Wochenschau (16)

Deutsch – Diese Woche
Diese Woche – Deutsch

In der Sprache gibt es bekanntlich etliche Null-Sätze, besonders in nachrichtlicher und journalistischer Kommunikation. Ich benutze sie. Sie benutzen sie. Edelfedern, Chefredakteure und Volontäre benutzen und missbrauchen sie.

Jeden Tag zu allem etwas zu sagen und zu schreiben, bei gleichzeitiger Erfüllung von aufmerksamkeitsökonomischen Anforderungen, führt zu etwas, das der Journalist Heribert Prantl im Deutschlandfunk eine „Katastrophenpublizistik“ nennt, „die zu Übertreibung und Überspitzungen neigt“. Eine Rhetorik und Semantik also, die der Form mehr Gewicht zugesteht als dem Inhalt, trotz der Gefahr, unpräzise oder unzutreffend zu sein.

Auch eine politische Agenda, eine Kampagne und/oder die eigene Blattlinie nehmen bewusst oder unbewusst Einfluss auf das Wording und Framing. Beides bestimmt, wie Leser, Hörer und Zuschauer die Welt sehen und verstehen.

1913 wurde posthum das Wörterbuch der Gemeinplätze von Gustave Flaubert veröffentlicht, „Le Dictionnaire des idées reçues“. Das Werk war Ausdruck seiner Aversion gegen Plattitüden und sprachliche Klischees seiner Zeit: Stilblüten im gesellschaftlichen Leben ersetzten das Denken und Differenzieren, sie seien Ausdruck von Ressentiments, Bigotterie oder Denkfaulheit. Besonders störte Flaubert, wenn bestimmte Handlungen oder Aussagen nahezu protokollarisch vorhersagbare, vorgefertigte kommunikative Reflexe hervorriefen.

Daran musste ich denken, als sich in der ersten Woche dieses Jahres verschiedene Ereignisse zu artikulatorischen Karambolagen verknäuelten und in Null- und Fehlsätzen manifestierten. Aber auch willentliche Fehlinterpretationen und Ironie-Inkompetenz bei Rezipienten oder politischen Gegnern ließen mich an sein Nachschlagewerk denken, weshalb ich in unendlichem Übermut ein eigenes Wörterbuch für diese Woche zusammengestellt habe.


A wie „Auto-Attacke auf Ausländer“

Euphemismus für einen Anschlag. Wird medial eher als Amok gewertet, artikulatorisch herrscht anscheinend allgemeine Angst vor dem Ausdruck Attentat. Rassismus und eine politisch motivierte Tötungsabsicht gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe gelten offenbar noch nicht als ideologisch genug, um von Rechtsterror zu sprechen; da braucht es mindestens eine selbstgemalte Fahne, ein Manifest oder ein paar geschredderte Fahndungsakten.

Siehe auch P wie „persönliche Betroffenheit“, „psychisch kranker Einzeltäter“ und „Privileg, als psychisch kranker Einzeltäter zu gelten, wenn du als Attentäter keinen Migrationshintergrund hast“. Jackpot übrigens, wenn man einen Hintergrundbericht über den Attentäter mit einem Foto eines Zeugen (mit Migrationshintergrund!) bebildern kann.

Augenscheinlich anders aufgenommen: A wie „Angetrunkene Asylbewerber in Amberg, die pöbeln und Passanten prügeln“. Laut Rainer Wendt, dem Chef der kleineren Deutschen Polizeigewerkschaft, etwas, das man auch Hetzjagd nennen dürfen sollte, weil es nicht sein könne, „dass es sich nur dann um eine ‚Hetzjagd‘ handelt, wenn es um rechtsextreme Täter geht“.

Außerdem ein von Medien, Seehofer und rechten Trollen dankbar angenommenes Thema, um sich nicht mit der „Auto-Attacke auf Ausländer“ beschäftigen zu müssen, sondern wieder mehr mit A wie Ausländer, Asyl- und Abschieberecht.

B wie „Beziehungstat“

Ein anderer Autofahrer überfuhr diese Woche mit Mordabsicht seine Frau und tötete dabei den gemeinsamen zweijährigen Sohn. Die mediale Einordnung: „Beziehungstat“. Bitteres Boulevard-Deutsch für Totschlag oder Mord, meist an Frauen. Siehe auch das Hasswort „Beziehungsdrama“. Im misogynen Banalisierungsbingo gerne auch Familientragödie, Ehedrama, Eifersuchtsdrama genannt. Sollten Opfer und/oder Täter einen Migrationshintergrund haben, ist auch Ehrenmord sehr beliebt.

(„Behandlungsbedürftiger Sonderfall“: Ein Mitarbeiter des ZDF, der dachte, wenn er betont, dass er „privat“ auf Twitter sei, könne er andere öffentlich, also bei Twitter, so bezeichnen. Jetzt twittert er nicht mehr.)

C wie CSU-Klausur

Entschlossener Versuch konservativer Politiker, zu beweisen, dass sie auch eine Polarexpedition überleben würden.

Siehe auch C wie Christliche Werte, die immer verteidigt werden müssen. Zum Schutz der zu verteidigenden christlichen Werte dürfen diese aber auf gar keinen Fall gelebt werden, sonst müsste man ja aus lauter Nächstenliebe nett sein zu Nicht-Christen. Christliche Werte scheinen zu Weihnachten ins Hintertreffen geraten zu sein. Papst Franziskus musste die EU-Länder gestern noch mal an sie erinnern, wegen in Rettungsschiffen festsitzender Flüchtlinge.

D wie „Datenklau“, „Datenleck“, „Datendiebstahl“

Seriöseres Medien-Deutsch für „Hackerangriff“ und „Cyberattacke“; wird benutzt, weil „systematisches, illegales Kopieren und Veröffentlichen privater Daten“ zu lang ist. Das Wort, das alle suchen, ist übrigens D wie Doxing.

E wie „Es ist Winter. Es schneit. Etwas Dramatisches ist bisher noch nicht passiert.“

Zitat eines Sprechers des Lagezentrums in München gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Erschreckend naive Trivialisierung des Schneechaos, Winterchaos und der Frau Holle. Schaut der Mann denn keine Nachrichten? Er spricht offensichtlich kein Katastrophenpublizistisch.

F wie „Fremdenfeindlichkeit“, „Fremdenhass“

Gut gemeinter Medien-Deutsch-Euphemismus für Rassismus.

Flirt (gescheiterter): Boulevard-Deutsch für „Prügelattacke auf Frauen“.

Flirtfrust: Überschriften-Deutsch für „Unhinterfragter Grund, Frauen mit Eisenstangen zu verprügeln“.

G wie „Goldsteak“

Fußballerversion einer Rolex. Siehe auch: G wie „Geld geradewegs von Gott geschenkt, ihr großmütterfickenden Geplatzte-Gummi-Geburten” – Fußballer-Internet-Deutsch für: „Was ich mit meinem Geld mache, ist meine private Sache, da ich es mir hart erarbeitet habe, ich bitte um Ihr Verständnis.“

Für Karl Lauterbach ein G wie gefundenes goldenes Kalb, den FC Bayern München NOCH MEHR nicht zu mögen.

H wie „Hackerangriff“

Headline-Deutsch für „systematisches, illegales Kopieren und Veröffentlichen privater Daten“, weil „systematisches, illegales Kopieren und Veröffentlichen privater Daten“ zu lang ist. Hot take: „Hacker, die Deutschland überfallen“. Wichtig auch: Symbolbild! Mann mit Skimaske vor oder in Tastatur.

I wie Islam

Unterschätztes Comedymaterial, das Jürgen von der Lippe nun bereitwillig Dieter Nuhr überlässt.

J wie Japaner

Laut „Spiegel“-Kolumnist Jan Fleischhauer ein Volk, das noch ängstlicher ist als die Deutschen, weil es nicht braun werden will und/oder kein Hautkrebs bekommen möchte. Pro-Tipp: In Partygesprächen beiläufig betonen, wie gut der neue Murakami doch sei, dann hat man schon Gewichtigeres über Japaner gesagt als s.o.

K wie Klartext

1. Etwas, das alle wissen und keiner je in Frage gestellt hat und deswegen endlich und unbedingt – „obwohl ich mich damit nicht beliebt mache“ – mal gesagt werden muss.

2. Aussagen, die Vorurteile bestätigen.

3. Euphemismus für Quatsch, meist männlicher Verfasser.

L wie Louis CK-Leak

Nach seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit und ein paar Überraschungsauftritten im New Yorker Comedy Cellar, probierte der Comedian Louis CK Ende Dezember eine Stunde neues Material vor Publikum aus. Darin erzählt er etwa, dass japanische Männer kleine Penisse haben, weil der kleine Penis in Wirklichkeit eine Klitoris sei, weil alle Japaner in Wirklichkeit Frauen seien.

Ok.

Habe ich schon erwähnt, dass Sie in Partygesprächen beiläufig betonen sollten, wie gut der neue Murakami ist?

Siehe auch L wie Lackmustest: Alles, was mehr als eine Meinung zulässt – Masturbationswitze, Böller, Tempolimit: immer ein Lackmustest der Gesellschaft.

M wie Migranten

Mutter aller Probleme, aber psychisch stets bei bester Gesundheit.

N wie Nicole Diekmanns „Nazis raus!“

Auf die Nachfrage, wer denn für die ZDF-Korrespondentin ein Nazi sei, antwortete die Journalistin: „Jeder/jede, der/die nicht die Grünen wählt.“ Der neurechte Shitstorm belegt eindrucksvoll, dass man im Internet auf gar keinen Fall Ironie anwenden darf. N wie: nie, never, nunca!

O wie Oh, Sandra.

Die kanadisch-koreanische Schauspielerin Sandra Oh gewinnt den Golden Globe in der Kategorie Beste Schauspielerin für ihre Rolle in „Killing Eve“. Historisches Ereignis, da sie die erste Frau asiatischer Abstammung ist, die diesen Preis bekommt ohne gefragt zu werden, ob sie twerken kann.

P wie „Persönliche Betroffenheit“

Politiker-Deutsch für Rassismus „psychisch kranker Einzeltäter“. Siehe auch: P wie „Psychisch kranker Einzeltäter“. Lieblingseuphemismus für rassistisch handelnde Attentäter.

Q wie Quelle

Wenn es um Zunahme von Gewalt oder Kriminalität geht, werden entweder keine Quellen genannt. Oder noch schlimmer: „unabhängige Quellen“.

R wie „Regierungsrundfunk“

Versuch der „Aufstehen“-Bewegung, sich mittels dieser despektierlichen Vokabel AfD-Wählern anbiedernd an den Hals zu schmeißen. Gleichzeitig auch jener Funk, in dem Aufsteherin Sahra Wagenknecht die häufigste Teilnehmerin war.

S wie „studierter freiwillig bescheiden lebender Romanschriftsteller“

Laut Karl Lauterbach der neue Feind der Arbeiterklasse.

T wie „Tanzen“

Laut Republikaner: obszön, frivol, unschicklich. Auf der High School zu tanzen, disqualifiziert einen fürs politische Amt und beweist, dass man Kommunist ist. Zum Glück für seine Karriere hat Richter Brett Kavanaugh nie getanzt.

U wie „Ungeniert unterjubeln“

Unterstützen Sie Übermedien! (Bitte. Danke.)

V wie „Volksgemeinschaft“

Ein AfD-Politiker wünscht „unserer Volksgemeinschaft ein gesundes, friedliches und patriotisches 2019“. Der durch den Nationalsozialismus aufgeladene Begriff: Hundepfeifen-Kommunikation für Partei-Fans, hingehaltenes Stöckchen für normale Menschen. Kluge Journalisten und meine Mutter empfehlen: Nicht drüber springen! (Es fällt mir schwer.)

W wie „wohl“

Deutschlands größte Regionalzeitung, die WAZ, schreibt nun: „Attentäter bekundet Ausländerhass: ‚Anschlägen zuvorkommen‘. Vorher schrieb sie leider und möglicherweise wider Willen wohlwollend: „Attentäter wollte wohl Anschlägen von Flüchtlingen zuvorkommen“.

X wie Y wie Z wie Zeitungen

Das Ding, dessen langsames Aussterben viele Menschen beklagen, es aber trotzdem nicht mal präventiv kaufen.

38 Kommentare

  1. Für X hätte ich noch Xenophobie: Angeberwort für Fremdenfeindlichkeit, s.a. dort.

    (Aber „Drama“ ist immer noch keine Verharmlosung.)

  2. Zu A: Eine kurze Recherche zeigt, dass die Begriffe „Anschlag“ und „Attacke“ in der Berichterstattung häufig synonym gebraucht werden. Hier z.B. beim Tagesspiegel:

    https://www.tagesspiegel.de/politik/anschlag-in-bottrop-und-essen-bundesregierung-verurteilt-nach-auto-attacke-jede-art-von-gewalt/23819202.html

    In der Überschrift ist von einer Attacke, im ersten Satz von einem Anschlag die Rede. Dass es bei der Verwendung von „Attacke“ darum gehe, die Tat zu verharmlosen („Euphemismus“), halte ich für eine Unterstellung (auch wenn im Einzelfall was dran sein mag). Im übrigen finde ich es notwendig, von dem Verdacht auf eine psychische Erkrankung zu berichten, wenn der Polizei entsprechende Hinweise vorliegen. Und ein Einzeltäter ist erst einmal jemand, der allein gehandelt hat und nicht einschlägig politisch organisiert ist. (Der Satz des Innenmnisters bezüglich „persönliche Betroffenheit“ war allerdings tatsächlich neben der Spur, und Die Welt sollte sich was schämen.)

    Und Amberg? Warum soll man es nicht Hetzjagd nennen, was dort passiert ist? Rainer Wendt ist mir durch und durch unsympathisch, aber wenn Leute verfolgt, geprügelt und verletzt werden, kann man das eine Hetzjagd nennen – auch wenn es sich bei den Tätern nicht um nüchterne Nazis handelt, sondern um „angetrunkene Asylbewerber“.

    El Ouassil fordert hier gleiche Berichterstattung für alle. Das ist gut, sie tut es aber in der falschen Richtung: Wer in Sachen Bottropp nicht möglichst große Worte wählt und starke Empörung zeigt, gerät in den Verdacht, zumindest Alltagsrassist zu sein und biodeutsche Terrortaten zu verharmlosen. Das ist spiegelbildlich das gleiche, was die AfD macht: In jeder Tat, die von Migranten verübt wurde, von den genauen Umständen abzusehen und die Herkunft der Täter bzw. deren vermeintliche Gesinnung verantwortlich zu machen.

    Ziel muss doch aber sein, möglichst nüchtern aufzuklären und erst einmal Fakten zu sammeln, bevor man mit der Einordnung beginnt. Dazu gehört im Falle Bottrops, dass der Täter anscheinend Rassist war, wohl nicht politisch organisiert und möglicherweise psychisch krank. Im Falle von Amberg gehören die Alkoholisierung und das Alter der Täter hinzu – besoffene Jugendliche sind etwas anderes als kühl kalkulierende Islamisten. Man könnte auch noch so etwas wie Frustration über eine langwierige und beengte Unterbringung im Heim vermuten, aber das ist zum gegebenen Zeitpunkt Spekulation.

    Dass sich Krankheit und Terrorismus nicht ausschließen, zeigt z.B. der Selbstmordanschlag von Ansbach im Sommer 2016: Niemand zweifelt daran, dass Mohammed Daleel ein „echter“ Terrorist war – er stand mit dem IS in Kontakt, hat ein Bekennervideo aufgenommen und sich mit Sprengstoff in die Luft gejagt. Dass er außerdem traumatisiert und psychisch krank war und dass diese Krankheit seine Radikalisierung möglicherweise vorangetrieben hat, gehört genauso zum Gesamtbild des Anschlags wie der IS.

    Für den Anschlag in Bottrop muss das gleiche gelten. Der spöttische Ton, wonach es ein Privilegium biodeutscher Attentäter sei, als psychisch krank zu „gelten“ (!), der gefällt mir ganz und gar nicht.

  3. Dieses ganze pseudo-moralisierende „Neutralitätsgequatsche“ kommt immer erst dann auf, wenn ein weißer, deutscher ’ne Tat begangen hat.

    Wenn das in Bochum ein Araber gemacht hätte, gäbe es keine Diskussion, ob das ein Anschlag wäre. Der wäre wahrscheinlich schon in U-Haft und von irgend ’ner AfD-Miliz zur Ausreise ermutigt worden (wenn wir schon von dämlichen Euphemismen reden).

    Und das ist doch die Crux: Wieso hören wir (die Medien) immer noch zu, wenn die rechten Gruppen mal wieder Opferselektion betreiben?
    Für Rassisten ist nicht jedes Opfer gleichwertig.
    Und dieser strukturelle Rassismus existiert nun mal in Deutschland, siehe die rechte Emörungsmaschinerie, die bei jeder öffentlich gewordenen Straftat eines ausländisch aussehenden Menschen anläuft und die Morddrohungen gegen alle Beteiligten.

    Siehe z. B. derzeit das „Nazis raus“ Ding von der einen Politikerin.
    Was mich daran ja „wundert“: Die sind alle keine Nazis aber empören sich über einen „Nazis raus!“ Spruch. Lippenbekenntnisse.
    Und das passiert jedes Mal, wenn eine prominente Persönlichkeit offen gegen rechts ist.

    Ich wünsche mir wieder selbstbewusste Nazis und Rassisten, die dazu stehen, was sie sind und sich nicht ständig als Opfer inszenieren.
    Denn eines sind die sicher nicht: Opfer.

  4. https://futurezone.at/meinung/die-fairness-falle/400368731
    Ein passender Artikel von Florian Aigner zum Thema, auch wenn es hier um Pseudomedizin als Aufhänger geht.

    Pseudomedizin ist durchaus vergleichbar mit der Opferrolle:
    Man fühlt es. Es ist evident nicht vorhanden, aber es wird gefühlt.
    Das Gefühl wird dann als Argument gegen die bösen Fakten in Stellung gebracht. „Wer heilt hat recht“.

    Der Bogen zur deutschen Politik ist da auch gar nicht so abwegig: Homöopathie und Neue Deutsche Heilkunde waren schon in den dunklen Jahren eine propagierte „Alternative“ zur jüdischen Schulmedizin.

    Den historischen Kontext vergessen machen: Das wollen die Fake-Medizinverkäufer auch ganz gerne! Das Schmuddelimage loswerden.
    Interessant auch immer, dass von deren Seite dann „Profitgier“ der Pharmauntertnehmen vorgeworfen wird. Als ob die Homöopathen ihre Zuckerkugeln verschenken würden …

  5. @ Anderer Max (#5):

    „Dieses ganze pseudo-moralisierende „Neutralitätsgequatsche“ kommt immer erst dann auf, wenn ein weißer, deutscher ’ne Tat begangen hat.“

    Ich habe nicht gequatscht, ich habe argumentiert. Nämlich für eine nüchterne, faktenbasierte Berichterstattung über Anschläge aller Art. Du bist frei am Assoziieren, mit meinem Beitrag hat das alles wenig zu tun. Wo habe ich denn irgendwelche AfD-Leute verteidigt? Was hat das alles mit Homöopathie zu tun? Oder mit einer „Fairness-Falle“?

    Meine Kritik bezog sich auf El Ouassils Aussagen, wonach der Begriff „Attacke“ per se ein Euphemismus sei, und dass nur biodeutsche Attentäter das „Privileg“ hätten als psychisch krank zu „gelten“. Der Mann ist nach diversen Berichten „seit Jahrzehnten“ wegen einer „schizophrenen Erkrankung“ in Behandlung und habe schon in der geschlossenen Abteilung gesessen. Aber das soll ein Bericht nicht erwähnen, weil es tendenziell eine Verharmlosung rechten Terrors darstelle? Unfug!

    Und natürlich sitzt der Mann in U-Haft. Was sonst?

  6. Jetzt muss ich die Islamisten mal in Schutz nehmen: wahre Islamisten trinken keinen Alkohol. Und das ist jetzt kein „wahrer Schotte“; Islamisten, die beim Alkoholtrinken erwischt werden, werden von den anderen, _richtigen_ Islamisten ganz schnell aus der Bewegung entfernt.
    Und natürlich sind dt. Journalist*nnen strukturell rassistisch. Wenn die also „Auto-Attacke“ statt „Anschlag“ schreiben, muss das Wort demnach eine rassistische Bedeutung haben. Ergo belegt es den strukturellen Rassismus im dt. Journalismus.

    PS.: Unter „E“ wird „etwas Dramatisches“ als anderer Begriff für „etwas schlimmeres“ verwendet. Sind Sie immer noch der Ansicht, „Drama“ sei ein Euphemismus?

  7. Der spöttische Ton, wonach es ein Privilegium biodeutscher Attentäter sei, als psychisch krank zu „gelten“ (!), der gefällt mir ganz und gar nicht.

    Die Stoßrichtung war hier meiner Ansicht nach, dass von vielen Seiten jede Erwähnung einer möglichen psychischen Krankheit eines muslimischen Täters sofort als Verharmlosung, Herabspielen der islamistischen Komponente, etc. attackiert wird. Während diese Gruppen kein Problem haben, wenn eine solche bei einem Anschlag wie in Bottrop als (Teil-)Grund angeführt wird.
    Die Lesart, die Autorin würde das Nennen der psychischen Erkrankung im Fall von biodeutschen Tätern kritisieren erscheint mir hingegen eher absurd.

  8. @ Mycroft (#9)

    „Jetzt muss ich die Islamisten mal in Schutz nehmen: wahre Islamisten trinken keinen Alkohol.“

    Sag ich doch. Deshalb trägt die Information mit dem Alkohol dazu bei, die Angriffe in Amberg als das einzuordnen, was sie waren – jedenfalls kein Terroranschlag…

    @ Thomas Seidl (#10)

    „Die Stoßrichtung war hier meiner Ansicht nach, dass von vielen Seiten jede Erwähnung einer möglichen psychischen Krankheit eines muslimischen Täters sofort als Verharmlosung, Herabspielen der islamistischen Komponente, etc. attackiert wird.“

    Wann El Ouassil das so gemeint hat, wäre ich einverstanden. Das passiert ja tatsächlich. Mir scheint allerdings, sie hat hier spiegelverkehrt dasselbe gemacht: Eine Berichterstattung angegriffen, die mittels Verweis auf eine psychische Erkrankung die Verharmlosung rechten Terrors betreibe. Vielleicht ein Missverständnis, das dem flappsigen Wörterbuch-Format geschuldet ist (welches mir in seiner Flappsigkeit auf den Geist geht).

    Ich bin übrigens wirklich der Meinung, dass Mordversuch aus ideologischen Motiven nicht automatisch (!) Terror ist. Der Terror-Begriff meint mehr als „aus ideologischer Verblendung Schreckliches tun“. Aber das führt hier zu weit…

  9. @8: Ich habe Sie doch gar nicht adressiert?
    Ja, habe zuviele Themen vermischt in den beiden Beiträgen, das stimmt.

    Mir ist noch ein Beispiel eingefallen:
    Der Angriff auf den Magnitz.
    Wieso ist jetzt die AfD Opfer des Angriffs? Und wieso fühlen sich alle Parteien genötigt zu sagen „Ja, auch einen AfD-Politiker darf man nicht einfach verprügeln weil es gegen das Gesetzt ist.“?
    Das sind alles Selbstverständlichkeiten, die wir meinen aussprechen zu müssen, weil wir meinen, der durchkalkulierten Empörung von rechts so entgegenwirken zu können. Eine Illusion; tatsächlich verschiebt man nur den Torpfosten.

    @9:
    Institutionellen Rassismus darf es aber geben, oder?
    Dass der sich dann auch eventuell auf die Pressearbeit in dem entsprechenden Land auswirkt … Nein, viel zu abwegig. Es gibt keinen strukturellen Rassismus, weil Anderer Max nicht sauber argumentiert hat.
    „Aber das habe ich doch gar nicht gesagt“

  10. @Anderer Max, #12.:
    Nein, es darf überhaupt keinen Rassismus geben. Dass es Rassismus leider trotzdem gibt, bestreite ich ja gar nicht.

    Was ich bestreite, ist, dass willkürlich eine Vokabel oder Formulierung damit erklärt wird, sie solle oder könne Rassismus, Sexismus oder sonstige gruppenfeindliche Gedankengüter schönfärben. Da denke ich #Belegfehlt
    Mal abgesehen davon, dass ich von halbwegs erwachsenen Menschen erwarte, dass sie die Parallelen zwischen Bottrop und dem Breidscheidt-Platz auch dann noch erkennen, wenn die rechtsbraunversiffte Rassismuspresse das eine als „Anschlag“ und das andere als „Auto-Attacke“ framt.

  11. @ Anderer Max:

    Auch zu dem Angriff auf Magnitz wünsche ich mir besagte nüchterne Berichterstattung. Klappt bisher: Die Polizei ermittele in alle Richtungen, heißt es so korrekt wie nichtssagend.

    Rassismus gibt es zuhauf und nicht nur am rechten Rand. Der Begriff „Auto-Attacke“ und die Erwähnung einer psychischen Krankheit taugen aber nicht, Rassismus als Motiv der Berichtererstattung über Bottrop zu belegen.

  12. Nachtrag: Ein Lob für den Text hätte ich bei aller Kritik auch noch – nämlich zum Buchstaben E. Wenn ich mir eine Übermedien-Kolumne wünschen dürfte, dann bitte zum Thema Winter-Berichterstattung. Es ist eine der harmlosesten und kuriosesten Folgen des Klimawandels, dass kaum noch ein Journalist „Schnee“ sagen kann, ohne „-Katastrophe“ anzuhängen.

    Temperaturen unter Null! Verkehrsbehinderungen in Bayern! Lawinengefahr in den Alpen! Leute mit Schaufeln! Einschränkungen des Skitourismus‘! (Wo doch das weiße Zeugs auf den Pisten bekanntlich aus der Kanone kommt; seit wann darf das einfach unbestellt vom Himmel fallen?) Ich hoffe ja, dass ich auch bei mir in Berlin mal wieder auf einem See eislaufen kann. Leider muss man, bis es soweit ist, nach dem ersten Frost erst zwei Wochen „Horrorwinter“-Berichte über sich ergehen lassen…

  13. @14:
    „Rassismus gibt es zuhauf und nicht nur am rechten Rand.“
    Puh, aber ich würde dort schon anfangen zu suchen, oder? Denke, da wird sich auch so einges an Rassismus finden, am rechten Rand.

    Aber ist auch egal: Klar taugt die Verwendung von „Auto-Attacke“ nicht als juristisch handfester Beweis einer rassistischen Berichterstattung.
    Aber es lässt eine popularistische Tendenz erkennen, mutmaßlichen Tätern mit weißer Hautfarbe andere Begriffe bei gleicher Tat zuzuordnen, als Tätern mit anderen Hautfarben.
    Das Ganze kaskadiert sich dann ja auch in Folgegenerationen, teils bis hin zum Aussterben von Wörtern.
    Hätte sich ’85 auch keine(r) träumen lassen, dass „Emanzipation“ mal so negativ konnotiert ist, wie es derzeit ist.

    Wer weiß, vielleicht suchen wir ja in 30 Jahren am linken Rand nach Rassisten.

  14. Noch was zu #14:
    Schauen Sie sich doch mal an, was die AFD jetzt aus der Magnitz Sache macht.
    Nicht Magnitz wurde angegriffen, nein, gleich die ganze Partei (und die ist ja Vertreter einer gefühlten Mehrheit) wurde angegriffen, wenn nicht gar der Rechtsstaat, die Verfassung und …
    Wieso lassen „wir“ uns auf das Spiel ein? Immer wieder?

    Ja, das die Polizei in diesem speziellen Falle so besonnen kommuniziert ist sicher lobenswert, sollte aber m. E. gar nicht erwähnenswert sein!
    Ebenso, dass Angriffe auf AFD-Politiker genauso verfassungswidrig sind, wie Angriffe auf jede andere Person. Selbst-fucking-verständlichkeit.

    Ich persönlich halte die Behauptung, Rassisten müssen nicht zwangsläufig am rechten Rand zu finden sein, bereits für eine Auswirkung der letzten 4 Jahre AFD-Kommunikationspolitik. Der Torpfosten ist mittlerweile so weit verschoben, dass man sich als als Schreiberling schon standardmäßig zur Rechtfertigung gezwungen sieht, weil sonst kommen die rechten Trolls und machen Scheißesturm und das will man ja nicht, vor Allem nicht als seriöses Verlagshaus. Deshalb erwähne ich lieber, dass ein Angriff auf einen Menschen ein Angriff auf einen Menschen ist. Und dass es Rassisten auch jenseits des rechten Rands gibt. Absurd.

    Kann man nicht einfach sagen: Wer sich rassistisch äußert, ist ein Rassist?

    Kurz noch zu #11:
    „Der Terror-Begriff meint (…)“
    Terror ist die Angst vor einem schrecklichen Ereignis, Horror ist die Erinnerung an ein schreckliches Ereignis.
    Terror ist ein Mittel zum Zweck. Genutzt von Menschen, die per Diskurs nicht zum Ziel kommen. Die Verbreitung der Angst vor fremden Menschen ist. m. E. (!) im weitesten Sinne schon Terror, mindestens aber F.U.D. (Ein Stilmittel, auch ein Mittel zu einem Zweck). Auch ein Grund, den vorgeschobenen Idealismus der rechts-etablierten Partei AFD nicht ernst nehmen zu können.

    So, genug geplaudert ;)

  15. „Juristisch handfest“ hat keiner verlangt. „Plausibel hergeleitet“ wäre aber schon ganz schön.
    „Auto-Attacke“ beschreibt den Vorgang präziser als „Anschlag“, weil es ja auch Anschläge mit Sprengstoff, Schusswaffen und Flugzeugen gibt, insofern ist der Begriff vllt. bloß ein Zeichen, dass man sich um eine präzise Berichterstattung bemüht (Klingt immer super im Arbeitszeugnis, ja), warum _immer_ gleich das schlechteste annehmen?
    Jetzt kann man trotzdem beklagen, dass es wieder ein Wham-Privileg ist, wenn über Anschläge von Wham präzise berichtet wird, aber tja, nun: wenn Wham also die Opfer sind, macht man sich wohl nicht so viel Mühe, woll? Super Privileg, will eine tauschen?

    Im dt. Journalismus nach rassistischen Inhalten suchen, ist natürlich eine sinnvolle Sache, aber die Zirkelschlüssigkeit der Argumentation hier ist teilweise (!) eher nervig als witzig.

  16. Gerade auf tagesschau.de gelesen:
    „Außenminister Heiko Maas (SPD) schrieb bei Twitter: „Gewalt darf niemals ein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein – völlig egal, gegen wen oder was die Motive dafür sind.“ Wer ein solches Verbrechen verübe, müsse „konsequent bestraft werden“

    *slow clap* Ach, wir bestrafen in DE also Straftaten, sach bloß.
    Als ehemaliger Justiz-(und Verbraucherschutz-)minister ist das schon echt ’ne Glanzleistung.

    Wie oft hat sich Herr Maas sich denn in den letzten 20 Jahren konkret zu Übergriffen auf Linken-Politiker und -Parteibüros geäußert?

    Und hätte er nicht noch der Familie von Magnitz Beileid zu der schrecklichen Erfahrung wünschen müssen?
    „Pietätloses, linkes Schwein, dieser Maas! Völlig das Augenmaß verloren! Politik gegen die eigene Bevölkerung!“

    Können wir diese Leute einfach mal wieder gesamtgesellschaftlich auslachen, statt ernst nehmen?
    Also zumindest die Leute, die nicht auf deren Wahlstimme angewiesen sind.

  17. @18:
    Wie gesagt: Mir geht es nicht darum welcher Begriff für die Tat am präzisesten ist, sondern warum die verwendete Begrifflichkeit von der Hautfarbe des Täters abhängig ist.
    Dass das so ist, habe ich behauptet, darf aber natürlich gerne diskutiert werden.

    Um es noch mal anders zu formulieren:
    Wenn ein Syrer, am besten noch Flüchtling, die Tat an besoffenen deutsch-aussehenden Silverpartypeople begangen hätte, glauben Sie, wir würden hier von einer „Auto-Attacke“ sprechen?
    Dann wären „Die Taten von Bochum und Amberg“ synonym für randalierende Ausländer, und die AFD hätte uns schon lange eine Debatte über „Ausländerkriminalität“ aufgewungen und ich würde hier schreiben, dass es das nicht gibt, sondern nur Kriminalität oder halt nicht-Kriminalität.

    Auch der Postillon schlug in die gleiche Kerbe:
    https://www.der-postillon.com/2019/01/zentralrat-der-deutschen.html

    „Verschiedene Politiker kritisierten die Stellungnahme als nicht ausreichend. Sie fordern, dass Deutsche bundesweit in großer Zahl auf die Straße gehen, um sich glaubwürdig vom deutschen Terror zu distanzieren.“

  18. Ob bei einem syrischen Flüchtling in einer Zeitung „Auto-Attacke“ stünde? Keine Ahnung? Da es in D. deutlich mehr als eine Zeitung gibt, würde ich mal vermuten, dass schon versehentlich in irgendeiner „Auto-Attacke“ stünde, weil das Voluntariat das Memo nicht bekommen hat, dass „Auto-Attacken“ ein weißes Privileg seien. Wenn irgendeine Zeitung eine Vokabel für eine Sachverhalt verwendet, und irgendeine andere für dengleichen (aber nicht denselben) Sachverhalt eine andere, beweist das erstmal gar nichts. Ich stelle häufig fest, dass in ein- und derselben Zeitung in ein- und demselbem Artikel von ein- und derselben Person ein- und derselbe Sachverhalt mit mehreren Wörtern oder Begriffen bezeichnet wird. Weil Journalisten einen Thesaurus haben, oder wie das Urviech heißt.
    Ob man Deutsche mit dem Postillon pauschal kritisiert, sich nicht nachdrücklich genug von rechter Gewalt zu distanzieren, oder ob man dt. Journalist*innen pauschal in die rassistische Ecke schiebt, weil die nicht immer die genau gleichen Wörter verwenden, ist beides gleichermaßen sinnlos. Nur eines davon ist als Satire gedacht, oder?

  19. #18: „„Auto-Attacke“ beschreibt den Vorgang präziser als „Anschlag“, weil es ja auch Anschläge mit Sprengstoff, Schusswaffen und Flugzeugen gibt,“

    Und wo liegt dann bei „Attacke“ die Präzision, wenn man sie mit „Auto“ ergänzen muss? Ihre Begründung geht komplett ins Leere – oder warum scheidet ‚Auto-Anschlag‘ aus?

  20. Man google einfach mal „Messerattacke“ oder „Axt-Attacke“. Dann weiß man, dass der Begriff „Attacke“ für Angriff oder Anschlag kein biodeutscher Privilegien-Euphemismus ist, sondern ziemlich weit verbreitet.

  21. #23: „Man google einfach mal „Messerattacke“ oder „Axt-Attacke“. Dann weiß man, dass der Begriff „Attacke“ für Angriff oder Anschlag kein biodeutscher Privilegien-Euphemismus ist, sondern ziemlich weit verbreitet.“

    Gute Idee, das mit dem Googeln: Gleich der erste Treffer nennt die „Axt-Attacke“ weiterhin „Terroranschlag“ (https://www.br.de/nachricht/unterfranken/inhalt/zwei-jahre-nach-der-axt-attacke-so-geht-es-den-opfern-100.html), der zweiter Treffer schreibt „Attentat“ (https://www.br.de/nachricht/axt-attacke-wuerzburg-identitaet-100.html), der dritte nennt das Geschehen „Anschlag“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_in_einer_Regionalbahn_bei_Würzburg) und so weiter.

    Scheint nicht so weit her zu sein mit der Präzision des Begriffs.

  22. @21: „pauschal in die rassistische Ecke schiebt“

    Genau, wer ungleiche Berichterstattung kritisiert, will eigentlich nur dem Journalisten nachweisen, dass er Nazi ist.
    Das ist genau die Pseudo-Empörung, die ich meine.

    Ähnlich wie ein lapidares „Nazis raus“ von einer ARD-Frau, woran sich nur Menschen hochziehen, die immer brav betonen, nicht rechts zu sein.
    Lippenbekenntnisse.

    „beides gleichermaßen sinnlos“
    Sehe ich nicht so. Das Vorhalten von Spiegeln hat oft schon zur Anstoßung eines Denkprozesses geführt. Nicht bei jedem.
    Und mehr macht der Postillon ja nicht: Er verulkt „unsere“ Forderungen an Muslime, sich dem Generalverdacht mittels Einzelfall-Distanzierung zu entziehen. Dabei ist ja der Generalverdacht ja falsch.

  23. #9: „Man google einfach mal „Messerattacke“ oder „Axt-Attacke“. Dann weiß man, dass der Begriff „Attacke“ für Angriff oder Anschlag kein biodeutscher Privilegien-Euphemismus ist, sondern ziemlich weit verbreitet.“

    Und so unpräzise, dass er (ich habe es gegoogelt, aber durch die URLs bleibt das Ergebnis in der Moderationsschleife hängen) durch andere Begriffe ‚eingeordnet‘ wird. Die ersten drei Google-Treffer für „Axt-Attacke“ nennen das jeweilige Ereignis zusätzlich ‚Terroranschlag“, „Attentat“ und „Anschlag“, der zweite Treffer (der BR) sorgt mit eingeschobenem Erklärungskästchen für’s richtige Framing: „Woher der Terror kommt“ ….

  24. @23: Die Diskussion bitte dann mit der Autorin des Artikels führen, denn die These kommt von ihr. Ich bin davon überzeugt, dass sie recht hat.

    Wenn wir aber schon bei Google sind:
    Versuchen Sie mal ein paar einschlägige Wortkombinationen bei „Google Trends“ zu dem Thema.
    „Attacke“ z.B. liegt durchgehend bei ca. 80-100, während „Anschlag“ sich immer exakt zu Daten von islamistischen Anschlägen extrem kummuliert und dazwischen bei 10-15 liegt.

    Um das Framing der Autorin zum Buchstaben „A“ zu bestätigen, reicht (mir) das allemal, auch wenn „Attacke“ sicherlich kein Privileg biodeutscher WHAMs ist (was ja auch niemand behauptet hat).

  25. Erwähnenswert bei der Magnitz-Sache ist ja außerdem, dass die Staatsanwaltschaft der Darstellung widerspricht: Kein Kantholz. Politische Motivation mehr als fraglich.

    Nimmt Herr Steinmeier seinen Brief nun zurück, oder leitet er ihn an Sören Pellmann weiter?

  26. #27: „Erwähnenswert bei der Magnitz-Sache ist ja außerdem, dass die Staatsanwaltschaft der Darstellung widerspricht: Kein Kantholz.“

    Yup, kein Kantholz, kein mit dem Kantholz eingeschlagener Schädel, keine drei Angreifer, keine Tritte gegen den Kopf des am Boden liegenden Opfers, keine mutigen Bauarbeiter die Schlimmeres verhindert haben, kein Mordopfer, keine Ermittlungen wegen eines versuchten Tötungsdelikts.

    Die AfD-Lügenbarone haben wohl viele ihrer Lügengeschichten von Twitter und Facebook schnell gelöscht, die unreflektierte Übernahme des hysterischen AfD-Framings in vielen Leitmedien wird sich nicht so leicht beseitigen lassen.

  27. @Someones Daughter:
    Der Zusatz „Auto-“ macht „Attacke“ erst präzise. „Autoanschlag“ ginge auch, „Attacke“ ohne „Auto“ ist so gut oder schlecht wie „Anschlag“ ohne „Auto“.

    @Anderer Max:
    „Genau, wer ungleiche Berichterstattung kritisiert, will eigentlich nur dem Journalisten nachweisen, dass er Nazi ist.“ Von „Nazis“ habe ich nichts gesagt. Frau Ouassil will zeigen, dass „eine politische Agenda, eine Kampagne und/oder die eigene Blattlinie … bewusst oder unbewusst Einfluss auf das Wording und Framing [nehmen].“ Das muss ja nicht notwendigerweise der Nationalsozialismus sein.
    „Sehe ich nicht so. Das Vorhalten von Spiegeln hat oft schon zur Anstoßung eines Denkprozesses geführt. Nicht bei jedem.“ Ja, ich fand Distanzierungsgesten schon immer doof, von daher bestätigt mich der Postillon in meinem Denken, anstatt mich dabei anzuregen. Was Frau Ouassil betrifft, so habe ich in der Tat einen Denkprozess eingeleitet. Ich komme dabei allerdings zu dem Ergebnis, dass sie etwas kleinkariert ist.
    Dass Sie jetzt eine Google-Statistik gemacht haben, dass „Anschlag“ und „Attacke“ offenbar nicht austauschbar verwendet werden, ist ja nett von Ihnen und tatsächlich ein Argument. Das wäre aber nicht Ihre Aufgabe gewesen.

    Ansonsten: „Drama“ ist für mich keine Verharmlosung. Google gefällig? Etwas dramatisieren heißt u.a.: 1. „aufregender darstellen, als es in Wirklichkeit ist.“ Dramatisch heißt u.a.: 2b. „drastisch, einschneidend“ Die Redensart: „Das ist kein Drama“ bedeutet: „Ist nicht so schlimm wie behauptet.“ Trotzdem soll das jetzt „Banalisierungsbingo“ sein. Okeeee. Wenn jemand bewusst oder unbewusst bestimmen wollte, wie ich als Leser, Zuschauer oder Hörer „die Welt sehe und verstehe“, dann würde sie oder er sich bei mir ein fettes Eigentor verpassen, wenn er hofft, ich würde „Beziehungsdrama“ als „nicht so schlimm“ wahrnehmen. Offenbar sieht und versteht Frau Ouassil zumindest einige Wörter völlig anders als ich; jetzt will ich ihr als Journalistin zugestehen, dass sie Journalistendeutsch besser deuten kann als ich, aber das bedeutet im Umkehrschluss, dass sie dafür keine Ahnung hat, wie ich Journalistendeutsch wahrnehme. Und in der Konsequenz, dass der Wörterbuchwitz daran scheitert, dass sie meine Sprache leider auch nicht spricht.
    Insofern: was soll’s?

  28. @ Mycroft (#30)

    Stichwort Journalistendeutsch: Ich teile die Kritik, sehe es aber ein bisschen anders (Frage des Sprachgefühls, nicht der Tatsachen). „Beziehungsdrama“ ist für mich ein Wort, das in den Boulevard gehört; ein verkitschter Begriff. Da schwingen auch die Nebenbedeutungen von „Drama“ mit rein, die sich auf Schauspiel und Bühne beziehen. Angemessen ist das in der Klatschpresse; wenn es um Mord und Totschlag geht, passt das Wort nicht.

    Anders lese ich „Beziehungstat“: Keineswegs als Ausdruck versteckten Frauenhasses unter Journalisten, sondern als (auch in der Wissenschaft gebräuchliche) Spezifikation der – eben – Beziehung zwischen Täter und Opfer. Der Mord geschah im Kontext einer Ehe oder sonstigen Partnerschaft. Die Gründe, wie es dazu kam, können (!) komplex sein. Der Mann, der seine Frau umbringt, kann ein frauenverachtendes Arschloch sein (nicht selten ist das der Fall); er muss es aber nicht. Es kann auch der traurige Endpunkt einer Hölle sein, die sich beide Partner jahrelang gegenseitig bereitet haben. Wir wissen es nicht, die Journalisten ebensowenig. Allein vom Wort „Beziehungstat“ darauf zu schließen, hier wolle eine misogyne, männliche Journaille einen Mord aus Frauenhass banalisieren – das erscheint mir viel zu simpel.

  29. Ansonsten: „Drama“ ist für mich keine Verharmlosung. Google gefällig? Etwas dramatisieren heißt u.a.: 1. „aufregender darstellen, als es in Wirklichkeit ist.“ Dramatisch heißt u.a.: 2b. „drastisch, einschneidend“ Die Redensart: „Das ist kein Drama“ bedeutet: „Ist nicht so schlimm wie behauptet.“ Trotzdem soll das jetzt „Banalisierungsbingo“ sein. Okeeee.

    Ja, einen versuchten und einen vollendeten Mord in Manier des Goldenen Blatts und wie diese Schundorgane noch alle heißen als „Beziehungsdrama“ zu eupehmisieren, ist Banalisierungsbingo.

    „Google gefällig?“

    Übermedien gefällig?

    „Von einem Beziehungsdrama lässt sich vielleicht sprechen, wenn sich die junge Protagonistin einer Fiktion in einem Liebesdreieck zwischen Werwolf und Vampir befindet – nicht aber wenn Männer ihre Partnerinnen oder Ex-Partnerinnen umbringen. Doch statt Straftaten auch als solche zu bezeichnen, greifen Journalist*innen auf Euphemismen zurück. Immer wieder. Immer noch.“

    https://uebermedien.de/33214/hasswort-beziehungsdrama/

  30. @30: „Das wäre aber nicht Ihre Aufgabe gewesen.“
    Echt jetzt? Stimmt, hätten Sie auch herausfinden können, hat ca. 1 Minute gedauert.
    „Aber das ist die Aufgabe des Autors, nicht meine!“

  31. @SomeonesDaughter: Habe ich gelesen. Nach der xten Wiederholung finde ich die Behauptung immer noch nicht überzeugend. Allerdings lese ich auch nicht das Goldene Blatt, wenn das Wort „Drama“ da so exzessiv/inflationär verwendet wird, hängt’s einem vllt. wirklich zum Hals heraus. Hat dann aber trotzdem nichts mit mir zu tun.

    @Anderer Max: „„Aber das ist die Aufgabe des Autors, nicht meine!““ Offengesagt, ja. Was sonst wäre denn dann die Dienstleistung?

  32. @34: Ja natürlich ist das Ihr Standpunkt, dashalb konnte ich ihn ja auch antizipieren.
    Leider kann ich nur zu der Schlussfolgerung kommen, dass Sie sich also absichtlich dumm stellen.
    Sie wissen, dass eine Aussage eigentlich stimmt, aber tun so, als wüssten sie es nicht, weil sie der Meinung sind, der Dienstleiter habe nicht genug gedienstleistet.

    Und ja, ich weiß wie es jetzt weiter geht:
    Ja, ich bin auch der Meinung, dass der Ursprungsuator die Beweise zu seinen Thesen mitliefern sollte.
    Ja, die Googlei hätte die Autorin selbst machen können, auch sie benötigt dafür weniger als eine Minute.
    Ja, das ist eine journalistische Unzulänglichkeit.
    Aber ich muss mich doch nicht dümmer stellen, als ich bin, nur um jemandem einen handwerklichen Fehler nachzuweisen… Mann ey.

    Ich vergleiche das mal mit ner Situation auf’m Bau:
    Der Betongießer hat eine unebene Fläche hinterlassen.
    Der Fliesenleger ruft nun beim Unternehmen des Betongießers an und fragt, ob unebene Flächen zum Standardrepertoire des Betonunternehmens gehören, statt die Fläche selbst zu begradigen und 2 Tage eher mit der Arbeit fertig zu sein.

  33. „@SomeonesDaughter: Habe ich gelesen. Nach der xten Wiederholung finde ich die Behauptung immer noch nicht überzeugend. “

    Das haben Sie auch schon x-mal wiederholt. Überzeugender wird es dadurch nicht.

    „Allerdings lese ich auch nicht das Goldene Blatt, wenn das Wort „Drama“ da so exzessiv/inflationär verwendet wird, hängt’s einem vllt. wirklich zum Hals heraus.“

    Abgesehen davon, dass sich der Hausherr hier regelmäßig mit diesen Blättern beschäftigt und Sie diese Artikel über das boulevardesque Milieu durchaus auch lesen und kommentieren*, empfehlen Sie doch dauernd Google? Warum eigentlich, wenn Sie selbst es nie nutzen?

    „Hat dann aber trotzdem nichts mit mir zu tun.“

    Ihre Ignoranz hat durchaus etwas mit Ihnen zu tun. Aber ist ok, ich nehme zur Kenntnis, dass Sie es ablehnen, Mordversuche und Mord als Mordversuche und Mord zu benennen, das euphemisierende „Beziehungsdrame“ ist Ihnen lieber.

    *Benutzen Sie doch einfach mal Google!

  34. @35.:
    Ich würde anstelle des Fliesenlegers den Bauherren bzw. Architekten anrufen, den Mangel anzeigen, Fotos machen, und dann schriftlich Mehrkosten anmelden. Der Betonbauer bekommt evt. die Gelegenheit, den Mangel auf eigene Kosten zu beheben, andernfalls werden ihm meine Mehrkosten abgezogen. Und ob das dann zwei Tage oder zwei Wochen länger dauert, liegt nicht in meiner Verantwortung.
    Wenn ich die Fläche selbst begradige, ohne den Mangel und die Mehrkosten anzumelden, bleibe ich nämlich auf meinen Kosten sitzen. Ist das das Vorgehen, was Sie mir empfehlen wollen?

    Oder allg.: auch, wenn ich mit dem Ergebnis eine fehlerhaften Argumentation einverstanden bin, muss ich die fehlerhafte Argumentation nicht akzeptieren. Und persönlich bin ich der Ansicht, eine fehlerhafte Argumentation GERADE dann zu kritisieren, wenn ich mit dem Ergebnis einverstanden bin, damit ich beim nä. Mal, wo ich mit dem Ergebnis einer fehlerhaften Argumentation NICHT einverstanden bin, nicht gesagt bekomme: „Letztens hat Dich diese Argumentation doch auch nicht gestört.“ Also, beim Fliesenleger, wenn der Mangel des Vorgängergewerkes noch zu verschmerzen ist, ohne das ich Mehrkosten anmelde, sollte ich wenigstens sagen, dass das suboptimal gelaufen ist. Dann sagt die Bauleitung vllt. trotzdem: „ach, komm schon.“, aber vom Prinzip her.

  35. @SomeonesDaughter:
    „Ihre Ignoranz hat durchaus etwas mit Ihnen zu tun. Aber ist ok, ich nehme zur Kenntnis, dass Sie es ablehnen, Mordversuche und Mord als Mordversuche und Mord zu benennen, das euphemisierende „Beziehungsdrame“ ist Ihnen lieber.“ Ich habe absolut nichts dagegen, dass Morde und Mordversuche als Morde und Mordversuche bezeichnet werden. Und wenn jemand nicht „Beziehungsdrama“ schreiben will, bitte, das ist ein freies Land. Ich bezweifle lediglich den Vorwurf, dass „Beziehungsdrama“ ein Euphemismus sein _soll_, auch wenn manche das so _wahrnehmen_. Und selbst, wenn das als ein Euphemismus gedacht wäre, nehme ich „Beziehungsdrama“ als etwas besonders schlimmes wahr, nicht als etwas besonders harmloses, insofern „funktioniert“ dieser Euphemismus bei mir nicht. Funktioniert er bei Ihnen? Oder kennen Sie jemanden, bei dem der funktioniert? Drittens, meine Sicht der Bedeutung von „Irgendwasdrama“ kann ich an verschiedenen Wörterbüchern belegen, auch solchen, die online sind. Wenn Sie jetzt argumentieren, dass „Das Goldene Blatt“ „Beziehungsdrama“ für etwas harmloses verwendet (k.A., „Ehedrama bei x+y: Welche Farbe soll die gemeinsame Bettwäsche haben?“?), und dass das Wort jetzt verkitscht sei, ok, dann beweist das aber nur, dass das _“Goldene Blatt“_ das verharmlosend verwendet, aber nicht, dass das bspw. auch meine Tageszeitung tut. Bzw., das „Goldene Blatt“ verwendet das Wort mMn einfach _falsch_, weil ich im Zweifel dem Brockhaus mehr glaube als dem „Goldenen Blatt“. Einfach kein „Goldenes Blatt“ mehr lesen.

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