Der eingebildete Gekränkte: Til Schweiger und die bösen Kritiker
Til Schweiger möchte man auch nicht sein. Gut, Millionen Menschen mögen seine Filme, aber ein paar Menschen mögen seine Filme nicht, und das sind oft ausgerechnet die, deren Beruf es ist, über seine Filme zu schreiben.
Seit vielen Jahren leidet Til Schweiger darunter, dass die Kritiker von seinem Werk nicht so angetan sind, wie er das verdient hätte, seiner Ansicht nach. Dass seine Filme regelmäßig große Publikumserfolge sind, macht die Sache nicht besser, sondern nur noch schlimmer. Er ist auf einer merkwürdige Art fixiert auf die professionelle Kritik und die fortwährende Kränkung, die ihre Urteile bedeuten. Man könnte es das Thomas-Gottschalk-Syndrom nennen, wenn es nicht schon wieder eine Zumutung wäre, es nicht wenigstens das Til-Schweiger-Syndrom zu nennen.
Jedenfalls: Rechtzeitig zum neuen Nick-Tschiller-„Tatort“ am kommenden Sonntag klagt der Schauspieler und Regisseur mal wieder sein Leid, diesmal dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Er versteht nicht, warum Journalisten so ungerecht zu ihm sind. „They don’t like me“, versucht er es auf Englisch, weiß aber auch keinen Grund dafür: „Vielleicht, weil ich zu erfolgreich bin? Weil ich meine Meinung sage? Weil ich das tue, worauf ich Lust habe, ohne dabei andere Leute zu verletzen? Weil ich das gern tue? Weil ich dahinterstehe?“ Es liege nicht daran, dass „die Medienleute“ „zu doof“ sind: „Die sind nicht doof, die haben alle Abitur. Die machen das extra.“
Und schon lange:
(…) wenn ein Deutscher wie ich Popcornkino macht, ist es auf jeden Fall scheiße. „Keinohrhasen“ war damals der erste Film, den ich vorab nicht der Presse gezeigt habe. Als wir dann schon vier Millionen Zuschauer hatten, ist die erste Kritikerin in den Film gegangen, die war von der „taz“. Die Kritik war natürlich ein Totalverriss, aber den letzten Satz werde ich nie vergessen, der war die Krönung (lacht.) Da hat sie geschrieben: „Bleibt die Frage zu stellen: Können sich vier Millionen Zuschauer irren? Die Antwort ist: Ja.“
Ja, es ist furchtbar, wie sich ausgerechnet die Erinnerungen an solche traumatischen Erlebnisse unauslöschlich einbrennen, wobei ein bisschen verblüffend ist, dass sich außerhalb von Til Schweigers Gehirn keine Spuren dieser oder irgendeiner „taz“-Kritik zu dem Film finden lassen, auch nicht im Archiv der Zeitung.
Noch erstaunlicher ist Schweigers Behauptung, dass diese Kritik, von der es, wie gesagt, keine Spur gibt, die aber erst nach vier Millionen Zuschauern erschienen sein soll, die erste von „Keinohrhasen“ gewesen sei. Tatsächlich waren die Tageszeitungen schon am 20. Dezember 2007, dem offiziellen Kinostart, voller Besprechungen.
Voller positiver Besprechungen.
Und vielleicht hilft es ja, Schweigers schlecht vernarbte Wunden durch die vermeintlich flächendeckende Nicht- und Schlechtbesprechung seiner sepiafarbenen Komödie „Keinohrhasen“ in der deutschen Presse ein bisschen zu heilen, wenn wir mit gut zwölf Jahren Verspätung in aller ausufernden Ausführlichkeit dokumentieren, was deutsche Journalistinnen und Journalisten damals wirklich über den Film geschrieben haben.
Also los. (Alle Hervorhebungen von uns, für Til.)
„TV Movie“, 12. Dezember 2007:
In der Komödie „Keinohrhasen“ zeigt sich Til Schweiger in Bestform.
„Focus“, 17. Dezember 2007:
Mit seiner neuen romantischen Komödie „Keinohrhasen“ findet Til Schweiger zu alter Stärke zurück.
(…) da versteht sich Schweiger auf eine derart charmante Chuzpe, lässige Leichtigkeit und kuriose Komik, dass Bedenken und Vorbehalte schnell verfliegen.
dpa, 20. Dezember 2007:
Mit dem Film „Keinohrhasen“ hat Til Schweiger eine romantische Komödie inszeniert, die das Herz berührt und das Zwerchfell kitzelt. (…) gelungene Mischung aus Herz und Humor, Lovestory und Comedy.
„Berliner Kurier“, 20. Dezember 2007:
Til Schweigers dritte Kino-Inszenierung gefällt als lässige Komödie mit romantischer Note.
Fazit: Gute Gag-Dichte, Tempo und jede Menge schlagfertiger Witz, der auch mal unter die Gürtellinie zielt, halten das Zwerchfell bei Laune. Merke: Es muss nicht immer Hollywood sein!
„Neue Presse“, 20. Dezember 2007:
Der bringts, der Schweiger: „Keinohrhasen“ ist die lustigste Deutschkomödie der Saison. (…)
Fröhliche Lachnacht überall. Unbedingt ansehen.
„B.Z.“, 20. Dezember 2007:
Temporeiche Liebeskomödie mit treffsicheren Dialogen. Wer den Film gesehen hat, wünscht sich auf dem Gabentisch nur noch eines: Einen Keinohrhasen – fast genauso süß wie Nora Tschirner.
„Express“, 20. Dezember 2007:
Ausgerechnet Til Schweiger serviert kurz vor Toresschluss die beste deutsche Komödie des Jahres. (…)
Aus der an sich abgenudelten Mär um einen Macho, der im Hort zum Held wird und sich in ein Mauerblümchem verguckt, zieht der bewegte Mann herrlich albernen wie hintergründigen Witz. Das Solo von Schweiger — er führte Regie, schrieb das Drehbuch, fungierte als Produzent – ist eine dicke Überraschung.
„Ostthüringer Zeitung“, 20. Dezember 2007:
Bei seinem neuen Film hat er als Produzent, Regisseur und Drehbuchautor alle Fäden in der Hand. Was bei dem einen für Überforderung sorgt, scheint Schweiger zu Höchstleistungen anzuspornen. Denn mit seiner frisch-frechen Romantikkomödie Keinohrhasen trifft er einmal mehr voll ins Schwarze. (…)
Das große Plus des Films sind die durchweg sympathischen und überzeugenden Charaktere. Schweiger verzichtet dabei auf alles Künstliche, lässt seine Figuren sehr menschlich handeln. Sie langweilen nicht mit hölzernen Dialogen und bemühen keine platten Liebesschwüre. (…)
Und so verkommt der Film nicht zum kitschigen Zuckerguss, sondern dient als romantisch-witziger Zeitvertreib.
„Märkische Allgemeine“, 20. Dezember 2007:
Spritzige Dialoge und eine gute Mischung aus Bild, Text und Musik machen diesen Film für mich definitiv zum Film des Jahres 2008. Also, auf ins Kino und nicht verpassen!
„Bunte“, 20. Dezember 2007:
Til Schweiger hat eine wundervoll romantische Komödie gedreht.
„Rhein-Zeitung“, 20. Dezember 2007:
Schweiger hat diesmal einen humoristischen Volltreffer gelandet, der so witzig ist, dass sich kleine Schwächen im Schlussdrittel leicht verschmerzen lassen.
„Mitteldeutsche Zeitung“, 20. Dezember 2007:
Liebe kann so lustig sein / Regisseur Til Schweiger gelingt mit „Keinohrhasen“ eine turbulente romantische Komödie (…)
Alles wirkt so natürlich und selbstverständlich, dass man sich fragt, warum man sich hierzulande mit dem Leichten eigentlich immer so schwer tut. Schweiger beweist, dass er immer dann am besten ist, wenn er sich seine Rolle selbst geschrieben hat. Seine Wandlung vom Schleim- zum Charmebolzen überzeugt, das Comedy-Timing sitzt. Eine achtbare Leistung.
„Bonner Generalanzeiger“, 20. Dezember 2007:
Genau diese Wortgefechte sind es, die „Keinohrhasen“ zu einem in Deutschland seltenen Gut machen: wirklich unterhaltsamem Kino mit souveränen Darstellern, schönen Bildern, einem tollen Soundtrack und einer sympathischen Story.
„Rheinische Post“, 20. Dezember 2007:
(…) es ist schon erstaunlich, wie viel Witz, Charme und Unterhaltungswert Til Schweiger, der hier als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller in Personalunion fungierte, noch aus dem eigentlich verbrauchten Genre der romantischen Komödie filtert.
„Tagesspiegel“, 20. Dezember 2007:
Das Rezept geht auf, mit pointierten Schlagabtäuschen, Seitenhieben auf die deutsche Service-Wüste und die Auswüchse des Paparazzi-Unwesens. Kurzweilig.
„Hamburger Morgenpost“, 20. Dezember 2007:
(…) mit spritzigen Dialogen, hübsch versauten Gags, einigen albernen Kalauern und einer erfrischenden Portion Selbstironie. (…) Schweiger legt ein rasantes Tempo vor und hangelt sich in der zweiten Hälfte geschickt über kleinere Durchhänger bis hin zum gelungenen Schlusskracher. Dabei versucht er keine künstlerischen Höhenflüge, sondern will einfach bloß möglichst viele Zuschauer gut unterhalten: Sein Film ist erkennbar mit Liebe, Lust und Leidenschaft gemacht – und sehr clever, denn für Männlein wie Weiblein wird gleichermaßen eine Menge geboten. Mit anderen Worten: das ideale Date-Movie!
Fazit: Freche, leichtfüßige, über weite Strecken wirklich witzige romantische Komödie.
„Thüringer Allgemeine“, 20. Dezember 2007:
(…) ein quicklebendiges Unikum auf dem brachliegenden Feld der deutschen romantischen Komödie. Wo es sonst weder knistert noch witzig ist, stemmt Keinohrhasen beides: Von Anfang bis Ende kommt das Zwerchfell kaum zur Ruhe, wobei auch Deftiges nie geschmacklos wird. (…) Alles wirkt so natürlich und selbstverständlich, dass man sich fragt, warum man sich hierzulande mit dem Leichten eigentlich immer so schwer tut. Schweiger beweist, dass er immer dann am besten ist, wenn er sich seine Rolle selbst geschrieben hat. Seine Wandlung vom Schleim- zum Charmebolzen überzeugt, das Comedy-Timing sitzt.
„Hannoversche Allgemeine“, 22. Dezember 2007:
Dabei muss sich dieser Film vor vergleichbaren US-Komödien überhaupt nicht verstecken. Gut eine Stunde lang gibt es herrlichen Klamauk zu sehen, wirklich nette Gags, ein bisschen Slapstick, und selbst vor Kalauern schreckt Schweiger, der hier zum vierten Mal auch Regie führt, nicht zurück.
„Fränkischer Tag“, 22. Dezember 2007:
Eine wunderschöne und herzensgute Komödie, die auch das Bamberger Publikum sehr zum Lachen gebracht hat.
„Saarbrücker Zeitung“, 24. Dezember 2007:
Der Film „Keinohrhasen“ erzählt eine zauberhafte Liebesgeschichte.
„Mainpost“, 24. Dezember 2007:
Wie schafft Til Schweiger das? Der Kerl ist ein Phänomen: Obwohl ihn viele – vor allem Männer – nicht wirklich ernst nehmen (dazu sieht er einfach zu gut aus), legt er einen tollen Film nach dem anderen vor. (…) Diesmal ist es Nora Tschirner, die Schweiger, der einen verantwortungslosen und beziehungsunfähigen Sensationsreporter spielt, in bester Screwball-Manier auf den rechten Weg bringt.
„Lausitzer Rundschau“, 27. Dezember 2007:
Mit Keinohrhasen beschert [Til Schweiger] dem Kinopublikum die romantische Komödie des Jahres. (…) Als Regisseur hat er ein Händchen für Bilder und Timing, als Schauspieler kann er den Rollentypus des arroganten Frauenschwarms immer noch aus dem Stand spielen. Für seine dritte Regiearbeit, die romantische Komödie Keinohrhasen, bringt Schweiger seine Kernkompetenzen auf den Punkt und beschert dem Zielpublikum eine furios-freche, dennoch gefühlvolle Screwball-Comedy mit beachtlicher Gagdichte.
Til Schweiger gelingt mit Keinohrhasen eine leichtfüßige, witzlastige Romantik-Komödie mit trockenem Humor und ist sich dabei nicht zu schade, dahin zu gehen, wo es weh tut. Vor Kalauern macht der Regisseur nicht halt, im Gegenteil. Wenn’s dem Lachen dienlich ist, sammelt er auf niedrigem Niveau Gags ein und packt sie selbstbewusst in Designer-gestylte Cinemascope-Bilder, die nie in den Verdacht kommen, mit deutschem TV-Muff verwechselt zu werden.
„Schweriner Volkszeitung“, 28. Dezember 2007:
Niemand sorgt so zuverlässig für Kassenschlager wie Til Schweiger. Per Konfrontation im Screwball-Modus mit einer herrlich bissigen Nora Tschirner („Soloalbum“) zielt er von hinten direkt ins Herz.
„Abendzeitung“, 28. Dezember 2007:
Der romantische Film „Keinohrhasen“ von und mit Til Schweiger hat auf Anhieb den ersten Platz der deutschen Kinocharts erobert. Der bisherige Spitzenreiter „Der goldene Kompass“, ein Fantasy-Film, rutschte – zu Recht – auf den zweiten Platz.
„Berliner Morgenpost“, 29. Dezember 2007:
Til Schweiger setzt in dieser Komödie das um, was er am besten kann: Als Regisseur hat er ein Händchen für Bilder und Timing und als Schauspieler spielt er den arroganten Frauenschwarm quasi im Schlaf.
„Südkurier“, 3. Januar 2008:
Der Film funktioniert – und nicht nur deshalb, weil die Chemie zwischen seinen beiden Hauptdarstellern ganz offensichtlich stimmt. (…) Sicher, manches in „Keinohrhasen“ ist ein bisschen derb, aber summa summarum sind die Dialoge spritzig, der Humor treffsicher und alle Darsteller glänzend aufgelegt – auch die der Nebenrollen, für die Schweiger fast ein Who’s Who des zeitgenössischen deutschen Kinos rekrutierte. Eine ähnlich flotte deutsche (Beziehungs-)Komödie gab es schon eine ganze Weile lang nicht mehr auf der Leinwand zu sehen (…).
„Kölner Stadt-Anzeiger“, 10. Januar 2008:
Die Komödie ist frech, rasant und natürlich romantisch.
„Sächsische Zeitung“, 10. Januar 2008:
In dieser sehr humorvollen Komödie beweist Til Schweiger auch als Regisseur sein Können. (…) Also: wer wieder mal so richtig Lust auf eine schwungvolle Komödie hat, darf dieses Spektakel auf keinen Fall verpassen.
„Film-Dienst“:
Unterhaltsame Liebeskomödie mit vorzüglichen Darstellern, die eine entwaffnende Balance zwischen ernsthaften Gefühlen und inszenatorischer Schamlosigkeit findet (…).
Selbst die strengen Kritiker von „Frankfurter Allgemeiner Zeitung“ und „Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung“ waren weit davon entfernt, „Keinohrhasen“ zu verreißen. Die FAZ attestierte Schweiger, ein „bemerkenswertes Händchen“ für Hauptdarstellerinnen zu haben. Der Plot hänge an einem dünnen Faden,
weil Witz und Charme der einzelnen Situationen mehr zählen. Wenn Schweiger und Tschirner einfach nur reden, ist der Film ganz bei sich.
Und die FAS urteilte:
Schweiger kann sich als Regisseur selber gut aussehen lassen, was dazu führt, dass andere neben ihm verblassen; er weiß als Koautor, welche Dialoge er sprechen kann und welche Aktionen seiner physischen Präsenz guttun. (…) Er weiß, wann wieder ein Lacher fällig ist, und wie er den Film mit Jürgen Vogels Selbstparodie beginnen lässt, das ist zwar ein ziemlicher Klamauk, aber so überdreht, dass es schon wieder gut ist.
Am Ende werde es zwar ein wenig zäh. „Aber der Film wird sein Publikum finden, weil er einen gewissen Charme gegen die übliche Dumpfheit der TV-Movies mobilisiert.“
Enttäuscht gibt sich der FAS-Kritiker vor allem, weil er Schweiger mehr zutraut:
(…) als der Profi, der er ist, müsste sich Schweiger mit seinen fast 44 Jahren mal überlegen, nach Hollywood-Jahren, nach barfüßigen und bewegten Männern, warum er nicht mal den Faden wieder aufnimmt, den er vor zehn Jahren bei „Knockin‘ on Heaven’s Door“ so schnell wieder hat fallen lassen.
Schlecht besprochen wurde „Keinohrhasen“ vor allem im „Spiegel“: „Muffige Rollenmuster“ attestierte das Nachrichtenmagazin dem Film und warf Schweiger vor, „selbst die gelungenen Gags derart schamlos“ zu dehnen, „bis auch der letzte Lacher auf der Strecke bleibt.“ Zum Abschluss des Verrisses prognostizierte der Kritiker, dass „Keinohrhasen“ bei den Zuschauern ganz sicher auf keine Liebe stoßen werde – was so falsch war, dass ein Til Schweiger auch den Rest der Kritik leicht weglachen können sollte.
Und dann war da noch die „Nürnberger Zeitung“, die über Til Schweiger schrieb:
Dass er und seine knapp 18 Jahre jüngere Filmpartnerin Nora Tschirner etwa gleichaltrige Charaktere verkörpern sollen, ist ein Witz für sich und ein weiteres Zeichen für Schweigers elefantenhinterngroße Hybris.
Ah, okay, seine elefantenhinterngroße Hybris wäre vielleicht noch eine mögliche Antwort auf die Frage, warum viele Journalisten ihn nicht mögen. Aber Tatsache ist, dass sie ihn und seinen Film „Keinohrhasen“ in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle durchaus mochten und feierten.
Und trotzdem erschien schon am 2. Februar 2008 ein Artikel in der „Berliner Zeitung“, der das vermeintlich gestörte Verhältnis zwischen Schweiger und den Kritikern thematisierte.
Darin heißt es:
Til Schweiger weiß genau, was über seine Filme geschrieben wurde. Er kennt die Namen der Autoren, nennt Überschriften und Formulierungen. Er sagt, dass er alles liest, und es in Ordnern ablegt. Er nimmt die Kritik ernst. Und er möchte von den Kritikern ernst genommen werden.
Tja, so ist das. Und schon wieder wird Schweiger darin bestätigt, dass ihn die Presse nicht mag (jedenfalls nach seinen Vorstellungen): Da geht Ihr einfach hin und glaubt ihm seine Behauptung nicht, dass ihn die Film-Kritik nicht leiden kann. Wenn das kein Nachweis dafür ist, dass ihn die böse Presse als unglaubwürdig bezeichnet – was dann? Gehet in Euch und bereut!
Also ich kann Til Schweiger wirklich nicht leiden.
Offensichtlich sammelt Til Schweiger Lobhudeleien nicht in einem Ordner. Das macht ihn sehr sympathisch. :)
Die größte Gefahr für das Ansehen der Presse in der Öffentlichkeit sind derartige Presseschauen. Oder anders gesagt: die größte Gefahr für die Pressefreiheit ist der freiwillige Verzicht auf sie (durch Abschreiben von PR-material von Regierung, Parteien, Unternehmen und … Filmproduzenten).
@Martin Böttger: Wie kommen Sie darauf, dass die Kollegen da PR-Material abgeschrieben haben? Dafür sehe ich kein Indiz.
würde der Mann doch nur endlich seinem Namen gerecht werden.
Die Mainpost hat das Phänomen doch bereits erklärt: „Obwohl ihn viele – vor allem Männer – nicht wirklich ernst nehmen (dazu sieht er einfach zu gut aus), legt er einen tollen Film nach dem anderen vor.“
Der Mann sieht einfach besser aus als alle seine Kritiker.
@ Stefan Niggemeier: Sehe ich auch nicht, dennoch finde ich den Artikel etwas seltsam. Ein zwölf Jahre alter Schweiger-Film wurde häufiger gelobt, als Schweiger heute denkt. Schön für ihn, aber interessant für wen sonst?
@Kritischer Kritiker: Ihre Zusammenfassung trifft es nicht ganz. Schweiger erfindet in einem aktuellen Interview eine Kritik, die es nicht gegeben hat, und ignoriert viele Kritiken, die es nicht gegeben hat.
Das kann man mit gutem Grund komplett egal finden, aber ich fand die große Menge an positiven Kritiken tatsächlich so bemerkenswert, dass ich Lust hatte, das in (wenn ich mich selbst mal zitieren darf) „ausufernder Ausführlichkeit“ zu dokumentieren. Anders gesagt: Ich fand’s lustig. Und im Ergebnis tatsächlich überraschend.
Sie müssen das aber nicht interessant finden.
@ Stefan Niggemeier: Der Spaß sei Ihnen gegönnt. Und Schweigers Wahrnehmung ist angesichts der – akribisch zusammengetragenen – Tatsachen tatsächlich kurios. Also nichts für ungut. Nur, wie gesagt, Wayne interessierts… ;-)
9: „Schweiger erfindet in einem aktuellen Interview eine Kritik, die es nicht gegeben hat, und ignoriert viele Kritiken, die es nicht gegeben hat.“
Im letzten Satz ist ein „nicht“ zu viel. Denn T.S. ignoriert ja die vielen (positiven) Kritiken, die es gegeben hat, oder?
@Someonesdaughter: Oh ja, natürlich.
Ach, das ist doch mit Sicherheit einfach die beliebte Strategie, sich zum Opfer zu stilisieren, um den Zuspruch unter den Fans zu solidieren, so im Sinne von „wir halten zusammen“. Kritik als Markenzeichen. Das macht nicht nur Herr Schweiger so, das kennen wir auch von Herrn Bohlen, von der Bildzeitung und der AfD, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Interessanter Weise tauch die Formulierung „Können vier Millionen Zuschauer am Samstagabend irren? Ja, sagt das deutsche Feuilleton […]“ in einem 2014 erschienenem Sternartikel über das Musikantenstadl auf.
Vielleicht ist ja die Erinnerung etwas durcheinander geraten….
https://www.stern.de/kultur/tv/-musikantenstadl–in-gefahr–andy-borg-ruft-zur-unterstuetzung-auf-3824064.html
@ Kritischer Kritiker: „aber interessant für wen sonst?“
Offensichtlich für Sie, immerhin fanden Sie das Thema interessant genug, um vermutlich den Text zu lesen und ganz sicher zwei Kommentare dazu abzugeben.
Außerdem könnte man fragen: „Wen interessiert Ihre Meinung zu dem Artikel?“ Ich frage es ausdrücklich nicht, ich sage nur, dass man dies nach Ihrer Logik fragen könnte.
Der Mann ist offensichtlich vom Hochmut befallen. Passt auch gut dazu, was ‚Kay-Uwe Meier‘ von Massengeschmack-TV über Til Schweigers Beitrag bei „Meet Your Master“ herausgefunden hat. Meet Your Master veröffentlicht Videos von u.a. Filmemachern hinter einer Paywall, die angeblich Fachwissen vermitteln sollen.
‚Kay-Uwe‘ hat Geld ausgegeben für Schweigers Videos und festgestellt, dass dieser ausser viel heisser Luft nichts darbietet, was Geld wert sei. Das, was ich von Schweigers Videos gesehen habe, bestätigt das. Er beweihräuchert sich maximal und das angebliche Insiderwissen geht durchweg in die Richtung „Sei du selbst und glaub an dich“, also Kalendersprüche und Binsenweisheiten.
Massengeschmack-TV wurde leider per Gerichtsbeschluß dazu genötigt die Rezension wieder vom Netz zu nehmen. Nicht wegen falscher Berichterstattung, sondern wegen eines Urheberrechtsverstoßes.
https://www.youtube.com/watch?v=I5YaGwoLhbM
Unter anderem wegen solcher Pseudowissensvermittlung ist es wichtig, den Charakter und die Tätigkeiten unserer Stars und Sternchen kritisch zu beäugen.
Kleiner Nachwurf, weils so gut zum Artikel passt:
Meetyourmaster wirbt mit Til Schweiger, man könne von ihm lernen wie man „am besten mit Kritik“ umgeht.
https://youtu.be/g5c1NLV1SDs?t=306
Vor ca. zwei Wochen besuchte ich eine Veranstaltung, zu der u.a. Til Schweiger als Ehrengast eingeladen war. Als er offiziell über Lautsprecher begrüßt wurde, brandete tosender Applaus auf – der sich in ein kollektives „Buuuh!“ verwandelte, als dem Publikum schlagartig einfiel, dass man einen Til Schweiger besser nicht bejubelt. Bezeichnend.
So sind sie, die Narzissten.
Ein schönes Beispiel aus der realen Welt und der Wahrnehmung durch ihre Protagonisten. Und offensichtlich sind die Fronten zwischen ihm und der Welt ein für allemal zum eigenen Spiel verklärt (siehe @18).
Habe mir vorgestern einen Tschillertatort angesehen. War ganz lustig, vor allem, wenn man ihn als Parodie auffasst. Und so betrachte ich Schweiger eben als Diva-Verarsche. Ich hab Abi, ich kann das mit Absicht.
„Als er offiziell über Lautsprecher begrüßt wurde, brandete tosender Applaus auf – der sich in ein kollektives „Buuuh!“ verwandelte, als dem Publikum schlagartig einfiel, dass man einen Til Schweiger besser nicht bejubelt.“
Das liest sich wie eine Szene aus einem Schweiger-Film. Und ist auch ungefähr so glaubwürdig.
Lang, aber lustig.
https://blogs.taz.de/filmanzeiger/2020/01/02/til-schweiger-der-letzte-auteur/?fbclid=IwAR0RDEzR2q9dklY6sWBiyk9WSWFfRAWUeCJTJsfPZdoJceLma6zwfz6SVJE
@ Mycroft, #20:
Bester Beitrag hierzu, sehr lustig, vielen Dank!
Ich finde die Auflistung interessant, weil ich Schweigers Behauptungen bisher für bare Münze genommen habe und für neue Schweiger-Filme geradezu „typisch“ schlechte Kritiken erwarte – bzw. erwartet habe, jetzt ja nicht mehr. Oder aber Schweigers Narrativ befällt auch die Kritiker und schon allein deshalb liefern sie jetzt die erwartet negativen Kritiken.
Der Til ist anscheinend ein kleiner Narziss, er projiziert sein Minderwertigkeitsgefühl auf andere. Nicht er ist sich seiner vermeintlichen Größe so furchtbar unsicher, nein, die bösen anderen verunsichern ihn. So sad …
@ Michael Frey-Dodillet
Danke für den Link. :)
Alle Kritiken beziehen sich auf einen Film und auf den Zeitraum 2007,2008. Wie waren den die Kritiken die letzten 12 Jahre? Das wäre doch relevant für einen Artikel von 2020.
@Heinemann: Til Schweiger hat sich aktuell konkret beschwert über die Kritiken über „Keinohrhasen“ damals.
Okay, nicht gründlich genug gelesen.
@ Anarchist, Nr. 16/17
Es ist nicht alles scharzweiß. Die Replik von Torsten Dewi auf das Video ist zwar lang, aber sehr unterhaltsam.
Die ganze Besprechung und Kritik am Format mit Schweiger wäre nämlich auch möglich gewesen, ohne Bezahlcontent anderer von Punkt A hinter die eigene Bezahlschranke B zu bringen
https://wortvogel.de/2020/01/wortvogel-vs-massengeschmack-tv/