Wochenschau (142)

Gescheitertes Exkrement: Kunstkritik ohne Kotau

„Am Morgen des 24. Juni 2019 erhielt ich eine Mail aus der Redaktion der ZEIT – mit der Bitte um ein Telefonat möglichst noch am selben Vormittag, denn: ‚Es drängt ein wenig‘.“

So beginnt der Kunsthistoriker und -kritiker Wolfgang Ullrich sein Buch „Feindbild werden“, in dem er beschreibt, wie der Künstler Neo Rauch ein Bild von Ullrich gemalt und an die „Zeit“-Redaktion geschickt hatte. Rauch reagierte mit diesem visuellen Leserbrief auf eine Kritik Ullrichs. Das Werk wird später den Titel „der Anbräuner“ tragen.

„Man beschrieb es mir als eine Art Karikatur, die einen Mann zeige, der mit seinen Exkrementen male. Dieser Mann sei offenbar ich“, schreibt Ullrich in seinem Buch.

Screenshot: „ZEIT“ 27/2019

Auch wenn auf dem Bild verschiedene Ebenen Interpretationsspielraum offen lassen, kann man zumindest tendenziell davon ausgehen, dass alle Lesarten den in Fäkalien übersetzten Unmut Rauchs über die kritischen Worte Ullrichs beinhalten. Der sieht das Bild so:

„Die zentrale männliche Figur hat mit heruntergezogener Hose – und altmodisch mit einem Wams bekleidet – auf einem Leibstuhl Platz genommen. Sie hebt den Hintern leicht, um ihren Kot mit einem Pinsel aufzufangen, muss sich aber zugleich bücken, weil der Raum sehr niedrig ist, als wäre er wirklich nur ein Abort. Der Rest der Exkremente fällt in einen Nachttopf, auf dem Boden lagern weitere bereits gefüllte Gefäße; andere Materialien stehen dem hier gezeigten Maler offenbar nicht zur Verfügung.“

Die Kritik an Kunstkritik scheint rund vier Jahre später wieder in der analen Phase angekommen, das künstlerische Kackefinden von Kritiker:innen hat nun allerdings eine neue Stuhlhärte erreicht. Ausgerechnet in der ätherischen Sphäre bürgerlicher E-Kunst, vor der Bühne des Balletts, wurde die Rohheit eines Shitstormes in die wirkliche Welt übersetzt und ein Mensch von einem anderen mit Kot beschmiert, weil dem Schmierenden nicht gefiel, was der andere schrieb.

Der Direktor des Staatsballetts Hannover und Chefchoreograf Marco Goecke hatte in der Pause der Premiere von „Glaube – Liebe – Hoffnung“ Wiebke Hüster, Tanzkritikerin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), abgepasst und ihr nach Drohungen und Vorwürfen den Kot seines Dackels Gustav auf die rechte Wange geschmiert.

Im NDR sprach Hüster über die Attacke, sagt, dass sie „schockstarr“ gewesen sei.

„Dann habe ich diese Tüte gesehen, habe realisiert, was das ist und habe geschrien. Eine 57-jährige Frau, die in Ausübung ihres Beruf ist, steht da und schreit. Ich war in Schockstarre, ich war in Panik.“

Eine Mitarbeiterin des Theaters half ihr, die Exkremente zu entfernen; unmittelbar danach erstattete Hüster Anzeige gegen Goecke.

FAZ-Kritikerin Wiebke Hüster
Ballettkritikerin Wiebke Hüster Screenshot: NDR

Die Staatsoper Hannover suspendierte den Kot-Choreographen zunächst (inzwischen trennte man sich von Goecke), erteilte ihm ein Hausverbot und verlangte zudem, dass er sich entschuldige. Goecke erklärte zu Wochenbeginn, im Affekt und nicht mit krimineller Absicht gehandelt zu haben, die Tüte mit Hundekot soll ohne Angriffsplan in seiner Tasche gewesen sein. Ein Zufall, weil sein Dackel altersbedingt inkontinent ist. Am Dienstag veröffentlichte er dann ein Statement, das irgendwie nach Entschuldigung klang, jedoch vielmehr eine sich-durch-ja-abernde Nonpology war.

Goeckes Halbherzigkeit wird ergänzt durch das, was er dem NDR in einem ausführlichen Interview, ebenfalls am Dienstag veröffentlicht, sagte. Wenn Goecke dort so etwas wie eine Erklärung oder gar eine Entschuldigung liefern wollte, gelang dem Balettchoreographen die Pirouette, vielmehr zu erklären, warum Hüster selbst schuld daran gewesen sei, von ihm mit Kot beschmiert worden zu sein. „Und ich bin auch ein Mensch, der so was noch nie gemacht hat, insofern bin ich natürlich auch ein bisschen erschrocken über mich selber“, erklärt in einem Ausschnitt des Gesprächs, das online besonders viel geteilt wurde.

Natürlich ein Angriff auf die Pressefreiheit

Ja, klar, denkt man sich da: Lassen wir den Scheißeschmeißer noch in öffentlich-rechtlichen Medien lang und breit erklären, warum die Frau es doch so gewollt hat, dass man ihr den Hundestuhl ins Gesicht klatscht. Wieder darf sich ein Täter hier für etwas Unentschuldbares lang und breit erklären, ärgert man sich. Es ist empörend, dass der Aggressor sich weiter über die Journalistin entleeren konnte. Allerdings erfahren wir in der 18-minütigen Langfassung des Gesprächs mit dem NDR tatsächlich Dinge, die für die Qualität dieser Attacke relevant sind. Die zeigen und belegen, dass es eben keine Tat im Affekt war, sondern im Gegenteil aus Frustration geborene Rachsucht von erschreckender Grundsätzlichkeit.

Goecke scheint eine über zwei Jahrzehnte kultivierte Wut auf eine Kunstkritikerin in sich zu tragen. Seine Aussagen offenbaren ein zutiefst gestörtes Verhältnis eines Künstlers zur Kritik. Goecke belegt mit seinen affrösen Einschätzungen umso deutlicher, dass diese Attacke natürlich ein Angriff auf die Presse- und Kritikfreiheit ist. Wenn es mir also ungehörig erscheint, diesem Mann noch eine Bühne zu geben, erlaubt es mir doch, seine Fehlgeleitetheit oder zumindest das ekelige und antagonistische Spannungsverhältnis zwischen Künstler und Kritiker zu ergründen, also aus der Scheiße immerhin etwas Erkenntnisgold zu machen.

Erstaunliche Analogie

Wolfgang Ullrich beschreibt in „Feindbild werden“ genau, wie Neo Rauch Ullrichs Beobachtung nach Kunstkritiker einschätzt:

„Schon seit den Anfängen seiner Karriere begegnet er ihnen mit Misstrauen, hält sie für untergeordnete, sekundäre Figuren, denen er niemals auch nur annähernd denselben Rang wie Künstlern zugestünde. Statt Kritiker auch als Verbündete zu erleben, sieht er sich ihren ‚Anwürfen und Dackelbissen ausgesetzt‘. Sie sind lästig oder bedrohlich, oft zudem voller Neid und Missgunst gegenüber den begabteren Künstlern. Wie unartigen Schülern darf man ihnen also Ohrfeigen verpassen.“

Mit einem solchem intestinalen Hass dem neidischen Unbegabten gegenüber ergibt ein so hässlicher Satz wie der von Goecke zumindest im Kosmos des gekränkten Künstlers Sinn:

Marco Goecke
Marco Goecke: „Ich hab ja gesagt die Mittel die ich gewählt habe, waren nicht richtig, aber…” Screenshot: NDR

„Ich hab ja gesagt die Mittel die ich gewählt habe, waren nicht richtig” – nun kommt das große ABER, mit dem Goecke übrigens in all seinen Erläuterungen nicht spart, alles was er sagt verabert er aus der Position des waidwunden, attackierenden Künstlers – „aber in dem Moment gab es keine anderen Mittel“.

Sogar als der NDR-Reporter recht offensichtlich Goecke Raum für Reue bietet, windet jener sich aus einer möglichen Einsicht heraus und direkt in eine komplett fehlgeleitete Medienkritik hinein: Hüsters Worte seien eine Form von schriftlicher und verbaler Gewalt und so ziehe sein „Schmerz seine Runden“. Goecke behauptet, die Worte der „empathielosen“ und „eitlen“ Kritikerin als mindestens so entwürdigend empfunden zu haben, dass eine reale Attacke mit dem Kot auf sie zu dem Zeitpunkt als die adäquate und episch gerechte Reaktion erschien. Ihre Worte, so vermittelte er, bedingten geradezu diese Notwendigkeit nach physischer Notwehr, weil er sich persönlich angegriffen fühlte. Die Worte, die ihn aber so verletzt haben sollen, konnte er auf Nachfrage nicht benennen oder zitieren.

Er verhält sich damit erstaunlich analog zu Neo Rauch, als der seinen „Anbräuner“ malte, um den Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich zu demütigen. Rauch erklärte, sein Bild von dem Mann, der mit Fäzes auf einer Leinwand pinselt, sei „das einzige nicht justiziable Äquivalent zu einer wohlverdienten Ohrfeige“. Und Ullrich konstatiert: „Das Gemälde (…) sollte ein Akt der Vergeltung sein – Rache: Der Künstler sucht den Kritiker heim; er will ihn demütigen, indem er vor Augen führt, was für ein verkommener, von niederen Instinkten getriebener Mensch er ist.“ Dem Kritiker werde demonstriert, wie sehr er selbst in seiner engstirnigen Missgunst gefangen sei, und er werde „doppelt und gegensätzlich charakterisiert“:

„Er ist der mächtige Aggressor, der die kostbare Leinwand für üble, geschmacklose Schmierereien missbraucht, also die Kunst zerstört, aber er ist zugleich ein einsamer und letztlich schwacher Idiot, der sich in etwas verbissen hat und dessen Tun ausweglos ist.“

Mit dieser Prämisse kapriziert sich auch Goecke darauf, dass Hüsters Kritik dementsprechend „der gleiche Dreck wie der andere Dreck“ ist, dass diese Aktion, ein „Symbol ist, dass sie mich auch jahrelang mit Scheiße beworfen hat“ und konstatiert dann mit dem frechsten und kindischsten Satz: „Hundekot ist ja auch ein Naturprodukt!“

Marco Goecke mit Dackel.
Kann wirklich nichts dafür: der Dackel Screenshot: NDR

Grenzwertig misogyn

Um seine Legitimität herbei zu behaupten, zitiert er Berichterstattende, die ihm privat zujubeln würden. Er habe „von den großen und wichtigen Tanzjournalisten sehr viele Glückwünsche dafür bekommen“ (was ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann), viele „sehr hochgebildete Leute“ sowie „hochrenomierte Journalisten aus der Politik“ würden es genauso sehen wie er: Die FAZ-Kritik sei „auf dem Niveau eines Scheißhaufen“.

Grenzwertig misogyn wird es dann, wenn er betont, es dass sich bei den „niveaulosen“, „primitiven“ Kritkerinnen oft auch um „Frauen, die gerne getanzt hätten oder gerne eine Primaballerina gewesen wären“ handele.
Mal von der impertinenten Täter-Opfer-Umkehr abgesehen, fällt auf: Dafür, dass es Goecke um Wort und Wirkung gehen soll, ist die eingangs präsentierte Entschuldigung in ihrer sprachlichen Sensitivität minuslexikal, irgendwo im Dispobereich einer ernstgemeinten Bitte um Verzeihung und innerer Einsicht. Das Ganze wirkt wie die melodramatische Inszenierung eines gebeutelten Künstleregos, ein an Kritik sterbender Schwan, der das wahre Opfer der heimtückischen, ignoranten Kunstkritikerin sein möchte.

Dementsprechend würde ich auch Sibylle Berg widersprechen, sollte sie ihren Tweet unironisch gemeint haben.

Es wird einem erwachsenen Menschen – und einem renommierten, gar umjubelten Künstler schon gar nicht – gerecht, ihn zu behandeln, als sei er ein impulsives Wunderkind, als mache sein angebliches Genie ihn nicht so ganz zurechnungsfähig, als sei sein Künstlerstatus etwas, mit dem auch nur im Ansatz eine derartige Herabwürdigung einer Person nachvollziehbar werden dürfte. Alleine diese Vorstellung des Künstlers als Extraordinärer öffnet die Latrinentür für jede „Er darf ein Arschloch sein, seine Arbeit ist zu gut“-Argumentation.

Diese Attacke nicht als die Gewalt, welche sie ist, und den Angriff auf die Pressefreiheit, der sie ist, zu lesen, nur weil man vor Glorifizierung eines Kunstschaffenden Heldenschutz zubilligt, wäre die Aushöhlung jeder Kunstkritik. Und in diesem Fall die erneute Entwürdigung einer Journalistin, die mit Scheiße geohrfeigt wurde, weil sie einen Künstlermann mal nicht genügend lobte.

Hüster zeigt sich unbeeindruckt

Und das mal ist keine Untertreibung: Wiebke Hüster besprach seit 2006 neun Werke von Marco Goecke. Sieben mal waren ihre Besprechungen kritisch (aber nie persönlich) oder zumindest nicht euphorisch lobend, zwei (im Jahr 2021) waren genau das. Nur zur Einordnung: Der Choreograph hat insgesamt 83 Stücke inszeniert. Goecke hat sich also entweder in einem Phantasma einer ihn jahrzehntelang geradezu stalkenden und permanent niederschreibenden Kritikerin verfangen – oder aber er nutzt diese Dramatisierung, um sein Märchen über die Attacke als Notwehr glaubhafter zu machen.

Auf das Statement des Choreografen reagierte die Tanzkritikerin Hüster unbeeindruckt, im 3sat-Magazin „Kulturzeit“ kritisiert sie Goeckes Nonpology; statt sich zu entschuldigen „schaltet er sofort um und verstärkt die Vorwürfe, die er ohnehin gegen mich erhoben hat nochmal. (…) Was für eine Art von Entschuldigung soll das denn bitte sein?“

Um in der Logik des Künstlersschutzes zu bleiben: Wäre es nicht ein ebenso großer Verlust, eine Journalistin zu verlieren, die seit Jahrzehnten mit Begeisterung für den Tanz Kritiken schreibt? Weil jene sich nicht mehr trauen könnte frei zu schreiben, ohne Schere im Kopf, befürchten könnte, dass ihr bei der nächsten Premiere erneut Gewalt widerfährt? Müssen Kunstkritiker:innen damit rechnen, einen realen Shitstorm zu erleben, wenn ihre Kritik nicht gefällig genug ist?

Hüster sagt dem NDR:

„Meine Texte sind eine Einladung zum Gespräch. Meine Texte sind ein lautes Nachdenken über eine Kunstform, die ich seit 40 Jahren liebe. Ich schreibe meine Texte aus dem Ansatz heraus, dass ich in der Tanzwelt mit meinen Argumenten wahrgenommen werden möchte. Und gleichermaßen möchte ich inklusiv schreiben und Menschen für diese Kunstform begeistern, die vielleicht so selber nicht da reingehen würden oder Vorurteile dagegen haben.“

Ihr Antrieb ist die Liebe zur Kunst:

„Meine Berufung entsteht aus meiner Begeisterung für den Tanz. Ich begreife mich als eine Anwältin dieser Kunstform.“

Künstler sind keine Kinder

Die FAZ zeigt sich solidarisch mit ihrer Mitarbeiterin:

„Wir, das Feuilleton dieser Zeitung, werten den demütigenden Akt über den Tatbestand der Körperverletzung hinaus auch als einen Einschüchterungsversuch gegenüber unserer freien, kritischen Kunstbetrachtung. Goeckes Grenzüberschreitung offenbart das gestörte Verhältnis eines Kunstschaffenden zur Kritik.“

Sie hat vollkommen recht. Hüsters anwaltliche Arbeit gilt es zu schützen, auch im Namen artistischer und ästhetischer Qualität. Von Kunstkritik gekränkte Künstler sollten sich die Frage stellen: Welchen Wert hätte jede Form von Lob ihrer Kunst, wenn Kritiker nicht mehr kritisch schreiben dürfen? Oder anders gefragt: Ist eine Würdigung nicht nur vor dem Hintergrund anzustreben, dass Menschen auch nicht mögen könnten, was man produziert? Wenn man großartige Kunst wirklich verehrt, muss man schlechte Kunst kritisieren.

Dass die Kunstkritik die Kunst nicht vernichtet oder erstickt, sondern besser und reicher macht, hat der Autor Jarrett Earnest in seinem Kompendium „What It Means to Write About Art – Interviews with Art Critics“ dargelegt. Wäre Geschmack nur subjektiv, läge „alles im Auge des Betrachters“ und würden valide Kriterien in Frage gezogen werden, forderte man eine ästhetische Bewertung, die so anspruchslos ist wie ein Elternteil, das das Gemälde eines sechsbeinigen Pferdes des eigenen Nachwuchses anjauchzt. (Ok, klar, auch das ist Kunst!) Kunstkritiker:innen werden aber nur deshalb zum „Feindbild“, weil sie dem Künstler nicht nur die bedingungslose Eltern-Kind-Liebe verweigern, sondern zurecht auch: den Kotau.

9 Kommentare

  1. Danke, Frau Samelou, Sie sprechen vielen aus der Seele.

    Dass das öffentliche Herabwürdigen von Frauen unter vermeintlich gekränkten, misogynen Männern gerade en vogue ist, zeigen auch die Äußerungen des britischen Moderators Jeremy Clarkson, der davon fantasierte, Meghan Markle (eine Frau, die ihm nie etwas getan hatte, außer zu exisitieren), öffentlich zu entblößen, nackt durch die Straßen zu paradieren und mit Exkrementen beschmieren zu lassen (von Menschen mit Hautkrankheiten, wohlbemerkt, denn ein bisschen Ableismus musste auch noch sein).

    Übermedien: Wenn Ihr dann noch „verabtert“ in „verabert“ ändert, wird ein Verb daraus. :)

  2. Vor allem danke ich für die recherchierten Zahlen.

    »Wiebke Hüster besprach seit 2006 neun Werke von Marco Goecke. Sieben mal waren ihre Besprechungen kritisch (aber nie persönlich) oder zumindest nicht euphorisch lobend, zwei (im Jahr 2021) waren genau das. Nur zur Einordnung: Der Choreograph hat insgesamt 83 Stücke inszeniert.«

    Als Ballett-Ahnungsloser hatte man in der Berichterstattung der letzten Woche ja das Gefühl, die brutale Frau hacke seit 20 Jahren ununterbrochen auf die arme Künstlerseele ein, die nach so langer Zeit des Leidens dann leider doch mal kurz die Nerven verliert und blablubli und bliblubla.

  3. Künstler – oder solche, die sich dafür halten – sind öfter ein mimosenhaftes Völkchen. Viele in ihnen meinen, nur schon, weil sie sich angestrengt hätten, müsse das Ergebnis ihrer Arbeit gelobt werden. Wer mal mit KritikerInnen spricht, die vor allem auf regionaler Ebene schreiben, erfährt von Anrufen in Redaktionen, beleidigten und beleidigenden Briefen und vom verweigertem Handschlag des sich ungerecht behandelt Fühlenden. Kurz: Kindergartenverhalten. Das aber Folgen hat. Die Kritiker/Kritikerinnen kritisieren irgendwann nur noch „durch die Blume“, weil sie auf lokaler/regionaler Ebene den „Mimosen“ kaum ausweichen können. Das Publikum wiederum bekommt Kritiken vorgesetzt, die es erst „übersetzen“ muss. Wer den Kritiker kennt, weiss irgendwann, dass „zeigte Intonations-Schwierigkeiten“ im Klartext heisst: hat grausam falsch gesungen/gespielt. „Der Künstler reagierte verstimmt auf die Geräusche aus dem Publikum“ heisst dann, „der Künstler lief schimpfend aus dem Raum und kündigte an, erst wieder zu kommen, wenn der Geräusch verursachende Zuhörer aus dem Raum gewiesen wurde“. Wenn KritikerInnen dann auch noch mit tätlichen Angriffen rechnen müssen, wird irgendwann entweder nicht mehr über die Kunstschaffenden geschrieben (was noch die bessere Variante wäre) oder es wird nur noch gelobhudelt.

  4. Ernstes Thema gut aufgearbeitet. Danke. Trotzdem musste ich mich über die zweite Subheadline „Erstaunliche Anal-ogie“ beömmeln. Bin wahrscheinlich immer noch 14 … ;-)

  5. Eigentlich ist das ein einziger WTF-Moment, aber danke für die Aufarbeitung.
    Eine musste das ja machen.

  6. Schlage neben „Titel des Jahres“ als Nebenkategorie die „Bildunterschrift des Jahres“ vor und nominiere „Kann wirklich nichts dafür: der Dackel“ . Ein echtes Kunstwerk.

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