Spekulationsfernsehen

Ganz dünnes Eis: Terror in Halle, live bei n-tv

Breaking News: In Halle sind am Mittwoch bei Schüssen Menschen ums Leben gekommen. Gesicherte Informationen sind rar. Der Nachrichtensender n-tv ändert sein Programm und warnt seine Zuschauer ausdauernd vor Spekulationen.

19 Kommentare

  1. Ich wills mir gar nicht ansehen. Mir reicht schon, wie jeder auch nur um ein My aktualisierte Artikel zum Thema mit dem immer gleichen Bild des Attentäters aufgemacht wird.

  2. Es war doch nett von ihnen, dass sie immer wieder gesagt haben, dass sie eigentlich nichts wissen. Ohne dieses Angebot wären noch mehr Zuschauer dahin gegangen, wo jede Spekulation von wem auch immer als Tatsache gehandelt wird.

  3. Keine journalistische Offenbarung, da sind wir uns wohl einig. Großartig zu meckern gibt es trotzdem nichts.
    Im Internetzeitalter geht es nicht anders, die Medien müssen das Thema aufgreifen. In diesem Beispiel tun sie das mit der gebotenen Zurückhaltung. Keine unbelegten Behauptungen, wenig Spekulationen, und sind als solche klar gekennzeichnet.
    Was will man mehr?

  4. Stimme den Vorrednern zu: Was ist das Problem? Dass Spekulationen als Spekulationen gekennzeichnet werden?

  5. Es ist doch eine Zwickmühle: Ein Sender, der live und in Dauerschleife über ein solches Ereignis berichtet, kommt um den Vorwurf der haltlosen Spekulation nicht herum (weil er keine validen Informationen hat). Ein Sender, der darauf verzichtet, live und in Dauerschleife über ein solches Ereignis zu berichten, kommt um den Vorwurf nicht herum, den Terrrorismus zu verharmlosen und ein wichtiges zeitgeschichtliches Geschehen auszublenden.

    Wären Sie die verantwortlichen Redakteure, Herr Niggemeier und Herr Rosenkranz, wie würden Sie entscheiden? Ich bin jedenfalls froh, dass ich als Konsument nicht in dieser Klemme stecke…

  6. Nachtrag: Dauernd auf den spekulativen Charakter seiner Interpretationen hinzuweisen – das ist doch besser, als zu behaupten, man wisse Bescheid, wo man keine Ahnung hat, oder?

  7. Und dann habens auch noch den besten deutschen Polizisten,Rainer Wendt, befragt….
    merken die überhaupt noch was oder sind die bei die Senders so abgestumpft oder so emotional so tot…

  8. @Kritischer Kritiker, #6

    Ich bin weder SN noch BR, aber ich würde es so machen: alle zwei oder drei Stunden, wenn sowieso Nachrichten gesendet werden, sollte das, was zu dem Zeitpunkt gesichert ist, gebracht werden.

  9. @Physeter:
    Nein, das kann nicht sein.

    Die Wirklichkeit eignet sich nicht mehr für Fernsehen-Endlos-Dauerschleifen.
    Mal sehen, was zuerst abgeschafft wird.

  10. @ Erwinzk (#9):

    Nun, dann lautet der Vorwurf: „Ein Terrorist mordet auf offener Straße, und Sender XY bringt Zoo-Dokus – ein ungeheure Verkennung der Ereignisse!“ Ich erinnere an den Shitstorm, der über die ARD hereinbrach, als sie wegen des Feuers in Notre Dame nicht sofort das Programm unterbrach (obwohl es kaum etwas zu berichten gab außer: „Es brennt, warum wissen wir auch nicht“). Das meine ich mit Zwickmühle.

    @ Physeter (#10):

    Alternative? Das schwarmdumme Internet? Wo in Sekundenschnelle alle möglichen Gerüchte ins Kraut schießen, ohne dass jemand auf deren spekulativen Charakter hinweist? Viel besser!

    Zur Klarstellung: Ich will diese inhaltsleeren Katastrophen-Livesendungen gar nicht verteidigen. Es ist wirklich schwer erträglich, wenn ganze Programmstunden mit den immergleichen Videoschnippseln, den immergleichen Nicht-Infos und den immergleichen Nicht-Analysen irgendwelcher Experten gefüllt werden. Aber es gibt einen großen Druck auf die Redaktionen, in solchen Situationen sofort zu liefern. Das anzuerkennen, gehört zur Medienkritik dazu – weshalb ich obigen Zusammenschnitt als Kritik ziemlich dünn finde.

  11. eine Veranstaltung, die sich Nachrichtensendung nennt, aber gleichzeitig am unteren Bildrand stets allerlei zusätzliche „Informationen“ über den Schirm flimmern lässt, kann ich nicht ernst nehmen. Da geht es nicht um den Fokus auf ein Thema, das ordentlich recherchiert und beleuchtet wird. Da geht es nur ums Rausballern von Viel und Allemmöglichen.
    Und genau so haben diese Phrasenroboter auch gehandelt. Viel rausgehauen, aber nichts zu sagen gehabt. Hauptsache vorneweg mit dabei.

    Die Tagesschau wird dieser Tage 60 und verzeichnet steigende Einschaltquoten. Nicht ohne Grund.

  12. Naja, ich denke es gibt sehr wohl einiges an der Berichterstattung auszusetzen.

    Bis gestern morgen hatte keiner der Sender eine Ahnung wer die Opfer waren. Ein Mann und eine Frau. Ende der Durchsage. Hat sie schlicht nicht interessiert.

    Stattdessen hat man sich mal wieder ausschließlich auf den Täter gestürzt, mit wilden Spekulationen eine Art „bösen“ Popstar gemacht, rumspekuliert und erwähnt, dass man ja nicht spekulieren soll.

    Nachrichtenwert gleich Null, Sensationsgeilheitswert 100. Mal wieder toll gemacht.

  13. @ Brathering (#15):

    Dass die Opfer nicht interessiert hätten, ist eine Unterstellung. Es lagen schlicht keine Informationen vor, solange die Polizei keine herausgab. Was stellen Sie sich vor? Journalisten, die in die Gerichtsmedizin eindringen, um die Identität zu erschnüffeln? Und dann vielleicht mit Betroffenheitsgesichtern bei den Angehörigen aufschlagen und versuchen, sie zu Interviews zu nötigen? Um Gottes Willen!

    Und dass Informationen zum Täter keinen Nachrichtenwert hätten, glauben Sie doch selbst nicht. Es ist eine gerade angesagte Form der „Medienkritik“, dass Berichte und Recherchen über den Täter bereits so eine Art Komplizenschaft darstellten – m.E. ist das Unfug, der zu nichts führt als zu einem wohlfeilen moralischen Distinktionsgewinn.

    Fragen Sie sich mal selbst, was Sie zuerst interessiert, wenn Sie von einem oder mehreren Tätern hören, die in einer Stadt unterwegs sind, morden und um sich schießen: „Wer macht das und warum?“ oder „Wie heißen die Opfer? Ich möchte ihrer in Stille gedenken!“

  14. Traurig, aber wahr: Aus dem „Brennpunkt“ in der ARD hätte man auch so einen Film zusammenstellen können.

  15. #16 Wie Sie meinen. Aber was ich glaube und was nicht, überlassen Sie bitte mir. Danke.

    Und was die Unterstellungen angeht, versteckt hinter einer Frage zeigen Sie ja gerade vorbildlich wie man das macht. Auch davon würde ich Sie bitten Abstand zu nehmen. Wenn Sie Fragen haben, können Sie ja Fragen, die sich selbstausgedachten Antworten mitzuliefern finde ich dann schon ziemlich überheblich.

    Informationen zum Täter haben Nachrichtenwert. Nun ist eine Spekulation aber so ziemlich das Gegenteil einer Information.

  16. …früher war mehr Lametta und weniger „Eilmeldung“.
    Bin ich so alt geworden oder warum nervt mich dieses 24Std angefixe von wg. Laufband in Rot weil ein tschechoslowakischer Sangesknabe EoL erreicht hat?
    Bitterböse? Ja, ist so gemeint…

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