Was Frauen angeblich alles wollen

Diese Debattengespenster spuken seit Jahren durch die Feuilletons

Frauen, die ihre Eizellen einfrieren lassen, tauchen in Qualitätsmedien immer wieder auf. „Social Freezing“ ist eins von vielen Phänomenen, zu denen es an starken Meinungen nicht mangelt – wohl aber an Belegen, dass sie der Rede wert sind. Ebenfalls hoch im Kurs: „neue Hausfrauen“ und „moderne Väter“.

Das erste Debattengespenst, das ich als solches erkannte, war das sogenannte „Social Egg Freezing“. 2014 war das, die Tech-Giganten Apple und Facebook hatten verkündet, Mitarbeiterinnen mit bis zu 20.000 Dollar zu unterstützen, wenn diese sich ihre Eizellen einfrieren lassen wollen – und die deutsche Medienlandschaft drehte durch.

Es erschienen massenhaft Meinungsbeiträge, Essays und Kolumnen. Die einen sahen wie Jan Fleischhauer die endgültige Befreiung der Frau gekommen. Auf Twitter wiederum übten viele heftige Kritik daran, dass Frauen nun gezwungen seien, ihre Familienplanung zugunsten der Karriere nach hinten zu verschieben.

Social Freezing führt selten zu Muttersc…

4 Kommentare

  1. Interessanter Beitrag. Aber bei dem letzten Thema „Maternal Gatekeeping“ vs. „Weaponized Incompetence“ (wie ich diese „wissenschaftlich klingenden Anglizismen“ verabscheue) hätte mich dann doch mal etwas Belastbareres interessiert Hier werden einfach zwei gegensätzliche Positionen gegenüber gestellt, die auf Einzelfällen basieren, mit dem Zusatz „Gut, dass Feministinnen wie Jo Lücke dagegenhalten.“. Also warum ist es denn jetzt bei Jo Lücke in Ordnung, aber bei Jenny Hoch ein Debattengespenst? Das kann ich da leider nicht rauslesen.
    Meine persönliche Erfahrung geht leider eher in die Richtung von Jenny Hoch und da wäre ich wirklich gespannt gewesen auf einen umfassenderen Blick mit statistischer Basis. Nur so, damit ich mal besser selbst reflektieren könnte, ob ich nicht vielleicht doch eher das Problem bin und ganz böse (bewusst oder unbewusst) meine Inkompetenz als Waffe nutze (*würg*).
    Weder Frauen noch Männer sind irgendwie pauschal böse oder verfolgen böse Absichten, aber beide sind in patriarchalen Strukturen gefangen, aus denen ihr Verhalten hervorgeht. Die Tatsache, dass Männer eher davon profitieren, ist ja kein Beleg dafür, dass sie auch grundsätzlich eher daran festhalten wollen.
    An der Stelle wird dieser Text leider seinem eigenen Anspruch, der im letzten Satz ausgedrückt wird, nicht gerecht: „Aber es ist schon Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten, ihre Anekdoten und Thesen so weit wie möglich mit Fakten abzugleichen und das in ihren Texten sichtbar zu machen.“

  2. Zu #1:

    Lieber Sven Ackermann,

    vielen Dank für die Rückmeldung! Es stimmt, die weiteren Debattengespenster, die am Ende als Beispiele kurz genannt sind, werden nicht mehr weiter beleuchtet, damit der Text nicht allzu lang wird. Das nehme ich als Kritik gerne mit.

    Herzliche Grüße aus der Redaktion!
    Annika Schneider

  3. Ein recht einseitiger Text, der bedeutende Teile der Textproduktion über Geschlechterrollen ausblendet, damit die erwähnten Facetten als Gesamtbild durchgehen. Als würde über „Gender Pay und Gender Care Gap“ (auch ich hasse diese Anglizismen) nicht breit berichtet, und als wären „neue“ Männer zum Beispiel im Spiegel nicht viel seltener vertreten als „toxische“.

    Dass es zu wenige von den „neuen“ gibt, würde ich nicht bestreiten. Kenne aber einige aus meinem Umfeld. Väter auf Spielplätzen und am Herd. Väter, die sich die Elternzeit pari-pari mit der Mutter teilen oder sich drei Wochen lang alleine ums Kind kümmern, während die Muter beruflich im Ausland ist. Und vor allem einen jungen Mann, der seinen Job aufgegeben hat, um seine krebskranke Frau anderthalb Jahre lang zu pflegen, damit sie zuhause leben und sterben konnte.

    Wie gesagt – noch immer zu wenige, die so handeln. Die Häufung in meinem Umfeld vermutlich ein klassen- und milieuspezifisches Phänomen. Dennoch existieren solche Männer, und ihre Erwähnung in den Medien als „misogynes Debattengespenst“ abzutun, erscheint mir reichlich ungerecht.

    P.S.: Ein echtes Debattengespenst – das bei Übermedien bereits kritisiert wurde – sind Generationen-Zuschreibungen nach dem Muster „Warum die Gen Z jetzt XY tut“. Kann man nicht genug kritisieren, denn es führt zu völlig verzerrten Wahrnehmungen der Wirklichkeit.

    P.P.S. Ich möchte bitte in Artikeln nicht angeduzt werden. Wir sind hier nicht in den Sozialen Medien.

  4. Wie ein Paar seine Hausarbeit, Erwerbsarbeit und was auch immer einteilt, ist für den Rest der Gesellschaft materiell, finanziell und in praktisch jeder Hinsicht egal.

    Angenommen, bei der Hälfte aller Hetero-Paare macht der Mann die ganze Hausarbeit und bei der anderen die Frau – im Schnitt macht das dann auch 50/50. Dasselbe passiert, wenn dafür gesorgt wird, dass JEDES Paar genau 50/50 Aufteilung hat.
    Dass manche Leute das eine und andere das andere wollen, liegt in der Natur des Menschen und ist mMn kein „Debattengespenst“. Das Gespenst ist die Annahme, alle Männer wären sO und alle Frauen wären So.

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