und daher weder besonders ernst gemeint sein kann noch besonders neutral ist.

    „Es stellt sich die Frage, inwieweit man in der Geschichte jedes mal zurückgehen und zuerst Verfehlungen der „Gegenseite“ thematisieren muss, bevor man jemanden kritisiert – sofern man wenn man sich nicht der „Manipulation“ schuldig machen möchte?“

    Nein, die Frage stellt sich nicht. Es stellt sich eher die Frage, wie einseitig man Partei ergreifen will, wenn man sich gleichzeitig als neutrales Korrektiv inszeniert. Und wie glaubwürdig (oder eben nicht) man erscheinen möchte.

    „Ich meinte „Neutrales Korrektiv“, als ich einmal „kritisches Korrektiv“ schrieb.“

    Ist ja auch nicht einfach, ‚Neutrales Korrektiv‘, ‚Kritischer Kritiker‘ – sollte ich einen neuen Nick brauchen werde ich mich ‚Die reine Wahrheit’ – Widerspruch ist Häresie und zu unterlassen‘ nennen …

  56. Noch ein Aspekt zum Thema:

    Was das Schüren von Generationenkonflikten im Zshg. mit dem Umweltthema moralisch sehr fragwürdig macht, ergibt sich aus dem Umstand, dass doch fast alle Menschen das Wohl ihrer Kinder über ihr Eigenes stellen.

    Das ist eine anthropologische, biologische bedingte Konstante (und gilt für alle Säugetiere). Ich kenne in meinem Umfeld keine einzige Familie, bei der das nicht der Fall ist.

    Selbst dem erbittertsten Feind sollte man also nicht unterstellen, mit Vorsatz gegen das Wohl der eigenen Nachkommen zu handeln. (Kennt noch jemand den Songtext aus der Zeit des kalten Krieges „The Russians love their Childeren too“ ?)

    Vor diesem Hintergrund ist es unredlich, der älteren Generation für deren potentiell umweltschädlichen Verhalten (das als solches durchaus real sein kann) *eigennützige* Motive „auf Kosten der Jüngeren“ zu unterstellen.

    Wenn überhaupt dann resultiert „zukunftschädliches“ Verhalten der Eltern aus Unwissenheit oder durch fehlgeleitete Informationen.

    Für jüngere oder kinderlose Menschen ist dies evtl. schwer nachvollziehbar. (Ich selbst konnte es vor meinem ersten eigenen Kind auch nicht).

  57. Nach der Logik würden auch Leute, die auf Impfverweigerer hinweisen, „einen Generationenkonflikt schüren“.

    Also mal davon abgesehen, dass hier weiterhin mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird (ich muss da immer an einen Cartoon von OL denken: Polizist: „Strafzettel für Falschparken? Ich schreib einfach ‚Vorbereitung eines Angriffskriegs drauf‘, okay?“), ist das der Versuch einer Immunisierung gegen Kritik: „Die meinens ja nur gut.“

    Eben. Das Gegenteil von usw. …

    Ich sehe da keinen Aspekt und nichts moralisch fragwürdiges, wenn man umfassendes Scheitern öffentlich anspricht.

  58. Im Grunde genommen ist es doch so: wir alle als Konsumgesellschaft haben die letzten zig Jahrzehnte ziemlichen Frevel an unserer Umwelt getan.
    Ein Teil der Jugend wünscht sich, dass sich das ändert.
    Und stößt dabei auf massiven Widerstand (Leugner des mensch gemachten Klimawandels, Greta-Basher, Fridays for Hubraum, Trump, Lindner, AfD, etc.).
    Wenn im Kotext dieses Widerstands von den Unterstützern der Jugend ein Lied wie dieses „Umweltsau“ kommt, dann ist das doch nur Folgerichtig, weil eben die Jugend am Allerwenigsten dafür können, was die Gesamtgesellschaft verbockt hat. Und sich damit zurecht darüber aufgeregt werden kann, auch in Form eines solchen satirischen Liedes, wenn deren Forderung nach Vernunft angegriffen wird.

    Aus meiner Sicht sagt die Jugend nur, lasst uns was ändern.
    Und diejenigen, die da etwas gegen haben, die machen daraus dann den Generationenkonflikt.
    Weil sie wissen, dass ihre Haltung falsch ist, sich aber nicht selbst ändern wollen und lieber so Nebenschauplätze wie diese Diskussion um so ein Liedchen aufmachen.

  59. Wenn überhaupt dann resultiert „zukunftschädliches“ Verhalten der Eltern aus Unwissenheit oder durch fehlgeleitete Informationen.

    Ernsthaft?
    Das mag vielleicht noch in den 70ern des letzten Jahrhunderts gegolten haben. Heute dokumentieren Spacken – nicht nur aber auch der Elterngeneration – ihr zukunftsschädliches Verhalten (ohne Gänsefüßchen) genüßlich in den sozialen Medien. Oder durch den „Fuck Greta“-Aufkleber am SUV.

  60. @59: „Sie haben den Kritikern des Liedes damit aber schon einen wichtigen Punkt zugegeben: Dass es um die Kritik an einer Generation als solcher (wenn auch nicht an all ihren Mitgliedern) gehe.“

    Nein. Ich habe gar nichts „zugegeben“. Ich habe meine Meinung kundgetan. Ob sich jemand davon beeinflussen lässt, ist seine Sache. Merken Sie was? Eigenverantwortlichkeit, Mündigkeit, etc.?

    Meine Aussage war eben nicht, dass es Generationenkritik sei, sondern dass diejenigen sich angesprochen werden fühlen, die sich halt angesprochen fühlen werden. Weil es eine Satire ist, die ihre Arbeit gut macht.

    Ist jetzt aber auch gut, wie meine Vorredner ja auch schon bemerkten:
    „Weil sie wissen, dass ihre Haltung falsch ist, sich aber nicht selbst ändern wollen und lieber so Nebenschauplätze wie diese Diskussion um so ein Liedchen aufmachen.“

  61. Nur mal so am Rande:
    Ich wohne in der Düsseldorfer Innenstadt und bin wohl altersmäßig als Opa einzustufen.
    Mir sind bis zum Stadtrand hin keine Omas bekannt, die über einen ausreichend grossen Hühnerstall verfügen, um darinnen mit einem Motorrad rumzukariolen.
    Was die Hühner ja auch, zu Tode erschreckt, zum im Zweifel gewollten Eierlegen abhalten würde.
    Sowas geht nur in „Werner*“-Filmen.
    Ob Herrn Laschets oder Herrn Buhrows Omas einen Hühnerstall hatten weis ich nicht.
    Das beide einen an der Waffel haben aber schon.
    Groteske par excellence…
    Übrigens sind mir Umweltsäue, die bspw. in Berliner Vorgärten die Erde lüften, ausserordentlich symphatisch.
    Wie die ganze sehr soziale und reinliche Gattung ohnehin.

  62. Nebenbei und Off Topic:
    Ich bin von meiner Oma(ohne Hühnerstall), noch in Herford(Brüderstrasse) in einer Zinkwanne gewaschen worden. Habe ja auch ausgesehen wie ein Ferkel.
    In der Innenstadt mit Plumpsklo.
    Nebenan liefen die Bleisatzmaschinen des Herforder Kreisblatts. Den Bleisetzern konnte man zugucken und -winken, abends ab 22Uhr.
    Gegen Mitternacht liefen dann auch sehr hörbar die Rotationsmaschinen an.
    Morgens holte Oma ohne Motorrad die Zeitung von nebenan und frische Brötchen.
    Geraucht hat sie wie ein Schlot, dass in einem (gemütlichen)Wohnzimmer mit Deckenhöhe max. 1,80 und wenig grösser als zwei heutige SUVs.
    Opa war in der Woche mit seinem 200er Daimler als Umweltsau unterwegs. Hätte es was anderes gegeben, in den Sechzigern, er wäre damit gefahren, da bin ich sicher.
    Wer sich vorstellen möchte, wie das so war, besuche mal das sog. Tillmann Riemenschneider-Haus in Herford.
    Heute hat es Toilette

    Dass ein albernes, verballhorntes Kinderliedchen eine solch völlig sinnfreie Reaktion in der vorallem öffentlich-Rechten Gemeinde auslöst:
    Erwartbar.
    Macht sich halt jeder zum Idioten, so gut er kann.
    Darf man in diesem Land seit 1949.

  63. „Aus meiner Sicht sagt die Jugend nur, lasst uns was ändern.
    Und diejenigen, die da etwas gegen haben, die machen daraus dann den Generationenkonflikt.“

    Richtig. Das Lied würde komplett seine Grundlage verlieren, wenn eine breite Mehrheit, auch gerade der Älteren, in größerem Maßstab die CO2-Produktion senken wollte. Z.B. durch eine breitere Unterstützung von FFF (es kann ja nicht jeder streiken). Das ist derzeit eben nicht der Fall. Und wird noch durch so Möchtegernpolitiker wie Buhrow verstärkt.

  64. Ich frag mich ja bei der ganze Geschichte eher, was die Opfer vom rechten Rand eigentlich rumzumäkeln haben, wenn doch eine Protagonistin ihrer couleur vor noch nicht allzu langer die politische Korrektheit auf einen Müllhaufen werfen wollte …

  65. @ Someonesdaughter:

    „Nein, die Frage stellt sich nicht. Es stellt sich eher die Frage, wie einseitig man Partei ergreifen will, wenn man sich gleichzeitig als neutrales Korrektiv inszeniert.“

    Nun ja, die Fragen hängen ja zusammen. Nur wenn man im konkreten Fall billigerweise verlangen kann, dass jemand zuerst die eine Seite kritisiert, bevor er die andere kritisiert, obwohl das aktuell nicht zur Diskussion steht und er an älteren Diskussionen nicht teilgenommen hat, kann man demjenigen einseitige Parteinahme vorwerfen.

    @ Anderer Max:

    Na ja, also Ihre Original-Formulierung hatte jedenfalls ich durchaus so verstanden, dass Sie der Meinung wären, dass das Lied tatsächlich einen Generationenkonflikt aufmacht bzw. auf einen Bezug nimmt.
    Aber gut, ich kann Dinge auch missinterpretieren, also lassen wir es von mir aus gerne bei sich bewenden.

    @ Neutrales Korrektiv:

    Bei aller Eltern- und Enkelliebe würde ich zu behaupten wagen, dass die Interessen von älteren Generationen und jüngeren nicht derselbe sein müssen. Ginge es beispielsweise um eine Rentenerhöhung, die gleichzeitig die mittlere Generation mehr belastet, dürfte eine solche Maßnahme sehr wahrscheinlich bei den Älteren populärer sein als bei den Jüngeren.
    Zudem lässt sich kaum abstreiten, dass bei manchen (nicht allen) älteren Leuten auch eine gewisse negative und vorurteilsbeladene Sichtweise auf junge Leute dominiert.
    Es geht hier jeweils natürlich nicht um den Einzelfall, nur um den statistischen Schnitt.

    Folgender Link bezieht sich auf die USA, könnte mutatis mutandis im Wesentlichen aber auch für Deutschland gelten:
    http://www.cjcj.org/news/5322

  66. Hurra!! Es gibt sie noch, die Kolumne. Ich hatte schon befürchtet, mit Jahresende 2019 ist es vorbei. Ich wäre richtig enttäuscht gewesen.
    Ich erinnere mich an alle hier aufgeführten Fälle und als Einzelfall wahrgenommen, winkt man bei jedem ab und denkt sich nicht so viel dabei, denn beleidigt ist immer irgendwer – und insbesondere die, deren Leben erst nach dem Tode beginnt und seit ein paar Jahren gesellen sich die dazu, die ihre deutsche Nation brauchen, damit sie nicht haltlos den bösen Mächten und Machenschaften zum Opfer fallen, die so gar nicht in der 1870 Fleisch gewordenen Tradition stehen, die Welt in Brand zu setzen. Und diese Typen mit ihrem Volksgeist haben es tatsächlich in der Gesellschaft wieder geschafft, ihr Agenda zu setzen und ihre Themen zu platzieren, weit wahrnehmbarer als die Religiösen. Es ist ja eigentlich zum brüllen (vor lachen) und hochnot peinlich, wie der Typ vor dem Haus des Journalisten so treudoof seine Oma wieder entdeckt hat, wenn es für den Journalisten nicht die latente Drohung wäre: wir wissen wo Du wohnst.
    Schön, dass die Autorin diese Begebenheiten mal in einen Strang zusammengefasst hat. Das macht die schleichende Veränderung deutlicher als das tägliche Trallala.

  67. @ Physeter #69
    Ich fasse zusammen:
    „Wenn Ihr endlich alle unterstützen würdet, was wir für richtig halten, gäbe es keinen Streit.“
    Echt jetzt: so eine starke Erkenntnis?
    Es ist leider so, dass wir es in wesentlichen Teilen für technisch-physikalischen Unsinn halten. Was fangen wir also damit an?
    Der Streit bleibt unvermeidbar. Die Generation Luisa soll erst einmal ihre persönlichen Ansprüche an Ressourcen kompatibel machen mit ihren politischen Forderungen und sich ein wenig aufschlauen darüber, was machbar ist und was nicht.

  68. »Die Generation Luisa soll erst einmal ihre persönlichen Ansprüche an Ressourcen kompatibel machen mit ihren politischen Forderungen.«

    Genau! Und Greta ist sogar mal mit einem Kaffeebecherdeckel aus Plastik gesehen worden! Potz Schwefel! Wer seine Anliegen nicht 110%ig selbst lebt, kann und darf nicht ernst genommen werden.

    Das ist so dermaßen beknackter Boomersprech, dass es schon wieder rührend ist. Und so bequem, dass ich das in Zukunft selber praktizieren werde: Ab sofort kann ich Klimawandelleugner nur ernst nehmen, wenn sie jede Woche 50 Liter Altöl in den Wald kippen.

  69. Dazu ein Spruch, zu dem mein Philosophielehrer damals sagte „Aber das wird nicht eure Universalausrede um etwas nicht machen zu müssen!“

    Wenn ich dir den Weg zeige, muss ich ihn ja nicht den ganzen Weg mitlaufen, damit du ankommst.

  70. Woher nimmt die Autorin die oberlehrerinnenhafte Selbstgewissheit zur Belehrung: alle User, die das verunstaltete Kinderlied nicht als „wertvolle Satire“ decodieren möchten, seien rechts oder verstünden nix „vom Kontext“? Bei kluger Satire wird elegante Intelligenz sichtbar. Die sucht man in dem Lied, dem Beitrag und seinerzeit Böhmermanns Gedicht vergeblich. Pöbelei ist nicht kongruent mit Satire. Für diese Einsicht braucht es keine besondere politische Haltung.

  71. Was mir bei der ganzen Diskussion zu kurz kommt, ist die Betrachtung, dass es eben nicht eine Demonstration gestandener Großerzeugerinnen und eine mediale Entrüstungswelle von „best agern“ war, die Tom Buhrow zu seinen Handlungen veranlasste. Was konkret zu beobachten war, dass sich hier ganz andere Akteure eine stellvertretende Entrüstung zu eigen gemacht haben. Da hilft es auch nicht, dass Herr Buhrow Gefühlsverletzungen irgendwo vermutet.

  72. @75, Link: „Mit Wasserkraft- und Biogasanlagen lasse sich Strom weitgehend nach den Bedürfnissen der Verbraucher bereitstellen, Windkraft- und Solaranlagen dagegen seien aus physikalischen Gründen dazu nicht in der Lage.“

    Was er meint ist: Es weht nicht immer Wind und es regnet nicht immer. Sagt er nur nicht so, weil das weiß halt jeder.
    Das Problem ist selbstverständlich bekannt – Die Erneuerbaren benötigen einen Mix aus verschiedenen Produzenten um effektiv arbeiten zu können.
    Stichworte Stromtrassen, Pumpspeicherkraftwerke (mehr erst mal nicht, weil ging ja nur um Wind und Wasser).

    Hier noch ein tolles Video von Harald Lesch:
    https://www.youtube.com/watch?v=qdAH4019or0

    Da geht’s auch nicht nur um Atomenergie, eher darum, dass alle fossilen Energieträger letztlich teurer zu stehen kommen, als wenn man jetzt weiter massivst in Erneuerbare investiert.
    (Ja, monetäre Argumentation, keine ideologische!)

  73. @ Andreas Müller, #74

    „Ich fasse zusammen:
    „Wenn Ihr endlich alle unterstützen würdet, was wir für richtig halten, gäbe es keinen Streit.““

    Schon falsch. Es ging um einen Konflikt, der kein Generationenkonflikt ist, sondern ein Konflikt zwischen denen, die wenig bis nichts ändern wollen, und denen, die viel bis sehr viel ändern wollen. Letzteres kann man _auch_ aus dem Lied herauslesen. Aber schöner aufregen kann man sich natürlich über die erstere Deutung.

    Diskussionen über Klima- und Energiepolitik sind hier Off-Topic.

  74. @77:
    „Bei kluger Satire wird elegante Intelligenz sichtbar…“
    Ahja.
    Und was ist „kluge“ Satire?
    Die von Frau Kebekus, Herrn Nuhr, Mützenträgern oder „Dreggsäggen“?
    Puh…

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