Ordensträger über Ordensträger

Pölzers „Bunte“: Wie wenig von den vielen Artikeln über Bastian Schweinsteiger noch übrig ist

Sieben Titelgeschichten hat „Bunte“ dieses Jahr über Bastian Schweinsteiger und Ana Ivanović gebracht – und dabei häufig Grenzen überschritten. Fotos, Textstellen, ganze Seiten mussten nachträglich geschwärzt werden. Und jetzt musste „Bunte“ auch noch eine Gegendarstellung drucken.

Meint man ja erst mal nicht, dass die beiden irgendwas gemeinsam haben: Hier der frühere Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, 41, Fußball-Idol, verehrt von Millionen; und dort: Robert Pölzer, 64, Chefredakteur des Klatschblatts „Bunte“. Aber doch, es verbindet sie etwas: Sie sind beide hochoffizielle Träger des Bayerischen Verdienstordens.  

Schweinsteiger erhielt ihn 2018 für seine fußballerischen Leistungen – das leuchtet ein. Und Pölzer wurde der Orden kürzlich erst von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder angeheftet, unter anderem für „journalistische Qualität, Verantwortung und Haltung“ und für „Richtung und Maß“, wie es in der Laudatio hieß – Pölzer bekam den Orden also ungefähr für das Gegenteil dessen, wofür er in Wirklichkeit steht.

"Bunte"-Chefredakteur Robert Pölzer neben Markus Söder
Ordensverleihung: Robert Pölzer (l.) und Ministerpräsident Söder Foto: Bayerische Staatskanzlei

Wie maßvoll und qualitativ das ist, was „Bunte“ so fabriziert, lässt sich derzeit ausgerechnet daran gut beobachten, wie Pölzers Zeitschrift über seinen Ordenskollegen Bastian Schweinsteiger und dessen Ehefrau, die frühere Tennispielerin Ana Ivanović, berichtet. 

Schweinsteiger und Ivanović haben sich kürzlich getrennt. Dass Medien das thematisieren, ist kein Problem. Beide sind prominent und haben ihre Ehe öffentlich inszeniert, zum Beispiel als Werbepaar für eine Klamottenmarke. Sie müssen also davon ausgehen, dass eine Trennung ebenfalls Schlagzeilen macht. Denn wer Privates preisgibt, etwa in Interviews, weicht damit immer auch ein bisschen sein Persönlichkeitsrecht auf.

So eine „Selbstöffnung“ wirkt aber natürlich nicht schrankenlos, es gibt immer noch Grenzen für die Presse, was die Privatsphäre betrifft, auch bei Prominenten. Es sind Grenzen, die Robert Pölzers „Bunte“ gerne im Laufschritt überschreitet.

Alle sieben „Bunte“-Titelseiten über Bastian Schweinsteiger und Ana Ivanović aus dem Jahr 2025.
Sieben mal Schweinsteiger und Ivanović auf „Bunte“Cover: „Bunte“

Insgesamt sieben große Titelgeschichten hat „Bunte“ dieses Jahr über Schweinsteiger und Ivanović gebracht, so oft war dort sonst niemand zu sehen. Die meisten dieser Storys haben anschließend mehrere Anwälte beschäftigt, und die meisten dieser Storys mussten daraufhin entweder teilweise geschwärzt oder komplett zurückgezogen werden, weil sie etwa die Privatsphäre verschiedener Personen verletzten oder falsch waren.

Gegendarstellung von Ana Ivanović

Von dem vorerst letzten Cover, das vor zwei Wochen erschien, ist jetzt schon nicht mehr viel übrig. Genauer gesagt: Nur noch Schweinsteiger und die Arme seiner Frau, es ist der vielleicht schönste „Bunte“-Titel seit langem:  

Nachträglich geschwärzter „Bunte“-Titel, Nr. 36/2025: Ursprünglich Foto von Bastian Schweinsteiger mit seiner Ehefrau. Von ihr sind nur noch die Arme übrig, die sie um ihn legt. Kopf und Schultern wurden geschwärzt.
Nun kopflos: „Bunte“-Titel über Bastian Schweinsteiger und Ana IvanovićCover: „Bunte“ 36/2025

Bewirkt hat das der Medienanwalt Christian Schertz. Und mehr noch: Er hat für Ana Ivanović durchgesetzt, dass „Bunte“ nur eine Woche später, auf der aktuellen Titelseite, eine Gegendarstellung drucken muss – und zusätzlich auf einer halben Seite im Innenteil.

Titel der Zeitschrift „Bunte“ (37/2025) mit Ankündigung einer Gegendarstellung und halbseitige Gegendarstellung von Ana Ivanović im Innenteil. Der gesamte Text dort lautet: „Auf der Titelseite der BUNTE vom 28.08.2025 heißt es: ,ANA IVANOVIC & BASTIAN SCHWEINSTEIGER – Liebes-Comback gescheitert – Ana bot ihm nach dem Bekanntwerden seiner Affäre die Chance zur Versöhnung an. Warum der Fußball-Star ablehnte‘ Hierzu stelle ich fest: Ich habe Bastian Schweinsteiger nach Bekanntwerden seiner Affäre keine Chance zur Versöhnung angeboten, so dass er auch nicht ablehnte. Palma, 27.08.2025, Ana Ivanović Anmerkung der Redaktion: Ana Ivanović hat Recht.“
Gegendarstellung von Ana Ivanović auf und in „Bunte“ 36/2025

Das gab es lange nicht bei „Bunte“. Und so schnell erscheinen Gegendarstellungen eigentlich nie, meistens dauert es Monate, bis so etwas durchgefochten ist. Hier reichte offenbar schon ein böser Blick von Schertz und die Drohung, zu klagen, und „Bunte“ gab nach. Dem Burda-Verlag war wohl bewusst, vor Gericht nicht so gute Chancen zu haben. Womöglich wäre es dort noch schlechter ausgegangen. Gegendarstellungen sollen nämlich eigentlich in der Größe der ursprünglichen Berichterstattung erscheinen, in diesem Fall hätte das also fast die ganze Titelseite eingenommen – was sehr peinlich gewesen wäre. Aber peinlich ist es ja auch so.  

„Bunte“ hatte behauptet, Ivanović habe Schweinsteiger „nach Bekanntwerden seiner Affäre die Chance einer Versöhnung“ angeboten, die er abgelehnt habe. Wozu Ivanović nun feststellt: Nein, hat sie nicht. Dementsprechend habe er auch nicht abgelehnt. Unter der Gegendarstellung räumt „Bunte“ ein: 

„Ana Ivanović hat Recht.“

Was übersetzt bedeutet: Die ganze Titelgeschichte von vor zwei Wochen war falsch, eine Erfindung. Oder wie Markus Söder vielleicht sagen würde: „journalistische Qualität“.      

„Bunte“ fragt nicht

Das alles hätte sich vermeiden lassen, würde man sich nicht auf Gerüchte irgendwelcher „Kreise“ verlassen, sondern mal bei denen anfragen, um die es geht, wie es journalistisch auch notwendig wäre. Aber „Bunte“ fragt nicht, „Bunte“ schreibt einfach. Und wenn es Ärger gibt, tja, Auflage und Geld hat der Burda-Verlag dann ja schon gemacht. 

Seit April geht das nun so. Damals berichtete das Klatschblatt erstmals über ein mögliches „Liebes-Aus“. Man habe „exklusive Details“ erfahren, „aus TV-Kreisen“, wie es nebulös hieß. Ivanovićs Anwalt bestätigte die Trennung später, er nannte „unüberbrückbare Differenzen“ als Grund; weitere Angaben mache man dazu nicht. Und dann holte „Bunte“ die schmutzige Wäsche raus.

Fotos von vor fast 20 Jahren

Mitte Juni zeigte das Blatt Schweinsteigers angebliche neue „Flamme“, ließ deren Ex-Partner ausführlich zu Wort kommen und füllte eine ganze Seite mit Details über die Frau, garniert mit Fotos von ihr: mal lasziv im Bikini, mal auf allen Vieren im Kleid, mit Blick in die Kamera. Laut „Bunte“ stammt dieses Bild von einem Tanzfestival, das sie mit ihrer „Schultanzgruppe“ besucht habe – vor fast 20 Jahren. Als das Foto entstand, war die Frau offenbar gerade volljährig, auf dem anderen dürfte sie nicht viel älter sein. Wie groß die Freude bei „Bunte“ über diese Bilder war, ist nicht bekannt.  

Zwei Seiten aus „Bunte“ 25/2025, zu großen Teilen wurden Bilder und Text nachträglich mit schwarzen oder grauen Balken versehen.
Geschwärzt: „Bunte“ 25/2025 (ein Foto zusätzlich verpixelt von uns)

Übrig ist von der Seite so gut wie nichts mehr, auch große Teile des restlichen Textes mussten geschwärzt werden. Die Frau, die keine Prominente ist, hat sich offenbar erfolgreich dagegen gewehrt. „Bunte“ zeigt sie in aktuelleren Artikeln nur noch verpixelt. Aber erst mal wurde sie der Öffentlichkeit zur Anschauung präsentiert. 

Heimlich fotografiert

Und „Bunte“ legte noch einmal nach: mit Paparazzi-Bildern, die Schweinsteiger in Begleitung am Strand eines Beach-Clubs zeigten. Der Ex-Fußballer verhalte sich „ungeniert“ und mit mangelnden Respekt gegenüber seiner Ehefrau, zeigefingerte Pölzers Redaktion. Das ist ohnehin die Blattlinie: Er, der böse Ehemann und Vater, der seine Familie verlässt, sie die starke, schöne Frau, der er das alles antut.

Zwei Seiten aus „Bunte“ 30/2025, die meisten Bilder wurden nachträglich mit grauen Balken und der Aufschrift versehen: „Aus rechtlichen Gründen darf dieses Bild nicht mehr veröffentlicht werden“.
Geschwärzt: „Bunte“ 30/2025

Auch diese Geschichte wurde weitgehend geschwärzt. Wer dagegen vorgegangen ist, ob Schweinsteiger, seine Begleitung oder beide, ist unklar. Sicher ist nur: Dass Fotos privater, teilweise intimer Momente in Klatschmedien breitgetreten werden, muss auch Bastian Schweinsteiger als Promi nicht akzeptieren. Es verletzt seine Privatsphäre, auch wenn „Bunte“ es im Text noch so ausgelegt hatte, dass er sich ja nicht verstecke, weil er sich an einem Strand zeigte. Oder genauer: am Privatstrand eines Hotels. 

So also verfährt der eine Ordensträger mit dem anderen, und mit Menschen in seinem Umfeld. Ist das preisverdächtig? Das müsste man mal klären. Der Bayerische Verdienstorden kann nämlich aberkannt werden, wenn sich ein Träger als „unwürdig“ erweist. Womit allerdings, zugegeben, hier nicht zu rechnen ist. Der frühere Journalist Markus Söder sieht in Robert Pölzer wahrscheinlich weiterhin einen guten Kollegen.

4 Kommentare

  1. Klatschblätter leisten keinen Beitrag zur Information oder Bildung, sie sind reine Unterhaltung. Deshalb gilt hier mehr als irgendwo sonst: hat sind das Ganze unter’m Strich finanziell gelohnt? Wenn ja, wird es genau so wieder passieren.

  2. Man sollte einmal darüber nachdenken, das Presserecht gegenüber Prominenten weniger streng auszulegen.
    In Großbritannien ist mann viel liberaler und berücksichtigt, dass Leute wie Schweinsteiger einen grossen Teil ihrer Einkünfte, nach der Karriere, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit verdanken
    Das würde auch verhindern , dass Leute wie Herr Scherz sich eine goldene Nase verdienen.

  3. @Xennial

    Das eine ist sicherlich der finanzielle Aspekt. Der andere aber womöglich, dass die Verantwortlichen auf Gala-Abenden ihr Tun als gesellschaftlich relevant und journalistisch wertvoll deklarieren können und darin noch von den Söders dieser Welt unterstützt werden.

    @Axel Heiderhoff

    Das Spannungsfeld zwischen erwünschter und unerwünschter Berichterstattung besteht bei Prominenten natürlich grundsätzlich, aber es kann ja nicht die Lösung sein, Lügen über diese Menschen verbreiten oder nicht-Prominente an die Öffentlichkeit zerren zu dürfen.

  4. @Alex Heiderhoff (#2):

    Es ist ja nur die eine Seite, das Privatleben von Promis zu schützen. Die andere Seite wäre, die Öffentlichkeit vor solchen Lügengeschichten zu schützen (ja, auch wenn es nur Klatsch ist). Will man diese Aufgabe in die Hände des Staates legen? Besser nicht – ich will jedenfalls keine Abteilung des Innenministeriums haben, die über wahr und falsch im Journalismus entscheidet.

    „Eine Zensur findet nicht statt“, also muss man im Nachhinein ran – und da braucht es dann Kläger, Anwälte wie Scherz und Gerichte (oder die Angst vor ihnen). Auch wenn man die Lauterkeit von Leuten wie Scherz hinterfragen kann, sorgen sie doch für geschwärzte Seiten en masse. Und das erscheint mir erfreulich – auch wenn es das Geschäftsmodell der Klatschblätter wohl leider nicht nachhaltig beschädigen kann.

Einen Kommentar schreiben

Mit dem Absenden stimmen Sie zu, dass Ihre Angaben gemäß unseren Datenschutzhinweisen gespeichert werden. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.