Beerdigt die „Berliner Runde“!
So ein Fernsehwahlabend wie gestern ist ja in seiner Gesamtheit eine Belastungsprobe, aber kein einzelnes Element weckt so zuverlässig Politik- und Journalismusverdrossenheit in mir wie das Ritual der „Berliner Runde“.
Funktionsträger aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die keine Fragen haben, treffen hier auf Funktionsträger aus den Parteien, die keine Antworten geben wollen. Niemand wirkt, als wollte er hier sein oder wüsste auch nur, was das Ganze soll. Es liegt eine Bräsigkeit und Müdigkeit und Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit über der Runde, die sich sofort auf mich als Zuschauer überträgt. Ergänzt nur um ein bisschen Rage.
Die gut dreißig Minuten haben weder einen Erkenntnisgewinn noch einen Unterhaltungswert. Die einzige Funktion, die die Sendung erfüllt: Sie sorgt nach dem Gewusel der eineinhalb Stunden zuvor – mit all den schnellen Schalten, spontanen Analysen, rasanten Wechseln – für einen vollständigen Energieabfluss.
Das muss auch der Grund sein, warum sie im ZDF Theo Koll moderiert. Er tut es ganz in der Tradition von Rainald Becker, der früher für die ARD an dieser Stelle den Einschläfer gab: schleppend und stockend, verwirrend und verwirrt.
Koll beginnt die Sendung mit dieser Frage an den Bundesgeschäftsführer der Linken:
„Herr Schindler.
Mit dem besten Ergebnis, das Sie bisher bei einer Wahl überhaupt erzielt haben – mit Abstand stärkste Kraft in Thüringen.
Welche Lehre zieht Ihre Partei im Bund aus diesem Ergebnis von Bodo Ramelow?
Mit dem Hintergrund: Er genießt als konservativer Linker dort hohes Ansehen, auch bei CDU-Wählern akzeptabel.
Im Bund dagegen ist die Linke viel linker und viel weniger erfolgreich. Sie hatten bei der Europawahl mit 5,5 Prozent das schlechteste Ergebnis aller Zeiten.
Also. Ist Thüringen Thüringen oder lässt sich da möglicherweise etwas lernen?“
Das ist, wohlgemerkt, der Auftakt der Sendung, nicht die letzte Runde, wenn die Konzentration schon nachlässt. Es muss das sein, was sich Koll in Ruhe ausgedacht hat als gute Einstiegsfrage; er scheint sie sich sogar aufgeschrieben zu haben, aber dann wirkt es so, als hätte er beim lauten Lesen plötzlich gemerkt, dass er sie besser noch ein bisschen mit Fakten und Informationen anreichern könnte, woraufhin ihm aber wiederrum auffällt, dass nun ein bisschen das Fragenhafte verloren gegangen ist, aber das lässt sich ja alles improvisieren, indem man einfach Pausen lässt zum … na, sagen wir: Denken.
Kolls ziemlich genau einzige Frage an Schindler
Schindler will sich nicht so recht auf seine These einlassen (und vergibt leider die Chance, Koll zu bestätigen, dass Thüringen in der Tat Thüringen ist). Weshalb Koll die Frage einfach wiederholt:
„Hier haben Sie ein sehr linkes Image bei den Wählern, mit 5,5 Prozent das schlechteste Ergebnis aller Zeiten, und in Thüringen ist es jemand, der auch bei CDU-Wählern akzeptabel ist.“
(Die PDS hatte übrigens durchaus schon ein schlechteres Europawahl-Ergebnis: 1994 nämlich mit 4,7 Prozent, aber egal.)
Später wird sich herausstellen, dass die Frage ziemlich genau die einzige ist, die Koll an Schindler hat. Nach der Hälfte der Sendung beginnt er die nächste Frage-Runde nämlich wie folgt:
„Herr Schindler, schauen wir auf die Linke im Bund. Sarah Wagenknecht tritt ab, bei Katja Kipping ist der Verbleib noch offen. Ähm. Sagen sie uns mal, wie die Linke sich künftig positionieren wird, auch mit dem Hintergrund: Bodo Ramelows konservativer Erfolg im Land.“
Auch für andere Parteienvertreter in der Runde ist Koll kaum mehr als jeweils eine Frage eingefallen. Den Parlamentarischen Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion Bernd Baumann fragt er:
„Herr Baumann, die AfD hat massiv dazugewonnen. Mit Blick auf den Bund: Was heißt das Ergebnis für die künftige Bedeutung von Björn Höcke im Machtgefüge Ihrer Partei? Wie gestärkt ist er nach dieser Wahl?“
Das ist exakt die Frage, die den ganzen Abend schon verhandelt wird, nicht zuletzt im selben Programm mit AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen. Baumann geht natürlich nicht wirklich auf sie ein, weshalb Koll sie wiederholt:
„Aber nochmal zurück zu meiner Frage. Herr Höcke repräsentiert ja einen Teil ihrer Partei, nämlich den Flügel. Was heißt das denn für die künftige Machtposition des Flügel in der Partei?“
Nach einer weiteren Nachfrage lässt sich Baumann zu der Antwort hinreißen, jeder, der gute Wahlen „vorlegt“, werde wichtiger, das sei in jeder Partei so.
Als Baumann eine Viertelstunde später wieder dran ist, formuliert Koll die Frage so:
„Herr Baumann, nochmal zurück zu Herrn Höcke. Der Verfassungsschutzpräsident hat ja geurteilt, der Flügel werde immer extremistischer. Was heißt denn das für Ihre Partei, wenn Sie jetzt jemanden haben, mit einem solchen Erfolg, von dem der Verfassungsschutz sagt, auch der Flügel werde immer extremistischer?“
Baumann nutzt die Vorlage, um über den Verfassungsschutz herzuziehen und darauf hinzuweisen, dass dem gerichtlich verboten wurde, die AfD als „Prüffall“ zu bezeichnen. Es entsteht ein kleines fruchtloses Scharmützel mit SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil um eine andere Gerichtsentscheidung, nach dem man Höcke als „Faschist“ bezeichnen darf, mit einem sehr unglücklichen Versuch, Baumann mit der Frage in die Ecke zu treiben, ob er etwa den Rechtsstaat nicht anerkenne.
Es ist immerhin fast die einzige Situation, bei der die Politiker tatsächlich miteinander reden, was alle Beteiligten und der Moderator sonst sorgsam zu verhindern versuchen – womöglich, weil es so etwas wie Leben in die Sendung bringen könnte.
Der FDP-Vertreterin Linda Teuteberg stellt Koll die Frage:
„Die FDP ist ja jetzt möglicherweise im Landtag vertreten. Bei den beiden letzten Landtagswahlen waren Sie’s nicht. Was ist los mit der FDP? Sie sind in der Opposition. Die Regierung bietet nicht das beste Bild und Sie scheinen aber nicht wirklich davon zu profitieren.“
Gut, die Frage kann man natürlich stellen, wenn auch vielleicht besser an einem Abend, an dem die FDP nicht gerade die Zahl ihrer Wählerstimmen mehr als verdoppelt hat.
Teuteberg antwortet irgendetwas, und 15 Minuten später, als sie wieder dran sein darf, fragt Koll sie:
„Frau Teuteberg, in Berlin eine Regierung, die sich seit Anbeginn zofft, die an sich selbst leidet. Sie als Oppositionspartei müssten doch davon massiv profitieren. Warum passiert das nicht?“
Und weil er wirklich nichts anderes auf dem Zettel hat, setzt er dann nochmal nach:
„Aber dennoch, nochmal die Frage. Sie erleben ja gerade auch den Zustand der Großen Koalition. Warum profitiert die FDP nicht stärker davon?“
Zu den ewigen Ärgernissen der „Berliner Runde“ gehört, dass die CSU hier sitzen darf. Koll hatte die absurde Grundlage dafür am Anfang der Sendung noch einmal zitiert: „Vertreten sind die Generalsekretäre beziehungsweise Bundes- oder parlamentarischen Geschäftsführer der im Bundestag in Fraktionsstärke vertretenen Parteien.“ Auf diese Weise kann man die Tatsache ignorieren, dass CDU und CSU im Bundestag eine Fraktionsgemeinschaft bilden.
Union: Blume assistiert Ziemiak, Ziemiak assistiert Blume
Nun hat CSU-Generalsekretär Markus Blume tatsächlich in keinem Punkt eine andere Meinung als CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. Das führt dazu, dass Blume ihm assistiert mit dem Satz: „Paul Ziemiak braucht jetzt hier keine Assistenz in der Frage, aber ich kann nur sagen, er hat in allem, was er gerade formuliert hat, recht.“ Ziemiak assistiert ihm mit anhaltendem Nicken.
Alle Versuche Kolls, den Vertretern der Großen Koalition irgendwelche Aussagen über Auswirkungen dieser Wahl auf die Große Koalition zu entlocken, bleiben erwartbar erfolglos (wenn man einmal von der Blumeschen Metaphernmischung absieht, die CSU sehe sich „als Stabilitätsanker und als Taktgeber“ in der Koalition). Der traurigste Versuch Kolls ist der, Klingbeil erst dazu zu bringen, einzuräumen, dass es immer „ein Aderlass“ ist, wenn die SPD – wie in Thüringen – „Junior-Partner“ ist. Und ihm dann vorzuhalten:
Dennoch haben Sie eben selber gesagt, Junior-Partner zu sein, kostet Sie etwas. Und das wäre ja übertragen auf die Groko-Situation in Berlin genau das Signal in diese Stichwahl [um den Parteivorsitz] hinein.
Als ließe sich das Problem der SPD auf ihr Junior-Partnertum reduzieren, und als hätte sie aktuell eine realistische Perspektive darauf, Senior-Partner bei irgendwas zu sein.
Für den Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, hat sich Theo Koll die Frage ausgedacht:
„Über 50 Prozent haben in Thüringen die ‚Ränder‘ des politischen Spektrums gewählt, auch wenn die nicht vergleichbar sind, wirklich nicht. Was sagt es uns dennoch über den Zustand des Parteiensystems?“
Was sagt uns das über den Hauptstadtbüroleiter des ZDF? Er hat offensichtlich mitbekommen, dass es berechtigte Kritik gegen die Formulierung von den „Rändern“ gibt, weshalb er sie nur mit Luft-Tüddelchen spricht und mit überengagierter Einschränkung unschädlich zu machen versucht. Aber er will trotzdem nicht auf die Frage verzichten.
Alle Antworten sind erwartbar egal
Und er hat auch Kellner offenkundig nicht zugehört, der vorher schon gesagt hatte, dass die Linken in Thüringen seiner Meinung nach bloß die besseren Sozialdemokraten seien.
Es gibt dann noch eine Schlussrunde, in der Theo Koll alle bittet, zu einer Frage Stellung zu nehmen:
„Drehen Sie die Uhr bitte ein Jahr weiter. Welche Regierungskonstellation werden wir haben, unter welchem Kanzler, unter welcher Kanzlerin, und wie ist es dazu gekommen?“
Alle Antworten sind erwartbar egal, aber nach gut einer halben Stunde kann das ZDF nun aufhören, diese müden, leeren Gesichter zu zeigen.
Ich weiß nicht, warum es diese Sendung überhaupt gibt. Warum moderiert sie nicht jemand, der Fragen an die Leute hat, die ihm da im Studio zugeführt werden? Und sogar weiß, wie er sie stellen kann?
Es wäre an der Zeit, die „Berliner Runde“ zu beerdigen. Tot genug ist sie schon lange.
„Gut, die Frage kann man natürlich stellen, wenn auch vielleicht besser an einem Abend, an dem die FDP nicht gerade die Zahl ihrer Wählerstimmen mehr als verdoppelt hat“
Stimmt natürlich. Aber es war schon sehr knapp für die FDP.
Und es wurde auch, allergrößte Überraschung des Abends, ziemlich knapp für die Grünen.
Ob die Grünen vielleicht systematisch von Demoskopen (und Journos?) hochgejubelt werden, hat der Koll schon auch gefragt:
„In Umfragen regelmäßig ja Höhenflüge im Osten, aber jetzt zum 3. Mal als Ikarus geerdet. Warum sind die Grünen so schwach im Osten?“
Theo Koll führt das Gespräch nicht gut, aber eine These dazu: Er wiederholt die Fragen aus Hartnäckigkeit, da diese nicht beantwortet wurden und nicht aus Faulheit. Und die Frage, ob „Thüringen Thüringen„ sei versteht inhaltlich fast jeder und könnte so formuliert auch aus einer Sascha-Lobo-Kolumne stammen, was dann ein bewusstes Wortspiel wäre.
Ab und zu mal den „Postilion“ lesen, hilft zu verstehen, was passiert. Dazu bedarf es nicht einer „Berliner Runde“. Das aktuelle Wählerverhalten im Osten der Republik ist so absurd, kurzsichtig und dumm, dass es sich nur satirisch einigermaßen treffend beschreiben lässt.
Ich widerspreche energisch: Die Runde muss bleiben! Denn ganz ehrlich: Sie ist wie „Dinner for one“ zu Silvester – jeder kennt den Inhalt, jeder hat den Sketch schön Dutenzde Male gesehen, und doch würde etwas fehlen, verschwände er aus dem Programm. Die „Berliner Runde“ ist der offizielle Abschluss der Wahlberichterstattung des Tages und ruft den Zuschauern zu: „Jetzt kommt nichts mehr! Weder in der Runde noch danach.“ Zeit, sich ein Bier zu holen, den Kindern noch etwas vorzulesen oder die E-Mails zu checken…
Das ist das Ergebnis, wenn offensichtliche Widersprüche nicht angesprochen, nicht beim Namen genannt werden dürfen, wenn auf Dogmen beharrt wird, Ideologie das Sagen hat, persönliche Interessen der heutigen Entscheidungsträger gegen Andersdenkende verteidigt, gesellschaftliche Prozesse nur oberflächlich/interessengeleitet interpretiert werden.
Es herrscht Ratlosigkeit und allgemeine Furcht vor strukturellen Veränderungen. Das liefert Wasser auf die Mühlen von Populisten.
@#4, Volker
Auch eine durchaus zumindest interessante, aber auch diskussionswürdige Sicht. Die Idee, dass es Zeit ist, sich ein Bier zu holen und zu entspannen, finde ich gut und richtig. Das da nichts mehr kommt, ist natürlich Unsinn. Jetzt fängt es in den Medien erst richtig an.
Ich hasse ja solche Fragen: „Sie als Oppositionspartei müssten doch davon massiv profitieren. Warum passiert das nicht?““
Was für eine Antwort erwartet man da?
„Danke Herr Koll, ich werde nun meinen Körper verlassen und eine neutrale Beoabachterposition einnehmen von der aus Sie dann meine umfassende Analyse erhalten.“
Kann man das nicht inhaltlich angehen?
„Ihre Themenauswahl war offensichtlich Mist, welche Themen geht Ihre Partei nun an?“ Sowas in der Art.
Mich interessiert kein hochtrabendes Meta-Spekulieren, warum man nicht von der Schwäche der anderen profitieren kann. Ich will, dass mir Politiker sagen, warum ich sie wählen soll.
Ohne das rechtfertigen zu wollen: Eigentlich war der Sinn dieser Runde einmal ein recht einfacher, er lässt sich auf eine Frage runterbrechen: „Es gab Landtagswahlen, welche Auswirkungen/Bedeutung hat das auf/für die Bundespolitik?” Dazu die Konstanz, dass immer dieselben Parteien am Tisch sitzen, also für die Landtagswahl in Bayern keine andere Runde am Tisch saß, das erklärt die CSU.
Früher saßen da – wenn ich mich recht entsinne – auch einmal die Parteivorsitzenden (Frauen gab es auf dem Posten damals noch nicht). Heute sind das die Generalsekretärinnen und Generalsekretäre (oder vergleichbare Funktionen), also die Marketing-Abteilung der Parteien. Was einer inhaltlichen Diskussion nicht wirklich hilft.
Allerdings waren das auch die Zeiten, wo nach den Hochrechnungen üblicherweise auch schon grob feststand, wie die kommende Landesregierung aussieht. Damit standen bspw. die anstehenden Verschiebungen im Bundesrat fest. Das spielt heute in der Diskussion so gut wie keine Rolle mehr.
Eigentlich ein einfaches Konzept, das heute nicht mehr funktioniert. Weil das eigentliche Wahlergebnis noch nicht feststeht, aber auch weil nicht mehr zwischen der Parteipolitik, Landespolitik und der Bundespolitik ausreichend unterschieden wird.
@Anderer Max
„Ich will, dass mir Politiker sagen, warum ich sie wählen soll.”
An der Stelle eigentlich nicht. Es ist keine Wahlkampfveranstaltung vor der Wahl, es soll eine Analyse nach der Wahl sein. Dieser permanente Wahlkampf-Modus ist – in meinen Augen – ein politisches Grundübel. Da könnte eine solche oder ähnliche Runde gerade eine Chance sein.
Wobei zwischen Analyse und Spekulation eine große Lücke klafft. Und „Analyse” offenbar nicht mehr Bestandteil der politischen Grundausbildung ist.
„Später wird sich herausstellen, dass die Frage ziemlich genau die einzige ist, die Koll an Schindler an.“
Da hast du Wohl ein Wort.
Wenn man die Sendung heute als tot bezeichnet und ihren Sinn wohl zu Recht infrage stellt, wäre ein historischer Vergleich zu Zeiten, als dies (vielleicht) nicht der Fall war, ganz interessant. Was war da anders?
@9: Ja doch, stimmt wohl. Aber was will man 2 Stunden nach Wahl analysieren? Wie Sie schon sagen, ist doch dann eh Spekulation. Auch da könnte man ja inhaltlich orientiert fragen: „Welche Themen waren richtig / falsch besetzt?“ oder so.
@11: Zu Zeiten der Bonner Runde war man tatsächlich noch auf die Äußerungen der Politiker gespannt. Weil sie nicht vorher schon durch Dutzende Talkshowrunden in 35 Sendern gejagt wurden, waren Auftritte von Politikern im Fernsehen in den 70er und 80er Jahren etwas Besonderes. Inhaltlich war das natürlich damals auch genauso wie heute von unterschiedlicher Qualität. Aber herrlich aufregen konnte man sich seinerzeit über die Ignoranz von Kohl oder die danratheranchormanmäßige Schleimigkeit von Klaus Bresser. Heute regt einen keiner mehr so richtig auf.
Ist wie bei einer normalen Serie, Die alten Bonner Folgen mit Wehner und Strauß waren noch hochunterhaltsam, aber beim Sequel aus Berlin mit den austauschbaren Nachende-Charaktermasken fällt den Autoren schon lange nichts mehr ein.
@12. Anderer Max
„Aber was will man 2 Stunden nach Wahl analysieren?”
Wie ich bei 8 schon schrieb: Zwei Stunden nach der Wahl war früher™ halt mehr Lametta, weil es entweder mit derselben Regierung weiterging oder ein Wechsel klar war, man wusste wer die Regierung stellt. Heute ist das die Ausnahme.
Vielleicht hat sich das Format tatsächlich überholt, wobei ich die grundsätzliche Frage, welche Auswirkungen die Landtagswahl für die Bundespolitik hat, durchaus legitim finde. Und man daraus sicher eine brauchbare Diskussionsrunde basteln könnte.
Zu einem anderen Zeitpunkt oder mit anderen Politikern und anderen Fragen, die mehr auf die Bundespolitik abzielen und nicht auf parteipolitische Strategien.
Früher war auch mehr Lametta weil die Elefantenrunde nach der Wahl das einzige politische Gesprächsformat des wahrscheinlich ganzen Monats war. Heute wurde die ganze Chose wie Tom G. Warrior schon schrieb, in den 2 Stunden davor schon zur Genüge rauf- und runter getalkshowt, und man weiß dass es nach kurzer Tatortunterbrechung bei Anne Will genau so weiter geht. Und die ganze nächste Woche von überflüssigaberlukrativ bei Plasberg über Maybrit Maischberger und Johannes B. Lanz und phoenix-Runden die selben schwankenden Gestalten sitzen und alle das selbe aufsagen. Wer darin noch den informellen Mehrwert findet werfe den ersten Talkshowsessel.
Wenn aber der Erkenntnisgewinn der ganzen Sendung die Auswirkungen der Landtagswal auf die Berliner Politik sein soll, dann kann ich nicht verstehen, wieso man hier nach 10 min bei Außenpolitik landet und der Moderator das nicht unterbindet.
Ich hatte erst zu der Berliner Runde zugeschaltet und war sehr enttäuscht, da genau Garnichts zu der tatsächlichen Wahl zu erfahren. Es mag aber auch an den Gästen gelegen haben. Nach dieser Berliner Runde darf zurecht gefragt werden, warum hier die Unionsparteien durch Taschenspielertricks einen Bonus bekommen. Leider hat auch die Vertreterin der FDP keine inhaltlichen Punkte eingebracht, und den Personen, die evtl. etwas zu sagen gehabt hätten wurde dieselbe Frage in unterschiedlicher Verpackung mehrfach gestellt.
Im Gegensatz zum Autor habe ich es nicht geschafft, die Berliner Runde überhaupt komplett anzuschauen.
Und der einzige Moment in dem so etwas wie Stimmung aufkam, war aus meiner Sicht ebenfalls deprimierend. Wenn man seine Abneigung gegen den politischen Gegner auf dämliche Polemik herunter bricht, mit der man sich selbst beschädigt, ist das mehr als peinlich. Klingbeil stellt durch seine aggressive Fragerei letztlich die These auf:
Wenn jemand ein Urteil unzulässig, vorschnell oder sonst in irgendeiner Form für kritikwürdig hält, beinhaltet diese Ansicht, dass derjenige den Rechtsstaat in Frage stellt.
Damit beschädigt Klingbeil mehr sich selbst als den AFD-Mann, wie immer der auch hieß. Und belegt, dass es nicht funktionieren wird, dass man AFD-Polemik mit gleicher Art in den Griff bekommt.
Paradox:
Der einzige Moment, der für etwas Lebhaftigkeit sorgte, wann dann der Moment, der mich dazu motivierte, dann endgültig auszuschalten.
@Jub 68: Ja, ich habe die Szene genau so wahrgenommen.
@SIEGFRIED SCHAUPP Nummer 3.: „Ab und zu mal den „Postilion“ lesen, hilft zu verstehen, was passiert. Dazu bedarf es nicht einer „Berliner Runde“. Das aktuelle Wählerverhalten im Osten der Republik ist so absurd, kurzsichtig und dumm, dass es sich nur satirisch einigermaßen treffend beschreiben lässt.“
Also Ihnen gefällt der Ausgang der Wahlen im Osten anscheinend nicht, daher bezeichnen Sie das „Wählerverhalten“ als „absurd, kurzsichtig und dumm“. Das halte ich für lächerlich, Sie suggerieren nicht nur, dass der „Ossi“ nicht anständig wählt, sondern auch, dass „hier“ im Westen alles super ist. In dieser „vielfältigen“ und zahlreichen Parteienlandschaft, sind solche Ergebnisse ja durchaus keine Überraschung, in Kombination mit den bekannten Problemen in Politik und Wirtschaft (ja, die hat großen Anteil an gewissen Entwicklungen in „diesem unserem Lande“) schon gleich gar nicht. Aber es hat schon etwas von Komik, oder gerne auch (Real)-„Satire“, wenn seit jeher eine „geht Wählen, sonst nutzt ihr den rechten (Splitter)-Parteien“-Panik geschoben wird, leider funzt das (Schein)-Argument diesmal so gar nicht, denn nicht nur war die Wahlbeteiligung ggüber 2014 um 12,2% höher (64,9 vs. 52,7). Es waren auch ~100.000 mehr Wahlberechtigte am Start. Da Ihr „Wählerverhalten im Osten der Republik“ an vielen anderen Stellen im Netz und auch in einigen Medien zu finden ist. Kann ich mich als notorischer Nichtwähler nur noch wundern, kaum ist ein Pseudo-Argument hinfällig, wird die nächste Pauschalierungs-Keule rausgeholt (klar, es gibt ja ohnehin noch die „wer AfD wählt hat die Kontrolle über sein Leben verloren/ist unterdurchschnittlich intelligent/*whatever*-Nummern etc.), aber wieder erinnert es nicht nur an „schlechte Verlierer“ ( in diesem Fall die Verluste der ehemaligen Volksparteien), sondern auch an „wir sind halt doch die besseren“(Besserwessis?) und versuchen „uns“ auch noch über die Satire eine (gefühlte) Rückendeckung und/oder Legitimation für solche (m.M.n.) sinnfreien Kommentare zu konstruieren. Die „#wirsindmehr-Generation ist jedenfalls bisher eher durch wenig eloquentes Material in Erscheinung getreten, bashen und flamen und haten und wenn alle Stricke reißen, sind die anderen eben „absurd, kurzsichtig und dumm“ oder einfach nur „Scheiße“ etc.
Ganz ehrlich….was haben Sie denn für einen Wahlausgang in Thüringen erwartet? Sowohl CDU, als auch SPD haben und hatten ja Wichtigeres zu tun, siehe die Personaldiskussionen und dazu gehörigen Aktionen, oder denken Sie allen Ernstes, dass die „SPDSDSDS“-Veranstaltung(en)/Castings, oder die permanenten Attacken innerhalb der CDU den Thüringischen Kollegen bei der Wahl geholfen haben? Das die Grünen ihren „Höhenflug“ ausgerechnet dort fortsetzen werden? Die FDP hat „sich“ verdoppelt und hat,wie üblich, trotzdem nix zu melden in dem Spiel….aber der ostdeutsche/Thüringische Michel hat es verbockt?…“Am 28. August 2018 gab die Thüringer Landesregierung bekannt, dass die Wahl am 27. Oktober 2019 stattfinden soll.“ (Quelle Wikipedia)…was hatten denn die roten und die schwarzen Profis in dieser Zeit abgeliefert, außer den üblichen Lippenbekenntnissen und Slogans und Klischees?…ich drehe den Spieß einfach um, das Politikerverhalten im Allgemeinen ist absurd, kurzsichtig und dumm. Ausnahmen bestätigen die Regel…
@STEFAN NIGGEMEIER: ich bin voll bei Ihnen, Sendungen wie diese sind nicht mehr zeitgemäß, zumindest nicht in der Form, in der sie jetzt abgehalten werden. Außerdem hat man kurz nach den ersten Hochrechnungen heutzutage auf „social media“ oder bei den Digitalangeboten der Medien schon alles gelesen oder auch gesehen/gehört, was wer auch immer zu sagen hatte. Für mich ein weiteres fragwürdiges Format der öffentlich-rechtlichen Gaukler und Quacksalber, die Rechtfertigung für solche Formate besteht sicher aus den üblichen Bausteinen des Phrasendreschens des „Auftrages“ der Öffis für eine „ausgewogene und faire Berichterstattung“, leider sitzen eben keine Wadenbeißer mit unangenehmen Fragen und Zwischenrufen als Moderatoren dort, gleiches gilt ja für den „gepflegten“ Polittalk im Allgemeinen. Aber wir können ja zumindest sicher sein, dass die Sender sich „ihrer wichtigen Aufgabe stets bewusst sind und sämtliche Formate und Programminhalte regelmäßig auf dem Prüfstand stehen“….wie außerordentlich beruhigend…
Dieter Bohlen sollte die Berliner Runde gestalten!
Und es sollten alle Teilnehmer mit Recall und sonstigen Karten ausgestattet werden..
und singen sollten sie auch noch
und die nach 23hr Edition sollte so SAW-mässig abgehen!
„Gehste ins T(e)V(au),macht es manchmal sehr Au.“
Würde auch die Austauschbarkeit (un)schön dokumentieren!
„Es liegt eine Bräsigkeit und Müdigkeit und Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit über der Runde, die sich sofort auf mich als Zuschauer überträgt. Ergänzt nur um ein bisschen Rage.“
Trifft in meinen Augen auf alle Politik-Talkshows zu. Mit ggf. etwas mehr Rage im im Mix. Und im Gegensatz zur Berliner Runde werden die Sendungen jeden Tag danach auch noch von den großen deutschen Tageszeitungen „rezensiert“ und dadurch schon mit einer vermeintlichen Wichtigkeit versehen, dass die Rage tatsächlich akuten Schmerzen weicht.
Dort wird Belanglosigkeit stets mit mehr Geschick versucht zu vertuschen, da ist mir eine offensichtliche Unsinnsrunde wie die Beschriebene im Grunde fast schon lieber.
Das betrifft aber nicht nur “ Die Berliner Runde“. Schauen sie sich doch mal Illner, Hart aber fair, oder wie sie auch immer heissen, an. Da vergeht es einem. Der rote Faden, den der Moderator als Alleinunterhalter spannt, ist schwer zu ueberspringen.
Ja, das waren noch Zeiten, als in der „Bonner Runde“ Franz-Josef Strauß herumwütete – manchmal auch nur per Studiomonitor zugeschaltet. Nun sind seitdem ja einige Jahre vergangen, wir haben eine viel stärkere europäische Integration, also der EG sind die EU und die Währungsunion geworden, warum hat sich die Wahlberichterstattung im Fernsehen nicht ebenso weiterentwickelt?
Nach jeder Wahl in einem der Länder der Bundesrepublik Deutschland gibt es die deutschlandweit ausgestrahlte „Berliner Runde“, in der die Auswirkungen der jeweiligen Landtagswahl auf die Bundespolitik diskutiert werden.
Warum gibt es nicht nach jeder Wahl in einem Mitgliedsstaat der EU eine europaweit ausgestrahlte „Brüsseler Runde“, in der die Auswirkungen der jeweiligen nationalen Wahl auf die Europapolitik diskutiert werden?