Wochenschau (25)

Im Drehstuhl der Selbstgefälligen

Vergangene Woche habe ich einen Beitrag bei „Spiegel Online“ veröffentlicht, in dem ich zu ergründen versuche, weshalb mich einige Menschen so gerne fragen, wo ich herkomme und dabei so lange immer wieder nachhaken, bis sie eine Antwort bekommen, die sie selbst als befriedigend empfinden.

Dass man das Problem erstmal banal findet, leuchtet mir ein, denn wie soll jemand, der oder die das nicht täglich erlebt, wissen, warum das Nachhaken – also nicht mal die Frage selbst, sondern vor allem das Nachhaken – so ermüdend ist? Ich wollte erklären, was genau das Problem dabei ist.

Die erste Reaktion auf den Text war Lob von meiner Mutter. Die zweite, von einem weniger verwandten Menschen, war:

„Wo ist das Problem? Ich verstehe das Problem nicht.“

Das war ein wiederkehrendes Motiv in den Kommentaren, über das ich ein wenig lachen musste – offenbar war es mir nicht gelungen, mich verständlich zu machen –, das mich aber auch etwas verzweifeln ließ. Kann man jemandem ein Problem erklären, der ohnehin nicht versteht, was das Problem ist?

Es ist ein bisschen wie beim Dunning-Kruger-Effekt, übertragen auf gesellschaftliche Diskurse und Empathie. Wie erklärt man Menschen, die nicht empathisch sind, sich also nicht in andere Menschen hineinversetzen können, und nicht verstehen, dass sie unempathisch sind, Probleme anderer Leute?

Aber echt: „Ständig Alarm, wo keiner ist“

Als die „Bild“-Zeitung sich dann unter dem Titel „Wo ist das Problem?“ (Dachzeile: „Ständig Alarm, wo keiner ist“) gewohnt einfühlsam aufregte, musste ich noch viel mehr lachen, weil es natürlich besonders absurd ist, wenn sich das Alarmblatt Nummer Eins, das ständig jede Mücke zum aufgeregten Elefanten aufbläst, darüber aufregt, dass sich Leute über etwas aufregen.

„Bild“ sucht Problem Screenshot: bild.de

„Bild“ echauffiert sich in dem Text unter anderem über ein „Indianer-Verbot für Kita-Fasching“ und „Witz-Zensur im Karneval“, was doppelt komisch ist und zudem ärgerlich: Denn es ist eine Hamburger Kita, die einfach Indianer-Kostüme problematisch findet – und dafür in einem Elternbrief sensibilisieren wollte. Es gibt kein Verbot, „Bild“ hat es erfunden. Und es gibt auch keine „Witz-Zensur“ im Karneval. Auch erfunden. Zumal Zensur ohnehin nur vom Staate ausgehen kann.

Doppelt komisch also ist es, weil „Bild“ die beiden Themen, vor allem die Sache mit dem Indianer-Kostüm, erfolgreich zum Wut-Thema hochstilisiert hat (Alarm, wo keiner ist) – und weil der Artikel das Genre des larmoyanten Bürostuhl-Fläz-Journalismus offenbart. Stellen Sie sich einfach das Sitcom-Klischee eines bockigen Teenagers vor, der – von den Eltern genervt – laut „Boah ey, wo is’n das Problem?!“ motzt. Oder einen Typen, der sich bei einem Parkplatzstreit danebenstellt und fragt, warum sie nicht einfach Fahrrad fahren.

Und plötzlich jammert es aus den Zeilen

In diesem Text, und im Grunde in allen Artikeln, die das „Wo-ist-das-Problem-Lamento“ bedienen, sitzt der sich wundernde, augenverdrehende Autor im Drehstuhl der Selbstgefälligen und wünscht, alle Probleme, die nichts mit ihm zu tun haben sollen, mit einem grimmigen „Jetzt stellt euch mal nicht so an!“ vom gesellschaftlichen Tisch zu wischen. Birgit „Dann mach doch die Bluse zu!“ Kelle beherrscht das sehr virtuos, auch Josef Joffe von der „Zeit“ hat einige tragische Klassiker geschaffen, und „Bild“, naja – wie gesagt.

Nun ist „Bild“ also so richtig verärgert von so viel gesellschaftlichem Debatten-Willen: „Plötzlich ist ständig alles ein Problem!“, jammert es aus den Zeilen.

„Von allen Seiten wird am Normalo-Deutschen rumgemäkelt. Doch was, wenn der Otto-Normalo-Deutsche einfach nur sein Leben leben will – ohne permanente Belehrung von selbst ernannten Umerziehern? Was, wenn die Probleme von Aktivisten, manchen Politikern und einigen Journalisten gar nicht seine Probleme sind… ?“

Ja, was ist dann?

Ich glaube nicht, dass dann gleich Greta Thunberg auf dem Rücken von Robert Habeck angeritten kommt, um den im Text konstruierten Durchschnitts-Otto daran zu hindern, seinen Opel mit Pferdefleisch zu tanken.

Doch lassen Sie uns diese formvollendete, geradezu biblische Erzählung würdigen: vom bemitleidenswerten Durschnitts-David, der gegen dieses umerziehende Goliath-Monster aus belehrenden Gesellschaftsdiskursen ankämpfen muss, die von „versnobten Journalisten“ („Bild“) und „manchen Politikern“ und „Aktivisten“ („Bild“) geführt werden. Pluspunkte gibt es zudem für das „selbst ernannte“, Finishing Move jedes Wo-ist-das-Problem-Kommentators.

„Bild“ wanzt sich mit dem Gut-Böse-Gegensatzpaar an seine Leserinnen und Leser ran und redet ihnen einen Opferstatus ein. Sie bekommen eine massentaugliche Nörgel-Meinung eingeflüstert, mit der sich der Eindruck erwecken lässt, sie wollten doch nur etwas diskursive Ruhe und nicht die ganze Zeit mit Schuldkomplexen bombardiert werden.

„Bild“ solidarisiert sich so mit den selbst erschaffenen Betroffenen, aber es ist auch fatal, weil „Bild“ die Leser viktimisiert und sie so in eine Ohnmachtsposition drängt, in eine unterstellte politische Sprachlosigkeit, in der sie natürlich unmutig und genervt auf die behaupteten Störungen eines vermeintlichen gesellschaftlichen Friedens reagieren.

Fragt mich! Ich helfe gern

Daraufhin listet „Bild“ alle seiner Ansicht nach überproblematisierten Fragen auf und erklärt, warum sie es unfair findet, dass diese Dinge überhaupt problematisiert werden. Und da mich keiner gefragt hat, helfe ich gerne nachträglich bei der Beantwortung dieser Wo-ist-das-Problem-Fragen von „Bild“.


Also, wo ist das Problem …

… wenn Kinder im Fasching gehen, als was sie möchten?

Es gibt kein Problem, weil es auch kein Verbot oder einen Verbotswillen gibt. Hat „Bild“ erfunden.

…wenn man als Mann sagt: Guten Tag, schöne Frau?

„Was ist gegen nette Begrüßungen, gegen Komplimente zu sagen?“ Nix, aber „Guten Tag, schöne Frau“ klingt wie in „Ku’damm 59“, und wer will heute noch klingen wie jemand aus „Ku’damm 59“? Also.

…wenn ich im Karneval einen Witz erzähle?

Ja, eben, WITZE, genau! Witze, das sind diese Sätze, wo die Leute dann Hahaha machen, und nicht gesellschaftspolitisches Mobbing, wie es AKK, die Vorsitzende der CDU, gemacht hat. Bei sowas gibt’s dann halt Leute, die diesem schlechten Nicht-Witz widersprechen.

…wenn ich gern Fleisch esse?

Dann essen Sie gerne Fleisch.

…wenn ich auf der Autobahn gern schnell fahre?

Gute Fahrt! Anschnallen nicht vergessen! Wrummwrumm!

…wenn ich meiner Tochter Zöpfe flechte?

Es gibt kein Problem, „Bild“ erfindet eins und redet mal wieder davon, die Amadeu Antonio Stiftung sehe in Zöpfen „sogar ein Indiz für ein ‚rechtes‘ Elternhaus“. Um es mit „Bild“ zu sagen: „Alles Quatsch!“

…wenn ich glaube, dass Toiletten für Männer und Frauen reichen?

Das „Wo ist das Problem“, also das ausgestellte Unverständnis über die empfundene Überproblematisierung von trans- und intersexuellen Lebensumständen begründet „Bild“ hier damit, dass ja nur 0,1 Prozent der Bevölkerung betroffen seien.

Nun.

Erstens: Nur, weil ein Thema wenige Menschen betrifft, diesen dann ein Recht darauf abzusprechen, politisch und medial wahrgenommen zu werden, ist undemokratisch. Zweitens: Wenn es ach so irrelevant ist, wieso treibt es PolitikerInnen und konservative JournalistInnen dann so fürchterlich um?

…wenn ich jemanden frage, woher er kommt?

Die Frage ist nicht das Problem, siehe oben. Das Nachbohren, Nachhaken und Sich-nicht-zufrieden-geben aber ist anstrengend.

…wenn Frauen nach der Geburt erstmal zu Hause bleiben?

Es gibt kein Problem, „Bild“ erfindet eins.


Wussten sie, dass Genervtsein und sein Zurschautragen in die Emotionsfamilie der Verachtung fallen? Es ist abschätzig, wenn jemand nicht nur sagt: „Deine Probleme sind zu irrelevant, eine Diskussion darüber ist sinnlos”, sondern auch noch postuliert: „Deine Probleme sind für mich so irrelevant, dass ich schon allein das Darüber-Hören als eine Zumutung empfinde.“

Das Problem am Problematisieren der angeblichen Problematisierung: Es gibt ja kein Problem, genauer, es gibt meistens kein Problem für den im Text gebauten Otto-Normal-Bürger, wer auch immer das sein soll. Niemand verbietet Witze, Kostüme, Fleischkonsum, nicht ist verloren. Lacht, feiert, fresst. Aber ertragt Widerspruch, Meinung, Debatte.

Und, übrigens: Weitere Toiletten in Universitäten oder Schulen würden das Leben der meisten Bürgerinnen und Bürger nicht tangieren oder den Alltag der Mehrheit auf dieser Welt problematischer machen – aber ihn für manche respektvoll erleichtern. Auch die paar Prozent Vegetarier, die es in Deutschland geben soll, werden nicht das ewige Ende der Grill-Saison einläuten, auch wenn „Bild“ sich ganz doll davor fürchtet.

„Bild“ will vorgeben, wann und wo man Alarm schlagen darf

Die Klage über den Verlust der Diskurshoheit bei der Gewichtung meist identitätspolitischer Themen vermittelt jedoch viel über die Kollision verschiedener Nachrichtensysteme. „Bild“ will vorgeben, wann und wo man Alarm schlagen darf – und wo nicht. „Bild“ stellt damit den Meinungspluralismus einer digitalen Agora in Frage, in der diese Diskurse meist stattfinden: sehr oft auf Twitter. „Bild“ stellt dadurch den Gruppen, die Aufmerksamkeit beanspruchen, auch die Legitimation, solche Themen zu debattieren, in Abrede.

In Zeiten sozialer Medien vermischen sich die Realitäten der Massenmedien mit den Wirklichkeiten eines Schwarms, der eine Wolke aus Äußerungen hervorbringt, die aufgrund ihrer Gleichzeitigkeit aus Privatheit und Öffentlichkeit, Professionalität und Amateurhaftigkeit oder Beruf und Freizeit eine Herausforderung darstellen für die bisherigen Aufmerksamkeitsökonomien und Zeitlichkeiten des großen Mediensystems. Der abgedruckte Tweet in der Regionalzeitung am Frühstückstisch – ist im Netz oft längst kalter Kaffee. Twitter bedient eine andere Diskursivität als eine Zeitung, die sich immer nur im Reaktionsmodus an Online- und Offline-Deutschland richten kann.

Wenn sich „Bild“ also stellvertretend für seine Leser von den zumeist digitalen Diskursen genervt fühlt, dann sagt das wenig über die Diskurse aus, aber viel über die Art, wie „Bild“ die Leserinnen und Leser – fälschlicherweise – sieht: offenbar als unempathische Ethnozentristen. Was „Bild“ nicht versteht: Nicht jeder Tweet betrifft viele, aber viele Betroffene twittern. Wo ist das Problem?

45 Kommentare

  1. Sich diffamiert fühlen, wenn man andere nicht widerspruchsfrei diffamieren kann. Und dafür sogar lügen / übertreiben! Da passen Zielgruppe und Medium perfekt zusammen!

  2. In der Tat, ausgerechnet BILD, die Problemfinder.

    Den Unterschied zwischen Witz und gesellschaftspolitischen Mobbing habe ich leider immer noch nicht verstanden. Meiner Erfahrung nach gibt es beim gesellschaftspolitischen Mobbing _immer_ Leute, die Hahaha machen, bei Witzen nicht unbedingt. (Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass Unisex-Toiletten nicht die Lösung sind, sondern Toiletten, auf die weder Männer noch Frauen dürfen; aber ich denke vllt. zu mathematisch.)

  3. @Mycroft
    Die Unisex-Klos haben sich in Zügen, Flugzeugen und Haushalten sehr bewährt. Vielleicht deswegen.

  4. Ja, das sind die Dinger mit genau einer Toilette ohne eigener Kabine und genau einem Waschbecken.
    Ich sag mal so: bei öffentlichen Gebäuden ist das bspw. ein Waschraum mit drei Waschbecken und eine angeschlossene Toilettenanlage mit mehreren Toilettenkabinen (und Urinalen). Wenn alle Toilettenkabinen belegt sind, können die Waschbecken immer noch benutzt werden.
    Bei den Ein-Personen-Unisex-Toiletten blockiert die Toilettenbenutzung gleichzeitig auch das Waschbecken.

    Ist also nicht ganz dasselbe. Hinzu kommt, dass der Vorschlag, Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau sehen, könnten doch einfach die Männer- bzw. Frauen-Waschräume mitbenutzen. Das wurde, wie ich finde zurecht, abgelehnt. Logischerweise ist das kein Safe Space mehr, wenn man Angehörigen eines anderen Geschlechtes begegnen kann.
    Auf öffentlichen Waschraum-Toiletten-Anlagen, die als Unisex-Waschräume ausgewiesen sind (statt als weder-Männer-noch-Frauen-Waschräume) kann man aber den Angehörigen von (mindestens) zwei anderen Geschlechtern statt nur eines anderen Geschlechtes begegnen. Die Dinger sind also doppelt so schlecht wie der verworfene Vorschlag. Aber hey, Genderwissenschaften sind keine Ingenieurswissenschaften.

  5. „Wie erklärt man Menschen, die nicht empathisch sind, sich also nicht in andere Menschen hineinversetzen können, und nicht verstehen, dass sie unempathisch sind, Probleme anderer Leute?“

    Das merkt man gleich. Fran El Ouassil hat heute ihren gnädigen Tag.
    Wer eine andere Meinung als sie wird nicht als miefig, spießig, dumpf, kleinkariert, völkisch, nationalistisch, reaktionär entlarvt – sondern nur unempathisch.
    Wie gütig.

  6. Kann sich jemand daran erinnern, wann die SPIEGEL-Kolumnist*_Innen das letzte Mal die Sprache von Ausländern gegenüber Deutschen kritisiert haben?

    Ach so, verstehe.
    Das sind ja alles perfekte Menschen.

  7. @6: Aus der Tatsache, dass Sie keine Kolumne gelesen haben, in der Spiegel-Kolumnisten Ausländer für ihre Sprache gegenüber Deutschen (Pass oder Blutlinie, wieviele Generationen?) kritisieren, schlussfolgern Sie ironisch, dass eben jene Spiegel Kolumnisten alle Ausländer als perfekte Menschen ansehen?
    Bin nur ich das oder werden die Theorien immer blöder?

  8. @5: Aus emphatischen Gründen: Zeigen Sie mir doch bitte mal die Stellen, an denen die Autorin Personen aufgrund unterschiedlicher Meinung als „miefig, spießig, dumpf, kleinkariert, völkisch, nationalistisch, reaktionär“ bezeichnet hat.

  9. #7: „Bin nur ich das oder werden die Theorien immer blöder?“

    Ich denke, das kommt Ihnen nur so vor. Diese immer neuen Variationen des infantilen/debilen ‚die andern aber auch‘ sind einfach gleichbleibend blöde.

  10. @ Anderer Max:
    Ich glaube, dass Sie schlauer werden, und dass Ihnen die ewig gleichen Theorien deshalb von Jahr zu Jahr blöder vorkommen.

  11. „… oder einen Verbotswillen gibt“ – Nee, das stimmt ja so nicht, das merkte man der Kita-Diskusssion durchaus schon an: Ein Verbotswille, das Aussprechen zumindest moralischer Verbote und Tabus, das existiert durchaus. Am Beispiel Indianerkostüm könne es ja angeblich nicht angehen, dass die armen leidenden Native Americans (die angebl. auch im Deutschen so hießen und die man natürlich nicht mit dem „rassistischen“ Wort Indianer benennen darf), auch noch damit gequält werden, dass sich Kinder in Kitas angeblich dem Verbrechen der „cultural appropriation“ schuldig machen. Begründet wird das dann mit zitierten Bitten amerikanischer Ureinwohner, dass sich erwachsene Amerikaner am amerikanischen Halloween nicht als Indianer verkleiden sollen. Es ist zunächst unerheblich, ob solche Bitten vielleicht sogar gerechtfertigt sind: Es wird anderen eine moralisches Gebot oktroyiert, garniert mit Vorwürfen, ansonsten sei man zumindest Kolonialist, Rassist und überhaupt furchtbar unsensibel, etc. Unter einer solchen Maximalmoral machen die Moralkeulenschwinger es da nicht. Und das ist durchaus störend, ob nun in 1 Kita, zwei oder vielen.

  12. Ich denke, das Problem ist, dass wir alle mit diesen vorurteilsbeladenen, teils herabwürdigenden, pauschalisierten Bildern aufgewachsen sind und diese jetzt Teil unseres kollektiven Erinnerungsvermögens sind.

    Sobald uns jemand darauf aufmerksam macht, dass ihn die Reproduktion dieser Bilder verletzt, fühlen wir uns irgendwie in unseren Grundfesten erschüttert. Zumal -meistens- die Verletzung nicht mal Absicht war.

    Das ist ja das gleiche wie mit #aufschrei damals, als Männer Frauen erklären wollten, wann letztere sich sexuell bedrängt zu fühlen hatten.

    Vielleicht hilft ja eine Doku mit versteckter Kamera, so etwa wie Wallraff das mal versucht hatte, um ursprüngliche, natürliche Reaktionen aufzunehmen und zeigen zu können?

  13. „immer blöder“
    „infantilen/debilen“
    „gleichbleibend blöde“

    Vor mir aus hätte mich mir das nicht gewagt.
    Aber wenn Anderer Max und Someonesdaughter sich selbst so sehen, steht es mir zu dem zu widersprechen?
    Ich denke nein.

  14. @Lars: können Sie mir bitte kurz zeigen, wo die Kita Leute, die Indianer sein wollen, als „zumindest Kolonialist, Rassist und überhaupt furchtbar unsensibel“ bezeichnet?
    Danke!

  15. #13: „Aber wenn Anderer Max und Someonesdaughter sich selbst so sehen,“

    Nach ‚die andern aber auch‘ jetzt auch noch ’selber, selber‘?

    Kannste dir nicht ausdenken sowas….

  16. #11: „Es ist zunächst unerheblich, ob solche Bitten vielleicht sogar gerechtfertigt sind: Es wird anderen eine moralisches Gebot oktroyiert“

    Durch Bitten wird etwas oktroyiert? Steile These. Vielleicht ist da was in Ihrer Erziehung gründlich schief gelaufen …

    Bei Familie Lars ging das dann so: ‚Lars, könntest du bitte vor dem Essen deine Hände…‘ ‚Halt die Fresse Maximalmoralisten-Mama, du willst mir was oktroyieren‘?

  17. @17 Nein, nicht durch Bitten. Es sind ja nicht die vermeintlich Bittenden, sondern käseweiße Deutsche hier, die meinen Moral gepachtet zu haben und ihre Vorstellungen anderen unter Androhung man sei sonst Rassist oder Schlimmeres aufdrücken wollen.

    @15: Nein, nicht die Kita selbst, ich schrieb von „der Kita-Diskusssion“, in der solche Argumente gekommen sind.

  18. @Lars

    „@15: Nein, nicht die Kita selbst, ich schrieb von „der Kita-Diskusssion“, in der solche Argumente gekommen sind.“

    Ja, aber meiner Wahrnehmung nach nur von den Leuten, die sich über diese Bitte der Kita echauffiert haben (AFD und Konsorten).
    Ist doch immer das gleiche. Irgendjemand bittet darum, dass die Leute mal ihr eigenes Verhalten reflektieren sollen und sofort kommt aus der rechten Ecke: „Diese Moralapostel behaupten, wir sind Rassisten/Kolonialisten und überhaupt ganz schlimme Leute. Das kann ja wohl nicht wahr sein. Mimimimi“.
    Und so entsteht dann der Eindruck, irgendjemand relevantes hätte tatsächlich gesagt, dass Leute Rassisten sind wenn sie ein Indianerkostüm anziehen. Stimmt halt nur nicht.

  19. #18: „@17 Nein, nicht durch Bitten.“

    Dann hätten Sie das vielleicht nicht behaupten sollen?

    „Es sind ja nicht die vermeintlich Bittenden, sondern käseweiße Deutsche hier, die meinen Moral gepachtet zu haben und ihre Vorstellungen anderen unter Androhung man sei sonst Rassist oder Schlimmeres aufdrücken wollen.“

    Das ist, was Sie behaupten. Woher Sie das nehmen, bleibt nach wie vor unklar. Selbst ausgedacht?

    „@15: Nein, nicht die Kita selbst, ich schrieb von „der Kita-Diskusssion“, in der solche Argumente gekommen sind“

    Ach, Sie nehmen da zwei Sachen (angebliche Sachen trifft es besser, denn Belege bleiben Sie ja schuldig), die nichts miteinander zu tun haben und verrühren das dann zu einer Sauce?

    Ob das nun „käseweiß“ ist oder leicht gebräunt – redlich ist es nicht.

  20. @18: „Nein, nicht die Kita selbst, ich schrieb von „der Kita-Diskusssion“, in der solche Argumente gekommen sind.“

    Alles klar, dann bitte da Belege, von wem das kam.
    Danke!

  21. Naja, das ist schon die Frage, was die Bitte für Konsequenzen hat.
    Der Kindergarten hat das Hausrecht, natürlich kann er für seine Veranstaltungen Vorschriften machen, wie die Besucher auszusehen haben und wie nicht. Er kann diese Vorschriften aber natürlich auch als Bitte formulieren, weil das höflicher klingt.
    Und die andere Frage ist, wenn der Kindergarten Indianerkostüme für problematisch hält, weil sie Stereotype vermitteln können, ok, aber was für Stereotypen wären das, wenn nicht rassistische Stereotypen?
    Die allgemeine Merkbefreiung in der BILD-Redaktion ist sicher ein Problem, aber der Kindergarten hat das auch nicht gerade schwer gemacht.

  22. Ich empfehle Kommunikations-Schulungen für ErzieherInnen, damit diese in Zukunft besser vorausahnen können, ob sich die Bildzeitung über eine interne Bitte empören wird.
    Wenn das Empörungspotential zu groß ist, einfach alle Stereotypen unreflektiert akzeptieren, um dem Scheißesturm zu entkommen.
    „Joa, also meinen Geschmack trifft das Goebbels-Kostüm Ihres Buben eher nicht, aber darum bitte, das so nicht anzuziehen können wir leider aufgrund des Empörungspotentials der Bildzeitung nicht. Von daher: Alles supi :)“

  23. @Anderer Max:
    Natürlich darf ein Kindergarten ein Goebbels-Kostüm auch ohne vorige Bitte ablehnen, vermutlich schon deshalb, weil es verfassungsfeindliche Symbole aufweist. Und ich bezweifle, dass die BILD das kritisieren würde, aber was weiß ich schon.

    Kommunikationsschulungen können aber trotzdem nicht schaden.

  24. #22: „Die allgemeine Merkbefreiung in der BILD-Redaktion ist sicher ein Problem, aber der Kindergarten hat das auch nicht gerade schwer gemacht.“

    Gute Güte, gibt es irgendwas, das das Zentralorgan der Niedertracht oder schnappatmige Privat-Alarmisten nicht in maximaler Bösartigkeit verdrehen, ausschmücken, umlügen oder sonstwie skandalisieren können? Schuld ist dann doch immer irgendwie, wer was sagt, was BLÖD&Lars& Co. nicht passt?

    Seltsam übrigens, wie sich die Hysteriker auf die Indianerkostüme eingeschossen haben, die nur durch ein Komma davon getrennten Scheich-Kostüme dürfen Kitas wohl „verbieten“ ohne das eine Menge Leute dicke Backen machen?

  25. „Schuld ist dann doch immer irgendwie, wer was sagt, was BLÖD&Lars& Co. nicht passt?“ Nö, oder jedenfalls nicht immer. Da sich eigentlich die Kinder mit ihren Kostümen leben müssen, nicht Eltern oder Erzieher, sollte man nicht die Kindern bitten, nichts stereotypes zu tragen?

    „Seltsam übrigens, wie sich die Hysteriker auf die Indianerkostüme eingeschossen haben, die nur durch ein Komma davon getrennten Scheich-Kostüme dürfen Kitas wohl „verbieten“ ohne das eine Menge Leute dicke Backen machen?“
    Ich kann jetzt nur für mich reden, aber in der dritten Klasse hatte ich mich tatsächlich als Scheich verkleidet. Indianer fand ich ziemlich uninteressant. Ich nehme daher aber an, bei anderen „Hysterikern“ ist das eher umgekehrt.
    Und im Kindergarten fand ich Karneval nur schrecklich. Aber wenn ich heute zusehr genervt bin, kann ich nach Hamburg fahren, wo Karneval praktisch nicht stattfindet.

    Also, meinetwegen könnte man Kinderkarneval komplett abschaffen. Oder meinetwegen in Hamburg. Mein Punkt war ein anderer.
    *schulterzuck*

  26. Die Frage, ob eine Verkleidung etwa als Indianer unterlassen werden sollte, ist ein Thema, das man vermutlich gründlicher bedenken müsste.
    Ich möchte allerdings auf folgende Aspekte hinweisen:

    – Wenn man sich als Angehöriger IRGENDEINER Gruppe verkleidet, dann wird man sich fast immer an typische Klischees orientieren. So lange diese Klischees aber nicht negativ sind und zu einer bedeutungsvollen Fehlwahrnehmung führen, ist schwer einzusehen, wieso das unbedingt PER SE schlimm sein müsste.

    – Die Meinung von Aktivisten und Bürgerrechtlern – so verdienstvoll deren Leistungen auch sein mögen – ist nicht zwingend die Meinung der meisten Personen, die der entsprechenden Gruppe angehören.
    Als beispielsweise Gallup 1971 das berühmt-berüchtigte N-Wort strich und durch „Schwarze“ strich, war das N-Wort dasjenige Wort, mit dem mit Abstand die meisten Schwarzen bezeichnet werden wollten. „Schwarze“ war nur halb so beliebt. Das hatte Gallup selbst zwei Jahre zuvor herausgefunden. Nur interessierte es offenbar nicht, was die „einfachen Schwarzen“ eigentlich wollten, sondern man hörte eher auf Aktivisten.
    https://news.gallup.com/poll/163706/blacks-hispanics-no-preferences-group-labels.aspx
    Gewisse Aktivisten und Bürgerrechtler waren es dann auch, die forderten, dass die Bezeichnung „Schwarze“ durch „people of color“ oder „Afroamerikaner“ zu ersetzen sei. Umfragen sprechen jedoch dafür, dass es den meisten Schwarzen schlichtweg egal ist, ob man sie als „Schwarze“ oder „Afroamerikaner“ bezeichnet. (Siehe den gerade verlinkten Artikel.) Es hat den Anschein, dass manche Aktivisten eher einer gewissen Symbolpolitik zuneigen als die „einfachen Leute“.
    Bevor man näher in Betracht zieht, auf Indianer-Kostüme zu verzichten, sollte man vielleicht eruieren, ob die meisten betroffenen Ureinwohner sich so etwas überhaupt wünschen, oder ob das nur das Anliegen einiger Leute ist. Man geht ja auch nicht davon aus, dass Alice Schwarzer für die Mehrheit der Frauen spricht, und man kommt auch nicht jeder ihrer Forderungen im Namen des Respekts gegenüber nach.

    – Es gibt vermutlich viele indigene Gruppen in den USA und in Kanada, die sich so kleiden oder einmal gekleidet haben, dass eine gewisse Ähnlichkeit zu „typischen“ Indianerkostümen gegeben ist. Es wäre die Frage, ob man auf eine Verkleidung als Indianer verzichten sollte, wenn beispielsweise nur eine von 50 indigenen Gruppen das verlangen würde, während es den anderen 49 Gruppen egal wäre.

    – Zu bedenken ist auch immer die Frage, ob ein Schritt dem eigentlichen emanzipatorischen Anliegen eher nützt oder schadet. Bekanntlich ist das Gegenteil von „gut“ oftmals „gut gemeint“. Wahrscheinlich würden viele Leute es eher irritierend finden, wenn es allgemein geächtet würde, dass beispielsweise Kinder zu Fastnacht Indianer- oder Scheichkostüme tragen, oder wenn Kinder nihcht mehr Cowboy und Indianer spielen sollen (was dann ja die nächste logische Forderung wäre). Die Gefahr könnte sein, dass bei immer mehr Leuten irgendwann mal eine „Irgendwo-reicht-es auch-mal“-Mentalität entsteht. Ein Grund für den Erfolg von Rechtspopulisten ist vermutlich auch, dass nicht wenige Leute, vor allem vermutlich solche aus weniger gebildeten Schichten, mit einer (und sei es teilweise auch nur subjektiv so wahrgenommenen) „Politischen Korrektheit“ ihre Probleme haben.

    Ich will damit kein definitives Plädoyer gegen eine Missbilligung von Indianer-Kostümen halten; ich möchte allerdings auf einige Probleme oder offene Fragen hinweisen.

  27. Oh. Das Bild ist wieder da. Ich hatte mal eine kleine Anfrage gestellt an @übermedien, warum die Autorin die einzige ist, jedenfalls von den festen Freien hier, die ein Bild kriegt, und daraufhin verschwand es kommentarlos, was ich ja gar nicht wollte. Denn da war ja kein Problem, nur die Frage, ob die Autorin eventuell zu schön wäre, um es uns vorzuenthalten? Nun ist das Bild als Alleinstellungsmerkmal der Autorin auf Übermedien wieder da, aber meine Frage immer noch nicht beantwortet. Was mich als Übonnent insofern irritiert, als dass es ja nicht ganz irrelevant ist, wenn die mutmasslich Schönste hier im Bild präsentiert wird, die Sensiblen im Lande könnten das sogar Sexismus nennen, oder positiven Lookismus oder wie immer das Modewort gerade heissen muss. Und, lieber @Niggi, wenn ich dem Spiegel schreibe, kriege ich fast immer ne Antwort, den habe ich aber nicht mehr abonniert, euch schon und die Frage auch per Mail gestellt und jetzt bin ich enttäuscht. Und das i s t ein Problem?
    Guter. Gruß, Gianno Chiaro (@(lucianocali_2), übonnent

  28. @ichbinich Feste Freie sind regelmässige Mitarbeiter, man könnte sie auch Kolumnisten nennen. Auf Schnibben und seine Schizos trifft das nicht zu. Ich muss mich nicht beruhigen, nachdem ich etwas kritisiert habe, wobei mich Leute, die sich ichbinich nennen und mir dabei Aufregung unterstellen, in der Tat leicht nerven, aber das ist eine andere Geschichte.

  29. Ich bin durchaus empathisch genug um zu verstehen, dass es jemanden kränken kann, wenn man ihn fragt, woher er kommt – bin aber ebenso der Meinung, dass mir das dahinter stehende Denken bei den sich Gekränktfühlenden nicht gefällt. Genauso wenig gefällt mir deren fehlendes Einfühlungsvermögen bzw. möglicherweise sogar das mutwillige Missinterpretieren, denn ich halte die Frage nach dem Woher für eine Frage, die zumeist einfach aus Interesse gestellt wird. Mir würde auch nicht einfallen, wenn ich eines Tages in ein anderes Land ziehen sollte, mich diskriminiert zu fühlen, wenn mir diese Frage sicher häufig gestellt werden wird.

    Wo ist das Problem zu sagen: ich komme bspw. aus Duisburg, die Wurzeln meiner Eltern/Großeltern liegen bspw. in Griechenland? Ich kenne genügend Menschen, die gerne über ihre Wurzeln sprechen. Ich kenne aber auch genügend Menschen, die trotz deutschen Passes sagen, sie seien bspw. Türken. Ich verstehe auch letztere Haltung und würde diese niemals jemandem vorwerfen.

    Menschen und ihre Geschichten sind verschieden, jeder geht mit diesem Thema anders um. Die dümmste Haltung in diesem Zusammenhang ist für mich jene, die Boshaftigkeit unterstellt.
    Also: Warum nicht von Interese ausgehen und eine mglw. ungeschickte Fragestellung freundlich tolerieren? Wäre vermutlich zu einfach?

  30. @20: „Ob das nun „käseweiß“ ist oder leicht gebräunt – redlich ist es nicht.“

    Tja, wo nehme ich das nur her? Vielleicht aus solchen Kommentaren?

  31. „Kita, die einfach Indianer-Kostüme problematisch findet – und dafür in einem Elternbrief sensibilisieren wollte“
    Ich finde auch vieles einfach problematisch, zum Beispiel Vielflieger*innen auf Klimastreik, aber irgendeine Beschönigung mit „sensibel“ würde der Autorin nicht einfallen, wenn ich diese meine Meinung in einem Elternbrief unterbringen würde :-)

  32. „Wo ist das Problem zu sagen: ich komme bspw. aus Duisburg, die Wurzeln meiner Eltern/Großeltern liegen bspw. in Griechenland?“

    Wo ist das Problem Leute nicht nach so einem Schwachsinn zu fragen, nur weil ihre Haut nicht kalkweiß genug ist? Mich hat noch niemand im Smalltalk jemals nach der Herkunft meiner Eltern oder Großeltern gefragt, und ich tue das auch nicht bei andern Leuten. Diese Fragen bekunden kein Interesse an einer Person, sie dienen nur der rassistisch konnotierten Einordnung in „gehört zu uns“ und Fremde.
    Der Deutsche selektiert halt gerne. Muß in den Genen liegen.

  33. Ich bin schon gefragt worden, wo ich herkomme, aber wenn ich meine Heimatstadt angebe, löst sich das Interesse fast immer in Luft auf.
    Zwei Ausnahmen: 1.:“Dann bist Du doch bestimmt Borussia-Fan?“ Von einem Schalke-Fanshop-Verkäufer. „Nein, bin ich nicht.“ (Ich wohne zwischen Dortmund und Lüdenscheid-Nord, insofern ist die Frage nicht ganz unberechtigt.)
    2.:“Du wohnst da wirklich?“ – „Ja?!?“ – Wirklich, wirklich?!?“ -„Jaha.“ „Toll, ich kenne nur Leute, die da studieren. Wo kann man bei Euch gut essen gehen?“
    Ersteres ging schon in Richtung Wir-Ihr-Einteilung.

    Aber prinzipiell frage ich niemanden, wo er herkommt. Ich interessiere mich nur am Rande für andere Menschen.

  34. #32: „Tja, wo nehme ich das nur her? Vielleicht aus solchen Kommentaren?“

    Das ist Ihre Antwort auf:

    „Ach, Sie nehmen da zwei Sachen (angebliche Sachen trifft es besser, denn Belege bleiben Sie ja schuldig), die nichts miteinander zu tun haben und verrühren das dann zu einer Sauce?“

    Also Unredlichkeit reloaded. Ist Ihnen das eigentlich gar nicht peinlich?

  35. @ Schnellinger:

    Persönlich frage ich Leute, die einen Migrationshintergrund haben könnten eher nicht, wo sie oder ihre Familie ursprünglich herkommt, weil ich eben auch denke, dass die Frage eher negativ ankommen kann. Außer natürlich ich kenne die Person besser oder es ergibt sich irgendwie zwanglos, so dass ich davon ausgehe, dass es nicht problematisch ist. Dies vorausgeschickt hätte ich folgende Frage. Sie schreiben:

    „Diese Fragen bekunden kein Interesse an einer Person, sie dienen nur der rassistisch konnotierten Einordnung in ‚gehört zu uns‘ und Fremde.“

    Woher wissen Sie das so genau? Wieso können Sie ausschließen, dass da tatsächlich einfach normales Interesse dahintersteht?
    Ich finde die Frage, aus welchem Land jemand oder seine Familie kommt, durchaus nicht ganz interessant – in manchen Fällen habe ich mich mit den entsprechenden Leuten schon anregend über das Herkunftsland unterhalten. Manchmal kann man auf diese Weise auch etwas Neues lernen.
    Vor einiger Zeit beispielsweise unterhielt ich mich lange mit einem Russen, der nun wegen seiner Freundin in Deutschland ist (aber ziemlich gutes Deutsch spricht). Dass ich mein Gegenüber (mit dem ich mich übrigens hervorragend verstanden habe) irgendwie „rassistisch“ hätte „einordnen“ wollen, ist mir überhaupt nicht bewusst. Und zu behaupten, dass ich dann eben unbewusst rassistisch gedacht haben müsse, wäre her wohl nichts als ein Ad-hoc-Argument aus dem Blauen heraus.

    Was also macht Sie also so sicher, dass alle oder fast alle Leute, die die Wurzeln eines Menschen nicht uninteressant finden, von den niedrigsten Beweggründen getrieben sein müssen? Was unterscheidet Ihre Behauptung von einer völlig unbewiesenen (und jedenfalls prima facie in ihrer Pauschalität auch ziemlich steil anmutenden) reinen Unterstellung?

  36. Die Einleitung des Artikels ist lustig:

    Vergangene Woche habe ich einen Beitrag bei „Spiegel Online“ veröffentlicht, in dem ich zu ergründen versuche, weshalb mich einige Menschen so gerne fragen, wo ich herkomme und dabei so lange immer wieder nachhaken, bis sie eine Antwort bekommen, die sie selbst als befriedigend empfinden.

    Ist das dort gemacht wirklich als „ergründen“ zu verstehen?
    Allein schon die These, dass sie es „gerne“ machen und dann die negativen Assoziationen die der dortige Pseudodialog darlegen soll zeigt, es geht nicht darum etwas zu ergründen. Denn vermutlich fagen wirklich manche Menschen gerne weil sie neugierig sind, einen Smalltalk anfangen wollen oder sich ganz banal für andere Menschen interessieren.

    Ich (weisser alter Mann) kenne diese Fragen auch. Wenn man in den 80er als junger Punker in eine andere Stadt kam, waren solche Fragen Standard von jedem mit dem man näher kam. Man fühlte sich mit verbunden und wollte hören wie es anderswo ist.

    Wenn ich dann bei SPON die Kommentare lese, die ja alle nur „was ist das Problem“ wiederholen sollen, dann muss man der Autorin eine Leseschwäche attestieren. Ich habe jetzt mehrere Seiten durchgelesen, dort wird in vielen Variationen geschildert was diese Fragen bedeuten können und jeder, der das Problem nicht erkennt, führt dies weiter aus. Das reduzieren auf eine Phrase sagt meines erachtens mehr über die Kritikfähigkeit der Autorin aus, als über die dort ausführlich dargelegte Kritik an ihren Aussagen.

    Wie man es auch wendet, von einer „ergründung“ erwartet man doch etwas mehr Tiefe auch für die Gegenseite. es ist ihre festbetonierte Meinung, Punkt.

    Es ist wirklich Schade, dass man Menschen die hierher kommen, weil es ihnen in ihrer Heimat nicht mehr gefällt, nicht fragen sollten woher sie gekommen sind und warum es ihnen dort nicht mehr gefällt. Das es mittlerweile mehrere Generationen sind und daher viele hier geboren wurden, sollte nicht vor Neugier und Interesse abhalten, auch wenn manche sich auf den Schlips getreten fühlen.

  37. Oh je, ich habe den SPON Artikel noch mal gründlich gelesen und kann diesen Sprüngen nicht folgen. Auf der einen Seite werden Erzählungen und Analysen über Menschen als Erklärungen für alles Böse aufzählt, auf der anderen Seite sollen Erzählungen und Analysen für das böse verantwortlich sein?

    Es dreht sich alles um sich selbst und es gibt keinen Ausweg aus diesem Gedankenkarussel.

    Der letzte Satz
    Eine Öffentlichkeit, in der uninteressant ist, wo man herkommt, sondern viel spannender, wohin man will.

    … zeigt wie unrefklektiert das Ganze ist.

    Für mich als hier Geborener ist die Vergangenheit wichtig und spannend. Aber viel Interessanter ist es, was man aus dieser lernt. Vielleicht ist das auch das Problem der Autorin, sie möchte nicht aus der Vergangenheit ihrer Vorfahren etwas lernen, weil sie sich davon unberührt hält. Ein Denkmuster, was bei uns leider auch viele haben. aber jeder deutsche ist ein Teil dieser Geschichte und nur daraus ergibt sich ein Kontext wohin man will.

    Ich kann das nicht wirklich beurteilen, aber man hört öfters, dass die Verarbeitung der Vergangenheit in D etwas besoinderes wäre. Das würde vielleicht die Unterschiede erklären, wenn man das Thema ergründen möchte.

    Wir müssen und sollen die Vergangenheit unserer Vorfahren in einen geschichtlichen Kontext stellen und das versuchen manche vermutlich auch bei Menschen aus anderen Regionen. Dass das in Hose gehen kann, wenn alle Moslems mit dem IS gleichgesetzt werden, dürften viele auch schon im Ausland erlebt haben, wenn man als Nazi oder als Freund Hitlers bezeichnet wird. Das liegt dann aber an dem spezifischen Mangel von Bildung und ist kein Phänomen das grundsätzlich falsch ist.

  38. @ Schnellinger #34
    „Der Deutsche selektiert halt gerne. Muß in den Genen liegen“
    Die Gewohnheit, auf Unterschiede zwischen den Menschen empfindlich bzw. „sensibel“ zu reagieren, zum Beispiel mit Nachfragen, ist keine deutsche Besonderheit, sondern zum Beispiel in einer etwas anderen Ausprägung auch den Angelsachsen, Skandinaviern, Schweizern, Katalanen eigen. Der Soziologe Emmanuel Todd nennt das „Differenzialismus“.
    Rassismus ist es übrigens, solche kulturellen Prägungen in den Genen, also in der Biologie anzusiedeln. Das ist derselbe Denkfehler, dem auch Thilo Sarrazin erlegen ist, wie schon Helmut Schmidt in diesem Gespräch völlig zu Recht angemerkt hat:
    https://www.youtube.com/watch?v=sj2iG3gOolw

  39. @Schnellinger

    „Wo ist das Problem Leute nicht nach so einem Schwachsinn zu fragen, nur weil ihre Haut nicht kalkweiß genug ist? Mich hat noch niemand im Smalltalk jemals nach der Herkunft meiner Eltern oder Großeltern gefragt, und ich tue das auch nicht bei andern Leuten. Diese Fragen bekunden kein Interesse an einer Person, sie dienen nur der rassistisch konnotierten Einordnung in „gehört zu uns“ und Fremde.“

    Sie machen einen großen Fehler: Sie schließen von sich auf andere und vergessen, dass es auch anständige Menschen gibt ;-) (das Bonmot ist von Shaw meines Wissens). Sie können doch tun bzw. vielmehr lassen, was Sie wollen, was hat das bspw. mit mir zu tun? Wollen Sie mir Ihre Sicht der Welt und Ihren Umgang mit Menschen als den allein richtigen aufdrücken?
    Icch interessiere mich für andere Menschen und ich stelle diese Frage durchaus (auch an Menschen mit „kalkweißer Haut“ – letztens kam es zu einem sehr interessanten Gespräch mit einer Ukrainerin. Man kann die Frage durchaus so stellen, dass Sensibelchen nicht den Eindruck haben, man wolle sie „rassistisch einordnen“. Mir ist im Ausland auch diese Frage gestellt worden und ich bin überzeugt, das waren alles keine Rassisten.

    „Der Deutsche selektiert halt gerne. Muß in den Genen liegen.“

    Na ja, wenn wir schon beim Pauschalisieren sind: Ich glaube zutreffender ist: viele Deutsche belehren gerne andere, am liebsten mit den von der Obrigkeit gern gesehenen Ansichten.

  40. @ Schnellinger:

    Ich habe Ihnen doch sehr sachlich geschrieben. Fänden Sie es nicht fair, mir auch umgekehrt sachlich zu antworten?

  41. Ich wurde schon oft gefragt : „Where do you come from?“. In Marokko, de Türkei, der Slowakei…wo man halt so rumkommt im touristischen Leben. Nie im Leben hätte ich die Frage als unzumutbar oder gar rassistisch aufgefasst. Genau das gleiche in Franken oder im Badischen, wenn dem Gegenüber der leichte rheinische Akzent auffällt. Im Gegenteil: ich freue mich, das im Ausland oder hierzulande gefragt zu werden, bietet es doch immer den Anfang eines meist gelungenen Gesprächs.

  42. Ich habe mit meinen Studierenden (ich bin Historiker) oft das Spiel gemacht, sich so in den Raum zu stellen, wo das am weitesten entfernt geborene Großelternteil herkam. Und das ist spannend, wenn dann ein deutscher und ein polnischer Student beide feststellen, dass das Bromberg ist. – Und das Interessieren für Geschichte und Herkunft ist jetzt irgendwie die Einteilungswut der Deutschen? Wirklich?

    Und die Kritik, wir Biodeutschen würden nie so etwas gefragt, verstehe ich auch nicht. Warum fragt denn keiner, wo es bei 12-14 Millionen Vertriebenen nicht unwahrscheinlich ist, dass die Familie nicht schon immer in Duisburg war.

    Damit will ich ja garnicht leugnen, dass diese Frage nicht manchmal ungeschickt oder plump ist. Und sicher kann man auch eine tief sitzende Unsicherheit da rein analysieren. Aber letztlich ist es doch nur eine harmlose Frage und besser als vieles andere, was Menschen unterschiedlicher Hekunft miteinander machen.

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